B. Wie?
Osterfreude und Vertrauen in den auferstandenen Herrn
Da bin ich froh, dass unsere Osterfreude wasserdicht ist und nicht davon abhängt, ob die Knospen offen oder geschlossen sind. Wir freuen uns am Beginn dieses Ostergottesdienstes in der Gegenwart des auferstandenen Herrn Jesus Christus.
Er spricht: „Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich bin lebendig, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“
Wir singen miteinander das Osterlied „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“ (79, alle sechs Verse). Danach beten wir.
Du, unser auferstandener Herr Jesus Christus, wir danken Dir für Deinen großen Sieg. Es tut uns leid, dass wir immer wieder den Kopf hängen lassen vor der grausigen Macht des Todes.
Und da soll Dein Wort zu uns auch heute Morgen so sein, dass wir Dir glauben und vertrauen können, getröstet werden und eine gewisse Zuversicht haben im Leben und im Sterben.
Herr, Du bist einst so geduldig und freundlich Deinen Jüngern nachgegangen und hast sie Deiner Auferstehung gewiss gemacht. Wir möchten Dich bitten, dass Du uns auch heute ansprichst und uns in die Entscheidung rufst, dass wir ganz und von Herzen Dir glauben.
Wir wollen alles, was uns bewegt, Dir jetzt in der Stille sagen. Wir beten in der Stille.
Wir danken Dir, dass wir leben dürfen, weil Du lebst. Amen.
Bericht der Auferstehung im Matthäusevangelium
Wir lesen aus dem Matthäusevangelium den Bericht der Auferstehung Jesu (Matthäus 28,1-10).
Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben, denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt war wie der Blitz, und sein Gewand war weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot.
Der Engel sprach zu den Frauen: „Fürchtet euch nicht! Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat. Geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt.“
Sie gingen eilends vom Grab weg, erfüllt von Furcht und großer Freude, und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen.
Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: „Seid gegrüßt!“ Sie traten zu ihm, umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder.
Jesus sagte zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen. Dort werden sie mich sehen.“
Osterlieder und Predigttext aus dem zweiten Timotheusbrief
Und jetzt singen wir das schöne Osterlied „Auf, auf mein Herz mit Freuden“, Nummer 86. Zuerst den ersten Vers, dann die Verse drei, vier und sechs.
Zu dem zweiten Timotheusbrief, Kapitel 1, Vers 10, steht unser Predigttext. Paulus erklärt hier noch einmal seinem jungen Mitarbeiter Timotheus den Auftrag und den Dienst, den wir haben.
Erster Timotheus 2, zweiter Timotheus 1, zweiter Timotheus 2.
2. Timotheus 1, Vers 10:
„Jetzt aber ist offenbart durch die Erscheinung unseres Heilandes Christus Jesus, der dem Tod die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.“
Bedeutung scheinbar unbedeutender Orte und die Herausforderung des Osterberichts
Unbekannte Orte, die plötzlich große Geschichte schreiben. Die Plätze an sich müsste man eigentlich als nicht besonders wichtig oder bedeutsam einstufen. Doch plötzlich kennt jeder den Namen und sagt: Ja, ich weiß, was damit zusammenhängt.
Camp David – viele waren noch nie dort, aber sie wissen, dass dort Geschichte gemacht wurde. Oder Cape Canaveral: Jedes Kind weiß, dass dort Geschichte geschrieben wird. Auch Hiroshima und Nagasaki sind an sich keine bedeutsamen Plätze, aber die Auswirkungen, die von ihnen ausgehen, sind enorm.
Ich muss immer daran denken, wenn ich in Stuttgart am Geburtshaus von Hegel vorbeigehe. Dieses schlichte Haus gehört zu einem Philosophen, der das Denken so vieler geistreicher Menschen geprägt hat. Ohne Hegel gäbe es wahrscheinlich gar keinen Kommunismus. Seine Ideen haben die ganze Welt verändert.
Oder in Cannstatt – ich weiß gar nicht genau, wo das war –, dort hat Daimler in einem Gartenhäuschen seinen ersten Motor und sein erstes Auto gebaut. Der Ort selbst ist nicht so wichtig, aber die Auswirkungen dessen, was dort entstand, haben unsere Welt völlig verändert. Jeder weiß, was das bedeutet hat.
Aus einem kleinen Geschehen ist eine weltweite Bedeutung hervorgegangen.
Es könnte sein, dass Ihnen die Osterberichte immer wieder Schwierigkeiten bereiten und Sie sich ähnlich fühlen wie diese Frauen, die ans Grab getreten sind. Sie waren zuerst ratlos und überrumpelt. Als sie den Jüngern erzählten, was sie gesehen hatten, hielten diese es für Märchen und konnten es kaum glauben. Sie zweifelten.
Wenn man den Ort betrachtet, das Geschehen an Ostern, dann kann ich verstehen, dass viele sagen: „Ja, aber ich habe so viele Fragen. Das begreife ich gar nicht. Dieses Geschehen soll Auswirkungen für mich haben?“
Begegnung mit dem Auferstandenen und die neue Lebensperspektive
Wie war das damals bei den Frauen und bei den Jüngern? Sie wurden überführt, als sie selbst vor dem auferstandenen Jesus standen. Da wurden die Jünger froh, weil sie den Herrn sahen. Auf einmal haben sie begriffen, dass das Auswirkungen hat. Jesus lebt! Das ist so gewaltig. Er hat die Macht des Todes zerbrochen.
Oder mit den Worten, wie es Paulus dann dem Timotheus noch einmal erklärt: Jesus Christus hat den Tod endgültig entmachtet und hat das Leben ans Licht gebracht. Das ist eine Wende, die alles total neu macht und umändert. Darüber möchte ich heute zu Ihnen reden.
Zuerst einmal: Jetzt sollen wir richtig leben – richtig leben! Viele Menschen können nicht verstehen, dass wir den Anspruch erheben, man lebt nur richtig mit Jesus, dem Auferstandenen. Im Gegenteil sagen sie: Ich möchte mich von Jesus loslösen. Bei Jesus fühle ich mich eingeengt.
Sie kennen doch auch viele Menschen, die das so sagen: „Bei Jesus wird einem doch die Lebensfreude genommen. Da werde ich zusammengedrückt, ich bin gehemmt. Da darf ich mich doch gar nicht entwickeln. Da fehlt mir doch das Beste vom Leben. Ich will noch etwas vom Leben haben.“ Vielleicht sagen die Leute dann später mal: „Da will ich auch mit Jesus leben.“ Aber jetzt möchten sie zuerst noch mal ohne Jesus das Leben in vollen Zügen auskosten – ohne Jesus leben.
Die Bibel sagt, das ist nicht Leben. Denn unser irdisches Leben wird vom ersten Tag der Geburt an im Schatten des Todes gelebt. Wir können den Tod vergessen, verdrängen und auf die Seite schieben, aber der Tod herrscht. Selbst wenn man nie davon redet – es ist interessant: Heute darf man unter Menschen freizügig alle Tabuthemen aufgreifen, aber den Tod darf man nicht mehr erwähnen.
Der Tod ist ausgeklammert aus unserem Denken, aber er beherrscht uns. Er vertreibt uns auch in viel ausgelassener Lebensfreude, wenn wir sagen: „Ich möchte doch noch was vom Leben haben.“ Ja, du hast es noch nicht gefunden.
Die Suche nach Leben und die Antwort des Evangeliums
Nein, ich suche, ich suche das Leben, sagen viele heute. Ich suche doch das Leben, ja, wo denn? Ich hoffe, dass ich es finde, und man sucht es bis ins hohe Alter.
Doch was ist das Leben? Hier setzen die Zeugen der Auferstehung ein und sagen: In ihm ist das Leben, in ihm war das Leben, das Leben, das ewig ist. Sie kennen doch die Worte, wie das überall immer wieder durchklingt: Da ist das Leben, wie Jesus den Menschen zuruft: Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke.
In den letzten Tagen, als ich mir Gedanken über die Osterpredigt gemacht habe, habe ich immer wieder in der Stadt diese Frau gesehen, die eine Sprudelflasche Enzinger Mineralwasser bei sich hatte. Darunter steht: Durst nach Leben. Durst nach Leben! Aber wo ist das Leben, das uns erfüllt?
Jesus will es uns deutlich machen und sagt: Leben gibt es erst richtig mit dem Auferstandenen. Darf ich Ihnen ganz einfach erklären? Wie wollen Sie leben? Ohne den Auferstandenen?
Beim Apostel Paulus gab es eine Situation, wahrscheinlich in der Stadt Ephesus. So schreibt er später in einem Brief: Da bin ich am Leben verzagt. Wir hatten schon beschlossen, dass wir sterben müssten. Dann sagt er: Diese Not damals habe ich nur bewältigen können, indem ich auf einmal begriffen habe, dass ich mein Vertrauen nicht auf mich selbst setze, sondern auf den Gott, der Tote lebendig macht.
Das ist Leben: In ausweglosen Situationen voller Zuversicht sein. Ja, wie wollen Sie denn Ihre Sorgenlasten bewältigen? Ich kann nicht verstehen, wie Menschen ohne den auferstandenen Jesus leben wollen. Wie wollen Sie Ihre Nöte bewältigen, Ihre Existenznöte, Ihre Ängste? Wie wollen Sie das schaffen, wenn Druck von Menschen auf Ihnen lastet?
Was ist das groß, wenn man dann sagen kann: Ich lege alles auf Jesus. Schon am Morgen des Tages nehme ich mir Zeit in der Stille und freue mich, dass Jesus heute alle Macht hat, im Himmel und auf Erden. Ich lege meine Lebensgeschicke in seine Hand. Und das, was ich nicht lösen kann, darf ich Jesus ganz schlicht nennen. Leben nur mit dem auferstandenen Jesus.
Da werden plötzlich verschlossene Türen aufgebrochen. Daher gibt es Hoffnung, Zuversicht und Mut.
In meinem Leben spielt es noch eine wichtige Rolle, dass ich oft an mir selbst verzage. Kennen Sie das? Ich halte nichts von den Worten, die sagen: Du musst dir nur mehr zutrauen. Ich habe das oft probiert, es geht nicht. Es gibt Stunden der Enttäuschung, in denen wir sagen: Du hast wieder gar nicht das fertiggebracht, was du dir so schön als Ziel gesetzt hast.
Dann darf ich mein Vertrauen auf den auferstandenen Jesus setzen, der in mir wirken will. Er erfüllt meinen müden, schwachen Leib und meinen schwachen Willen. Er will aus meinem Leben etwas machen zum Lob seiner Herrlichkeit.
Paulus hat gesagt, das heißt sein ganzes Leben, sein Glaube: Ich möchte immer mehr ihn, den Auferstandenen, erkennen und die Kraft seiner Auferstehung.
Wir wollen sie anders leben. Menschen, die nur auf sich bauen können, sind arm dran, im Schatten des Todes. Ich darf mein Vertrauen auf den Auferstandenen setzen.
Die Größe Jesu und die Kraft der Auferstehung
Und dann ist das noch groß: Alle Zeugen der Auferstehung Jesu haben übereinstimmend berichtet, dass die Erscheinungen des Auferstandenen für sie so waren, dass sie es mit ihren ganzen Erfahrungsbegriffen nicht beschreiben konnten. Jesus war viel größer, als wir es innerhalb der Grenzen unserer Welt ausdrücken können.
Da sagt etwa Johannes in seiner Offenbarung: „Ich drehte mich um, und was sah ich? Da war einer wie ein Menschensohn, wie der Weltenrichter. Seine Füße waren wie Erz in der Feuerglut, und die Stimme war wie das Rauschen eines gewaltigen Stroms. Sein Angesicht war wie die Sonne in ihrer Macht.“ Das sind alles Bilder, die nur beispielhaft sind und nicht wörtlich zu verstehen. Johannes will uns damit sagen: Jesus ist viel größer, als wir mit unserem Glauben und Denken erfassen können.
Ja, ich fürchte, viele haben sich noch gar nie richtig Gedanken darüber gemacht. Jesus, der Herr, und seine Königsherrschaft, die alle Macht im Himmel und auf Erden hat, geben uns Grund, niemals zu verzweifeln, nie den Mut sinken zu lassen und nie mehr traurig zu sein. Dieser Jesus herrscht von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und was sind da meine kleinen Tagessorgen im Licht der Auferstehung Jesu?
Ganz ähnlich war es bei Paulus, damals Saulus von Tarsus, als er auf dem Weg nach Damaskus war und plötzlich von einem Licht umleuchtet wurde. Er war ein sattelfester Theologe, doch dieses Erlebnis warf ihn vom Gaul herunter. Dann lag er da, blind und ohne Sicht, bis er entdeckte, dass das Größte, was in dieser Welt gefunden werden kann, der auferstandene Jesus ist, dem er nur noch dienen wollte.
Das ging bei ihm so weit, dass es für Paulus keine Traurigkeit gab, keine dunkle Wegstrecke – egal wie schwierig die Umstände waren, ob er in Haft war oder schwere Schläge ihn trafen. Selbst in seiner Krankheitsnot freute er sich an der Macht des Auferstandenen. Er konnte Niederlagen ertragen, weil er wusste: Jesus lebt doch und geht mir voran.
Die Ausbreitung des Osterzeugnisses und die Macht des auferstandenen Herrn
Es war bei der ersten Christengemeinde eine gewaltige Bewegung, eine Lebensbewegung. Einer erzählte es dem anderen weiter – dem Nachbarn, dem Arbeitskollegen. Junge Leute berichteten es ihren Kumpels: Jesus lebt.
Und diese Botschaft verbreitete sich in einer ungeheuren Geschwindigkeit. Schon dreißig Jahre nach dem Tod Jesu sah man den mächtigen römischen Kaiser in Rom zittern. Nero ließ die ersten Christen als Fackeln bei seiner Gartenparty verbrennen, weil er Angst vor dem Jesusbekenntnis hatte.
Die Christen sagten: Er ist der Kyrios, der Weltenherrscher. Der römische Kaiser jedoch wollte das nicht mehr hören. Alle Bürger seines Reiches mussten vor die Standbilder treten und sagen: Nein, der Kaiser in Rom ist der göttliche Herrscher.
Wir Christen aber wollen bekennen: Er ist der Herr. Und jetzt wollen wir das in all unseren ganz alltäglichen Sorgen, Nöten und Schwierigkeiten ganz neu einüben. Jesus ist der auferstandene Herr. Ich darf an ihn glauben. Ich möchte mit ihm leben – mit ihm leben, wie denn sonst?
Der Tod ist ausgehebelt – Hoffnung trotz Leid und Sterben
Zweiter Punkt: Der Tod ist ausgehebelt.
Wir sehen natürlich immer noch, wie der Tod wütet, und er bereitet uns viel Kummer. Wenn wir um uns herumsehen, sterben Menschen – ungefragt, ohne dass wir damit einverstanden sein könnten. Nein, der Tod kommt immer zu früh. Es gibt kein Mittel gegen ihn. Selbst der beste Arzt, der berühmteste Wunderheiler und die bestausgerüstete Klinik können den Tod nicht überwinden.
Auch die gelehrtesten Wissenschaftler sind machtlos gegen den Tod. Die reichsten Menschen können sich vielleicht im Leben mehr leisten als andere, doch sie können nichts gegen den Tod tun. Selbst wenn sie Milliarden zahlen, um ihr Leben zu verlängern, können sie den Tod nicht besiegen. Den Tod überwinden kann niemand. Er herrscht.
Unsere ganze Technik kann den Tod vielleicht noch ein wenig hinausschieben, aber nicht überwinden. Vor dem Tod kapitulieren wir alle. Er hat seine Macht über uns – und das nicht nur in der Sterbestunde. Ich habe bereits versucht zu zeigen, wie jeder Tag unseres Lebens von der Angst vor dem Tod beherrscht ist.
Die Wartezimmer bei den Kinderärzten sind voll von dieser Angst: Hoffentlich ist nichts Schlimmes mit meinem Kind. Diese Angst, auch wenn wir selten darüber sprechen, beherrscht uns. Im Hebräerbrief heißt es, dass wir unser ganzes Leben lang in der Furcht vor dem Tod Sklaven waren.
Wir waren immer gejagt. Aus Todesangst heraus handelten wir oft impulsiv. Wir hatten Angst, dass das Leben vorbei sein könnte, bevor wir es überhaupt gefunden hatten. Und überall wütet der Tod. Es ist wie ein Schock in unserer modernen Medizin, wenn plötzlich wieder neue Krankheiten auftauchen, gegen die wir machtlos sind.
Kaum sind die Pocken besiegt, gibt es plötzlich neue Krankheiten. Krankheiten sind immer die Vorboten des Todes. Doch jetzt steht in unserem Wort, dass Jesus Christus dem Tod die Macht genommen hat. Er hat dem Tod die Macht genommen.
An diesem Gedanken müssen wir noch einmal festhalten: Der Tod ist ausgehebelt, obwohl er bei uns weiterhin wüten darf.
Sterben im Frieden und die Hoffnung auf das Leben
Darf ich noch einmal zurückgehen zur ersten urchristlichen Gemeinde? Dort gab es ja auch noch das Sterben. Stephanus wurde grausam durch Steinigung hingerichtet. Doch in seinem Sterben bemerkten die Umstehenden plötzlich, dass er im Frieden heimgeht.
Es ist etwas Merkwürdiges am Sterben glaubender Menschen, die in die Hände Jesu fallen. Jakobus stirbt, und damals gab es bei den Menschen keine große Erregung. Sie nahmen das ganz selbstverständlich hin.
Was geschieht da? Es gibt zweierlei Sterben. Das hängt damit zusammen, dass der Tod seine ganze Macht über uns hat. Er kommt als Rächer und nimmt all das ein, was unser Leben wertvoll macht. Er holt uns vor das Gericht Gottes und tritt als der Rächer unserer Schuld auf.
Ich weiß nicht, warum viele Menschen das Sterben so leicht nehmen. Es kursieren viele primitive Sprüche darüber, dass das Sterben nicht so schlimm sei. Man hört oft: „Jetzt geht es der Oma besser“, oder „Das war eine Erlösung für sie.“ Doch woher weiß man, dass im Reich des Todes nicht all die Ängste mitgehen? Die Verlassenheit, die Einsamkeit?
Man möchte doch gerade in der Sterbestunde die Hand eines lieben Menschen fassen. Woher weiß man, dass man nach dem Tod nicht in furchtbarer Einsamkeit ist? Die Bibel sagt ganz klar, dass es ein Trauern über den Tod gibt, dass man von Gott getrennt ist und ein Leiden ohne Ende erfährt.
Das macht den Tod so schwer. Wir haben ein Gespür dafür und fürchten unseren Tod deshalb so sehr. Die einzige Hoffnung, die ich im Tod kenne, ist der auferstandene Jesus. Er kann mich im Sterben halten und trösten. Er hält mich fest, sodass nichts mich aus seiner Hand reißen kann. Das ist mein einziger Trost.
Aber warum heißt es hier, Jesus habe dem Tod die Macht genommen? Das Siegeszeichen gegen den Tod ist nicht nur die Auferstehung, sondern das Kreuz Jesu. Er hat für mich alles getragen. Mein Leben ist mit Gott versöhnt, und der Tod hat nichts mehr zu rächen.
Durch den Tod Jesu ist alles gut geworden. Das ist die große Hoffnung der Christen: Jetzt darf ich einfach heimgehen.
Habe ich Ihnen schon erzählt, wie das bei gläubigen Engländern heißt? Wenn dort jemand stirbt, sagen sie einfach: „He went with the Lord“ – er ging mit dem Herrn. Wenn sie es besonders feierlich ausdrücken wollen, sagen sie: „He was promoted“ – er wurde zur Herrlichkeit befördert.
Da wird der Tod mit seinem ganzen Grauen umfunktioniert. Denn ich kann auch mitten im Sterben sagen: Nein, nicht dem Tod, sondern dem Leben will ich in die Hände Jesu fallen. Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht.
Das ist eine große Hoffnung: Der Tod kann mich nicht mehr treffen. Ich will nicht mehr an ihm stehen bleiben. Viele von Ihnen werden heute an diesem Ostertag wieder zu den Gräbern ihrer Lieben gehen. Dann bleiben Sie nicht mit dem Blick am Grabeshügel hängen, sondern wissen: Ich darf meine Lieben in die Hände Jesu befehlen.
Und ich möchte heute schon jeden Tag in der Gegenwart des auferstandenen Jesus leben.
Die Kraft des Evangeliums im Angesicht des Todes
Jetzt möchte ich noch einen dritten Punkt anfügen. An Ihnen liegt es nun, hier, wenn ich dieses Wort noch einmal lese: Jesus Christus hat dem Tod die Macht genommen und das Leben sowie ein unvergängliches Wesen durch das Evangelium ans Licht gebracht.
Ja, was hat das jetzt plötzlich damit zu tun? Ich gehe immer etwas ungern in unsere Feierhallen auf dem Friedhof. Ich weiß auch nicht warum, vielleicht verstehe ich auch zu wenig Kunst. Die leicht geschürzten Damen, die oft dort in den Krematorien abgebildet sind, trösten mich im Angesicht des Todes meist nicht. Ich weiß auch nicht, ob es die Ausgeburt der höchsten Kunst gerade ist. Die feierliche Stille dort, die Orgeln scheinen auch nicht so schön zu klingen, wie sie sonst klingen. Mich bedrückt das immer.
Wir haben in unserer Familie den Brauch, dass wir unsere Toten immer so beerdigt haben, dass wir nie vorher in eine Feierhalle gegangen sind. Mich beunruhigt das immer. Aber jetzt stehen Sie mich allein da. Wir gehen immer gleich zum Grab. Und dort noch ein Wort: Manche sagen, das könnte man nicht aushalten, aber auf dem Fangelsbach-Friedhof haben wir es bis jetzt auch immer geschafft. Da gibt es überhaupt keine Sitzgelegenheit. Ich finde das viel schöner.
Den Vorgang, den Menschen ins Grab zu legen, und dann nicht diese andachtsvolle Stille, diese Unnatürlichkeit, diese merkwürdigen Räume, die dort gebaut worden sind. Aber wenn man dann dort steht und das ganze Grauen empfindet – mir geht es dann immer wieder so –, wenn man da wie hineingestellt ist in diese Hallen und dann diese dämmerische Dunkelheit da ist und dann ist doch der Sarg aufgebahrt. Massiver könnte man es den Angehörigen gar nicht mehr zumuten. Die müssen noch in der ersten Reihe davor sitzen, und dann sagen sie das Evangelium. Und auf einmal merken sie: Jetzt ist dem Tod die Macht genommen. Auf einmal graust mich der Tod gar nicht mehr.
Verstehen Sie? Jetzt ist auf einmal dem Tod die Macht weggenommen, in dem Augenblick, wo wir das Evangelium vom auferstandenen Jesus sagen. Auf einmal ist das Thema anders. Bisher hat der Tod alles bestimmt, jetzt bestimmt der Auferstandene Jesus alles.
Darauf macht ja Paulus den Timotheus aufmerksam. Wir haben mit dem Evangelium das in der Hand, das in diese Welt des Todes, des Trauerns und der Hoffnungslosigkeit das Leben hineindringt. Was ist das, wenn heute junge Leute, die keinen Mut mehr zum Leben haben, plötzlich den auferstandenen Jesus entdecken? Wenn Süchtige frei werden? Was ist das, wenn plötzlich eine zerstrittene Ehe geheilt wird? Wenn ein Mensch vom Weg der Sünde umkehrt und das Leben ergreift?
Ich sage es Ihnen gern noch einmal: Im Angesicht des Todes wird das meistens klar. Wie ich jung war, wie Kahr in Tuttlingen, da war so ein feiner katholischer Chefarzt. Ich habe es Ihnen, glaube ich, schon öfter erzählt. Und der hat das getan, was seitdem nie mehr ein Arzt in einem Krankenhaus tat. Er hat, wenn er mich sah, gesagt: Kommen Sie mal her, da drüben im Zimmer, so und so will, da sind Sie jetzt dran. Das war wunderschön gesagt: Da sind Sie jetzt dran. Sie müssen dort das Evangelium sagen.
Wir wollen nicht zum Sterben helfen, wir wollen, dass Menschen das Sterben überwinden und das Leben ergreifen – das Leben ohne Ende, das gar nicht mehr aufhört, wo der Tod gar kein Einschnitt mehr ist, der besondere Bedeutung hat. Dass das jetzt ergriffen wird und gefunden wird!
Zeugnis von Hoffnung und Erweckung in schwierigen Zeiten
In unserer Welt begegnen wir an vielen Stellen der Macht des Todes und der Traurigkeit.
Für mich war es in der vergangenen Karwoche ein ganz großes Erlebnis, als Walter Tlach den Boschidach Igow mitbrachte aus Schumen in Bulgarien. Ich kann das nie vergessen, als meine Frau und ich damals diesen alten Prediger Popow in Schumen besucht haben. Es war eine armselige Szene: Die Kleider waren nur an die Wand gehängt, weil er keinen Schrank hatte. Im Gottesdienst saßen nur ein paar alte Frauen. Doch als Popow, dieser methodistische Prediger, sprach, leuchteten seine Augen. Er sagte: „Es vergeht alles mit dem Kommunismus.“
Ich dachte damals: Armer Mann, der Kommunismus sitzt fest bis zum Antichristen, den kriegen wir gar nicht mehr weg. Doch er sagte: „Nein, da wird Erweckung kommen.“ Und heute wirke ich fröhlich. Als man ihn vor zwei Jahren beerdigte, lobten sie ihn am Grab: Er hatte eine aufrechte Gestalt, denn weil er vor Gott kniete, brauchte er sich nicht vor den Mächtigen dieser Welt zu beugen.
Wir wollen uns auch nicht beugen – weder vor Menschen, noch vor Todeszeichen, Krankheit oder erschreckenden Nachrichten. Wir sind solche, die vor dem Auferstandenen stehen, vor Jesus, und fröhlich ihren Weg gehen. Unsere Aufgabe ist es, das Evangelium in eine Todeswelt hineinzurufen, Menschen einzuladen und zu sagen: Ergreif doch das Leben, das einzig lohnende Leben! Wie wollt ihr ohne Jesus leben? Wer Jesus verwirft, muss zusehen, wie er mit seinem Leben fertig wird und wofür er lebt.
Ich kenne keine Hoffnung, die dem Leben einen Wert geben würde, außer Jesus, dem auferstandenen Herrn, der meinen Tod besiegt hat. Leben Sie für Geld? Für Ehre? Für Ihre Familie? Ist das Ihr Lebensstil? All das vergeht, hat keinen Bestand und bleibt nicht!
In den letzten Tagen erzählte uns ein evangelischer Bischof aus dem Südsudan von der schrecklichen Gewalt dort. Es sind die Soldaten des islamischen Regimes von Khartum, unterstützt durch 18 Freiheitskämpfer des Ayatollahs aus dem Iran, die furchtbar wüten. Wie der Bischof berichtete, war es erschütternd zu hören, wie viele Familien durch Morde in ihren eigenen Reihen gezeichnet sind. Es gibt viele Verwundete und Verletzte in den Familien.
Die Stuttgarter Zeitung berichtete vor einigen Tagen, dass dort in diesem Kriegsgebiet des Südsudan drei Millionen Menschen vom Hungertod bedroht sind. Doch dann leuchteten plötzlich die Augen des Bischofs auf, und er sagte: „Jetzt muss ich euch etwas erzählen: Unsere Kirchen sind überfüllt wie noch nie.“
Und was wir jetzt brauchen, sind nicht nur Lebensmittel, sondern Bibeln. Ihr könnt euch den Bibelhunger in unserem Land gar nicht vorstellen. Die Marxisten spotten und sagen, das sei nur eine Vertröstung der Menschen, wenn man ihnen das Evangelium bringt. Sie verstehen nicht, dass hier plötzlich nicht mehr die materiellen Güter den Wert ausmachen.
Wenn das Leben zerbricht – und viele haben das erlebt, in Kriegsgefangenschaft, im Bombenhagel der Luftangriffe, in Todesstunden, Todesangst und schwerer Krankheit – dann merken sie: Das war es für mich, das Wort des Evangeliums. Wenn mir einer zugerufen hat: „Jesus ist bei dir, er lässt dich nicht los.“
Jetzt liegt es an jedem Einzelnen, ob er ein Bote des auferstandenen Jesus wird, ob er selbst ergriffen ist und sagt: „Ja, Jesus lebt in mir.“ Der Auferstandene soll mich regieren. Seiner Kraft will ich mich ausliefern. Ich will hingehen in eine Welt, die im Schatten des Todes steht, wo viele Menschen seufzen, den Kopf hängen lassen, mutlos da sitzen und nicht mehr weiter können.
Denen will ich zurufen: Jesus lebt, er ist auferstanden! Jeder Tag des Lebens ist schade, den man ohne den auferstandenen Jesus lebt. Der Tod ist nicht mehr das Thema. Es lohnt sich nicht mehr, viele Worte über ihn zu machen. Wir reden nur noch vom Leben. Amen!
Abschlusslied und Gebet
Jesus lebt, mit ihm auch ich. Tot, wo sind nun deine Schrecken? 89, die Verse 1, 5 und 6, 89.
Wir wollen dich bitten, du unser auferstandener Herr. Wir freuen uns über deinen Sieg, dass du den Tod entmachtet hast. Wir danken dir, dass du am Kreuz die Versöhnung für uns bewirkt hast. Das gibt uns Mut, Hoffnung und eine gewisse Zuversicht.
Vergib uns, wo wir uns immer wieder vom Tod schrecken lassen. Wo wir selbst auch bestimmt sind von der Angst vor der Kürze unseres Lebens. Wo wir so viel über Krankheitsnöte reden, statt auf dich zu schauen und dir zu danken. Du gibst uns das Leben ohne Ende, du wirst uns selbst aus dem Tode lösen. Wir dürfen in deine Hände fallen, wenn unser Leben hier zur Neige geht.
Wir wollen dich an diesem Tag auch bitten für alle Trauernden. Dass du ihnen ganz besonders nahekommst. Du kannst es wirken durch deinen Heiligen Geist, dass sie dein Evangelium so hören, dass sie mit einstimmen in den Osterjubel und fröhlich all diese Lieder mitsingen von deinem Sieg, von deinem Leben, das du uns neu schenkst.
Lieber Herr, wir wollen dich bitten für diese Welt im Schatten des Todes. Wo so viel gelitten wird, wo so viel Hoffnungslosigkeit ist. Herr, das setze uns zum Segen. Geh mit uns, wenn wir anderen von dir weitersagen wollen – von deiner Auferstehung. Wenn wir an die Krankenbetten treten, wenn wir Trauerbriefe schreiben, wenn wir mit Freunden über dich reden und über das Evangelium. Dass wir Zeugen deiner Auferstehung sind.
Und dann wollen wir immer mehr von deiner Auferstehungskraft erlangen, dass wir im eigenen Leben dir immer ähnlicher werden. Herr, du kannst in uns alles Dunkle und Ungöttliche besiegen und uns zu neuen Menschen machen. Darum bitten wir dich.
Lasst uns gemeinsam das Gebet des Herrn beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Hinweise zum weiteren Gemeindeleben und Segenswunsch
Wir wollen noch das Lied "Christ ist erstanden" singen, Liednummer 75. Der Gottesdienst findet um 9:30 Uhr statt, nur um 9:30 Uhr. Zu diesem Gottesdienst lade ich Sie herzlich ein.
Am Dienstag findet kein Bibeltraining statt. Immer wenn am Montag ein Gottesdienst ist, entfällt das Bibeltraining am Dienstag.
In der gestrigen Zeitung wurde ich daran erinnert, dass es 25 Jahre her ist seit den großen Apo-Unruhen im Jahr 1968. Wenn man diese Zeit noch einmal Revue passieren lässt, erkennt man, welche Wirren auch in der Kirche herrschten. Das Jahr 1968 markiert stark das Eindringen der totalen Politisierung des Evangeliums in die Kirche. Seit diesem Jahr ist diese Politisierung weithin nicht mehr aus den Kirchen verschwunden.
Es war damals auch der Anfang des Albrecht-Bengel-Hauses in Tübingen. Wir sind sehr dankbar für das, was in diesen Jahren dort geleistet wurde. Das Albrecht-Bengel-Haus steht für biblische Theologie mit dem Auferstandenen Jesus im Mittelpunkt. Er ist wahrhaftig auferstanden. Dieses Zeugnis ist wichtig für unsere Gemeinden.
Wir sind sehr dankbar für diese Arbeit und wollen heute unser Opfer dafür geben. Außerdem wollen wir im Gebet Gott bitten, dass er das Wunder vollbringt, dass unsere jungen Theologen fest in der Schrift gegründet sind und in der Freude des Auferstandenen ihn bezeugen können.
Heute werden im Taufgottesdienst um 11:45 Uhr Axel Seid aus der Werner-Halten-Straße 68 und Lea Wahl aus der Dobelklinge 9 getauft.
Getraut werden am kommenden Mittwoch um 14:00 Uhr Hans Joachim Raur, Lehrer aus Stuttgart 70, und Friedel Kloge, geborene Schmidt aus Herbrechtingen. Herr Raur war ein treues Gemeindeglied bei uns. Nach dem Tod seiner Frau freuen wir uns, dass Gott ihn noch einmal so geführt hat.
Wir wünschen auch Ihnen, besonders in der Zeit des Ruhestandes, den Segen Gottes. Möge eins das andere mit sich in den Himmel bringen.
Nun wollen wir um den Segen unseres Herrn bitten, der mit Ihnen geht, seine Hand auf Sie legt und Sie segnet:
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.