Geografischer und historischer Hintergrund der Gemeinden in Galatien
Die Gemeinden in Galatien – wissen Sie, wo das liegt? Galatien? Es gibt zwei Möglichkeiten. Eigentlich sind die beiden gar nicht so weit voneinander entfernt: der Landschaftsbegriff Galatien und die römische Provinz Galatien.
Man kann es sich ähnlich vorstellen, wenn ich ein einfaches Beispiel gebe: Die Provinz Kroatien deckt sich nicht ganz mit den Bewohnern Kroatiens in diesem Gebiet. Verstehen Sie? So ist die römische Provinz Galatien nicht ganz dieselbe wie die Landschaft Galatien. Der Unterschied ist klein, aber vorhanden.
Galatien liegt auf jeden Fall in der heutigen Türkei. Dort befinden sich die Gemeinden, an die Paulus einen Brief schreibt. Wir sind in der ersten Zeit, ganz nah nach dem Tod Jesu. Jesus ist wahrscheinlich im Jahr 34 gestorben. Wir befinden uns jetzt etwa im Jahr 50 oder 51, also ungefähr 16 bis 17 Jahre nach dem Tod Jesu.
Es gibt bereits eine Reihe blühender Gemeinden in diesem Gebiet der heutigen Türkei. Ich bin heute Nacht dorthin geflogen. Alles ist schneebedeckt, die Berge sind voll Schnee. Bis nach Teheran ist alles von schwerem Schnee bedeckt. Das hat einen starken Eindruck hinterlassen. Unten herrscht ein katastrophaler Schneezustand.
In dieser Türkei, in diesem Berggebiet, gab es blühende Gemeinden. Der Islam hat diese jedoch im siebten Jahrhundert fast vollständig ausgelöscht. Auch Nordafrika war damals stark missioniert und hatte viele christliche Gemeinden. Doch auch dort wurden diese durch die Macht des Islam zerstört.
Der Islam hat eine sehr antichristliche Haltung. Christus wird nicht als Gott angesehen, sondern nur als Prophet. Christus ist also nicht Gott.
Frühzeitliche Konflikte in den Gemeinden und die Bedeutung der Lehre
In diesen Gemeinden von Galatien gehen wir also zurück in die Anfangszeit. Dort hat sich ein Kampf entsponnen. Und das ist ja immer interessant: Ist Ihnen bewusst, dass es in der Frühzeit dieser Urchristengemeinde, dieser ersten Christengemeinde, ganz schwere Auseinandersetzungen gab?
Jeder der Briefe des Neuen Testaments ist in einer ganz schweren Feindschaft geschrieben. Leider ist es so, dass es in Christengemeinden immer Spannungen gab. Heute gibt es viele, die sagen, wir Christen dürften keine Spannungen haben. Aber es ist eine Realität, dass der Teufel mit Vorliebe in den Gemeinden ein Durcheinander schafft.
Nun könnte man sagen: „Seid doch einfach lieb und lasst jeden machen, was er will.“ Das geht aber nicht, weil es um die Beachtung der Lehre geht. Und das sehen wir in all den Briefen. Es sind zum Beispiel die Korintherbriefe, in denen es um Fragen geht, wie die Geistesgaben richtig in der Gemeinde eingesetzt werden. Dort geht es um das Zungenreden und die übrigen geistlichen Segnungen (1. Korinther 12-14).
Im Johannesbrief finden wir die Auseinandersetzung um die Leugnung der Gottessohnschaft Jesu. Wenn man die ganzen Briefe durchgeht, erkennt man, dass sie in großen Auseinandersetzungen geschrieben sind. Und immer wieder wird mit Deutlichkeit gesagt: Wer sich diesem Wort nicht unterwirft, der soll aus der Gemeinde ausgestoßen werden.
Das ist ein harter Anspruch. Gerade im Galaterbrief treibt Paulus das in einer besonderen Schärfe noch einmal weiter. Ich lese mal den Abschnitt:
„Paulus, ein Apostel, nicht von Menschen, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn auferweckt hat von den Toten, und alle Brüder, die bei mir sind, an die Gemeinden in Galatien: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der sich selbst für unsere Sünden dahingegeben hat, damit er uns errette von dieser gegenwärtigen bösen Welt nach dem Willen Gottes, unseres Vaters. Dem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.“
Das ist ein kurzer Vorspann, praktisch das Formelle. Der Gruß, die Absenderangabe oben, an wen er den Brief schreibt, die Adresse. Und nun fällt er gleich mit der Tür ins Haus.
Die zentrale Streitfrage: Das Evangelium und die Reinheitsgebote
Mich wundert, so die Sprache, mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasst von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem anderen Evangelium, obwohl es doch kein anderes gibt.
Nur dass einige da sind, die euch verwirren und das Evangelium Christi verkehren wollen. Aber auch wenn wir oder ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würden, das anders ist als das, was wir euch gepredigt haben, der sei verflucht. Auch wenn es ein Engel ist, der sei verflucht. Diesem Anspruch müssen wir uns heute Abend stellen.
Predige ich denn jetzt, Menschen oder Gott zu lieben? Oder suche ich, menschengefällig zu sein? Wenn ich noch menschengefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.
Um welche Streitfrage geht es im Galaterbrief? Es ging um eine ganz einfache, fast banale Sache. Die meisten ersten Christen kamen aus dem Judentum. Sie waren Leute, die in dem Mose-Gesetz, in der Tora, aufgewachsen waren. In den jüdischen Gemeinden war es überhaupt keine Frage, dass sie selbstverständlich zum Tempel gingen und sich zur Synagoge hielten, auch wenn sie wussten, dass Jesus der Messias ist. Sie hielten sich an die Gemeinde.
Von Anfang an aber hat Paulus in den Gemeinden, die damals aus der hellenistischen Welt kamen – also nicht aus dem Judentum, sondern aus der griechischen Kultur stammten und keine jüdischen Wurzeln hatten – mutig gesagt: Diese Gemeinden müssen nicht die ganzen jüdischen Reinheitsvorstellungen übernehmen.
Zum Beispiel hätte man ja sagen können, um des Friedens willen, man führe den Brauch ein, dass alle jungen Buben beschnitten werden, wie es die Juden machen. Paulus hat gesagt: Das eben nicht.
Warum Paulus das so rabiat an diesen Fragen der Reinigung und Beschneidung durchsetzt, ist interessant. Es ging ja immer wieder um die Tischgesetze, das Koscher-Kochen.
In Galatien waren plötzlich reisende Brüder eingetroffen, die den Gemeinden sagten: „Ja, wenn ihr richtige Christen sein wollt, ist es natürlich besser, wenn ihr euch auch in euren Speisevorschriften nach Levitikus (3. Mose), 4. Mose richtet, das koschere Kochen einführt und die Jungen doch wieder beschnitten werden. Schaden kann es ja sowieso nicht, und das ist sicher wohlgefälliger, denn schließlich hat es Gott so geordnet.“
Da sagt Paulus: Wer das tut, der verfälscht das Evangelium und verrät die Sache Jesu.
Die Bedeutung des Apostelamtes und der Wahrheitsanspruch des Evangeliums
Man könnte natürlich sagen, Paulus war ein Wirrkopf und ein Streithammel. Oder man könnte sagen, das ist Gottes Wort an uns heute. Wir müssen darauf achten, dass das Evangelium nicht durch Nebenthemen verfälscht wird.
Gehen wir nun der Reihe nach vor. Paulus legt großen Wert darauf, dass er Apostel ist. Aber was bedeutet eigentlich Apostel? Er sagt: Ich bin nicht durch einen Menschen eingesetzt. Das ist auch der Grund, warum wir nicht die Lehre der Neuapostel haben, die besagt, dass Apostel bis heute immer wieder ersetzt und neu als Amt eingesetzt werden.
In der Bibel wird der Begriff Apostel unterschiedlich gebraucht. Apostel bedeutet übersetzt „der Gesandte“. Man könnte also jeden Missionar einen Apostel nennen. Auch diese Bezeichnung kennen wir in der Bibel. Ich habe einmal für das große dreibändige Brockhaus Bibellexikon den Begriff Apostel bearbeitet. Darum ist mir das besonders noch lebendig in Erinnerung.
Der Apostel wird in der Bibel auch als Missionar gebraucht. Wenn man jedoch genau hinschaut, wird deutlich, dass es ein Wort ist, das immer etwas schillert. Der eigentliche Apostelbegriff, so wie er hier etwa gebraucht wird, meint eine ganz besondere Nähe zu Jesus. Die Apostel sind Zeugen der Auferstehung. Dieses Amt hat sich nicht fortgesetzt. Paulus hat zum Beispiel Timotheus nie später als Apostel bezeichnet oder gesagt: „Du wirst jetzt auch Apostel, ich setze dich ein.“ Mit dem Tod der ersten Apostel ist das Amt erloschen.
Die Apostel waren nur die ersten unmittelbaren Zeugen, die das Evangelium den Gemeinden übermittelt haben. Wir stehen heute auf dem Grund der Apostel und Propheten. Es ist ganz wichtig, dass wir keine neuen Prophetien oder neuen Lehren wollen, sondern immer wieder zurückdenken. Es gibt viele, die sagen, wir müssten in unserer Zeit etwas völlig Neues bringen. Nein, eben nicht. Wir müssen in unserer Zeit das alte Erbe der Apostel und Propheten unversehrt bewahren.
Die Gemeinde ist gegründet auf dem Grund der Apostel und Propheten. Paulus sagt: Mein Apostelamt habe ich nicht von Menschen erhalten. Es ist also nicht eines, das etwa von einer demokratischen Mehrheit umgestimmt werden könnte. Das war ihm wichtig. Selbst wenn 99 der damaligen Gemeindeglieder dagegen sprechen würden, bleibt die Wahrheit des Evangeliums allein Jesus anvertraut.
Paulus’ Anspruch ist so, dass entweder er lügt oder man ihm folgen muss. An dieser Stelle muss man überlegen, was Paulus hier so radikal fordert. Es zwingt zum Gehorsam. Er ist durch Christus berufen. Wir kennen die Geschichte, wie er vor Damaskus die Erscheinung Christi hatte und in den Dienst genommen wurde. Darum ist er auch mit dieser Leidenschaft ein Vertreter, der über die Wahrheit der Lehre wacht.
Die Herausforderung der heutigen Zeit im Umgang mit der Wahrheit des Evangeliums
Liebe Schwestern und Brüder,
in unseren Tagen gilt das nicht mehr viel. Es gibt immer wieder Wellen, in denen man sagt, die Wahrheit des Evangeliums sei entscheidend. Warum ist das so? Das liegt daran, dass wir eine Zeit hatten, Jahrhunderte lang, in denen man sich sehr viel allein mit der Wahrheit beschäftigt hat. Dabei wurde die Wahrheit so trocken gelehrt, dass sie einen nicht mehr stark bewegt hat.
Ein einfaches Beispiel stammt vielleicht aus der Zeit der sogenannten orthodoxen, rechten Lehre: Ein Pfarrer am Ulmer Münster hat 40 Jahre lang über das Buch Hiob gepredigt. Er hätte auch mal einen anderen Text wählen können, aber er war so überzeugt, dass er die Wahrheit predigte, dass er dachte, die Wahrheit müsse es also wirklich sein.
So denke ich, man muss sich auch ein wenig Sorgen machen, wie die Lehre wieder die Menschen erreicht. Man muss schauen, wie die armen Konfirmandinnen und Konfirmanden auch ein wenig ergriffen werden von der Lehre.
Heute stehen wir vor dem Problem, dass, wenn man die theologische Geschichte der letzten dreißig, vierzig Jahre kennt, weiß, dass alles nur noch darauf gelegt wurde, das Evangelium sei eine Anrede an den Menschen. Aber wenn man einen Theologen fragt: Was glaubst du? Was ist der Inhalt, die Lehre? Ist Jesus der Gottessohn oder ist er nur Mensch? Dann können sie keine Antwort mehr geben. Ist er auferstanden oder nicht? Ist sein Blut Versöhnung für die Sünden und nicht für die Nichten? Ja, das war's des Glaubens, kann man nicht mehr beantworten.
Als ich noch studiert habe, war es eine einsame und fast verrückte Theorie, die besagte: Es ist gar nicht wichtig, was man glaubt, Hauptsache, dass man glaubt. Dümmer kann man es gar nicht mehr sagen. Das ist kein Quatsch, sondern: Was man glaubt, ist entscheidend wichtig.
Zum Beispiel haben berühmte Theologen gesagt, es komme beim Glauben hauptsächlich auf die persönliche Beziehung an. Aber das Glauben hat auch einen Inhalt. Das Glauben hat auch ein „Was glaube ich?“
Und das ist heute einfach durch eine völlig einseitige Existenzphilosophie geprägt. Martin Heidegger hat den Theologen hier ein wenig den Kopf verdreht. Was er sich im Hintergrund der geistesgeschichtlichen Lage unseres Denkens vorstellte, hat es viel zu arg zugespitzt auf das Reden: Gott muss mich anreden. Aber dass Gott auch mir eine Mitteilung macht, mir eine Offenbarung gibt und mir auch eine Wahrheit übermittelt, dass die Schrift mir den Inhalt meines Glaubens gibt – das ist so wichtig.
Darauf legt Paulus seinen Wert und sagt: Ich übermittle euch doch etwas, und an dieser Mitte des Evangeliums, der Lehre, der Wahrheit, darf nicht gerüttelt werden.
Die Mitte des Evangeliums: Jesus Christus als Erlöser
Er fasst es so zusammen, dass er selbst dieses Evangelium noch einmal kurz darstellt. Er sagt, Jesus hat sich für unsere Sünden dahingegeben, damit er uns rette aus dieser gegenwärtigen bösen Welt, nach dem Willen Gottes, unseres Vaters.
Die Menschen werden bis zu ihrer Todesstunde nie weiterkommen, als dass dies der Grund ihres Glaubens ist: Jesus hat mir Barmherzigkeit geschenkt, mir ist Erbarmen widerfahren, und ich werde gerettet, weil Jesus mir täglich meine Sünden vielfach vergibt. Das ist die Mitte des Evangeliums, das Herz. Dort erlebe ich Gottes Liebe und Freundlichkeit.
Es gibt noch andere Themen in meinem Glauben: dass ich Liebe übe, dass ich die Gemeinschaft suche. Ich kann viele weitere Dinge dazuzählen, aber sie sind alle nur nachgeordnet der Mitte dessen, was hier geschehen ist. Dass ich überhaupt Gottes Kind sein darf, dass ich in den Himmel komme, dass ich den Tod überwinde – das ist eine Folge der Vergebung der Sünden.
Christus starb am Kreuz für mich. Der Ruhm des Christen ist, dass er das Kreuz in die Mitte stellt und sagt: Er, der Herr, ist mein Heiland. In unserer Hofackerkirche steht dieses große Kreuz in der Mitte, das Kennzeichen des christlichen Glaubens. Es gibt eine Mitte des Glaubens. Lassen Sie sich das nicht verdrängen.
Ich habe immer wieder erlebt, wie liebe Christen nach einer Zeit kommen und sagen: „Das war am Anfang wichtig, als ich mich bekehrt habe. Jesus hat mir vergeben. Jetzt bin ich darüber hinaus, jetzt bin ich über die Sündenvergebung hinweg, jetzt habe ich andere Mittelpunktsthemen.“ Wir müssen immer bedenken: Wenn du doch dein Herz erkennen würdest, ich werde bis zu meiner Todesstunde den Sünder heilen brauchen, der für mich starb.
Darum ist es auch so, dass, wenn Sie die alten Predigten von Ludwig Hofacker lesen, das genau das Thema ist. Hofacker hat gesagt: „Das zieht die Geister. Jesus, der für mich starb.“ Ich möchte nie predigen, ohne dass das in der Mitte steht: Jesus, der für mich starb.
Egal, ob wir über die Gemeinschaft sprechen, ob wir über die Ehe reden oder über die Erziehung unserer Kinder – der Mittelpunkt ist Jesus, der uns erneuert und unser Leben reinigt und heiligt. Darum haben wir die Chance, unser Leben neu zu sehen, unsere Welt neu zu ordnen, unsere Dienste neu zu gestalten.
So sagt es auch Paulus hier noch einmal. Die Galater haben ja gar nicht bestritten, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist. Sie werden später erleben, wie Paulus sich mit ihnen auseinandersetzt und fragt: Warum ist euch dann die Beschneidung so wichtig?
Von diesem einen Mittelpunkt her werden die anderen Fragen unwichtig. Deshalb ist es nicht wahr, dass es nur Nebendinge sind. Es ist immer so, dass die Nebendinge zu viel Raum einnehmen, weil wir die Hauptsache nicht im Mittelpunkt stehen lassen. Wenn wir aber wirklich die Hauptsache wieder in den Mittelpunkt stellen, dann wird sie uns wichtig. Dann werden die Nebendinge unwichtig.
Einheit trotz Verschiedenheit: Der Blick auf Jesus als verbindendes Element
In den 1950er Jahren gab es aus Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, den berühmten Theologen Deetje Niles. Er war ein beeindruckender Mann, der bei vielen Konferenzen sprach und mit 51 Jahren an Krebs starb. Seine Bücher lese ich heute noch gerne.
Niles trat immer wieder bei großen Kirchenkonferenzen auf, bei denen verschiedene Menschen zusammenkamen. Dort gab es oft unterschiedliche Debatten, und jeder vertrat seine eigene Meinung. Die Meinungen waren häufig unversöhnlich. In solchen Momenten rief er Diet Hinalds zu: „Don't look on us, look on him“ – „Schaut nicht auf uns, schaut auf Jesus!“
Er betonte: Wir brauchen keine Vereinigung der verschiedenen Kirchen unter Christen, wenn wir auf Jesus blicken und das miteinander erleben. Jesus vergibt uns unsere Schuld. Darin sind wir uns einig – egal, ob wir Katholiken, Pfingstler oder aus anderen Gemeinden stammen. Dieses gemeinsame Erleben schafft unsere Bruderschaft.
Dann kann niemand mehr sagen, dass andere Dinge wichtig sind, wie zum Beispiel, ob man Babys oder Erwachsene tauft, ob man im fließenden Wasser tauft oder nicht, oder wie man das Abendmahl feiert. Das sind zwar unterschiedliche Formen, aber das Wesentliche ist, dass uns Jesus trägt. Er ist für mich gestorben, und das macht die Bruderschaft aus.
Dieses Erlebnis findet sich auch in der Evangelischen Allianz. Dort haben wir Einheit, auch wenn wir in unseren Organisationen sehr unterschiedlich denken. Ein Anglikaner wie John Stott zum Beispiel hat oft noch katholische Formen, aber wenn das Herz für Jesus schlägt, sind wir verbunden im gleichen Glauben.
Egal ob Brüdergemeinden, Mennoniten oder andere Gemeinschaften – die Mitte ist Jesus. Er ist für mich gestorben und hat sich selbst für unsere Sünden dahingegeben. Mich hat er geliebt, obwohl ich ein Aufrührer gegen Gott bin.
Die Herausforderung der Spaltung und der Pluralismus in der Kirche
Und nun beginnt Paulus gleich mit seiner Frage: Mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasst. Denken Sie einmal darüber nach: Nur wenige Monate nach der Gründung der Gemeinden hat der Teufel es bereits geschafft, in diesen Gemeinden eine Kluft, eine Spaltung zu errichten.
Es ist kaum zu vermeiden, dass es immer wieder Spaltungen und Spannungen gibt – leider, weil die Macht des Bösen zuerst an der Gemeinde erlebt wird. Machen Sie sich auch von diesen Urgemeinden kein zu harmonisches Bild. Selbst in Korinth wurde Paulus offenbar sehr früh aus seinem Einfluss verdrängt.
Es ist ein Wunder Gottes, dass Paulus dennoch mit seinem klaren Evangelium immer wieder durch Gottes Wirken und das Reden seines Geistes Gehör gefunden hat. Ich wundere mich, dass ihr euch so bald abwenden lasst von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem anderen Evangelium – obwohl es doch kein anderes gibt.
Wir leben heute in einer Zeit, in der in der Kirche der Pluralismus vertreten wird. Der Pluralismus ist eigentlich eine tolle Erfindung der Neuzeit. Gehen Sie einmal von der christlichen Kirche weg und betrachten Sie unsere Gesellschaft. Der Pluralismus hat eine ganz einfache Idee: Es gibt viele Kräfte in der Gesellschaft. Zum Beispiel die Arbeitgeber und die Gewerkschaften. Diese beiden muss man aufeinander loslassen.
Die Vielfalt muss gegeneinander antreten, und erst wenn sie richtig zusammenprallen, entsteht der richtige Kompromiss. Wenn ein Politiker sagt: „Friede, Friede, und bitte keine so harte Auseinandersetzung“, dann sagen die anderen: „Nein, lasst ruhig die Gegensätze gegeneinander kommen.“
Wer in der Physik noch das Kräfteparallelogramm kennt, weiß, dass in diesem Parallelogramm die verschiedenen Kräfte sich in einer Mittelkraft treffen. In der Philosophie des Pluralismus ist die richtige Erkenntnis, dass sich in einer demokratischen Gesellschaft alle Kräfte gegenseitig korrigieren.
Lasst alle vielfältigen, verschiedenen Meinungen aufeinander los. In unserer demokratischen Gesellschaft des Pluralismus wird alles sich gegenseitig korrigieren. Die politischen Parteien werden sich korrigieren, die verschiedenen gesellschaftlichen Meinungen, die Presse – alles wirkt zusammen und sorgt dafür, dass der eine auf den anderen Rücksicht nimmt.
Das stimmt ja auch. So leben wir tagtäglich. Dieses Bild des Pluralismus, das für unseren Umgang in der Gesellschaft selbstverständlich ist, wurde nun in die Kirche übernommen. Dort heißt es: Auch in der Kirche gibt es ganz verschiedene Gruppen. Da gibt es Leute, die eine liberale Einstellung zur Bibel haben, andere eine konservative. Lass doch alle Gruppen nebeneinander bestehen, sie korrigieren sich gegenseitig.
Ein tolles Bild für unsere kirchenleitenden Persönlichkeiten – eine Lösung für alle Probleme. Wenn da nicht stünde: Es gibt nur ein Evangelium. Das war auch der Grund, warum die Bekenntnisbewegung sich den Titel gegeben hat: Kein anderes Evangelium, es gibt nur ein Evangelium.
Es gibt nicht verschiedene Evangelien. Man hat dann gesagt: „Da hat doch Johannes eins und Lukas eins geschrieben.“ Aber sie sind sich alle einig in ihrem Zeugnis von Jesus. Ich werde nie zustimmen können, dass es in der Lehre über Jesus verschiedene Lehren geben kann.
Wenn wir an diesem Zustand unserer Kirche verzweifeln, dann tun wir recht. Ich werde mich immer und immer wieder weigern, mich damit abzufinden, dass wir an dieser Stelle der Verkündigung über Jesus – auch auf den Kanzeln unserer evangelischen Kirche – wie selbstverständlich alle möglichen Meinungen hören, wie auf einem Jahrmarkt. Von den extremsten Ansichten – von „Gott ist tot“ bis zu was weiß ich alles.
Es gibt kein anderes Evangelium, es gibt nur das Evangelium über Jesus. Wir mögen verschiedene Meinungen haben, was man politisch denkt – das ist doch gar nicht wichtig. Aber über Jesus darf es keine verschiedenen Meinungen geben. Über das, was Jesus ist, der Sohn Gottes, und über die Versöhnung für unsere Sünden.
Und dann sagt einer: „Ja, aber das Blut kann mich doch nicht versöhnen.“ Doch, das Gratisblut, das er vergossen hat, und dass er auferweckt ist und auferstanden ist – es kann an dieser Stelle kein anderes Evangelium geben. Und ich kann nicht anders, weil es hier steht.
Die Bedeutung des Evangeliums als lebensverändernde Botschaft
Und das ist richtig. Was bedeutet Evangelium? Evangelium heißt „gute Nachricht“. In der Bibel wird dieser Begriff jedoch anders verwendet. Es ist nicht einfach eine Beschreibung, wie etwa „das Evangelium des Johannes“ oder „das Evangelium des Matthäus“.
Darf ich ein Beispiel aus dem griechischen Sprachgebrauch wählen? Evangelium bedeutet dort so viel wie die Nachricht von einem entscheidenden Ereignis. Zum Beispiel die Schlacht von Marathon, von der der Marathonläufer seine 42 Kilometer gelaufen ist. Damals kämpften die Griechen beim Marathon gegen eine zehnfache Übermacht der Perser. Die Griechen besiegten die Perser vernichtend.
Die Griechen, die zu Hause in Athen geblieben waren, hatten Todesangst, dass die Perser bald anrücken würden. Sie wussten nur, dass dort oben eine Schlacht im Gange war und die Perser zahlenmäßig überlegen waren. Dann kam ein Läufer angerannt, etwa 42 Kilometer, ihm ging die Puste aus, und er brach vor der Stadt atemlos zusammen. Er brachte die Nachricht – das Evangelium: Die Perser sind besiegt.
Das Evangelium ist also eine knapp gefasste Nachricht. Aber es ist nicht nur eine gute Nachricht. Das Wort ist in unserer deutschen Sprache einfach zu schwach. Die Nachricht hat das Leben der Menschen total verändert. Bisher dachten sie: „In wenigen Stunden werden wir als Sklaven verkauft, in wenigen Stunden wird unsere Stadt zerstört.“ Jetzt kommt die Nachricht, die ihr Leben völlig befreit.
Das ist die umwälzendste Nachricht ohnegleichen.
Ich nehme gerne ein anderes Beispiel aus dem Zivilrecht. Eine arme Witwe war früher oft rechtlos. Diese Witwe wird plötzlich von einem Kaufmann beschuldigt, sie hätte noch aus der Zeit ihres Mannes eine riesige Schuld von vielen Zehntausend Mark, die nie zurückbezahlt wurde. Die Frau sagt: „Doch, die hat mein Mann noch zurückbezahlt, aber ich kann die Quittung nicht mehr finden.“
Der Kaufmann sagt: „Du musst trotzdem zahlen, hier ist die Schuldurkunde und alles.“ Die Frau hat die Quittung nicht mehr. Es kommt zu einem Gerichtsverfahren. Der Schuldner sagt: „Gut, ich werde mich an dich halten, aber du musst dann eben in Leibeigenschaft oder Ähnliches.“
Plötzlich stürmt jemand in den Gerichtssaal, ein Kind der Witwe, und sagt: „Mutter, ich habe die Quittung. Das ist bezahlt!“ Das ist ein gutes Evangelium – die Frau ist frei, das ist die Nachricht!
Paulus sagt: Es gibt nur ein Evangelium. Die Nachricht von Jesus ist das, was mich in Zeit und Ewigkeit erlöst, was mir den Himmel öffnet. Jesus ist für mich gestorben. Es geht nicht um irgendwelche menschlichen Meinungen oder um das, was ich mir in meinem Kopf vorstelle, sondern um das, was Gott von Anfang der Zeit in seinem Heilsplan beschlossen hat.
Das kann man auch nicht durch menschliche Theologie verändern. Das ist von Gott getan. Das Ereignis, dass Jesus für meine Sünden starb und uns Rettung bringt, ist in der Glaubenswelt das Evangelium ohnegleichen.
Darum sagt Paulus auch: Wenn ein Engel oder wir Apostel etwas anderes predigen, als das Evangelium, der sei verflucht.
Die Konsequenzen falscher Lehre und die Bedeutung der Treue zum Evangelium
Darf man so etwas überhaupt sagen? In unserer Kirche heißt es immer, man dürfe anderen nicht den Glauben absprechen. Entschuldigung, ich möchte niemandem den Glauben absprechen. Es interessiert mich gar nicht, was der Herr Professor glaubt. Was weiß ich schon, was jemand glaubt? Vielleicht hat Stalin auch noch irgendetwas geglaubt, oder jemand sonst. Vielleicht hat Adolf Hitler auch noch etwas geglaubt.
Was ich richte, ist, wenn jemand falsch lehrt. Das ist so schlimm, wenn in der Gemeinde eine falsche Lehre verbreitet wird – wenn Kinder im Konfirmandenunterricht oder im Religionsunterricht falsch unterrichtet werden, wenn von der Kanzel anders gelehrt wird und das Evangelium anders dargestellt wird, als es von Gott her allein sein Evangelium ist. Es ist nicht den Menschen übergeben, daraus etwas zu fabrizieren. Und dann sagt jemand: „Ich stelle mir das so vor, ich kann das Evangelium nicht verfälschen.“
Das Wort, das hier im Griechischen für „verflucht“ steht, heißt anathema. Das bedeutet „ausgestoßen“. Die mittelalterliche Kirche hat es sehr gern angewandt – oft an sehr unwesentlichen Punkten. Wir wissen, wie die mittelalterliche römische Kirche ihren Kirchenbann ausgeübt hat. Für uns ist es keine Frage, dass es nie christlich ist, Menschen ins Unglück zu bringen.
In unserer Kirche wird heute sehr vornehm damit umgegangen, sodass ein Pfarrer, selbst wenn er alles falsch macht, dennoch nicht seine Bezüge verliert. Das weinerliche Getue mancher katholischer Professoren kann ich auch nicht verstehen. Ich will gar nicht wissen, wie viel sie noch an Bezügen von ihrer Kirche kassieren.
Eine evangelische Professorin, die die lästerlichsten Dinge über Jesus erzählt hat – also Gotteslästerungen verbreitete – hat sich sogar noch abgesichert, dass sie die nächsten zehn Jahre ihr Professorengehalt weiter bekommt, obwohl sie sofort aus dem Dienst entfernt werden musste. So wird das Anathema heute menschlich und sozial abgefedert.
Es kommt fast nicht mehr vor, weil keiner unserer kirchenleitenden Persönlichkeiten mehr den Mut hat, so etwas durchzusetzen. Dabei geht es nicht um uns, die wir nicht in der Kirchenleitung sind. Es geht darum, dass Paulus sagt: „Der ist verflucht“, weil er sich dem Fluch Gottes, dem Anathema Gottes, aussetzt. Es ist kein Spiel.
Wenn wir jetzt eine Begegnung mit vielen anderen Theologen unserer Zeit hätten, würden wir erleben, wie sie sagen: „Es ist ja wahnsinnig, wie man heute so etwas sagen kann.“ Nein, wir wollen das in aller Liebe, aber auch in aller Deutlichkeit sagen: Wir können das nicht ändern.
Wir wollen mit Nachdruck überall dort, wo das Evangelium von Jesus verdreht oder verfälscht wird, mit Deutlichkeit bekennen. Denn Jesus hat gesagt: „Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“ Der sei verflucht, und das sagt er zweimal.
Ich sage es abermals: Es gibt kein anderes Evangelium als dieses.
Die Offenheit bei Nebensächlichkeiten und die Einheit im Wesentlichen
Es geht hier nicht um irgendwelche Randfragen, sondern um eine zentrale Angelegenheit. Zum Beispiel die Frage, wie Menschen getauft werden dürfen. Jesus hat uns kein einziges Wort darüber hinterlassen, wie wir taufen sollen. Er hat nur gesagt, dass wir taufen sollen. Deshalb ist es möglich, dass wir dieses Gebot unterschiedlich verstehen. Dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden.
Sie wissen, dass wir das auch ehren und achten. In unserer Gemeinde gibt es viele unterschiedliche Meinungen. Manche sagen: „Ich will meine Kinder nicht taufen lassen.“ Warum nicht? Dann taufen wir die Kinder erst mit der Konfirmation oder wann immer sie es möchten. Es soll überhaupt kein Druck ausgeübt werden.
Andere wiederum sagen: „Ich habe meine Kinder gerne taufen lassen, und ich weiß, was ich getan habe.“ Vielleicht haben Sie auch genau hingehört, warum wir es tun. In solchen Fragen gibt es Offenheit. Es gibt auch in manchen anderen Fragen Offenheit, wenn die Bibel nicht in der nötigen, deutlichen Klarheit spricht.
Manche sagen aber: „Ich habe es genau verstanden und weiß es besser.“ Diese Menschen können dann intolerant werden. Auch diese möchte ich achten und ehren. Für mich ist das nicht der Punkt der Trennung.
Es mag auch unterschiedliche Verständnisse vom Abendmahl geben. Die Brüdergemeinden feiern es als Brudermahl. Die Lutheraner verstehen es als Vergebungszusage, ähnlich wie die katholische Kirche. Es gibt verschiedene Auffassungen. Doch an der Frage nach Jesus ist der Streit in unserer Kirche entbrannt, und er ist nie geklärt worden: Ist Jesus wirklich auferstanden, oder haben uns die Jünger das nur eingeredet?
Wenn dann jemand wie Heinz Zahn sagt, die Gemeinde habe das nur erfunden, habe Jesus emporgejubelt – die Gemeinde, die Jesus doch immer nur herunter degradiert habe –, dann ist das lästerlich. Dieses Gerede lähmt unsere Kirche in unserer Zeit am meisten. Es macht unser Zeugnis unfähig, weil unser Zeugnis von Jesus nicht eindeutig ist.
Ich bin tatsächlich der Meinung: Wenn heute über viele Fragen gesprochen wird, warum es keine Einigkeit gibt, dann liegt das daran, dass wir Jesus nicht eindeutig bekennen. Wir können die Ehre Jesu nicht schmälern. Wenn jemand meine Ehre nimmt und sagt: „Du bist ein Herumläufer, ein Schwätzer, du verstehst nichts, bist du blöd?“, dann bin ich sofort auf dem Schlips getreten. Klar, ich bin ein würdiger Mensch.
Aber wir schneiden dauernd die Ehre Jesu ab, indem wir sein Messiasamt, seine göttliche Herkunft, seine Auferstehung von den Toten und die Wahrheit seines Wortes in Frage stellen. So als wäre das alles von Menschen erfunden. Ist es wahr oder nicht wahr?
Wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg, niemand kommt zum Vater außer durch mich“, ist das wahr oder nicht wahr? Ich muss diese Frage mit Unerbittlichkeit stellen, wenn Christen hier das Wort des Evangeliums verraten. Ich habe Verständnis, wenn jemand sagt: „Ich werde Atheist.“ Das darf er ja in unserer freien Welt. Man kann Buddhist oder Moslem werden.
Aber was nicht geht, ist, dass ich das Evangelium Jesu verändere. Wir stehen hier in einer Kette mit den Vätern und stehen auf dem Grund der Väter. Unsere Zeit ist kurz. Es geht mir einfach darum, das noch einmal zu erklären.
In den nächsten Bibelstunden werden wir genauer darauf eingehen, warum Paulus sagt, dass das, was ihr mit der Einführung des Mosegesetzes gemacht habt, das Evangelium verändert hat. Obwohl die Galater meinten, sie hätten es ja nur eingeführt, haben sie das Evangelium von Jesus nicht bestritten – im Gegensatz zu unserer modernen Theologie. Damals bestritten sie die Heilstat Jesu nicht. Sie haben nur ein „Und“ hinzugefügt.
Das war auch zur Zeit der Reformation so. Niemand in der Zeit Martin Luthers hat die Gottessohnschaft Jesu bestritten. Der Abfall unserer Theologie heute ist viel tiefer als zur Zeit der Reformation. Wir sind viel weiter weg von der Wahrheit.
Damals sagten sie: „Ja, Jesus ist in Ordnung, aber auch die Macht des Papstes in Rom muss man akzeptieren.“ Es ging nur darum, wie bei den Galatern, dass nichts hinzugefügt werden darf. „Allein Jesus ist das, was uns verbindet, allein Jesus!“ Das war in der Reformation das Wichtigste: Er ist allein die Mitte.
Es darf nicht durch ein „Und“ mit irgendetwas verbunden werden. Wenn man sagt: „Ja, Jesus, zwar ja, aber auch das mosaische Gesetz, man muss auch richtig beschnitten sein, man muss auch das Reinheitsgesetz einhalten“, dann sagt man nein. Allein durch Jesus werden wir gerecht.
Spüren Sie noch einmal den gleichen Druck wie bei Martin Luther. Es ging darum, dass allein Jesus uns gerecht macht. Der Jesus, der am Kreuz für mich starb, gibt mir meine Gerechtigkeit – nicht das Fasten, nicht das Fasten, nicht meine Treue im Kloster, indem ich meine Werke erfülle, nicht indem ich mich einem heiligen Lebenslauf unterwerfe.
Das mögen alles Folgen meines Glaubens sein, aber allein er macht uns gerecht. Dieses „allein“ stammt aus Römer 1,17. Sie kennen das doch: „Ich schäme mich des Evangeliums Christi. Denn darin wird offenbar die Gerechtigkeit des Glaubens: Der Gerechte wird aus Glauben leben.“ Christus ist für mich gestorben – das ist das Thema, so wie Paulus es im Römerbrief entfaltet, auf das Luther hingewiesen hat.
Die Haltung des Verkündigers und der Auftrag der Gemeinde
Predige ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Er sagt, es geht ihm überhaupt nicht darum, ob die Menschen das verstehen, ob sie zustimmen oder Beifall geben. Das ist völlig unwichtig.
Es ist das Allerschlimmste, wenn eine Verkündigung sich danach richtet, was die Menschen bewundern oder wo sie Beifall klatschen. Wo hat Jesus den Beifall der Leute gesucht? Wo haben die Propheten den Beifall der Menschen gesucht? Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Ich will nicht den Menschen gefallen. Ich werde mich immer bemühen, den Menschen so weit wie möglich entgegenzukommen. Mein Bruder hat ein gutes Buch geschrieben, in dem er erklärt, wie wir auch bei Hauskreisen darauf achten müssen, zuzuhören, was die Leute wollen.
Als Christen reden wir oft viel zu viel über das, was uns selbst erfüllt. Es ist sicher richtig, einmal genau hinzuhören, welche Fragen der andere hat und wo seine Zweifel liegen. So kann man besser darauf antworten. Das ist selbstverständlich, denn es sind menschliche Fragen des Zuhörers.
Doch das, was wir ihm dann verkünden, kann immer nur ein Thema sein: Es soll ihn auf Jesus hinweisen und auf die eine Heilstat, die dort geschehen ist. Er will Christi Knecht sein und ihm allein gehorchen.
Ausblick auf die weitere Auslegung des Galaterbriefs
Nun kommen wir beim nächsten Mal zu einem ganz interessanten Thema. Ich möchte Ihnen den Weg besser zeigen, und Sie werden merken, dass der Galaterbrief wirklich Freude bereitet.
Er behandelt das wichtige Thema: Wie kann man dieses Evangelium verstehen? Das Evangelium kann man nicht einfach lernen. Es kann einem nur von Gott offenbart werden. Kein Mensch kann aus eigener Kraft den Zugang dazu finden.
Das ist jedes Mal ein neues Wunder Gottes. Dies beschreibt der Apostel im zweiten Teil des ersten Kapitels. Dabei geht es um ein ganz praktisches Thema: Wie wir Glaubenserkenntnis erlangen können.