Herzlich willkommen zum Podcast der Eva Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zugleich zum theologischen Denken anregen.
Wer die Kirchengeschichte kennt, weiß, dass das Evangelium immer wieder angegriffen, verändert und verwässert wurde. Wer jedoch mit falschen Koordinaten unterwegs ist, kommt nicht ans Ziel. Er verläuft sich auf der Straße des Lebens.
Deshalb ist es wichtig, das Evangelium genau zu kennen, die richtigen Koordinaten zu haben und am Ziel auch anzukommen.
Aber wie erkennt man, dass unter dem Aufkleber „Evangelium“ falsche Inhalte verbreitet werden? Kürzlich erschien eine Erklärung mit dem Titel „Gemeinsam für das Evangelium“. Sie motiviert uns, uns intensiver mit den grundlegenden Aussagen des Evangeliums auseinanderzusetzen, es besser kennenzulernen und verteidigen zu können.
Thomas, nicht überall, wo „Evangelium“ draufsteht, ist auch tatsächlich das Evangelium enthalten. Das gab es schon immer, aber ich denke, in den letzten Jahren hat das noch zugenommen. Was meinst du?
Ja, das stimmt. Es gibt definitiv eine Entwicklung. Vor etwa fünfzehn Jahren sah das noch anders aus. Wenn man sich heute auf dem christlichen Büchermarkt umschaut, sieht man oft Bücher, auf deren Einband „Evangelium“ steht. Doch beim Lesen merkt man schnell: Das ist gar nicht das Evangelium, durch das ich Gott wirklich kennenlernen kann.
Oft beschränkt sich das Evangelium in solchen Büchern auf soziale Verantwortung. Aber das ist keine neue Erscheinung. Paulus tadelt bereits die Korinther in 2. Korinther 11,4: „Wenn jemand euch einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfangt, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertragt ihr das recht gut.“
Das heißt, auch die Korinther ließen sich etwas als Evangelium verkaufen, das gar keines war. Ähnlich schreibt Paulus an die Galater: „Wenn ein Engel vom Himmel euch etwas als Evangelium entgegen dem verkündigt, was wir euch als Evangelium verkündigt haben, der sei verflucht.“ (Galater 1,8)
Paulus spricht hier also den Fluch über jeden aus, der das Evangelium verfälscht. Deshalb ist es wichtig, das Original zu kennen, damit wir Fälschungen erkennen und ablehnen können.
Die Frage lautet: Was ist eigentlich das Original des Evangeliums? Paulus hat, anstatt zu fluchen, wie es manchmal beschrieben wird, tatsächlich einen Fluch ausgesprochen und dann das Gegenteil getan, nämlich segnen.
Er bringt das Evangelium selbst sehr klar auf den Punkt, wenn er in 1. Korinther 15 sagt: „Ich verkünde euch das Evangelium, das ich euch verkündigt habe und das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch steht und durch das ihr gerettet werdet.“
Dann führt er weiter aus: Christus ist für unsere Sünden gestorben, „nach der Schrift“. Er wurde begraben und ist am dritten Tag auferweckt worden. Das ist das Evangelium.
Jesus kam von Gott her als mein Retter auf diese Erde. Er starb nicht einfach nur so, sondern er starb für meine Sünde. Jesus ist nicht im Grab geblieben, sondern er ist auferstanden und lebt.
Ich kann eine persönliche Beziehung zu ihm haben, und er wartet auf mich in der Ewigkeit. Das ist das Evangelium, die frohe Botschaft, an die wir glauben.
Die Tatsache, dass die Botschaft der Bibel mittlerweile auch in evangelikalen Kreisen nicht mehr so klar ist, stimmt leider. Auch in Freikirchen wird diese grundlegende Wahrheit zunehmend infrage gestellt. Immer mehr Menschen glauben nicht mehr, dass die Bibel tatsächlich Gottes Wort von Anfang bis Ende ist.
Ich kann mich noch daran erinnern, als ich aus der Bibelschule entlassen wurde. Der damalige Klassenlehrer sagte, dass die große Diskussion, die in der Freikirche geführt werden wird, einfach lautet: Kann ich wirklich jedes Wort der Bibel noch glauben und auf mich anwenden? Damals dachte ich, das sei weit hergeholt. Heute befinden wir uns tatsächlich in genau dieser Diskussion. Er hat diese Entwicklung schon früh erkannt.
Auch wenn ich als einfacher Bibelschüler damals dachte, diese Sorge sei an den Haaren herbeigezogen, sehe ich heute, dass sie berechtigt ist. Kürzlich las ich eine Diskussion darüber, ob Jesus wirklich für meine Sünde gestorben ist. Dort wurde behauptet, Jesus sei durch böse Menschen gestorben, aber Gott habe den Menschen diese schreckliche Tat vergeben. Weil Gott so vergebungsbereit sei, habe auch ich Hoffnung, dass er mir vergeben wird. Es wurde jedoch gesagt, Gott brauche dazu nicht den Sündetod seines Sohnes. Das ist aber nicht das Evangelium.
Oft wird versucht, das Evangelium immer mehr an gesellschaftliche Trends anzupassen. Dabei wird die Ethik der Bibel so verändert, dass sie kaum noch zum biblischen Wertekanon passt. Manchmal möchte man mit der Bibel zuerst gesellschaftliche Probleme lösen, zum Beispiel Armut bekämpfen. Dabei wird jedoch nicht verstanden, dass meine Sündennot vor Gott viel dramatischer ist als meine gesundheitlichen oder finanziellen Nöte.
Diese Tendenzen führen dazu, dass ein Evangelium verkündet wird, das sich entfernt, das zunächst verwässert ist und schließlich in eine andere Richtung geht. Das ist die negative Seite. Es geht nicht nur darum zu sagen: „Oh, das ist schlecht.“
Die Frage ist jetzt – und ich denke, die Erklärung dazu habe ich mir dann auch mal auf Anregung von dir durchgelesen. In der Diskussion davor hatte ich mich gar nicht so dafür interessiert, was interessant ist. Aber ich fand es dann wirklich spannend.
Da steht ja beides drin: das Negative, aber auch das Gute. Gehen wir vielleicht mal auf das Gute ein. Was ist denn nun FNG, um etwas Positives darüber zu sagen? Man muss ja immer auch etwas Positives dagegenstellen. Nur dagegen zu sein, kann es ja nicht sein. Das finde ich ganz wichtig.
Es ist manchmal wichtig, die zeitlosen Wahrheiten des Evangeliums in heutiger Sprache weiterzugeben. Du hast ja schon gesagt, dass es dazu eine Erklärung gibt, die verschiedene Bibelschulleiter und Lehrer verfasst haben. Diese heißt „Gemeinsam für das Evangelium“. Hier geht es nicht um eine neue Bewegung, sondern nur um eine Erklärung. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Diese Erklärung soll helfen, unseren Blick wieder neu dafür zu schärfen, was das Evangelium ist. Du hast ja gesagt, formuliere es mal positiv. Ich finde es gut, dass dort viele positive Aspekte genannt werden, die zeigen, was das Evangelium ist.
Was ist eigentlich der Hintergrund? Ich habe auf der Website ein bisschen nachgeschaut. Aber warum es entstanden ist, also eine Entwicklungsgeschichte, stand dort nicht. Weißt du da zufällig etwas darüber?
Ja, das war im Wesentlichen Matthias Lohmann, der Dinge angestoßen hat. Er hat versucht, andere Leute ins Boot zu holen, um gemeinsam – weil es eben so viel falsches Evangelium gibt – für unsere Zeit noch einmal aufzuschreiben, was wirklich das Evangelium ist.
Diese Erklärung ist dann entstanden. Die lange Version umfasst ungefähr zehn A4-Seiten, inklusive Vor- und Schlusswort. Es gibt aber auch eine Kurzfassung für diejenigen, die es schneller lesen möchten.
Im Wesentlichen geht es um sieben Punkte. Diese lauten: Was das Evangelium ist, das Evangelium als offenbarte Wahrheit, Evangelium und Bibel, Evangelium und Einheit im Glauben, Evangelium und menschliche Identität, Evangelium und christliches Handeln sowie Evangelium und Weltverantwortung.
Diese sieben Punkte sind jeweils gleich aufgebaut. Zu jedem Punkt gibt es drei Abschnitte, die mit der Aussage „Wir bekräftigen“ beginnen. Darin wird das Positive betont, das Evangelium sehr stark hervorgehoben. An der Seite stehen in der Erklärung auch Bibelstellen, die diese Aussagen belegen.
Zu jedem „Wir bekräftigen“ gehört aber auch ein „Wir lehnen die Meinung ab“. Hier wird bewusst ein Kontrapunkt gesetzt zu Lehren, die mittlerweile auch uns als Evangelikale erreicht haben.
Als die Erklärung veröffentlicht wurde, gab es einige, die sofort fragten: Warum denn schon wieder eine Erklärung? Was soll das bringen? Warum drückt man da nicht einfach nicht weiter in die Wunde hinein?
Tatsächlich ist es aber so: Wenn man eine Wunde hat, ist es wichtig, sie zu behandeln. Dieses Bild hätten die Kritiker wahrscheinlich nicht benutzt. Sie sprachen eher davon, dass hier nur Staub aufgewirbelt werde und alles falsch sei. Man merkt, welche Haltung sie einnehmen.
Auf jeden Fall gab es kritische Stimmen, die meinten, wir bräuchten nicht schon wieder eine Erklärung. Sie sagten, das spalte eher, und das war der Hintergrund ihrer Kritik. Solche Vorwürfe gibt es natürlich immer wieder.
Manchmal kann man darüber nur den Kopf schütteln, wenn man sieht, worüber Christen sich streiten können. Aber hier geht es nicht um irgendetwas Beliebiges. Es geht darum, dass das Evangelium verändert wird. Das ist nicht das berühmte Haar in der Suppe, das man sucht, um etwas zu kritisieren. Das ist Gift in der Suppe. Und dann muss man davor warnen.
Deshalb ist es wichtig zu sagen, dass wir bestimmte Meinungen ablehnen. Die Autoren der Erklärung tun das aber nicht, ohne dabei zu betonen, was die Bibel sagt.
Ich finde, den Autoren ist die Erklärung wirklich gut gelungen, das Evangelium klar herauszustellen. Ich habe sie gelesen und gedacht: Wow, genau das ist das Evangelium.
Auch die zehnseitige Version finde ich immer noch sehr kurz gehalten, aber gut. Was mir besonders gefällt, ist, dass sie immer mit den positiven Punkten beginnen. Dann stellen sie gleich das Negative dagegen. So erkennt man, warum sie das Positive so formuliert haben und welche Tendenzen dem entgegenstehen. Man merkt, in welche Richtung es in bestimmten Kreisen teilweise geht.
Ja, auf jeden Fall.
Ein Element ist zum Beispiel das Evangelium und die Bibel. In den letzten Jahren gibt es zunehmend die Tendenz, zu sagen, dass die Bibel zwar Gottes Wort ist, aber nicht alles davon Gottes Wort sei. Man könne die Aussagen auch anders verstehen.
Wie geht die Erklärung in diesem Thema darauf ein? Das ist natürlich ein Spannungsfeld, und Sie gehen darauf sehr konkret ein, denn das ist ja die Grundlage. Sie sprechen auch Fehlentwicklungen an. So wird zum Beispiel gesagt, man lehne die Sachkritik an der Bibel ab – nicht die Bemühung, den wirklichen Text zu entdecken, das ist die eine Seite. Ihnen geht es vor allem um die Sachkritik, die Sie ablehnen.
Sie betonen, dass Sie der ganzen Bibel als Gottes Wort vertrauen. Dabei machen Sie deutlich, dass Sie nicht glauben, die Aussagen der Bibel seien unverständlich oder könnten ohne Kenntnis der antiken Schriften nicht verstanden werden. Manche sagen ja, man müsse dies und jenes alles gelesen haben. Praktisch könnten nur Experten die Bibel verstehen, ähnlich wie früher in der römisch-katholischen Kirche, wo nur die Priester das Volk unterrichten konnten. Das Volk selbst könne die Bibel nicht verstehen.
Sie betonen, dass die Bibel unter der Leitung des Heiligen Geistes verfasst wurde und ausreichend Klarheit bietet. Natürlich gibt es einige Unklarheiten in der Bibel, aber das beeinträchtigt nicht das grundsätzliche Verständnis des Evangeliums.
Dazu sagen Sie: Die Stellen, die ich nicht verstehe, sollen mich motivieren, mich intensiver mit der Bibel zu beschäftigen. So kann ich mögliche Lösungen entdecken, wie man Spannungen in einem Text auflösen kann.
Für mich persönlich war ein besonders starker Satz: „Weil das Evangelium als Botschaft in den Zusagen Gottes besteht, die er erfüllt hat und bis zum Ende der Zeit erfüllen wird, bezeugt die Bibel die Verheißungen auf Jesus Christus hin und ihre Erfüllung in ihm und ermutigt zum Glauben an die Zusagen Gottes für die Zukunft.“
Man muss die Bibel also selbst gelesen haben. Dieser Satz umfasst vier Zeilen und ist tatsächlich ein einziger Satz. Ein Lektor war offenbar nicht dabei, sonst hätte man ihn etwas kürzer und verständlicher gestalten können.
Was bedeutet das nun? Weil das Evangelium in den Zusagen Gottes besteht, die er erfüllt hat und weiterhin erfüllen wird, geht es letztlich um Jesus. Die Bibel lädt mich ein, Jesus als meinen Retter zu vertrauen und mich auf den Tag zu freuen, an dem ich ihm begegnen werde. Deshalb ist die Bibel so wichtig.
So fasse ich es für mich zusammen: Ich lade die Hörer ein, sich das selbst anzuschauen, zum Beispiel im Internet unter „Gemeinsam für das Evangelium“. Dort findet man diese Erklärung, und man kann diesen Satz lesen.
Sie sagen praktisch: Gott hat Zusagen an uns Menschen im Evangelium gegeben. Diese hat er schon in der Vergangenheit erfüllt, und die zukünftigen wird er auch erfüllen.
Wer sagt aktuell etwas dagegen? Welche Entwicklungen gibt es in diesem Bereich? Der Text scheint aus einem bestimmten Hintergrund geschrieben zu sein, der mir gerade nicht ganz klar ist.
Zum Beispiel erwähnten Sie vorhin, dass der Sühnetod Jesu in Zweifel gezogen wird. Oder die Frage, ob ich der Bibel überhaupt vertrauen kann. Ich versuche selbst im evangelikalen Kontext, das Wort Gottes im Wort Gottes zu suchen. Dabei machen Sie deutlich, dass Jesus die Mitte ist. So könnte man es ausdrücken: Um ihn dreht sich letztendlich alles.
Das möchte ich noch einmal betonen – das sehe ich als einen wichtigen Punkt an. Insgesamt gibt es sieben Bereiche, die behandelt werden. Einer davon ist das Evangelium und die menschliche Identität.
Vor fünfzig Jahren wäre das noch kein Thema in einer solchen Erklärung gewesen; damals hätte das kaum jemanden interessiert. In den letzten Jahren ist Identität jedoch zu einem großen Thema geworden. Deshalb wird darauf auch eingegangen.
Ich finde diesen Abschnitt sehr, sehr stark, muss ich ehrlich sagen.
Was steht dort also genau drin? Es wird definiert, wer ich in Gottes Augen bin. Dabei wird deutlich gemacht: Ich bin Geschöpf Gottes, Beauftragter Gottes und auch derjenige, der gerettet werden soll. Meine Identität entdecke ich, wenn ich darüber nachdenke, wozu Gott mich gemacht hat. Das bedeutet, ich bleibe nicht nur bei mir selbst, sondern schaue wirklich in die Bibel. Was sagt die Bibel über Gott? Wie hat er mich gemacht?
Oft fülle ich mein Leben ohne Gott mit allerlei Dingen und versuche darin, meinen Sinn zu finden. Doch innerlich bleibe ich leer, wenn ich Gottes Gedanken über mein Leben nicht kenne. Der tiefste Sinn meines Lebens ist es, zu Gottes Ehre zu leben. Das wird betont, und ich finde das sehr gut.
Diese Sicht wird natürlich abgegrenzt gegenüber aktuellen Vorstellungen von Identität. Was wird da gesagt? Es wird erklärt, dass ich meine Identität nicht finde, wenn ich mich nur um mich selbst drehe oder sie an meinen Begabungen, meiner Hautfarbe oder meiner sexuellen Orientierung festmache. Das ist so, als würde ich mein Lebensseil an brüchigen Steinen befestigen. Ich werde abstürzen, wenn ich mich an diese Dinge hänge.
Das wird in der Erklärung zwar nicht direkt so formuliert, aber es wird deutlich gemacht: Wenn ich meine Identität in diesen Dingen suche, werde ich abstürzen. Heute wird das Ich oft in den Mittelpunkt gestellt, so als würde es sich selbst schaffen. Man kann ja Begabungen erlernen, Hautfarbe und sexuelle Orientierung kann man heute ja sogar bestimmen, wie man will.
Doch es wird klargestellt: Du bist von Gott so gemacht worden. Du bist letztendlich nicht unabhängig, und es ist ein Irrweg, das anders zu sehen. Ich habe vielleicht zu viel aus dem Ganzen gelesen, aber ich habe so verstanden: Das Moderne ist, die Identität am Ich festzumachen. Dabei sind wir eigentlich in Beziehung zu Gott und können nicht alles selbst definieren, wie es heute oft erlaubt wird. Man darf sich überall selbst gestalten, selbst machen, selbst definieren. Aber eigentlich findet man seine Identität in der Beziehung zu Gott.
Genau das ist der Punkt: Ich finde meine Identität in meiner Beziehung zu Gott. Und das, was Gott als Gesetz hat, versuchen wir Menschen oft zu definieren oder optional zu machen. Dabei wird sehr deutlich gesagt: Das kannst du nicht optional machen.
Was außerdem noch wichtig ist: Es wird der Selbstoptimierungstrieb angesprochen. In einer sündigen Welt werde ich mit Begrenzungen leben müssen. Doch das Evangelium gibt mir die Kraft, mit diesen Begrenzungen umzugehen. Es ist nicht das vorrangige Ziel des Evangeliums, Menschen aus ihren Begrenzungen zu befreien oder sie zu motivieren, alle ihre Wünsche zu erfüllen.
Das ist ein wichtiger Punkt: Ich bin durchaus begrenzt und soll meine Identität an Gott festmachen, nicht am Klimbim dieser Welt. Ein herrliches Wort, das ich lange nicht mehr gehört habe. Für die Jüngeren unter uns: Was bedeutet das? Keine Ahnung, einfach googeln. Klimbim ist bestimmt ein ganz altes Wort und meint allerlei Kleinkram.
Interessant finde ich auch, dass heute versucht wird, alle Begrenzungen zu sprengen und das Negative im Leben einfach umzudeuten oder sich so zu schaffen, dass man davon wegkommt. Dabei merkt man nicht, dass man bestimmte Begrenzungen nicht sprengen kann, ohne Folgen zu tragen. Das geht einfach nicht.
Im Leben gibt es Krankheit, Tod, Leid und andere Dinge. Das wird zwar nicht ausdrücklich erwähnt, aber für mich gehört das dazu. Man akzeptiert das Leben nicht mehr so, wie es ist, sondern sagt: Ich mache alles neu, wie ich es mir vorstelle. Ich schaffe es selbst.
Für mich war es ein Aha-Effekt, als ich das las. Jemand sagte: Da, wo Gott Dinge vorgibt – ich bin Mann, ich bin Frau – da sagen wir heute: Nein, das muss man irgendwie wählen. Es gibt eine sexuelle Orientierung vor, und wir sagen: Nein, die will ich selbst wählen. Letztendlich werde ich meine Erfüllung finden, indem ich das annehme, was Gott in mein Leben legt.
Dann hatten wir noch einen Punkt, der hieß „Evangelium und Weltverantwortung“. Ein großes Wort – was verbirgt sich dahinter?
Bei „Evangelium und Weltverantwortung“ geht es darum, wie wir als Christen in dieser Welt leben. Gemeinsam wird das Evangelium, also diese Botschaft, betont: Wir sollen Licht und Salz in dieser Welt sein. Das bedeutet, das Evangelium zu verkündigen und so zu leben, dass man es auch durch unser Leben sieht.
Der biblische Auftrag ist zunächst, denen Gottes Liebe zu zeigen, die uns nahe sind. So haben sie es formuliert. Das sind zuerst unsere Familienangehörigen, dann die Mitchristen in der Gemeinde. Aber auch die Bürger in unserer Nachbarschaft und in unserem Wohnort gehören dazu.
Damit machen sie deutlich, dass jeder Christ eine weltweite Verantwortung hat. Jeder soll mithelfen, dass das Evangelium bis an die Enden der Erde gebracht wird. Dabei betonen sie auch, dass es nicht ausreicht, nur gute Taten zu tun oder Lebensumstände zu verbessern – zum Beispiel Brunnen zu bauen oder Ähnliches. Die Botschaft von Jesus muss unbedingt dazu gesagt werden.
Sehr entlastend ist auch der Fakt, dass es nicht nur auf uns ankommt, weil Gott regiert. Wir sind nicht diejenigen, die allein das Wohl der Welt bewirken können. Aber Gott gebraucht uns, um die Gesellschaft positiv zu beeinflussen, auch wenn er das alleine tun könnte.
Das ist nicht unser vorrangiges Ziel, das machen sie bei der Weltverantwortung sehr deutlich.
Gehen Sie in diesem Zusammenhang auch näher auf politisches Engagement ein?
Ich muss zugeben, das war Punkt sieben. Danach kam ein Gast, und ich hatte nicht mehr viel Zeit. Ich habe keine Erinnerung daran, was dort genau steht. Ich habe den Text nur ganz schnell überflogen und dann den Schluss gelesen.
Sie erkennen sicherlich, dass einzelne Christen durchaus den Ruf Gottes haben können, nationale oder weltpolitische Verantwortung wahrzunehmen.
Als Hintergrund: Einer der Hauptinitiatoren der Erklärung war in der Politik aktiv. Matthias Lohmann war politisch engagiert. Er ist daher nicht grundsätzlich gegen Politik. Gleichzeitig ermutigen sie dazu, sich bei gesellschaftlichen Herausforderungen zu beteiligen.
Das bedeutet, es ist nicht richtig zu sagen: Als Christ ist mir alles, was politisch ansteht, egal.
Auf der anderen Seite warnen sie jedoch auch davor, sich beispielsweise im Umweltschutz oder im Kampf für soziale Gerechtigkeit zu verlieren.
Ich fand einen Satz besonders gut: Sie schreiben „Nicht jede Herausforderung der bürgerlichen Gesellschaft ist auch der Auftrag der Gemeinde Jesu.“
Das ist ein ganz wichtiger Satz. Ich wiederhole ihn: Nicht jede Herausforderung der bürgerlichen Gesellschaft ist auch Auftrag der Gemeinde Jesu.
Das wird sehr deutlich betont.
Hier geht es darum, dass die Verkündigung des Evangeliums wichtiger ist als das Wohl dieser Welt. Gott geht es nicht zuerst um das Wohl der Menschen, sondern um ihr Heil. Deshalb muss das Heil immer vor dem Wohl stehen.
Gut, jetzt haben wir mal ein paar Sachen herausgegriffen. Evangelium und Einheit habe ich, glaube ich, in einem Punkt zum Glauben noch drinstehen oder so. Oder gibt es da noch etwas zu sagen? Oder sind das so die Schwerpunkte, die du jetzt herausgreifen wolltest? Man muss ja nicht alles machen.
Was siehst du generell als den Wert der Erklärung an? Dass natürlich nicht jeder begeistert ist, das haben wir ja vorhin schon besprochen. Ich habe mir zum Beispiel die Frage gestellt: Ich fand die Sachen gut, die ich gelesen habe, und frage mich immer noch, ob noch etwas fehlt. Ich weiß es noch nicht, ich habe momentan nichts, was fehlt. Aber was siehst du als den Wert der Erklärung an?
Ich fand es gut, mir über das Evangelium noch einmal anhand der Erklärung Gedanken zu machen. Natürlich gibt es ja auch andere Glaubensbekenntnisse, wie das Apostolikum, das Nizänium oder andere. Die Frage ist nur: Wer liest die? Außer die Pastoren. Wer kennt sie?
Deswegen fand ich es sehr gut, dass man aus unterschiedlichen evangelikalen Richtungen kommt und versucht, gemeinsam etwas zu formulieren für Leute, deren Herz wirklich für Jesus schlägt, also auch für das Evangelium. Das fand ich schon wichtig, vor allem, dass es ums Evangelium geht und dass es mir noch einmal bewusst macht: Das ist wirklich das Zentrum, das ist auch das, was ich glaube. Ich glaube, dass man das heute viel zu wenig weiß.
Wenn Leute fragen: „Ja, was glaubst du denn einfach?“ Dann antwortet man: „Ja, ich bin evangelisch“ oder so. Aber was genau glaube ich? Da kann diese Erklärung eine gute Hilfe sein. Vielleicht muss man sie in 25 Jahren mal wieder neu formulieren, weil es dann wieder viele andere Dinge gibt, von denen man sagt: „Das haben die damals noch gar nicht gewusst.“ Aber ich finde, da ist schon eine gewisse Aktualität drin.
Also ich würde sagen: In „Gemeinsam für das Evangelium“ geht es um das Evangelium, und das finde ich eben richtig und wichtig. Da hast du Recht, ja.
Heute haben wir gemeinsam über eine Erklärung zum Evangelium gesprochen, die das Evangelium in der heutigen Zeit auf den Punkt bringen möchte. Dabei werden auch aktuelle Strömungen berücksichtigt, um das Evangelium zu schärfen. Jede Generation hat neue Herausforderungen, auch theologischer oder lehrmäßiger Art, wie zum Beispiel das Thema Identität, das früher so nicht präsent war.
Umgekehrt gibt es heute Themen, die früher relevant waren, heute aber nicht mehr so aktuell sind. Wenn ich einige alte Bücher lese, stelle ich fest, dass manche Themen heute kaum noch eine Rolle spielen.
Die Erklärung findet ihr im Internet. Ihr könnt sie entweder eintippen oder direkt auf der Seite dasevangelium.net nachlesen – nicht .de oder .org, sondern .net. In den Shownotes ist der Link bestimmt auch noch enthalten, da können wir das nachschauen.
Ich fand die Erklärung wirklich interessant und gut zu lesen. Sie ist knackig formuliert und enthält rechts die Bibelstellen, die man dann auch nachschlagen kann. Das ist bestimmt nachdenkenswert.
Das war der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart. Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen und verstehen, wie wichtig es ist, das Evangelium zu kennen und keinem falschen Evangelium auf den Leim zu gehen.
Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollen, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gern unter podcast@efa-stuttgart.de.
Falls ihr mögt, könnt ihr uns auch auf den Plattformen bewerten. Wie das genau geht, weiß Thomas nicht so genau, weil jede Plattform anders ist. Ich höre den Podcast über einen freien Podcast-Player, da ist das nicht möglich. Die meisten hören ihn aber über Spotify.
Dort könnt ihr dann machen, was möglich ist – zum Beispiel Daumen hoch geben oder fünf Sterne vergeben. Das hilft, damit andere den Podcast leichter finden und er ihnen ebenfalls helfen kann. So wird er dann öfter vorgeschlagen.
Natürlich dürft ihr uns auch ehrlich bewerten. Als Christen sollten wir ehrlich sein – ehrlich, aber voller Wahrheit und Gnade.
Das waren ein paar Worte zu den Bewertungen. Sie sind einfach eine Hilfe.
Wir wünschen euch Gottes Segen und freuen uns, wenn ihr nächsten Mittwoch wieder dabei seid.