Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 250: Der Glaube des Hauptmanns, Teil 2
Einführung in die Begegnung mit dem Hauptmann
Schauen wir uns heute noch einmal einen römischen Hauptmann an, den Jesus einfach nur toll findet.
In Lukas 7,1-2 heißt es: Nachdem Jesus alle seine Worte vor den Ohren des Volkes vollendet hatte, ging er nach Kapernaum hinein. Ein Hauptmann aber hatte einen Knecht, der ihm wert war. Dieser Knecht war krank und lag im Sterben.
Das Erste, was wir über diesen Hauptmann lernen, ist dies: Er hat Mitgefühl. Sein Knecht ist todkrank, und das ist ihm nicht egal.
Der Hauptmann bittet Jesus um Hilfe
Lukas 7,3: Als der Hauptmann von Jesus hörte, sandte er Älteste der Juden zu ihm und bat ihn, dass er komme und seinen Knecht gesund mache.
Dieser Mann ist nicht gleichgültig. Er weiß etwas über Jesus und kennt natürlich auch seinen Ruf als Heiler. Trotz seiner Stellung als Römer scheut er sich nicht, diesen außergewöhnlichen jüdischen Rabbi um Hilfe zu bitten.
Er geht sogar noch einen Schritt weiter: Er schickt die Ältesten der Juden, die Gemeindeleiter von Kapernaum, zu Jesus. Diese können nur Gutes über den Hauptmann berichten.
Die Wertschätzung des Hauptmanns in der jüdischen Gemeinde
Lukas 7,4-5: Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig und sagten: „Er ist würdig, dass du ihm dies gewährst, denn er liebt unser Volk, und er selbst hat uns die Synagoge erbaut.“
Der Hauptmann hat Mitleid mit seinem Knecht, aber es gibt noch mehr: Er zeigt eine Liebe zu Israel als Volk. Wie weit diese Liebe reicht, wissen wir natürlich nicht genau. Doch er hat für Kapernaum eine Synagoge erbaut, was ihm in den Augen der Bevölkerung ein hohes Maß an Anerkennung eingebracht hat.
Dieser Hauptmann erinnert ein wenig an einen anderen Hauptmann, Cornelius. Über ihn heißt es in Apostelgeschichte 10,1: „Es war aber ein Mann in Cäsarea mit Namen Cornelius, ein Hauptmann von der sogenannten italischen Schar, fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus, der dem Volk viele Almosen gab und allezeit zu Gott betete.“
Bei Cornelius handelt es sich um einen Heiden, der im Gott Israels etwas gefunden hat, was ihm seine anderen Götter nicht geben konnten. Vielleicht war das häufiger, als wir heute annehmen. In einer polytheistischen Gesellschaft muss der strenge jüdische Monotheismus mit seinen klaren ethischen Normen für nachdenkliche Heiden sehr ansprechend gewesen sein.
Die Haltung des Hauptmanns gegenüber Jesus
Aber kommen wir zu unserem anderen Hauptmann zurück. In Lukas 7,6 heißt es: Jesus aber ging mit ihnen. Als er aber schon nicht mehr weit vom Haus entfernt war, sandte der Hauptmann Freunde zu ihm und ließ ihm sagen: „Herr, bemühe dich nicht, denn ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach trittst.“
Was für eine geniale Formulierung! Mir scheint, dass die Ältesten den Hauptmann falsch verstanden haben. Sie sorgen dafür, dass Jesus sich mit ihnen zum Haus des Hauptmanns aufmacht. Doch als der Hauptmann davon erfährt, schickt er seine Freunde.
Der Hauptmann will, dass Jesus seinen Knecht heilt, aber in seiner Vorstellung ist es dafür nicht nötig, dass Jesus zu ihm kommt. So viel Aufwand wollte er diesem Rabbi gar nicht bereiten. „Ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach trittst.“
Was noch hinzukommt, erfahren wir, wenn Petrus nach Pfingsten doch einmal das Haus eines Heiden betritt und dann von vermeintlich rechtgläubigen Christen zurechtgewiesen wird. Ihr Vorwurf an Petrus lautet in Apostelgeschichte 11,3: „Du bist bei unbeschnittenen Männern eingekehrt und hast mit ihnen gegessen.“
Ja, das hatte er getan, aber auf Geheiß des Heiligen Geistes. Daher löst sich die Anschuldigung auch in Wohlgefallen auf. Es wird jedoch klar, dass es für einen rechtgläubigen Juden unmöglich war, das Haus eines Heiden zu betreten oder mit ihm zu essen.
Der Hauptmann in unserer Erzählung weiß das und akzeptiert es. Das ist umso interessanter, wenn man begreift, dass ein Hauptmann – oder ein anderes Wort dafür ist Centurio – eine etwa achtzig Mann starke Infanterieeinheit befehligte.
Der Glaube des Hauptmanns und sein Verständnis von Jesu Vollmacht
Aber noch etwas ist an diesem Mann interessant, nämlich wie er Jesus sieht. Wenn er formuliert „Herr, bemühe dich nicht“, könnte man bei „Herr“ noch an eine höfliche Anrede denken. Doch wenn man weiterliest, wird deutlich, dass er auf eine ganz besondere Weise über diesen Rabbi Jesus denkt.
In Lukas 7,7-8 heißt es: „Darum habe ich mich selbst auch nicht für würdig gehalten, zu dir zu kommen, sondern sprich ein Wort, und mein Diener wird gesund werden. Denn auch ich bin ein Mensch, der unter Befehlsgewalt steht, und ich habe Soldaten unter mir. Ich sage zu diesem: Geh hin, und er geht; und zu einem anderen: Komm, und er kommt; und zu meinem Sklaven: Tu dies, und er tut es.“
Bei diesem Hauptmann sind Mitleid, gute Werke, Demut und ein ganz besonderes Verständnis dafür, wer Jesus ist, deutlich zu erkennen. Das zeigt sich besonders an dem Vergleich, den er zieht. Er beschreibt sich selbst als jemanden, der unter Befehlsgewalt steht. Er sieht sich in einer Befehlskette, die vom Kaiser ganz oben bis zum einfachen Soldaten ganz unten reicht.
In dieser Befehlskette hat der Hauptmann einen Vorgesetzten, und er ist selbst Vorgesetzter für Soldaten, die unter ihm stehen. Für ihn ist es völlig klar, dass diese Untergebenen das tun müssen, was er sagt. „Ich sage zu diesem: Geh hin, und er geht; und zu einem anderen: Komm, und er kommt.“
Der Clou ist: So wie er selbst seinen Soldaten und Sklaven Aufträge erteilt, weil er Befehlsgewalt über sie hat, so hat in seinen Augen Jesus dieselbe Vollmacht über Krankheiten. In Lukas 7,7-8 sagt er: „Darum habe ich mich selbst auch nicht für würdig gehalten, zu dir zu kommen, sondern sprich ein Wort, und mein Diener wird gesund, denn auch ich bin ein Mensch, der unter Befehlsgewalt steht.“
Mit diesen Worten meint er zu Jesus: So wie ich meine Sklaven wegschicke, kannst du die tödliche Krankheit meines Dieners einfach wegschicken. Du musst nicht in mein Haus kommen, du musst einfach nur ein Wort sprechen. Mehr mache ich bei meinem Sklaven auch nicht.
Die Bedeutung des Glaubens des Hauptmanns
Tolle Haltung, oder? Wisst ihr, wie man diese Haltung nennt? Es ist die Haltung, bei der man einem anderen vertraut, dass er das Potenzial hat, zu retten. Diese Haltung nennt man Glauben.
Wie außergewöhnlich dieser Glaube ist, werden wir uns in der nächsten Episode anschauen. Für heute genügt es mir, euch diesen Hauptmann und seinen Charakter vorzustellen.
Er ist der Prototyp eines Menschen, der durch Glauben gerettet wird. Bei ihm finden sich Mitleid, gute Werke, Demut und ein festes Vertrauen in die Vollmacht Jesu.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, wie sich deine Definition von Glauben verändert, wenn du den Hauptmann als Vorbild nimmst.
Ist das alles für heute? Ostern steht vor der Tür. Nimm dir in der kommenden Woche Zeit, um Jesus auf eine sehr persönliche Weise allein anzubeten und ihm für das zu danken, was er am Kreuz für dich getan hat.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
