Einleitung
Zuerst eine erfreuliche Nachricht: Die Missionare und Mitarbeiter von Shelter Now sind frei! Noch am 10. Oktober 01 war zu lesen: Niemand im Westen weiss, ob sie überhaupt noch leben: die acht wegen angeblicher christlicher Missionierung" inhaftierten Mitarbeiter der karitativen Organisation Shelter Now".[1] Man vermutete, dass sie zum Tod verurteilt würden. Einer der deutschen Mitarbeiter, Georg Taubmann, arbeitete Jahrelang in Pakistan und wechselte erst wenige Monate auf Einladung der Taliban nach Afghanistan. Im August wurde er mit seinen Mitarbeitern festgenommen und eingesperrt. Nach gut drei Monaten ist nun das unerwartete geschehen. Durch die Vertreibung der Taliban, sind die Gefangenen freigekommen.
Leider geht es nicht immer so erfreulich aus. So mussten kürzlich 3 Missionare die am 31. Januar 1993 in Kolumbien entführt wurden und seither verschollen sind, endgültig für Tod erklärt werden.[2] Und auf den Philippinen wird immer noch das amerikanische Missionsehepaar Gracia und Martin Burnham vom islamischen Extremisten Abu Sayyaf" (Schwert des Herrn) festgehalten und es ist völlig unklar, ob sie aus dieser Gefangenschaft frei kommen werden, oder ob man sie köpfen wird, wie das Abu Sayyaf bereits mit anderen Menschen tat.[3]
Glauben an Jesus geht ja für viele Menschen gut, solange das Ganze gemütlich bleibt. Akzeptiert sein, anerkannt sein – dann ist Jesus grosse Klasse, aber wenn es Schwierigkeiten gibt, wenn es Spott gibt, wenn es Widerstand gibt, wenn ich nicht mehr befördert werde, wenn wir wegen unserem Glauben um unser Leben bangen müssen – was dann? Weltweit werden Christen verfolgt und getötet. Wussten Sie, dass die am meisten um ihres Glaubens willen verfolgten Menschen heutzutage die Christen sind? Wussten Sie, dass in 86 Ländern Christen ihren Glauben nicht frei ausüben können? Die Skala reicht dabei von rechtlicher Benachteiligung bis hin zu heftigster Verfolgung. Wussten Sie, dass täglich Christen wegen ihres Glaubens misshandelt, ins Gefängnis geworfen oder getötet werden?
Der englische baptistische Theologe David Pawson meint sogar: Christen und Juden müssen sich auf Verfolgung einstellen, weil man sie zu Sündenböcken für kommende globale Katastrophen machen wird. [4] Osama bin Laden verkündet in einem Video, das am 7. Oktober ausgestrahlt wurde: Der Krieg gegen die Juden und die Christen hat begonnen.[5] Der US-Menschenrechtler Paul Marshall geht davon aus, dass Bin Laden ein Förderer der Christenverfolgung sei.[6] In eine ganz schwierige Zeit der Christenverfolgung schreibt Petrus der Gemeinde: Meine Lieben, wundert euch nicht über die harte Probe, die wie ein Feuersturm über euch gekommen ist. Sie kann euch nicht unerwartet treffen; (1.Petr 4,12)
Eine Selbstverständlichkeit
Verfolgung ist für uns Christen nie etwas fremdes. Wenn wir davon überrascht sind, dass Christen verfolgt werden und leiden müssen, dann haben wir unsere Bibel nicht richtig gelesen. Die Bibel berichtet nämlich ausserordentlich viel über Verfolgung. Jesus sagt den Jüngern, was bis heute Gültigkeit hat: Denkt an das, was ich euch gesagt habe: Kein Diener ist grösser als sein Herr. Wie sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Und soviel oder sowenig sie sich nach meinem Wort gerichtet haben, werden sie sich auch nach dem euren richten. (Joh 15,20)Wer nicht damit leben kann, Aussenseiter zu sein, der wird es als Christ sehr schwer haben. Er wird bestimmt kein fröhlicher Christen sein. Ob uns das nämlich gefällt oder nicht, wir sind Aussenseiter und wir werden es immer bleiben. Was aber nicht heisst, dass wir immer Anstoss und Widerstand verursachen und es heisst auch nicht, dass wir in den Augen der Menschen immer auf der Verliererseite stehen.
Die Treue zu Jesus hat Auswirkungen auf zwei Seiten. Die einen können durch diese Treue sehr erfolgreich sein. Wir sehen das im Hebräerbrief beschrieben: In solchem Vertrauen kämpften sie gegen Königreiche und trugen den Sieg davon. Sie sorgten für Recht und durften erleben, dass Gott seine Zusagen erfüllt. Sie verschlossen den Rachen von Löwen (Hebr 11,33) und löschten glühendes Feuer. Sie entrannen dem Tod durch das Schwert. Sie waren schwach und wurden stark. Im Kampf wuchsen ihnen Heldenkräfte zu, sie trieben fremde Heere zurück. (Hebr 11,34) In solchem Vertrauen bekamen Frauen ihre Toten als Auferstandene lebendig zurück. (Hebr 11,35a)
Aber es gab eben auch das andere, dass der Glaube und die Treue zu Gott dazu führte, dass Menschen wegen ihrem Glauben ganz fürchterliche Zeiten erleben mussten. Doch andere in Israel liessen sich zu Tode foltern, sie weigerten sich, die angebotene Freilassung anzunehmen; denn sie wollten zu einer weit besseren Auferstehung gelangen. (Hebr 11,35b) Andere wiederum wurden verspottet und ausgepeitscht, gefesselt und ins Gefängnis geworfen. (Hebr 11,36) Sie wurden gesteinigt, zersägt und mit dem Schwert hingerichtet. Sie zogen in Schaf- und Ziegenfellen umher, notleidend, bedrängt, misshandelt. (Hebr 11,37) Wie Flüchtlinge irrten sie durch Wüsten und Gebirge und lebten in Höhlen und Erdlöchern. Die Welt war es nicht wert, dass solche Menschen in ihr lebten. (Hebr 11,38)
Und manchmal erlebt man beides im Verlauf eines Lebens, dass der Glaube zu sichtbaren Siegen und er zu vermeintlichen Niederlagen führt. Paulus kannte auch beides in seinem Leben, den Philippern schrieb er: Ich kann Not leiden, ich kann im Wohlstand leben; mit jeder Lage bin ich vertraut. Ich kenne Sattsein und Hungern, ich kenne Mangel und Überfluss. (Phil 4,12)Wie es uns geht, liegt ganz und gar nicht in unseren Händen. Wir haben im Moment einfach das Glück, unseren Glauben in aller Freiheit praktizieren zu dürfen, das war in Zürich nicht immer der Fall, während Christen in anderen Ländern verfolgt werden.
Wenn sich die Stimmung in einem Volk ändert, kann das schlagartig anders werden. Wir sehen das im Dritten Reich, wo die Juden verfolgt wurden. Da zählte nichts mehr. Ob jemand gebildet war oder nicht, ob er reich oder arm war, ob er mit Überzeugung Jude war oder nicht. Es zählte einfach die Tatsache, dass er Jude war. Sie wurden zu Unmenschen erklärt, mit denen man machen konnte, was man wollte. So wird es auch sein, wenn wir als Christen verfolgt werden. Nichts mehr zählt, einzig die Tatsache, dass wir Jesus lieben und nicht bereit sind ihn zu verleugnen, das wird uns zum Verhängnis werden. Egal welchen sozialen Status wir bekleiden, wir werden zu Unmenschen erklärt, die für das Wohlbefinden der Gesellschaft hinderlich sind. Eine Gefahr, die man beseitigen muss. In der Offenbarung wird uns eine Zeit beschrieben, wo die Menschen, die sich zu Jesus halten keine Chance mehr haben. Wer dazu bestimmt ist, gefangen zu werden, kommt in Gefangenschaft. Wer dazu bestimmt ist, mit dem Schwert getötet zu werden, wird mit dem Schwert getötet. Dann braucht Gottes heiliges Volk Standhaftigkeit und Treue! (Offb 13,10)Da hilft dann auch das Gebet um Freilassung nichts, wir werden einfach sterben müssen.
Jesus ist uns Vorbild in schweren Zeiten. An ihm sollen wir uns orientieren. Wir wollen den Blick auf Jesus richten, der uns auf dem Weg vertrauenden Glaubens vorausgegangen ist und uns auch ans Ziel bringt. Er hat das Kreuz auf sich genommen und die Schande des Todes für nichts gehalten, weil eine so grosse Freude auf ihn wartete. Jetzt hat er den Platz an der rechten Seite Gottes eingenommen. (Hebr 12,2) Denkt daran, welche Anfeindung er von den sündigen Menschen erdulden musste! Das wird euch helfen, mutig zu bleiben und nicht aufzugeben.(Hebr 12,3)Wenn wir denken, wir schaffen es nicht, dann sollen wir auf Jesus schauen und seinem Vorbild folgen.
Es lohnt sich
Warum sind Menschen, die eigentlich Leidensscheu sind, bis heute bereit für Jesus zu leiden? Die Antwort ist klar: Weil es sich lohnt für Jesus zu leiden. Es lohnt sich an Jesus festzuhalten. Es lohnt sich für Jesus zu sterben. Wir sind doch privilegierte Menschen! Wir haben etwas, für das es sich zu Leben lohnt: Jesus! Wir haben etwas, für das es sich zu Sterben lohnt: Jesus! Viele Menschen wissen weder für was sie eigentlich Leben, noch was der Tod bringen wird. Wir wissen das! Deshalb sagt Paulus: Wenn wir leben, leben wir für den Herrn, und auch wenn wir sterben, gehören wir dem Herrn. Im Leben wie im Sterben gehören wir dem Herrn. Rö.14,8. Was uns zum Leiden befähigt sind zwei Dinge.
In Jesus geborgen sein
Wir lieben Jesus und kennen ihn. Wir wissen, was er für uns getan hat. Wir können uns nicht einfach von ihm lossagen und so tun, als würde er uns nichts mehr bedeuten. Genauso wenig, würde ich behaupten meine Frau nicht zu kennen noch zu behaupten meine Kinder würden nicht zu mir gehören. Ich bin in Jesus geborgen, weil ich weiss, dass mich nichts von ihm trennen wird.
Paulus schrieb den Römern: Gott ist für uns; wer kann uns da noch etwas anhaben? Rö.8,31b. Was kann uns da noch von Christus und seiner Liebe trennen? Not? Angst? Verfolgung? Hunger? Entbehrungen? Lebensgefahr? Das Schwert des Henkers? Mit all dem müssen wir rechnen, denn es heisst in der Schrift: Deinetwegen sind wir ständig vom Tod bedroht; man behandelt uns wie Schafe, die zum Schlachten bestimmt sind. Und doch: In all dem tragen wir einen überwältigenden Sieg davon durch den, der uns so sehr geliebt hat. Ja, ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch unsichtbare Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch gottfeindliche Kräfte, weder Hohes noch Tiefes, noch sonst irgend etwas in der ganzen Schöpfung uns je von der Liebe Gottes trennen kann, die uns geschenkt ist in Jesus Christus, unserem Herrn. Rö.8,35-39.
Leben wir heute schon mit dieser Wirklichkeit? Oder stellen wir die Liebe Gottes zu uns immer in Frage, wenn uns etwas unangenehmes im Leben begegnet?
Klarer Blick auf die Herrlichkeit (es lohnt sich!)
Ich bin überzeugt: Was wir in der gegenwärtigen Zeit noch leiden müssen, fällt überhaupt nicht ins Gewicht im Vergleich mit der Herrlichkeit, die Gott uns zugedacht hat und die er in der Zukunft offenbar machen wird. (Röm 8,18) dass auch sie eines Tages von der Versklavung an die Vergänglichkeit befreit werden und teilhaben an der unvergänglichen Herrlichkeit, die Gott seinen Kindern schenkt.(Röm 8,21)Wie klar ist uns die bevorstehende Herrlichkeit? Wie wichtig ist es uns dorthin zu kommne?
Schluss
Verfolgung ist für uns Christen nie etwas Fremdes, deshalb schrieb Petrus: Meine Lieben, wundert euch nicht über die harte Probe, die wie ein Feuersturm über euch gekommen ist. Sie kann euch nicht unerwartet treffen; (1.Petr 4,12)Aber es lohnt sich diese Zeiten durchzustehen und treu zu bleiben. Paulus sagt: Ich meine, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen, wenn wir an die Herrlichkeit denken, die Gott bald sichtbar machen und an der er uns teilhaben lassen wird. Rö.8,18.
Amen
----------------------- [1] Idea Spektrum, Nr. 41, 10, Oktober 2001.
[2] Idea Spektrum, Nr. 40.
[3] Idea Spektrum, Nr. 43, S. 15.
[4] Idea Spektrum, Nr. 43, S. 15.
[5] Idea Spektrum, Nr. 41, Rückseite.
[6] Idea Spektrum, Nr. 42, S. 12.