Einführung: Verlässlichkeit im Blick behalten
Auf wen kannst du dich verlassen? Auf wen? Auf Freunde, auf Familienangehörige? Können andere sich auf dich verlassen? Stehst du treu zu dem, was du versprichst?
Ich möchte euch einladen, diese Fragen im Hinterkopf zu behalten, wenn wir jetzt über den sehr langen Predigttext nachdenken, den wir gerade gehört haben. Es lohnt sich, die Bibel weiter offen zu halten. Ich werde nicht den ganzen Text durchsprechen, keine Sorge. Aber gerade deshalb ist es vielleicht hilfreich, immer wieder hineinzuschauen und zu sehen, wo wir gerade sind. Das hilft euch auch, zu prüfen, was ich sage.
Dazu möchte ich euch auch ermutigen – nicht nur heute, sondern immer. Denn eine Predigt von hier vorne soll in erster Linie das weitersagen, was Gott uns sagen will. So dürft ihr prüfen und für euch selbst erkennen, ob das, was ich sage, wirklich Gottes Wort ist. So könnt ihr Gottes Wort klar hören und hoffentlich besser verstehen.
Ich möchte dafür beten, dass der Herr uns hilft, sein Wort zu verstehen:
Lieber Herr, wir danken dir dafür, dass du zu uns sprichst – durch dein Wort, durch die Bibel. Wir wissen, dass unsere Erkenntnis nur Stückwerk ist, und ich weiß, dass meine Erkenntnis nur Stückwerk ist. Ich bitte dich, dass du mir hilfst, nur das weiterzusagen, was du uns heute Abend sagen möchtest.
Ich möchte dich bitten, dass du uns allen offene Ohren und offene Herzen gibst, damit wir verstehen, was du sagst. Dass dein Wort uns anrührt und verändert, so dass wir immer mehr zu den Menschen werden, die du aus uns machen möchtest – zu deiner Ehre und zu unserem Guten.
Und so bitten wir dich, dass du diese Predigt gebrauchen und selbst sprechen willst, Herr. Amen.
Überblick über den Predigttext
Ja, ihr habt den Predigttext gerade gehört. Relativ offensichtlich, auch in der Lutherbibel, die ausliegt, besteht er aus fünf Abschnitten. Ich möchte uns diese nur ganz kurz noch einmal vor Augen führen.
Die ersten drei Abschnitte beschreiben den Weg zum Garten Gethsemane. Dort verkündet Jesus, dass Petrus ihn verleugnen wird. Im zweiten Abschnitt sehen wir Jesus im Garten Gethsemane, wie er betet, während die Jünger schlafen. Im dritten Abschnitt wird Jesus dort gefangen genommen.
Anschließend wird er abgeführt und kommt in den Palast des Herodes. Dort sehen wir zuerst in den Versen 53 bis 65 das Verhör und seine Verurteilung. Zum Abschluss lesen wir die Verleugnung des Petrus.
Das ist so der große Rahmen um den Text: nicht nur die Ankündigung der Verleugnung und die Verleugnung selbst. Deshalb predige ich diesen langen Text als eine Predigt, in einer Predigt, weil ich denke, dass das alles zusammengehört.
Ich möchte, wie gesagt, nicht diese fünf Abschnitte jetzt schrittweise mit uns betrachten, sondern eher thematisch diesen Text mit uns behandeln. Dabei möchte ich zuerst mit uns einen Blick auf die Menschen um Jesus herum werfen.
Jesus und seine Freunde: Verlassen, verleugnet, verraten
Wir werden sehen, dass Jesus sich auf niemanden verlassen konnte. Er wurde verlassen, verleugnet, verraten und verurteilt.
Im zweiten Teil der Predigt wollen wir darauf schauen, dass Jesus andererseits vollkommen zuverlässig ist. Auf Jesus ist Verlass: Er weicht nicht zurück, er ist nicht widerwillig, er leistet keinen Widerstand und hat keine Widerworte. Er ist treu.
Das sind die zwei Teile der Predigt mit den jeweiligen Unterpunkten. Genau so wollen wir sie jetzt durchgehen.
Verlassenheit durch die Jünger
Und wenn wir zuerst darauf schauen, was Jesus erdulden musste, bevor wir dann auf Jesus selbst blicken, sehen wir als Allererstes, dass Jesus von seinen Freunden verlassen wird.
Wir befinden uns hier ziemlich am Ende des Markus-Evangeliums, fast am Ende des Berichts über das Leben von Jesus Christus. Markus beginnt seinen Bericht damit, dass Jesus seine Jünger beruft und mit ihnen seinen öffentlichen Dienst beginnt. Dieser Dienst erstreckt sich über ungefähr drei Jahre. Drei Jahre lang sind seine Jünger mit ihm unterwegs gewesen und haben vieles mit ihm erlebt. Sie sind ihm ganz nahe gekommen und haben viel Zeit mit ihm verbracht. Wir können sicher sein, dass Jesu Jünger ihren Herrn liebten und verehrten.
Doch dann sagte Jesus ihnen bei einem Mahl, bei einem Abendessen – einem ganz besonderen Abendessen, nämlich einem Passamahl –, dass einer von diesen zwölf, einer seiner engsten Freunde, sich gegen ihn stellen und ihn verraten würde. Das war ein Schock für die Jünger, zumindest für elf von ihnen. Sie fragten: „Bin ich es etwa, Herr? Würde ich so etwas tun können?“ Jesus antwortete ihnen nicht.
Sie beendeten das Mahl, sangen ein Loblied und gingen dann hinaus zum Ölberg, zum Garten Gethsemane. Auf dem Weg dorthin sagte Jesus etwas, das noch weit über das hinausging, was sie bisher von ihm gehört hatten. Er sprach zu ihnen: „Ihr werdet alle Ärgernis nehmen, denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.“
Das war einfach zu viel für die Jünger. Sie konnten das nicht akzeptieren. Sie liebten Jesus. Wie konnte er so etwas behaupten? Petrus, der Anführer der Jünger, ergriff das Wort und widersprach Jesus vehement: „Wenn alle Ärgernis nehmen – ich doch nicht!“ Im Vers 31 lesen wir, dass auch alle anderen Jünger letztendlich dasselbe behaupteten.
Dann nahm das Ganze seinen Lauf. Sie erreichten ihr Ziel, den Garten Gethsemane. Jesus sprach dort zu seinen Jüngern: „Setzt euch hier hin, bis ich gebetet habe!“ Anschließend nahm er seine drei engsten Freunde mit – Petrus, Jakobus und Johannes – und sagte: „Bleibt hier, wachet, wachet, während ich bete!“
Die Jünger, die ihm gerade versprochen hatten, treu zu bleiben und auf die Verlass sei, sollten wachen und beten. Jesus ging zum Beten und kam zurück, doch die Jünger schliefen. Dann ermahnte Jesus den Wortführer Simon: „Schläfst du? Vermochtest du nicht eine Stunde zu wachen?“ Und er gab ihnen noch einmal den Auftrag: „Wachet und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt. Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“
Doch wieder versagten die Jünger. Zum zweiten Mal fanden sie sie schlafend. Und auch beim dritten Mal fanden sie sie schlafend. Dann weckte er sie und bereitete sie auf das vor, was nun geschehen würde. In Vers 41 lesen wir: „Es ist genug, die Stunde ist gekommen. Siehe, der Menschensohn wird überantwortet in die Hände der Sünder. Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe.“
Jetzt hätten die Jünger beweisen können, dass sie in der entscheidenden Stunde zu Jesus stehen und auf sie Verlass ist. Doch das war nicht der Fall. Wir sehen, was geschieht – wir haben es gerade schon gehört: Sie verlassen ihn, und alle fliehen, sie laufen weg.
Ein Einziger bleibt noch für einen Moment zurück – ein junger Mann, der wahrscheinlich abends doch noch mitgegangen war, nicht ganz angezogen, nur mit einem Leinengewand bekleidet. Die frühe Kirche nahm an, dass es Markus selbst war, der hier schreibt. Er folgt Jesus noch ein kleines Stück, doch dann greifen sie nach ihm, und er lässt das Gewand zurück und flieht ebenfalls.
All die großen Worte sind nichts wert. „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.“ So kommt es genau so, wie Jesus es mit den Worten des Propheten Sacharja angekündigt hatte: „Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.“ Der Hirte, Jesus, wird geschlagen und verhaftet. Die Schafe, seine Jünger, laufen davon.
Ihr Lieben, alle seine Jünger, seine besten Freunde, lassen ihn im Stich. Das Erste, was wir sehen, ist: Jesus wurde von seinen Freunden verlassen.
Die Verleugnung durch Petrus
Als Zweites sehen wir, dass Jesus von seinem allerbesten Freund, einem seiner engsten Freunde, verleugnet wurde. Auch das hatte Jesus angekündigt.
Nachdem Petrus ihm so widersprochen und vollmundig verkündet hatte, dass er auf ihn vertraue, entgegnete Jesus ihm: „Wahrlich, ich sage dir, heute in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Doch Petrus kann es nicht glauben und widerspricht erneut: „Auch wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen.“
Diese Aussage klingt ein bisschen wie manche modernen Lobpreislieder. Tatsächlich ist Petrus besonders mutig und engagiert. Aus dem Parallelbericht im Johannes-Evangelium wissen wir, dass Petrus eingreift, als die Soldaten kommen, um Jesus zu verhaften. Er weicht nicht zurück, sondern zieht das Schwert und schlägt einem der Soldaten das Ohr ab. Das entsprach jedoch nicht dem, was Jesus wollte.
Kurze Zeit später zeigt sich Petrus erneut als besonders mutig. Während alle anderen weglaufen, kehrt er nach einiger Zeit um. Er folgt seinem geliebten Herrn in sicherer Distanz und wagt sich sogar in den Hof des Palastes der Hohenpriester. Dort sitzt er unten im Hof und wärmt sich am Feuer.
Dann lesen wir, was dort passiert. Ich lese den Abschnitt aus dem Beginn, Vers 66, noch einmal vor:
„Und Petrus war unten im Hof. Da kam eine von den Mägden des Hohenpriesters. Als sie Petrus sah, wie er sich wärmte, schaute sie ihn an und sprach: ‚Du hast auch mit dem Jesus von Nazareth zu tun.‘ Er leugnete aber und sprach: ‚Ich weiß nicht und verstehe nicht, was du sagst.‘ Und er ging hinaus in den Vorhof, und der Hahn krähte.“
Die Magd sah ihn und fing abermals an, denen zu sagen, die dabei standen: „Das ist einer von denen.“ Und er leugnete abermals. Nach einer kleinen Weile sprachen die, die dabei standen, wiederum zu Petrus: „Wahrhaftig, du bist einer von denen, du bist auch ein Galiläer!“ Er aber fing an, sich zu verfluchen und zu schwören: „Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet.“
Und alsbald krähte der Hahn zum zweiten Mal. Da gedachte Petrus der Worte, die Jesus zu ihm gesagt hatte: „Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.“ Und er fing an zu weinen.
Was für ein Drama! Jesus wird von seinen Freunden verlassen, und selbst Petrus verleugnet ihn dreimal. Dreimal!
Der Verrat durch Judas
Und dann sehen wir noch den zwölften Jünger, der eigentlich nie wirklich ein treuer Jünger war. Das ist der dritte Aspekt, den wir bedenken wollen.
Jesus wurde nicht nur von all seinen Jüngern verlassen und von Petrus sogar dreimal verleugnet, nein, er wurde auch von Judas verraten. Dies hatte Jesus zuvor bereits angekündigt. Beim Abendmahl, beim Passamahl, hatte er gesagt: „Wahrlich, ich sage euch, einer unter euch, der mit mir ist, wird mich verraten.“
Dann betonte er noch einmal: „Einer von den Zwölfen, der mit mir den Bissen in die Schüssel taucht.“ Aus dem Johannesevangelium wissen wir, dass Judas, nachdem er den Bissen genommen hatte und Jesus ihm deutlich gemacht hatte „Ich weiß, dass du es bist“ – sonst hatte das niemand mitbekommen –, die Gruppe verließ. Die Jünger dachten, er müsse etwas für Jesus regeln, doch sie hatten keine Ahnung.
So war Judas nicht dabei, als die Jünger mit Jesus hinaus zum Ölberg gingen. Er war nicht mit im Garten Gethsemane. Doch dann taucht er plötzlich wieder auf.
Ich beginne in Vers 43: Da lesen wir, dass, während Jesus noch zu seinen Jüngern redete, Judas, einer von den Zwölfen, kam. Mit ihm war eine Schar mit Schwertern und Stangen von den Hohenpriestern, Schriftgelehrten und Ältesten. Der Verräter nannte ihnen ein Zeichen und sagte: „Welchen ich küssen werde, der ist es, den ergreift und führt ihn sicher ab.“ Als er kam, trat er alsbald zu Jesus, sprach „Rabbi“ und küsste ihn.
Judas war drei Jahre mit Jesus unterwegs gewesen. Er hatte erlebt, wie Jesus Wunder getan hatte, wie er Menschen geholfen hatte, wie er die Liebe in Person für Menschen war. Er hatte gesehen, wie Jesus die Hungrigen genährt und die Kranken geheilt hatte. Und nun stellt sich Judas gegen Jesus. Er verrät ihn – und zwar mit einem Kuss, einem Ausdruck von herzlicher Verbundenheit.
Das müssen wir uns klar machen: Von seinen zwölf engsten Freunden wird Jesus verlassen, verleugnet und sogar verraten.
Verurteilung durch die religiöse Elite
Und dann sehen wir schließlich noch ein viertes Mal, dass Jesus von seinen Feinden verurteilt wurde. Die Feinde hatten schon lange nach einer passenden Gelegenheit gesucht, Jesus mit List zu ergreifen und zu töten.
Wir hatten das vor einigen Wochen bedacht. Am Anfang von Markus 14 wird davon berichtet. Jetzt hatten sie ihn ergriffen, und es ging nur noch darum, ihn zum Tode zu verurteilen. Aber das war gar nicht so einfach.
Dazu brauchten sie übereinstimmende Zeugenaussagen nach jüdischem Recht, doch das schlug fehl. In Vers 55 lesen wir: „Aber die Hohenpriester und der ganze Hohen Rat suchten Zeugnis gegen Jesus, dass sie ihn zu Tode brächten.“
Was sollen sie denn klar machen? Was für Richter sind das? Sie führen einen Prozess, aber sie wissen eigentlich schon, wie das Urteil lauten soll. Das Urteil ist bereits gesprochen. Sie suchen jetzt nur noch die passenden Zeugenaussagen.
Das Problem ist nur, dass sie nichts fanden. Am Ende von Vers 55 heißt es: „Viele gaben falsches Zeugnis ab gegen ihn, aber ihr Zeugnis stimmte nicht überein.“ Jesus war so nicht zu kriegen.
Nachdem sie mit den Zeugenaussagen keinen Erfolg hatten, fragten sie Jesus selbst: „Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten?“ Vielleicht war die Hoffnung, dass er sich selbst reinreiten würde.
Mit anderen Worten: Lieber Herr Jesus, wärst du bereit, dich öffentlich zu bekennen als Gotteslästerer? Jesus antwortet ihnen die Wahrheit: „Ja, ich bin es. Und ihr werdet sehen, den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen mit den Wolken des Himmels.“
Man kann annehmen, dass sie diesen Satz gar nicht mehr richtig gehört haben. Sie hatten große Freude, dass er sich jetzt selbst reingeritten hatte. Für sie war Jesus der Stein des Anstoßes, den sie loswerden wollten.
Als Jesus sagte: „Ich bin’s, ich bin der Sohn Gottes“, hätten sie ihn anbeten sollen. Stattdessen verurteilten sie ihn und verspotteten ihn. Das lesen wir am Beginn in Vers 64: „Sie aber verurteilten ihn alle, dass er des Todes schuldig sei. Da fingen einige an, ihn anzuspien und sein Gesicht zu verdecken, und sie schlugen ihn mit Fäusten und sagten: ‚Ach, weissage uns!‘ Und die Knechte schlugen ihn ins Angesicht.“
Jesus: Treu und verlässlich bis zum Ende
Ein Tag im Leben von Jesus
Aufgrund seiner großen Liebe und Barmherzigkeit hat Gott uns Menschen hier auf Erden nicht allein gelassen. Er ist in Jesus Christus zu uns Menschen gekommen. Er, die Liebe in Person, kommt zu den Menschen.
Jesus lebt so, wie wir leben sollen. Er führt ein perfektes Leben, voller Liebe zu den Menschen, voller Gnade und Barmherzigkeit. Doch wir Menschen nahmen ihn nicht an.
Jesus Christus, der Sohn Gottes, wurde von den Menschen verlassen, verleugnet, verraten, verurteilt und verspottet. Trotzdem ging Jesus seinen Weg unbeirrt weiter.
Er ging diesen Weg, damit wir Menschen, entsprechend dem ewigen Plan unseres gnädigen Schöpfers, vor dem verdienten Gericht gerettet werden können.
So möchte ich uns einladen, jetzt auf Jesus zu schauen. Lasst uns auf diesen Herrn blicken – diesen verlassenen, diesen verratenen Herrn. Lasst uns auf Jesus schauen, auf den voll und ganz Verlassenen.
Jesus weicht nicht zurück
Das Erste, was wir sehen, ist, dass Jesus nicht zurückweicht. Er hatte zuvor angekündigt, was geschehen würde. Jesus betonte mehrfach, dass man ihn töten würde. Er sagte klar, dass er verraten werden würde. Er weiß genau, was ihm bevorsteht, aber er haut nicht ab.
Er verlässt das Abendmahl nicht, er verlässt Jerusalem nicht, um sich in Sicherheit zu bringen. Stattdessen geht er mit seinen Jüngern hinaus zum Ölberg. Er handelt genau so, wie Judas es erwarten konnte. Jesus läuft ganz bewusst ins offene Messer und weicht nicht zurück.
Aber das war kein leichter Weg für ihn. Wie schwer dieser Weg für Jesus gewesen sein muss, wird für uns zumindest ein kleines bisschen sichtbar, als Jesus im Garten mit seinen Jüngern ankommt. In Vers 33 heißt es über ihn, dass er anfängt zu zittern und zu zagen. Er sagt seinen Jüngern: „Meine Seele ist betrübt bis an den Tod.“
Dann sehen wir, wie Jesus ein Stück weitergeht, sich auf die Erde wirft und betet. Er bittet, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorübergehen möge. Voller Vertrauen wendet sich der geliebte Sohn in einer Intimität, die für uns vielleicht nicht ganz klar wird, an seinen himmlischen Vater: „Aber mein Vater, alles ist dir möglich, nimm diesen Kelch von mir.“
Welcher Kelch ist das? Es ist der Kelch, der überhaupt ausgegossen werden soll. Es ist der Kelch von Gottes gerechtem Zorn. Vielleicht tun sich manche schwer mit dem Gedanken, dass Gott zornig sein könnte. Das liegt daran, dass wir oft eine falsche Vorstellung von Zorn haben. Wir denken an etwas Blindwütiges, Wild um sich Schlagendes.
Doch das ist nicht der Zorn Gottes. Der Zorn Gottes ist vollkommen kontrolliert und absolut gerechtfertigt. Es ist der Zorn des heiligen Gottes, des perfekten Schöpfers, über alles Böse, das in dieser Welt existiert. Vielleicht können wir das ein kleines bisschen nachvollziehen, wenn wir an die schlimmsten Dinge denken, die wir erlebt haben oder von denen wir in den Nachrichten hören: Kindesmisshandlung, brutaler Mord, fürchterliche Taten – einfach Schlimmes.
Kennt ihr das Gefühl, wenn in euch Zorn aufkommt und ihr denkt: Das darf nicht sein? Gott hat diese Welt als heile Welt geschaffen, doch dann kam all das Böse hinein. Gott ist zornig, aber nicht blindwütig, sondern vollkommen kontrolliert. Gott ist ein gerechter Gott und kann das Unrecht nicht ungestraft lassen.
Jesus weiß, was ihm bevorsteht: Der Zorn Gottes über alles Böse in dieser Welt, über die schlimmsten Dinge, von denen du je gehört hast, und all die schlimmen Dinge, von denen du noch nicht gehört hast und die jemals in der Geschichte der Menschheit geschehen sind und geschehen werden. Dieser Zorn wird auf ihn kommen – das ist der Kelch.
Er bittet: „Lass diesen Kelch an mir vorüberziehen, nimm diesen Kelch von mir.“ Und dann hören wir die Worte, die Jesus spricht – diese unvorstellbaren Worte: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ Jesus akzeptiert den ewigen Ratschlusswillen seines Vaters. Er zeigt keinen Widerwillen, kämpft nicht gegen das, was kommen soll. Stattdessen stellt er seinen eigenen menschlichen Willen zurück und gibt sich ganz in die Hand seines Vaters.
So beendet er sein Gebet. Er weiß, dass das, was der Vater will, das ist, was sie vor Anbeginn der Welt gemeinsam beschlossen haben. Und er weiß, dass es kommen wird.
Dann sieht er seine Feinde kommen. Er wird verraten mit einem Bruderkuss. Die Soldaten ergreifen ihn. Einer der Anwesenden, wir wissen, das ist Petrus, zieht sein Schwert und schlägt dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr ab.
Doch Jesus leistet keinen Widerstand. Er hält dem Ganzen Einhalt. Aus den Parallelberichten wissen wir, dass Jesus sogar zu dem Knecht geht, der ihn verhaften und töten will, und heilt dessen Ohr. Voller Barmherzigkeit und Liebe ergibt sich Jesus ihnen. Er gibt sich in ihre Hand, damit, wie er selbst sagt, die Schrift erfüllt werde.
Jesus schweigt und bekennt sich
Und so steht Jesus vor dem Hohen Priester, vor dem ganzen Hohen Rat. Alle geben falsches Zeugnis gegen ihn ab. Der Hohe Priester steht auf, tritt in die Mitte und fragt Jesus: „Antwortest du nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen? Willst du dich nicht rechtfertigen?“
Jesus aber schweigt still und antwortet nichts. Er stellt nichts richtig. Er weiß, dass das, was geschieht, geschehen muss. Von ihm kommen keine Widerworte. Er versucht gar nicht, sich zu rechtfertigen.
So, wie der Prophet Jesaja es prophetisch über den Messias angekündigt hat: „Als er gemartert wurde, litt er doch willig und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer, tat er seinen Mund nicht auf“ (Jesaja 53,7).
Aber dann, als er gefragt wurde, ob er der Christus, der Sohn des Hochgelobten, sei, endet sein Schweigen. An dieser Stelle, wo Schweigen ihm vielleicht das Leben gerettet hätte, bekennt er: „Auf mich bist du es“. Damit sagt er, was seine Feinde hören wollen, im Wissen darum, dass das sein Todesurteil ist.
Jesus geht diesen Weg ganz konsequent. Seht ihr, wie geradlinig Jesus diesen bitteren Weg zum Kreuz geht?
Unser Text zeigt uns auf der einen Seite die Freunde von Jesus, die ihn verlassen und verleugnet haben. Er zeigt uns Judas, der ihn verrät. Er zeigt uns die religiöse Elite, die ihn verurteilt und verspottet.
Auf der anderen Seite sehen wir Jesus, der treu bleibt, auf den man sich komplett verlassen kann. Er weicht nicht zurück, ist nicht widerwillig, leistet keinen Widerstand und spricht keine Widerworte.
Die Motivation Jesu: Liebe
Wisst ihr, warum? Weißt du, was ihn antreibt? Es ist Liebe – Liebe zu uns Menschen. Eine Liebe zu uns, die so groß ist, dass er bereit ist, all das zu erdulden.
Liebe – aber für wen? Für die Menschen, die ihn verlassen haben, die ihn verleugnet, verraten und verurteilt haben.
Einladung zur Reflexion und Anwendung
Bevor ich gleich einige Anwendungen von diesem Text ableiten möchte, lade ich uns ein, das für einen Moment auf uns wirken zu lassen.
Was für ein Gott, was für ein Jesus: Von den Menschen verlassen, verleugnet, verraten, verurteilt und verspottet. Und dennoch geht er den Weg immer weiter Richtung Kreuz, um sein Leben als Lösegeld für viele zu geben. Was für ein Jesus, was für eine Liebe!
Herr, was hat das mit uns zu tun? Was hat das mit dir zu tun? Ist das einfach eine ziemlich traurige Geschichte eines guten Mannes, der irgendwie verkannt wurde? Oder sollten wir uns ein Beispiel an Jesus nehmen und auch danach streben, geradlinig und konsequent unseren Weg zu gehen – selbst wenn andere uns dabei verlassen, verraten und gegen uns agieren?
Mit wem identifizierst du dich hier, wenn du diesen Bericht von den treulosen Menschen und dem treuen Jesus hörst? Identifizierst du dich mit Jesus? Oder erkennst du dich selbst in den anderen, wenn niemand ihm gleichkommt wie Jesus?
Gerade deshalb brauchen wir ihn, gerade deshalb brauchen wir das, was er tut, so sehr. Wir brauchen ihn nicht primär als Vorbild, sondern als Retter. Wir alle werden dem absolut guten Gott immer wieder untreu. Auf keinen von uns ist immer Verlass. So wie die Jünger verlassen auch wir Jesus immer wieder, indem wir Dinge tun, die ihm nicht gefallen, und uns immer wieder gegen seinen guten Willen stellen.
Ja, schlimmer noch: Von Natur aus ist keiner ein Jünger Jesu. Von Natur aus sind wir wie seine Feinde. Wir wollen keinen Gott. Vielleicht wollen wir einen Gott, der ab und zu mal ein Wunder tut, der irgendwie ganz nett ist und den man mal um etwas bitten kann – der unser Leben aber nicht zu sehr einschränkt oder irgendwie etwas zu sagen haben will. Wir wollen keinen Herrn von Natur aus.
Von Natur aus wollen wir selbstbestimmt sein und selbst das Sagen haben. Einen Gott, der den Anspruch erhebt, der Herr über unser Leben zu sein, der Gebote gibt und erwartet, dass wir sie halten – den wollen wir nicht. Das widerstrebt uns Menschen von Natur aus.
Das war genau der Grund, warum Jesus von den Menschen so gehasst wurde und warum sie ihn getötet haben. Und das ist genau der Grund, warum Jesus den Weg bis zum Kreuz ging.
Denn Jesus weiß, dass Gottes gerechter Zorn jedem von uns gebührt. Keiner von uns ist so gut, so treu gegenüber dem Heiligen, dem Perfekten, dem vollkommen liebevollen Gott, dass Gott keinen Grund hätte, uns zu richten.
Deshalb erträgt Jesus das alles. Deshalb geht er zum Kreuz. Deshalb nimmt er diesen Zorn Gottes auf sich, damit wir mit Gott versöhnt sein können und Gottes Liebe erfahren.
Was für ein Tausch! Was für ein Gott, der uns so sehr liebt, dass er seinen eingeborenen Sohn in diese Welt sendet – unter uns Sünder, die ihn verlassen, verraten, verleugnen, verspotten und töten. Und der dann gerade darin, am Kreuz, unsere Schuld auf sich nimmt, damit wir wieder mit Gott in Harmonie und Einklang sein können.
Ich möchte dich fragen: Hast du das erkannt? Hast du diese Liebe erkannt? Glaubst du das? Verstehst du, wie sehr du das brauchst?
Alles klar: Wenn das nicht nötig gewesen wäre, wenn das Kreuz nicht nötig gewesen wäre, wenn es nicht nötig gewesen wäre, dass Jesus diesen Kelch des Sohnes auf sich nimmt, dann hätte er das nicht getan. Dann hätte sein geliebter Vater ihm das erspart.
Der Vater liebt seinen Sohn mehr als uns, aber er liebt uns auch so sehr, dass es keinen anderen Weg gab. Es gab keinen anderen Weg. Deshalb bleibt Jesus treu bis zum Kreuz.
Der Tag des Gerichts und die Bedeutung des Glaubens
Denn eines Tages wird der Tag des Gerichts kommen. Wir hätten keinen guten Gott, wenn er das Böse in dieser Welt einfach tolerieren würde. Einen solchen Gott will keiner von uns. Ein Gott, der einfach wegschaut, wenn ein Kind misshandelt wird. Ein Gott, der einfach wegschaut, wenn jemand bestialisch ermordet wird – einen solchen Gott will keiner von uns.
Wir wollen einen Gott, der gerecht richtet. Das Problem ist nur, dass keiner von uns im Gericht bestehen würde, weil keiner von uns komplett gerecht ist. Jesus hat deutlich gemacht, dass diejenigen, die ihn töten, nicht das letzte Wort haben. Als er sich selbst als der Christus, der Sohn des Hochgelobten, bekannte und sagte: „Ich bin’s“, fuhr er fort und sagte: „Ihr werdet sehen, den Menschensohn sitzen zur Rechten der Kraft, zur Rechten Gottes, und kommen mit den Wolken des Himmels.“
Jesus hat mehrfach angekündigt, dass er, wenn er mit den Wolken des Himmels kommt, mit göttlicher Autorität richten wird. Und eins muss uns klar sein: Dann werden alle Spötter verstummen. Aber diejenigen, die sich ihm zugewandt haben, die an Jesus glauben, die ihn als ihren Retter und Herrn angenommen haben, die ihm ihre Schuld bekannt und sie ihm gegeben haben, dürfen wissen, dass sie vor Gott bestehen können. Denn unsere Schuld ist von uns genommen und von Jesus am Kreuz gesühnt worden.
Deshalb ist es so wichtig, ja von entscheidender Bedeutung, dass du zu Jesus kommst und ihn bittest, den Kelch von Gottes Zorn auf sich zu nehmen, der dir gebührt. Nur die, die zu ihm kommen, werden verschont, freigesprochen und die Liebe Gottes erfahren.
Deshalb möchte ich dich ganz direkt fragen: Ist Jesus Christus wirklich der Herr deines Lebens? Ich meine damit nicht, ob du dich irgendwie einfach Christ nennst. Ich meine nicht, ob du ab und zu in die Gemeinde kommst. Ich meine, ob Jesus Christus wirklich der Herr deines Lebens ist, ob du ihm mit allem, was du bist, vertraust.
Du darfst zu ihm kommen – noch ist Gnadenzeit. Ich kann dir versprechen: Es gibt keinen besseren Herrn als den, der für die, die ihn verlassen, verleugnet, verraten und verurteilt haben, sein Leben gibt. Es kann keinen besseren Herrn geben als einen, der so voller Liebe ist, dass er bereit ist, für die zu sterben, die ihn töten.
Ich möchte dich einladen: Wenn du das noch nie getan hast, komm zu Jesus, wende dich ihm im Gebet zu – tu das heute. Wenn du Fragen hast, wie das geht oder was du beten sollst, dann sprich Philipp an, sprich mich an oder jemanden hier vom Musikteam. Ich bin mir sicher, wir helfen dir gerne.
Und eines möchte ich ganz klar sagen: Nicht nur die, die ihn verurteilt haben – der Hohe Rat, diese Feinde Gottes, die den Sohn Gottes ermordet haben – auch von ihnen sind einige umgekehrt. Der Fortgang der Bibel berichtet von mindestens zwei Mitgliedern des Hohen Rates, die zu Freunden von Jesus wurden, zu Nachfolgern des gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus.
Die Gnade Gottes ist größer als alle unsere Sünden. Wir dürfen zu ihm kommen, aber wir müssen zu ihm kommen. Das ist die wichtigste Anwendung dieses Textes: Komm zu Jesus.
Treue im Alltag: Wachsamkeit und Gebet
Aber wenn du das getan hast, wenn Jesus dein Retter und Herr ist, möchte ich dich fragen: Wie ist das eigentlich mit dir? Sind wir wirklich so ganz anders als die Jünger von Jesus? Bist du Jesus immer treu? Kann er sich auf dich verlassen, auch wenn das ernste Konsequenzen hat, auch wenn es mal wehtut?
Ich möchte uns Mut machen, nicht den Fehler der Jünger zu machen und vorschnell zu sagen: Ja, Jesus, ich bin dir immer treu. Das ist der Grund, warum ich bei manchen Liedern nicht mitsinge. Ich möchte manche Aussagen nicht treffen, weil ich mein Herz kenne und weiß, wie wankelmütig ich bin. Ich glaube, wir brauchen weniger Selbstvertrauen und mehr Gottvertrauen. Das ist es, was Jesus seinen Jüngern erklärt hat.
Macht keine großen Sprüche, so wie Petrus, der meint, Jesus widersprechen zu müssen. Lebt in Abhängigkeit von Gott, wacht und betet, dass ihr nicht in Versuchung fallt. Das war der Aufruf: Wacht und betet.
Bist du wachsam? Erkennst du die Versuchung, die in dein Leben kommen will? Und die gibt es, sie kommen. Bist du wachsam, erkennst du sie, betest du dagegen an? Bittest du den Herrn immer wieder, dich treu zu erhalten?
Ich sage ganz ehrlich: Ich sehe hier gerade in unserem kuscheligen Deutschland die Gefahr der Schläfrigkeit – nicht nur in Nordafrika. Wenn man sich zu Jesus bekennt, hat das Konsequenzen. Da ist man nur Christ, wenn man es wirklich meint, sonst lässt man es lieber gleich bleiben.
Aber hier bei uns ist es so: Ein bisschen Christ sein, das ist doch ganz gut. Und so schlummern wir munter vor uns hin. Das ist der Zustand der Kirche hier in unserem Land. Ich sehe das mit großer Sorge. Ich sehe mit großer Sorge, wie immer mehr Kirchen und Gemeinden sich komplett entfernt haben von dem festen Grund des Evangeliums und Dinge, die Gott Sünde nennt, gutheißen und segnen.
Aber ich möchte nicht über die anderen richten. Ich möchte uns ermutigen: Lasst uns wachsam sein und beten, jeder ganz persönlich für sich und gemeinsam als Gemeinde. Lasst uns wachsam sein und beten, dass wir beim Herrn bleiben, dass wir ihm treu bleiben.
Umkehr und Hoffnung nach Versagen
Und schließlich noch ein letztes: Wenn wir doch einmal untreu geworden sind, sollten wir bedenken, was Jesus seinen Jüngern angekündigt hatte. Er sagte: „Ihr werdet alle Ärgernis nehmen, denn es steht geschrieben: Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen.“
Dann fährt er mit ganz interessanten Worten fort. Er sagt: „Wenn ich aber auferstanden bin, will ich vor euch hingehen nach Galiläa.“ Jesus gibt hier eine Perspektive über das Scheitern hinaus. Er erklärt selbst, dass er der Hirte ist, der geschlagen wird. An anderer Stelle sagt er, er sei der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe lässt.
Genau das tut er: Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe, die davonlaufen. Und dann kommt der gute Hirte wieder von den Toten. Er kennt seine Schafe, ruft sie, und sie kommen zu ihm. Er gibt ihnen das ewige Leben und hält sie fest in seiner Hand, sodass sie nimmermehr umkommen.
Ach, die Jünger durften das erleben – die Jünger, die abgehauen waren, die ihn verlassen hatten, trotz all ihrer großen Sprüche. Zu denen kommt Jesus nach seiner Auferstehung zurück. Er sagt nicht: „Ihr habt große Klappe gehabt, ha?“ Nein, er kommt voller Liebe und Barmherzigkeit. Er sagt: „Kommt her, kommt zu mir, schaut, ich lebe wieder.“
Und Petrus, in ganz besonderer Weise, erlebt sein Versagen auf radikalste Weise. Der Hahn kräht zum zweiten Mal. Petrus erkennt, dass Jesus recht hat. Dann heißt es über ihn, er weint – er weint bitterlich.
Aber weißt du, was Jesus Petrus gesagt hatte, bevor das geschah? „Simon, Petrus, ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Was für eine Liebe! Jesus betet für den, der ihn dreimal verleugnet, noch bevor das passiert ist, und bittet, dass sein Glaube nicht aufhört.
Dann sagt er ihm: „Ich weiß, Petrus, ich weiß sehr genau, dass du mir untreu werden wirst. Du wirst eines Tages umkehren müssen.“ Er sagt weiter: „Wenn du dich einst bekehrst, so stärke deine Brüder.“ Das ist Jesus.
So hat der Glaube des Petrus nicht aufgehört, denn Jesus hat für ihn gebetet. Aus dem Verleugner wird der mutige Verkündiger. Petrus weiß dabei, dass die Kraft und der Mut dazu nicht von ihm selbst kommen.
Jesus hat seinen verängstigten Jüngern, nachdem er auferstanden ist und bevor er aufgefahren ist in den Himmel, gesagt: „Bleibt schön in eurem Obergemach in Jerusalem. Haltet euch versteckt, wartet! Aber ich werde euch senden die Kraft aus der Höhe, den Heiligen Geist.“ Dieser Geist wird sie erfüllen mit Mut, Hoffnung und Zuversicht, sodass sie ihn bezeugen werden.
Doch der Heilige Geist wabert nicht einfach so irgendwo herum. Dem müssen wir Raum geben. Wir geben ihm Raum, indem wir uns immer wieder Jesus zuwenden, indem wir ihn zu Wort kommen lassen, indem wir immer wieder zu ihm kommen.
So wie Petrus und die Jünger dürfen auch wir – so darfst auch du – immer wieder zu Jesus zurückkehren, immer wieder. Wenn du ihm untreu geworden bist, in welchem Bereich deines Lebens auch immer, du darfst umkehren.
Wir haben einen gnädigen Gott. Wir haben einen Herrn voller Liebe, der wusste, dass seine Jünger ihn verlassen und verleugnen würden. Aber er ist treu. Auf ihn ist Verlass.
Abschluss: Einladung zum Gebet
So möchte ich uns einladen, in einem Moment der Stille zu Jesus zu kommen.
Wenn du das zum allerersten Mal tust, darfst du beten: Herr, vergib mir meine Schuld, nimm mich an. Lass mich dein Kind sein!
Vielleicht kommst du aber auch zum hundertsten Mal und bekennst ihm zum hundertsten Mal die gleiche Schuld, weil du wieder am gleichen Punkt von ihm weggegangen bist. Komm zu ihm und bitte ihn, dir die Kraft zu geben, treu bei ihm zu bleiben.
Lass uns still werden vor dem Herrn.
Lieber Herr Jesus, deine Liebe ist so unbegreiflich groß. Von uns wird wohl kaum einer sein Leben lassen für seinen besten Freund. Aber du hast dein Leben gegeben für die, die dich verlassen, verraten, verleugnet und getötet haben.
Herr, wir wissen darum, dass die bitteren Nägel, die sich durch deine Hände am Kreuz bohrten, uns gebühren. Wir wissen, dass der Zorn Gottes, der auf dich kam, uns gebührt.
Herr, wir dürfen darum wissen, dass du all unsere Schuld gesühnt hast, wenn wir zu dir kommen. Wir dürfen wissen, dass du uns liebst und annimmst, wenn wir dich denn unseren Herrn sein lassen!
Herr, mir fehlen die Worte.