Ich freue mich sehr, wieder einmal bei euch zu sein. Beim letzten Mal, als ich hier war, durfte ich viele Predigten nur vor einer Kamera halten. Es war niemand mehr im Raum. Das war im März 2020. Ihr wisst, was im März 2020 passiert ist.
Ich kann mich noch an den Bruder erinnern, der hinter der Kamera stand. Er war die einzige Person im Saal. Er hat mich gefilmt und immer wieder genickt. Das war eine große Ermutigung für mich als Prediger, zumindest von jemandem ein bisschen Zustimmung zu bekommen.
Viel schöner ist es natürlich, wenn Menschen im Raum sind. Deshalb freue ich mich, heute Abend hier zu sein.
Der missionarische Auftrag der Gemeinde – das ist das Thema meines ersten Vortrags. Bevor ich jedoch direkt auf den Befehl „Lasst uns missionieren!“ eingehe, möchte ich das Ganze noch einmal etwas breiter im Gesamtkontext betrachten.
Zuerst einmal: Was ist eigentlich Gemeinde? Und wofür ist Gemeinde da? Ich möchte noch einen Schritt zurückgehen, bevor wir konkret werden. Das ist auch mein erster Punkt: das Wesen der Gemeinde.
Oft ist es hilfreich, damit anzufangen, klarzustellen, was Gemeinde nicht ist, um sich einer Definition zu nähern, was eigentlich Gemeinde ist und wie Gott Gemeinde gedacht hat.
Gemeinde ist keine Organisation, sondern ein Organismus. Das ist so wichtig, dass man es festhalten muss. Natürlich wird in der Gemeinde auch organisiert. Gemeinde sollte kein Chaos sein, denn Gott ist ein Gott der Ordnung, wie es in 1. Korinther 14 steht. Aber Gemeinde ist nicht einfach nur eine Organisation. Gemeinde ist ein Organismus, das heißt, sie ist lebendig. Da passiert etwas, sie wächst – oder manchmal auch nicht. Manchmal ist sie krank, manchmal gesund, hoffentlich.
Das ist ganz, ganz wichtig: Gemeinde ist nicht einfach nur eine Organisation. So wird sie vielleicht manchmal von der Stadt bewertet. Vielleicht betrachtet die Stadt Esbekamp die Gemeinde hier als eine religiöse Organisation. Aber Gemeinde ist viel, viel mehr. Gemeinde ist ein Organismus, der lebt, und das müssen wir festhalten.
Zweitens ist Gemeinde sowohl universal als auch lokal. In der Theologie sprechen wir einmal von der Universalgemeinde. Das ist die Gesamtheit aller Kinder Gottes seit Pfingsten bis zur Wiederkunft des Herrn. Wenn Jesus in Matthäus 16 sagt: „Ich werde meine Gemeinde bauen“, dann meint er damit nicht nur Köln Ostheim oder Esbekamp, die FEBG, sondern seine Gemeinde als Ganzes.
Gleichzeitig sehen wir in der Bibel auch Stellen, die zeigen, dass Gemeinde immer auch Ortsgemeinde ist. Gemeinde ist ganz konkret an einem Ort. Zum Beispiel schreibt der Apostel Paulus im ersten Korintherbrief an die Heiligen, an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist. Das heißt, Gemeinde ist immer etwas Vor-Ortiges, etwas Greifbares – und das ist nicht von ungefähr.
Ich bin davon überzeugt, dass Gott souverän ist. Ich glaube, dass diese Gemeinde, die FEBG Espelkamp, genau deshalb in Espelkamp ist, weil Gott es so wollte und bestimmt hat, dass diese Gemeinde zu dieser Zeit der Heilsgeschichte hier in Espelkamp existiert.
Wir haben das bei uns in Köln erlebt. Im Laufe des Vortrags werde ich auch immer wieder zeugnishaft berichten, was wir gerade als Gemeinde mit Gott erleben. Kurz vor der Jahrtausendwende, ich glaube es war 1999, waren wir am Rande unserer Kapazitäten. Da muss man sich natürlich Gedanken machen: Wo bauen wir neu?
Wir waren damals schon in Ostheim, und die Gemeinde kam zusammen und betete. Die leitenden Brüder schauten sich bereits nach anderen Grundstücken in ganz anderen Gegenden von Köln um. Plötzlich verkauften der Nachbar rechts, der Nachbar links – zwei unterschiedliche Nachbarn – und der Nachbar dahinten gleichzeitig alle ihre Grundstücke. Das ist in Köln nicht sehr wahrscheinlich, dass man Grundstücke alle auf einmal verkauft!
Wir konnten unser Gemeindezentrum erweitern, und darin müssen wir Gottes Hand sehen. Für uns war das damals eine Bestätigung: Gott sagt, ich will euch genau hier haben. Dieses Bewusstsein ist wichtig.
Ich spreche jetzt zur Gemeinde in Espelkamp: Ihr seid genau deswegen hier, weil Gott es will. Gemeinde ist Ortsgemeinde an einem konkreten Ort.
Wir machen weiter. Was lässt sich noch über Gemeinde sagen? Es ist viel, viel mehr. Ich möchte hier nur einen kurzen Abriss geben.
Gemeinde ist nicht statisch, sondern dynamisch. Das hängt damit zusammen, dass Gemeinde nicht nur eine Organisation ist, sondern ein Organismus. Dementsprechend ist Gemeinde dynamisch – da soll etwas passieren. Wo der Geist Gottes wirkt, da geschieht etwas.
Es ist sehr wichtig, dass Gemeinde nicht als etwas Statisches angesehen wird, wo man Sonntag für Sonntag hingeht, sich eine Predigt anhört und dann wieder geht. Das ist ein Teil von Gemeinde, aber Gemeinde ist viel, viel mehr. Gemeinde ist etwas Dynamisches. Gott möchte durch Gemeinde wirken. Deshalb ist Stillstand immer negativ.
Das ist wie bei einem Kind: Wenn wir Kinder haben, gibt es zu Beginn immer Untersuchungen, zum Beispiel die U1, die U2. Junge Eltern – aber auch andere Eltern – können sich daran gut erinnern. Der Arzt misst dabei immer, ob das Kind gewachsen ist. Wenn das Kind nicht mehr wächst, gibt es Grund zur Sorge. Genauso ist es bei Gemeinden. Da Gemeinde ein Organismus ist, ist sie auf Wachstum ausgelegt.
Ein weiterer wichtiger Punkt: Gemeinde ist kein frommer Kulturverein. Das ist so wichtig, dass wir das festhalten. Es gibt viele Kulturvereine – auch in Esbekamp gibt es sicherlich solche. Dort versucht man, Traditionen aufrechtzuerhalten oder man kommt zusammen, weil man ein gemeinsames Interesse hat oder eine bestimmte Kultur oder Tradition pflegen möchte. Das ist aber nicht Gemeinde.
Gemeinde ist nicht ein frommer Kulturverein. Gemeinde ist die Braut Christi, durch die er seine Heilsabsichten in dieser Welt verwirklichen möchte.
Gemeinde ist auch nicht bloß ein Netzwerk für soziale Kontakte. Ich habe meine Online-Kontakte bei Instagram, meine Freunde, meine Arbeitskollegen und dann meine Gemeinde – als ob das alles auf einer Stufe stünde und nur meine sozialen Kontakte wären. Gemeinde ist viel, viel mehr.
Ich glaube, tendenziell denken wir Christen manchmal viel zu klein über Gemeinde. Wenn im Epheserbrief steht, dass Gott seine Weisheit der unsichtbaren und sichtbaren Welt durch die Gemeinde kundtun will, dann müssen wir fragen: Kann es sein, dass wir tendenziell viel zu klein über Gemeinde denken? Vielleicht liegt das daran, dass wir manchmal frustriert sind von Gemeinde, weil wir negative Erfahrungen gemacht haben. Leider menschelt es auch in der Gemeinde oft sehr.
Aber wir dürfen niemals zu klein über Gemeinde denken. Wir alle haben gewisse Themen, die unser Herz höher schlagen lassen. Bei Jesus ist es das Wort Gemeinde. Wenn Jesus das Wort Gemeinde hört, schlägt sein Herz höher – denn das ist die Braut, für die er sein Leben gelassen hat.
Das sollten wir uns am Anfang, wenn wir heute Abend über dieses Thema sprechen, noch einmal vor Augen führen.
Ich habe eine Definition mitgebracht. Zuvor habe ich darüber gesprochen, was Gemeinde nicht ist. Aber was ist Gemeinde?
Die Gemeinde ist die Gemeinschaft von Wiedergeborenen, durch die Gott seine Absichten in dieser Welt verwirklichen möchte. Das heißt: Gott will wirken, aber er will durch die Gemeinde wirken.
Das wird heute oft unterbetont. Es gibt immer mehr Christen. Ich weiß, dass ihr auch mit solchen Christen in Berührung kommt, die glauben, sie könnten Christ sein, ohne Gemeinde zu leben. Sie sagen: „Ich und Gott“ oder „Ich evangelisiere“, und das hat überhaupt keine Verbindung zu einer Gemeinde.
Das ist sehr ungesund, denn Gott will gerade durch die Gemeinde wirken, die aus vielen Gliedern besteht. Es ist so wichtig, dass wir uns das am Anfang noch einmal vor Augen führen, bevor wir jetzt etwas mehr zum eigentlichen Thema kommen.
Ich möchte als zweiten Punkt den dreifachen Auftrag der Gemeinde erwähnen. Wenn Jesus uns als Gemeinde noch hier lässt, und zwar auch konkret in Esbekamp und in Köln, dann macht er das nicht einfach so. Er hat uns noch nicht zu sich genommen, weil wir noch einen Auftrag haben.
Der Auftrag der Gemeinde ist ein dreifacher Auftrag: Die Gemeinde hat einen Auftrag nach oben, einen Auftrag nach innen und einen Auftrag nach außen. Heute Abend sprechen wir über den Auftrag nach außen, aber ich möchte dennoch das Gesamtbild kurz aufzeigen.
Der Auftrag nach oben ist, Gott anzubeten. Das soll natürlich nicht nur dann geschehen, wenn die Gemeinde zusammenkommt. Aber wenn die Gemeinde zusammenkommt, ist es sehr wichtig, dass es dann geschieht. Wir sollen ganz auf Gott ausgerichtet sein und nicht Menschen in den Mittelpunkt stellen. Wir sind gekommen, auch am Sonntag, mit einem Lob auf den Lippen.
Jemand hat einmal gesagt: Der Sonntag beginnt eigentlich am Samstagabend. Das bedeutet, rechtzeitig ins Bett zu gehen, sich auf den Gottesdienst vorzubereiten, morgens schon im Wort zu sein und mit einem Lob auf den Lippen in den Gottesdienst zu kommen. Wir kommen zusammen, weil es um Jesus geht, weil wir ihn verherrlichen wollen.
Anbetung ist unsere Bestimmung. Das ist der Auftrag nach oben. Ich lese dazu aus Epheser 1,5-6: Paulus sagt, dass Gott uns vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Das ist unsere Bestimmung: dass wir ihn loben.
Weiter heißt es in Epheser 1,11-12: „In ihm sind auch wir zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind, nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens, damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit.“
Deshalb ist Anbetung keine Option, sondern ein Lebensziel. Das ist der Auftrag der Gemeinde nach oben.
Dann gibt es den Auftrag nach innen. Dieser betrifft die Erbauung und Lehre, damit Gläubige gefestigt werden. Sehen wir zum Beispiel Kolosser 3,16. Ich glaube, Christian hat darüber einmal bei uns in Köln auf einer Freizeit gepredigt. Dort heißt es: „Das Wort des Christus wohne reichlich in euch; in aller Weisheit lehrt und ermahnt euch gegenseitig.“
Das ist sehr wichtig: dass in der Gemeinde immer wieder Brot für unser Glaubensleben gegeben wird.
Der Auftrag nach innen bezieht sich aber nicht nur auf die Lehre, sondern auch auf die liebevolle Gemeinschaft. In Johannes 13,35 sagt Jesus: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Das ist das Markenzeichen eines Christen – nicht in erster Linie die Kleidung oder die Frisur, sondern die Liebe untereinander.
Beides ist wichtig. Es gibt Gemeinden, in denen nur Gemeinschaft gelebt wird, aber sehr wenig Lehre stattfindet. Solche Gemeinden werden früher oder später zerfallen. In anderen Gemeinden wird die Lehre sehr hochgestellt, aber es gibt wenig Liebe, dafür viel Zank und Streit.
Wichtig ist beides: Liebe und Lehre in einer Gemeinde. Das ist der Auftrag nach innen.
Dazu gäbe es noch viel mehr zu sagen, aber ich möchte es hier nur anreißen.
Aber jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema: dem Auftrag nach außen. Dieser Auftrag umfasst zum einen Evangelisation und Mission, aber auch evangelistisch motivierte Sozialdiakonie nach außen.
Ganz entscheidend ist, dass diese Verse die Ausrichtung der Gemeinde vollständig durchdringen müssen. In Matthäus 28, Verse 18-20, sagt Jesus: „Und Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters.“
Diese Verse müssen im Zentrum jeder Gemeinde stehen. Das ganze Gemeindeleben sollte um diesen Auftrag herum aufgebaut werden. Ich will nicht behaupten, dass dies der einzige Vers über Gemeindebau ist. Aber ich erlebe, dass dort, wo diese Verse wirklich im Zentrum stehen, Menschen zu Jesus in die Nachfolge gerufen werden und die, die nachfolgen, durch Lehre erbaut werden. Das sind im Prinzip beide Seiten.
Wo diese Verse im Zentrum stehen, ist häufig ein sehr gesundes Gemeindeleben die Folge. Jesus sagt weiter in Apostelgeschichte 1, Vers 8: „Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“
Liebe Gemeinde, Mission und Evangelisation sind nicht in erster Linie Sache von Missionswerken. Missionswerke gibt es nicht in der Bibel. Sie sind zwar sehr hilfreich, um Gemeinden zu unterstützen, aber eigentlich ist Evangelisation und Mission immer Aufgabe der Gemeinde. Dabei ist die ganze Gemeinde gefragt.
Ich weiß, ich habe mich eine Zeit lang bei uns ausgeruht. Zum Glück haben wir Max, Pijo und andere, die auf die Straße gehen und evangelisieren. Zum Glück haben wir einige Brüder, die in der Mission arbeiten, und so machen wir Mission. Aber ich musste mehr und mehr verstehen, dass wir alle gefragt sind. Das ist der Auftrag der ganzen Gemeinde, nicht nur einiger Geschwister, die vielleicht eine besondere Gabe haben. Jeder soll dort, wo er ist, Zeugnis geben. Und das ist eine große Herausforderung.
Ich komme gleich noch ausführlicher und praktischer darauf zu sprechen. Zunächst möchte ich aber die biblische Grundlage für diesen Auftrag legen.
Der Auftrag nach außen richtet sich auch auf die Sozialdiakonie. Dazu will ich später noch etwas Praktisches sagen. Aber auch das ist ein Auftrag nach außen.
In 1. Petrus 2, Verse 12 und 15 heißt es: „Und führt ein rechtschaffendes Leben unter den Heiden, damit die, die euch verleumden als Übeltäter, eure guten Werke sehen, ja, also das sind Werke wie Hilfestellungen, Umzugshilfe oder was auch immer in der Praxis, damit sie eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tag der Heimsuchung. Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft.“
Eine weitere Stelle ist Galater 6, Vers 10: „Darum, solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubensgenossen.“ Das heißt, in erster Linie soll die Gemeinde im Fokus stehen, aber eben auch die anderen.
Jetzt möchte ich kurz über diesen dreifachen Auftrag sprechen und erläutern, welche Auswirkungen es hat, wenn eine Gemeinde eine Schieflage hat. Die Gemeinde hat einen dreifachen Auftrag, und wichtig ist, dass dieser Auftrag immer als Ganzes gesehen wird. Man kann sich nicht nur einen Teil aussuchen.
Die Frage ist: Was passiert mit einer Gemeinde, die nur den Schwerpunkt darauf legt, nach außen zu arbeiten, aber den Auftrag nach innen und nach oben nicht wahrnimmt? Was wird die Folge sein? Ihr könnt gerne antworten. Bitte? Geistlicher Tod? Ja, das ist richtig, darauf gehe ich gleich noch ein.
Zunächst einmal wird etwas Positives passieren, wenn so viel evangelisiert wird. Wahrscheinlich werden viele neue Leute kommen. Aber werden sie lange bleiben? Wahrscheinlich nicht, denn dann ist die Gemeinde geistlich tot, weil es keine vertiefende Lehre gibt. Die Saat, die gesät wurde, entwickelt sich nicht gut.
Was kann die Schieflage bei einer Gemeinde sein? Zum Beispiel eine Gemeinde, die sagt: „Anbetung ist alles.“ Versteht mich nicht falsch, Anbetung ist in gewisser Weise alles, weil es um Gott geht. Aber ich meine jetzt eine Gemeinde, die das nur in Form von Lobpreis praktiziert. Man kommt zusammen und meint, eine Predigt brauche man gar nicht. Wichtig ist nur, dass viele Lobpreislieder im Gottesdienst gesungen werden – eineinhalb Stunden Lobpreis.
Wie wird sich diese Gemeinde entwickeln? Es kann eine gewisse Schwärmerei entstehen, und es gibt wenig Tiefgang und wenig Evangelisation.
Was passiert, wenn eine Gemeinde sehr viel Wert auf Lehre legt, also nach innen gerichtet ist, aber nicht nach außen geht? Was wird bei dieser Gemeinde irgendwann schieflaufen? Es gibt kein Wachstum. Die Erfahrung zeigt, dass sie sich irgendwann streiten. Sie kochen so sehr im eigenen Saft, dass Randthemen der Bibel zu Hauptthemen werden und man sich die Köpfe einschlägt, weil man gar nicht mehr auf dem Schirm hat, worum es eigentlich geht.
Deshalb ist es wichtig, die richtige Balance zu halten. Wenn wir über den missionarischen Auftrag sprechen, ist alles wichtig. Anbetung ist der Hauptfokus, aber Gott anzubeten zeigt sich darin, dass wir nach innen arbeiten, die Geschwister lieben, Wert auf Auslegungspredigten und vertiefende Lehre legen, aber auch sehr missionarisch sind und nach außen gehen, um mit möglichst vielen Menschen über Christus zu sprechen.
Das wäre eine Balance.
Wenn eine Gemeinde feststellt, dass sie die Balance ein bisschen verloren hat – zum Beispiel, wenn sie gut in der Lehre, aber schwach in der Evangelisation ist – dann geht es nicht darum, weniger zu lehren. Die Lehre muss hochgehalten werden, aber hier muss nachgerückt werden.
Ich kenne eure Gemeinde zu wenig, um zu wissen, wo ihr vielleicht auch am Ringen seid. Es ist immer ein Prozess, als Gemeinde die richtige Balance zu halten und alles zu leben, was Christus wichtig ist.
Heute Abend sprechen wir über den Auftrag nach außen, also den Auftrag, Menschen für Jesus Christus zu gewinnen.
Ich möchte nun zu Punkt drei kommen und einige Fragen mitgeben. Mir ist es heute wichtig, über Herzenshaltungen zu sprechen und nicht in erster Linie über Methoden, denn alles beginnt immer im Herzen. Das ist entscheidend.
Am Ende werde ich auch über Methoden sprechen, damit das Ganze etwas greifbarer wird. Doch wichtiger sind die Herzensfragen. Diese möchte ich gerne mitgeben und dir persönlich, ganz ehrlich, erstmals stellen.
Manchmal, wenn wir in christlichen Elternhäusern aufgewachsen sind – was ein großer Segen ist – haben wir dennoch Schwierigkeiten. Wir kennen die richtige Antwort und sagen sie auch, doch sie stimmt nicht mit unserer tatsächlichen Herzenshaltung überein. Deshalb ist das Letztere gefragt.
Die erste wichtige Frage zur missionarischen Ausrichtung lautet: Sind wir selbst vom Evangelium fasziniert?
Darum geht es. Wie viel bedeutet es dir persönlich, dass Christus in dein Leben eingegriffen hat und dich gerettet hat? Ich habe mich vor einigen Jahren dabei ertappt, dass ich ziemlich nüchtern vor dem Kreuz stehen konnte. Beim Abendmahl war ich nie wirklich bewegt. Manchmal habe ich insgeheim geglaubt, ich hätte es so nicht gesagt, aber ich dachte: Ich bin ja eigentlich auch ein braver junger Mann.
Nichts ist ferner vom Evangelium entfernt als diese Botschaft. Mir hat der Römerbrief so gut getan. Es war gut, mich noch einmal intensiv mit dem Römerbrief zu beschäftigen und wirklich zu erkennen: Ich war verloren. Ich war so was von verloren, ich konnte nichts dazu beitragen. Christus hat sich entschieden: Ich werde den André retten. Und er hat mich gerettet.
Ich weiß, mein Heil ist sicher. Ich habe Heilsgewissheit. Ich werde irgendwann beim Herrn sein. Dazu hat nichts beigetragen, was ich jetzt tue. Dass ich Pastor bin, dass ich Prediger bin, trägt nichts dazu bei, dass ich gerettet bin. Es war einfach nur die Gnade Gottes, die in mein Leben eingegriffen hat. So ein kaputter André, und Christus hat mich neu gemacht. Das fasziniert mich immer mehr.
Ihr Lieben, es gibt keine größere Motivation zum Evangelisieren als das Evangelium selbst. Das ist die größte Motivation.
Wenn du vielleicht hier sitzt und sagst: „André, mir geht es genauso wie dir vor einigen Jahren, ich nick das ab und sage: Ja, ist halt so“, möchte ich dich ermutigen, dass du betend noch einmal in den Römerbrief gehst und dich vom Heiligen Geist überführen lässt.
Ich möchte dich ermutigen, dass du den Herrn wirklich bittest: Zeig du mir die Verdorbenheit meines Herzens auf. Das ist ein gefährliches Gebet, denn der Herr wird dieses Gebet erhören. Wir werden verzweifelt sein, wenn wir sehen, wie verdorben wir sind.
Doch dann lautet das nächste Gebet: Herr, bitte zeig du mir jetzt deine Gnade. Und da wird das Evangelium so kostbar. Wir brauchen die Gnade jeden Tag.
Deshalb beginnt eine missionarische Ausrichtung eigentlich beim Evangelium selbst, nämlich damit, dass ich fasziniert bin von dem, was Jesus für mich getan hat.
Ich denke, es ist an dieser Stelle wichtig, dass wir das Gebet sprechen: Herr, bitte brich du mein Herz für die verlorenen Menschen.
Es geht hier nicht um Organisation bei diesem Thema. Es geht nicht darum, dass wir als Gemeinde ein neues Programm starten, weil wir verstanden haben, dass wir evangelisieren sollen. Natürlich kann das die Folge sein, aber es beginnt immer im Herzen – damit wir darum beten: Jesus, brich du mein Herz.
Wann bist du mal weinend durch Esbelkamp gegangen, als du die Verlorenen gesehen hast? Gott schenke uns, dass wir unsere Arbeitskollegen mit anderen Augen sehen können. Jesus hat über Jerusalem geweint. Er wurde bewegt, als er die Menschen sah.
Ich ertappe mich dabei – und ich halte diese Predigt auch mir selbst –, dass ich oft mit meinem Nachbarn oder anderen Menschen spreche und dabei so nüchtern bleibe. Ihr Seelenzustand bewegt mich zu wenig.
Das sind die entscheidenden Fragen.
Eine wichtige Frage, die sich die ganze Gemeinde stellen sollte, lautet: Durchzieht Matthäus 28 alle unsere Dienstbereiche?
Matthäus 28 ist kein Zusatzprogramm der Gemeinde. Wir machen Frauenarbeit, Männerarbeit, Kinderarbeit und haben den Predigtdienst. Zusätzlich gibt es noch evangelistische Angebote. In einer missionarisch ausgerichteten Gemeinde muss Matthäus 28 jedoch alle Bereiche durchziehen. Das bedeutet, dass die Kinderarbeit evangelistisch und glaubensstärkend ausgerichtet sein sollte. Ebenso sollte die Jugendarbeit evangelistisch und glaubensstärkend gestaltet sein. Die Frauenarbeit muss ebenfalls evangelistisch und glaubensstärkend sein, genauso wie die Männerarbeit.
Immer, immer beides: evangelistisch und glaubensstärkend.
Der Predigtdienst in der Gemeinde sollte ebenfalls evangelistisch und glaubenstärkend ausgerichtet sein. Genau das meine ich, wenn ich frage: Durchzieht Matthäus 28 unsere Gemeinde? Denn es geht darum, dass wir evangelisieren und den Glauben stärken. Durchzieht das alle Bereiche unserer Gemeinde, oder ist es nur ein Zusatzprogramm?
Hier müssen wir in Köln umdenken – und vielleicht auch andere Gemeinden. Matthäus 28 sollte wirklich als Zentrum gesehen werden. Es ist unsere DNA, unsere Gemeindekultur. Es ist kein Projekt, sondern etwas, das jeden Bereich durchzieht.
Der Ordner an der Tür, der die Leute begrüßt, hat schon einen evangelistischen Blick und betet dafür, dass die Menschen, die zum Gottesdienst kommen, von Christus ergriffen werden und sich bekehren.
Es muss alle Bereiche durchziehen. Es darf nicht heißen: „Wir sind vielleicht die Diakone, wir kümmern uns nur ums Praktische.“ Nein, auch der Diakonie-Bereich sollte evangelistisch und glaubensstärkend ausgerichtet sein.
Hier ist es so wichtig, dass wir umdenken. Matthäus 28 ist kein Zusatzprogramm – es muss die DNA der Gemeinde sein.
Die nächste wichtige Frage lautet: Sind wir bereit, uns für neue Menschen zu öffnen? Ja, wir wollen neue Menschen erreichen, aber damit sind auch Herausforderungen verbunden.
In unserer Gemeinde haben wir festgestellt, dass viele neue Menschen gekommen sind. Wir haben praktisch eine Erweckung erlebt. Das ist nur durch Gottes gnädiges Handeln möglich, nicht durch unser Programm – kein bisschen. Doch irgendwann regen sich alteingesessene Gemeindemitglieder auf: „So viele Neue hier, die Gemeinde ist nicht mehr so, wie sie mal war.“ Damit sagen sie: „Ich will meine Gemeinde zurück.“
Die Lüge daran ist, dass es nicht eine Gemeinde ist. Der Herr baut seine Gemeinde, und wenn er Menschen hinzufügt, für die wir eigentlich gebetet haben, wer sind wir, dass wir uns darüber beschweren? Ja, es ist nicht mehr Wohnzimmeratmosphäre, jetzt sind viele Neue da, die ganz anders sind. Das ist eine Herausforderung für jede Gemeinde. Da müssen wir uns nichts vormachen.
Die Frage geht tief in unser Herz: Sind wir bereit, uns für neue Menschen zu öffnen? Zum Beispiel in der Gastfreundschaft? Wenn man dafür betet und wirklich viel zu evangelisieren beginnt, kommen plötzlich ganz andere Leute in den Gottesdienst. Tätowierte Menschen, Frauen mit lila Haaren – all das erleben wir. Das ist erst einmal eine Umstellung. So waren wir nicht gewohnt. Versteht mich nicht falsch, ich will nicht sagen, dass das kein Problem ist. Ich sage erst einmal nur: Sie kommen, und sie sind noch nicht gläubig.
Das Erste, was sie hören müssen, ist: Christus will in dein Leben kommen, und wir lieben dich, auch wenn du ganz anders aussiehst. Aber du bist ein Sünder, du brauchst Vergebung, du brauchst Christus. Nichts beschönigen, aber erst einmal offen sein und lieben – weil Jesus Menschen geliebt hat, die die Pharisäer abgelehnt haben.
Das ist eine spannende Frage: Sind wir wirklich bereit, uns für neue Leute zu öffnen? Für mich war das sehr herausfordernd. Plötzlich kam bei uns im Hauskreis eine Person dazu. Ein Gemeindemitglied hatte diese Person mitgebracht, eine Arbeitskollegin. Und er sagte: „Ja, ich will eigentlich ein Mann sein.“ Wow, okay, neue Situation. Versteht ihr?
Vielleicht ist das ein Extrembeispiel. Köln ist eine Großstadt, da kommt alles zusammen. Deshalb hängt das natürlich auch von der jeweiligen Situation ab. Ich will nur sagen: Wenn wir beten, dass Sünder in den Gottesdienst kommen, dann ist das eine Herausforderung. Das will ich betonen, versteht mich da nicht falsch. Aber es ist erst einmal eine Herausforderung.
Die Frage ist: Können wir ihnen so begegnen, wie Jesus Sündern begegnet ist? Haben wir diese Liebe für Menschen, auch aus ganz anderen Kulturen? Es ist nicht immer einfach.
Ich habe heute Pijo dabei. Pijo, kommst du mal nach vorne? Pijo kommt aus einer anderen Kultur und möchte hier an dieser Stelle auch ein Zeugnis geben.
Ja, hallo, liebe Gemeinde! Ich möchte eigentlich nur über eine Erkenntnis sprechen, die der Herr mir in der stillen Zeit gezeigt hat. Ich bin jetzt seit ungefähr zweieinhalb Jahren in der Gemeinde in Köln. Am Anfang, als ich mich entschieden habe, Christ zu werden, hatte ich den Wunsch, Gemeinschaft mit anderen jungen Christen zu haben.
Als ich dann in die Jugendstunde ging, merkte ich, dass nicht jeder das vielleicht so direkt wollte. Ich hatte das Gefühl, dass die meisten schon ihre Gruppen hatten und es ein bisschen so war wie in der Schule, wo man schwer reinkam. Das war für mich am Anfang enttäuschend. Ich bin damit falsch umgegangen und habe diese Enttäuschung auf mich sitzen lassen, anstatt einfach auf die Menschen zuzugehen.
Wenn man Enttäuschung einfach so im Herzen lässt, staut sich irgendwann auch Wut oder Verachtung auf. Das führte dazu, dass ich mir dachte, als ich die Menschen in der Gemeinde sah: „Ja, typisch deutsch von der Mentalität, nicht offen und so weiter.“ Ich habe sie einfach abgeschrieben. Das war falsch von mir.
Ich habe gemerkt, dass ich Unruhe im Herzen hatte und dass der Herr von mir erwartete, damit zu ihm zu kommen, es auszusprechen und mich von ihm in meinem Herzen verändern zu lassen. Dann habe ich angefangen, darüber zu beten und zu erkennen, dass das falsch ist. Die Bibel sagt, dass wir ein Leib sind und dass es kein Ansehen der Person gibt.
Die Bibel sagt auch, dass wir alle einen einzigen Christus haben, egal ob Grieche, Jude oder sonst was. Das ist eine Erkenntnis, die der Herr mir in der stillen Zeit gezeigt hat, über die ich gebetet habe. Auf einmal hat der Herr mein Herz mit Liebe zu diesen Menschen erfüllt.
Dann sind die Beziehungen untereinander auch voll gut geworden. Ich kann heute sagen, dass ich ein Teil der Jugend bin und dass ich dort wirklich Freunde habe, die ich liebe – meine Geschwister, mit denen ich auch im Glauben Austausch haben kann.
Das wollte ich einfach mitgeben: Es ist wichtig, dass wir immer unser Herz vor dem Herrn prüfen und darauf bedacht sind, Einheit zu pflegen – in Christus, egal woher wir kommen. Es ist eine Bereicherung, wenn verschiedene Menschen aus anderen Nationalitäten in die Gemeinde kommen.
Bei uns ist das jetzt so, dass die Gemeinde sehr gewachsen ist – mit wirklich verschiedensten Nationalitäten. Ich muss sagen, dass die Liebe dadurch auch größer geworden ist in Christus. Das ist das Wichtige: Jeden als Bruder und Schwester anzusehen und gemeinsam im Herrn zu wachsen. Amen, danke dir.
Die Frage lautet also: Sind wir bereit, uns für neue Leute zu öffnen? Das ist manchmal eine Herausforderung – einmal in der Gastfreundschaft, aber vielleicht auch in der Evangelisation beziehungsweise in der Kommunikation.
Wir mussten uns als Gemeinde ein bisschen umstellen. Kennt ihr das, wenn man von der Kanzel zu viele Dinge voraussetzt? Wenn man nur unter sich ist, sagt man: „Ja, wir kennen ja alle Hiob“, und predigt weiter. Aber jetzt sitzen im Gottesdienst viele Leute, die sagen: „Wer ist Hiob? Ich habe noch nie in der Bibel von ihm gelesen.“
Das heißt, wir müssen als Prediger darauf achten. Versteht mich nicht falsch, ich gehöre nicht zu denen, die sagen, wir dürfen nicht mehr den Begriff „Sünde“ nennen, weil wir besucherfreundlich sein wollen. Das ist ein falscher Weg. Aber wir müssen Sünde plötzlich erklären: Was ist denn Sünde?
Wenn du Deutsche hast und sagst „Sünde“, denken sie vielleicht an Verkehrssünden oder Diätsünden. Was ist Sünde? Was ist Buße? Da muss sich die Gemeinde plötzlich umstellen – auch bei Insider-Witzen in der Moderation. Wenn gesagt wird: „Wer die Weihnachtstüten kaufen will, der kann zu John Wiens gehen“, sitzen hundert Leute da, die sagen: „Wer ist John Wiens?“
Da muss sich die Gemeinde wirklich umstellen und fragen: „Okay, wie machen wir das jetzt?“ Und zwar aus Liebe – aus Liebe zu den neuen Leuten, die jetzt da sind.
Nach dem Gottesdienst treffen wir uns alle im Konferenzraum. Wo ist hier der Konferenzraum? Das bringt Umstellungen mit sich, aber das sollten wir aus Liebe machen. Sind wir bereit, uns für neue Leute in der Betreuung zu öffnen?
Ich verstehe Korinth immer mehr, ich verstehe die Gemeinde in Korinth immer besser. Früher habe ich die Korintherbriefe gelesen und festgestellt: Was spricht Paulus da für Sünden in der Gemeinde an? Das kann doch nicht sein!
Jetzt kommen Leute zum Glauben, die 50 Jahre lang Heidentum gelebt haben. Sie kommen in die Gemeinde, und man muss ihnen erst mal erklären, dass die großen Zahlen in der Bibel Kapitel und die kleinen Zahlen Verse sind. Sie wissen noch nichts. Aber ich kann euch sagen: Es ist herrlich, mit ihnen zu arbeiten, weil sie alles aufsaugen. Es ist etwas Wunderbares.
Ein Pastor hat mal gesagt: Fangt mal an zu evangelisieren, dann habt ihr echte Probleme in der Gemeinde. Dann streitet man nicht mehr über Wandfarben, sondern hat echte Probleme in der Gemeinde. Gemeinde ist ein Krankenhaus.
Das ist etwas, das uns momentan viel abverlangt. Oft weiß man schon: „Okay, wir taufen die Person, aber sie muss direkt in die Seelsorge, weil noch so viel Ballast aus dem alten Leben da ist.“ Aber es ist es wert, weil Jesus die Person angenommen hat – kaputte Sünder, die heil werden.
Es ist etwas Wunderbares, das zu erleben. Und da wollen wir gerne offen für sein, auch wenn es viel Arbeit kostet. Es ist viel mehr Arbeit als früher in der Gemeinde. Aber auch in den Angeboten muss man sich darauf einstellen: Okay, wir machen jetzt die Zeugnisabende öffentlich. Früher war das immer bei uns in der Gemeindestunde.
Aber warum sollen nicht alle dabei sein? Sie bringen ihre Arbeitskollegen mit, wenn sie ihr Zeugnis erzählen. Das hätten wir vielleicht nicht gemacht. Aber sie sagen: „Ich erzähle in der Gemeinde mein Zeugnis, kommt mit, ihr lieben Arbeitskollegen!“ Dann kommen sie alle mit. Das ist eine Evangelisation.
Die nächste Frage tut weh, aber sie ist wichtig zu stellen: Sind wir bereit, Dinge abzulegen, die uns daran hindern, Menschen zu erreichen? Damit meine ich in erster Linie Herzenshaltungen wie Gleichgültigkeit oder Menschenfurcht.
Ich möchte da ganz offen sein: Ich habe mit Menschenfurcht zu kämpfen. Manchmal siehst du in der Gemeinde ganz neue Leute, die ganz anders aussehen. Du weißt, okay, das ist kein deutscher Mitbürger, so ein Schrank von Typ ist plötzlich im Gottesdienst. Dann muss ich mich auch überwinden, so auf Andreas Geertz zuzugehen, vielleicht ist er suchend.
Ich merke an mir Tendenzen der Menschenfurcht: „Oh, fremd, fremd, Vorsicht, kennen wir nicht, ist keiner von den Unsrigen.“ Ich darf das sagen, ich bin Russlanddeutscher durch und durch. Das kostet Aufwand, das kostet uns allen etwas – auch Bequemlichkeit. Oft geht man nach dem Gottesdienst einfach selbstverständlich zu den eigenen Leuten, zu seinen Freunden. „Okay, ich gehe zu denen.“
Wir müssen als ganze Gemeinde neu umdenken. Die erste Frage, wenn der Prediger am Ende den Gottesdienst beschließt, sollte vom Moderator umgedreht werden: Wer ist neu hier? Wer ist suchend? Wer braucht jetzt ein Gespräch? Und dann direkt erst mal zu den anderen hingehen.
Das macht so viel mit einer ganzen Gemeinde. Wenn wir nicht mehr entklicken, wie Piju das erzählt hat, als er kam: „Wir waren noch sehr entklicken.“ Und sind es auch immer noch teilweise. Ja, aber es ist so gut und so hilfreich, Bequemlichkeit abzulegen.
Es geht nicht um mich, es geht nicht darum, dass ich meine Freunde sehe, sondern um die suchende Person, die zum ersten Mal im Gottesdienst ist. Da müssen wir jetzt hin.
Aber vielleicht gibt es auch äußere Hürden und Traditionen. Damit meine ich nicht biblische Überzeugungen – ja, die dürfen wir nicht ablegen, kein Abstrich vom Wort Gottes. Aber Paulus sagt in 1. Korinther 9, dass er sich bei äußeren Dingen anpasst.
Er schreibt: „Ich bin in den Juden wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne, denen, die unter dem Gesetz sind, wie einer unter dem Gesetz, obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin. Damit ich die, welche unter dem Gesetz sind, gewinne. Denen, die ohne Grenzen sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden, obwohl ich nicht ohne Gesetz vor Gott bin, sondern unter dem Gesetz Christi. Damit ich die, welche ohne Gesetz sind, gewinne. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, damit ich die Schwachen gewinne. Ich bin allen alles geworden, damit ich auf alle Weise einige rette.“ (1. Korinther 9)
Was Paulus hier sagt, ist nicht, dass er seine Überzeugungen über Bord geworfen hat oder sich wie ein Fähnchen im Wind anpasst. Er sagt vielmehr, es gibt biblische Überzeugungen, es gibt nur ein Evangelium, und wir machen keine Abstriche an den biblischen Überzeugungen.
Aber dann gibt es Dinge, die sind zweitrangig, die in der Bibel gar nicht so genannt werden. Das sind vielleicht Traditionen bei uns in der Gemeinde. Da sollten wir uns als Gemeinde mal die Frage stellen: Wo haben wir vielleicht Traditionen, die eine zusätzliche Hürde sind, damit unsere nichtchristlichen Arbeitskollegen überhaupt in den Gottesdienst kommen?
Ich weiß, das ist dünnes Eis, deswegen sage ich hier nicht mehr dazu. Aber einfach, dass wir mal darüber nachdenken, wo der Herr uns vielleicht anhand seines Wortes verändern möchte.
Eine wichtige Frage ist auch: Haben wir als Gemeinde unser Missionsfeld klar vor Augen? Espelkamp, Kreisminden, Deutschland und die Welt?
Welche Nöte haben die Menschen in unserem primären Umfeld? Was sind die Menschen in unserem primären Umfeld? Bitte weiterklicken, die Folie, genau, ach so, da habe ich meinen Fehler gemacht, ich habe nicht alle Punkte drauf. Aber die Frage ist erst einmal: Was ist die Zielgruppe, die wir erreichen wollen?
Ich habe mich hier ein bisschen in Espelkamp hineingedacht. Ich habe ja selbst mal hier gewohnt, und natürlich hat sich seitdem vieles geändert. Aber wahrscheinlich sind die Leute, die ihr als Gemeinde erreichen könnt, Deutsche, Einheimische, wir, die hier in Espelkamp wohnen und Christus noch nicht kennen. Vermutlich gibt es hier einige türkische Mitbürger, Bürger mit Migrationsanteil, die Christus noch nicht folgen. Vielleicht auch Russlanddeutsche, die als Jugendliche den Glauben über Bord geworfen haben. Sie sagen: „Mit diesem Gott, der so streng ist, will ich nichts zu tun haben.“ Und sie leben ohne Christus.
Ich vermute, dass es vielleicht noch mehr gibt. Aber wenn ich mich hier so in eure Situation hineinversetze, dann ist das wahrscheinlich die Zielgruppe. Man sollte sich einmal vor Augen führen, für wen beten wir jetzt? Wen wollen wir erreichen?
Ich weiß, damals hat Jakob Goertzen bei uns vor vielen Jahren gesagt: „Wir sind in Ostheim, lasst uns die Türken mit dem Evangelium erreichen.“ Und viele Geschwister aus unserer Gemeinde haben gesagt: „Die werden sowieso nicht kommen.“ Bis wir den ersten getauft haben, kamen sie. Die Kraft des Evangeliums verändert sie. Jetzt haben wir einige Türken bei uns in der Gemeinde. Es ist herrlich, sie zu taufen und mit ihnen über Christus zu reden. Ich darf bald in Köln in einer türkischen Gemeinde predigen und einfach Kontakt mit diesen Geschwistern haben.
Lasst uns Gedanken machen: Wie können wir die Menschen erreichen, die hier in Espelkamp den Glauben über Bord geworfen haben? Lass uns sie erreichen mit der Liebe Jesu.
Dann ist es wichtig, dass man sich die Frage stellt: Welche Nöte haben die Menschen in unserem primären Umfeld? Denn ich glaube, dass wir gerade auch über die Nöte Menschen erreichen können.
Wir haben bei uns zum Beispiel festgestellt, in Ostheim, Köln, ist Ostheim eher ein sozial schwacher Stadtteil. Dort leben viele Menschen, die nicht viel verdienen, viele mit Migrationshintergrund. Wenn man das vor Augen hat, dann sind das die Nöte. Danach richtet sich, was wir tun, um ihnen zu helfen. Dazu sage ich gleich noch etwas unter Punkt vier.
Aber ich denke, dass ihr als Gemeinde so viele Stärken habt, so viel Potenzial. Ich bin begeistert, wenn ich höre, was hier und da in der Jugend passiert. Ich bekomme hiermit so viele Möglichkeiten – und das nicht nur in der Jugend.
Ich denke, eure Gemeinde hat eine große Stärke in der Musik und in anderen Bereichen. Man sollte sich einmal die Frage stellen: Was hat der Herr uns als Gemeinde gegeben, und wie können wir das einsetzen, um die Menschen zu erreichen?
Bei uns war es so, dass wir festgestellt haben: Wir haben Techniker, die sehr hingegeben sind. Und was viele Leute uns gesagt haben, ist: „Wir mögen die Predigten bei euch.“ Deshalb haben wir entschieden, dass wir einen Vollzeit-Techniker brauchen. Es gibt sonst keine Gemeinde, die ich in Deutschland kenne, die auf die Idee kommt, einen Vollzeit-Techniker einzustellen. Aber wir haben gesagt: Das ist der neue Missionar. So viele Leute schauen die Predigten, werden erreicht und kommen zum Glauben. Dann brauchen wir jemanden, der ein großes Technikerteam aufbaut. Denn das hat der Herr uns gegeben: Technik und Predigt. Das müssen wir zusammenführen und die Botschaft rausschicken.
Deshalb diese Frage: Was hat der Herr euch als Gemeinde Espelkamp gegeben? Vielleicht hat er euch Stärken gegeben, die eine andere Gemeinde nicht hat. Und man sollte sich fragen, wie der Herr das für das Evangelium nutzen will.
Das ist so eine gute Fragestellung.
Ich möchte zum Schluss etwas konkreter werden und einfach erzählen, was bei uns passiert. Das ist mir wirklich wichtig. Dabei will ich auch meine Motive prüfen. Mir ist bei der Vorbereitung deutlich geworden, dass es auf keinen Fall so rüberkommen soll, als wären wir eine tolle Gemeinde, die alles missionarisch richtig macht.
Was ich hier nennen werde, ist über Jahre gewachsen. Vieles geschieht in Schwachheit, und wir müssen viel mehr für das Evangelium tun – viel, viel mehr. Wir sind in vielen Dingen ungehorsam, wir sind schwach und versuchen es. Das möchte ich vorab klarstellen. Trotzdem glaube ich, dass es vielleicht hilfreich sein kann, ein bisschen zu zeigen, wie es konkret aussehen kann. Vielleicht kann der eine oder andere einen Gedanken mitnehmen.
Unsere missionarischen Aktivitäten sind vielfältig. Natürlich gibt es Evangelisationen. Manche sagen, Evangelisationen seien nicht mehr zeitgemäß. Dem muss ich widersprechen. Wenn man Evangelisten einlädt und über mehrere Tage in der Woche das Evangelium predigt, kommen Menschen zum Glauben. Im März hatten wir eine Evangelisation mit Olaf Latzel, der zu uns nach Köln kam, um zu evangelisieren.
Dann gibt es das Evangelium in der Sonntagspredigt. Wir haben uns bewusst entschieden, weil immer Nichtchristen im Gottesdienst sind – jeden Sonntag viele Nichtchristen – dass in jeder Predigt das Evangelium enthalten sein muss. Nicht jede Predigt muss schwerpunktmäßig evangelistisch sein, denn zwischendurch brauchen Christen auch „Schwarzbrot“, um erbaut zu werden. Aber in jeder Predigt muss das Evangelium enthalten sein, und es muss immer eine Einladung zum Gespräch nach dem Gottesdienst geben. Das ist so wichtig. Wir sagen dann: „Wenn ihr reden wollt, bleibt gerne zurück, wir sind für euch da.“ Oft kommen Menschen und sagen: „Ich will mich bekehren.“ Das ist so bewegend, was da passiert.
Für uns war es so wichtig, dass wir plötzlich ein Raumproblem hatten. Wir hatten schon zwei identische Gottesdienste und haben gesagt: Wir wollen Raum schaffen. Wir wollen nie an den Punkt kommen, an dem wir an der Tür stehen und sagen müssen: „Wir sind voll, hier kommst du nicht mehr rein.“ Ich erinnere mich an die Diskussion: Sollen wir wirklich auf drei Gottesdienste umstellen? Das war eine ehrliche Diskussion mit den Mitarbeitern. Für mich war das einer der bewegendsten Momente in der ganzen Corona-Zeit für uns als Gemeinde.
Wir haben mit den Mitarbeitern und Technikern gesprochen. Sie haben ehrlich gefragt: „Brauchen wir wirklich drei Gottesdienste? Gibt es nicht andere Möglichkeiten?“ Die Musiker und Sänger sagten: „Das bedeutet, wir müssen schon um sieben Uhr hier sein, und um 14 Uhr ist der Dienst vorbei.“ Sie äußerten auch die Sorge um ihre Familien. Wir haben ihnen die Not deutlich gemacht: Wir werden gerade überflutet von Nichtchristen, die in unsere Gottesdienste kommen. Wir müssen den Platz schaffen. Es geht ums Evangelium.
Am Ende gab es eine Abstimmung: Wer ist dafür, dass wir drei Gottesdienste machen? Alle Hände gingen hoch. Jetzt sind sie da: Um sieben Uhr oder sieben Uhr dreißig beginnt der Dienst, sie machen Soundcheck. Wenn man mit den Technikern spricht, merkt man ihr Anliegen: Die Botschaft muss raus. Um 14.30 Uhr, nicht um 14 Uhr, ist der Sonntag für sie beendet. Sie tun das alles für das Evangelium. Das bewegt mich sehr, mit diesen Menschen zusammenzuarbeiten.
Auch die Gästebegrüßung ist so wichtig. Wir stellen uns auf Gäste ein und sagen: Die Predigt beginnt schon auf dem Parkplatz. Wie der Ordner die Gäste begrüßt, wie herzlich er ist, macht sehr viel aus. Da beginnt die Botschaft.
Dann haben wir, Gott sei Dank, sehr viel im Livestream. Es freut mich sehr zu sehen, wie viele Menschen dadurch erreicht werden können. Wir haben gesagt: Es ist so wichtig, dass wir jetzt online mehr machen, zum Beispiel Glaubensgrundkurse online anbieten für Menschen, die weiter weg wohnen oder keine Gemeinde vor Ort haben. In unserem aktuellen Online-Grundkurs schalten sich Leute aus Afrika ein, aus Polen, aus Österreich – einfach dort, wo Offenheit für das Evangelium da ist.
Wir brauchen auch den klassischen Büchertisch, bei dem Geschwister auf die Straße gehen und Traktate verteilen. Wir haben eine Gideon-Gruppe, die Bibeln an Schulen verteilt. Das ist so wichtig, weil wir eine Bandbreite brauchen. Menschen stehen an ganz unterschiedlichen Stellen. Man braucht Angebote, bei denen man Arbeitskollegen zum ersten Mal mitbringen kann, die vielleicht noch skeptisch sind. Aber wir brauchen auch offensive Angebote. Oft gehen Leute durch Köln, die offen für den Glauben sind, und bekommen ein Traktat.
Zu mir kam einmal eine Person, die geklingelt hat. Ich machte an der Gemeindetür auf, und sie sagte: „Ich will mich bekehren.“ Dann zeigte sie mir ein weggeworfenes Traktat, das sie auf dem Boden gesehen hatte. Diese Person fand den Weg in die Gemeinde und bekehrte sich. Das sind Geschichten, die nur Gott schreibt. Deswegen sind Straßeneinsätze wichtig.
Wir haben eine Gruppe, die immer montags abends auf die Straße geht. Dazu gehört Max. Max, vielleicht erzählst du in zwei, drei Minuten, was ihr montags macht.
Ja, hallo Gemeinde! Wir gehen montags abends raus auf die Straße und evangelisieren, erzählen ganz einfach das Evangelium. Was mir der Herr in den letzten Jahren aufs Herz gelegt hat, ist, dass man den Menschen das Evangelium so erklärt, dass sie verstehen: „Okay, ich habe ein Problem mit Gott, ich habe Sünde in meinem Leben.“ Wir benutzen oft die zehn Gebote und fragen zum Beispiel: „Hast du schon mal geklaut? Hast du schon mal gelogen?“ So gehen wir durch. Die Leute können nicht ausweichen. Sie müssen entweder sagen: „Ja, ich möchte damit nichts zu tun haben“, oder sie müssen sich dem stellen. Dann kann das Evangelium leuchten.
Das Evangelium macht nur Sinn, wenn man selbst versteht, dass man ein Sünder ist, Rettung braucht und Jesus der Retter der Welt ist. Ich möchte euch ermutigen: Wir sind nicht stark, wir schaffen es auch nicht, montags rauszugehen. Aber Christus ist stark in uns. Das Evangelium, wie André es so schön gesagt hat, ist die Kraft, die Menschen rettet und verändert. Wir sind das nicht, und niemand von uns ist stark. Aber es gibt einen, der stark ist, und das ist Christus. Ich möchte euch ermutigen: Mit Christushilfe könnt ihr das umsetzen. Amen.
Max, danke! Ich freue mich sehr, dass ihr so treu montags rausgeht, einfach in die Nachbarschaft der Gemeinde und Menschen auf der Straße ansprecht.
Dann haben wir eine Tafelausgabe, ein wunderbarer Dienst. Die Stadt hat uns gefragt, ob wir eine Tafelausgabe machen können. Das ist immer mittwochs. Dort kommen Menschen, oft vermummte Muslimas, auf den Gemeindehof. Jeden Mittwoch kommen viele Moslems aus der Gegend und bekommen Essen von unseren Geschwistern aus der Gemeinde. Unser Anliegen ist, nicht nur Brot zu geben, sondern auch das Brot des Lebens vorzustellen. Es geht nie nur um soziale Aspekte, denn die größte Not des Menschen ist eine geistliche Not.
Wir haben einen wertvollen Second-Hand-Laden, der „wertvoll“ heißt. Bei uns heißen viele Angebote so: „hoffnungsvoll“ ist die Obdachlosenarbeit, „liebevoll“ die Ehearbeit, „kraftvoll“ die Männerarbeit und „wertvoll“ der Second-Hand-Laden. Dabei geht es um Frauen aus der Nachbarschaft. Der Laden liegt in der Nähe der Gemeinde. Viele, auch Moslems, kommen dorthin. Eigentlich geht es ihnen nicht um die Kleidung, sondern darum, Kaffee zu trinken und mit unserer Mitarbeiterin, einer Schwester aus der Gemeinde, zu sprechen. Das ist eine gute Evangelisationsmöglichkeit.
Dann gibt es ein Café, die „Active Zone“. Dort gibt es Hausaufgabenhilfe für Kinder, alles für Nichtchristen, und einen Studierplatz für Jugendliche. Wir haben festgestellt, dass immer mehr Kölner Studenten in Ostheim wohnen. Sie lernen oft bei McDonald’s, was kein guter Ort ist. Deshalb haben wir einen schöneren Ort geschaffen – ein Café, in dem Studenten und Jugendliche lernen können. So bauen wir Beziehungen auf.
Es gibt einen Kindertreff, immer donnerstags nachmittags von der KEB, also eine evangelistische Kinderarbeit. Dann haben wir einen Frauenabend im Café, die Agape-Arbeit. Veronika Loschitz, ursprünglich aus Esbekamp aus der evangelischen Freikirche, hat nach Köln geheiratet und leitet diese Arbeit.
Das Schöne ist, dass die verschiedenen Angebote voneinander profitieren. Die Frauen, die in den Second-Hand-Laden kommen und Kaffee trinken, haben Kontakt zu uns. Viele dieser Frauen kommen auch mittwochs zur Tafel und holen sich Essen. So sind sie an zwei Punkten mit uns als Gemeinde in Kontakt. Wenn wir diese Frauen dann zu einem evangelistischen Abend einladen, kommen viele – nicht alle, aber viele.
Neu haben wir eine Gebetsscheune, eine Männerarbeit. Ein Handwerker aus unserer Gemeinde hat eine Scheune gemietet. Dort gibt es verschiedene Werkzeuge und Hebebühnen, um an Autos zu schrauben. Er sagt: „Kommt, wir grillen, bringt eure Arbeitskollegen mit, wir schrauben an Autos, grillen und beten zusammen.“ Die Nichtchristen sollen sehen, wie wir füreinander beten. Das ist eine tolle Möglichkeit, Arbeitskollegen mitzubringen.
Dann gibt es die Arbeit unter Obdachlosen, geleitet von Jan Sokau, der auch aus Esbekamp kommt. Unsere Gemeinde ist durch Esbekamp wirklich gesegnet. Jan wurde auf wunderbare Weise berufen. Jeden Freitag und Samstag ist eine Gruppe, manchmal bis zu dreißig Leute, in der Stadt unterwegs, um Obdachlose für Christus zu gewinnen.
Auch die Flüchtlingsarbeit unter Ukrainern läuft sehr gut. Das ist eine gute evangelistische Chance.
Dann gibt es das Fest der Kulturen. Ich bin gleich fertig, die Zeit ist schon fortgeschritten. Wenn Christian sagt, alles gut, dann mache ich weiter. Es ist wirklich eine Gnade, dass wir in den letzten zwei Jahren über 20 verschiedene Kulturen in die Gemeinde bekommen haben. Viele Geschwister kommen aus Südamerika, Indien, Afrika. Das Schöne ist: Wenn sie ihre Landsleute sehen, bringen sie weitere mit.
Wir hatten einige Afrikaner, die dachten, es sei nur eine Gemeinde mit Weißen. Als sie sahen, dass Schwarze in der Gemeinde sind, brachten sie noch einige mit. Es ist wie ein Schneeball, der ins Rollen kommt. Wunderbar, was Gott da tut.
Unser Gedanke war: Ostheim ist so kunterbunt an Nationen, wir als Gemeinde sind bunt geworden, und wir nutzen das, indem wir alle Kulturen aus der Nachbarschaft zu uns einladen. Wir machen ein großes Sommerfest und haben viel Geld investiert. Das letzte Fest der Kulturen hat uns 35 Euro für zwei Tage gekostet. Wisst ihr, wie viele Gäste da waren? 600, die nicht zur Gemeinde gehören.
Wir haben uns gesagt: Das hat sich gelohnt, weil wir Menschen für Christus gewinnen wollen. Wenn einer sich bekehrt und für die Ewigkeit gerettet ist, hat sich das ganze Geld gelohnt.
Und natürlich liegt uns auch die Gemeindegründung oder noch einmal eine Standortgründung mitten in Köln am Herzen. Mission liegt uns sehr am Herzen.
Geschwister, ich bin mir bewusst, dass hier sehr, sehr vieles läuft. Ich habe nur einige Beispiele genannt. Vielleicht waren Anregungen dabei, die der eine oder andere mal ausprobieren möchte. Ich habe das nur geschildert, um zu zeigen, wie es aussehen kann, wenn Christus uns für das Evangelium antreibt.
Und die Auswirkungen auf die Gemeinde sind so wunderbar – das ist mein letzter Punkt: Wenn viele Menschen zum Glauben kommen, bewirkt das eine Stärkung des Glaubens für die Gläubigen.
Ich sehe, dass so viele Geschwister aus unserer Gemeinde ganz neu im Glauben erfrischt sind. Wisst ihr warum? Weil sie jetzt mit Neubekehrten arbeiten. Einige Frauen, die jahrelang treu in der Kinderstundenarbeit tätig waren und auch echte Gemeindekinder, die hier groß geworden sind, kommen jetzt mit Nicht-Christen in Kontakt. Es sind Frauen, alleinerziehende Mütter, Menschen mit einem kaputten Leben, und sie investieren Zeit und Liebe in sie. Das ist so erfreulich.
Ich erinnere mich, dass ich den Glaubensgrundkurs machen durfte. Ein Mann meldete sich und sagte: „Ich war tief verstrickt im Okkultismus. Kann mir Gott noch vergeben?“ In dem Moment schenkte der Herr mir Apostelgeschichte 19. Dort steht, was in Ephesus passiert ist: Die Menschen haben ihre Zauberbücher verbrannt, Buße getan und wurden zur Gemeinde hinzugefügt. Ich gab dieser Person diese Stelle mit, und er fasste Hoffnung: „Mir kann vergeben werden.“
Wisste ihr, wie ich an diesem Abend nach Hause gefahren bin? Voller Freude und Dankbarkeit. Der Herr tut sein Werk. Das, was in der Apostelgeschichte passiert ist, erleben wir heute. Es ist so glaubensstärkend für die ganze Gemeinde, wenn neue Kinder dazukommen.
Man kann das mit einer Familie vergleichen: Wenn ein Neugeborenes in der Familie ist, belebt das die ganze Familie. So ist es auch mit der Gemeinde. Ich denke, ihr erlebt hier Ähnliches. Jede Taufe ist so glaubensstärkend. Und ich glaube, wenn es einmal anfängt, schenkt der Herr oft weiteres Wachstum, weil die Neubekehrten noch ihre nichtchristlichen Freunde haben, die sie mitbringen.
Es bewegt so viel Freude im Herrn und den Fokus auf die Kernanliegen Jesu.
In der Corona-Zeit haben wir uns als Gemeinde nie über Corona gestritten, und das ist Gnade. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass wir in Köln weniger strenge Maßnahmen hatten, dessen bin ich mir bewusst. Aber ich glaube, was uns auch so geeint hat, ist, dass wir gerade sehen: Hier kommen Menschen zum Glauben. Es gibt viel wichtigere Themen. Wir müssen uns jetzt darauf fokussieren.
Das hat uns so geeint. Das ist so wichtig. Es hat zur Einheit der Gemeinde geführt.
Ja, liebe Geschwister, lasst uns dafür beten, dass Gott in uns diesen Missionseifer stärkt. Er ist ja vorhanden, aber wir hoffen, durch den heutigen Abend neu ermutigt zu werden und uns vielleicht auch noch einmal zu fragen: Was können wir noch mehr machen? Es gibt noch so viele Verlorene, auch in Esbekamp.
Gott, gebrauche du uns als Gemeinde. Zeig du uns offene Türen. Es geht nicht um Aktionismus, dass man jetzt Hals über Kopf anfängt, irgendetwas zu starten. Es beginnt im Herzen. Herr, brich du uns, brich du unsere Herzen für die Verlorenen.
Dafür möchte ich jetzt noch beten. Lasst uns dazu aufstehen.
Herr, ich danke dir so sehr, dass du ein Retter bist, dass du Menschen retten möchtest. Du bist gekommen, um zu retten, Herr, und ich bin dir so dankbar, dass du uns gebrauchen möchtest als deine Botschafter.
Ich bin dir so dankbar für die Gemeinde hier in Esbekamp, die Menschen für dich gewinnen will, die die Not erkennt und deren Herz für Verlorene schlägt.
Herr, ich möchte dich bitten, dass du uns gemeinsam als Gemeinden in Köln und in Esbekamp noch stärker diesen Eifer gibst. Herr, dass wir im Glauben beten, dass du Menschen retten möchtest und dass wir uns selber gebrauchen lassen.
Herr, bitte schenke du uns ein Umdenken, da wo wir zu sehr auf uns fixiert sind, wo wir vielleicht zu bequem geworden sind, wo wir im Herzen vielleicht gar nicht wollen, dass so ganz andere Menschen plötzlich in die Gemeinde kommen.
Herr, bitte schenke du uns ein echtes Umdenken, auch Buße, und dass dein Herzensanliegen immer unser Herzensanliegen ist.
Amen.
Ihr könnt gerne auch stehen bleiben, nach Möglichkeit.