Einführung in das Buch der Offenbarung
Ich würde heute gerne mit uns das Buch der Offenbarung lesen, das letzte Buch der Bibel. Es ist ein Buch, das viele Menschen oft scheuen, weil es so viele verschiedene Auslegungen gibt. Man denkt sich dann: Wenn so viele Leute so viele unterschiedliche Interpretationen haben, wie sollte ich dieses Buch jemals verstehen können?
Viele Christen sind deshalb frustriert über dieses schöne Buch. Dabei ist es wirklich eines der schönsten Bücher und ein krönender Abschluss des Neuen Testaments. Es wäre schade, dieses Buch beiseitezulegen, nur weil es unterschiedliche Auslegungen zu einigen Fragen darin gibt.
Ich denke, wir machen es so: Wir lesen zuerst das erste Kapitel. Danach werde ich einige allgemeine Dinge zu diesem Buch sagen. Wenn Fragen auftauchen, können wir diese gerne im Gespräch klären. Also, wenn Fragen sind, einfach stellen.
Beginnen wir nun mit dem Lesen: Offenbarung 1,1. Ich lese nach der Übersetzung von Herbert Jansen.
Der Anfang der Offenbarung: Ein Brief an die Gemeinden
Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen leibeigenen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Er sandte sie durch seinen himmlischen Boten, seinen leibeigenen Knecht Johannes, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugte.
Selig ist, wer liest, und die, die hören, die Worte der Weissagung und bewahren, was darin geschrieben steht, denn die Zeit ist nahe.
Johannes an die sieben Gemeinden, die in Asien sind: Gnade sei euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus.
Er ist der treue Zeuge, der Erstgeborene von den Toten und der Fürst über die Könige der Erde. Er hat uns lieb und hat uns durch sein Blut von unseren Sünden gewaschen. Auch hat er uns zu Königen und Priestern für seinen Gott und Vater gemacht. Ihm gebühren Herrlichkeit und Macht in alle Ewigkeit. Amen.
Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchstachen. Alle Stämme der Erde werden sich an die Brust schlagen und um ihn wehklagen. Ja, Amen!
Ich bin das Alpha und das Omega, Anfang und Ende, sagt der Herr, der ist und der war und der kommt, der Machthaber über alles.
Ich, Johannes, euer Bruder und Teilhaber an der Bedrängnis, am Königreich Jesu Christi und an der Ausdauer für ihn, war auf der Insel Patmos wegen des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu Christi.
An dem Tag, der dem Herrn gehört, wurde ich im Geist ergriffen. Hinter mir hörte ich eine große laute Stimme wie die einer Posaune, die sagte: Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte.
Was du siehst, schreibe in ein Buch und sende es an die Gemeinden in Asien: nach Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea.
Ich wandte mich um, um die Stimme zu sehen, die mit mir redete. Als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter. Inmitten der sieben Leuchter stand einer, der einem Sohn des Menschen glich. Er war bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust mit einem goldenen Gürtel umgürtet.
Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle, wie Schnee. Seine Augen waren wie eine Feuerflamme, seine Füße glichen glühendem Golderz, und seine Stimme war wie das Rauschen vieler Wasser.
Er hielt sieben Sterne in seiner rechten Hand, aus seinem Mund ging ein scharfes, zweischneidiges, heftiges Schwert hervor, und sein Gesicht war wie die Sonne, wenn sie in ihrer Kraft scheint.
Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot. Er legte seine rechte Hand auf mich und sagte: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebende. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig in alle Ewigkeit, Amen. Ich habe die Schlüssel des Todes und des Hades.
Schreibe, was du gesehen hast, was ist und was nach diesem geschehen wird. Erkläre das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner rechten Hand gesehen hast, und der sieben goldenen Leuchter.
Die sieben Sterne sind die Boten der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.
Die Offenbarung als Enthüllung und Prophetie
Das Buch der Offenbarung ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderes Buch. Das erste Wort „Offenbarung“ stammt aus dem Griechischen „Apokalypsis“, wovon auch das Wort „Apokalypse“ abgeleitet ist. Es bedeutet „offenbaren“ oder „enthüllen“, also den Schleier entfernen und etwas aufdecken. Hier wird etwas Verborgenes enthüllt, etwas, das bisher verhüllt war.
Gott möchte nicht, dass dieses Buch geschlossen bleibt, ungelesen oder unverstanden. Er will, dass es gelesen und verstanden wird und dass man sich das zu Herzen nimmt, was darin geschrieben steht. Die Offenbarung ist kein Buch mit sieben Siegeln, sondern ein offenes Buch. Immer wieder wird darin etwas geöffnet, wie wir später noch lesen werden. Der Herr Jesus hat den Schlüssel, der uns dieses Buch aufschließt.
Es handelt sich hier um die Offenbarung Jesu Christi, das heißt, diese Botschaft stammt von Jesus Christus. Er ist der Urheber dieser Offenbarung und dieser Enthüllung.
Das Buch ist dreierlei: Erstens ist es eine Weissagung, wie wir in Vers 3 lesen, wo von den „Worten der Weissagung“ die Rede ist. Man kann das auch als Prophetie übersetzen. Das Buch, das wir hier lesen, ist also prophetisch. Es wurde von Gott durch den Heiligen Geist inspiriert. Der Verfasser wurde vom Heiligen Geist geleitet, dies aufzuschreiben.
Zweitens handelt es sich sehr viel um die sogenannte Endzeit, eine Lehre, die mit einem Fremdwort als Eschatologie bezeichnet wird. Das Wort „Eschaton“ bedeutet „das Ende“, und die Eschatologie ist die Lehre von den letzten Dingen. Vielleicht haben Sie diesen Ausdruck schon gehört. Die Offenbarung ist also ein Buch, das über das Ende spricht – über Gericht und Heil, also Erlösung und Errettung, immer in Bezug auf das Ende.
Drittens bedeutet eine Prophetie auch, dass sie in eine konkrete Situation hineingeschrieben wurde. Die Propheten im Alten Testament sprachen immer in eine konkrete Situation hinein. Ein prophetisches Wort ist ein ganz spezifisches Wort an eine bestimmte Gruppe von Menschen. Natürlich hat es auch mit der Zukunft zu tun, aber nicht nur. Es betrifft auch die Gegenwart sehr stark. Der Prophet ruft auf, etwas zu tun, er ist gleichzeitig ein Mahner und Aufrufer.
So haben wir hier ein prophetisches Wort, das Auswirkungen auf die gegenwärtige Situation der Menschen hat, an die das Buch gerichtet ist. Gott zeigt in diesem prophetischen Wort, was er mit dieser Situation vorhat und was er in der Geschichte tun wird, um seine Absicht mit der Welt zu erreichen.
Wir sehen hier eine Fortsetzung der alttestamentlichen Prophetie. Im Alten Testament gab es ebenfalls prophetische Aussagen, die viel über das Ende sprachen. Das letzte Buch der Bibel ist also ein ganz spezielles prophetisches Wort, das uns etwas über die Lehre von den letzten Dingen mitteilt. Es ist auch ein prophetischer Aufruf.
An mehreren Stellen in der Offenbarung werden die Leser aufgerufen, etwas zu tun. So lesen wir etwa in Vers 3: „Ein Seliger ist, der liest, und selig sind, die hören die Worte der Weissagung und bewahren.“ Bewahren heißt hier nicht nur „aufbewahren“, sondern auch „tun“. Die Gebote zu bewahren heißt, sie zu tun. Das Wort der Weissagung zu bewahren bedeutet, das zu tun, was darin geschrieben steht, denn „die Zeit ist nahe“, heißt es.
Auch in Kapitel 22, Vers 14, am Ende des Buches, finden wir einen weiteren Seligpreisungsspruch: „Selig sind die, die ihre Kleider waschen.“ Das heißt in manchen Übersetzungen „die seine Gebote tun“. Es gibt verschiedene Textvarianten: In manchen griechischen Texten steht es so, in anderen anders, manche haben eine Fußnote. Jedenfalls sind selig, die seine Gebote tun oder ihre Kleider waschen, damit sie Anrecht am Baum des Lebens haben.
Die Menschen, an die dieses Buch damals von Johannes geschrieben wurde, werden aufgerufen, darauf zu achten, dass sie Anrecht am Baum des Lebens haben. Sie sollen durch die Tore in die Stadt eingehen, wie es in Vers 14 heißt. Die Stadt ist hier das neue Jerusalem.
Draußen sind jedoch die Hunde, die Zauberer, die Unzüchtigen, die Mörder, die Götzendiener und jeder, der die Lüge liebt und praktiziert. Hier wird klar unterschieden zwischen solchen und solchen. Es ist ein klarer Aufruf.
Auch in Vers 17 des letzten Kapitels heißt es: „Der Geist und die Braut sagen: ›Komm!‹ Und wer es hört, der sage: ›Komm!‹ Und wen dürstet, der komme! Und wer will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ Hier ist ebenfalls ein Aufruf an die Leser dieses Buches.
Weiterhin wird betont, dass man nichts hinzufügen und nichts wegnehmen soll von diesem Buch. Das zeigt, wie ernst das ist.
In Kapitel 16, mitten in einer Weissagung über das Gericht, findet sich ein weiterer Aufruf an die Leser. In Offenbarung 16, Vers 15 heißt es: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt umhergehe und man seine Scham nicht sehe.“ Auch hier ist eine Aufforderung an die Leser des Buches aus dem ersten Jahrhundert.
Ebenso in Kapitel 18, Vers 4, mitten in einer Weissagung über Babylon, hört Johannes eine Stimme aus dem Himmel sagen: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nicht empfangt von ihren Plagen.“ Das ist eine klare Aufforderung des Engels an das Volk Gottes, aus der Hure Babel hinauszugehen.
Wenn wir sehen, dass diese Menschen angesprochen werden, an die dieser Brief geschrieben wurde, dann muss es so sein, dass Gott davon ausgeht, dass sie verstehen, was er meint. Wenn es so klare Anforderungen gibt, dass man gehorchen soll, setzt das voraus, dass die Leser damals sehr wohl verstehen konnten, was hier geschrieben steht.
Daher dürfen wir nicht erwarten, dass dieses Buch allzu schwierig oder zu kompliziert zu lesen und zu verstehen ist. Das ist sehr tröstlich, besonders wenn man sieht, was noch folgen wird.
Die Offenbarung als Apokalypse und Visionenbuch
Das erste, was hier gesagt werden soll, ist, dass das Buch eine Weissagung ist. Gehen wir dazu zurück zum Kapitel eins: Das Buch der Offenbarung ist eine Weissagung, das heißt eine Prophetie.
Zweitens wird hier gesagt, dass das Buch eine Apokalypse ist. Das erste Wort lautet „Apokalypse Jesu Christi“, also Offenbarung Jesu Christi. Was bedeutet Apokalypse? Dazu muss man etwas wissen. Für die Leser, die das Buch damals gelesen haben, war es keine Schwierigkeit, zu verstehen, was eine Apokalypse ist. Denn in der damaligen Zeit gab es viele Apokalypsen. Das war fast etwas Alltägliches im späteren Judentum. Solche Bücher wurden oft gehört oder gelesen, vor allem in Zeiten, in denen es schwierig war. Immer wieder gab es Apokalypsen.
Was ist eine Apokalypse? Eine Apokalypse ist eine Literaturgattung jener Zeit. Es handelt sich um ein literarisches Werk, das zum Teil aus Visionen besteht und zum Teil aus Erklärungen dieser Visionen oder aus Aufrufen. Im Alten Testament gibt es auch solche Apokalypsen, zum Beispiel das Buch Daniel. Dieses Buch ist ebenfalls eine Apokalypse: Ein Teil ist Geschichte, ein anderer Teil besteht aus Visionen, die Daniel im Alten Testament hatte.
Auch das Buch Sacharja im Alten Testament ist eine Apokalypse oder enthält viele apokalyptische Teile. Der Prophet sieht Visionen, also Bilder, die er beschreibt. Manchmal werden diese Visionen erklärt, manchmal nicht. Genauso ist es im Buch der Offenbarung. Übrigens gilt das auch für das Buch Hesekiel. Das lange Buch Hesekiel im Alten Testament besteht zum Teil ebenfalls aus Visionen und ist somit teilweise apokalyptisch. Besonders die letzten etwa zehn Kapitel sind apokalyptisch, also ein Visionenbuch, ein Bilderbuch, das etwas von der Zukunft zeigt – entweder von der nahen oder der etwas ferneren Zukunft.
Das war also nichts Unbekanntes. Bei den Juden gab es das Henoch-Buch, den Hirten des Hermas im ersten Jahrhundert, das Baruch-Buch oder den vierten Esra. Diese spätjüdischen Bücher gehören nicht zur Bibel, aber einige sind in den Apokryphen enthalten. Zum Beispiel ist Baruch, glaube ich, dabei, während Esra nicht dazugehört. In der alten Lutherübersetzung wurden die Apokryphen teilweise hinzugefügt. Luther hat die Apokryphen in seiner Übersetzung ausgeschrieben und an den Anhang gesetzt. Er schrieb dazu, dass sie nicht als Gottes Wort gleich zu achten seien, aber trotzdem gut zu lesen sind. Diese Bücher sind nicht inspiriert, das heißt, sie sind nicht Gottes Wort – zum Beispiel das Buch Baruch oder ähnliche apokalyptische Bücher.
Auch die Makkabäer-Bücher gehören zu den Apokryphen, sind aber nicht apokalyptisch. Für uns ist wichtig zu wissen, dass eine Apokalypse für die damaligen Leser etwas Bekanntes war. Für uns ist das heute ziemlich unbekannt, denn in unserer modernen Literatur gibt es so etwas eigentlich nicht: Apokalypsen oder Apokalyptik. „Der Untergang des Abendlandes“ mag in gewisser Weise apokalyptisch klingen, aber dort gibt es keine Visionen.
In 1. Kapitel, Vers 10, heißt es: Johannes sagt, an dem Tag, der dem Herrn gehört, an des Herrn Tage, wurde ich einer, der im Geist war. Das bedeutet, er wurde versetzt in einen Zustand wie entrückt – allerdings nicht mit dem Körper, sondern mit dem Geist. Sein Geist wurde an einen anderen Ort versetzt. Das ist typisch für Apokalypsen. Der Seher oder Visionär wird versetzt und sieht dann ein oder mehrere Bilder.
Das ist hier ganz typisch für eine Apokalypse, wie auch in Kapitel 4, Vers 2: „Nach diesem sah ich, und siehe, eine Tür geöffnet im Himmel.“ In Vers 1 heißt es: „Nach diesem sah ich, und siehe, eine Tür geöffnet im Himmel, und die erste Stimme, die ich zu mir reden hörte, wie die einer Posaune, sagte: Steig auf hierher, und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“
Auch hier sehen wir wieder eine Entrückung. Johannes wird in diesen Zustand versetzt. In Vers 2 heißt es: „Und sogleich wurde ich einer, der im Geist war, und siehe, ein Thron war im Himmel aufgestellt, und auf dem Thron saß jemand.“ Nun wird beschrieben, was er dort sieht. Er wird also im Geist versetzt und sieht den Thron und die himmlische Welt.
In der Offenbarung wird die Wiederkunft Jesu Christi thematisiert, und das wird hier in der Einleitung vorweggenommen. Es heißt, wenn der Herr Jesus Christus wiederkommt, wird jedes Auge ihn sehen – das bedeutet auch die Toten. Alle Menschen werden auferstehen. Jeder, der je gelebt hat, jeder Mensch mit Augen, wird ihn sehen. Auch die, die im Wind geboren wurden, werden ihn sehen. Man kann sich vorstellen, dass dann alle Augen geöffnet werden.
Zurück zur Apokalypse: Johannes sieht die Welt aus der himmlischen Perspektive. Er wird praktisch in den Himmel versetzt und sieht von dort, wie Gott die Welt sieht. Er blickt hinter die Kulissen der Ereignisse, die wir auf der Erde wahrnehmen. So sieht er die Gegenwart vom himmlischen Standpunkt aus und auch vom zukünftigen Standpunkt.
Er hat hier eine doppelte Perspektive: Einerseits sieht er die Gegenwart von jenseits her, andererseits sieht er die Gegenwart vom Ende her. Wie wird alles am Ende sein? Für die Leser öffnet sich somit eine neue Welt, ein Blick ins Jenseits. Sie sind aufgerufen, die Welt vom Jenseits her zu betrachten, vom Himmel her, von Gott her.
Räumlich wird der Blick weit geöffnet – ebenso zeitlich. Es wird gezeigt, dass sie vom Ende her, vom Ziel her die Gegenwart betrachten sollen. Das ist sehr wichtig. Wenn wir die Welt nur vom menschlichen Standpunkt aus betrachten, haben wir eine falsche Sicht der Realität. Wir laufen Gefahr, das Ziel aus den Augen zu verlieren, das Gott hat. Deshalb ist dieses Buch von so großer Bedeutung.
Die historische Situation der Empfänger und der Herrschaft Gottes
Also, was geschieht hier tatsächlich? Versetzen wir uns ein wenig in die Situation der Lehre, an die dieser Brief, dieses Buch, offenbar geschrieben wurde.
Zur damaligen Zeit herrschte das Römische Reich. Die römische Macht setzte die Christen teilweise unter Druck – nicht immer, nicht überall und nicht durch jeden Herrscher, aber an manchen Orten gab es großen Druck. So wurden dem Gottesvolk Grenzen gesetzt.
Johannes sieht die Welt jedoch offen, ohne Grenzen. Es sind keine Grenzen da. Aus dieser Perspektive soll die Welt betrachtet werden. Gerade die Leser, an die dieses Buch gerichtet war, sollten diese Perspektive erhalten. Die Welt, die Johannes hier sieht, ist nicht eine andere Welt, sondern unsere Welt, die damalige Welt, aber aus einer anderen Perspektive.
Das ist sehr wichtig, wenn man das Buch der Offenbarung liest: Man sollte immer wieder daran denken, dass hier die Welt, wie sie war, betrachtet wird – aber vom jenseitigen Standpunkt aus. Wenn dies verstanden wird, ist die größte Hürde überwunden, um dieses Buch zu verstehen. Dann wird vieles sehr einfach und klar.
Heute wie damals ist es so: Die Gerechten mussten oft leiden, den Gottlosen ging es gut. Die Bösen regierten, veränderten die Gesetze Gottes und taten, was sie wollten. Die Frage stellte sich: Wo ist das Königreich Gottes? Wo ist der Thron Gottes? Wann greift er ein? Wie lange wird es noch so weitergehen? Wann wird er das Königreich aufrichten? Wer ist eigentlich der Herr dieser Welt? Wem gebührt alle Macht und alle Herrlichkeit?
In Vers 6 wird bereits eine Antwort auf diese Frage gegeben. Dort heißt es: „Er machte uns zu Königen und zu Priestern für seinen Gott und Vater. Ihm gebührt die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit.“ Von Anfang an wird geklärt, wem die Herrlichkeit und die Macht gehören.
Das war ein großer Trost, ein gewaltiger Trost für die Menschen, die dieses Buch im ersten Jahrhundert erhalten haben. Johannes gibt hier Antwort auf die wichtige Frage: Wer ist eigentlich der Herr der Welt? Wer sitzt auf dem Thron?
In Kapitel 4 wird gezeigt, dass Johannes in den Himmel genommen wird und Gott auf dem Thron sitzt. Dort sieht er, dass Gott alles in der Hand hat. Bald wird die Zeit kommen, in der er die bösen Mächte vernichten wird. Dann wird er sein ewiges Königreich aufrichten.
Zur jetzigen Zeit aber gibt es Widerspruch: Das Römische Reich ist da, der Kaiser, der von sich behauptet, Gott zu sein oder Gott zu heißen, gibt sich als Gott aus und tut, was er will. Wenn man an Kaiser Nero denkt, nannten die Leute ihn eine Bestie, ein Tier. Von einem solchen Tier lesen wir im Buch der Offenbarung noch einiges.
Johannes spricht hier eine ganz konkrete Situation der Christen im ersten Jahrhundert an. Man weiß nicht genau, wann das Buch geschrieben wurde. Es gibt zwei Theorien: Die einen sagen, das Buch wurde etwa im Jahr 68 nach Christus geschrieben, also kurz vor der Zerstörung Jerusalems und des Tempels, zur Zeit Neros oder kurz nach seinem Tod. Die anderen meinen, das Buch wurde erst gegen Ende des ersten Jahrhunderts geschrieben, etwa 95 nach Christus.
Die Argumente für beide Theorien sind ausgewogen. Ich habe das gründlich studiert und festgestellt, dass es schwierig ist, zu sagen, welche Theorie richtig ist. Deshalb sollten wir offenlassen, ob das Buch im Jahr 68 oder 70 oder erst 95 geschrieben wurde. Das muss uns jetzt nicht weiter beschäftigen.
Wir haben hier apokalyptische Literatur vor uns, doch es gibt einige Unterschiede zu den damaligen jüdischen Apokalypsen. Bei den jüdischen Apokalypsen wird oft nicht angegeben, wer das Buch geschrieben hat. Zum Beispiel gibt es die Apokalypse des Hirten des Hermas, aber man weiß nicht genau, wer sie verfasst hat. Oder die Apokalypse des Petrus, die Petrus nicht wirklich geschrieben hat. Der Verfasser gab sich nur diesen Namen, um Gehör zu finden. Die Leute wussten damals, dass Petrus schon lange tot war, als diese Apokalypse entstand.
Hier aber wird klar gesagt, wer das Buch geschrieben hat: Johannes. Er braucht nicht mehr von sich zu sagen als nur „Johannes“, weil es nur einen gab, der so bekannt und berühmt war, dass er nichts weiter erklären musste. Das war der Apostel Johannes, der einzige der Apostel, der damals vielleicht noch lebte.
Wenn das Buch am Ende des ersten Jahrhunderts geschrieben wurde, war er der Letzte, der noch lebte. Wenn es im Jahr 68 geschrieben wurde, war er einer der Letzten, denn die meisten Apostel starben um das Jahr 70.
Der Name des Verfassers wird also sicher angegeben, und es wird gesagt, dass er vom Heiligen Geist geführt wurde. Er ist ein Prophet und weiß, dass er ein Prophet ist. Er spricht auch in der Autorität von Jesus Christus, das ist ganz klar.
Besonders an diesem Buch der Offenbarung ist auch, dass es fast nur aus Visionen besteht. Das unterscheidet es von anderen jüdischen Apokalypsen. Dort gibt es immer wieder Visionen, die von langen Erklärungen unterbrochen werden. Hier aber haben wir eine sehr lange, zusammenhängende Vision mit nur wenigen Unterbrechungen.
Die Offenbarung als Brief an sieben Gemeinden
Wir haben nun festgestellt, dass das Buch eine Weissagung ist, eine Apokalypse, und drittens ein Brief. Bis jetzt habe ich immer „Buch“ gesagt, aber eigentlich ist es gar kein Buch, sondern ein Brief. Woran erkennt man, dass es ein Brief ist? Zum Beispiel daran, wie ein Brief beginnt.
In Vers 4 nennt der Verfasser seinen Namen, Johannes, und dann nennt er die Adresse an die sieben Gemeinden, die in Asien sind. Das ist ganz typisch für einen Brief. Danach folgt ein Grußwort: „Gnade sei euch zuteil und Friede.“ So beginnt auch Paulus seine Briefe, ebenso Petrus.
Und wie endet das Buch? Es endet ebenfalls wie ein Brief. Der letzte Vers lautet: „Die Gnade unseres Herrn Jesus sei mit euch allen.“ Das ist genau wie bei einem Brief, denn fast alle Briefe der Apostel enden so. Wir haben es hier also mit einem Brief zu tun, der an sieben Gemeinden gerichtet ist.
Diese sieben Gemeinden werden in Kapitel 1, Vers 11 genannt: „Was du siehst, schreibe in ein Buch und verschicke es an die Gemeinden, die in Asien sind.“ Asien ist die heutige Türkei; damals war das die römische Provinz Asia. An welche Gemeinden geht der Brief? Nach Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardis, Philadelphia und Laodicea. Man kann die Namen griechisch oder lateinisch aussprechen: Griechisch heißt es Laodikeia, Lateinisch Laodicea. Pergamos ist Lateinisch, Pergamon ist Griechisch. Sardeis ist griechisch, Sardes lateinisch. Wahrscheinlich wird bei euch lateinisch übersetzt sein, also Pergamon.
In Vers 9 schreibt Johannes: „Ich, Johannes, euer Bruder und Mitteilhaber an der Bedrängnis und am Königreich Jesu Christi und am Ausharren.“ Der Verfasser steht also im gleichen Leiden wie die Christen, an die er schreibt. Er ist aufgefordert auszuharren, wie die Christen auch, und er ist Teilhaber am Königreich Jesu Christi.
Johannes schreibt also einen Brief an damalige Christen. Das Besondere an einem Brief ist, dass er ganz spezifische Empfänger hat und über ihre Situation schreibt. Übrigens wurde das in der Auslegung der Offenbarung viel zu wenig beachtet. Ich habe selbst sehr viele Bücher und Kommentare über die Offenbarung gelesen, wahrscheinlich über 50, die ich auf meinem Computer gespeichert habe. Was ich in der Geschichte der Auslegung festgestellt habe, ist, dass das kaum beachtet wurde: Wer sind die Adressaten, die Empfänger dieses Briefes? Das ist ein Schlüssel zum Verständnis des Buches.
Daher ist es für uns wichtig zu wissen, dass ein Brief an ganz spezielle Menschen oder Gemeinden geschrieben ist. Er muss auch als solcher gelesen werden. Natürlich können wir immer etwas daraus lernen, das gilt ja auch für die anderen Briefe. Wenn Paulus einen Brief an die Römer schreibt, dann ist er an die Römer im ersten Jahrhundert gerichtet, nicht an Christen im 20. oder 21. Jahrhundert. Das Gleiche gilt für den Korintherbrief. Man muss das beachten, um viel daraus zu lernen. Das gilt auch für diesen Brief.
Paulus wollte, dass seine Briefe auch in anderen Gemeinden gelesen werden. Er sagte zum Beispiel, der Brief, der an Laodizea geschickt wurde, sollte auch in Kolossä gelesen werden. Johannes wusste das ebenfalls. Aber es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein: Je spezifischer der Inhalt, desto wichtiger ist die Beachtung der Adressaten.
Ein Beispiel: Wenn ein Chef einem Mitarbeiter einen Brief gibt mit der Aufforderung, morgen ins Büro zu kommen und über eine Beförderung zu sprechen, und der Mitarbeiter gibt den Brief an einen anderen weiter, der nicht gemeint ist, dann führt das zu einem folgenschweren Irrtum. Genauso ist es wichtig zu wissen, an wen der Brief gerichtet ist und in welcher Situation er geschrieben wurde.
Das gesamte Buch ist an sieben Gemeinden gerichtet. Es bezieht sich auf ihre Situation. Es ist Johannes wichtig, dass diese Gemeinden sich bewusst werden, wie sich das Ende der Geschichte unmittelbar auf sie auswirkt. Damals lebten Christen im ersten Jahrhundert, und Johannes schrieb ihnen diesen Brief. Wenn sie ihn lesen, hat das Auswirkungen auf ihr Leben, weil sie sehen, was Gott mit der Geschichte vorhat.
Um das zu unterstreichen, sagt er in Vers 3: „Selig ist, der das liest und die Worte der Weissagung hört und bewahrt, was darin geschrieben ist.“ Und um zu betonen, dass es um sie geht, nicht um andere, fügt er hinzu: „Denn die Zeit ist nahe.“ Für die Christen damals war klar: Er meint uns, nicht eine Generation in zweitausend Jahren.
Das wurde in der Auslegung der Offenbarung zu wenig beachtet. Die Dringlichkeit der Botschaft zeigt sich auch in Kapitel 22, Vers 10: „Versiegle nicht die Worte der Weissagung, denn die Zeit ist nahe.“ Und in Vers 12: „Siehe, ich komme bald, und mein Lohn ist bei mir.“ Ebenso betont Jesus in Kapitel 22, Vers 20: „Ja, ich komme bald.“ Dreimal im letzten Kapitel sagt Jesus, dass er bald kommt, und einmal, dass die Zeit nahe ist.
Im Buch Daniel heißt es hingegen, die Worte der Weissagung sollen versiegelt werden, weil die Zeit noch fern ist. Was Daniel gesehen hat, lag noch weit in der Zukunft. Was Johannes sieht, ist sehr nah und sehr aktuell.
Es handelt sich um einen Rundbrief an sieben Gemeinden. Der Brief wurde zuerst nach Ephesus gebracht, dann weiter nach Smyrna, etwas nördlich von Ephesus, weiter nach Pergamos im Norden, dann nach Thyatira, östlich davon, weiter nach Sardis, noch weiter östlich, dann nach Philadelphia, etwas südlicher, und schließlich nach Laodicea, noch südlicher. Auf der Landkarte ergibt das einen Bogen in Form eines umgekehrten U.
Der Briefträger besuchte diese Gemeinden, und überall wurde der Brief abgeschrieben, denn Kopiergeräte gab es damals nicht. Wahrscheinlich ließ er das Original weiterziehen und hinterließ eine Kopie. Wir haben heute also eine Kopie, eine Übersetzung von einer Kopie, die wiederum von einer Kopie abgeschrieben wurde. So wollte Gott es, dass wir das heute lesen können.
Jede Botschaft ist für eine der sieben Gemeinden bestimmt. Noch etwas Wichtiges: Wenn es sieben Gemeinden sind, an die er schreibt, und es ein Rundbrief ist, dann dürfen wir das nicht so verstehen, wie es in vielen Kommentaren steht, dass Kapitel 2 und 3 „die sieben Schreiben“ sind und dann etwas anderes folgt.
Erstens sind es keine sieben Briefe, sondern sieben Botschaften. Johannes hat nicht sieben einzelne Briefe geschrieben, die er dann verteilt hat. Der gesamte Brief von Kapitel 1 bis 22 war für jede Gemeinde bestimmt. Das heißt, jeder konnte auch lesen, was an die anderen Gemeinden gerichtet war.
Die Botschaften an Ephesus, Smyrna, Pergamos usw. sind jeweils ein Teil des Briefes, also sieben Botschaften in einem Brief. Nach diesen sieben Botschaften in Kapitel 2 und 3 ist der Brief noch nicht zu Ende, sondern der Hauptteil beginnt erst danach.
Die Gemeinden lesen also Kapitel 1, dann Kapitel 2, wo sie ihre eigene Botschaft hören, und dann Kapitel 3. Sie sehen, dass noch mehr Inhalte folgen, die für alle gelten. Kapitel 4 bis 22 sind für alle Gemeinden und damit auch für uns relevant.
Wir haben also eine Einleitung mit spezifischen Botschaften und einen Hauptteil. Für Ephesus gibt es eine eigene Einleitung und dann den Hauptteil von Kapitel 4 bis 22. Für Smyrna ebenso. Das heißt, alle Kapitel ab 4 sind an alle Gemeinden gerichtet.
Somit haben wir einen Brief mit sieben verschiedenen Einleitungen, die auf die jeweilige Gemeinde eingehen. Diese sieben Gemeinden gab es damals tatsächlich.
Man könnte fragen, warum nur sieben? Wusste Johannes nicht, dass es auch in Kolosse, Hierapolis, Milet, Troas und anderen Orten Gemeinden gab? Wir wissen es nicht genau, aber es ist gut vorstellbar, dass die sieben nur beispielhaft für die anderen Gemeinden in Asien stehen. Johannes wusste sicher, dass der Brief weiterkopiert und auch anderen Gemeinden zugänglich gemacht werden sollte. Das wurde auch getan, sonst hätten wir den Brief heute nicht.
Die sieben Botschaften stehen nicht isoliert, sondern sind als Einleitung zu den Kapiteln 4 bis 22 zu verstehen. Jesus spricht individuell zu jeder Gemeinde, aber die Botschaften sind nicht unabhängig vom Rest des Buches.
Wenn wir zum Beispiel in Kapitel 2 lesen, was Jesus zu Ephesus sagt – „Ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast“ –, dann müssen wir das im Licht der Kapitel 4 bis 22 lesen. Dort heißt es auch: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“ Nicht nur Ephesus, sondern alle sollen hören.
Jesus verspricht den Überwindern, dass sie vom Baum des Lebens essen werden, der in der Mitte des Paradieses Gottes steht. Gibt es im Buch der Offenbarung noch weitere Stellen, an denen vom Baum des Lebens die Rede ist? Ja, das Ziel der Gemeinde ist der Baum des Lebens.
In Kapitel 2, Vers 11 heißt es: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt; dem, der überwindet, wird vom zweiten Tod kein Schaden zugefügt.“ Kommt der zweite Tod noch einmal vor? Ja, in Kapitel 20, am Ende.
Die Christen von Smyrna müssen überwinden, aber nicht nur sie, jeder, der ein Ohr hat, soll überwinden. Wer nicht überwindet, kommt zum zweiten Tod, also in die gleiche Lage wie die Welt. Das zeigt, dass die Offenbarung nicht nur ein Trostbuch ist, sondern auch ein ernstzunehmendes Warnungsbuch.
In Kapitel 2, Vers 17 heißt es: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt; dem, der überwindet, werde ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und ich werde ihm einen kleinen weißen Stein geben, auf dem ein neuer Name geschrieben steht, den niemand kennt außer dem, der ihn empfängt.“
Hier ist von einem Namen die Rede, der geschrieben wird. Gibt es noch andere Stellen in der Offenbarung, an denen ein Name geschrieben wird? Ja, zum Beispiel in Kapitel 14, Vers 1, wo von versiegelten Leuten die Rede ist, die den Namen des Vaters auf ihrer Stirn tragen.
In Kapitel 2, Vers 26 heißt es: „Wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Vollmacht geben über die Völker, und er wird sie mit eisernem Zepter weiden, wie Töpfergefäße zerschlagen werden, wie auch ich vom Vater empfangen habe. Ich werde ihm den Morgenstern geben.“
Dieses Bild taucht auch in Kapitel 19 auf, wenn Jesus wiederkommt und mit eisernem Zepter herrscht. Wer überwindet, wird mit Jesus sein und als Hirte mit ihm regieren. Er wird auf der Seite Jesu stehen, wenn dieser als Richter kommt.
Wer überwindet, wird Teil dieses Heeres sein. Die Überwindung ist entscheidend, denn viele werden verloren gehen, weil sie Jesus ablehnen. Das Buch Offenbarung ist für die Gemeinde geschrieben, nicht für die Welt.
Es tröstet die Christen, ruft sie aber auch zum Kampf auf. Wer überwindet, wird alles erben. Kapitel 3, Vers 5 sagt: „Wer überwindet, wird mit weißen Kleidern bekleidet und sein Name wird nicht aus dem Buch des Lebens gelöscht, sondern vor dem Vater und seinen Engeln bekannt sein.“
Weiße Kleider werden an mehreren Stellen erwähnt, zum Beispiel in Kapitel 19 und Kapitel 6. In Kapitel 3, Vers 12 heißt es weiter: „Wer überwindet, den werde ich zu einem Pfeiler im Tempel Gottes machen, und ich werde seinen Namen, den Namen meines Gottes, den Namen der Stadt Gottes – das neue Jerusalem – und meinen neuen Namen auf ihn schreiben.“
Das neue Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt, ist das Ziel. Die Bürger dieser Stadt tragen den Namen der Stadt auf ihrer Stirn. Wer nicht überwindet, wird nicht dorthin gelangen.
Das zeigt die Brisanz dieses Buches. Es ist nicht für Christen in einer fernen Zukunft geschrieben, sondern für die Christen damals. Diese wussten, dass sie sich im Kampf befinden und überwinden müssen.
Das Buch ist heute höchst aktuell und wichtig für jeden Christen. Viele lesen es jedoch nicht, weil sie es nicht verstehen. Einige sagen, es betrifft uns nicht, andere verstehen es nicht und lesen es deshalb nicht.
Es ist der krönende Abschluss des Neuen und Alten Testaments und unterstreicht achtfach die Bedeutung des Überwindens.
Zum Schluss noch Kapitel 3, Vers 21: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich zu meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.“
Das Bild, dass Gläubige mit Jesus am Thron sitzen, kommt auch in Kapitel 20 und Kapitel 22 vor. Dort heißt es, sie werden mit Christus und Gott in alle Ewigkeit regieren.
Alle Verheißungen beziehen sich auf dieses Ziel. Wie schrecklich wäre es, wenn man dieses Ziel nicht erreicht!
Was müssen wir also tun? Johannes sagt siebenmal: Überwinden! Die nächste Frage ist: Was muss ich überwinden?
Ein Läufer bei den Olympischen Spielen weiß, was er überwinden muss: die Hürden. Ein Christ liest siebenmal „überwinden“ und fragt sich: Was genau muss ich überwinden?
In Kapitel 3 heißt es noch nicht genau, was überwunden werden muss. Aber in den weiteren Kapiteln wird das klar.
Zum Schluss, in Kapitel 21, Vers 7, heißt es: „Wer überwindet, wird alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.“
Das ist die Zusammenfassung: Kapitel 2 und 3 sind die Einleitung, Kapitel 4 bis 22 der Hauptteil für jeden Christen, und Kapitel 21, Vers 7 fasst zusammen, dass der Überwinder alles erben wird.
Wer nicht überwindet, steht in Vers 8: „Die Feigen, Ungläubigen, Abscheulichen, Mörder, Unzüchtigen, Zauberer, Götzendiener und alle Lügner – ihr Teil wird sein im feurigen Pfuhl, der der zweite Tod ist.“
Das ist ein furchtbares Bild, das die Gottesferne symbolisiert. Feuer ist der schlimmste Schmerz, und hier ist das Bild des feurigen Pfuhls und des zweiten Todes.
Das Buch zeigt, wie ernst die Lage ist: Wer nicht überwindet, landet dort, wo die Welt auch landet.
Deshalb ist dieses Buch von großer Wichtigkeit. Ich verstehe nicht, warum viele darüber hinweggehen oder sagen, es betrifft uns nicht oder sie verstehen es nicht.
Es ist der krönende Abschluss der Bibel und unterstreicht mehrfach die Bedeutung des Überwindens.
Das war die Einleitung zu dem Buch der Offenbarung. Dann wollen wir hier...
