Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 68: Jesus wird getauft, Teil I.
Begegnung am Jordan: Jesus und Johannes der Täufer
Johannes dem Täufer – unser Fokus wird sich jetzt verschieben, weg vom Predigtdienst hin zu seiner Begegnung mit dem Herrn Jesus.
Hören wir uns kurz an, was Matthäus dazu schreibt. Matthäus 3,17-21:
Dann kommt Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wehrte ihm und sprach: „Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?“
Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: „Lass es jetzt so sein, denn so gehört es sich, dass wir alle Gerechtigkeit erfüllen.“ Da ließ er ihn geschehen.
Und als Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf. Siehe, die Himmel wurden ihm geöffnet, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und auf sich kommen.
Und siehe, eine Stimme kam aus den Himmeln, welche sprach: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Jesu Herkunft und die unbekannten Jahre
Jesus kommt aus Galiläa zu Johannes. Markus formuliert es präziser: Jesus kam von Nazareth in Galiläa.
Wir wissen nicht genau, was Jesus in den Jahren zwischen seinem letzten Auftreten, das Lukas beschreibt – als er mit zwölf Jahren im Tempel war – und diesem Moment, als er vor Johannes dem Täufer am Jordan steht, getan hat.
In esoterischen Kreisen wird oft behauptet, Jesus hätte diese Zeit mit dem Erlernen okkulter Praktiken und dem Studium fernöstlicher Lehren verbracht. Man sagt, er sei durch die Welt gereist und hätte bei Gurus in Indien oder Nepal gelernt.
In der Bibel findet sich davon jedoch nichts. Wir wissen, dass Jesus nicht an Karma glaubte, nicht an Reinkarnation und auch nicht viele Götter kannte, sondern genau einen: den jüdischen Gott. Jesus verweist nie auf andere Lehrer, von denen er gelernt hätte. Interessant, oder?
Vielmehr ist die Quelle seiner Kraft und Inspiration immer dieselbe: seine besondere Beziehung zum Vater im Himmel. So sagt Jesus in Johannes 14, die Verse 10 und 11: „Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke. Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist. Wenn nicht, so glaubt mir um der Werke selbst willen.“
Das einfache Leben Jesu vor dem öffentlichen Wirken
Kann es also sein, dass Jesus tatsächlich bis etwa Anfang dreißig einfach nur in Nazareth lebte, arbeitete, seine Familie unterstützte und einfach nur Mensch war? Es scheint so.
Jesus spricht von Nazareth als seiner Vaterstadt, und man spricht dort von ihm ganz selbstverständlich als „von dem Zimmermann“. Als Jesus anfängt, Wunder zu tun und Predigten zu halten, sind seine Verwandten und Nachbarn total erstaunt. Das wären sie wohl kaum, wenn er nach Jahren der Wanderschaft als völlig Verwandelter zu ihnen zurückgekommen wäre.
Für sie ist dieser Jesus, der „Sohn der Maria“, einfach nur einer von ihnen. Gott wird Mensch, arbeitet als Handwerker und lebt ein einfaches Leben in den Hügeln von Galiläa. Er lebt dort, bis es Zeit wird, dem Ruf Gottes in den Dienst zu folgen. Also macht er sich auf.
Die Bedeutung der Taufe Jesu
Matthäus 3, die Verse 13 und 14
Dann kommt Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich taufen zu lassen. Johannes aber wehrte ihm und sprach: „Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?“
Ich glaube, wir verstehen alle die Zurückhaltung von Johannes. Irgendetwas stimmt hier nicht. Seine Taufe war eine Taufe zur Buße, zur Vergebung der Sünden. Beides braucht Jesus nicht, weder Buße noch Vergebung der Sünden.
Er braucht keine Buße, weil seine Beziehung zum Vater einmalig war. Und er braucht keine Vergebung, weil es in seinem Leben keine Sünde gab. Es gab Versuchung zur Sünde in seinem Leben, aber keine Sünde.
Zurecht beschreibt Petrus seinen Herrn als den, der keine Sünde getan hat, auch ist kein Trug in seinem Mund gefunden worden (1. Petrus 2,22).
Aber wenn das stimmt, woher wusste Johannes das? Klar, Johannes und Jesus waren entfernt verwandt. Vielleicht hatten sie sich auf Familienfeiern im Tempel gesehen. Aber reicht das? Reicht das, dass Johannes merkt, wie anders Jesus ist?
Mir scheint: Ja, es reicht. Es reicht deshalb, weil Johannes mit dem Heiligen Geist erfüllt ist. Ein Geist, der ihm mindestens zwei Dinge schenkt, nämlich geistliches Unterscheidungsvermögen und Offenbarungen.
Vergessen wir nicht, dass Johannes ein Prophet ist. Er selbst lebt aus einer ganz tiefen Beziehung mit Gott heraus. Und diese Beziehung lässt ihn in Jesus etwas Besonderes sehen.
Johannes’ Erkenntnis und die Offenbarung des Heiligen Geistes
Achtung: Zu dem Zeitpunkt, als Jesus vor Johannes steht, um getauft zu werden, weiß Johannes noch nicht, dass Jesus der Messias ist. Er spürt, dass etwas nicht stimmt, wenn er ihn tauft, doch die große Erleuchtung steht noch aus.
Hören wir dazu Johannes selbst, aus Johannes 1, die Verse 31 bis 33:
„Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbar wird, deswegen bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herabfahren, und er blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du sehen wirst, den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft.“
Habt ihr das gemerkt? Zweimal steht da: „Ich kannte ihn nicht.“ Bevor der Heilige Geist auf Jesus kommt, weiß Johannes nicht, dass Jesus der Stärkere ist, derjenige, der mit Heiligem Geist tauft.
Und trotzdem ahnt Johannes, dass Jesus etwas Besonderes ist – so besonders, dass er ihn nicht taufen will. Er sagt: „Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?“
Jesus erfüllt alle Gerechtigkeit
Matthäus 3,15: Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: „Lass es jetzt so sein, denn so gehört es sich für uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Da lässt er ihn.
Johannes will Jesus nicht taufen, doch Jesus erklärt ihm: „Denn so gehört es sich für uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.“ Was bedeutet das?
Gerechtigkeit ist ein Begriff, der uns in der Bibel noch oft begegnen wird. Eine schöne, wenn auch veraltete Übersetzung lautet „Gottwohlgefälligkeit“. Gerechtigkeit ist das, was der hat, der Gott gefällt. In diesem Sinn ist Gerechtigkeit auch eine Tugend, die sich in der Art widerspiegelt, wie wir denken und uns verhalten.
Jesus sagt hier, dass Gerechtigkeit „erfüllt werden muss“. Dabei ist „erfüllt“ nicht so sehr im Sinne von „einhalten“ gemeint, sondern im Sinne von „voll machen“. Für Jesus bedeutet es, sich alle Gerechtigkeit zu erfüllen – das komplette Paket Gerechtigkeit, das Gott von den Menschen fordert – und zwar ganz praktisch.
Gott verlangt von den Juden zur Zeit Jesu, dass sie auf die Predigt des Johannes hin Buße tun und sich taufen lassen. Indem Jesus sich auch taufen lässt, obwohl er eigentlich keinen Grund dazu hat, macht er sich völlig eins mit diesen Menschen, die er retten will.
Diese Einheit ist nötig, denn nur ein wahrer Mensch kann anderen Menschen zum Hohepriester werden. Oder wie es im Hebräerbrief heißt (Hebräer 2,14-17):
„Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er, Jesus, in gleicher Weise daran Anteil gehabt, um durch den Tod den zunichte zu machen, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel. Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden, damit er barmherzig und ein treuer Hoherpriester vor Gott werde, um die Sünden des Volkes zu sühnen.“
Da haben wir es: „in allem gleich werden“. Und das schloss für den Herrn Jesus eben auch die Taufe des Johannes mit ein.
Einladung zum Nachdenken und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir Zeit nehmen, dem Herrn Jesus dafür zu danken, dass er bereit war, für dich ganz Mensch zu werden.
Das war's für heute?
Heute Abend um 19:15 Uhr versuche ich es mal wieder mit einer Online-Bibelstunde. Den Link findest du in der App oder auf dem YouTube-Kanal.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen.
