Einführung und Ausgangssituation in der Wüste
Ich finde es wunderbar, dass Sie alle das ermöglicht haben. Man muss sich manchmal für einen Abend auch losreißen – ich weiß, wie das ist. Das ist schwierig genug.
2. Mose 17, Vers 1 – Israel in Massa und Meriba
Das ist kein Einkaufsmarkt, sondern das Gegenteil, das Masa. Die ganze Gemeinde der Israeliten zog aus der Wüste weiter ihre Tagereisen, wie ihnen der Herr befahl, und sie lagerten sich in Refidim.
Dort hatte das Volk kein Wasser zu trinken. Sie haderten mit Mose und sprachen: „Gib uns Wasser, damit wir trinken können!“ Mose antwortete ihnen: „Was hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den Herrn?“
Als das Volk nach Wasser dürstete, murrten sie wieder gegen Mose und sagten: „Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen? Damit du uns, unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben lässt?“
Mose schrie zum Herrn und sprach: „Was soll ich mit dem Volk tun? Es fehlt nicht viel, so werden sie mich noch steinigen.“
Der Herr sprach zu ihm: „Tritt vor das Volk und nimm einige der Ältesten Israels mit dir. Nimm deinen Stab in die Hand, mit dem du den Nil geschlagen hast, und geh hin. Siehe, ich will dort vor dir stehen auf dem Fels am Horeb. Dort sollst du auf den Fels schlagen, dann wird Wasser herausfließen, damit das Volk trinken kann.“
Mose tat so vor den Augen der Ältesten Israels. Da nannte er den Ort Massa und Meribah, weil die Israeliten dort haderten, den Herrn versuchten und gesagt hatten: „Ist der Herr unter uns oder nicht?“
Das Zeugnis von Gottes Macht und die Herausforderung des Glaubens
Ich habe Ihnen ja schon am Sonntag in der Predigt erzählt, wie sehr mich beeindruckt hat, wie Amerika im Moment von der Heimkehr des Käptens Ogredi bewegt ist. Dieser Pilot wurde mit seinem Düsenjäger in Bosnien abgeschossen.
Ich habe mich gewundert, dass in unseren deutschen Zeitungen fast nichts darüber zu lesen ist. Man muss dort täglich nur den Super Channel oder CNN einschalten, und dort wird das immer wieder den ganzen Tag über ausgestrahlt. Am Sonntag wurde zum Beispiel gezeigt, wie Ogredi bei Präsident Clinton erscheint. Nun muss er kein Gras mehr essen, sondern darf Kaviar, Salat und so weiter genießen. Das wurde immer wieder gezeigt.
Was aber besonders beeindruckend ist: Selbst der oberste General sagte, Ogredi sei ein Beispiel dafür, wie Gott heute wirkt. Das hat die amerikanischen Menschen sehr bewegt. Ganz ergreifend war auch, wie er seine Familie wieder besucht. Als er aus dem Flugzeug steigt, lässt ihn seine Schwester gar nicht mehr los. So innig wurde ein Mann wohl noch nie von seiner Braut umarmt, vielleicht außer von mir. Aber das ist so schön.
Wenn er dann ein paar Worte spricht, sagt er einfach: „Ich habe die Macht Gottes erlebt. Ich danke euch für eure Gebete. Das Einzige, was mich hindurchgetragen hat, war die Liebe Gottes.“
Wenn man so ein Zeugnis hört, ist das sehr ergreifend, weil es mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Dann sagen alle: „Das ist ja wirklich toll.“ Da hat jemand die Macht Gottes erlebt. Das ist genauso, als wenn ein Krebskranker auf unerklärliche Weise geheilt wird. Da sind alle baff und sagen: „Das ist ein Wunder.“
Doch jetzt ist die Lebensführung dieser Menschen oft anders. Sie erleben auch große Wunder, die sie nicht vergessen sollten. Sie sollten sich diese Wunder aufschreiben. Sie haben ja viele Situationen schon in diesem Jahr erlebt, die Sie vorher in Angst nicht bewältigen konnten. Sie sagten: „Ich weiß nie, wie das werden soll. Da kann Gott nicht mehr helfen, alles ist verloren.“
Und doch hat Gott Ihnen geholfen. Er hat nicht alles gelöst, aber sehr viel, was Sie gar nicht für möglich gehalten hätten. Bleiben Sie im Danken stehen.
Ich möchte heute Abend von etwas anderem sprechen: Dass Gott seine Leute immer wieder in die Anfechtung führt.
Die Herausforderung der Anfechtung trotz Gottes Wundern
Und darum ist es mit den Erlebnissen der großen Wunderbereiche oft so, dass sie für die meisten Menschen keine wirkliche Hilfe sind. Viele sagen: „Dem hat Gott geholfen, aber mir hat er nicht geholfen.“ Das verstärkt die Anfechtung.
Je mehr Wunderberichte wir hören, desto zögerlicher sind wir manchmal im Gottesdienst, solche Dinge zu erzählen. Wenn jemand von einem wunderbaren Eingreifen Gottes berichtet, wirkt das auf denjenigen, der so etwas nicht erlebt hat, oft so, als wäre er von Gott verlassen.
Ich bin heute Abend sehr dankbar, dass wir diese Geschichte haben. Gott hat sein Volk großartig geführt, und das beeindruckt mich sehr. Es war unbegreiflich. Noch Jahrhunderte später sprachen die Propheten von diesem Wunder. Es ist das Ereignis, das zeigt: Gott hat wirklich das Meer geteilt.
Die Israeliten wussten genau, wie Wasser fließt und dass es keine Mauer bilden kann. Aber genau das Wunder war entscheidend. Ohne dieses Wunder wären sie nie dorthin gekommen. Dieses Wunder hat Israel geeint. Sie haben Gottes Macht erlebt – so wie die neutestamentliche Gemeinde vom Wunder der Auferstehung Jesu lebt.
Wenn Theologen nicht mehr an solche Wunder glauben, gibt es auch keine Gemeinde mehr. Dieses Ereignis ist der Ursprung unseres Glaubens. Für die alttestamentliche Gemeinde war die Herausforderung, aus Ägypten zu kommen, das Wunder, von dem die Propheten immer wieder sprechen. Gott muss noch einmal so ein Wunder tun, um sein Volk zurückzuführen, damit die Gemeinde wirklich vor Gott steht und zum Glauben kommt.
Sie haben erlebt, wie Gott ihnen geholfen hat, als sie im Bitterwasser waren. Dann haben sie erfahren, wie Gott auf ihr Murren reagierte und ihnen Brot vom Himmel regnen ließ. Sie waren sprachlos, und das war wirklich so.
Gott hat alles bis ins letzte Detail geregelt, sodass sie sogar am Sabbat essen konnten, ohne etwas sammeln zu müssen. Wenn sie mehr sammelten, verdarb es in den Gefäßen. So konnten sie einfach dastehen und sagen: „Wir haben einen wunderbaren Herrn.“
Man sollte von morgens bis abends Choräle hören und singen. Haben Sie heute schon einen Dankchoral gesungen? Es muss ja niemand zuhören. Haben Sie Gott die Ehre gegeben für die Wunder?
Wir sollten im Danken stehen und sagen: „Wir haben einen mächtigen Herrn, einen lebendigen Herrn, einen Herrn, der uns trotz unseres Murrens mit Wundern, Güte und Brot überschüttet und uns versorgt. Er erhält unser Leben bis zum heutigen Tag.“
Die Realität des Murrens und die Anfechtung des Glaubens
Aber die Wirklichkeit sieht anders aus. Wir murren und brudeln wie die Israeliten, weil wir so viele neue Schwierigkeiten erleben. Dazu gehört auch die Anfechtung unseres Glaubens. Gott führt uns in neue Nöte hinein.
Gehen Sie noch einmal zurück zu 2. Mose 14,13: "Seht zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird." So sollten wir jeden Tag beginnen. Das ist doch eigentlich die Realität: Gott will seine Wunder bei Ihnen wirken lassen. Wenn Sie aufstehen, sagen Sie: „Jetzt bin ich gespannt, lieber Herr, was du heute mit mir vorhast.“
Gott will, dass wir seine Wunder sehen, dass der Herr für uns streitet und es still wird. Doch oft gehen wir in den Tag hinein und denken nur daran, wie wir alles selbst regeln müssen. Dabei will der Herr seine Macht überwältigend zeigen.
Ist das alles etwa vergessen, wie Gott sich Mose offenbart hat? Das war doch eine wunderbare Sache, wie in 2. Mose 6, und ebenso bei Abraham: Gott wirkt in schwachen Menschen so, dass alles zum Genügen kommt. Er ist der Allgenügsame, El Shaddai, der Herr, der alles durchwirkt.
Das Schreckliche ist, dass wir diesen Blick verlieren, den ganz normalen Blick. Natürlich können wir Gott nicht sehen, aber er ist doch da, und seine Verheißungen sind wahr. An keinem Tag unseres Lebens war das nicht wahr, sondern es war immer Realität – so wie es beim Volk Israel Realität war.
Egal, wie Gott sie führt – ob sie ins Krankenhaus müssen, ob ihnen alles misslingt, ob ihr Haus abbrennt oder was auch immer passiert – der Herr ist da. Er wird für uns streiten, und es wird still sein. Sie können die Macht und die Siege des lebendigen Herrn sehen, der für sein Volk das Brot vom Himmel regnen lässt und dessen Fleisch herbeiführt.
Aber wenn es durch neue Tiefen geht, verlieren sie den Mut. Und das ist schlimm. Darüber muss ich heute zuerst reden: Unser Glaube kippt so schnell. Es ist nicht nur die Glaubenslosigkeit unserer Tage, sondern die Glaubenslosigkeit der Christen, die so schlimm ist.
Corrie ten Boom hat es immer so schön ausgedrückt – ich muss ja immer in den alten Büchern lesen –, dass sie sagt: „Sie erschrecken nicht vor dem Hass der Atheisten, sondern vor dem Unglauben der Christen.“ Das ist das Problem. Daran stirbt die Gemeinde, daran, dass wir Gott nicht jeden Tag vertrauen.
Umgang mit Anfechtung und Zweifel im Glauben
Ja, aber das war ja so schlimm, daher führte sie nun wieder in die Wüste, und wieder ist kein Wasser da. Jetzt frage ich Sie: Wie gehen Sie mit solchen Situationen um? Ausweglos, verzweifelt, hilflos stehen Sie davor. Alles bricht zusammen, dass ich schwache Nerven bekomme, das wissen Sie.
Deshalb weiß ich doch von mir selbst, wie glaubenslos ich da bin. Deshalb wundere ich mich immer, wenn die Leute sagen: Du redest gar nicht vom Zweifel. Ja, soll ich noch darüber predigen? So eine Not, die ich dauernd bei mir bekämpfe, dass ich dem Herrn so wenig zutraue. Und der Herr ist doch da und will seine Wunder tun.
Das ist eigentlich schlimm. Die Schuld unseres Lebens wird dort am allerschlimmsten: Nicht bloß, dass wir dieses und jenes Gebot übertreten haben, sondern dass wir dem Herrn nicht mehr vertraut haben, nicht mehr ihm gedient haben, nicht fröhlicher ihm unsere Lieder gesungen haben.
Sie wissen, dass ich nicht diesen Bewegungen heute anhänge, die sagen, man müsse zuerst eine halbe Stunde Lobpreis-Ohrwürmer singen, um Gott zu ehren. Aber man muss Gott die Ehre geben, wie Sie es auch machen. Sie können Gott auch mit Tränen und mit Schreien die Ehre geben, aber Sie müssen wissen, er ist da.
Und das ist doch morgens keine Pflichtübung, wenn wir sein Wort hören, wenn wir mit ihm reden im Gebet, sondern das ist doch die Freude des Aufblicks, dass wir gerade die schwierigen Nöte mit ihm bewältigen. Aber das ist eben nicht mehr da, und sie murrten, und sie murrten. Und sie haderten mit Mose.
Was ist hadern? Das ist Streiten. Es ist ja interessant: Die Worte sterben aus, die gebraucht man kaum mehr. Sie streiten mit Mose und sie murren gegen Gott. Das hatten wir ja schon vorher bei den Wachteln und beim Manna.
Und das geht immer, immer wieder weiter und immer die gleiche Sache in unserem Leben, wenn wir es heute Abend mal merken und sagen: Das lähmt Gottes Wirken. Darum kann Gott so wenig tun, weil wir ihm nicht die Ehre geben, weil wir nicht mit ihm rechnen und weil wir ihm unsere Loblieder nicht singen, ihn nicht preisen und nicht auf ihn zugehen.
Eigentlich müsste man doch denken, dass das Volk Israel hineingeht und sagt: Herr, jetzt sind wir gespannt, wie du das löst. Ich habe Ihnen doch solche Geschichten erzählt, wie das die Christen der dritten Welt oft machen. Dass wir mal fatalen Blattfuss in der Wüste hatten und nichts mehr weit und breit zu finden war, ist der ausgestiegen, Ato lakotesemahi – so vergesse ich es nicht.
Er hat gesagt: Ich lege die Hände zusammen und sage: Herr, jetzt sind wir gespannt, wie du das löst. Amen! Er sagt Halleluja, jetzt werden wir auch sehen, wie es geht. Und das ist doch, bevor wir anfangen, uns mit unseren Gedanken zu plagen.
Das war auch so schön, das Lied: "Um deine Gräben zu beschämen wird es unversehens sein, wenn Gott mit seiner Hilfe kommt." Er kann uns lange warten lassen, aber das ist wahr: Die Anfechtung ist groß, und darum brauchen wir einander, damit wir es einander immer wieder sagen und sagen: Du!
Und deswegen machen wir Krankenbesuche. Ich weiß ja, was wir mitbringen müssen, aber wir bringen eine Botschaft mit. Wir sagen: Du, jetzt erst recht auf den Herrn geblickt, und gerade wenn die Krankheit zum Tode führt, dann erst recht gibt es Herrlichkeit.
Wir wollen doch immer wieder sehen, dass vom Herrn alles ganz anders aussieht, wenn wir mit ihm gehen.
Die Führung Gottes in den Tagereisen
Das war das Erste: der angefochtene Glaube, der angefochtene Glaube.
Jetzt möchte ich Ihnen noch etwas anderes zeigen: dass der Herr die Tagereisen einteilt. Im Alten Testament steht oft beim Wüstenzug, dass die Tagereisen so gestaltet sind, wie es der Herr befahl. Am Sonntag hatten wir über Führung gesprochen. Vielleicht wurde dabei nur ein Teil der Führung ins Blickfeld gerückt – und zwar nicht das, dass der Herr für sie alles zumisst, wenn sie es in seine Hand geben, so wie er es befahl.
Wir leben heute in einer großen Stresssituation. Wir hatten einmal einen israelischen Guide, der Isid, der immer sagte: „Im Stretch, das ist so schön, wenn man überdehnt.“ Das hat mir sehr gefallen. Wir leben auch im Stretch, sind überdehnt, und alles scheint zu zerreißen. Aber wir machen uns auch selbst die Spannung, wenn wir viel zu viel selber wollen. Gehen Sie doch die Tagereise, die der Herr Ihnen befiehlt – das Stück, wie Jakob dem Esau begegnet. Sie kennen doch die Geschichte: Jakob fürchtete Esau. Da sagt Esau: „Lass uns miteinander gehen.“ Jakob antwortet: „Nein, meine Herden müssen langsam gehen, ich möchte sie nicht hetzen.“ Er meint, er möchte sie nicht zu schnell treiben, damit die Junglämmer und Jungtiere immer mitkommen können.
Das ist so schön: Gott hat auch für uns das Tempo bestimmt. Nimm doch einmal den Schwung raus und tue jetzt das, was der Herr will. Es gibt Ruhezeiten und Zeiten, in denen mehr Spannung herrscht. Lass doch den Herrn die Tagereisen bestimmen, was er als Rute für uns vorhat.
Das ist eine Fortsetzung dessen, dass Gott uns führt und auch das Quantum bemisst, wie viel an einem Tag geschafft werden kann. Gott will uns nicht übertreiben, also nicht in Hetze bringen – ganz gewiss nicht. Er hat auch diesen Weg bemessen. Wenn bei ihm oder bei mir das Leiden kommt, das Schwere, das Unangenehme, das Versagen – manchmal ist es ja auch bitter, wenn man erlebt, wie man plötzlich geschmäht wird, ohne dass es einen Grund dafür gibt, und der Herr es dennoch zulässt – das gehört zu unserer Tagereise.
So lässt der Herr sie in diese Wüste gehen, wo kein Wasser ist. Es ist ein von ihm gewiesener Weg und ein gesegneter Weg – auch in der Wüste.
Das ist eigentlich vielleicht am Sonntag noch zu wenig herausgekommen: dass die Wüstenwanderung die typische Führung Gottes ist, jedenfalls bei Israel.
Die Ursachen des Haderns mit Mose und die Grenzen menschlichen Glaubens
Und jetzt kommt der dritte Punkt: Und sie haderten mit Mose. Warum hadern sie mit Mose? Weil sie vom Glauben noch nie etwas verstanden haben. Das zeigt sich immer in der Anfechtung, wie wenig wir begriffen haben.
Das Problem ist, dass man den Glauben nicht lernen kann. Man kann ihn auch nicht durch Kurse einstudieren oder aus Büchern aufsaugen. Nur der Heilige Geist kann uns den Glauben geben. So sagen wir es ja in Luthers Auslegung zum dritten Glaubensartikel: Nur der Heilige Geist erleuchtet mich. Und da war keine Erleuchtung da, deshalb haderten sie mit Mose.
Es wäre doch das Erste gewesen, dann der arme Mose – ich kann doch nichts dafür. Wer ist denn Mose? Wir haben gesagt, er ist der Größte im Alten Bund. Und doch hat er einen großen Mangel. Im Neuen Testament wird das immer wieder genannt: Er kommt vom Gesetz, also von der Forderung. Er ist nie der, wie die Evangelisten und Apostel im Neuen Bund das Evangelium austeilen. Die riesengroße Freude bekommt alles geschenkt, Mose muss die Menschen noch treiben.
Jetzt sehen wir den armen Mose, der so groß war, dass Gott ihn ja sogar in die persönliche Gesprächsgemeinschaft hineinkommen ließ. Das Leuchten vom Angesicht Mose – aber er kann doch kein Wasser machen. Das heißt, wir Menschen bleiben schwache Leute.
Das mit dem Wasser hat erst Jesus gemacht. Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke – zu Pfingsten. Jesus gibt Wasserströme in der Wüste, Mose kann es nicht tun. Jesus hat dem Menschen gesagt: Wer Durst hat, komm zu mir und trinke, du bekommst es. Und Jesus hat gesagt, dass niemand von ihm enttäuscht weggehen wird.
Wissen Sie, so sagt Jesus: Von mir wird niemand weggehen. Es kann sein, dass die Leute woanders suchen. Sie suchen in religiösen Formen oder in Tradition. Aber wer zu Jesus kommt, der bekommt so viel Wasser – Lebenswasser, Erquickungswasser, frisches Wasser.
Aber das kann Mose nicht geben, und sie haben von ihm etwas erwartet. Es kommt ja immer wieder vor, dass die Leute von uns etwas erwarten.
Es war schon bei den Jüngern so, als der Vater kam und sich bei Jesus beschwerte und sagte, er habe seinen Jungen hergebracht, und sie konnten ihn nicht heilen. Ja, wir können eben niemanden heilen. Ich glaube, dass wir Jünger nicht heilen können. Ich glaube, dass auch kein Evangelist einen anderen heilen kann. Jesus kann heilen, man darf beten.
Das ist ja bei manchen Heilungsevangelisten wirklich unbiblisch. Ich glaube nicht, dass die Hände heilen und magische Kräfte besitzen. Da gibt es okkulte Dinge.
Ich habe jetzt in einem Erschütterungsfall erlebt, dass bei einem Gemeindeglied eine Geistheilerin gerufen wurde und eine Heilung geschenkt wurde, weil alle Ärzte ratlos waren. Da will ich vor diesen Heilungskräften Angst haben. Nein, Hirn und so unmittelbar – das gibt es. Die ganze Familie ist beglückt, was können sie dagegen haben, wenn es den Menschen nützt?
Es gibt natürlich viele Kräfte. Aber wo Menschen das können, sind es für mich immer andere Kräfte. Da habe ich bei der Geistheilerin sowieso, aber auch bei denen, die im Namen Jesu auftreten, große Angst, dass es andere Kräfte sind.
Nur aus dem Gebet – so ist es neutestamentlich – kommen die Wunder, die der Herr wirkt, auch durch unsere Hände. Sicher, ja, wohl, wir dürfen die Hände auflegen auf Kranke und so weiter, aber es ist immer aus dem Gebet, und der Herr ist der Wirkende.
Aber wir wollen uns das nicht aufhalten lassen. Da kommen sie zu Mose und sagen: Warum kannst du uns kein Wasser geben? Sie sind enttäuscht, sie haben es überhaupt nie begriffen.
Mose hat auch damals schon beim Durchzug gesagt: Der Herr wird für euch streiten. Das missverstehen alle Menschen. Nicht, und kapieren Sie nicht, das bleibt auch bei allen Leuten fast so, dass sie sagen: Jetzt bin ich enttäuscht von den Christen, die konnten mir nicht helfen.
Sie werden viele Leute treffen, die auch von uns enttäuscht sind. Denn wenn oft die Leute zu uns kommen und dann sagen: Hattet ihr mal Hilfe? Dann muss man sagen: Ja, hören Sie mal, das ist doch nicht nach dem Sinn Gottes.
Wenn man die Leute mal wieder auf die Zusammenhänge hinweist, sind sie immer enttäuscht. Sie verstehen nicht, was wir ihnen sagen.
Wissen Sie, was ich meine? Oft wollen die Leute von uns schnelle Hilfe. „Hast du schnell was? Machst du schnell aus?“ So wie bei der Geistheilerin: „Ich werde gesund, und dann ist es okay, dann kann ich schon wieder gehen.“
Wir wollen sie auf den lebendigen Herrn hinweisen, das verstehen sie gar nicht. Sie wollen an uns hängen bleiben.
Ich habe gerade gegenwärtig große Nöte mit verschiedenen Leuten, die die Taufe ablehnen, weil sie gar keinen Bezug zur Kirche haben. Oft waren sie noch nie einmal in unserer Kirche. Sie wollen sie haben und trotzen sie durch mit allen kirchenrechtlichen Maßnahmen.
Ganz merkwürdig: Die Leute wollen irgendetwas, aber wenn man sagt: Lass doch mal – wenn du den Glauben verstanden hast, dann darf ich ja auch das Kind taufen. Oder: Lass das Kind selber mal glauben nach dem Konfirmandenunterricht, dann kann man es machen.
Aber die Leute hängen das irgendwann an die Kirche oder so. Sie machen die Formen mit. Da sieht man die ganze magische Not heute.
Die Leute wollen nicht hören, was wir ihnen sagen: Du musst auf Jesus schauen. Wir können gar nichts. Wir haben nur in unserem Leben die Macht Jesu erfahren. Wir sind Versagende, schwache Leute, aber wir wollen auf Jesus hinweisen.
Wir können nicht klar genug und fortwährend sagen: Wir sind es nicht.
Wenn Paulus nicht anders war, als sie ihm das Opfer darbrachten und ihn danach steinigen wollten, wo er sagt: Bringt nicht uns Opfer dar, wir sind doch keine Götter, sondern wir reden von dem Herrn Jesus.
Wir sollten alles vermeiden, was so aussieht, als ob die Kirche oder ihre Mitarbeiter, Boten oder gewisse religiöse Segensformen etwas geben könnten. Nein, das sind sie nicht.
Es sind auch nicht Formen, es sind nicht Stimmungen, es sind nicht Melodien und Liturgien, sondern es ist der Herr Jesus, es ist sein Wort, das heilt und hilft.
Und da hadern sie mit Mose wegen einer Sache, für die er gar nichts tun kann. Sie klagen ihn an und schimpfen auf ihn herum, und das ist erschütternd.
Mose war ein sehr geplagter Mann, mehr als alle anderen. Er stand ja immer dazwischen. Er konnte das nicht mehr tragen.
Was Sie am Ende noch sagen, das steht im letzten Vers: Ist der Herr unter uns oder nicht? Ja, das haben wir oft auch in Murren schon gedacht oder auch ausgesprochen. Ist Gott wirklich da oder hat er uns verlassen?
Mose als Fürsprecher und das Gebet in der Not
Und wie macht Mose das anders? Jetzt kommen wir zum neuen Punkt: Mose denkt anders. Er glaubt, dass ein Mensch uns helfen muss. Immer wieder verstehen sie es nicht. Dabei merkt man, wie der Glaube oft nur eine Form bleibt.
Mose sieht auf den Herrn, kniet nieder und schreit zu ihm. Das ist schön – das kann man immer wieder lernen. Der Herr ist da, auch wenn alle von Gott abgefallen sind. Die Tür ist immer offen, auch in Zeiten, in denen es wenig zu geben scheint.
Mose schreit zum Herrn. Ein einzelner, der den Namen des Herrn anruft, kann so viel bewegen. Ich finde das großartig. Wenn Sie als Beterin in Ihrer Familie, in Ihrem Haus diesen Dienst tun, kann dadurch so viel bewirkt werden. Das darf man ruhig sagen. Was wir in den letzten Monaten erlebt haben, ist wunderbar: Menschen sind einfach zum Glauben gekommen, meist still in ihrer Familie und durch ihren Dienst und ihr Zeugnis.
Das ist herrlich, denn Gott erhört Gebet und öffnet Menschen die Augen. Mose betet zum Herrn. Sicher spürt man noch die Angst, dass sie ihn steinigen könnten. Aber dann sagt Gott: Geh, tritt vor sie hin und schlage auf den Felsen mit diesem Stab.
Ach, ich wollte vorher noch sagen: Dieses Blicken auf den Herrn haben wir ja oft erlebt. Das hatten wir auch bei David, als er vor Abimelech war, in der ganz dunklen Stunde, als er fliehen musste und zu den Philistern ging. Das waren doch seine Erzfeinde, von denen er so viele getötet hatte. Das ist so, als wollte ein Bosnier bei den Serben sein Leben retten.
Das geht nicht gut, besonders wenn er so viele getötet hat. David ging zu Abimelech und benutzte einen Trick, damit sie ihn nicht mehr ernst nehmen. Er stellte sich geisteskrank. Danach sagt er in Psalm 34 das herrlichste und schönste Lob eines Menschen, der auf den Herrn schaut – in der größten Not, in der Bedrängnis.
Da heißt es: „Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir und rettete mich aus aller meiner Furcht. Die auf den Herrn sehen, werden vor Freude strahlen, und ihr Angesicht wird nicht zu Schamrot werden, nicht zu Schanden, auch nicht in der größten Bedrängnis und Anfechtung.“
Der Herr ist da und will helfen. Das ist für Sie wichtig, dass Sie das heute Abend wieder hören: Für sich selbst den Herrn vor Augen haben, in Ihren Schwierigkeiten, und mit ihm fröhlich Ihren Weg gehen.
Das Wunder des Wassers aus dem Felsen und seine Bedeutung
Und jetzt kommt es mit dem Felsen, auf den Mose draufschlägt. Was ist das für ein merkwürdiges Wunder? Der Fels war ja schon vorher da, aber das Murren des Volkes hat er nicht gesehen. Das müssen Sie auch wissen.
Gott hat viele, tausend Weisen, Menschen aus der Not zu retten. Er braucht keine Flugzeuge, die erst die Rettung herbringen. Stattdessen kann er mit den vorhandenen Gegenständen seine Wunder tun.
Der Fels war eigentlich ein Ausdruck der trostlosen Wüste. Er lag da so unheimlich. Mose schlägt darauf, und dann kommt Wasser heraus. Die Frage ist: Ist es wirklich so, wie es jetzt passiert?
Diese Erfahrung hat das Volk Israel gemacht. In anderer Form werden sie ähnliche Dinge erleben, in denen Gott ihnen plötzlich nicht nur im übertragenen Sinn, sondern auch real in unlösbaren Schwierigkeiten seine Wundermacht zeigt.
Es kommt ja später immer wieder vor, dass das Haderwasser der Punkt war, an dem Gott nicht vertraut wurde – auch Mose hat dort nicht vertraut. Man kann nicht genau sagen, an welcher Stelle es war. Vielleicht ist es auch nicht unsere Aufgabe, die Stelle genau zu suchen, an der Mose gesündigt hat.
Man kann darüber philosophieren, dass Mose sich am Zorn darüber, dass Gott ihm nicht vertraut wurde, auf dem Felsen ausgelassen hat. Es gibt aber auch andere Stellen, auf die sich das beziehen kann. Man kann es verschieden auslegen.
Wir wollen hier nicht alles nachspüren. Es genügt, wie Paulus sagt: Der geistliche Fels, der mitfolgte, war Jesus Christus. Der Herr war dauernd da, aber das Volk hat ihn nicht gesehen. Dennoch hat der Herr seine Hilfe denen gegeben, die ihn suchten.
Heute wollen wir nicht mehr vom Wasser reden. Das wurde in den Pfingsttagen sehr ausführlich behandelt. Denken Sie an Johannes 4, die Geschichte von der Samariterin am Brunnen. Wer den englischen Film von unserer Frau Dume Kitty gesehen hat, erinnert sich daran: Dort erzählt ein Mann aus Sambia die Geschichte von der Frau am Brunnen und den Aidskranken.
Auch die Geschichte mit der Hure wurde behandelt. Außerdem Johannes 7: „Wer dürstet, der komme zu mir und trinke.“ Wir hatten das Bild vom Kristallstrom in der Ewigkeit, an dem man trinkt. Der Herr wird uns Ströme geben.
Das ist das, was hier eigentlich gemeint ist, wenn es nur am Rande gestreift wird. Jesus hat das im Neuen Testament noch einmal allegorisch aufgenommen, geistlich überhöht und umgedeutet.
Im Alten Testament kommt das oft vor. Sie wissen, dass Sie bereits von Massa und Meriba gehört haben.
Die Warnung vor Verstocktheit und die Bedeutung des Lobpreises
Wo steht es denn? Ich habe selbst in der Konkurrenz spicken müssen: Massa und Meriba. Verstockt eure Herzen nicht wie in Massa und Meriba.
Psalm 95 ist hier besonders wichtig. Es ist ein herrlicher Dank- und Lobpsalm, der den Herrn als König über alle Götter preist. In Vers 7 heißt es:
„Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet, verstocket euer Herz nicht, wie zu Meribah geschah, wie zu Massa in der Wüste, wo mich eure Väter versuchten und prüften und doch mein Werk gesehen hatten. Vierzig Jahre war dieses Volk mir zuwider, denn sie sprachen: Es sind Leute, deren Herz immer den Irrweg will und die meine Wege nicht lernen wollen.“
Das war der Anlass, warum Gott sie verstoßen musste. Deshalb mussten sie durch die Wüste wandern, und eine ganze Generation starb, weil sie dem Herrn nicht vertraut hatte. Gott lässt sich nicht spotten. Das ist eine Sünde, die sich bei uns so leicht einschleicht. Wir sagen dann: „Der Herr muss damit leben, dass ich eben immer gegen ihn klage und dass es so schwer ist.“ Nein, das dürfen wir nicht.
Wir müssen ihn loben und ihm danken. Der Herr ist da mit seinen Verheißungen. Wenn die Stunde gekommen ist, wird er seine Hilfe mit Macht hereinbrechen lassen. Verstockt eure Herzen nicht, weil ihr das Wort habt! Das ist interessant: Ihr habt das Wort, Gott hat euch das Wort gegeben. Der Herr ist in eurer Mitte, er wird für euch streiten, und ihr werdet still sein. Was will man denn noch mehr? Er ist da.
Mir ist auch noch wunderbar, wie dieser tote Stein – was ist ein Stein? Ganz tot, nichts Lebendiges wie eine Pflanze, ein Blatt oder ein Tier – plötzlich von Gott erfüllt wird und dann eine Heilsgabe geben kann. Es ist für Gott so leicht, alles in unserer Welt, alles in allem zu erfüllen. Er kann sogar die Not, die uns heute noch bedrängt, in Segen verwandeln. Für ihn ist das ein kleines Ding.
Das Murren der Gemeinde ist bloß furchtbar, und dafür gibt es gar keine Berechtigung. Wir leben heute in einer schrecklichen Zeit, aber wir haben uns an alles gewöhnt. Die Christen sind materialistisch geworden, diesseitig orientiert. Aber die Christen haben sich auch angewöhnt, Gott wie selbstverständlich zu kritisieren, zu tadeln, zu murren und zu klagen.
Da muss man sagen: Man muss verstehen – nein, man darf es nicht verstehen! Verstockt euer Herz nicht! Wir haben einen herrlichen Herrn, einen Herrn, der sich auch noch in den dunkelsten Stunden als König und als Heilender zeigt und der seine Liebe auch in eurem Leben sichtbar machen wird.
Ich hoffe, dass viele das auch entdecken und erfahren.