Ich möchte euch heute zunächst Timotheus ein wenig vorstellen. Der junge Mann stammte aus einem kleinen Ort am Rande der zivilisierten Welt. Damals war die Stadt eine römische Garnison und nannte sich die höchst prächtige Kolonie Lystra. Ihre Aufgabe bestand darin, die wilden Bergstämme in den Bergen Isauriens einigermaßen in Schach zu halten.
Ich habe eine Karte mitgebracht, damit wir uns das ein wenig anschauen können. Paulus und Barnabas kamen aus dem etwa dreißig Kilometer entfernten Ikonion, also ungefähr in der Mitte zu sehen. Dort hatten sie durch das Evangelium die Stadt in Aufruhr gebracht und mussten vor einem Anschlag auf ihr Leben fliehen. Nun begannen sie, südlich in Lystra und der Umgebung, die gute Botschaft zu verkündigen.
Ich lese aus Apostelgeschichte 14,8, damit ihr euch nicht übermäßig wundert. Ich erlaube mir, nach dieser Übersetzung zu lesen: der Neuen evangelistischen Übertragung, die auch dort draußen liegt. Ihr kennt wahrscheinlich dieses Buch zum Leben, in dem schon das Markus-Evangelium und der Römerbrief in derselben Übersetzung enthalten sind. Diese Übersetzung ist nämlich nicht steif, sondern erlaubt ein besseres Verständnis. Ich dachte, so kann man manches im Zusammenhang schöner verstehen.
Die Heilung in Lystra und ihre Bedeutung
In Lystra lebte ein Mann, der keine Kraft in den Beinen hatte. Er war von Geburt an gelähmt und hatte noch nie einen Schritt getan. Dieser Mann hörte zu, wie Paulus redete.
Als Paulus ihn fest anblickte und sah, dass er den Glauben hatte, geheilt zu werden, sagte er mit lauter Stimme zu ihm: „Steh auf, stell dich gerade auf deine Beine!“ Da sprang der Mann auf und begann umherzugehen.
Viele Leute hatten gesehen, was Paulus getan hatte, und riefen auf Lyakonisch: „Die Götter sind als Menschen zu uns herabgekommen!“ Die Ureinwohner in Lystra wurden durch diese wunderbare Heilung plötzlich an eine ihrer alten Götterlegenden erinnert, nämlich an die Legende von Philemon und Baukis.
Die Leute in Lystra glaubten Folgendes: Wer das vielleicht schon einmal in den Göttersagen des Altertums gelesen hat, weiß, dass dort davon berichtet wird. Einst waren Zeus und Hermes in menschlicher Gestalt in der Gegend unterwegs. Ich glaube nicht, dass es wirklich so passiert ist, aber ich erzähle es euch trotzdem, damit ihr seht, was die Leute damals geglaubt haben.
Einst waren also Zeus und Hermes müde von der Wanderung. Sie klopften an tausend Türen, und tausend Türen wurden vor ihnen zugeschlagen, bevor sie schließlich ein Haus fanden, das sie aufnahm. Das war die Hütte des alten Ehepaares Philemon und Baukis.
Sie versorgten ihre Gäste und wollten gerade ihre einzige Gans opfern, als sie merkten, dass diese beiden Götter waren. Die Götter nahmen die Gans in Schutz und sagten: „Wir sind in der Tat Götter, und die ganze Gegend soll ihre wohlverdiente Strafe erleiden. Euch aber wird der nahende Schrecken meiden. Folgt nur unseren Schritten und steigt auf den Gipfel des Berges.“
Beide gehorchten. Daraufhin wurde die ganze Bevölkerung vernichtet. Aber ihr Häuschen wurde zu einem Tempel gemacht, und sie wurden zu Priestern.
Die Reaktion der Lystrer und die Verehrung der Apostel
Nun, diese Verwandlungslegende wurde von den Einwohnern Lystras wirklich geglaubt. Als sie plötzlich sahen, wie ein Mensch, der von Geburt an gelähmt war, auf einmal wieder gehen konnte, dachten sie: Jetzt sind sie wieder da. Diesen Fehler von damals würden sie nicht noch einmal machen.
Sie begannen, den Älteren von den beiden, Barnabas – der wahrscheinlich ein bisschen vornehmer und würdiger als Paulus aussah – als Zeus zu verehren. Paulus hingegen war der, der meist sprach. Deshalb betrachteten sie ihn als den Götterboten Hermes.
Wir können das nachlesen, es stimmt wirklich: Apostelgeschichte 14,12. Sie nannten Barnabas Zeus und Paulus Hermes, weil dieser das Wort geführt hatte.
Der Priester des Zeus-Tempels vor der Stadt ließ Stiere und Kränze zum Stadttor bringen. Er wollte zusammen mit der Bevölkerung den Aposteln Opfer darbringen.
Als Barnabas und Paulus davon hörten, rissen sie entsetzt ihre Kleider vom Halssaum bis zur Brust auf. Sie rannten in die Menge und konnten die Volksmenge nur mühsam davon abhalten, ihnen Opfer zu bringen.
Die beiden waren wirklich entsetzt, richtig entsetzt. Sie rissen also ihre Kleider auf, wie es Juden tun, als Zeichen des höchsten Schreckens oder Entsetzens über eine Tat, die ein anderer begeht – eine Gotteslästerung.
Das war genau so. Sie taten nicht nur so, wie damals der Hohepriester, als der Herr Jesus sagte, dass er der Sohn Gottes sei.
Verfolgung und Wunder der Rettung
Kurze Zeit später kamen Juden aus Antiochia und Ikonion hierher, wo sie zuvor gewesen waren. Sie entdeckten Paulus in Lystra. Juden handelten häufig mit Waren, deshalb waren sie oft unterwegs. Als sie Paulus sahen, schrien sie voller Zorn und Hass auf ihn.
In Vers 19 geht es weiter: Sie schafften es, die Bevölkerung gegen Paulus aufzubringen. Dann steinigten sie ihn. Als sie ihn für tot hielten, schleiften sie ihn aus der Stadt hinaus. Dass Paulus das überlebte, ist ein Wunder. Denn sie dachten bereits, er sei tot. Eine Steinigung hat das Ziel, jemanden zu töten. Dabei wurden nicht kleine Kieselsteine geworfen, sondern die größten Steine, die ein Mensch gerade noch tragen konnte.
So verlief die Steinigung: Man stürzte jemanden von einem Hang hinunter, so war es in Israel üblich. Die Zeugen mussten die ersten schweren Steine werfen. Überlebte der Verurteilte das noch, mussten alle anderen sich beteiligen, bis er tot war. Nun dachten sie, Paulus sei tot. Er rührte sich nicht mehr. Sie schleiften ihn aus der Stadt. Dass er diese Tortur überlebte, grenzt an ein Wunder.
Was Paulus danach tat, beweist außergewöhnlichen Mut. In Vers 20 steht: Als ihn die Jünger umringten, stand er wieder auf und ging zurück in die Stadt. Am nächsten Tag zog er mit Barnabas weiter nach Derbe, das liegt weiter östlich, südöstlich.
Auch in Derbe verkündigten sie das Evangelium. Viele Einwohner wurden durch sie zu Jüngern des Herrn. Danach kehrten sie nach Lystra, Ikonion und schließlich nach Antiochia zurück. Überall ermutigten sie die Jünger und ermahnten sie, im Glauben standhaft zu bleiben.
Sie sagten: „Wir müssen durch manche Bedrängnis hindurch, bevor wir in Gottes Reich einkehren.“
Der junge Timotheus und sein Einfluss
Es geht also zurück nach Lystra und Ikonion, wo Paulus zuvor gesteinigt worden war. Dort ermutigte er die Gläubigen. Einige Menschen waren tatsächlich zum Glauben gekommen. Unter ihnen befand sich vermutlich schon damals ein etwa zwanzigjähriger junger Mann namens Timotheus.
Das Verhalten der Missionare muss ihn tief beeindruckt haben – unabhängig davon, ob er sich zu diesem Zeitpunkt schon bekehrt hatte oder nicht. Es ist zumindest wahrscheinlich. Einer von ihnen verzichtete auf die Chance, von der ganzen Stadt als Gott verehrt zu werden. Der andere wurde dafür gesteinigt und überlebte nur knapp. Trotzdem machte er genau an der Stelle weiter, an der er zuvor aufgehört hatte, mit der Verkündigung der Heilsbotschaft von Jesus Christus.
So etwas tut man nicht, um berühmt zu werden. So etwas tut man nicht einfach aus Ehrgeiz. Paulus merkte: Wenn das irgendeine Religion gewesen wäre, dann wäre das doch für alle eine große Chance gewesen. Welchen Einfluss hat man schon auf eine Stadt? Stellt euch vor, in Sinsheim würden plötzlich alle Einwohner ein oder zwei von euch für Götter halten. Was für eine Chance wäre das! Man könnte das doch für das Evangelium nutzen. Und wie stark könnte man die Leute dann beeinflussen!
Genau das aber machen Paulus und sein Begleiter nicht. Sie sagen: Macht das ja nicht, ihr dürft uns unter keinen Umständen verehren. Es gibt nur einen Gott. Wir wollen gerade, dass ihr euch von solchen Nichtigkeiten wie Zeus und Hermes abwendet und dem Gott zuwendet, der alles geschaffen hat.
Das Leben dieser Missionare war überzeugend. Der junge Mann, der das beobachtete, wurde davon tief getroffen. Als Paulus zwei Jahre später, im Jahr 49, auf seiner zweiten Reise nach Lystra kam, wird der junge Timotheus zum ersten Mal direkt erwähnt. Das steht in der Apostelgeschichte 16,1.
Timotheus wird Begleiter des Paulus
Paulus kam erneut nach Derbe und anschließend nach Lystra. In Lystra wohnte ein Jünger namens Timotheus. Er war der Sohn einer gläubig gewordenen jüdischen Frau und eines griechischen Vaters. Paulus wollte diesen Timotheus, der einen guten Ruf bei den Geschwistern in Lystra und Ikonion hatte, auf seine Reise mitnehmen.
Da die Juden in diesem Gebiet wussten, dass sein Vater Grieche war, ließ Paulus Timotheus beschneiden. Dieser junge Mann hatte einen guten Ruf nicht nur in seiner eigenen Gemeinde in Lystra, sondern auch in Ikonion, einer Stadt etwa vierzig Kilometer entfernt. Das ist bemerkenswert. Einen guten Ruf zu haben bedeutet nicht nur, dass man sich anständig verhält oder seinen Platz in der Gemeinde einnimmt. Es reicht nicht aus, einfach nur da zu sein.
Um einen guten Ruf zu erlangen, muss man jemand sein, der aktiv etwas tut. Man setzt sich mit seinen Fähigkeiten und Gaben vollständig in der Gemeinde ein. Dadurch gewinnt man einen guten Ruf – nicht nur in der eigenen Gemeinde, sondern vielleicht auch in anderen Gemeinden, die gerade gegründet werden. Die Gläubigen besuchten sich gegenseitig und hatten schon damals Kontakt miteinander.
Timotheus war eigentlich halb Jude. Sein Vater wird als Grieche erwähnt und war offensichtlich nicht gläubig. Er war auch kein jüdischer Proselyt, denn sonst hätte er seinen Sohn wahrscheinlich beschneiden lassen. Die Mutter und Großmutter hingegen waren Jüdinnen. Offenbar war zuerst die Großmutter bekehrt worden, dann die Mutter und schließlich Timotheus selbst.
Paulus schreibt später in seinem zweiten Brief an Timotheus, 2. Timotheus 1,5: „Ich habe deinen aufrichtigen Glauben vor Augen, den Glauben, der zuerst deine Großmutter Lois und deine Mutter Eunike erfüllte und der nun auch, da bin ich ganz sicher, dein Leben bestimmt.“
Timotheus war also vermutlich schon auf Paulus’ erster Missionsreise zum Glauben gekommen. Paulus nennt ihn in seinem ersten Brief an Timotheus sogar sein echtes Kind im Glauben, 1. Timotheus 1,2: „Paulus, ein Apostel von Jesus Christus, an Timotheus, der durch den Glauben ein richtiger Sohn für mich geworden ist.“
Möglicherweise möchte Paulus hier deutlich machen, dass er sogar Anteil an der Bekehrung Timotheus’ hatte.
Die Prägung durch Mutter und Großmutter
Nun, warum kann ein so junger Mann – zwanzig Jahre waren damals extrem jung und galten gesellschaftlich kaum etwas – ein so gutes Zeugnis in zwei Gemeinden erhalten, die immerhin vierzig Kilometer voneinander entfernt sind?
Einerseits hängt das damit zusammen, dass die beiden Jüdinnen, also Großmutter und Mutter, den Jungen schon sehr früh in die Schriften des Alten Testaments eingeführt hatten. Das ist wiederum sehr bemerkenswert oder man könnte sagen wirklich eine Vorsehung Gottes, denn Jüdinnen konnten damals im Allgemeinen nicht lesen.
Die Jungen bei den Juden lernten alle lesen, das war vorbildlich. Bei den Germanen war das noch lange nicht so; sie lernten höchstens Mehl saufen. Aber Lesen oder solche Dinge waren hier in unseren Breiten damals selten. Schon damals musste jeder Junge lesen lernen, bei den Mädchen war das, wie gesagt, selten. Manche Rabbis waren sogar völlig dagegen, dass Mädchen lesen lernten oder sich gar mit der Tora beschäftigten.
Von Rabbi Eliezer, der um das Jahr neunzig nach Christus lebte oder starb, werden folgende Aussprüche überliefert: „Wer seine Tochter Tora lehrt, ist wie einer, der sie Ausgelassenheit lehrt.“ Das sagt ein Rabbi. Oder: „Mögen die Worte der Tora verbrannt werden, aber man möge sie nicht den Weibern überliefern!“
Ihr wisst, der Herr Jesus war ganz anders an dieser Stelle, und auch Apostel Paulus. Hier merken wir, wie wichtig es ist, dass auch Frauen die Bibel kennen und nicht nur Männer. Diese beiden Frauen waren offensichtlich vorbildlich. Sie haben dem jungen Timotheus alles beigebracht, was sie wussten oder was sie vom Alten Testament hatten.
Frauen haben im Allgemeinen den größten Einfluss auf die Kinder zu Hause. Viele große Männer im Reich Gottes hatten in dieser Hinsicht ausgezeichnete Mütter. Mütter, die einerseits für ihre Kinder gebetet haben. „Man sollte mehr mit Gott über die Kinder reden als mit den Kindern über Gott“, hat mal jemand gesagt. Aber natürlich gehört die Unterweisung ebenso dazu.
Timotheus hatte viel seiner Mutter und Großmutter zu verdanken, und Paulus wusste das. Er schreibt ihm später in 2. Timotheus 3,14-16, äußerst wichtige Verse: „Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast, und wovon du dich überzeugt hast. Du weißt ja, wer deine Lehrer waren, und bist von Kind auf mit den Heiligen Schriften vertraut, die dir die Weisheit vermitteln können, die zur Rettung nötig ist – zur Rettung durch den Glauben an Jesus Christus. Die ganze Schrift ist von Gottes Geist gegeben und von ihm erfüllt. Ihr Nutzen ist entsprechend: Sie lehrt uns, die Wahrheit zu erkennen, überführt uns von Sünde, bringt uns auf den richtigen Weg und erzieht uns zu einem Leben, wie es Gott gefällt.“
Paulus denkt hier natürlich zunächst an das Alte Testament. Das war das Buch, das sie alle hatten, das alle Juden hatten, auch in der Diaspora, wo sie lebten, und das natürlich auch die Neubekehrten lesen konnten.
Ihr müsst euch vorstellen, sie hatten damals noch nichts vom Neuen Testament. Es gab keinen Brief, jedenfalls nicht, dass wir wüssten, an Lystra oder an die Gläubigen in Lystra oder Ikonion. Wir haben Briefe an die Korinther und an alle möglichen, an Timotheus. Das war damals alles noch nicht da.
Das Einzige, was diese Gläubigen hatten, war das Alte Testament. Und da war Timotheus natürlich wirklich brauchbar – ein junger Mann, der das Alte Testament kannte und von daher auch Jesus predigen konnte.
Ich weiß nicht, ob manche von euch, die jetzt von den Brüdern mit predigen, wenn euch schlagartig das Neue Testament weggenommen würde und ihr nur noch ein paar Brocken hättet und Christus nur aus dem Alten Testament predigen müsstet – was würdet ihr tun?
Vielleicht denkt ihr an Jesaja 53, aber man kann nicht jeden Sonntag darüber predigen, oder? Was nehmt ihr dann als Nächstes? Fällt euch vielleicht noch Psalm 22 ein? Und dann? Das ist gar nicht so einfach, aber genau das hat Timotheus getan.
Der junge Mann war brauchbar für Gott und setzte sich sofort mit dem, was er hatte, ein. Da hat Gott also vorgesorgt, dass dieser Mann auch einiges zu tun hatte. Paulus konnte sagen: „Bleib in dem, was du gelernt hast, und du bist völlig überzeugt. Du weißt ja auch, von wem du gelernt hast – das waren deine Mutter und deine Großmutter und er natürlich selber dann auch.“
Aufgrund dieser Kenntnis und seiner offensichtlichen Hingabe an den Herrn wurde Timotheus sehr schnell in seiner eigenen Gemeinde zum Segen für andere Gläubige. Deshalb hatte er auch so ein gutes Zeugnis in der eigenen Gemeinde, und irgendwann hörte man dann auch woanders von ihm. Das ist bemerkenswert.
Man kann persönlich überlegen, welchen Ruf man in der Gemeinde hat, was andere von einem sagen, sogar in der Nachbargemeinde. Das muss man nicht favorisieren, das kommt entweder automatisch oder vielleicht nie – wer weiß.
Aber versteht ihr: Wer nichts für den Herrn tut, wie sollte der jemals einen guten Ruf bekommen? Es gibt ja solche Typen in den Gemeinden. Ich selbst komme aus einer alten Brüdergemeinde, die mehr als hundert Jahre alt ist, und ich kenne viele solcher Gemeinden. Da gibt es schon welche, die sonntags da sind, wenn es darauf ankommt, aber wenn Arbeit anfällt, sind sie regelmäßig nicht da, und wenn man beten will, auch nicht. Aber wenn es ums Meckern geht, sind sie die Größten, die immer irgendwas dagegen haben.
Da hat man schon einen Ruf bei den anderen. Es ist freilich nicht der beste. Ich hoffe, ich trete jetzt nicht in alle möglichen Fettnäpfchen, aber manchmal mache ich das auch ganz gern.
Die Beschneidung und die Bedeutung für den Dienst
Paulus wollte Timotheus als Mitarbeiter gewinnen. Deshalb ließ er ihn beschneiden – eine ziemlich schmerzhafte Operation mit zwanzig Jahren. Normalerweise werden Kinder am achten Tag beschnitten. Zu diesem Zeitpunkt ist der Blutgerinnungsfaktor besonders hoch, und alles passt gut zusammen, so wie Gott es vorgeschrieben hatte.
Im Erwachsenenalter jedoch ist man etwa 14 Tage lang kampfunfähig und kann unter Umständen Fieber oder andere Komplikationen entwickeln. Trotzdem ließ Paulus die Beschneidung durchführen. Nicht, weil er die Beschneidung predigte – das tat er nämlich nicht –, sondern weil er wollte, dass Timotheus mit ihm unter den Juden arbeiten konnte.
Ein Jude hätte einen unbeschnittenen Mann niemals anerkannt. Wahrscheinlich wurden sie auch direkt darauf angesprochen. Wie sie es sonst herausgefunden hätten, ist nicht unser Thema.
Strenggläubige Juden betrachteten Kinder aus einer Mischehe meist als tot. Das war bei Timotheus der Fall: Die Mutter war Jüdin, der Vater Grieche. Diese Kinder galten manchmal so sehr als tot, dass die Juden regelrecht eine Beerdigungszeremonie veranstalteten, um dies zu verdeutlichen.
Dass Paulus ein solches Kind als seinen Bruder ansah, als seinen jüdischen Bruder, zeigt, wie sehr er alle nationalen Schranken durchbrochen und niedergerissen hatte.
Die Beschneidung befähigte Timotheus, Paulus in alle Synagogen zu begleiten, wenn dieser dort predigte. Es war kein Zugeständnis an die jüdische Lehre.
Die Handauflegung und der Beginn des Dienstes
Nun, die Ältestenschaft der Heimatgemeinde von Timotheus und vielleicht auch der Nachbargemeinde Ikonion machten sich eins mit ihm und legten ihm die Hände auf. Das bedeutet, sie waren einverstanden damit, dass Paulus ihn mitnahm. Sie sandten ihn sozusagen aus. Die Handauflegung bedeutet nichts Mystisches, sondern ist vom Alten Testament her praktisch ein Einsmachen mit der betreffenden Person.
An dieser Stelle ist das sehr wohl und sehr gut angebracht. Sie sandten ihn zusammen mit Paulus zum Dienst aus. Deshalb schreibt Paulus später an Timotheus. Wir können das also rückblickend nachvollziehen: In 1. Timotheus 4,14 steht: „Lass die Gabe, die Gott dir aufgrund eines prophetischen Wortes und durch Handauflegung der Ältesten geschenkt hat, nicht ungenutzt!“
Gott hat ihm die Gabe geschenkt oder auch zugesprochen. Wie genau das vonstattengegangen ist, wissen wir nicht. Vielleicht haben die Ältesten das so bewirkt. Noch einmal erinnert Paulus ihn im zweiten Brief daran. In jedem Brief, den Paulus an Timotheus geschrieben hat, erinnert er ihn an dieses Geschehen, die Handauflegung.
Offensichtlich war Paulus hier selbst dabei und hat ihm die Hände aufgelegt, so vermute ich jedenfalls. In 2. Timotheus 1,6 heißt es: „Darum erinnere ich dich an die Gabe Gottes, die du empfangen hast. Als ich dir die Hände auflegte, entfache sie neu in dir, diese Gabe Gottes.“
Das war also der Beginn von Timotheus' Dienst.
Timotheus als Begleiter auf den Missionsreisen
Und nun blieb der weitere Weg des Timotheus natürlich eng mit dem Apostel Paulus verbunden. Er begleitete ihn auf seiner Weiterreise. Es ging weiter nach Lystra, Ikonion und Antiochia.
Dann zogen sie durch Phrygien und Mysien. Dort gab es einige Schwierigkeiten, sodass Paulus selbst nicht genau wusste, wohin Gott ihn führen wollte. Der Heilige Geist verhinderte dies zweimal. Schließlich landeten sie in Troas. Paulus betete und empfing in der Nacht ein Gesicht. Am nächsten Tag fragte er die Brüder: Was meint ihr, will Gott wirklich, dass wir nach Philippi gehen?
So kamen sie nach Philippi, also nach Europa. Timotheus erlebte mit, wie Paulus und Silas in Philippi öffentlich ausgepeitscht wurden. Übrigens war diesmal nicht Markus oder Barnabas dabei, sondern Silas. Ich habe mir nur die Stücke herausgenommen, die für Timotheus wichtig sind.
Paulus und Silas wurden öffentlich ausgepeitscht und kamen ins Gefängnis. Timotheus jedoch nicht, wahrscheinlich weil er der Schüler war. Er hatte erst gelernt und hatte wahrscheinlich noch nicht öffentlich gepredigt. Jedenfalls stand er nie so sehr im Vordergrund wie die anderen beiden. Er half Paulus und Silas und war sozusagen der Lehrling.
Timotheus fiel nicht auf und kam deshalb nicht mit ins Gefängnis. Er blieb bei den anderen Geschwistern und konnte ihnen in dieser Zeit schon Dienste leisten. Das ist nicht ganz unwichtig.
Paulus wurde schließlich entlassen. In Philippi geschah ein Wunder: Er wurde durch ein Erdbeben befreit, und der Gefängnisaufseher bekehrte sich. Dennoch mussten sie die Stadt verlassen und reisten weiter nach Thessalonich.
Timotheus in Thessalonich und Beröa
Als sie Thessalonich erreichen, kommt es dort zu Schwierigkeiten, verursacht durch die Juden. Diese waren sehr eifersüchtig, weil sich viele Proselyten bekehrt hatten. Paulus erhielt sogar ein Stadtverbot in Thessalonich und durfte die Stadt nicht mehr betreten. Jemand musste für ihn bürgen – ich weiß nicht, ob mit dem Leben, aber wahrscheinlich mit Besitz.
Paulus litt sehr darunter, dass er Thessalonich später nie mehr besuchen durfte. Doch der unscheinbare Timotheus konnte zurückbleiben. Paulus war vielleicht 14 Tage, bestenfalls drei Wochen, in Thessalonich – also überhaupt nicht lange. Es ging sehr schnell, bis die Judenschaft dort Schwierigkeiten machte. Die junge Gemeinde in Thessalonich lag Paulus sehr am Herzen. Deshalb ließ er Timotheus als eine Art Geheimwaffe zurück. So bemerkten die Gegner nicht viel davon, und Timotheus konnte die Gläubigen bereits belehren.
In der Zwischenzeit war die Reise von Ikonion bis dorthin lang. Wer weiß, wo sie noch unterwegs waren – in Mysien, Phrygien und so weiter. Das dauerte Monate. Während dieser Zeit konnte Paulus viel erklären, viele Dinge, die Timotheus noch nicht aus dem Alten Testament wusste. Diese aber waren dem Apostel Paulus von Gott offenbart worden. Paulus wusste das natürlich und konnte es sofort den jungen Gläubigen in Thessalonich weitergeben. So konnte er sie unterweisen.
Später reiste Timotheus dem Apostel nach, der Thessalonich verlassen musste. Paulus ging nach Beröa und blieb dort mit Silas. Doch auch dort musste Paulus die Stadt wieder verlassen, weil die ungläubigen Juden in Thessalonich einen Aufstand in Beröa ausgelöst hatten. Die Brüder in Beröa, die inzwischen gläubig geworden waren, brachten Paulus ans Meer. Von dort aus wurde er von den Brüdern nach Athen gebracht.
Timotheus und Silas (Silas ist eine Abkürzung für Silvanus) blieben zunächst in Beröa. Sie konnten dort die Gläubigen weiter unterweisen, auch wenn Paulus nicht da war. Etwa einen Monat später – man kann ausrechnen, wie lange die Reise dauerte, es waren ungefähr 300 Kilometer – kamen die Brüder aus Beröa, die Paulus nach Athen gebracht hatten, zurück.
Paulus hatte Timotheus und Silas aufgefordert, sofort nach Athen zu kommen. Die Entfernung betrug etwa 400 Kilometer. Als sie in Athen ankamen, schickte Paulus sie sofort wieder zurück. Timotheus war also wirklich viel unterwegs für Paulus – weitere 400 Kilometer, allerdings nicht mit dem Auto, sondern zu Fuß oder bestenfalls mit dem Schiff, falls sie Geld hatten. Das war ziemlich unsicher, also vermutlich eher zu Fuß. Es war eine anstrengende Aufgabe.
Timotheus sollte sofort nach Thessalonich zurückkehren. Paulus wollte, dass die Geschwister dort im Glauben gestärkt werden. Er hatte große Angst um sie. Was war aus ihnen geworden? Die Verfolgung hatte dort begonnen, und sie betraf nicht nur ihn, sondern auch die anderen, die sich zu ihm hielten. Hatten sie vielleicht Angst bekommen und waren alle weggelaufen? Was war aus der Gemeinde geworden?
Das war eine der ständigen Anfechtungen, die Paulus hatte. Im Zweiten Korintherbrief schreibt er von der täglichen Sorge um alle Gemeinden. Diese Sorge trieb ihn um, und er betete ständig für sie.
Silas wurde ebenfalls von Paulus weggeschickt. Er ging irgendwo nach Mazedonien, vielleicht nach Beröa, sodass jeder in einer Stadt war. Wo genau Silas war, wissen wir aber nicht.
Timotheus in Korinth und die Herausforderungen
Als die beiden dann wieder zurückkamen, sollten sie Paulus eine Nachricht bringen. Sie reisten also erneut nach Athen, doch Paulus war dort bereits verschwunden. Es gab jedoch einige Gläubige in Athen, und diese erfuhren, dass Paulus inzwischen weiter nach Korinth gereist war. Dort trafen die beiden dann wieder auf Paulus.
In Korinth verfassten sie zunächst den ersten Thessalonicherbrief. Timotheus brachte wunderbare Nachrichten aus Thessalonich mit: Die Gläubigen dort waren ein „Senkrechtstarter“ im Glauben. Die Thessalonicher wuchsen nicht unbedingt zahlenmäßig schnell – das wissen wir nicht genau –, aber im Glauben. Paulus war von großer Freude erfüllt und schrieb ihnen diesen Brief. Dreimal dürft ihr raten, wer den Brief überbrachte. Timotheus durfte also wieder auf Reisen gehen.
Als die beiden in Korinth ankamen, fasste Paulus Mut. Die Stadt war eine quirlige Hafenstadt mit zwei Häfen und entsprechend vielfältiger Moral. Paulus war anfangs ziemlich ängstlich, doch er begann, Christus zu predigen. Prompt wurde er aus der Synagoge hinausgeworfen. Das passierte überall, wo er predigte, doch es entstand eine Gemeinde.
Paulus blieb zunächst eine Weile in Korinth, bis wieder Nachrichten aus Thessalonich eintrafen. Ich weiß nicht, ob Timotheus jedes Mal dorthin geschickt wurde, aber er war sehr oft für Paulus unterwegs. Schließlich waren alle drei wieder zusammen in Korinth und verfassten einige Zeit später den zweiten Thessalonicherbrief. Beide Briefe entstanden in Korinth, im Abstand von einigen Monaten. Inzwischen gab es einige Probleme in Thessalonich, auf die Paulus in diesem Brief einging.
Diese Briefe gehören zu den ältesten im Neuen Testament, die wir haben. Timotheus blieb offenbar eine Weile in Korinth, während Paulus weiterreiste. Er ging kurz nach Ephesus und schließlich nach Jerusalem.
Erst auf der dritten Missionsreise begegneten die beiden sich wieder, und zwar in Ephesus. Das war etwa im Jahr 52 nach Christus. Timotheus konnte jedoch nicht lange bei Paulus bleiben, denn Paulus schickte ihn gleich wieder weg – diesmal Richtung Norden.
Timotheus in der Provinz Asia und weitere Reisen
In Apostelgeschichte 19, Vers 22 lesen wir: Paulus schickte zwei seiner Mitarbeiter, Timotheus und Erastus, voraus nach Mazedonien. Er selbst blieb noch eine Zeit lang in der Provinz Asia.
In Mazedonien, in Städten wie Philippi, Thessaloniki und Berea, war Timotheus bereits bekannt. Es war also sinnvoll, dass er mitreiste.
Nebenbei ist es interessant zu wissen, dass Paulus insgesamt etwa 20 Mitarbeiter hatte, aber nie alle gleichzeitig. Er arbeitete sehr effektiv, indem er meist nur ein oder zwei Mitarbeiter für eine begrenzte Zeit bei sich hatte. Nach einiger Zeit schickte er einen weg und holte einen anderen dazu. So arbeitete Paulus ständig weiter, ohne alle Mitarbeiter gleichzeitig zu beschäftigen.
Paulus blieb damals noch eine ganze Weile in der Provinz Asia, nördlich von Ephesus. In dieser Gegend entstanden auch die Gemeinden, an die später die Sendschreiben in der Offenbarung gerichtet sind. Dazu gehören Städte wie Pergamos, Thyatira, Sardis, Philadelphia und Laodizea sowie natürlich Ephesus.
Timotheus sollte von Paulus aus weiter nach Korinth reisen, also wieder auf der gleichen Strecke Paulus voraus, und dann zu Paulus nach Ephesus zurückkehren. Während Timotheus unterwegs war, blieb Paulus noch in Ephesus.
In dieser Zeit schrieb Paulus den ersten Korintherbrief, da es einige Schwierigkeiten in Korinth gab. Ein vorheriger Brief war wohl nicht gut angekommen. Im ersten Korintherbrief kündigt Paulus den Besuch von Timotheus an. Er hatte Timotheus angewiesen, nach Mazedonien zu reisen. Das Schiff war schneller von Ephesus nach Korinth, und der Brief wurde mitgenommen.
In 1. Korinther 4,17 heißt es: "Aus diesem Grund habe ich auch Timotheus zu euch geschickt. Durch den Herrn ist er ein geliebtes und treues Kind für mich geworden. Er wird euch an meine Weisungen für das Leben mit Christus erinnern. Sie entsprechen genau dem, was ich überall in jeder Gemeinde lehre."
Die Korinther wurden außerdem ermahnt, Timotheus freundlich aufzunehmen.
Timotheus war ein eher sanfter Typ. Die Ausleger sind sich einig, dass er bei den Korinthern keinen Erfolg hatte. Die Gemeinde war aus irgendeinem Grund verärgert über Paulus oder zumindest ein Teil davon. Es herrschten Streitigkeiten und Unruhe.
Paulus erwähnt das mit keiner Silbe, auch nicht bei der Rückkehr von Timotheus. Es scheint, als sei nichts erreicht worden. Wahrscheinlich reiste Paulus selbst nach Korinth, blieb aber weiterhin in Ephesus und hatte auch keinen Erfolg.
Schließlich schickte Paulus Titus nach Korinth. Titus war ein anderer Typ Mensch, vor dem die Korinther Respekt hatten. Sie fürchteten ihn, aber sie liebten ihn auch eigenartigerweise.
Titus war der Mann, den Paulus später auch auf die Kreter schickte. Die Kreter bezeichnete Paulus als böse, wilde Tiere und faule Bäuche, was er aus eigener Erfahrung so schildert. Timotheus hätte vermutlich nie Ordnung in diese Gemeinde bringen können, aber Titus war der Richtige dafür.
Titus räumte in Korinth wirklich auf. Paulus wusste das aber nicht. Er schickte Titus mit einem scharfen Brief, dem sogenannten Tränenbrief, den die Korinther sich hätten hinter den Spiegel hängen können, falls sie damals einen hatten. Paulus hatte viel geweint, schrieb aber auch sehr scharf.
Titus sollte zurückkehren und sich mit Paulus in Troas treffen. Paulus war fast drei Jahre in Ephesus. Er reiste weiter nach Norden und kam in Troas an, fand Titus dort aber nicht.
Paulus war darüber sehr beunruhigt, obwohl in Troas eine glänzende Arbeit lief. Viele Menschen wurden bekehrt, und Paulus schreibt, dass sich eine große Tür im Herrn geöffnet habe. Es gab viele Widersacher, aber das gehörte dazu.
Von solcher Unruhe erfüllt, konnte Paulus es nicht aushalten und reiste weiter. Er wollte Titus vielleicht in Philippi oder Thessaloniki treffen. Dort traf er ihn schließlich und war überglücklich. Titus konnte berichten, dass die Korinther wieder in Ordnung waren. Sie hatten eingesehen, dass sie Fehler gemacht hatten, und alles war wieder so, wie es sein sollte.
Aus dieser Freude heraus schrieb Paulus den zweiten Korintherbrief. In dieser Zeit wissen wir nicht genau, wo Timotheus war. Wahrscheinlich war er unterwegs und besuchte verschiedene Gemeinden.
Wir wissen, dass Timotheus wieder mit Paulus zusammen war, weil er im ersten Korintherbrief erwähnt wird und im zweiten als Mitverfasser genannt wird.
Anschließend reisten Paulus und Timotheus zusammen über Mazedonien bis nach Griechenland, wahrscheinlich auch nach Korinth. Die meisten Ausleger nehmen an, dass Paulus dort den Römerbrief schrieb. Timotheus war bei ihm, denn im Brief an die Römer sendet Paulus auch Grüße von Timotheus.
Zu diesem Zeitpunkt war die Mission um die Ägäis praktisch abgeschlossen.
Timotheus in Ephesus und die Gefangenschaft des Paulus
Anschließend, also hier von Korinth aus, sitzen sie noch in Korinth. Sie haben dort bereits den Römerbrief weggeschickt. Übrigens hat eine Schwester den Brief überbracht, die Vöbe, eine Diakonin der Gemeinde Kentschrea. Kentschrea ist der zweite Hafen von Korinth, eine kleine Stadt, in der inzwischen auch eine Gemeinde im Nachbarort entstanden ist.
Timotheus reist voraus mit den Brüdern aus der Provinz Asia. Paulus reist per Schiff hinterher. Paulus hatte Timotheus schon vorher gebeten: „Wenn wir zurückreisen, bleib bitte in Ephesus.“ Er wollte, dass Timotheus vor allem in dieser Stadt weiterarbeitet.
Paulus kommt dann mit dem Schiff an und trifft sich mit den Ältesten – jedenfalls hier von Assos aus. Von Troas oder Assos fährt Paulus mit dem Schiff, die anderen auf dem Landweg. Jedenfalls treffen sie sich mit den Ältesten von Ephesus in Milet.
Warte mal, was habe ich hier aufgeschrieben? Paulus reist doch per Schiff, jawohl, und die anderen auf dem Landweg. So war das gewesen. Es ist ganz schön verzwickt, das aus dem Neuen Testament herauszubekommen.
Timotheus bleibt also jetzt in Ephesus, und Paulus reist weiter. Ihr seht hier die Reiseroute über Rhodos, die Insel Patara, dann Tyrus, Ptolemaios, Caesarea und schließlich Jerusalem.
In Jerusalem wird Paulus verhaftet. Der Geist Gottes hatte ihm das durch einige Geschwister schon vorher mit Weissagungen angekündigt. Im Tempel wird Paulus von einigen Juden aus der Provinz Asia erkannt – die Provinz Asia liegt hier oben. Ihr seht also, wie weit die Juden damals gereist sind.
Sie machen großes Geschrei und beschuldigen ihn fälschlicherweise. Paulus wird verhaftet. Es folgt eine zweijährige Gefangenschaft des Apostels Paulus hier in Caesarea.
Jetzt beginnt die letzte Phase. Caesarea wird frei, dass Apostel Paulus seinen, was ein Caesarean, also seine Nacken an die Gläubigen, fast am Mund von Caesarea aus, in Milet zurückgelassen hat. So kann man das am besten einordnen.
Er hoffte zu dieser Zeit noch, in Caesarea freizukommen und Timotheus in Ephesus bald wieder besuchen zu können. Falls sich dieser Besuch aber verzögern sollte, sollte Timotheus wissen, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll. In dieser Gemeinde sollte er Anweisungen geben, wie man lebt und so weiter.
Aufgrund seiner Berufung auf den Kaiser wird Paulus dann auf einer sehr abenteuerlichen Reise per Schiff nach Rom gebracht. Hier sind einige Dinge enthalten, die ich euch gerne erzählen würde, aber das können wir heute nicht mehr machen. Sonst, ich weiß nicht, ob ihr mir das übelnehmt, wenn ich allzu lange erzähle.
Es ist ja auch einiges anders als bei sonstigen Karten, nicht weil das falsch wäre, sondern weil es inzwischen neuere Forschungen gibt. Auf jeden Fall hieß es früher, dass Paulus nicht Barbu war, und das hat einige Konsequenzen für das Verständnis mancher Briefe.
Jedenfalls kommt Paulus schließlich in Rom an. Von dort schreibt Paulus seine Gefangenschaftsbriefe.
Timotheus als Mitarbeiter in Rom
Als Paulus den Kolosserbrief schrieb, war Timotheus wieder bei ihm. Der Kolosserbrief ist ein Gefangenschaftsbrief. In Kolosser 1,1 heißt es: Paulus, nach dem Willen Gottes Apostel von Jesus Christus, und Timotheus, der Bruder, an die treuen Geschwister, die Christus in Kolossä für sich ausgesondert hat.
Paulus schreibt zusammen mit Timotheus in Rom. Er sitzt also nicht im Gefängnis, sondern kann sich eine Wohnung mieten. Zwar muss er den Soldaten, der ihn bewacht, mit einquartieren, aber er hat relativ viele Freiheiten.
Anschließend schickt er Timotheus mit dem Brief an die Philipper los oder hat den Brief schon vorher abgeschickt. Jedenfalls kündigt Paulus im Philipperbrief an, dass Timotheus zu ihm kommen wird. In Philipper 1,1 steht: Paulus und Timotheus, Sklaven von Jesus Christus, an alle Gläubigen in Philippi, an alle, die durch Jesus Christus geheiligt sind, samt ihren Ältesten und Diakonen.
In Philipper 2,19 schreibt Paulus: Im Vertrauen auf Jesus, unseren Herrn, hoffe ich, Timotheus bald zu euch zu schicken, damit auch ich ermutigt werde, wenn er mir dann berichten kann, wie es euch geht.
Dann folgt eine sehr schöne Beschreibung von Timotheus. Paulus sagt: Ich habe sonst niemand, der so ganz meines Sinnes ist und sich so aufrichtig um euch kümmern wird wie er. Alle anderen sind nur auf sich selbst bedacht und kümmern sich nicht um das, was Jesus Christus wichtig ist. Aber ihr wisst ja selbst, wie gut Timotheus sich bewährt hat. Wie ein Sohn seinem Vater hilft, so hat er sich mit mir zusammen für die gute Botschaft eingesetzt.
Paulus hofft also, Timotheus zu euch schicken zu können, sobald er seine Lage hier übersehen kann. Er vertraut dem Herrn, dass er auch selbst bald zu euch kommen kann.
Das ist ein wirklich wunderbares Zeugnis, das Paulus hier seinem Mitarbeiter ausstellt.
Der letzte Brief und das Ende des Dienstes
Im Herbst des Jahres 62 schreibt Paulus seinen letzten Brief an Timotheus. Während der zweijährigen Haft schwand die Wahrscheinlichkeit, dass er entlassen würde, immer mehr. Er wurde somit auch nicht freigesprochen vom kaiserlichen Gerichtshof. Der Prozess endete mit einem Todesurteil, und Paulus wird bis zu seiner Hinrichtung in Ketten gelegt. Die Haftbedingungen haben sich ständig verschärft.
Paulus weiß, dass die Zeit des Abschieds für ihn gekommen ist. Er ist sich jedoch sicher, dass er nicht als Futter für wilde Tiere enden muss. Es schmerzt ihn sehr, dass viele seiner Mitarbeiter ihn verlassen haben. Deshalb bittet er in seinem letzten Brief, den er an Timotheus geschrieben hat, so schnell wie möglich zu ihm zu kommen (2. Timotheus 4,9).
Dort sagt er: „Beeile dich und komme so bald wie möglich zu mir, denn Demas hat mich verlassen und ist nach Thessalonich gegangen. Ihm war die jetzige Welt lieber. Christusens ging nach Galatien, Titus nach Dalmatien. Nur Lukas ist noch bei mir. Wenn du kommst, bring Markus mit, denn ich könnte ihn hier gut gebrauchen. Tychikus habe ich nach Ephesus geschickt. Bring auch meinen Mantel mit, wenn du kommst. Ich habe ihn bei Carpus in Troas liegen lassen, ebenso die Bücher, vor allem die Pergamente.“
In Vers 21 schreibt Paulus weiter: „Beeile dich, dass du noch vor dem Winter hier bist.“ Ob Timotheus ihn wirklich noch lebend angetroffen hat, seinen Lehrer, wissen wir nicht. Zu Beginn des Jahres 63 wird Paulus durch Enthauptung hingerichtet.
Offenbar wird auch Timotheus gleich mitverhaftet, als er nach Paulus fragt. Denn das ist ja ziemlich verdächtig. Das Letzte, was wir von Timotheus wissen, steht interessanterweise im Hebräerbrief, am Schluss, Kapitel 13, Vers 23. Dort heißt es: „Ihr sollt wissen, dass unser Bruder Timotheus freigelassen worden ist. Wenn er rechtzeitig hier eintrifft, werden wir euch gemeinsam besuchen“, schreibt der uns unbekannte Verfasser des Hebräerbriefes.
Also musste auch Timotheus das Gefängnis von innen kennenlernen. Doch er kam wieder frei und hat dem Herrn gewiss bis an sein Lebensende treu gedient.
Das Vorbild Timotheus und sein Dienst
Timotheus war ein ausgezeichneter und äußerst fleißiger Mann. Schon von frühester Jugend an wurde er durch das Wort Gottes geprägt. Vielleicht war er ein wenig schüchtern, doch er setzte seine Gaben dennoch ein. Alles, was er hatte, kannte und konnte, gab er seinem Herrn.
Es ist nicht schlimm, schüchtern zu sein, und es ist auch nicht schlimm, wenn man nicht alles kann. Aber das, was man kann, sollte man gern für den Herrn einsetzen. Oder möchte man seine Talente nur zum Geldverdienen oder zum Zeitvertreib nutzen? Timotheus war ein ausgezeichneter Mann, der bedingungslos für seinen Herrn lebte.
Noch etwas ist bemerkenswert: Timotheus war immer mit dem zweiten Platz zufrieden. Immer. Es gibt keine Hinweise darauf, dass er irgendwo etwas ganz Neues angefangen hätte. Auch das ist nicht ohne Bedeutung. Gott braucht auch solche Menschen.
Dieser Timotheus wird im Wort Gottes mit zwei Briefen geehrt – für alle Zeiten, bis der Herr wiederkommt und vielleicht sogar darüber hinaus. Timotheus war ein ausgezeichneter Diener.
Es liegt nicht an den Umständen, sondern an dir, was du hier in der Gemeinde tust. Vielleicht hat der Herr dann auch einen Weg darüber hinaus. Meist erwartet man so etwas nicht. Ich glaube nicht, dass Timotheus damit gerechnet hat, dass Paulus ihn einfach mitnimmt.
Ich selbst habe auch niemals damit gerechnet, Reisebruder zu werden oder irgendetwas Ähnliches, wie Wanderprediger oder wie man das nennen mag. Aber ich weiß, als ich 14 war und gerade aus der Sonntagsschule kam, habe ich dort mitgeholfen – in der Sonntagsschule natürlich. Das ging dann ständig weiter, zu Kinderfreizeiten und Jugendfreizeiten.
Für mich gab es eigentlich gar nichts anderes. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, etwas anderes zu machen. Das war bestimmt auch eine Gnade vom Herrn. Ich weiß bis heute nicht, warum ich das eigentlich gemacht habe. Der Herr hat mir Freude daran gegeben, und das ist gut.
Dann kommt oft eins zum anderen, manchmal ganz von allein, und das ist schön, wenn der Herr uns gebrauchen kann. Es ist ein sehr befriedigender Dienst. Er ist mit ziemlich viel Arbeit verbunden, aber es ist eine sehr schöne Sache, wenn man das tun kann.