Die Herausforderung der Himmelfahrtspredigt
Manchmal fällt es mir schwer, nach diesen Liedern überhaupt noch ein Wort zu predigen. Denn dort wird so unvergleichlich ausgedrückt, was Freude am Himmelfahrtsfest bedeutet: Meinem König will ich trauen, nicht vor Welt noch Teufel grauen.
Sicher haben auch Sie vor vielem Angst. Und dann sagen wir: Nein, ich will vor nichts mehr Angst haben. Vor gar nichts mehr. Weder vor einer schweren Krankheit, noch vor einem bösen Menschen. Nicht einmal vor dem Tod will ich mich ängstigen, sondern ich will mich freuen, dass Jesus zu mir kommt.
Heute Morgen hatten wir jedoch eine Losung im Losungsbüchlein und einen Lehrtext. Dieser hat mich dazu bewegt, heute darüber zu predigen. Denn dort steht, dass wir doch noch Angst haben sollen. Das könnte für manchen so aussehen, als ob hier heimliche Widersprüche vorliegen.
Leser, die den Lehrtext von der heutigen Losung, 1. Korinther 10,12, kennen, wissen, dass diese Losungen Wegbegleiter unseres Lebens sind. Wir lieben und schätzen sie gerade wegen der zufälligen Art, wie uns diese Worte gegeben werden.
Auf den ersten Blick passt dieses Wort überhaupt nicht zum heutigen Himmelfahrtstag. Die Losung wird ja durch Zufall auf die Tage verteilt, aber gerade deshalb meinen wir, dass Gott uns etwas Besonderes sagen will.
Warnung vor Selbstüberschätzung und Fallstricken des Glaubens
1. Korinther 10,12: „Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.“ Herr, hilf uns, dass wir nicht fallen, sondern standhaft bleiben.
In unserer heutigen Zeit sind Persönlichkeiten gefragt – Menschen, die als Vorbilder dienen können. Immer wieder hört man Klagen, dass die Jugend so wenige Vorbilder hat. Wenn dann in einer großen Affäre ein berühmter Politiker vielleicht zufällig auffällt, sagen alle wieder, wie enttäuscht sie von diesen Menschen sind. Doch wie sieht es eigentlich bei uns selbst aus?
Ich wäre auch so gern ein Vorbild. Mein Wunschtraum wäre es, dass ich gar nicht predigen müsste, weil alle Leute sagen, wenn sie mich sehen: „Da ist jemand, der ein gutes Beispiel gibt.“ Aber die Realität sieht ganz anders aus. Die Menschen ärgern sich und sagen, dass meine Nerven angespannt sind, dass ich reizbar und ungeduldig bin, dass ich oft hektisch wirke. Es gibt so vieles, was Menschen abschreckt.
Wir würden so gern anders sein. Wahrscheinlich gibt es kaum Eltern, die nicht darunter leiden, dass sie keine besseren Vorbilder für ihre Kinder sind. Auch Lehrer in der Schule und Chefs, die Verantwortung tragen, sagen oft: „Ich leide darunter.“ Schlimm ist es, wenn man gar nicht merkt, wie man als Vorbild versagt.
Es wäre schön, wenn wir wirklich Vorbilder wären – Menschen, die in diese dunkle Welt Licht bringen. Es gibt ja immer noch einige wenige, die vielleicht im Fernsehen als Wohltäter groß herausgestellt werden. Vielleicht kennt man sie nicht so genau mit ihren Ecken, Kanten und Schwächen.
Wer die Bibel liest und sich im Spiegel des Wortes Gottes prüft, wird von diesem Wort getroffen. Selbst wenn wir heute noch feststehen und Eindruck machen, kann es schon im nächsten Augenblick zu einem schweren, bösen Fall kommen. Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie standhaft bleiben?
Es kann keinen gläubigen Menschen geben, der zuversichtlich und sorgenfrei in die Zukunft schaut. Jeder muss voller Angst und Schrecken sagen: „Mir ist eigentlich bange, ich fürchte, was noch kommen wird. Ich werde dem Herrn noch viel Schande machen.“ Und es betrübt mich, dass ich kein besseres Vorbild bin und mein Leben nicht mehr ausstrahlen kann.
Die Realität der Versuchung und der geistliche Kampf
Warum sagt das Wort Gottes, wir sollten aufpassen vor dem Fall? Ganz einfach deshalb, weil es einen Versuch gibt.
Heute gibt es viele Leute, die meinen, das wäre eine Gestalt aus grauer Vorzeit, die keine Realität mehr hätte. In meinem Leben ist der Teufel jedoch eine Realität. Darüber will ich nicht mit anderen streiten, ich darf es nur bekennen: Ich bin umkämpft und versucht. Oft merke ich erst nachträglich, wie trickreich er versucht hat, mich zu Fall zu bringen.
Heute singen wir am Himmelfahrtstag so schöne Lieder von der Königsherrschaft Jesu. Doch wir dürfen dabei nicht den Wirklichkeitssinn verlieren. Wir sind in dieser Welt in einen schweren und harten Kampf mit den Versuchungen gestellt. So heißt es einmal in den Briefen des Neuen Testaments: Der Teufel geht umher wie ein hungrig brüllender Löwe und sucht, wenn er verschlinge.
Was möchtest du denn dagegen machen, wenn er seine Pranken nimmt und zuschlägt? Wenn er sein Maul aufreißt? Was meint die Bibel? Pass auf, pass auf! Auch wenn du heute glücklich und fröhlich lebst, du kannst fallen.
Jetzt müssen wir auch ein offenes Wort sagen: Warum haben wir so viel Enttäuschung mit Christen erlebt? Das war ja nicht bloß in vorigen Generationen so, sondern auch heute bei uns. Wir können unseren Mitmenschen sehr viel Ärgernis bereiten und sie abstoßen, sodass sie gar nicht Christus sehen können.
Leider ist auch die Geschichte der Christen ein erschütterndes Beispiel, wie Menschen gefallen sind. Manche denken ja, die früheren Christen hätten es nicht so ernst gemeint wie ich. So stellst du dir das vor. Doch sie haben es noch ernster gemeint als du. Wenn ich daran denke, wie sie im Mittelalter gefastet, Opfer gebracht und Dome für Gott erbaut haben, dann sind sie in tiefe Schande gefallen.
Warnung und Ermahnung anhand der Korinthergeschichte
Und das schreibt Paulus den Korinthern. Man müsste jetzt eigentlich noch einmal im Korintherbrief lesen, wo es ganz am Anfang heißt: Ihr seid reich geworden durch die Gnade Gottes. Ihr habt alles empfangen und keinen Mangel an irgendeiner Gabe. Gott hat euch alle Gaben geschenkt – die Gabe des Glaubens, die Gabe der Erkenntnis, die Gabe der Liebe.
Jetzt müsste es doch eigentlich so sein, dass diese korinthische Gemeinde feststeht. Paulus sagt: Ihr seid das Licht in einer dunklen Welt. Er warnt sie und sagt: Passt auf, dass ihr nicht einen schweren Fall tut, gerade ihr.
Die Korinther haben sich ja sehr viel auf besondere Gaben eingebildet. Unter ihren Handauflegungen wurden viele gesund. Ihre Gottesdienste hatten eine besondere Wärme durch die Gaben des Zungenredens und andere Praktiken. So hat sich in Korinth ein gewisser Stolz eingebürgert.
Fast möchte man sagen – ich meine das jetzt gar nicht so, um uns gegen sie abzugrenzen – eine gewisse Überheblichkeit, fast ein vollmundiges Reden und Denken: Wir sind gute Christen. Wir sind Leute, die Jesus in ihrer Umgebung bekennen können, und das strahlt etwas davon aus.
In dem Abschnitt, wo das Wort steht: „Wer da meint, er stehe, sehe zu, dass er nicht falle“, knüpft Paulus an die Geschichte des Gottesvolkes an. Wenn man diese Geschichte noch einmal liest, von den Israeliten, dann müsste man immer wissen, dass das zur Warnung geschrieben ist. Dort hat man erlebt, dass Menschen gefallen sind – ob sie Unrecht im Umgang mit Geld getan haben, ob sie untreu in ihrer Liebesbeziehung waren oder ob sie sonst übel geredet haben. Wo Menschen gefallen sind, denke immer daran: Du kannst genauso fallen.
Schon am Morgen des Tages, bevor du überhaupt beginnst, haben sie den Frühstückstisch noch nicht gespült, das Geschirr steht herum, und schon schreit die Menge unserer Schuld gen Himmel. Eigentlich ist das heute deprimierend und entmutigend.
Da möchte man die Flinte ins Korn werfen und sagen: Dann höre ich doch gleich auf, dann hat ja alles gar keinen Wert.
Die Gefahr der Selbstüberschätzung und die Kraft der Gnade
Wir sollten einmal zur Kenntnis nehmen, dass die schlimmste Bedrohung unseres eigenen Glaubenslebens von uns selbst ausgeht. Deshalb hat alles andere gar keinen Wert.
Was heute im Christentum so landläufig eine große Rolle spielt, ist, dass Christen sich noch einmal aufraffen, Aktionen planen und sagen: „Wir wollen noch einmal ein Zeugnis sein für die Welt, wir wollen Frieden aufrichten.“ Können wir das wirklich?
In den meisten Kirchengemeinden herrscht schon in den Gremien übelster Streit – zwischen den Pfarrern und den Mitgliedern der Kirchengemeinderäte. Überall sollen wir Frieden für die Welt sein. Aber können wir all das, was man sich heute so groß vornimmt? Sind wir da nicht irgendwie auf der falschen Linie?
Paulus erinnert im Wüstenzug des Volkes Israel daran, was die Israeliten erlebt haben. Er sagt, dass das so schlimm war, weil sie Götzendiener wurden. Obwohl sie doch in ihrer Liebe zu Gott einen Beweis erbracht hatten – beim Auszug aus Ägypten. Sie aßen vom Manna, sie tranken von dem wunderbaren Wasser, das aus dem Felsen für sie hervorging. Sie hatten all die herrlichen Geschenke Gottes und freuten sich seiner Nähe. Aber dann murrten sie wieder gegen Gott. Das ist schwierig.
Wer sich gegen Gott auflehnt, schließt sich aus der Gemeinschaft Gottes aus. Weitere Beispiele der Versündigung werden erwähnt. Manche meinen, in unserer Zeit sei das nicht mehr so. Doch Gott nimmt es uns sehr übel, wenn wir seine guten Gaben, auch unsere Geschlechtlichkeit, missbrauchen oder unreine Gedanken haben.
Dann verliere ich den Segen. Da kann ich lieber singen, Omas fromme Sprüche aufsagen – und ich habe alles verloren. Ich bin gefallen. An ihnen, an den meisten von ihnen, hatte Gott kein Wohlgefallen, heißt es in 1. Timotheus 5.
Die Bedeutung der Königsherrschaft Jesu und die Mahnung zur Wachsamkeit
Wenn wir uns heute an der Königsherrschaft Jesu erfreuen, sollten wir daran denken: Er ist Richter. Er wird am jüngsten Tag wiederkommen. Die Frage ist, ob Jesus an uns Wohlgefallen hat und ob wir vor ihm bestehen können.
Wir brauchen uns nicht zu wundern, wenn unsere evangelische Christenheit Salz und Kraft verloren hat. Warum ist das so? Warum gibt es keine Ausstrahlung? Weil wir gefangen sind.
Was möchte man jetzt mit seinem Christenstand machen? Wie kann man da weiterkommen? Das macht sehr mutlos und traurig. Es scheint, als könne niemand mehr wissen, wie man zuversichtlich in die Zukunft gehen kann, wenn alles so unklar ist.
Es ist gut, wenn man ein für alle Mal das Zutrauen zu sich selbst verliert. Wenn man sagt: Auf mich ist kein Verlass, überhaupt nicht. Wenn mein christlicher Glaube von mir begründet wäre, von meiner Treue abhängen würde und von meinem Gehorsam lebte, dann könnte ich einpacken.
Gestern habe ich in unserem Jugendbibelkreis noch zu den jungen Leuten gesagt, dass es schon manche gab, die sich von uns getrennt haben. Sie nahmen Anstoß daran, dass wir unsere Sünde und Schulden offenlegen. Sie sagten, wir machen die Menschen zuerst schlecht.
Es war dann immer so originell, dass ich, wenn es noch ein Gespräch gab, zu ihnen sagte: Ich mache mich nicht schlecht, ich bin so schlecht. Ich möchte ein Leben lang so ehrlich zu mir selbst sein, dass ich als Christ und in der Nachfolge Jesu kein bisschen mehr Zutrauen zu mir selbst habe.
Nicht, dass ich mir vorstelle: Ich schaffe das, ich will das, dann mache ich das und dann geht das. Wenn ich auf mich blicke, dann sinke ich in die Tiefe. Wenn ich etwas selbst erzwingen will, kommt nichts heraus.
Ich wundere mich, dass so viele immer wieder versuchen, mit ihrer eigenen Kraft im Glaubensleben ein Stückchen weiterzukommen. Dabei kommen sie nicht weiter.
Die Kraft und Zuverlässigkeit Jesu als Grundlage des Glaubenslebens
Sondern: Heute, am Himmelfahrtstag, blicken sie auf Jesus. Ihm ist alle Macht gegeben – im Himmel und auf Erden. Deshalb habe ich gedacht, dass dies heute eine schöne Himmelfahrtspredigt wird.
Er hat alle Macht, sie haben keine. Er ist treu und kann euch bewahren. Jetzt hört man atemlos zu, weil es natürlich Gewissheit gibt. Ich habe nicht einmal Bedenken, das Wort Sicherheit zu gebrauchen. Diese Sicherheit ruht ja nicht in mir, sondern darin, dass die Hand Jesu mich hält.
Lasst uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender unseres Glaubens. Und ich habe die flehentliche Bitte an Sie: Machen Sie keinen Schritt Ihres Glaubenslebens ohne Jesus Christus. Blicken Sie auf ihn und sagen Sie: „Herr, mit dir sei es begonnen, mit dir sei es vollendet.“
Als ich meinen christlichen Glauben als junger Mensch begann, stellte ich mir oft vor, ich könnte manches doch ein wenig selbst schaffen. Ich dachte, ich müsste Jesus nicht um jede Kleinigkeit bemühen. Doch je älter ich werde, desto mehr merke ich, dass das die Reife des Glaubens ist: Man möchte keinen Brief mehr schreiben und keinen Besuch mehr machen, ohne auf Jesus zu blicken. Nur wenn er das jetzt gibt und schenkt, hat es Gewinn und Bestand.
Ich bin so froh, wenn Sie immer wieder in diese Mutlosigkeit hinein geraten. Ich wünsche Ihnen keine Mutlosigkeit, sondern möchte sagen: Die Hilfe ist so nah. Schauen Sie doch auf Jesus! Er ist da, er steht zur Rechten Gottes und vertritt uns. Er ist der Anwalt, der fortwährend beim Vater redet und sagt: „Vergiss den da nicht, Vater, lass ihn noch dieses Jahr. Ich habe noch ein bisschen Geduld mit ihm.“
Dass wir bis heute getragen wurden, ist doch auf die Fürsprache Jesu zurückzuführen. Wenn Sie irgendwo in Ihrem Leben etwas Gutes und Schönes wirken konnten – und ich freue mich, wenn Sie in Ihrem Leben auch Ausstrahlung haben – dann dürfen Sie danken. Denn das ist auf die Wirkungen des mächtigen Jesus zurückzuführen, der lebt und auch heute in einer dunklen Welt regiert.
Die Situation der Jünger am Himmelfahrtstag und ihre Berufung
Das ist ja erstaunlich, dass er unser Wort benutzt hat.
Lassen Sie mich nun der Reihe nach erzählen, wie es damals am Himmelfahrtstag war. Die elf Männer standen ein wenig verlegen um ihren Herrn herum. Es heißt sogar, es seien etliche gewesen. Doch sie zweifelten. Sie konnten das alles immer noch nicht richtig fassen. Von großen Plänen war nichts zu sehen. Sie hatten auch keine großen Ideen, wie sie etwas erreichen sollten. Stattdessen waren sie sehr verzagt und traurig.
Sie hatten keine besondere Ausbildung, und auch keine besondere Begabung für das Amt, zu dem Jesus sie berufen hatte. Es waren schwache Leute. Und das Ganze lag noch gar nicht lange zurück: Sie hatten schändlich versagt. Und jetzt nimmt Jesus sie und sagt: Geht hinaus in diese Welt!
Was werden sie sich wohl fragen? "Herr Jesus, ob wir da mit unserer schwachen Stimme durchdringen? Ob die Menschen uns annehmen?" Doch Jesus sagt: Darauf kommt es nicht an. Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.
Sie werden vor den Hohen Rat treten, das sind Leute, die nur in ihren theologischen Formeln gesprochen haben und so getan haben, als hätten sie die ganze Wahrheit gepachtet. Doch diese ungelehrten Männer sprachen das Wort Jesu aus und Zeugnis von ihm. Und das Wort Jesu drang durch.
Beispiele aus der Gegenwart: Glaube trotz Widerständen
Ich hatte im Herbst eine Bibelwoche in Frankfurt, und dort traf ich auch die Christen vom Haus Methanoja. Das sind einige Christen der evangelischen Allianz, die dort eine Drogenarbeit aufgebaut haben. Es sind durchweg ganz einfache Leute, von denen niemand genaue Kenntnisse in Psychologie oder Medizin hat.
Wenn man die Berichte hört und die Menschen sieht, die dort von ihrer Drogensucht befreit wurden, wirkt das sehr beeindruckend. Dennoch gibt es heute nur wenige, die auf Jesus blicken und ihm vertrauen. Es sind oft schwache Menschen, die fähig wurden, große Taten zu vollbringen.
Wir sehen doch die Apostel wenig später, wie sie vor dem Hohen Rat stehen und sagen: „Wir können es ja nicht lassen, nicht zu reden von dem, was wir gesehen und gehört haben.“ Es geht um alle Dienste und Aufträge, die uns der erhöhte Herr gegeben hat.
Zuerst möchte ich einmal darauf eingehen, dass viele Christen unter uns immer noch Angst vor den Angriffen des Teufels haben. Habe ich das am Anfang der Predigt nicht gesagt? Der Teufel zieht umher wie ein brüllender Löwe, mit dem ist nicht zu spaßen. Die Versuchungen sind so gemein und hinterhältig.
Mir ist oft das Herz schwer, wenn ich unsere jungen Leute sehe, die noch gar nicht die Erfahrung haben, die wir durch viele Verfehlungen in unserem Leben gewonnen haben. Und dennoch müssen sie allen Versuchungen gegenübertreten.
Doch darf ich sagen: Jesus ist immer stärker als jede Versuchung des Bösen, als jede Attacke des Teufels. Jesus ist immer stärker als meine Schwachheit, als meine Versuchlichkeit. Sie dürfen ganz unbesorgt und fest sein. Sie werden überwinden, wenn Sie auf Jesus blicken.
Sie dürfen Sieg haben über die Sünde, weil Jesus alle Macht hat im Himmel und auf Erden. Darum macht uns das stabil, aber immer nur in der Bindung an ihn, im Aufblick zu ihm. Nur so können wir durchhalten – wenn wir auf Jesus blicken.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Apostel damals nach der Himmelfahrt sehr wohl zitterten und in den Knien schwach wurden, bevor sie ihren Weg gehen mussten. Sie hatten Angst, wie es ihnen ergehen würde. Vielleicht hätten sie manchen Weg nicht gewagt, wenn sie vorher schon gewusst hätten, was alles auf sie zukommt.
Ich denke, die Leiden, die der Apostel Paulus ertragen musste, waren sehr schwer. Wie lange saß er im Gefängnis und war dort den übelsten Misshandlungen ausgesetzt? Wie sehr wurde seine Geduld auf die Folter gespannt?
In der Gerichtsverhandlung ging es sehr hart her. Er war unter falscher Anklage gestellt, niemand stand ihm bei, sagt der Traurige in einem Brief. Doch der Herr stand ihm bei, bestätigte sein Wort, und vielen wurde das Evangelium gepredigt. Paulus wurde so befreit und glücklich.
Zeugnisse von Glaubensstärke in der heutigen Welt
Ich kann nicht genug bekommen von den Berichten aus dem Missionsfeld, denn ich meine, dass uns in unseren Tagen besonders viele Siege Jesu begegnen. Es ist schade, dass ich nicht dabei sein konnte, als Dr. Bruce Adams berichtete. Ich habe nur später noch einige Worte mit ihm gewechselt, und er erzählte teilweise davon. Doch einige der Erlebnisse haben andere berichtet, die nicht dabei waren.
Die Hälfte der evangelischen Kirchen ist geschlossen. In der Provinz Volata, wo die meisten evangelischen Christen der Wortes-Lebens-Kirche, der größten äthiopischen Kirche, leben, darf heute nicht einmal bei einem Begräbnis ein Gebet gesprochen werden. Die Christen tun es trotzdem und gehen dafür ins Gefängnis.
Dr. Bruce Adams erzählt, dass diese Christen sagen: „Wir beten nicht einmal um die Wiedereröffnung unserer Kirchen. Wir müssen uns zuerst von allem Eigenen reinigen und ganz anders auf Jesus vertrauen.“ Sie sagen: „Wir haben Angst, dass es am Ende wieder so wird wie vorher. Viele sind nur mitgeschwommen im christlichen Strom. Wir wollen wieder Menschen sein, die ganz allein auf Jesus blicken.“
In dieser rechtlichen Unsicherheit sind sie nur noch auf Jesus gestellt. Dann passiert es bei einer Gemeinde in der Hauptstadt Addis Abeba, die in diesen Tagen geschlossen wurde, dass die Gemeindeglieder aufgeteilt werden auf etwa 30 Hausgemeinden. Nun findet sonntags der Gottesdienst in diesen Hausgemeinden statt, und viel mehr Menschen nehmen daran teil als vorher – weil Jesus der Herr ist.
Das sind seine Siege. Deshalb wollen wir nicht über die Schwierigkeiten klagen, die wir manchmal durchstehen müssen.
Die Kraft der Hoffnung in schweren Zeiten
Daher hat jeder die Möglichkeit, aus schweren Erfahrungen sogar Siege zu machen – und zwar diejenigen, die Gott lieben, auf ihn schauen und ihm vertrauen. Ich wollte das in meine Lebenssituation umsetzen, indem ich sage: Ich will die Not der Krankheit und die schweren Widerfahrnisse, die mir begegnen, auch so nutzen, dass ich erwarte, Jesus macht jetzt etwas Großes daraus.
Aus der Zeit der Trauer, durch die ich gehe, aus der Zeit der Schmerzen – für mich waren die letzten zwölf Tage ungeheuer gesegnet. Ich habe so viel neu gesehen, obwohl alles harmlos war. Aber ich bin überzeugt: Der Herr, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat, will uns begegnen. Vor allem will er uns wegbringen von dem Blick auf uns selbst, von dem ständigen Rechnen mit der eigenen Kraft.
Es ist keine Überraschung, dass mit uns kein Staat zu machen ist. Und es braucht uns auch nicht zu verwundern, dass Gemeinden immer wieder enttäuschend sein werden. Dennoch hat der Herr mit einer schwachen und kläglichen Gemeinde gewaltige Siege errungen.
Es ist merkwürdig: Große Kirchen mit mächtigen Domen haben heute keine Ausstrahlung mehr. Dagegen hören wir, wie kleine Christengemeinden, die nur wenige Teilnehmer haben, plötzlich fast ihre ganze Umwelt revolutionieren und Unruhe schaffen – allein mit dem Evangelium von Jesus Christus.
Man kennt das aus den Staaten der Sowjetunion und des Ostblocks, ebenso aus Asien. Deshalb wirkt das Evangelium in unseren Tagen so mächtig.
Die Mahnung zur Wachsamkeit und die Verheißung der Bewahrung
Wir haben heute mit diesem Wort begonnen: Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle. Das gilt nur, wenn man es aus eigener Kraft versucht.
Ich möchte Sie heute in diesem Gottesdienst entlassen mit der Gewissheit: Wenn Sie absolut sicher sind, dass Sie in den Armen Jesu geborgen sind, dann beziehen Sie Ihre Lebensgewissheit und Ihren Frieden nur von Jesus. Er ist der Herr, der alle Macht hat und für unsere Sünden gestorben ist. Er kennt unser Versagen durch und durch und weiß, wie oft wir ihn enttäuscht haben. Doch er hat vergeben und alles ausgelöscht – dafür floss sein Blut.
Heute ist er unser Herr und sendet uns als Boten in diese Welt. Ich weiß, er geht mit mir, und ich darf mich unter seinen Segen stellen.
Wenn Sie die Bibel zur Hand nehmen, möchte ich Ihnen das auch noch einmal daraus zeigen. In Römer 6,14 heißt es: Sollen wir nun sündigen, weil wir nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind? Das sei ferne! Die Sünde wird nicht herrschen können.
Im 14. Vers steht, dass wir nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade sind. Jetzt geschieht das größte Wunder: Wenn ich mich unter Jesus begebe, darf ich frei sein.
Oder wie es im ersten Korintherbrief heißt, Kapitel 10, Vers 13: Er wird euch fest erhalten bis ins Ende. Er lässt euch nicht über euer Vermögen versuchen. Wenn ihr auf den Herrn blickt, dürft ihr sicher sein und braucht keine Angst mehr haben zu fallen. Diese Gewissheit gibt es, wenn man auf Jesus schaut. Er schafft das Wollen und das Vollbringen nach seinem Wohlgefallen.
Wenn wir einmal von der Ewigkeit her zurückblicken, werden wir sprachlos sein, wie groß die bewahrende Macht Jesu war. Wahrscheinlich haben wir oft gar nicht bemerkt, in welchen Gefahren wir waren zu fallen.
Aufruf zur Erneuerung des Glaubensfeuers und Vertrauen auf Jesus
Ich möchte Sie heute ganz ernstlich bitten: Lassen Sie das Feuer Ihres Glaubens wieder hell lodern. Wo Sie nicht mehr im Wort leben, gehen Sie zurück und lesen Sie es. Dort, wo Sie im Ungehorsam leben, bringen Sie diesen mit Gott in Ordnung. Das muss zu einer Bereinigung führen. Dies ist uns als Warnung geschrieben, damit wir nicht fallen.
Doch dort, wo ich den Herrn über alles liebe, darf ich ganz unbesorgt sein. Er wird mich fest erhalten bis ans Ende. Rückblickend, wenn ich von der Ewigkeit zurückblicke, kann ich nur staunen. Die großen Wunder Gottes waren so überwältigend, dass er mich durchgebracht hat. Er hat mich bewahrt, behütet und begleitet. Er hat das Feuer meines Glaubens am Brennen erhalten. Er war der Anfänger und zugleich der Vollender meines Glaubens.
Sie brauchen sich gar nichts einzubilden. Es war nicht, weil Sie besser waren oder eifriger und frömmer. Es war seine Liebe, die so lieb und treu war. Auf seine Liebe dürfen wir bauen und uns freuen. Er will sein Reich auch heute gründen.
Dieser Lehrtext sagt: Wer da steht, soll darauf achten, dass er nicht falle. Das dürfen wir ergänzen und sagen: Ich freue mich, dass Jesus mich bis ins Ende bewahrt. Dass niemand etwas gegen Jesus ausrichten kann, zeigt seine Macht. Fest steht, dass sein Reich Bestand hat. Amen.
