Mir wurde bereits in den ersten Lebensjahren die Liebe zum Alten Testament vermittelt. Deshalb enthalten auch die Texte dieser Reihe Passagen aus dem Alten Testament.
Diese Texte helfen uns, den Glauben durch ihre anschauliche Erzählweise im Leben darzustellen.
Die Bedrohung von Jabesch und die Reaktion Sauls
Es zog aber herauf Nachas, der Ammoniterkönig, und belagerte Jabesch in Gilead. Alle Männer von Jabesch sprachen zu König Nachas: Schließe einen Bund mit uns, so wollen wir deine Untertanen sein. Sie zeigten damit die Bereitschaft zur Aussöhnung bis zur totalen Selbstpreisgabe, wenn nur ein Waffenstillstand herrscht.
Aber der Ammoniter antwortete ihnen: Das soll der Bund sein, den ich mit euch schließen will, dass ich euch allen das rechte Auge aussteche und damit Schmach über ganz Israel bringe. Die Bibel ist so nüchtern, indem sie beschreibt, wie brutal die Weltgeschichte verläuft.
Da sprachen die Ältesten von Jabesch zu ihm: Gib uns sieben Tage, damit wir in das ganze Gebiet Israels senden können. Wenn dann niemand da ist, der uns rettet, wollen wir zu dir hinausgehen.
Da kamen die Boten nach Gibeah, Sauls Stadt, wo Saul noch seinen Bauernhof hatte und seiner täglichen Arbeit nachging. Sie sagten diese Worte vor den Ohren des Volkes. Das ganze Volk erhob daraufhin seine Stimme und weinte.
Und siehe, da kam Saul vom Feld hinter den Rindern her und fragte: Was ist mit dem Volk, dass es weint? Da berichteten sie ihm die Worte der Männer von Jabesch.
Da geriet der Geist Gottes über Saul, als er diese Worte hörte, und sein Zorn entbrannte sehr. Er nahm ein paar Rinder, zerstückelte sie und sandte die Teile durch die Boten in das ganze Gebiet Israels. Er ließ sagen: Wer nicht mit Saul und Samuel auszieht, dem soll man ebenso mit seinen Rindern tun.
Da fiel ein erschreckendes Herrschen auf das Volk, sodass sie auszogen wie ein Mann. Saul musterte sie bei Bezek. Von Israel waren dreihunderttausend Mann und von Juda dreißigtausend.
Er sagte den Boten, die gekommen waren: So sagt den Männern von Jabesch in Gilead, morgen soll euch Hilfe werden, wenn die Sonne beginnt, heiß zu scheinen.
Als die Boten heimkamen und das den Männern von Jabesch verkündeten, wurden diese froh. Die Männer von Jabesch ließen den Ammonittern sagen: Morgen wollen wir zu euch hinausgehen, damit ihr mit uns alles tut, was euch gefällt.
Am anderen Morgen teilte Saul das Volk in drei Heerhaufen. Sie kamen ins Lager um die Zeit der Morgenwache und schlugen die Ammoniter, bis der Tag heiß wurde.
Die Übriggebliebenen wurden zerstreut, so dass von ihnen nicht zwei beieinander blieben.
Da sprach das Volk zu Samuel: Wer sind die, die gesagt haben, Saul solle nicht über uns herrschen? Gebt sie her, die Männer, damit wir sie töten.
Saul aber sprach: Es soll an diesem Tag niemand sterben, denn der Herr hat heute Heil gegeben in Israel.
Samuel sprach zum Volk: Kommt, lasst uns nach Gilgal gehen und dort das Königtum erneuern.
Da ging das ganze Volk nach Gilgal. Sie machten Saul dort zum König vor dem Herrn und opferten Dankopfer vor dem Herrn.
Saul aber und alle Männer Israels freuten sich dort sehr.
Herr, erkläre uns dein Wort. Amen.
Die Bedeutung von Solidarität und ihre Herausforderungen
Liebe Gemeinde,
wir hatten einen Englischlehrer, der uns immer warnte, vorsichtig mit Fremdwörtern umzugehen. Er sagte: „Seien Sie vorsichtig, sonst schicken Sie eines Tages noch Ihre Mutter zum Kururlaub – statt ins Sanatorium – ins Krematorium.“ Deshalb muss man mit Fremdwörtern aufpassen.
Heute aber kann ich nicht darauf verzichten, ein Fremdwort im Thema der Predigt zu verwenden. Ich möchte über Solidarität sprechen. Dieses Fremdwort wird heute in fast jeder Zeitung erwähnt. Es gibt Parteien, die zur Solidarität mit den Bedrängten und Armen aufrufen. Es werden Solidaritätskomitees gegründet, und es gibt ganze Bewegungen, in denen man erklärt, man solle sich solidarisch zeigen mit Menschen, die leiden müssen.
Warum eigentlich? Kann man das Wort Solidarität nicht mit einem deutschen Wort wiedergeben? Das Wort Gemeinsinn trifft es nicht, denn diese Worte haben eine ganz bestimmte Geschichte.
Das Wort Solidarität stammt aus dem Kampf der Arbeiterbewegung des vorigen Jahrhunderts. Hinter diesem Wort steht ein Glaube: der Glaube, dass in jedem Menschen dieser Welt Solidarität vorhanden ist. Man muss diese Solidarität nur wecken.
Darf ich Sie bitten, einen ganz kühnen Gedanken mit mir zu vollziehen? Natürlich will kein anarchistischer Gewalttäter demolieren und zerstören. Das soll nur der Punkt sein, an dem er die Menschen zum Zuhören zwingt.
Wenn eine Straßenbahn in Heidelberg demoliert wird, dann soll das nur das Signal sein, an dem sich Solidarität entzündet. Jedem Anarchisten geht es nicht um die Zerstörung, sondern um die Wiederentdeckung der Solidarität aller Menschen. Er will etwas Positives.
Deshalb wurde in vielen Fällen gegen den Vietnamkrieg demonstriert, von denen, die diese Aktionen begonnen haben. Warum ist das Interesse für das Volk von Vietnam plötzlich erlahmt? Doch nicht, weil es uninteressant geworden ist, sondern weil das ja nur der Punkt war, an dem man letztlich nicht nur für das Volk von Vietnam, sondern weltweit Solidarität aller Menschen schaffen wollte.
Das war ein Ziel, und das bleibt ein Ziel. Und plötzlich merken wir: Hinter diesen Worten steht eine – was möchte man meinen – religiöse Überzeugung. Hier versuchen Menschen, etwas Großes, Gewaltiges, Berauschendes in die Wege zu leiten.
Und wir fragen uns: Warum ist eigentlich die Solidarität aller Menschen nicht da? Nun, dazu gibt es eine Antwort. Die politischen Gruppen sagen: Die Solidarität ist nicht da wegen des Bürgertums. Die Solidarität ist nicht da wegen der Moral. Zuerst müsse alles abgeschafft werden, und die Welt müsse umgeändert werden. Dann würden die Menschen in ihrer Schönheit solidarisch füreinander einstehen, so schimpfen die Solidaritätskomitees.
Die Realität der Solidarität in der Weltgeschichte
Was hat das mit unserer Predigt zu tun? Ganz viel. Die Bibel redet so aktuell in unsere Welt hinein. Das macht das Bibellesen interessant, wenn man genau hinhört. Wenn man lernt, die Bibel zu lesen, oder wenn man lernt, die Zeit zu verstehen, in der wir leben, und die Menschen zu verstehen, dann wird das Bibellesen erst spannend.
Ich habe wieder drei Punkte und möchte zuerst über Folgendes sprechen: Solidarität ist ein Trugbild. Damit zerstören wir die Hoffnung von Millionen Menschen heute. Damit sagen wir etwas, das vielen sehr weh tun wird: Solidarität ist ein Trugbild.
Der Glaube, dass in jedem Menschen Solidarität, Ruhe und Kraft seiner Humanität, seiner Menschlichkeit steckt, ist in der Nüchternheit der Bibel ein Trugbild. In der Bibel steht ein ganz harter Satz: „Ein jeder sah auf seinen Weg, jeder hat nur seine Sachen im Kopf.“
Der König Nachas, der Ammoniter, war klug genug, um zu wissen: Ich kann die Stadt Jabesch angreifen, kein Hahn kräht nach denen. So ist es doch in der Weltpolitik. Ganze Kontinente werden verschaukelt, wenn es in die egoistische Politik von Machthabern passt.
Das ist keine Frage von Gefühlen, Wahrheit oder Treue. Da werden Pakte egoistisch geschlossen, ob sie den eigenen Interessen nützen oder nicht. Nachas hat es vorher durch seine politischen und militärischen Berater durchdenken lassen, wie es sein wird, wenn er diese Stadt aus der Solidarität der Israeliten herausbricht.
Dann hat er gesagt: Jeder wird sagen, lieber kein Krieg, lieber Ruhe, lieber Frieden, lieber noch ein paar Jahre Wohlstand, ein paar Tage kein Kampf, ein paar Jahre Frieden – aber lass die nur. Damit hat er gerechnet, und seine Rechnung war bestimmt nicht falsch. So ist es in der Weltgeschichte.
Niemand kann die Geschichte der Welt schreiben von denen, die gehofft haben, dass andere für sie eintreten. Die allein waren in ihrem Unrecht und darauf warteten, dass Freunde kommen, die sie halten. Aber niemand war da, niemand. Wie oft hat man das erlebt?
Wir wollen uns nicht an Trugbildern aufrichten und so tun, als gäbe es in der Welt Solidarität. Man kann das in tausend Dingen erfahren, wenn man nur einen sucht, der für einen einsteht – dass keiner da ist. Plötzlich steht man allein draußen im Regen, in ganz alltäglichen Dingen.
Der König Nachas war sich seiner Sache so sicher, dass er der belagerten Stadt sogar erlaubte, Botschaften an die Stämme Israels zu schicken. Er wird gelacht haben und gesagt haben: Erzählt, was ihr wollt, keiner wird sich für euch einsetzen, keiner wird für euch laufen. So sicher war er.
Dann kommen die Botschaften auch zu Saul nach Gibeah. Saul hatte keinen prunkvollen Hof. Er ging seiner täglichen Arbeit nach. Doch dort hört er vom Klagen des Volkes.
Ich möchte mich wieder in Saul hineinversetzen. Ich hätte damals, wenn ich diese Boten getroffen hätte, gesagt: Furchtbar, dass es so etwas in der Welt gibt. Ich hätte mich empört und gesagt: Da muss doch jemand eingreifen!
All das kommt bei Saul nicht vor. Er klagt nicht. Er jammert nicht. Er protestiert nicht. Er sagt: Ich ergreife die Initiative. Das ist das Unerwartete.
Ich würde dafür nicht das Wort Solidarität verwenden. Das hat mit Solidarität, diesem merkwürdigen Modewort unserer Zeit, nichts zu tun. Das ist Bruderschaft im biblischen Sinn. Mit Menschen, von denen Saul nicht einmal wusste, ob er sie persönlich kannte oder ob er überhaupt schon einmal bei ihnen in der Stadt war.
Aber er fühlt sich verantwortlich für ihr Ergehen. Wenn sie fragen, woher das kommt – in seiner Menschlichkeit lag das nicht. Es wird hier erklärt: Der Geist Gottes geriet über Saul.
Das ist das Wunder eines neuen Lebens aus Gott, einer Wiedergeburt, wenn ein Mensch anfängt, für andere zu denken und für andere einzutreten. Anders gibt es keine Bruderschaft.
Dieser Geist Gottes, der über Saul kam, ist derselbe Geist, der auch über Jesus kam. Dieser Geist ließ Jesus stehen bleiben, wenn er einen Müden und Verzagten sah, wenn er einen Kranken entdeckte. Es jammerte ihn.
Dieser Geist Gottes erfüllte Jesus so, dass er mitleiden konnte. Es war für ihn selbstverständlich, den anderen in seiner Not zu sehen.
Wir wollen nicht so tun, als sei das eine Kraft unseres Humanums, unserer Menschlichkeit. Das ist ein Wunder des Geistes Gottes.
Wenn uns heute beschäftigt, wo es in unserer Welt noch Bruderschaft gibt, wo man für Entrechtete und Leidende eintritt, dann ist das nur eine Frage, ob der Geist Gottes über uns herrschen kann.
Solidarität ist ein Trugbild, aber der Geist Gottes macht unser Gewissen hellhörig für leidende Menschen.
Die Wirkung des Geistes Gottes auf das Verantwortungsbewusstsein
Mein zweiter Punkt: Gottes Geist macht uns den Bruder wichtig.
Ich möchte Ihnen danken, dass Sie in den zurückliegenden Jahren mit so großer Geduld auch das getragen haben, dass wir in unserer Gemeinde so viel Geld nach außen gegeben haben. Ich habe manche Stimmen gehört, die immer wieder gefragt haben: „Ja, warum eigentlich? Das können wir doch gar nicht mehr überschauen. Jetzt fangen sie wieder mit einer neuen Sache an.“
Wenn Sie wissen, wie viel ich noch abwürge: In der letzten Woche hat ein Pastor vom Schwarzen Kreuz angerufen, der die Strafgefangenen betreut. Dann sagte ich ihm: „Ich mache gern einen Abend mit Ihnen, das ist ganz drängend wichtig. Aber ich muss warten, bis der Geist Gottes unserer Gemeinde die Augen öffnet, dass die Strafgefangenen diejenigen sind, für die wir auch da sind.“
Ob das Kinder in den Slums von Peru sind oder in den Slums von Johannesburg, ob das Krankenhäuser im Busch an der Grenze Mosambiks oder auf den Bergen Pakistans sind, ob das Rausgiftsüchtige in Herbstein oder eine Schule im Westjordanland sind, ob das Menschen am Dach der Welt sind oder Verfolgte in Russland – wie kommt es überhaupt, dass man plötzlich ein Empfinden bekommt und sagt: „Das geht mich an“?
„Da bin ich gerufen.“ Das ist das Wunder des Geistes Gottes, der die Augen öffnet. Dieser Nacharsch als König war ja ungeheuer brutal. Er hat den Belagerten gesagt: „Wenn ihr euch ergebt, dann werde ich mich an euch rächen. Ich werde euch das rechte Auge ausstechen, ich werde euren Körper schänden.“
In dieser Welt gibt es Furchtbares, und man kann es oft nicht mit Worten wiedergeben. Wir dürfen nüchtern ins Auge blicken, was alles an Leiden in dieser Welt droht. Saul hat die Waffen genommen, aber seit Jesus ist uns dieser Weg glücklicherweise versperrt. Und wo Christen diesen Weg doch noch gegangen sind, war es immer unheilvoll.
„Stecke dein Schwert in deine Scheide.“ Es hat keinen Wert, gegen das Unrecht der Welt so anzugehen – mit Gewalt und Maschinenpistolen. Aber umso mehr Vollmacht hat Jesus dem stillen Weg des Duldens und Bekennens gegeben. Da sind die ersten Christen in der römischen Welt wehrlos dagestanden, haben ihren Glauben bekannt und wurden umgelegt und ermordet. Und ihr Zeugnis ging auf und war machtvoll.
Ich möchte Ihnen wieder Mut machen, an Ihrem Platz mitten in der Welt zu stehen. Nicht taktisch zu überlegen, wo komme ich durch, wo erreiche ich mein Ziel, sondern zu fragen: Wo muss ich den Mund aufmachen? Auch wenn der ganze Sturm mir entgegenbläst, auch wenn der Hass mich trifft, auch wenn ich kein Echo finde, das mich mutig hoffen lässt.
Saul konnte nicht wissen, dass dieser Zug, den er tut, Erfolg hat. Das war ein Wagnis des Glaubens. Er hat sich von Gott berufen lassen, und darum wagte er es. Die ersten Christen nahmen das ernst, dass sie von Gott berufen waren zu kämpfen – nicht bloß mit Fleisch und Blut, sondern mit den Fürsten und Gewaltigen dieser Welt.
Sie wussten, dass ihr schlichtes Reden, ihr Zeugnis, ihr Dienen, ihre Tat, die sie tun, ausgerichtet war auf den lebendigen Herrn. Und das ahnt gar niemand, dass hinter diesem kleinen Dienst, den wir tun, diesem unscheinbaren Dienst, der lebendige Herr, der erhöhte, mächtige Herr Jesus steht, der unseren kleinen Diensten Vollmacht gibt.
Was können wir denn noch ausrichten? Was erreichen wir denn in unseren Diensten? Ach, was soll denn dieses Ganze rechnen? Das waren die großen Anfänge der Diakonie, der Mission, der Sozialarbeit. Dort sind Menschen eingetreten in Jesu Namen für Leidende und Bedrückte. Sie haben angefangen, in seinem Namen zu bekennen – ohne Waffen, ohne Macht, ohne Gewalt.
Und sie haben erlebt, wie sie viel wirken konnten in seinem Namen. Gottes Geist macht uns den Bruder wichtig. Ich möchte Ihnen gar keine näheren Tipps geben. Ich habe mir noch Gedanken gemacht, ob ich Ihnen Beispiele erzählen soll. Dann dachte ich, die würden Sie alle nur verleiten zum Imitieren. Jeder von Ihnen hat einen ganz originalen Auftrag in der Welt.
Ich bin davon überzeugt, dass der Geist Gottes jedem von Ihnen die Aufgabe und den Bruder wichtig machen wird. Ob das ein Leidender in Ihrer Nähe ist, der in seinem Zimmer liegt und einsam ist, und zu dem Sie gehen, für den Sie eintreten und bei dem Sie ausharren, oder ob das eine Frage in der Öffentlichkeit ist, wo Sie für Recht und Gerechtigkeit eintreten – der Geist Gottes wird Ihnen zeigen, wo Ihre Aufgabe liegt.
Demut im Dienst und die Haltung gegenüber Gegnern
Es geht nicht um unsere Siege. Ich möchte sagen: Solidarität ist ein Trugbild. Gottes Geist macht uns den Bruder wichtig, und es geht nicht um unsere Siege.
Saul kehrt aus der Schlacht heim, erfüllt vom Gefühl des Sieges. Solche Freuden erlebt man plötzlich, wenn man merkt: Es war möglich, Gott hat es geschenkt. Doch dann kommen seine Freunde und sagen: „Jetzt räche dich doch an deinen Feinden.“
Zuvor gab es schon solche Leute, die Saul heruntergesetzt und verspottet haben. Sie sagten: „Der ist doch kein König, was ist das schon für eine Person?“ Die Boten Gottes werden immer unter Schmähung leiden. Lassen Sie sich davon nicht irritieren. Lassen Sie sich nur dort irritieren, wo Sie keine Schmähung erfahren. Das ist völlig normal.
Als der große Evangelist Elia Schrenk in Stuttgart seine Ansprachen hielt, schrieb sogar das evangelische Gemeindeblatt um die Jahrhundertwende ganze Artikel gegen ihn. Als Billy Graham hier war, war es nicht anders. Die Kritik kommt oft aus den eigenen Reihen.
Was soll das? Leute fragen: „Wie will der denn etwas Großes für den Herrn wirken?“ So sprachen die damals auch zu Saul. Sie spotteten und lästerten ihn. Nun, nach dem Sieg, denkt Saul darüber nach, mit ihnen abzurechnen. Und so raten sie ihm: „Zeig’s ihnen jetzt einmal!“ Es gibt Gelegenheiten, bei denen man einmal zurückschlagen könnte. Doch Saul tut es nicht.
Das soll uns zur Warnung dienen. Saul tut es nicht, weil er sagt: „Es geht nicht um meine Siege, es geht nicht um meine Anerkennung und nicht um meine Achtung, auch nicht gegenüber den Spöttern und Schmähenden.“ Bleiben Sie in der Demut. Bleiben Sie mit dem Dienst, auch mit dem Sieg, den Ihnen Gott gibt, in der Demut.
Ich meine, alle Dienste, die heute für Gott getan werden, müssen immer im Zwielicht geschehen. Es wird Widerrede geben, Spott wird da sein. Aber Saul sagt: „Ich rechne nicht ab, sondern dieser Tag soll ein Tag der Freude sein.“ Und dann vergibt er. Er weiß, dass es nicht darum geht, Menschen zu zerstören, sondern Menschen zu retten.
Dann kommen sie zusammen, machen einen Freudentag und feiern die Siege des Herrn. Mitten in dieser unruhigen Welt hat uns Saul eine Richtung gewiesen, wie man mit Gott im Dienst für ihn Großes erleben kann. Er zeigt sich als ein demütiger Bote.
Ich möchte Sie heute wieder aussenden in Ihre Aufgaben, in Ihre Probleme und in Ihre Schwierigkeiten. Gehen Sie im Namen und im Auftrag dieses Herrn. Lassen Sie sich nicht irritieren von dem, was Menschen reden. Sie stehen unter dem großen Befehl dieses Herrn, und er sendet Sie. Amen.
Schlussgebet und Segenswunsch
Und beten. Herr Jesus Christus, du hast diese Welt überwunden. Wir wollen uns nicht ängstigen lassen von all dem, was hier an Schwerem und Leidvollem geschieht. Auch wollen wir nicht beim Klagen stehenbleiben, und wir wollen nicht bei Bitten verharren, die wir selbst erledigen können.
Du hast uns gerufen, dass wir hingehen und uns für den Bruder einsetzen. Herr, verzeih uns, wo wir sitzen geblieben sind. Es ist eine Sache unserer Füße, unserer Hände und unseres Mundes, für Bedrängte einzutreten. Herr, vergib uns die Schuld, wo wir in unserer Nähe daran vorbeigegangen sind, wo wir Menschen einsam haben sein lassen und uns ihrer nicht angenommen haben.
Wo wir kein Herz hatten für das, was sie umtrieb, wo wir keine Zeit hatten, wo wir unsere Beschäftigung vorlegten und sagten: „Wir haben keine Zeit dafür.“ Herr, das war Schuld vor dir. Zeig du uns jetzt, wo wir in deinem Namen für andere eintreten müssen, was du von uns willst heute und wo wir in deinem Namen Siege erleben dürfen.
Wir wissen, dass du heute Menschen in Not helfen willst, Linderung schaffen willst. Lass das auch durch die Zeichen der Liebe geschehen, die wir geben. In dieser Welt, die wir so hoffnungslos oft erkennen, hast du längst Hoffnung gegeben, weil du der Herr bist und alle Not wenden kannst.
Wir kommen zu dir und wollen von dir Weisung haben. Lass unsere Kraft dort einsetzen, wo es sinnvoll ist. Und gib uns dafür den rechten Blick! Wir bitten dich auch für all das, was wir in der kommenden Woche an Aufgaben haben, für all die Schwierigkeiten, die uns entgegenstehen.
Aber wir wollen uns nicht feige leiden lassen von Menschen. Wir wollen uns leiden lassen von deinem Wort und dir gehorsam sein. Dir befehlen wir alle, die in Not sind, die Verzweifelten und Mutlosen, die Kranken, Schwermütigen und Betrückten. Sei du bei ihnen und richte sie auf durch dein Wort.
Du hast Wege, wo wir keine Wege mehr sehen. Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigen. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nun gehen Sie unter der segnenden Hand dieses Herrn an ihren Platz, an den er sie hinstellt. Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
