Wir befinden uns in unserem fortlaufenden Betrachten des Alten Testaments etwa im Jahr 1405 v. Chr.
Genauer gesagt geht es heute um ein Buch, das den Titel "Josua" trägt. Der Autor ist wahrscheinlich Josua selbst. Soweit man das sagen kann, könnte es am Ende auch sein, dass er einen Koautor hatte.
Wir haben die fünf Bücher Mose hinter uns. Wer mit der israelitischen Geschichte etwas vertraut ist – und das setze ich jetzt einfach mal voraus – weiß, dass das Volk Israel noch nicht im Gelobten Land ist, aber kurz davor steht.
Mose darf das Gelobte Land nicht betreten. Das ist einem anderen vorbehalten, nämlich Josua, der auch dem Buch seinen Namen gegeben hat. Josua ist ein Mann, der von seiner Jugend an unter Mose gedient hat, in verschiedensten Positionen. Wenn Interesse besteht, lohnt es sich, das näher auszuarbeiten.
Josua bekommt nun die Aufgabe, das Volk ins verheißene Land zu führen. Wenn Bibeln mit Kartenanhang zur Verfügung stehen, macht es Sinn, dort ab und zu mal hineinzuschauen.
Das gesamte Volk nähert sich dem Land. Ich zeige das mal ganz klein: Hier ist das Tote Meer im Süden, der See Genezareth im Norden. Das Volk kommt vom Osten her auf den Jordan zu, wird dann den Jordan überschreiten und Kanaan einnehmen.
Warum will Gott, dass sein Volk das Land Israel besitzt? Das hat verschiedene Gründe. Fallen euch welche ein? Warum will Gott das eigentlich? Wo steht das? Wo steht es, dass Gott es versprochen hat? Abraham, Erste Mose, welches Kapitel? Ja, das erste Mal. Ein bisschen früher sogar noch, in Kapitel zwölf. Wir schlagen mal Erste Mose 12 auf bei der Berufung von Abraham. Dort heißt es schon in Vers 7:
„Und der Herr erschien dem Abraham und sprach: Deinem Nachkommen will ich dieses Land geben.“
Also, er hat es versprochen, 1. Mose 12,7.
Warum war es noch nötig, dass das Volk Israel das Land Israel einnimmt? Gott wollte die Kanaaniter bestrafen. Richtig, Gott wollte die Kanaaniter bestrafen. Wo steht das? Das habt ihr alles schon gelesen, es ist alles im Alten Testament. Wo finden wir das? Woran denkt ihr?
Bärbel spricht auf die Stelle an, wo Abraham belehrt wird, dass es noch dauern würde. Aber wo steht, dass Gott bestrafen würde? Daraus kann man es ableiten, das stimmt. Deutlicher wird es dort, wo Gott sehr gegen die Art und Weise ist, wie diese Leute gelebt haben. An einer Stelle, die eigentlich auch oder schon relativ bekannt ist: 3. Mose 18.
Ich weiß nicht, ob es bei euch klingelt bei 3. Mose 18, aber es sollte. Man braucht das immer mal wieder. 3. Mose 18 beschäftigt sich mit Verordnungen für Ehe und Keuschheit. Es ist ein Kapitel, das sich mit sexuellen Sünden beschäftigt. Dort heißt es in Vers 24:
„Macht euch nicht unrein durch all dies, denn durch all dies haben die Nationen sich unrein gemacht, die ich vor euch vertreibe. Und das Land wurde unrein gemacht, und ich suchte seine Schuld an ihm heim, und das Land spie seine Bewohner aus.“
Hier wird deutlich: Gott ist sehr gegen das Verhalten der Kanaaniter.
Noch etwas: Warum war es noch nötig, dass Israel das Land Israel einnimmt? Abraham wurde das Land versprochen, aber das Volk hatte noch kein eigenes Land. Wozu brauchten sie ein eigenes Land? Sie sollten Ruhe haben, richtig? Damit sie abgesondert sind und sich nicht vermischen. Ja, damit sie abgesondert sind, irgendwie war es nötig, dass sie so einen Raum finden.
Ich dachte, du bist aber ein Zeichen für die Stärke des Herrn. Richtig, ein sehr guter Gedanke. Gott wollte auch durch seinen Umgang mit dem Volk Israel ein Zeugnis davon abgeben, dass er der alleinige Gott ist. Das lesen wir auch. Schlag mal auf Josua 2. Dort lesen wir von einer Frau. Frauen sind übrigens öfter mal in der Bibel klüger als Männer, das mögen wir nicht gern hören, aber es ist so. Hier finden wir eine ganz kluge Frau, nämlich Rahab.
Josua 2,9 sagt:
„Ich habe erkannt, dass der Herr euch das Land gegeben hat und dass der Schrecken vor euch auf uns gefallen ist, so dass alle Bewohner des Landes vor euch mutlos geworden sind.“
Und jetzt kommt die Begründung dieser Frau, die gut in Geschichte war:
„Denn wir haben gehört, dass der Herr die Wasser des Schilfmeeres vor euch ausgetrocknet hat, als ihr aus Ägypten zogt, und was ihr den beiden Königen der Amoriter getan habt, die jenseits des Jordan waren, den Sihon und den Og, an denen ihr den Bann vollstreckt habt. Als wir es hörten, da zerschmolz unser Herz, und in keinem blieb noch Mut euch gegenüber.“
Das ist der Blick in die Vergangenheit. Die Völker sehen, wie Gott durch das Volk und mit dem Volk Israel umgeht. Und das Gleiche geschieht jetzt auch hier: Gott beweist seine Stärke, indem er ein Volk nimmt und dieses eine Volk in genau das Land bringt, das er ihm versprochen hat.
Okay, jetzt haben wir das Zeugnis für die anderen Völker. Übrigens, es ist nicht nur das Zeugnis, es ist noch mehr. Schlagt noch einmal 1. Mose 12 auf und schaut euch die Perspektive an, die Abraham aufgezeigt wird.
1. Mose 12,3 heißt es:
„Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen, und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“
Lasst uns diese Perspektive, auch wenn wir das Alte Testament lesen, nie aus dem Blick verlieren. Von Anfang an geht es Gott nicht allein darum, nur mit diesem einen Volk völkische Geschichte zu treiben. Er will sie durch die Jahrhunderte hindurch bewahren und beschützen, nicht nur, um sie am Ende wieder aus dem Land zu vertreiben und dann zurückkehren zu lassen. Es geht ihm darum, dass er weiterdenkt und sagt, an diesem einen Volk werde ich etwas zeigen und demonstrieren.
Und das, was man daran sieht, hat letztlich Auswirkungen für die ganze Welt, für alle anderen Nationen ringsum. Der Segen, der von diesem einen Volk herkommt – wir wissen, in Christus wird letztlich ein Segen sein, der sich nicht national auf das Volk Israel beschränkt, sondern weit darüber hinaus jedes Volk der Erde erreicht. Das steckt hier schon bei Abraham drin.
Dazu war es logischerweise nötig, dass dieses Volk, dem ein Land verheißen war, dieses Land auch bekommt und in diesem Land leben kann. So kann Gott in diesem Land mit diesem Volk Geschichte machen, was wir dann in den nächsten Vorträgen hören werden.
Ein letzter Punkt: Er hat es versprochen. Es war die Bestrafung für die Völker, die dort lebten. Es war ein Zeugnis für andere Völker. Und ein letzter Punkt: Es ist gleichzeitig auch die Grundlage für all das, was später kommt. Das klingt banal, aber es ist so.
Wären sie nicht da gewesen, dann hätten wir später nicht die Probleme mit den Königen oder kurz davor mit den Richtern. Wir hätten keine Verschleppung, denn wenn du nirgendwo wohnst, kannst du auch nicht davon wegverschleppt werden – und all das.
Gut, kommen wir zum eigentlichen Buch. Ihr habt Joshua vielleicht schon angefangen zu lesen, das wäre jedenfalls gut. Falls nicht, hier eine Übersicht, wie wir das heute Abend besprechen wollen.
Ich möchte gern, dass wir Joshua in drei Teile gliedern. Diese Dreiteilung hängt mit dem zusammen, was im Buch Joshua beschrieben wird.
Das erste Kapitel umfasst die Kapitel 1 bis 5. Diesen Teil kann man als das Eindringen bezeichnen. Im Moment standen die Israeliten ja noch östlich vom Jordan, und irgendwie mussten sie rüber. Das dauert fünf Kapitel.
Danach folgen die Kapitel 6 bis 12, die einen ganz anderen Schwerpunkt haben. Jetzt geht es um die Eroberung. In diesen Kapiteln werden wir von bekannten Geschichten lesen, wie Jericho oder Ai. Es sind Feldzüge, bei denen einzelne Allianzen von Königen entstehen, die sich gegen Israel richten. Diese Allianzen werden dann Stück für Stück zerschlagen. Also, Kapitel 6 bis 12 behandeln das Erobern.
Der Schluss umfasst die Kapitel 13 bis 24. Diesen Teil nenne ich die Einnahme. Ihr würdet wahrscheinlich schon wissen, dass das Buch Joshua unvollständig ist. Auch im Buch Richter wird die Geschichte letztlich nicht zu Ende geführt. Ihr krönender Abschluss findet sich erst später, zur Zeit der Könige.
Der Schlüsselgedanke im Buch Josua lässt sich am besten mit dem Vers aus dem ersten Johannesbrief, Kapitel 5, Vers 4, ausdrücken.
1. Johannes 5,4 lautet: „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt. Und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube.“
Diesen Vers würde ich gerne als Überschrift über das Buch Josua setzen.
Das Buch Josua handelt vom Glauben, der siegt. Es geht dabei nicht nur um den Sieg, sondern auch um Niederlagen. Auch darüber werden wir uns Gedanken machen.
Zunächst steht jedoch der Glaube im Mittelpunkt – ein siegreicher Glaube. Es geht darum, wie wir als Christen ein siegreiches Leben führen können. Dabei werden wir verschiedene Prinzipien durchgehen.
Jetzt kann man sich die Frage stellen: Wie muss das Buch Josua eigentlich ausgelegt werden? Was ist für uns Kanaan, wenn wir darüber nachdenken? Was ist Kanaan?
Manche alten Hymnen nehmen Kanaan als Bild für den Himmel. Kanaan ist das verheißene Land. Unser Leben hier auf der Erde ist wie eine Wüstenwanderung – staubig, trocken und schwer. Wir gehen von einem Test zum nächsten. Irgendwann stehen wir vor den Pforten des Himmels, wie die Israeliten vor dem Jordan. Dann ziehen wir über den Jordan hinein ins verheißene Land – und das ist der Himmel.
Das ist eine Auslegung. Aber sie ist wahrscheinlich falsch. Warum ist sie falsch? Was denkt ihr? Warum passt Kanaan nicht so richtig zum Himmel?
In manchen katholischen Anmerkungsbüchern werden Kanaan, die Nita und die Philister gleichgesetzt mit heutigen chaotischen Ländern. Das wird als das Land des Bösen verstanden. Das Land des Bösen mit dem Himmel gleichzusetzen, ist schwierig und problematisch. Denn in Kanaan müssten die Israeliten noch kämpfen.
Genau, wenn es wirklich der Himmel wäre, müsste man annehmen, dass wir dort noch kämpfen müssen. Dort gäbe es eine größere Menge Feinde, und wir könnten eventuell auch wieder hinausgeworfen werden – genau wie es den Israeliten passiert ist. Das passt nicht so ganz.
Inwieweit ist das der Hebräerbrief mit der Ruhe, die dort beschrieben wird? Genau, du sprichst den Hebräerbrief an. Die Ruhe, die der Hebräerbrief beschreibt, in die wir hineingehen, ist nicht der Himmel. Aber sie ist gleichzeitig das, was Kanaan darstellt.
Kanaan ist ein Bild für die Ruhe, in der der normale Christ lebt. Weil wir in Christus sind, sind wir zur Ruhe gekommen. Wir müssen uns nicht mehr anstrengen, um uns irgendwie den Himmel zu verdienen. Das ist völlig hinter uns.
Vielleicht ist euch das aufgefallen: Welcher Ruhetag ist der Ruhetag in unserer Woche? Der erste Tag. Die Christenheit ist dadurch gekennzeichnet, dass der erste Tag der Woche ein Ruhetag ist. Das macht auch Sinn.
Das Gesetz sagt: Arbeite auf die Ruhe hin. Das Christentum sagt: Ich bin in der Ruhe. Aus der Ruhe heraus, die ich in Christus habe, kann ich arbeiten und dienen.
Insofern ist deine Anmerkung völlig richtig. Die Kalender in Europa wurden vor etwa zehn Jahren angepasst. Ist Montag jetzt der erste Tag? Ja, ich weiß, die UNO hat das, glaube ich, in den sechziger Jahren beschlossen, dass Montag der erste Tag ist. Aber ich bleibe trotzdem bei der biblischen Zeitrechnung an dieser Stelle.
Die amischen Kalender bleiben auch noch bestehen. Die Amischen sind da konservativer.
Also, Kanaan ist, so wie ich es heute darstellen möchte, ein Bild für das geistliche Leben eines Christen, wie er es in Christus führt.
Das bedeutet auf der einen Seite, dass wir in der Vergangenheit schon errettet sind durch unseren Glauben. Aber jetzt, in der Gegenwart, führen wir aus der Beziehung zu Jesus heraus ein Leben, das täglich auch mit Auseinandersetzungen zu tun hat.
Der Sieg, den Jesus am Kreuz vollbracht hat – wir erinnern uns daran: Der Satan ist besiegt, da gibt es nichts hinzuzufügen – dieser Sieg breitet sich im Alltag unseres Lebens aus.
Und genau das Gleiche hatten die Israeliten auch vor. Gott hatte ihnen gesagt: Ich werde euch dieses Land schenken. Macht euch keine Sorgen, der Sieg ist euer.
Ja, schön gesagt. Du kommst da rüber und stehst vor einer Stadt wie Jericho und sagst dir: Eigentlich ist der Sieg meiner. Oder da läuft dir so ein Riese mit dreißig Zentnern Gewicht über den Weg, mit so einem dicken Speer in der Hand. Eigentlich denkst du: Der Sieg ist meiner.
Und trotzdem duckst du dich und gehst vorsichtig weiter. Trotzdem hatte Gott verheißen: Ich werde euch das Land schenken.
Christus hat verheißen, dass wir in unserem geistlichen Leben jeden Sieg haben können, den wir wollen. Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube. Nicht ein Sieg, der vielleicht, wenn du glücklich bist und es gut läuft, die Welt auch irgendwie ein bisschen überwinden wird.
Das ist nicht Christentum.
Unser Glaube hat in Christus bereits die Welt überwunden. Jetzt geht es darum, dass das, was wir schon haben, Realität wird in unserem Leben.
Das ist die Geschichte von Josua.
Ihr merkt vielleicht in eurem eigenen Leben, dass das etwas ist, was sich grundlegend unterscheidet vom Zeitpunkt der Bekehrung.
Bei manchen Leuten fällt das zusammen.
Ich habe es persönlich so erlebt: Ich habe einmal Jesus in meinem Leben aufgenommen als meinen Retter. Da habe ich verstanden, ich komme in die Hölle, da wollte ich nicht hin, und ich habe mich bekehrt.
Dann wusste ich, ich habe einen Retter, ich habe einen Vater im Himmel.
Im Laufe der Zeit wurde mir dann deutlich: Jesus als Heiland oder als Retter zu haben, ist nur die eine Seite der Medaille. Es gibt eine andere Seite der Medaille, und die heißt: Jesus ist Herr.
Das war mir am Anfang gar nicht so klar.
Jetzt ging es plötzlich darum, diese zweite Seite auch im täglichen Leben umzusetzen.
Vielleicht kann man die eine Seite, dass Jesus unser Retter ist, eng mit der Erfahrung des Auszugs aus Ägypten verknüpfen. Die andere Seite – dass Jesus Herr ist und unser Leben regieren will, uns in den einzelnen Situationen des Lebens leiten und auch durch die Kämpfe hindurch begleiten will – das ist Josua.
Aber es sind zwei Erfahrungen des geistlichen Lebens, die wir eigentlich nicht voneinander trennen können.
Jesus will immer gleichzeitig Retter und Herr sein. Nur wie wir es persönlich erfahren, kann ganz unterschiedlich sein.
Das geht so weit, dass es Geschwister gibt, die diese zweite Erfahrung, wo sie sagen: Jetzt möchte ich ganz für den Herrn leben, jetzt habe ich endlich verstanden, dass er ein Recht darauf hat, ganz mein Leben zu führen, in eine Theologie ummünzen, die von einer fast schon zweiten Bekehrung spricht.
Das halte ich persönlich für falsch. Ich denke, das geht zu weit.
Aber dass wir alle durch diese Erfahrung müssen und Christus als unseren Retter und unseren Herrn verstehen, das ist hoffentlich etwas, worin wir übereinstimmen.
Gehen wir mal über zu Josua, sonst werden wir nie fertig. Josua Kapitel 1, fangen wir mal an. Wir befinden uns im Bereich von Kapitel 1 bis 5, dem Eindringen in das Land. Wie kommen sie hinein? Ich übertrage das immer ein klein wenig auch auf uns, das wisst ihr ja schon.
Worauf gründet sich Josuas Leidenschaft? In Vers 2 sagt Gott: „So mache dich nun auf und gehe über diesen Jordan, du und das ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Söhnen Israels, gebe.“ Es ist Gott selbst, der Josua beauftragt.
Das Erste, was ein Mensch braucht, der ins verheißene Land oder in die Ruhe mit Jesus einziehen will, ist der richtige Führer. Der richtige Führer ist Josua oder Jeshua. Im Griechischen heißt das Jesus. Das ist der Führer, der ganz am Anfang steht. Wenn du diesen Führer in deinem Leben nicht hast, dann ist schon mal alles verloren. Denn es gibt nur einen Führer, den Gott beauftragt hat, uns über den Jordan in das verheißene Land zu führen – damals Josua, heute Jesus.
Glaube beginnt an der Stelle, wo Gott spricht. Das ist der Unterschied zwischen Glaube und Leichtgläubigkeit. Leichtgläubigkeit löst sich nämlich vom Wort Gottes. Und das ist auch der Unterschied zwischen Glauben und Handeln aufgrund eigener Vernunft. Glaube knüpft sich auf der einen Seite nicht ans eigene Denken an, auf der anderen Seite ist er aber auch nicht leichtgläubig, sondern hat ein Fundament. Dieses Fundament, auf dem der Glaube steht, ist das Wort Gottes.
Damit fängt hier in Kapitel 1 alles an: Gott bestimmt einen Mann, der sein Volk über den Jordan führt, so wie ein Mann bestimmt ist, der uns über diese Grenze vom Tod zum Leben geführt hat.
Kapitel 2 zeigt uns, dass die Sicherheit des Glaubens nicht unvorsichtig macht, oder um es anders auszudrücken: Sorglosigkeit ist nicht Glaube. Hier werden zwei Kundschafter nach Jericho ausgesandt. Sie treffen dort auf die Hure Rahab, die sie versteckt, und sie kehren dann wieder zurück.
Wir sehen, dass wahrer Glaube auch nicht tatenlos ist. Die Leute haben sich wirklich Gedanken gemacht: Wie kann ich das, was an Verheißungen da ist, umsetzen? Was muss ich jetzt tun? Wer mich kennt, weiß, dass ich das Wort aus Sprüche 21,31 sehr mag: „Das Pferd wird gerüstet für den Tag der Schlacht, doch die Rettung ist Sache des Herrn.“
Geistliches Leben hat zwei Seiten: Auf der einen Seite das feste Vertrauen darauf, dass Gott handeln wird, und auf der anderen Seite die Bereitschaft, das zu tun, was ich tun kann, um mich vorzubereiten. Wahrer Glaube ist also nicht unvorsichtig und nicht tatenlos.
Wir sollten auch vorsichtig sein, Verheißungen, die Gott in unserem Leben gibt, nicht dazu zu nutzen, um uns aus der eigenen Verantwortung zu stehlen. Jesus wird vom Teufel versucht, und der sagt zu ihm: „Spring doch von der Zinne, denn es steht geschrieben, die Engel werden dich auffangen, du wirst deinen Fuß nicht an einen Stein stoßen.“ Jesus sagt nicht: „Na klar, ich kann mal springen, damit alle sehen, dass die Bibel stimmt.“ Das ist Gott versuchen. Also lasst uns das Wort Gottes nicht missbrauchen.
Kapitel 3: Wir sind immer noch beim Eindringen, noch stehen wir auf der Ostseite des Jordans. Kapitel 3 erzählt die Geschichte, wie das Volk durch den Jordan zieht, vorneweg die Bundeslade. Sie bleibt im Wasser stehen, wieder eine Wand von Wasser, und das Volk zieht durch den Jordan hindurch.
Stellen wir uns kurz vor, was das bedeutet: Eine Generation vorher war in diesem Auftrag gescheitert. Alle, die jetzt durchziehen, haben im Kopf: Mein Vater hätte da durchziehen sollen, aber die Aufgabe war ihm zu groß. Damals waren zehn von zwölf Leuten dagegen, dass sie da reinziehen. Sollten sie das wirklich tun? Können sie die Aufgabe diesmal bewältigen? Werden sie das schaffen? Ist das, was sie erwartet, den Einsatz wirklich wert? Ist das Risiko nicht zu groß? Es könnte doch sein, dass sie auf der anderen Seite Frieden haben, ihre Städte, und dass sie hier auf der Ostseite bleiben könnten. Ist es den Einsatz wert, oder ist das Risiko zu hoch, dass sie dabei alle draufgehen?
Trotzdem sind die Leute durchgegangen. Sie sind ihrem Josua gefolgt und haben es gewagt. Ich möchte die Übertragung von vorhin noch einmal wiederholen: Hier ist eine Krisensituation, in der du dich entscheidest, Josua zu folgen oder zurückzubleiben. Das Volk geht angesichts der kommenden Probleme durch.
Ich denke, dass wir auch als Christen in unserem geistlichen Leben immer wieder vor ähnlichen Entscheidungen stehen. Entscheidungen, bei denen es darum geht, Jesus Herr sein zu lassen, wo er vorangeht wie Josua und sagt: „Komm!“ Und du denkst: „Nee, dahin in die Unsicherheit willst du mich führen? Ich weiß doch gar nicht, was kommt. Jetzt soll ich hier meinen Job aufgeben? Das ist nicht dein Ernst, Gott!“ Und Gott sagt: „Mach das mal. Komm mit, ich habe noch mehr für dich.“
Wir sehen die Probleme, und jeder Israelit damals hätte die Probleme klar sehen können. Sie konnten euch bestimmt die Städte aufzählen und wussten genau, wie viele Riesen dort herumliefen. Aber sie sind mitgegangen.
Wie damals der Glaube eine Krisensituation durchmachen musste, so müssen auch wir in unserem geistlichen Leben solche Situationen durchmachen. Gott sagt: „Ich möchte in deinem Leben nicht nur Retter sein, ich möchte Herr sein. Herr über dein Gedankenleben, deinen Geldbeutel, deine Hobbys, deine Gefühle.“ Und du merkst: „Ich habe echt Angst, jetzt weiterzugehen, ich weiß nicht, was auf der anderen Seite des Jordans kommt.“ Aber so wie Abraham an Moria getestet wurde, so haben hoffentlich auch wir solche Punkte im Leben, wo Gott sagt: „Ich gehe da lang, kommst du mit?“ Und wir dürfen uns entscheiden, ob wir bereit sind, den nächsten Schritt zu wagen oder nicht.
Wenn wir in das verheißene Land einziehen wollen, in das, was Gott für uns hat, dann ist es nötig, dass wir ihm folgen, wohin er uns auch führt. Ich gebe zu, dass die Erfahrung, dass Gott mich zieht, in meinem eigenen Leben keine einmalige Erfahrung war. Es waren Schritte, die mich immer weitergezogen haben, mich fast schon gezwungen haben, zu sagen: „Komm, vertraust du mir noch einen Schritt mehr? Komm, noch einen kleinen Schritt und noch einen.“ Am Ende stehst du da und sagst: „Wow, es bleibt nicht mehr viel, worauf ich mich verlassen kann.“ Und das ist das, was Gott will.
Bevor wir dahin kommen, in Kapitel 4 werden zwei Steinhaufen als Gedenksteine für Gottes Macht aufgerichtet. In Vers 9 heißt es: „Zwölf Steine aber richtete Josua mitten im Jordan auf, an der Stelle, wo die Füße der Priester, die die Bundeslade trugen, gestanden hatten. Dort sind sie noch bis zum heutigen Tag.“ Klar, die konnte auch keiner mehr wegnehmen. Heute bräuchte man dafür wohl einen Sporttaucher.
In Vers 24 des gleichen Kapitels wird erklärt, warum diese Haufen da waren: „Damit alle Völker der Erde erkennen sollen, wie stark die Hand des Herrn ist, damit ihr den Herrn, euren Gott, allezeit fürchtet.“ Zwei Steinhaufen also, deren Ziel die Demonstration von Gottes Macht war.
Jetzt kann man sich fragen: Sind Erinnerungszeichen in unserem Leben eigentlich wichtig? Was würdet ihr sagen? Ist es wichtig, Erinnerungszeichen zu haben, sich an Dinge zu erinnern? Wir haben ja auch komische Erinnerungszeichen, zum Beispiel goldene Ringe, die uns daran erinnern, dass man nicht jeder Frau hinterher schauen soll. Nicht jeder hat so etwas, aber ich habe so etwas.
Was haltet ihr von Erinnerungszeichen im geistlichen Leben? Ist so etwas wichtig? Brotbrechen ist so etwas. Wenn man sich überlegt, was noch für Zeichen es gibt – zum Beispiel biblische Zeichen – dann fällt einem die Taufe ein. Die Israeliten sind in das Wasser hinabgestiegen, um auf der anderen Seite quasi in Neuheit des Lebens wieder herauszukommen.
In Römer 6 heißt es: „Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln.“
Hier ist ein Zeichen, das ein Mensch durchmacht, um zu zeigen: Ich will, so wie Christus gestorben ist, in Neuheit des Lebens wandeln.
Was ist der Kern, wenn wir über Neuheit des Lebens nachdenken? Was ist das eigentlich Neue daran? Könnt ihr das biblisch fassen? Was bewirkt der Heilige Geist? Bleibt mal in alttestamentlicher Terminologie und versucht, das alttestamentlich zu beschreiben: Was macht Gott eigentlich? Versucht mal, die Wiedergeburt alttestamentlich zu beschreiben.
Zum Beispiel: Ein fleischernes Herz wird anstelle eines steinernen Herzens gegeben, das Gesetz wird auf unser Herz geschrieben. Die alten Kanaaniter sind hier noch da, wir sind noch nicht bei dem, was wir einzunehmen haben. Es geht noch um unser Innerstes. Die Beschneidung des Herzens wäre ein anderer Begriff.
Gott will, dass wir ein beschnittenes Herz haben. Er will das Abschneiden des Eigensinns. Daraus entsteht ein empfindsames Herz für seine Gebote, ein Herz, das ihm gerne gehorcht, wo der ganze Eigensinn und Eigenwille abgeschnitten ist.
Das ist genau der Teil, den wir in Kapitel 5 lesen. So wie Kapitel 4 uns vielleicht an die Taufe und das Brotbrechen erinnern mag, so erinnert uns Kapitel 5 mit seiner Beschneidung und dem Passah daran, dass am Anfang eines erneuerten Lebens die Beschneidung steht.
Hier ist es die äußere Beschneidung der Männer, ein Bundeszeichen, das man über Jahrzehnte vernachlässigt hatte. Bei uns ist es die Beschneidung des Herzens, oder wie es in Philipper 3,3 heißt: „Denn wir sind die Beschneidung, die im Geist Gottes dient und sich in Christus rühmt und nicht auf das Fleisch vertraut.“
Also die Beschneidung, die Gott eigentlich will, ist die Beschneidung des Herzens. Sie führt dazu, dass wir gerne Gott dienen, uns gerne in Christus rühmen und nicht in uns selbst. Deshalb vertrauen wir auch nicht auf das Fleisch oder unsere eigenen Möglichkeiten.
Wenn ihr wollt, das sind die Grundlagen dafür, dass wir in unserem geistlichen Leben Siege erringen können: Ein beschnittenes Herz zu haben. Wenn das nicht da ist, wird alles, was jetzt kommt, nicht stattfinden.
Wenn wir über geistliche Siege reden, müssen wir verstehen, was am Anfang jeden siegreichen Lebens steht.
Ich wiederhole noch einmal: Fünf Punkte stehen am Anfang eines siegreichen geistlichen Lebens.
Erstens: Unser Glaube hängt wirklich an dem Führer, den Gott erwählt hat – damals Josua, heute Jesus.
Zweitens: Der Glaube denkt auch nach, er ist nicht dumm oder sorglos. Er orientiert sich an dem, was Gott sagt, und setzt seinen Verstand ein.
Drittens: Glaube wagt das Unmögliche.
Viertens: Glaube erinnert sich an das, was in der Geschichte passiert ist.
Und fünftens: Glaube ist bereit, das eigene Herz zu beschneiden.
Fünf Punkte.
Die Kapitel sechs bis zwölf beschreiben nun den Eroberungsprozess. Wenn man so will, haben wir die Bekehrung im geistlichen Leben bereits hinter uns. Jetzt sind die Menschen gläubig, und es geht darum, wie sie in ihrem eigenen geistlichen Leben das Territorium einnehmen, das Gott ihnen gegeben hat. Es geht darum, wie geistliches Leben eigentlich gelebt wird und wie geistliche Siege errungen werden können.
Ein paar Prinzipien: Das Erste, was uns hier begegnet, ist Jericho. Wer Jericho ein wenig kennt, weiß, dass es eine bekannte Kindergeschichte ist. Die Israeliten ziehen insgesamt dreizehnmal um diese Stadt herum, danach wird geschrien, die Stadtmauern fallen ein, und alles geht gut aus. Jericho ist also eine Geschichte des Sieges.
Was sagt man dazu? Super, genial! Ich glaube auch, dass man Kindern eher die Geschichte von Jericho erzählt als die von Ai, weil sie einfach schöner ist. Jericho bringt uns bei, dass Sieg davon abhängt, nach Gottes Willen zu fragen – das haben die Israeliten getan – und zweitens, dem Willen Gottes zu gehorchen.
Glaubt bloß nicht, dass es für die Israeliten einfach war. Vertraut mit der damaligen Art, Kriege zu führen, sah das erst einmal merkwürdig aus. Man hätte vielleicht gedacht, sie sollten Ramböcke bauen, vielleicht göttlich gesegnete Ramböcke. Aber Gott sagt: Zieh doch einfach mal herum – erst einmal einmal herum, noch einmal herum, noch einmal, und am letzten Tag, damit ihr das auch nicht vergesst, siebenmal herumziehen.
Und du denkst dir: Siebenmal herumziehen, bin ich dann fertig? Was soll ich danach noch machen? Kämpfen? Wie soll das klappen? Aber das ist die Lektion, die wir lernen müssen: Was in den Augen von Menschen ganz dumm aussieht, ist die Weisheit in Gottes Augen. Glauben wir nicht, mit menschlicher Weisheit die Kriege zu führen, die unser Leben bestimmen. Es funktioniert nicht.
Wenn wir geistliche Siege erringen wollen, dann auf der Basis des Wortes Gottes und im Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes. Drittens rechnen wir mit der Wahrheit von Gottes Wort, weil wir einfach wissen: Das mag komisch aussehen, was ich hier tue, aber Gott behält Recht.
Eine zweite Lektion, die nur angedeutet ist, ist, dass man, um ein siegreiches geistliches Leben führen zu können, Sünde hassen muss. Jetzt wirst du fragen: Wo steht das denn? Nun, die Israeliten mochten die Kanaaniter nicht. Das steht nicht so deutlich drin, aber ich will euch eines sagen.
Du stehst am Montagmorgen auf und denkst: Was ist heute an? Ja, wir ziehen heute um Jericho. Na wunderbar! Du ziehst einmal um Jericho und denkst dir: Schöne Stadt, nett, nett, toll. Am Dienstag ziehst du um Jericho und sagst: Hab ich schon mal gesehen. Am Mittwoch sagst du dir: Na, hoffentlich ist es morgen vorbei. Am Donnerstag denkst du: Wenn ich noch einmal um diese blöde Stadt ziehen muss, habe ich echt keinen Bock.
Du schaust dir diese Steine an und denkst: Ich bin gegen diese Stadt. Am Freitag ziehst du um Jericho und kannst die Stadt schon nicht mehr sehen. Am Samstag ziehst du um Jericho und denkst dir: Was soll das, diese blöde Stadt, wenn sie nur weg wäre. Merkst du jetzt, so langsam kommt da eine Abneigung.
Und am Sonntag: Heute ziehen wir siebenmal um Jericho. Ja, das ist die große Herausforderung. Du gehst um diese Stadt, schlurfst herum, schaust dir jeden Stein an und sagst: Ich hasse dich. Wenn es dich nicht gäbe, müsste ich hier nicht laufen. Du ziehst um diese Stadt und innerlich bist du dagegen.
Ich sage dir eins: Lasst uns gegen Sünde sein. Lasst uns wirklich gegen Sünde sein. Das ist wichtig.
In Kapitel sieben begegnen wir Achan. Ich habe eine Frage am Rand: In Braun wird es jetzt gar dreizehnmal gewesen sein, keine Ahnung. Vielleicht bekommt man noch etwas mehr Klarheit, aber ich habe keine wirkliche Erklärung dafür.
Achan: Eben noch der Sieg, alle feiern, sind begeistert, super, auf zum nächsten Schlag, komm, so etwas wollen wir wieder erleben. Und dann der Reinfall. Und nicht nur ein Reinfall, das war diese Stadt Ai, die im Vergleich zu Jericho ein Klacks ist. Wer Jericho schlägt, nimmt Ai so nebenbei mit, da muss man sich gar nicht groß drum kümmern.
Und man sieht es auch: Sie gehen ganz locker ran. Und dann eine Niederlage. Du denkst: Au backe, was ist denn jetzt los? Das menschliche Herz sucht ja ganz schnell die Fehler erst einmal bei Gott. Das machen die Israeliten hier auch. Bevor man nach innen schaut, fragt man erst einmal: Vielleicht hat ja Gott einen Fehler gemacht.
Ein Prinzip, das ihr auch in den Sprüchen findet, ist ein Spruch, den man auswendig lernen sollte: Sprüche 19,3. Dort heißt es: „Die Narrheit des Menschen führt ihn in die Irre, aber auf den Herrn ist sein Herz wütend.“ Das passiert hier.
Aber irgendwann merken sie dann: Hm, da muss doch irgendwo der Fehler bei uns liegen. Sie finden Achan. Welche Lektion lernen wir daraus? Wir sind immer noch bei der Frage, was siegreichen Glauben auszeichnet.
Wir haben schon gesehen, dass siegreicher Glaube bei Jericho möglich ist – irgendwie mit dem Wort Gottes, wenn man ganz eng dran bleibt. Hier ist die zweite Lektion: Siegreicher Glaube braucht, dass man Sünde richtet und wegtut. Solange wir Sünde in unserem Leben dulden, werden wir keine Siege davontragen.
Vielleicht ist das kein neuer Gedanke, aber wenn wir in unserem geistlichen Leben nicht vorankommen, wenn wir merken, dass wir permanent nur Fehlschläge landen – und ich meine hier nicht den Beruf, sondern das geistliche Leben – dann können wir erst einmal davon ausgehen, dass der Fehler nicht bei Gott liegt, sondern bei uns. Wir können uns überlegen, wo wir etwas falsch machen.
So wie die Israeliten dazu kamen, erleben wir im Kapitel acht das genaue Gegenteil. Nachdem Sünde gerichtet ist – und das ist das Schöne daran – kommt in Kapitel acht die Eroberung von Ai. Es kommt der Bau eines Altars und die Lesung des Gesetzes. Da ist dann die neue Kraft da.
Geistliches Leben ist dann ganz einfach: Ich muss wirklich nur Gott gehorsam sein. Ja, aber – und das Aber hinter dem Ja finden wir in Kapitel neun.
Kapitel neun ist eine der Geschichten, die ein bisschen umstritten ist. Ich werde gleich noch sagen, warum. Aber ich werde es erst einmal klassisch auslegen.
Wir treffen hier auf die Gibeoniter. Die Gibeoniter wohnen ganz in der Nähe und haben mitbekommen, dass die Israeliten alle umbringen wollen. Die Gibeoniter waren keine kleine Macht, das waren eigentlich kräftige Leute. Aber sie waren schlau und wussten, dass es keinen Sinn hat, sich mit den Israeliten anzulegen.
Sie probieren es mit einer List: Damit die Israeliten sie nicht umbringen, schließen sie einfach einen Bund mit ihnen. Sie haben sich ganz alt und dreckig angezogen und sich trockenes Brot eingepackt. Sie sind aufgetaucht – wie gesagt, sie wohnten nur um die Ecke – und taten so, als wären sie Wochen und Monate unterwegs gewesen.
Sie sagten: „Ja, wir würden gern mit euch einen Bund schließen. Als wir losgezogen waren, waren alle unsere Sachen noch frisch, aber jetzt seht ihr, wie wir hier aussehen.“ Die Israeliten haben ihnen das abgenommen und einen Bund geschlossen.
Was lernen wir daraus? Wir lernen, dass geistlicher Kampf nicht nur eine Frage des Gehorsams ist, sondern auch etwas mit Weisheit zu tun hat. Weisheit, die wir bekommen, indem wir Gott fragen.
Ihr kennt dieses Wort aus Jakobus 1: Wenn jemandem Weisheit mangelt, der bittet Gott. Hier wurde das nicht getan. In Josua 9,14b heißt es: „Den Mund des Herrn aber befragten sie nicht.“ Das schien ihnen so offensichtlich zu sein: „Ja, diese Leute sehen so aus, als wären sie schon ein paar Wochen unterwegs. Logisch, da müssen wir Gott nicht fragen, ist doch offensichtlich.“
Ja, aber das Einzige, was offensichtlich war, ist, dass sie reingelegt worden sind. Wir wissen, dass der Teufel sich verstellen kann, um uns hereinzulegen, als ein Engel des Lichts (2. Korinther 11). Seine Diener verstellen sich sogar als Apostel.
Wir merken hier: Die Soldaten einer Stadt wie Ai waren leichter zu besiegen als diese Bettler aus Gibeon. Die kamen so daher, und man denkt: Die wollen nichts zu befürchten, ganz harmlose Leute, mit denen können wir einfach einen Bund schließen. Am Ende hatten sie es geschafft. Dann waren sie drin, und plötzlich gab es einen Bundesschluss, aus dem sie nicht mehr zurückkonnten. Gott macht ihnen Vorwürfe.
Ich möchte noch eine zweite Ebene zeigen. Das ist die eine Seite: Wir brauchen Weisheit. Die andere Seite ist, dass Rahab Hochverrat begangen hat. Warum? Weil sie geglaubt hat, oder?
Was wollten eigentlich die Gibeoniter erreichen? Dass sie nicht umgebracht werden. Eigentlich das Gleiche wie Rahab. Ich möchte die Gibeoniter nicht nur schlecht dastehen lassen, darum geht es mir jetzt.
Ich denke, dass sie Israel reingelegt haben, und das darf man im Umgang mit dem Teufel lernen. Aber die andere Seite ist auch die Frage: Warum haben wir uns eigentlich bekehrt? Waren unsere Motive nur edel und rein? Haben wir uns nur zur Ehre Gottes bekehrt, damit sein Lob vermehrt wird? Oder hatten wir auch so ein bisschen das Gefühl, wir sind Kinder des Zorns und es ist vielleicht irgendwie sinnvoll, auf irgendeine Weise mit diesem Gott Frieden zu schließen?
In meinem Fall war es so, das gebe ich zu: Ich fühle mich wesensverbunden mit den Gibeonitern. Ich wollte auch nicht in die Hölle, und das war mein Motiv.
Insofern sind Rahab und diese Gibeoniter ein Hinweis darauf, dass Menschen, die nicht zum Volk Israel gehören, doch in die Gemeinschaft mit dem Volk Israel kommen. Spätestens bei Rahab, die dann Ururgroßmutter von David wird – oder Ururgroßmutter, ich weiß es nicht genau – und die auch im Stammbaum von Jesus auftaucht, wird das ganz deutlich.
Gott streckt sich zu den Heiden aus und lässt die Heiden dazu.
Noch ein kleiner Punkt: Kapitel zehn bis zwölf beschreiben dann die Kriegszüge, den letzten Punkt beim Thema Erobern. Es sind verschiedene Kriegszüge, die hier beschrieben werden.
Kapitel sechs bis neun beschreiben den Angriff auf das Kernland, hauptsächlich auf Städte wie Jericho in dieser Größenordnung. Kapitel zehn beschreibt einen südlichen Feldzug, und Kapitel elf einen nördlichen Feldzug.
Die Lektion, die wir daraus lernen können, ist einfach: Glaube, der sich an geistliche Prinzipien hält, ist unbesiegbar.
Das liest sich vielleicht an manchen Stellen ein bisschen langweilig, aber das ist wohl die Lektion dahinter, wenn wir wie in Kapitel zwölf die Liste der besiegten Könige lesen.
Eine kurze Zusammenfassung der geistlichen Prinzipien aus dem zweiten Teil: Wodurch wird geistliches Leben siegreich? Erstens dadurch, dass es gehorsam ist – das ist Jericho. Zweitens, dass es sich nicht durch Sünde kraftlos machen lässt, wie bei Ai.
Drittens: Wenn das geschieht, findet es neue Kraft durch Bekennen und Wegtun von Sünde. Viertens: Es sucht Gottes Weisheit und Weisung. Und fünftens: Es kann dann einfach nicht mehr gestoppt werden.
Wir machen an dieser Stelle eine kurze Pause, dann folgt der letzte Teil. Okay, machen wir weiter.
Der letzte Teil von Kapitel 13 bis 24 trägt die Überschrift „Die Einnahme“. Geistliches Leben besteht nicht nur aus Kämpfen, und das ist auch gut so. Es bedeutet vielmehr, dass man im übertragenen Sinn geistliches Land besetzt und einnimmt. Man sorgt dafür, dass das, was Gott einem an Möglichkeiten gegeben hat, genutzt wird.
Ihr werdet lesen, wie das Verteilen des Landes hauptsächlich durch das Los geschieht. Wenn etwas durch das Los geschieht, ist das erstens eine sehr unparteiische Sache und zweitens nicht unbedingt gerecht. Das werdet ihr auch merken, wenn ihr euch die Ländereien anschaut: Sie sind unterschiedlich groß. Diese Methode erhält Gottes Souveränität voll und ganz. Es ist unparteiisch, und Gott kann machen, was er will – und das tut er auch. Nicht jeder Stamm bekommt dasselbe. Aber man kann nicht sagen: „Ich habe doppelt so viel, ich hätte gern doppelt so viel Quadratkilometer.“ So funktioniert das nicht.
Keiner der Stämme konnte sich sein Gebiet aussuchen, nach dem Motto: „Ich möchte gern in den Bergen bei Ephraim wohnen, also in diesem Gebirge.“ Das war nicht möglich. Dieses Prinzip wiederholt sich auch in unserem Leben, zum Beispiel bei den Geistesgaben und auch bei den natürlichen Gaben. Wir konnten uns das nicht aussuchen. Aber das, was wir bekommen haben – nehmen wir mal die geistlichen Gaben –, das verpflichtet uns. Und das sollen wir in seiner Gänze einnehmen. Wir sollen etwas daraus machen.
Ihr kennt das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden: Du bekommst etwas, vielleicht etwas anderes als dein Nachbar, und du hast dir das auch gar nicht ausgesucht. Das ist egal. Mach das Beste daraus. Treibe den Sieg so weit, wie es irgendwie geht.
Die zweite Lektion ergibt sich aus einer scheinbaren Kontroverse. Schaut mal in Josua 11,23: „Und so nahm Josua das ganze Land ein, ganz wie der Herr zu Mose geredet hatte.“ Hier steht, Josua hat das ganze Land eingenommen. Wir würden aufstehen und klatschen und sagen: „Super, Hurra!“ – wenn da nicht in Kapitel 13, Vers 1 fast das Gegenteil stünde: „Als nun Josua alt und hochbetagt war, da sprach der Herr zu ihm: ‚Du bist alt geworden und bist hochbetagt, und sehr viel Land ist noch übrig, das in Besitz genommen werden muss.‘“
Man denkt jetzt: Endlich mal ein Widerspruch in der Bibel. Josua scheint schon so alt geworden zu sein, dass er nicht mehr weiß, was er sagt. Hier schlägt der biblische Alzheimer zu, denn ein Kapitel vorher hat er noch davon gesprochen, dass er alles Land eingenommen hat. Was jetzt, Josua? Hast du alles eingenommen oder gibt es noch viel einzunehmen?
Die Lösung ist relativ einfach: Josua hat in der Tat den entscheidenden Schlag gegen das Land geführt. Er hat alle Schlüsselstädte besiegt und alle bestehenden Allianzen zerbrochen. Das Land lag rein militärisch und strategisch betrachtet offen da. Ja, es gab noch Feinde im Land, die es zu besiegen galt, aber das waren keine großen Sachen mehr. Im Vergleich zu dem, was militärisch hinter ihnen lag, war das Land besiegt.
Jetzt tritt Josua zurück und sagt: „Ihr seid dran. Nehmt ihr bitte jetzt euer Gebiet ganz ein, Dorf für Dorf, Stadt für Stadt, was noch übrig ist.“ Genau das ist es, was Jesus getan hat. Schlagen wir jetzt Johannes 16,11 auf: „Von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ Jesus hat den entscheidenden Schlag geführt. Er hat die Schlüsselstellungen des Feindes zerrissen und die Allianzen aufgebrochen.
Und jetzt kommt er, unser geistlicher Josua, und spricht zu uns: „So, aber da gibt es noch ein paar Dinge einzunehmen, und die möchte ich gerne, dass ihr einnehmt, dass du in deinem Leben, in jedem Detail deiner Existenz den Sieg, den Christus am Kreuz erworben hat, vollkommen machst.“
Da sind wir wieder bei den Dingen, die ich vorhin aufzählte. Jeder hat so seine Schwachstellen. Ich werde euch meine nicht sagen, aber ich habe sie. Und ihr habt sie auch. Bei dem einen ist es vielleicht die Liebe zu einem Gegenstand, zu einer Person, zu einer Idee, was er gerne wäre oder wie er gerne wäre, vielleicht ist es sein Hobby oder sonst etwas. Es gibt tausenderlei Dinge. Jetzt gilt es, diesen Bereich einzunehmen und zu sagen: Hier werde ich die Herrschaft Christi aufrichten. Hier werde ich nicht zulassen, dass der Teufel länger darüber herrscht. Das kann dein Geldbeutel sein, dein Gedankenleben, dein Gefühlsleben, deine Träume oder sonst etwas.
Diese zwei Prinzipien zum Kapitel 13 bis 24, wenn es um die Landeinnahme geht, vorneweg: Gott gibt, wie er will. Wir haben ihn nicht gefragt, er hat uns nicht gefragt, er hat uns einfach das gegeben, was für uns am besten ist. Und wir dürfen es jetzt nutzen, und wir müssen etwas daraus machen.
Zweitens: Gott will, dass wir den Sieg, den er am Kreuz vollbracht hat, in unserem Leben Realität werden lassen – in allen Bereichen. Seid sicher, dass das, was in 1. Korinther 10,13 steht, auch für unser Leben gilt: Keine Versuchung hat euch ergriffen außer der, die menschlich ist, und Gott wird auch einen Ausweg schaffen. Seid ganz sicher. Auch wenn die Versuchung des Teufels so hart sein kann, dass du denkst, „Ich kann nicht mehr“, doch, du kannst noch. Du kannst in der Kraft Christi an der Stelle überwinden.
Diese Prinzipien, die ich euch eben genannt habe, werden auf das Land angewandt, und zwar in den Kapiteln 13 bis 19. Ich bereite euch schon mal darauf vor, dass das Kapitel sind, bei denen ihr vielleicht beim Lesen ein bisschen stöhnt, weil ihr vielleicht noch nie in eurem Leben so viele Namen von Städten und Dörfern hintereinander gelesen habt. Aber nach Kapitel 19 ist damit auch Schluss. Die meisten Namen von Städten und Dörfern sind nicht mehr erhalten, so dass man später gar nicht mehr genau schauen kann, wo sie tatsächlich lagen.
In einem guten Bibelatlas kannst du einen Großteil der Orte noch nachvollziehen. Ich denke, eine der Aufgaben war auch, dass man das nachzeichnet – zumindest den Grenzverlauf. Du wirst einen Großteil wiederfinden, denke ich. Bei vielen ist sicherlich unklar, ob sie genau dort lagen, wo sie im Bibelatlas eingezeichnet sind.
Kapitel 20 – ihr lest kapitelweise, wie diese Prinzipien, die wir eben hatten, dieses unparteiische Verteilen per Los, passieren. Ein Stamm nach dem anderen bekommt sein Erbteil. Welcher Stamm wird kein Erbteil bekommen? Wisst ihr das? Levi sowieso, da kommen wir noch hin. Aber außer Levi?
Ein weiterer Stamm hat die Verheißung, dass er kein Gebiet bekommt. Das ist eine Frage für euch. 1. Mose 49. Wie bitte? Simeon. Das ist ein extra Punkt. Ja, in 1. Mose 49 steht das. Ihr erinnert euch an den Segen Jakobs über seine Söhne. Da heißt es über Simeon:
„Die Brüder Simeon und Levi, Werkzeuge der Gewalt, sind ihre Waffen. Meine Seele komme nicht in ihren geheimen Rat, meine Ehre vereinige sich nicht mit ihrer Versammlung, denn in ihrem Zorn erschlugen sie den Mann, in ihrem Mutwillen lähmten sie den Stier. Verflucht sei ihr Zorn, weil er so gewalttätig, und ihr Grimm, weil er so grausam ist. Ich werde sie zerstreuen in Jakob und sie zerstreuen in Israel.“
Was hatten sie getan? Richtig, Dina war vergewaltigt worden, und sie haben die ganze Stadt dafür vernichtet. Ihr könnt mal schauen, wer sich im Krieg befand. Das ist auch interessant. Simeon wird zerstreut in Juda, und der zweite ist Levi. Wenn ihr beide anschaut: Im ersten Buch Mose sind sie beides Werkzeuge der Gewalt. Der eine bleibt unter dem Zorn, seine Zerstreuung ist ein Ausdruck für den Zorn Gottes. Der zweite wird auch zerstreut, aber wisst ihr warum? Kommen wir gleich dazu.
Zunächst zu den Zufluchtsstätten in Kapitel 20. Nachdem diese ganze Verteilung geschehen ist, werden sechs Zufluchtsstädte benannt. Wozu waren diese Zufluchtsstädte da? Für den Totschläger, das heißt für Menschen, die – ich will es vorsichtig formulieren – aus Versehen jemanden umgebracht hatten.
Um diese Menschen vor der Blutrache zu schützen, wurden Städte bestimmt, in die man fliehen konnte vor dem Bluträcher. Dort musste der Fall dann behandelt werden. Wenn es wirklich so war, wie der Totschläger sagte, nämlich dass er kein Mörder, sondern nur ein Totschläger war, durfte er dort bleiben. Wann durfte er wieder zurück? Nach dem Tod des Hohenpriesters.
Das heißt, wenn der Hohepriester stirbt, ist die Schuld weg – auch die Schuld, die man nicht tun wollte.
Von den 48 Levitenstädten, die es insgesamt gibt, werden sechs als Zufluchtsstädte benannt. Wenn wir darüber nachdenken, dass wir den Raum einnehmen in unserem Leben, den Gott uns gibt, auf der Basis der Möglichkeiten, die Gott uns bereitstellt, dann dürfen wir, wenn wir an die Zufluchtsstätten denken, auch mit uns selbst nachsichtig sein.
Du magst gläubig sein, hingegeben und bereit, alles für den Herrn einzusetzen, und doch lebst du in einem Körper, der beschränkt ist, mit einem begrenzten Gedächtnis. Du lebst in einer Welt, in der dir Dinge passieren, die du eigentlich gar nicht wolltest.
Diese Zufluchtsstätten sind ein Bild dafür, dass es im Hinblick auf die Sünden, die wir eigentlich gar nicht tun wollten, aber die doch in unserem Leben sind – ich nenne sie mal Fehler – eine Lösung gibt. Sie bleiben schlecht, aber es sind Fehler. Es ist nicht das, wo du mit erhobener Hand sagst: „Jetzt bin ich gegen Gott.“ Sondern es sind Dinge, die passieren, über die du dich ärgerst, dass sie passiert sind.
Wir dürfen wissen, dass es für diese Dinge eine Lösung gibt. Wir haben heute keine Zufluchtsstadt mehr – unsere Zuflucht hat einen Namen, nämlich Jesus. Unsere Zuflucht ist das Bekennen der Schuld beim Herrn, wo wir uns zu ihm flüchten und die Sache mit ihm klären.
Deshalb ist es wichtig, wenn wir geistliches Land einnehmen, dass wir immer wieder wissen: Für unsere Schuld gibt es einen Zufluchtsort, zu dem wir hingehen können. Und es gilt nach wie vor, was in 1. Johannes 1,8 steht: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ So ist es.
Dann kommen die Levitenstädte. Simeon zerstreut, Levi zerstreut. Simeon zerstreut – das ist ein Ausdruck des Zorns Gottes. Levi zerstreut – ist das auch ein Ausdruck für Gottes Zorn? Warum ist Levi zerstreut? Zum Dienen.
Und jetzt überlegen wir mal, was das bedeutet. Ich habe ein großes Gebiet, wo Israel wohnt, und mittendrin 48 Städte, da wohnen Leviten. Was war die Aufgabe der Leviten? Fritz, du hast schon gesagt: Dienen. Wo dienen sie? Im Tempel beziehungsweise am Heiligtum. Den Tempel gab es ja noch nicht, das Heiligtum stand zu der Zeit in Silo.
Dort mussten Opfer gebracht werden. Was war noch ihre Aufgabe? Beten ist für mich auch Dienst am Heiligtum, ebenso Gott loben. Aber es gab noch andere Aufgaben. Richtig, das Gesetz zu lehren und Gericht zu sprechen. Wenn man Rechtsstreitigkeiten hatte, wandte man sich auch an sie.
Jetzt versuchen wir uns vorzustellen: Was bedeutet es, wenn ich so ein Land habe und überall dazwischen diese Städte? Es ist Gottes Vorsehung dafür, wie der Glaube im ganzen Land erhalten bleibt. Ihr werdet sehen, wenn ihr weiterlest, dass der Glaube sich sehr schnell in Götzendienst verwandelt. Aber eigentlich wäre das nicht nötig gewesen, denn überall im Land gab es Leute, die die Aufgabe hatten, den Glauben am Leben zu erhalten.
Ihre Aufgabe wäre es gewesen, von ihren Städten aus das Wort Gottes zu lehren, durch die Gegend zu ziehen und in ihrer unmittelbaren Umgebung das zu lehren, was Gott für sein Volk hatte. Sie sollten mit Begeisterung zum Tempel oder Heiligtum gehen, dort opfern und mit dieser Begeisterung wieder nach Hause kommen.
Dann sollten sie ihre heiligende Erfahrung mit anderen teilen und so im ganzen Land eine ständige Präsenz von Gottes Nähe, Gottes Heiligkeit und Gottes Gesetz schaffen. Das wäre ihre Aufgabe gewesen.
Wenn ihr am Ende vom Buch Richter ankommt, werdet ihr sehen, dass sie dieser Aufgabe nicht nachgekommen sind. Deshalb handeln die Levitenstädte, wenn wir über die Einnahme geistlichen Territoriums nachdenken, davon, wie Glaube bewahrt wird.
Glaube ist nichts, wo man sagt: „Ich habe einmal geglaubt, wunderbar, und dann geht das schon irgendwie.“ Glaube ist etwas, das bewahrt werden will. Gott hat Vorkehrungen dafür getroffen, dass dieser Glaube lebendig erhalten bleibt.
Wo kommt Glaube eigentlich her? Einfach von der Bibel? Ja, aber genauer: Er kommt von Gott. Es gibt einen Vers, der sagt, wo Glaube herkommt: „Der Glaube aber kommt aus der Predigt, die Predigt aber aus dem Wort Christi.“ Genau das war eine der Aufgaben der Leviten: zu predigen, durch die Lande zu ziehen und immer wieder zu sagen, was Gott eigentlich will.
Natürlich habt ihr Recht, Glaube entsteht auch aus der Beschäftigung mit Gott. Denn Predigt will in uns nicht nur theoretisches Wissen wecken, sondern eine Sehnsucht nach Beziehung. Das wäre eigentlich die Aufgabe der Leviten gewesen: durch die Gegend zu ziehen und ihre persönliche Begeisterung für Gott, ihr Wissen über Gott permanent weiterzugeben.
So hätten sie überall tröpfchenweise, wir würden heute sagen, eine Massenbewegung für Gott schaffen sollen. So wie Greenpeace sagt, dass wir global denken und lokal handeln sollen. Das wären hier die „lokal Handelnden“ gewesen.
Von jedem dieser Städte ausgehend hätte sich eine Begeisterung für Gott entwickeln sollen – durch die Predigt. Aber es ist nicht dazu gekommen.
Wir können an dieser Stelle lernen, dass wir, wenn wir unser Land einnehmen wollen, Vorsorge treffen müssen, dass Glaube bewahrt bleibt. Für uns bedeutet das ganz einfach, dass wir die Gemeinschaft mit den Geschwistern nicht vernachlässigen, dass wir uns wann immer möglich mit Gottes Wort beschäftigen, dass wir bereit sind, das Evangelium zu predigen und die Waffenrüstung Gottes anzulegen.
Wir sollen all diese guten Dinge tun: Bibellesen, Studieren, Beten, Fasten und was sonst noch alles Gutes in der Bibel steht.
Kapitel 22: Fast fertig. Zweieinhalb Stämme ziehen nach Hause – das sind die Rubeniter, die Gaditer und ein halber Stamm von Manasse. Warum ziehen sie nach Hause? Weil sie ihr Erbteil schon hatten. Sie waren mit dem zufrieden, was sie außerhalb des verheißenen Landes bekommen hatten.
Sie mussten aber mit in den Krieg, und jetzt war der Krieg vorbei, und sie durften nach Hause. Auf ihrem Weg zurück am Jordan errichteten sie einen Altar. Die anderen Stämme bekommen das mit und sind absolut entsetzt. Sie denken, dieser Altar wäre ein Zeichen dafür, dass diese zweieinhalb Stämme nichts mehr mit Gott zu tun haben wollen.
Es bricht fast ein Krieg aus, der nur dadurch gestoppt werden kann, dass die zweieinhalb Stämme deutlich machen: „Nein, nein, das ist genau das Gegenteil. Wir haben diesen Altar nur aufgerichtet, damit alle sehen können, dass wir ein Volk sind, dass wir zusammengehören.“
Es ist genau das Gegenteil von dem, was die anderen dachten. Nicht ein Zeichen dafür, dass sie sich von Gott abkehren, sondern ein Zeichen dafür, dass sie dazugehören.
Ihr werdet die Geschichte lesen und vielleicht denken: Na ja, gar nicht so schlechte Idee. Eigentlich doch ganz gut gemeint, oder? So ein äußeres Zeichen dafür, dass wir ein Volk sind.
Aber wenn ihr länger darüber nachdenkt, werdet ihr feststellen: Eigentlich ist das unnötig. Warum war das unnötig, so ein Zeichen aufzurichten? Gott hatte es eh genau so gewollt. Es war nicht nur unnötig, sondern Gott hat überhaupt nichts dazu gesagt. Kein Wort darüber, dass Gott so einen Altar haben wollte. Es war reine Menschenerfindung.
Aber wodurch hätten sie ihre Einheit demonstrieren können? Indem sie zum Heiligtum gegangen wären. Wie oft im Jahr? Dreimal! Jeder Mann sollte dreimal im Jahr zum Heiligtum gehen, nämlich zu den Festen: Passa, Pfingsten, Laubhütten – wobei Pfingsten damals noch nicht so hieß.
Wenn die Männer dieser zweieinhalb Stämme das gemacht hätten – zigtausend Männer, die dreimal im Jahr über den Jordan ziehen und wieder zurück – dann wäre alles klar gewesen. Du brauchst keinen Steinhaufen.
Wenn dein Lebensstil zeigt, dass du dazugehört, brauchst du nichts Äußerliches. Wenn innen drin alles in Ordnung ist und du sagst: „Ich werde eh in einem Vierteljahr wieder hier sein“, dann brauchst du nichts Äußerliches.
Deshalb lesen wir hier eine Lektion über Einheit – über echte Einheit und falsche Einheit. Echte Einheit ist nicht etwas Äußerliches, sondern etwas Innerliches. Man kann Einheit weder durch Äußerlichkeiten schaffen noch bewahren.
Wer in die gegenwärtige Politik der verschiedenen Kirchen hineinschaut, wird merken: Wir sind gerade wieder dabei, eine äußerliche Einheit zu schaffen. Man will wieder eins werden, eine große Kirche schaffen, am besten durch ein äußerliches Zeichen, zum Beispiel ein gemeinsames Glaubensbekenntnis.
Dieses gemeinsame Glaubensbekenntnis könnte lauten: „Jesus ist der Herr.“ Das ist das gemeinsame Glaubensbekenntnis des Ökumenischen Rates der Kirchen aus den fünfziger Jahren. „Jesus ist der Herr, und dahinter versammeln wir uns alle.“
Und du denkst dir: Irgendwie ist da etwas faul. Ja, es ist etwas faul, weil es nur eine äußerliche Einheit ist, keine innerliche Einheit. Innerliche Einheit wird durch einen gemeinsamen Lebensstil definiert, durch gemeinsame Erfahrungen mit demselben Gott und durch nichts anderes.
Wenn diese Leute damals geistlichen Lebensstil praktiziert hätten und dreimal im Jahr zum Heiligtum gegangen wären, hätten sie sich die Mühe mit dem Altar sparen können. Weil sie das nicht taten, waren es die ersten Stämme, die verschleppt wurden – noch vor allen anderen.
Kapitel 23 und 24: Josuas Abschied. Josua weiß um die Probleme, die vor den Israeliten liegen, und er gibt ihnen zum Abschied drei Prinzipien mit auf den Weg, die sie geistlich am Leben halten. Und zwar Kapitel 23, Verse 6, 7 und 8 bis 11.
Ich lese euch die Stellen noch einmal kurz vor und fasse dann den letzten Abschnitt zusammen:
23,6: „So haltet denn ganz fest daran, alles zu befolgen und zu tun, was in dem Buch des Gesetzes Moses geschrieben ist, dass ihr nicht davon abweicht, weder zur Rechten noch zur Linken.“
Ich glaube, man kann es nicht oft genug betonen: Unsere Nähe zum Wort Gottes entscheidet darüber, wie viel geistliches Land wir einnehmen.
Vers 7: „Damit ihr nicht in diesen Nationen aufgeht, in denen die bei euch übrig geblieben sind. Den Namen ihrer Götter sollt ihr nicht nennen, ihr sollt nicht bei ihnen schwören, ihr sollt ihnen nicht dienen und ihr sollt sie nicht anbeten.“
Hier steht, geistliches Leben hängt auch daran, dass wir uns nicht vermischen mit der Welt. Und jeder, der jetzt Sorge hat, dass ich Evangelisation untergraben möchte, dem möchte ich sagen: Auf keinen Fall. Aber was klar sein muss, ist: Wir sind nicht von dieser Welt, wir sind in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt.
Wir vermischen uns nicht mit ihren Prinzipien, nicht mit ihren Idealen, nicht mit ihren Hoffnungen. Damit haben wir nichts zu tun. Wir sind ganz anders und wollen auch ganz anders bleiben, weil unser geistliches Leben davon abhängt.
Wenn die Welt sich in unser Leben einschleicht, schmeißt sie uns raus.
Der letzte Punkt, vielleicht der entscheidende schlechthin: „Sondern dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr anhängen, so wie ihr es getan habt bis zum heutigen Tag. Der Herr hat große und starke Nationen vor euch vertrieben, ihr aber, niemand hat vor euch standgehalten bis zum heutigen Tag.“
Vers 11: „So achtet um eures Lebens willen genau darauf, den Herrn, euren Gott, zu lieben.“
Die Nähe zum Wort, die Trennung von der Welt und die Liebe zu Gott – das sind die drei Prinzipien, die ein fast toter Josua seinem Volk damals mitgibt, so aktuell wie heute.
Kurze Zusammenfassung: Auf unserem Weg durchs Leben nehmen wir geistliches Land ein. Wir sollen das einnehmen, was Gott uns gibt. Das kann unterschiedlich sein, da, wo jeder hingestellt wird, mit der Ausrüstung, die Gott ihm anvertraut.
Wir sollen nicht vergessen, wer unser Schutz ist – auch wenn wir sündigen, ist es immer Christus. Wir sollen uns vom Segen des Heiligtums durchdringen lassen, eng an dem festhalten, was Gott für uns bereithält, auch durch den Dienst anderer.
Nutzt Predigtkassetten, nutzt die Gemeinschaft der Gemeinde – das ist absolut wichtig, wir leben davon. Wir sollen Einheit leben, nicht äußerlich, sondern innerlich. Sie gehört zum geistlichen Leben dazu.
Und dann das letzte: Gottes Wort festhalten, Böses meiden und Gott lieben. Wenn wir das tun, werden wir geistliches Land einnehmen – nicht nur erobern, sondern auch halten.
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