Liebe Freunde, eine Made, die gerade in einem Apfel einen neuen Gang bohren will, wird mitten durchgeschnitten. Sie sagt als Letztes: „Bei mir kommt aber auch immer was dazwischen.“ So ging es mir vor diesem Gottesdienst.
Jedes Mal, wenn ich dachte, jetzt habe ich einen Predigttext, über den ich predigen könnte, kam irgendetwas dazwischen. Ich fand keinen Zugang dazu. Lange wusste ich nicht, worüber ich predigen sollte. Ich habe alle meine Freunde gefragt, und einer von ihnen sagte zu mir: „Predige doch mal über den vierzigsten Psalm.“
Den vierzigsten Psalm, keine Ahnung, was da steht.
Die Suche nach dem Predigtext und die Begegnung mit Psalm 40
Ich lese euch mal vor: Ein Psalm Davids.
Ich hoffte auf den Herrn, und er neigte sich zu mir und hörte meinen Schrei. Er zog mich aus der grausamen Grube, aus lauter Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, damit ich sicher treten kann. Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unseren Gott.
Wohl dem, der seine Hoffnung auf den Herrn setzt und sich nicht wendet zu den Hoffärtigen und denen, die mit Lügen umgehen. Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweist. Dir ist nichts gleich.
Ich will sie verkündigen und davon sagen, obwohl sie nicht zu zählen sind. Ich verkündige Gerechtigkeit in der großen Gemeinde. Siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen, Herr, das weißt du. Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen. Von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich.
Lass sich über dich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen.
Ich kann euch nicht sagen, an welche konkreten Ereignisse seines Lebens David gedacht hat, als er dieses Lied hier geschrieben hat. Zum Beispiel, wenn er von Schmutz und Schlamm redet – er hat ja nicht im Neubaugebiet gelebt. Aber ich kann euch sagen, an welche konkreten Ereignisse meines Lebens ich gedacht habe, als ich das hier gelesen habe.
Persönliche Erfahrungen mit Gottes Hilfe und Vertrauen
Als dieser Gottesdienst vor zehn Jahren begann, wurden Himmel und Hölle, das heißt Kräfte innerhalb und außerhalb der Kirche, in Bewegung gesetzt, um die Sache von vornherein abzuwürgen. Der Schmutz und Schlamm, mit dem ich damals beworfen wurde, war zwar unangenehm, aber sozusagen normal.
Doch dass die meisten faulen Eier ausgerechnet von Kürzlerseite geworfen wurden, hat mich wirklich geschockt. Wie schon die alte Bauernregel sagt: Zwei Eier nebeneinander sind normal, aber zwölf Eier sind ein Schock. Immer wieder habe ich mich gefragt: Herr, warum dieses Trommelfeuer?
Manchmal wusste ich nicht, was ich tun sollte. Ich fühlte mich wie ein Mensch in einer Grube, ohne einen Ausweg. Wenn man unten in einer Grube sitzt, kann die Hilfe nur von oben kommen. Deshalb haben wir uns damals mit den Mitarbeitern zusammen an den gewandt, der oben ist, der über allem steht – über mir, meinen kirchlichen Vorgesetzten und meinen Feinden innerhalb und außerhalb der Kirche. Wir wandten uns an Jesus. Das war unser einziger Anhaltspunkt.
Vers 2: Ich hoffte auf den Herrn. Das musste ich allerdings erst lernen. Es gab Zeiten, da wollte ich mich auf meine Argumente verlassen oder auf die Massen, die als Mitarbeiter oder Besucher in den Gottesdienst kamen. Aber wenn es sich um ein Unternehmen handelt, das von Jesus geführt wird, ist es nicht nötig, ihn mit unseren Argumenten zu unterstützen. Dann ist es nur nötig, ihm vollkommen und restlos zu vertrauen.
Die Bedeutung von Hoffnung und Vertrauen in Gott
Wohl dem, heißt es in Vers 5, wohl dem, der seine Hoffnung auf den Herrn setzt und sich nicht zu den Hoffärtigen wendet, die mit Lügen umgehen.
Ich bin kein Diplomat, sondern Prediger. Wenn ich dafür Prügel bezogen habe, war das zwar nicht schön, aber es war genau das, was Jesus seinen Zeugen vorausgesagt hat.
Im Johannes-Evangelium Kapitel 15 sagt Jesus: „Wenn euch die Welt hasst, dann wisst, dass sie mich vor euch gehasst hat. Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen.“
Wie gesagt, wir haben damals viel gebetet und zu Jesus gesagt: „Herr, hilf uns aus dem Schlamassel.“ Dabei haben wir die gleiche Erfahrung gemacht wie David hier. Er zog mich aus der grausamen Grube, aus Schmutz und Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, damit ich sicher treten kann.
Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, um unseren Gott zu loben.
Die Kraft des neuen Liedes und der Lobpreis
Diese letzten Worte: „Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben“ – das ist ein Vers aus der Bibel, der sich in diesem Gottesdienst wortwörtlich erfüllt hat. Viele Lieder, die hier zum ersten Mal gesungen wurden, sind inzwischen in der ganzen DDR bekannt und werden überall gesungen. Die Liedermacher, die jeden Gottesdienst bei uns begleitet haben, haben uns immer wieder durch ihre besondere Note geholfen, Gott zu loben.
Das Liedermachen ist eine mühsame Arbeit. Man verbringt manchmal stundenlang damit, nur über eine einzige Zeile nachzudenken, über einen Reim oder eine Silbe. Trotzdem entstehen die Lieder manchmal wie von selbst. Gerade diese Lieder, die wie von selbst kommen, stammen nicht von einem selbst. Sie werden vielmehr unmittelbar und direkt von Gott gegeben.
Ein solches Lied ist zum Beispiel das, das wir vorhin gesungen haben: „Mein Freund gibt Jesus nur allein“. Der Text stand plötzlich in wenigen Minuten auf dem Papier – es ging ganz schnell. Das war wirklich so, wie es David, der größte Liedermacher aller Zeiten, beschreibt: „Er hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unseren Gott.“
Die Melodie, das wisst ihr alle, stammt von Bob Dylan. Vielleicht wisst ihr aber nicht, dass Bob Dylan, der größte Liedermacher unserer Zeit, sich bekehrt hat. Er ist Christ geworden. In einem seiner neuen Lieder singt er: „Jesus hat mich gerettet. Er hat mich emporgehoben, er hat mich aus der Grube voller Sinnlosigkeit und Hass befreit.“
Das ist die gleiche Erfahrung, die David hier macht, wenn er sagt: „Aus einer Grube heraus habe ich um Hilfe gerufen.“
Verkündigung und die Einladung zur Umkehr
Die Lieder beziehungsweise die Musik waren zwar einer der Hauptstreitpunkte damals, aber nicht die Hauptsache in unserem Gottesdienst. Die Hauptsache ist ja der Inhalt, das, wovon wir sprechen, die Verkündigung.
Vers 10: Ich verkündige Gerechtigkeit in der großen Gemeinde. Diese Gemeinde hier ist so groß, dass ich die meisten von euch überhaupt nicht kenne. Ich weiß gar nicht, was ihr für ein Schicksal habt, wie ihr lebt und wie es in euch aussieht. Aber eins gilt für jeden, der hier ist, nämlich dass du ein Sünder bist, du bist verloren vor Gott.
Gott will nicht, dass du verloren gehst. Er liebt dich und hat seinen Sohn geschickt, damit er sein Leben am Kreuz hingibt für deine Schuld. Wenn du Jesus dein Leben gibst, bist du gerettet, dann bist du Gott recht.
Deshalb gilt für jeden hier in dieser Kirche die Einladung: Komm, komm heim und gib dein Leben Jesus. Das ist das Grundschema, das ist das Grundthema. Das habe ich nun in Variationen hier abgehandelt, und da hat es auch manchen Ärger gegeben.
Zum Beispiel ärgern sich manche, dass ich so viel von Sünde rede. Sicher, es gibt angenehmere Themen. Aber es geht ja nicht darum, dass du hier etwas Angenehmes zu hören bekommst, sondern darum, dass du Jesus annimmst.
Ohne dass du deine Sünde erkennst, erkennst du ja gar nicht, dass du einen Retter nötig hast. Die Bibel sagt, alle Menschen sind Sünder. Es gibt aber zwei Gruppen: die eine, die das weiß, und dann gibt es welche, die das nicht wissen.
Es gibt Leute, die stecken in der Grube und wissen es nicht. Sie leben in Schmutz und Schlamm, in Ehebruch und Streit, in Heuchelei und Geiz, in Egoismus und Hass. Sie wissen nicht, dass sie dadurch Gott beleidigen, dass sie sündigen, und dass sie ihr eigenes Leben und das Leben von anderen Menschen damit kaputt machen.
Selbst wenn sie sehen, dass sie ein anderes Leben haben könnten, bleiben sie in ihrem Schmutz wie die Schweine in ihrem Stall. Das sind die Menschen, von denen es einmal in der Bibel heißt: „Es ist ihnen widerfahren, das wahre Sprichwort: Der Hund frisst wieder, was er gekotzt hat, und die Sau wälzt sich nach der Schwemme wieder in der Scheiße.“ (2. Petrus 2,22)
Dann gibt es welche, denen steht so ein Leben im Dreck bis zum Hals. Die wollen da raus, sie möchten aus ihrem Leben etwas anderes machen. Sie sehnen sich nach Reinheit, nach einem Leben, das anders ist und nicht mehr von der Sünde beherrscht wird.
Das ist das Leben, das Jesus dir anbietet. Den Hunger, den du in dir spürst nach etwas anderem, den stillt Jesus – nur er allein.
Du hast, so singt Bob Dylan, indem er Jesus anredet: „Du hast alles für mich gegeben, du hast mir Augen gegeben, um zu sehen, du hast mich aus der Sklaverei befreit und mich innerlich neu gemacht. Du hast einen Humor gestillt, eine Tür geöffnet, du hast alles geschafft, und niemand kann behaupten, er könne noch irgendetwas dazu tun.“
Die gleiche Erfahrung, die Bob Dylan gemacht hat, haben Millionen Menschen gemacht. Und diese Erfahrung kannst du auch machen, wenn du willst, heute Abend auf der Stelle.
Du brauchst ja nur zu Jesus zu sagen: „Herr Jesus, vergebe mir meine Schuld! Bitte, nimm mich wieder an, mach mein Leben neu!“ So oder ähnlich kannst du mit Jesus reden.
Wenn du wirklich nicht weißt, wie du es machen sollst, dann bleib nach dem Gottesdienst da und geh zu einem von denen mit dem Abzeichen. Frag nach Jesus und sprich sie an. Sie werden dir dabei helfen, mit Jesus zu reden.
Wenn du dich nicht traust, sie anzureden, dann bleib sitzen. Sie werden zu dir in die Bank kommen und dich ansprechen. Wir haben jedenfalls Zeit für dich.
Die Herausforderung, den Glauben zu verstehen und zu leben
Ich habe einen Freund, der nicht an Gott glaubt, und seine Kollegen tun das auch nicht. Trotzdem hat er mir erzählt, dass sie oft zum Gottesdienst kommen. Er sagt, sie kommen gerne zu dir in die Predigt und möchten verstehen, wovon du redest. Aber sie begreifen es nicht.
Ich gebe mir, weiß Gott, Mühe, so verständlich wie möglich zu reden. Doch ich weiß auch, dass ein Mensch einem anderen Gott nicht erklären kann. Dass Jesus für deine Schuld am Kreuz gestorben ist, dass Gott dich, dich als Sünder, liebt und dir die Chance gibt, neu anzufangen.
Es ist ein Wunder. Es ist das größte Wunder, das es gibt.
Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken. Dir ist nichts gleich. Ich will sie verkündigen und davon erzählen, obwohl sie nicht zu zählen sind. Siehe, ich will meinen Mund nicht stopfen lassen.
Standhaftigkeit in der Verkündigung trotz Widerständen
Es gibt viele Menschen, die sich den Mund mit allen möglichen Dingen stopfen lassen. Die gebräuchlichste Methode dafür ist das Geld. Ein bisschen Lebensstandard – und schon hältst du die Klappe. Solange du nichts zu verlieren hattest, hast du gemeckert. Einfach, weil es einen erleichtert, wenn man sich beschwert.
Aber seit du aufgestiegen bist – ins dritte Schuljahr oder ins zweite Studienjahr – bist du zum feigen Kriecher geworden.
Die Ziege und die Schnecke machen einen Wettlauf zum Hof des Löwen. Wer ist zuerst da? Die Schnecke. Warum? „Ja“, sagt die Schnecke, „hier ist Kriechen richtiger als Meckern. Man kann sich den Mund nicht nur durch Angst oder Geld oder so etwas stopfen lassen, sondern auch durch Argumente.“
Da sagen welche in bester Absicht zu mir: „Was du von Sünde redest, ist zu fett; was du von Verlorenheit redest, ist zu hart; was du von den Konsequenzen des Glaubens sagst, ist zu schwer.“
Freunde, was ich hier sage, das ist das, was ich aus der Bibel gelesen habe. Und ich kann euch nur den Rat geben: Kauft euch das Buch, lest das Buch und prüft nach, ob das, was ich hier sage, stimmt – ob es zu fett, zu hart oder zu schwer ist.
Ich lasse mir den Mund nicht stopfen von denen, die es leichter haben wollen. Und auch nicht von denen, die mit ihren anonymen Schmierereien und sonstigen feinen Methoden mich unter Druck setzen wollen. Ich lasse mir meinen Mund nicht stopfen.
Herr, das weißt du: Von deinem Heil rede ich. Gott will, dass dein Leben heil wird. Wenn du ohne Gott lebst, ist dein Leben kaputt – das ist die Wahrheit.
Und sag nicht: „Ach Quatsch, ich tue Recht und scheue niemanden, und das genügt.“ Das genügt nicht. Du kannst nicht immerfort ein gutes Ei sein. Du musst entweder ausgebrütet werden oder du verfaulst.
Entweder du gibst Jesus dein Leben, oder du bist verloren.
Und alles, was ich in diesem Gottesdienst will, ist nur das eine: dass du Jesus dein Leben gibst. Auf diesem einen Punkt konzentriert sich nicht nur dieser Gottesdienst, sondern im Grunde genommen überhaupt das ganze Leben.
Alles andere, so wichtig es auch sein mag, ist zweitrangig. Ob dein Leben gelingt, hängt davon ab, ob du an Jesus glaubst.
Die Suche nach dem Wesentlichen im Leben
Ihr wisst, ich habe einmal einen Herzinfarkt gehabt. Wenn man so etwas überlebt, überdenkt man sein Leben: Was war falsch? Was war richtig? Was ist wichtig?
Ich habe damals die Antwort im Gesangbuch gefunden, in einer Strophe von Matthias Claudius:
Gott, lass dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglich trauen,
nicht Eitelkeit uns freuen,
lass uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.
Für mich ist das die schönste Zusammenfassung des Glaubens. Es ist die höchste Weisheit, der Gipfel der Erkenntnis. Für mich ist es die Summe aller Theologie: Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergängliches bauen!
Im Übrigen hängt die letzte Zeile dieses Gesangbuchliedes mit unserem Psalm hier zusammen, Vers 17:
Lass sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen.
Die Bedeutung von Freude im Glauben
In keinem Buch der Weltliteratur kommt das Wort Freude so oft vor wie in der Bibel. In den anderen Weltreligionen spielt das Wort Freude kaum eine Rolle. In vielen philosophischen Werken kommt es überhaupt nicht vor. Viele Vertreter mancher Weltanschauungen wirken, als hätten sie das Wort Freude nie gehört.
Bei ihnen ist sogar der Optimismus eine sehr ernste Angelegenheit. Sie sehen immer alles verbissen – und so sehen sie auch aus. Heutzutage sieht man kaum fröhliche Gesichter. Ich kann mich kaum erinnern, in letzter Zeit beim Einkaufen in einem Geschäft ein fröhliches Gesicht gesehen zu haben. Manchmal ist auf einem Bild an der Wand wenigstens eine Person zu sehen, die lächelt.
Diese Beobachtung stammt nicht von mir, sondern habe ich von der Leipziger Pfeffermühle gelernt. Weißt du, was das ist? Das ist ein Kabarett. Kabarett ist eine öffentliche Veranstaltung, bei der auf humorvolle Weise laut ausgesprochen wird, was sich sonst niemand ernsthaft zu denken traut.
Beim letzten Gastspiel der Pfeffermühle hier in der Kongresshalle habe ich mit meinen eigenen Ohren diese Geschichte gehört, was dort alles gesagt wurde. Was ich sagen wollte: Es fällt mir auf, dass es so wenig Freude und Fröhlichkeit gibt, dass man so wenig Freude sieht. Überall herrscht lustlose Stimmung, sogar innerhalb der Kirche – obwohl nirgends so viel von Freude gesprochen wird wie dort.
Die Verbindung von Gehorsam, Liebe und Freude
Immer wieder fragen mich junge Menschen, die mit Jesus leben wollen und diese Freude haben, warum sie selbst diese Freude nicht spüren. Jesus selbst hat gesagt: „Wenn ihr meine Gebote haltet, dann bleibt ihr in meiner Liebe. Und das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibt und eure Freude vollkommen wird“ (Johannes 15).
Wenn du Jesus dein Leben gegeben hast und trotzdem keine Freude in deinem Leben spürst, dann hast du etwas falsch gemacht. Es liegt nicht an Jesus, denn er lügt nicht. Vielmehr liegt es an dir, denn du lügst dich selbst an. Du sagst zum Beispiel, du hast Jesus dein Leben gegeben – aber in Wirklichkeit hast du es ihm nicht ganz gegeben. Du behauptest, Jesus gehorchen zu wollen, doch in Wirklichkeit gehorchst du den Menschen. Du machst bei Jesus mit, aber du machst auch woanders mit. Und du sagst: „Ja, das muss ich so machen, man muss eben Kompromisse eingehen.“
Muss man das wirklich? Es gibt, das gebe ich zu, Kompromisse, die nötig sind. Du stehst auf Bockwurst, deine Freundin auf Bratwurst – dann macht man eben Kompromisse beim Essen. Aber von solchen Kompromissen, die nur deinen Magen belasten, rede ich hier nicht, das ist euch wohl klar. Ich rede von den Kompromissen, die dein Gewissen belasten – sofern du noch ein Gewissen hast.
Denn die Eigenart des Kompromisses ist, dass er unser Gewissen abstumpft. Die meisten Kompromisse, die du eingehst, gehst du zu früh, zu oft und zu gedankenlos ein. Ich möchte dir raten, damit aufzuhören, damit du ein Mensch bleibst.
Ich gebe zu, ein Leben ohne Kompromisse ist schwer möglich. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass es die Kompromisse sind, die unsere Freude zerstören. Deshalb rate ich dir, so wenige Kompromisse wie möglich einzugehen.
Die meisten Kompromisse sind entwürdigend. Du tust etwas, das du eigentlich gar nicht tun willst. Kompromiss bedeutet Verlust an Freiheit. Und wo keine Freiheit ist, da ist kein innerer Friede. Und wo kein innerer Friede ist, da ist auch keine Freude.
Je mehr Kompromisse du eingehst, desto weniger Freude hast du in deinem Leben. Mit jedem Kompromiss gräbst du deine eigene Grube tiefer und verschüttest die Freude – und verschüttest sie auch mit Jesus.
Die Einladung zu einem geradlinigen Leben mit Jesus
Der Zusammenhang zwischen Gehorsam, Liebe und Freude ist eindeutig. Johannes 15 sagt: Wenn ihr meine Gebote haltet, dann bleibt ihr in meiner Liebe. Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibt.
Ich frage dich nur: Bist du wirklich immer gezwungen, Kompromisse einzugehen? Ist es wirklich immer nötig, dass du in deinem Betrieb Jesus verleugnest? Ist es wirklich immer nötig, dass du zu allem Unrecht schweigst? Ist es wirklich nötig, dass du deinen Studienplatz behältst? Ist es nicht auch denkbar, dass Jesus dich an einem ganz anderen Platz in dieser Welt haben möchte?
Und wenn du schon studieren willst – um jeden Preis –, dann wundere dich nicht, wenn die Freude aus deinem Leben verschwindet. Das ist eben der Preis, den du dann bezahlen musst.
Dass du Kompromisse machst, ist schon schlimm genug. Aber noch viel schlimmer ist, dass du das für normal hältst und deine Heuchelei gar nicht mehr als Sünde erkennst. Wenn du wenigstens wegen deiner heuchlerischen Kompromisse zu Gott kämmst und um Vergebung bittest, dann würde Gott immerhin merken, dass es dir leidtut. Aber du kommst und tust so, als ob das alles in Ordnung wäre, weil es ja alle machen.
Zweigleisigkeit ist nie in Ordnung – am allerwenigsten in der Kirche selbst. Nirgendwo gibt es so viel Zweigleisigkeit und Heuchelei wie in der Kirche.
Zum Beispiel: Der ganze Streit um diesen Gottesdienst ist ja deswegen losgegangen, weil die Kirche mit allen Mitteln von mir verlangt hat, dass ich einen Kompromiss eingehe. Und das habe ich abgelehnt. Weil ich den Kompromiss abgelehnt habe, stehe ich überhaupt hier.
Wenn ihr zehn Jahre lang hierher gekommen seid, dann seid ihr der Beweis dafür, dass in vielen Menschen eine Sehnsucht nach einer Welt ohne Kompromisse lebt. Eine Welt ohne Kompromisse ist das, was die Bibel unter dem Reich Gottes versteht.
Reich Gottes – dahin bin ich unterwegs, und dahin soll ich euch einladen. Ich schlage euch vor, dass ihr ganz genau alles nachprüft, was ich hier sage. Ihr könnt es ja im Leben überprüfen. Wir reden hier nicht über Theorien.
Seht euch doch mal in eurer Umwelt um. Schaut die Menschen an, die euch begegnen, gerade ins Gesicht, in die Augen. Nehmt ihr Leben unter die Lupe. Betrachtet die Kompromissmacher und erkennt, was sie im Grunde ihres Herzens sind: armselige, bedauernswerte, feige, elende Kreaturen – ärmlich und hässlich.
Und dann seht euch die geradlinigen Menschen an. Da werdet ihr dasselbe entdecken wie Jörg, der vorhin gesungen hat: Gerade Menschen sind schön.
Prüft doch mal nach, wer schöner ist: der feige Kompromissler oder der, der gerade seinen Weg geht – aufrichtig und ehrlich. Prüft mal, wo das Leben schöner ist: dort, wo geräuchert wird, oder dort, wo du mit reinem Gewissen aufrecht dastehen kannst.
Ich behaupte, dass die freiesten und fröhlichsten Menschen dieser Welt immer diejenigen sind, die geradlinig und einfältig leben. Deshalb heißt es auch in dem alten Gesangbuchlied: Lass uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden wie Kinder fromm und fröhlich sein.
Einfältig heißt nicht, ein bisschen leicht bescheuert zu sein. Sondern ganz im Gegenteil: Es bedeutet, wie Bob Dylan singt: „Ich werde mich nicht mehr von Dummköpfen beeinflussen lassen. Ich werde meine Art zu denken ändern. Ich werde die ganze Sache machen.“
Mach die ganze Sache mit Jesus, und dann bekommst du einen geraden Kurs in deinem Leben.
