Wir wollen heute Morgen mit dem Timotheusbrief weitermachen. Ich wurde gefragt, wie das mit den Aufgaben ist. Ich habe hier etwas notiert: Sie müssen nicht viel schreiben, aber es wäre gut, sich mit einer der schwierigen Stellen zu beschäftigen.
Sie können sich selbst eine Stelle aussuchen. Vielleicht haben Sie Zugang zu einigen Kommentaren oder zu einem Lexikon, besonders wenn es um einen bestimmten Begriff geht. Notieren Sie dann stichwortartig einige Meinungen zu dem Vers, die verschiedene Kommentare anbieten oder die Sie vielleicht sonst gehört haben. Kommen Sie anschließend zu einem eigenen Schluss. Suchen Sie sich einfach eine Stelle aus.
Wir werden in der Besprechung sowieso noch darauf zurückkommen, aber es wäre gut, wenn Sie sich schon einmal mit anderen Meinungen zu diversen Bibelstellen auseinandersetzen. Wir werden nicht auf alle Kommentare eingehen können. Schreiben Sie dann zu einer dieser Stellen eine Seite oder zwei, je nachdem, wie viel Sie schreiben möchten.
Wenn Sie sich für Textkritik interessieren, also für den griechischen Text, können Sie auch die letzte Stelle nehmen, die ich angegeben habe: 1. Timotheus 3,16. Dort gibt es unterschiedliche Lesarten. Einige Bibeln haben „Gott geoffenbart im Fleisch“, andere „er wurde geoffenbart im Fleisch“. Wenn Sie dazu etwas finden, können Sie das natürlich auch bearbeiten. Diskutieren Sie, was da gesagt wird.
Im Internet kann man übrigens auch Quellen finden. Man muss allerdings sagen, dass das Internet sowohl Vorteile als auch Nachteile hat. Man findet nicht immer die besten Quellen, oft sind es zweit- oder drittklassige Informationen. Das ist schade, denn dann verliert man viel Zeit. Aber es gibt auch einige sehr gute Quellen im Internet.
Ich habe hier ein paar Kommentare zusammengestellt. Vielleicht lasse ich Ihnen später die Folien zukommen, damit Sie abschreiben können. Nachher zeige ich Ihnen auch einige Kommentare, die man elektronisch haben kann. Wer möchte, kann sie von mir kopieren, ich habe sie auf dem Computer. Es sind englische und deutsche Kommentare, wobei man sagen muss, dass nicht jeder Kommentar empfehlenswert ist. Aber es ist gut, mal zu schauen, was andere schreiben. Manchmal kommt man erst auf eine Frage, wenn man die Kommentare liest. Wenn man allein liest, wäre man vielleicht gar nicht darauf gekommen.
Es tut gut, sich mit einer dieser schwierigen Textstellen auseinanderzusetzen und verschiedene Meinungen zu sammeln. Ich habe ein etwas gestörtes Verhältnis zu Hausaufgaben, deshalb ist mir das nicht so wichtig. Als ehemaliger Lehrer weiß ich, dass man anders lernt, wenn man etwas machen muss, als wenn man es machen darf. Das ist ein Unterschied.
Beim Bibelstudium ist es meiner Meinung nach besonders wichtig, dass man etwas tut, was einen interessiert und was man gerne macht. Es soll Freude bereiten, nicht eine Pflicht sein. Machen Sie es also so, dass Sie es gerne tun. Suchen Sie sich eine Bibelstelle aus. Wenn Ihnen keine der vorgeschlagenen Stellen passt, wählen Sie eine andere aus dem Timotheusbrief, die Sie interessiert.
Schauen Sie sich die Stelle genau an, notieren Sie verschiedene Meinungen und kommen Sie zu einem eigenen oder vorläufigen Schluss. Falls Sie keinen endgültigen Schluss ziehen können, schreiben Sie einen vorläufigen Schluss und zeigen Sie gleichzeitig, dass Sie offen sind, weiter zu lernen.
Einige Stellen sind ziemlich schwierig, zum Beispiel 1. Timotheus 3,2. Der Ausdruck „Mann einer Frau“ ist eine Nuss zum Knacken und nicht so einfach zu verstehen. Für den gesamten Timotheusbrief, also für beide Seminare heute und in zwei Wochen, können Sie gerne noch andere Stellen hinzufügen. Ich habe hier nur einige Beispiele genannt.
Auch 1. Timotheus 2,15 ist eine schwierige Stelle, ebenso 1. Timotheus 3,11. Bei letzterer stellt sich die Frage, welche Frauen gemeint sind – die „Frauen ebenso“. Welche Frauen genau? Manche Kommentatoren machen es sich da sehr einfach, aber hinterfragen Sie das, wenn Sie die Stelle lesen.
Empfehlungen zur Kommentarliteratur und Studienhilfen
Hier einige Kommentare auf Deutsch, die in bestimmten Kreisen bekannt sind. Bekannt dürfte der Kommentar von William McDonald sein. Er geht zwar nicht sehr tief ins Detail, bespricht aber manchmal Schwierigkeiten und bietet mehrere Möglichkeiten an, um sich dann für eine davon zu entscheiden. McDonald ist kein ausgebildeter Theologe, schreibt jedoch sehr erbaulich.
Matthew Henry soll es inzwischen auch auf Deutsch geben, habe ich gehört oder gelesen. Mein Bruder hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass es ihn nicht nur auf Englisch gibt. Wer die englische Version möchte, kann sie von mir haben oder aus dem Internet herunterladen. Viele Bibelprogramme haben diesen Kommentar ebenfalls eingebunden. Es ist ein sehr guter Kommentar.
John MacArthur ist in der sogenannten John-MacArthur-Bibel enthalten, einer Schlachter-Bibel mit Erklärungen. Dort finden sich immer wieder sehr hilfreiche und interessante Anmerkungen, die man nachlesen kann.
Gebelein ist ebenfalls ein Deutscher. Die Wuppertaler Studienbibel und die Edition C kenne ich nicht genau – oder heißt sie so ähnlich? Ich kann dazu nichts Genaues sagen, da ich sie nicht kenne.
Dann gibt es noch die alten deutschen Theologen. Ihre Werke sind als Bücher nicht so leicht erhältlich, aber man kann sie heute elektronisch herunterladen, zum Beispiel bei Sermon Online. Man kann sie auch bei mir bekommen, da ich sie auf einem Stick habe.
Die Reihe von Zahn, auch Dechsel und Zahn genannt, ist recht theologisch und wissenschaftlich, aber sehr gut. Die Autoren sind bibeltreu und haben gründlich daran gearbeitet. Lange, Zahn und Dächsel sind ebenfalls erwähnenswert. Schlatter gibt es übrigens auch in der Online-Bibel. Wer diese kostenlose Bibel im Internet hat, findet dort den Schlatter-Kommentar.
Wer möchte, kann sich viele dieser Werke im Internet unter www.archive.org herunterladen. Die meisten englischen Texte sind dort zu finden, die deutschen weniger stark. Aber Lange und Zahn dürften auch dort direkt im Internet verfügbar sein.
Alternativ findet man diese Werke auch bei Sermon Online oder bei Google Books, wo man ebenfalls einiges entdecken kann.
Hinweise zu englischsprachigen Kommentaren und Studienwerken
Wer sich für englische Werke, englische Kommentare interessiert und auch englisch liest, kann dabei einiges gewinnen. Ich selbst habe auch einiges dazu, beziehungsweise hatte ich. Einen Moment, ich habe die Folie gerade nicht zur Hand.
Hier sind die deutschen Kommentare, die ich zuvor genannt habe. Ich kann nicht für jeden einzelnen Kommentar die Hand ins Feuer legen, aber das sind die Kommentare, auf die wir Zugriff haben. Einige habe ich gelesen oder zumindest hineingelesen. Den Macdonald-Kommentar habe ich von vorne bis hinten durchgelesen, und zwar schon vor vielen Jahren.
MacArthur ist ebenfalls recht gut. Natürlich ist MacArthur ein Calvinist und hat bei bestimmten Stellen seine eigenen Bemerkungen. Diese speziellen Stellen muss man nicht unbedingt übernehmen. Wenn man weiß, dass er Calvinist ist, kann man sich diese Stellen einmal anschauen, sollte sie aber auch kritisch betrachten. Dennoch habe ich auch bei John MacArthur viel Gutes gefunden. Er ist ein bibeltreuer Mann.
Die Wuppertaler Studienbibel geht oft nicht tief genug, aber manchmal findet man dort auch recht gute Anmerkungen. Wenn man ein größeres Problem hat, würde ich wirklich empfehlen, bei Lange und Zahn nachzuschauen. Diese beiden kann ich wirklich empfehlen, weil sie die Sache gründlich diskutieren. Gerade Lange hat mir sehr geholfen. Er bietet fünf bis sechs Möglichkeiten an, bewertet jede mit Plus und Minus und kommt am Ende zu einer eigenen Entscheidung. Diese muss man nicht akzeptieren, aber es ist sehr hilfreich. Man merkt, dass er sich intensiv mit den Problemen auseinandersetzt.
Die Seiten www.sermononline.de und sermon-online.de bieten ebenfalls Zugang zu Lange, Zahn und Dächsel.
Zu den englischen Kommentaren: Wer sich dafür interessiert, dem kann ich einige Wortstudien empfehlen, etwa Robertsons Word Studies oder Wüsts Word Studies. Beide sind sehr zu empfehlen. Ich besitze Wüst ebenfalls, habe ihn aber gerade nicht gefunden. Irgendwo auf meinem Computer ist er gespeichert, aber heute Morgen habe ich ihn nicht gefunden.
Weitere englische Bibelkommentare, die ich empfehle, sind Barnes, Adam Clarke, Matthew Henry und Jeremy Fawcett Brown. Das sind die alten englischen bibeltreuen Kommentare. Es gibt auch viele neuere, aber ich habe hier solche aufgelistet, die man kostenlos im Internet bekommt. Die neueren kosten meistens Geld.
Natürlich gibt es auch die gelbe Reihe, ich denke, sie heißt Expository New Testament. Warren Wiersbe ist darin vertreten, sehr erbaulich, vor allem auch im Alten Testament recht gut. Frederik Godet sollte man unbedingt lesen, wenn man Zugang hat. Es gibt sogar einige Bände auf Deutsch, ich glaube, das Lukas-Evangelium ist auf Deutsch erhalten.
Frederik Godet findet man im Internet unter www.archive.org. Dort gibt es zum Beispiel den Römerbrief und vielleicht auch den Korintherbrief auf Englisch.
The Expositor's Greek New Testament, herausgegeben von Nicole, ist sehr tiefgründig und sehr gut. Fünf Bände davon sind im Internet unter archive.org verfügbar. Ellicott ist ebenfalls sehr ausführlich, ein älterer englischer bibeltreuer Kommentar, The Expositor's Bible, herausgegeben von Ellicott.
Dann gibt es den Word Biblical Commentary, einen neueren Kommentar. Den gibt es nicht kostenlos im Internet, man kann ihn nur käuflich erwerben. Er ist sehr teuer, enthält aber sehr gute Inhalte. Allerdings ist er zum Teil auch bibelkritisch, wenn auch sehr gründlich.
Ebenso verhält es sich mit dem Internationalen Kritischen Kommentar. Den kann man im Internet unter archive.org herunterladen. Er ist ebenfalls kritisch und gründlich, daher habe ich hier Vorsicht hinzugefügt.
Weitere ältere Werke sind von Beat, Goodbay und John Lightfoot. Diese findet man ebenfalls alle unter archive.org.
Persönliche Einschätzungen zu Kommentaren und theologischen Richtungen
Kennst du Ryrie? Ryrie wäre auch eine gute Wahl, natürlich. Er ist ein Dispensationalist, aber bibeltreu und sehr zuverlässig. Seine Richtung ist klar erkennbar, aber auf jeden Fall gut. Die Ryrie Bible und die dazugehörigen Werke sind empfehlenswert.
Diese Richtung wird grundsätzlich auch von William Macdonald vertreten. Macdonald stammt aus der Brüderbewegung in Amerika und vertritt ebenfalls die dispensationalistische Sichtweise. Es gibt ein paar Punkte, bei denen man sagen muss, na ja, aber insgesamt ist seine Arbeit sehr zu empfehlen.
Kann ich die Folie entfernen? Dann machen wir weiter mit Timotheus.
Rückblick auf Kapitel 1 des Timotheusbriefes
Wir hatten gestern Kapitel eins betrachtet. Ich gehe jetzt kurz die grobe Gliederung noch einmal durch.
In Kapitel eins erinnert Paulus Timotheus an den von ihm empfangenen Auftrag (Verse 3 bis 11). Er spricht über den Inhalt des Auftrags und über das Ziel dieses Auftrags.
Bei den Zielen des Auftrags ging es darum, was das Ziel der Anweisung ist, welche Art von Liebe gemeint ist und wie man nicht lehren darf, wenn man dieses Ziel erreichen will. Es wurde dabei von den Gesetzeslehrern gesprochen, die das Wesen des Gesetzes jedoch nicht wirklich erkennen.
Dann hatten wir die Verse 8 bis 12, in denen beschrieben wird, wie wir dagegen lehren müssen, wenn wir dieses Ziel erreichen wollen. Das ist vielleicht eine einfache Frage, aber im Text geht Paulus auf das Gesetz ein.
Er zeigt, dass das Gesetz als solches nicht außer Acht gelassen werden darf. Man muss wissen, dass das Gesetz trefflich und gut ist, aber man muss es richtig gebrauchen. Das Gesetz muss so angewandt werden, wie es dem Gesetz entspricht.
Wir haben gesagt, dass das Gesetz nicht für den Gerechten ist, also nicht dazu dient, ihn gerechtfertigt zu machen. Das Gesetz ist nicht die Quelle des Lebens.
Man soll das Gesetz so predigen, dass das Evangelium als Maßstab genommen wird. Als gerechtfertigte Menschen blicken wir zurück auf das Gesetz, aber vom Evangelium her. Wir wenden das Gesetz an und interessieren uns für alles, was im Gesetz steht.
Das Gesetz ist hier nicht die ganze Bibel, sondern natürlich das alttestamentliche Gesetz. Christus ist das Ende und Ziel des Gesetzes (Römer 10,4). Das Gesetz führt zu Christus hin.
Jakobus spricht ebenfalls davon. In Jakobus 2,12 heißt es: „Redet so und handelt so, als solche, die durch das Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen.“
Paulus sagt in 1. Korinther 9,21: „Denen ohne Gesetz wurde ich wie einer ohne Gesetz, wobei ich nicht ohne Gesetz bin Gott gegenüber, sondern innerhalb eines Gesetzes, Christus gegenüber.“ Er ist also in einem Gesetz, nämlich im Gesetz Christi.
Christus bestimmt ihn, und daher blickt er mit diesen Augen zurück auf das, was im Alten Testament geschrieben steht. Er liest es mit neuen Augen.
Natürlich gibt es viele Dinge im Gesetz, die heute nicht mehr anwendbar sind. Zum Beispiel die Gesetze für die Israeliten auf der Wüstenwanderung. Es gab bestimmte Vorschriften, wie man auf die Toilette gehen muss, wohin man sich begeben soll – das war zeitbedingt.
Auch die Opfer und Feiertage sind in Christus erfüllt. Dennoch gibt es Prinzipien im Gesetzbuch, im Gesetz des Alten Testaments, die wir anwenden können. Dadurch erfährt man, wie Gott denkt.
Diese Grundsätze nehmen wir natürlich eins zu eins an. Viele Dinge zitieren die Apostel direkt. Zum Beispiel zitiert Petrus im 1. Petrusbrief Kapitel 3 aus dem Psalm: „Wer lange leben möchte oder gute Tage sehen will, der soll seine Zunge zügeln, seine Lippen bewahren, dass sie nicht trügen“ (1. Petrus 3).
Das Gesetz als solches ist also nicht schlecht. Wir gehen nur ganz anders an das Gesetz heran.
Das Zeugnis des Apostels Paulus
Ja, und dann hatten wir das Zeugnis des Apostels Paulus. Paulus, der Auftraggeber, bezeugt die Wirklichkeit der Christusbotschaft in seinem Leben. Wir haben gesagt, er ist dankbar für die Gnade, dass Gott ihn an den Dienst anvertraut hat. Er ist dankbar für die Gnade, dass die Gnade groß geworden ist in ihm, über die Maßen groß.
Er bezeugt dann, in Vers 15, die Zuverlässigkeit der Christusbotschaft. Er bezeugt die Glaubwürdigkeit – das hatten wir gestern noch – in Vers 16. Außerdem bezeugt er die Absicht Gottes mit ihm. In Vers 16 heißt es: „Mir widerfuhr jedoch deswegen Barmherzigkeit, damit Jesus Christus an mir als Erstem alle Geduld erzeige, zu einem Muster für die, die an ihn glauben sollten, zum ewigen Leben.“
Paulus hat ja vorher gesagt, dass er ein Sünder ist. Christus kam in die Welt, Sünder zu retten, unter denen ich Erster bin, heißt es am Ende von Vers 15. Interessant ist, dass hier nicht der Artikel steht, nicht „der Erste“. Im Griechischen fehlt der Artikel. Es heißt: „unter denen ich ein Erster bin“. Das bedeutet, dass er zu den ersten Sündern gehört, zu den schlimmsten.
Und was Gott für ihn, den Schlimmsten, getan hat und immer noch tut, das kann er auch für dich, Timotheus, und für die Leute tun, mit denen du zu tun hast, und in diesen Menschen, denen du verkündigst. Seine Ermutigung lautet: „Mir widerfuhr deswegen Barmherzigkeit, damit Jesus Christus an mir als Erstem alle Geduld erzeige, zu einem Muster für die, die an ihn glauben sollten, zum ewigen Leben.“
Was war es, das den Saulus von Tarsus überwunden hat? Paulus spricht hier von der Barmherzigkeit. Er war ein Verfolger gewesen. Dann kam die Barmherzigkeit Gottes, die Gnade wurde äußerst groß für Paulus, und das hat ihn überwunden – die Art, wie Gott ihm nachgegangen ist, in Barmherzigkeit.
Wie gewinnt man einen Rebell? Wie macht man einen Rebell zu einem willigen Diener Christi? Nicht durch Härte, sondern durch Barmherzigkeit. Das hat ihn überwunden. „Mir widerfuhr deswegen Barmherzigkeit, damit Jesus Christus an mir alle Geduld erzeige, zu einem Muster für andere, die nachher noch kommen sollten.“ Also bei mir hat er begonnen, bei mir hat er es gezeigt, und bei anderen wird er es auch zeigen. Für andere, die an ihn glauben sollten, hin zum ewigen Leben.
Man glaubt hin zum ewigen Leben, man wird gläubig und dann glaubt man weiter. Paulus und andere – man kommt zum Glauben und bleibt im Glauben. Die ganze Strecke glaubt man bis zum Ziel. Das Ziel ist das ewige Leben.
Vers 17: „Aber dem König der Ewigkeit, dem unverweslichen, unsichtbaren, allein weisen Gott, gebühren Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit.“ Hier mündet sein Zeugnis in einen Lobpreis. Der König der Ewigkeit, das ist Gott, wird hier gerühmt. Er ist ein weiser Gott.
Timotheus sollte sich nicht schämen, eines solchen Gottes, eines so herrlichen Gottes. Das ist eine Ermutigung zugleich für Timotheus. In diesem Gott gebühren Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit.
Interessant ist hier der Ausdruck „dem Alleinweisen Gott“. Gott ist der einzige, der wirklich weise ist, alleinweise, wirklich weise. Wenn wir weise werden wollen, müssen wir lernen, so zu denken, wie Gott denkt.
Weisheit hat zu tun mit dem Erreichen eines Zieles. Wie erreiche ich das Ziel? Wie muss ich es tun, mit der Praxis? Auf welchem Weg muss ich jetzt gehen? Wie soll ich das jetzt bewerkstelligen? Dazu braucht es Weisheit. Und Gott ist der allein wirklich Weise. Deshalb ist man auf ihn angewiesen, und man darf beginnen, so zu denken, wie Gott denkt.
Diesem Gott gebühren Ehre und Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Hier ist das letzte große Ziel, dass Gott in alle Ewigkeit geehrt wird. Darum geht es. Dafür leben wir. Das ist der Sinn unseres Daseins: dass Gott, unser Schöpfer, geehrt wird – Gott, unser Schöpfer und unser Erlöser.
Und dann sagt Paulus: Amen. Amen ist eine Bekräftigung, so ist es und so bleibt es. Das ist echte Anbetung. Das Ziel unseres Lebens ist, dass wir echte Anbeter Gottes werden und bleiben.
Die Verantwortung und Ermutigung für Timotheus
Die Verse achtzehn bis zwanzig enthalten zum Schluss noch diese Botschaft. Diese Botschaft vertraut Paulus dem Timotheus an. Das sagt er hier in Vers achtzehn: „Diese Anweisung vertraue ich dir an, diesen Auftrag, diese Anweisung vertraue ich dir an.“
Es ist interessant, dass das Gesetz es nicht geschafft hat, Paulus zu verändern, aber die Barmherzigkeit Gottes hat Paulus verändert. Gesunde Lehre hat einen gesunden Menschen hervorgebracht. Und Timotheus soll nun diese gesunde Lehre weitergeben, damit weiterhin gesunde Leute hervorkommen. Er gibt also die Fackel weiter. Timotheus soll sie wiederum weitergeben, und die Lehrer in Ephesus sollen sie weitergeben.
„Diese Anweisung vertraue ich dir an, Kind Timotheus, du bist ja mein Kind, wie ein Vater.“ Hier spricht Paulus wie ein Vater zu seinem Kind. Es ist nicht ein Chef, der zu seinem Untergebenen spricht, sondern ein Vater zu seinem Kind. Das ist die Art von Beziehung, die wir im Reich Gottes haben.
Diese Anweisung vertraue ich dir an gemäß den vorangegangenen Weissagungen über dich. Jemand hatte über Timotheus, seinen Dienst, seinen Auftrag und seine Aufgabe geweissagt. Nun wird Timotheus daran erinnert: Du hast noch weitere Aufgaben, der Herr will dich gebrauchen. Wir brauchen immer wieder diese Ermutigung und Erinnerung, dass der Herr einen Auftrag für uns hat. Deshalb soll Timotheus mutig vorangehen.
In Vers 18 heißt es weiter in der Mitte: „Damit du – also gemäß den Weissagungen – in ihnen oder durch sie den edlen Kampf kämpfen mögest.“ Die Weissagungen, die über Timotheus gesprochen wurden, sollen ihm eine Hilfe sein, ein Anspruch, damit er durch diese Ermutigung im Kampf bleibt und den guten Kampf kämpft.
Es ist nicht so, dass Paulus sagt, alles sei schon vorausbestimmt und Timotheus solle sich einfach seinem Schicksal ergeben. Nein, gerade weil über ihn etwas geweissagt wurde, soll er sich umso mehr dem Herrn hingeben, damit das, was Gott prophezeit hat, auch geschehen kann.
Also möge Timotheus den guten, den edlen Kampf kämpfen. Das griechische Wort bedeutet „edel“ oder „schön“. Es ist ein besonders schöner Kampf, ein großes Vorrecht, diesen Kampf zu kämpfen. Dabei soll Timotheus Glauben und ein gutes Gewissen haben oder bewahren. Man kann auch sagen, er möge den Glauben halten, also bewahren.
Übrigens kann das Wort „Glaube“ auch mit „Treue“ übersetzt werden. Hier vielleicht beides: Glauben und Treue bewahren. Einige haben diese Treue oder diesen Glauben von sich gestoßen, heißt es weiter – Glauben und gutes Gewissen. Entschuldigung, es geht hier um Glauben und gutes Gewissen, wobei sich das „von sich stoßen“ auf das Gewissen bezieht, nicht auf den Glauben.
Das bedeutet, dass etliche gegen ihr Gewissen gehandelt haben. Ein gutes Gewissen muss man aktiv von sich stoßen, sich also gegen das Gewissen wenden. Dann geht man gefährliche Wege. Hier schwingt Traurigkeit mit in diesem Brief.
Da waren einige, die hatten ein gutes Gewissen und echten Glauben, waren also eindeutig wiedergeboren. Man kann nicht glauben und ein gutes Gewissen haben, ohne wiedergeboren zu sein, zumindest in der Zeit des Neuen Testaments. Glauben und ein gutes Gewissen hat man durch die Gnade Gottes, dadurch, dass die Sünden vergeben sind.
Hier ist von Menschen die Rede, die wirklich gläubig und wiedergeboren waren, mit gutem Gewissen lebten und dann das gute Gewissen von sich taten, von sich stießen und eigene Wege gingen. Sie erlitten Schiffbruch am Glauben, sagt Paulus.
Ein Schiffbruch erleiden heißt zugrunde gehen. Wenn man von Schiffbruch spricht, bedeutet das, dass sie untergegangen sind, was den Glauben betrifft. Eine sehr traurige Sache. Es geht hier also um einen Abfall, Menschen, die abgefallen sind.
Manche Ausleger meinen, das sei nicht möglich, ein Christ könne nicht abfallen. Doch hier ist eine ganz deutliche Stelle, und das kann man nicht wegdiskutieren. Man kann nicht sagen, diese Menschen seien nie wirklich wiedergeboren gewesen. Das geht nicht, denn sie hatten ein gutes Gewissen und Glauben, so wie Timotheus. Hier ist eindeutig klar, dass diese Leute Glauben und gutes Gewissen hatten. Sie können nur wiedergeboren gewesen sein.
Es wird von ihnen gesagt, dass sie am Glauben Schiffbruch erlitten haben, untergegangen sind und zugrunde gegangen sind. Dann werden Beispiele genannt. In Vers 20 heißt es: „Unter ihnen ist Hymenäus und auch Alexander, zwei Christen, die ich dem Satan übergeben habe.“
Wie Paulus das gemacht hat, wissen wir nicht. Aber Paulus ist Paulus, wir sind nicht Paulus. Tatsache ist, dass er sie dem Herrn sozusagen anvertraut hat: „Herr, züchtige du diese Leute!“ Gott hat dann zugelassen, dass Satan diesen Menschen hart zugesetzt hat und sie gezüchtigt hat. Wie das aussah, wissen wir nicht. Vielleicht wurden sie krank oder erlitten sonstige Nachteile, sodass sie aufmerksam werden, wach werden und losgerissen werden.
Vielleicht meint Paulus damit, dass man ihnen die Gemeinschaft entzogen hat und sie so preisgegeben hat, dass der Feind ihnen nun zusetzen kann. Diese Leiden sollen sie wieder nüchtern machen, damit sie durch Zucht unterwiesen werden, nicht zu lästern und nicht schlecht zu reden.
Hymenäus ist abgefallen beziehungsweise er ist gefährliche Wege gegangen. Dann kam er in die Zucht. Gott ließ zu, dass Satan ihm etwas antut, aber das hatte offensichtlich keine Wirkung. Später lesen wir, dass Hymenäus den Weg weitergegangen ist. Im zweiten Timotheusbrief, 2. Timotheus 2, Vers 18, wird von Hymenäus gesprochen.
Dort wird sein Name erwähnt: „Ihr Wort wird um sich fressen wie eine krebsartige Krankheit.“ Von ihnen ist Hymenäus und auch Philetus, welche von der Wahrheit abgeirrt sind. Das griechische Wort bedeutet „vom Ziel abirren“. Sie sind von der Wahrheit weggegangen und so vom Ziel abgeirrt.
Sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen und bringen den Glauben einiger zum Umsturz. Das heißt, sie haben sich nicht nur selbst von der Wahrheit und vom Ziel, von Christus und von der Liebe abgewandt, sondern lehren auch andere gefährliche Lehren und zerstören den Glauben anderer.
Sie lehren, die Auferstehung sei schon geschehen, und bringen den Glauben einiger zum Umsturz. Das heißt, sie verführen andere, damit auch diese abfallen.
Hier ist eine klassische Stelle, die beweist, dass es möglich ist, vom Glauben und vom guten Gewissen abzufallen.
Noch einmal: Hymenäus hatte ein gutes Gewissen, er hatte Glauben, er stand in Verbindung zu Gott durch den Glauben, genau wie Timotheus. An diesem Glauben hat Hymenäus Schiffbruch erlitten, er war kein Mitläufer, sondern ein echter Gläubiger.
Deshalb ist er am Glauben gescheitert, ist untergegangen. Dann wurde er von Paulus dem Satan zur Züchtigung übergeben. Gott züchtigt seine Kinder, nicht fremde Kinder. Das beweist, dass Hymenäus ein echtes Kind Gottes war.
Gezüchtigt wird jemand vom Vater, der ein Kind ist, mit der Hoffnung auf Besserung und Wiederherstellung. Aber das hat nichts gefruchtet. Hymenäus hat sich ganz von der Wahrheit abgewandt, hat das Ziel verfehlt und dann auch noch andere mitgerissen und ihren Glauben zerstört.
Hier haben wir also ein klassisches Beispiel eines Wiedergeborenen, der ein Nichtchrist wurde und sogar schädlich wurde. Das heißt nicht, dass er nicht Buße tun könnte. Natürlich könnte er Buße tun, aber es sieht nicht danach aus.
War man nicht dem Satan zur Züchtigung übergeben? Ich denke, es ist die Zucht Gottes. Gott ist es, der züchtigt. Das heißt, er züchtigt mit der Hoffnung auf Besserung. Die Mittel, die er gebraucht, sind, dass er zulässt, dass Satan dem Menschen Böses tut oder ihn plagt.
Bei Hiob war das eine Prüfung: Der Satan wollte ihn abbringen, aber Gott zeigte, dass Hiob standhaft blieb. Hier lesen wir, dass Hymenäus und Alexander dem Satan übergeben wurden, damit sie durch den Heiligen Geist gezüchtigt werden.
Wer hier züchtigt, steht im Text nicht. Wir müssen andere Textstellen heranziehen. In Hebräer 12 lesen wir, dass Gott züchtigt: „Die ich liebe, die züchtige ich.“ Auch in Offenbarung 3, Vers 16 oder 17 heißt es, dass der Herr Jesus die züchtigt, die er liebt. Das sind seine Kinder.
Daraus schließe ich, dass es Gottes Zucht ist. Zucht hat immer ein gutes Ziel, nämlich das Ziel der Besserung. Satan hat dieses Ziel nicht. Er will nicht, dass wir besser werden. Aber Gott lässt zu, dass Satan dem Menschen zusetzt.
Letztlich ist es immer Gott, der es zulässt, und Satan tut das Böse nur, weil Gott es zulässt.
Das ist eine der Stellen, die man anführen kann, wenn es um die Frage geht, ob ein Christ jemals zu einem Nichtchristen werden kann. Es gibt liebe Geschwister, die behaupten, ein Christ könne nicht abfallen.
Sie meinen das gut, weil sie die Heilsgewissheit stärken wollen. Sie sagen: „Schau, wir dürfen uns des Heils sicher sein, in Christus sind wir sicher.“ Das stimmt auch. In Christus sind wir auf ewig sicher.
Die Frage ist nur, ob wir in Christus bleiben. Manche meinen, man könne nicht aus Christus herausfallen. Ich denke, man kann sich schon von Christus abwenden.
Paulus meint das genau so. Hymenäus ist ein Beispiel dafür: Er ist herausgetreten, hat sich von Christus abgewandt.
Abfallen heißt sich abwenden. Das griechische Wort „aphistemi“ bedeutet „sich abwenden“. „Apostasia“ kommt davon: „apo“ heißt „weg“, „histemi“ heißt „treten, setzen, legen, stellen“. Man tritt also ab, wendet sich von Christus ab, mindestens von einer Person.
Man spricht oft von „Heil“ und „Heilsgewissheit“. Biblisch korrekt ist es, zu sagen: Glaubst du, dass man sich von der Person Christus abwenden kann? Dann muss man sagen: Ja, das kann man.
Man kann Gott nicht verlieren, denn Gott ist das Heil. Gott stirbt nicht. Aber man kann sich von einer Person abwenden.
Wenn man sich vom Ziel abwendet, das Ziel ist die Liebe zu Gott, dann wendet man sich von Christus ab, auch wenn man das nicht einsieht. Man sagt vielleicht: „Ich habe mich nicht abgewandt.“ Aber durch sein Leben und seine Lehre hat er sich doch von Christus abgewandt.
Das muss man ihm auch sagen: „Du hast dich von Christus abgewandt oder bist drauf und dran.“
Das zeigt auch der Hebräerbrief: Wenn Christen sich abwenden und ins Judentum zurückgehen, dann kreuzigen sie den Sohn Gottes noch einmal. Sie würden sagen: „Nein, das tun wir nicht.“ Doch durch ihre Handlung tun sie es.
In dieser Diskussion sollte man biblische Begriffe verwenden. Man spricht oft von „Heil verlieren“ oder „Heilsverlierbarkeit“. Das ist kein biblischer Ausdruck.
Das Heil ist eine Person, nämlich Gott. Gott kann man nicht verlieren. Einen Menschen kann man durch den Tod verlieren, aber Gott nicht.
Man kann sich aber von einer Person abwenden.
Wenn Judenchristen ins Judentum zurückgehen, wird ihnen gesagt: „Ihr habt kein Opfer mehr für eure Sünden.“ Christus ist das einzige Opfer, das wirklich zählt. Wenn man ihn verwirft, gibt es kein Opfer mehr.
Man müsste also wieder zu Christus zurückkehren. Kein anderes Opfer ist da als der Sohn.
Die Schrift lehrt grundsätzlich, dass ein Mensch, der Buße tut, Vergebung bekommt. Die Frage ist, ob er Buße tun will und wie lange er dazu bereit ist. Das können wir nicht sagen.
Es gibt auch Verhärtung. Menschen können sich so verhärten, dass es keinen Zugang mehr gibt. Das lesen wir bei Pharao, der so verhärtet war, dass Gott ihn verhärtete.
Grundsätzlich kann jeder Mensch Buße tun, auch wenn er sich oft abgewandt hat. Er kann wieder zurückkommen. Gott will, dass der Mensch gerettet wird.
Man spricht von „Verlierbarkeit“ oder „Heilsverlierbarkeit“. Diese Begriffe sind unpräzise. Biblisch korrekt ist es, von einer Abwendung von Christus zu sprechen.
Hymenäus war wiedergeboren, das ist ein Beispiel. Wenn wir ein Beispiel haben, müssen wir die Möglichkeit bejahen.
Wie lange geht die Stunde? Ich habe die Zeit nicht so genau im Blick. Bis halb zehn, gut.
Einführung in Kapitel 2 und 3: Gebet und Gemeindeleitung
Kapitel zwei und drei werden uns jetzt länger beschäftigen. In Kapitel eins ging es um die Botschaft, um das Wort Gottes und um den Verkündigungsauftrag des Timotheus.
In Kapitel zwei steht das Beten im Mittelpunkt. Das Wort Gottes und das Beten sind die zwei wichtigsten Tätigkeiten eines Christen. Nichts ist so schwierig, konsequent durchzuhalten und treu zu bleiben, wie diese beiden Tätigkeiten: Bibel lesen und beten. Hier merkt man, dass es Widerstand vom Feind gibt. Diese beiden Tätigkeiten sind der Schlüssel für eine erfolgreiche und gute Beziehung zu Gott.
Nichts ist so schwer, wie im Wort Gottes zu bleiben und im Gebet zu verharren. Deshalb liegt hier eine starke Betonung darauf.
Zuerst haben wir in den Versen 1 bis 15, also im gesamten Kapitel 2, Verordnungen betreffend die Zusammenkünfte. In Kapitel 3 folgen dann Verordnungen bezüglich der Leitung, also der Ältesten.
Zu Kapitel 2 im Einzelnen: Es soll öffentlich gebetet werden, das steht in den Versen 1 bis 7. Danach heißt es, dass die Männer beten sollen, Kapitel 2, Vers 8. Drittens geht es um das Schmücken der Frauen, Kapitel 2, Verse 9 und 10. Viertens soll sich die Frau in der Stille verhalten, Kapitel 2, Verse 11 bis 15.
Somit behandeln die Verse etwas über Männer, etwas über Frauen und in den Versen 1 bis 7 allgemeine Hinweise zum Gebet.
Die Bedeutung des Gebets in der Gemeinde
Wie wichtig ist das Beten in den Zusammenkünften?
Vers 1: Vor allem rufe ich also auf, dass Flehen, Gebete, Fürbitte und Dank dargebracht werden.
Vor allem, also neben der Verkündigung, ist das das Wichtigste – neben dem, was ich jetzt in Kapitel 1 gesagt habe, deinem Auftrag. Vor allem rufe ich auf, oder man kann auch übersetzen: Ich lege dir nahe. Das griechische Wort bedeutet aufrufen, zusprechen, bitten, dringlich zureden – jemandem etwas wirklich ans Herz legen. Das ist ihm wichtig, das ist das Erste von dem, was gelehrt und gelebt werden soll.
Er sagt: Schau, Timotheus, vor allem, wenn du jetzt verkündigst, dann vor allem das hier – dass gebetet wird.
Welche Arten von Gebeten sollen dargebracht werden?
Flehen ist ein starkes Wort. Flehen hat mit starker Abhängigkeit von Gott zu tun, also ein Bitten im Zeichen der Abhängigkeit von Gott. Das zweite Wort ist Gebet, das allgemeine Wort für Gebet, das heißt, sich Gott nähern. Das dritte Wort ist Fürbitte, das heißt, sich für jemand anderen einsetzen, für andere einstehen. Und das vierte ist Dank.
Dank ist Erkenntlichkeit. Dank ist ein sehr starkes Wort. Wir verwenden es sehr häufig, denken aber zu wenig darüber nach, wie stark das Danke eigentlich ist. In der Bibel ist das Danken stärker als das Loben.
Warum? Dank setzt voraus, dass der, der dankt, sich dem, dem gedankt wird, unterstellt. Beim Loben ist das nicht notwendigerweise so. Loben kann ich auch jemandem, ohne dass ich mich unterstelle. Aber wenn ich danke, dann zeige ich, ich unterstelle mich dir.
Deshalb lesen wir in der Bibel nicht, dass Gott den Menschen dankt. Gott dankt uns nicht. Warum nicht? Weil er der Höhere ist. Kennt ihr eine Stelle, wo Gott uns dankt?
„Dankt ihr ihm etwa?“, heißt es in Lukas 17. Wird der Herr dem Knecht danken? Natürlich nicht!
Beim Danken ist also eine Beziehung der Unterordnung vorhanden. Man zeigt dem anderen sich erkenntlich und unterstellt sich ihm.
Seid dankbar – wir sollen das tun, gegenseitig. Wir sind einander und Gott zu Dank verpflichtet.
Beim Lob ist das anders. Das Lob ist eine Anerkennung für eine Tat, für eine Gabe oder für eine Eigenschaft, wobei diese Unterstellung nicht dabei ist. Also unterstellt sich der, der lobt, nicht notwendigerweise dem, der gelobt wird.
Übrigens gibt es im Hebräischen kaum einen Unterschied. Es gibt zwar mehrere Wörter, aber es gibt ein Wort, das beides bedeutet: danken und loben. Das Wort heißt Judah, also Yadah, das Wort vor dem Judah kommt. Yadah heißt danken oder loben, so oder so.
Im Griechischen gibt es dagegen eine ganz deutliche Unterscheidung: ein Wort für danken, Eucharistein, und ein anderes Wort für loben und preisen, Eulogene.
Interessant ist, dass heute so viel vom Lobpreis gesprochen wird, aber vom Danken kaum. Es gibt Lobpreis-Gottesdienste, aber Danken gilt als zu normal.
Ich kann mir vorstellen, dass das Lob im Danken eingeschlossen ist. Dank ist das größere Wort, das auch Lob beinhaltet.
Wenn ich meiner Frau für das gute Essen danke, das sie gekocht hat, schwingt auch ein Lob mit. Das heißt, ich zeige ihr auch, dass ich anerkenne und ihr sage, dass sie das gut gemacht hat. Sonst würde ich vielleicht nicht danken.
Ich bin mir nicht sicher, aber ich könnte mir vorstellen, dass das der Grund ist, warum hier Lob nicht erwähnt wird – weil das Lob im Dank eingeschlossen ist.
Jedenfalls ist im Hebräischen Yadah eingeschlossen, und im Griechischen scheint das Danken das größere Wort zu sein, das Loben das kleinere, das engere, eine Unterbedeutung.
Lob heißt, dem anderen sagen, was er gut gemacht hat, was er gut tut oder wie er ist. Lobt man eine Person für ihre Handlungen oder für ihr Wesen. Danken tut man für Handlungen und für Gaben, nicht unbedingt für das Wesen. Dabei unterstellt man sich und zeigt, dass man etwas bekommen hat, dass man abhängig ist.
Man drückt das irgendwie aus. Aber ich kann hier nicht mehr dazu sagen. Ich weiß letztlich nicht, warum er Lob nicht erwähnt hat.
Wenn man den Vers weiterliest, heißt es: „für alle Menschen“. Also muss man es für sie tun.
Gut, man könnte noch sagen: Lob für alle Menschen, aber das passt hier nicht. Es geht hier darum, dass man sich einsetzt, bittet, einfach Gebet, Fürbitte und Dank in Bezug auf alle Menschen, für alle Menschen.
Man darf auch für alle Menschen danken, Gott danken für Situationen und für die Menschen, die Gott gegeben hat, auch für die in Autorität sind. Danke auch für die Regierung, die Gott eingesetzt hat.
In dem Sinn ist das hier gemeint.
Andreas, meinst du, das ist das, was gemeint ist?
Ja, ich sage, ich kann für einen Menschen danken, aber für einen Menschen beten – macht für mich keinen Sinn. Deswegen will ich das so beziehen, dass es deshalb fehlt.
Na gut, danke.
Dafür kommen wir auf das Öffentliche, das ist ja auch eine öffentliche Frage.
Ah, danke für die Frage, ich habe das gar nicht erwähnt.
Der Grund, warum man darauf kommt, dass es hier um ein öffentliches Zusammenkommen geht, ist Vers 8 ein Hinweis.
Vers 8: Er sagt, es ist mein Wille, dass die Männer an jedem Ort beten.
An jedem Ort kann nicht bedeuten, im Wohnzimmer, in der Küche oder im Garten. Das kann er nicht meinen.
Das ist ja ohnehin klar, dass ich im Wohnzimmer, in der Küche oder im Garten beten kann. Das muss man nicht extra erwähnen.
Vielmehr geht es ihm um Ortschaften, in denen Timotheus Aufsicht führen soll und schauen soll, wie es im Haus Gottes zugeht.
Es geht darum, dass hier Anweisungen gegeben werden, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll.
Das Haus Gottes sind die Menschen, aber die Menschen müssen irgendwo zusammenkommen. Wenn sie zusammenkommen, dann sollen an jedem Ort die Männer beten.
Das heißt, hier werden die Männer aufgerufen zu beten. Sonst müsste er das nicht sagen, „die Männer“. Sonst könnte er sagen: „Jeder soll beten.“ Aber das meint er nicht.
Es geht hier offensichtlich um eine Leitung, die von den Männern ausgeübt wird, die da beten. Und zwar nicht nur in Ephesus, sondern auch in Milet, Troas, Laodizea und anderswo.
Das ist also ein Hinweis, dass es hier um ein Zusammenkommen geht.
Was die Frauen betrifft, spricht er von einem Schmücken und von einem Lernen in Stille.
Das muss ja irgendwo geschehen. Dieses Schmücken kann sie sich überall erlauben, das ist richtig. Aber das Lernen in Stille?
Und die Frau soll nicht lehren. Wo denn nicht lehren? Darf die Frau zuhause nicht lehren? Das wäre ein Widerspruch zum Titusbrief. Dort heißt es, die Frau soll zuhause lehren.
Sie soll die Kinder lehren, sie soll jüngere Frauen lehren. Die Frauen haben viel zu lehren, sie haben sehr wohl auch einen Lehrdienst.
Aber es gibt einen Rahmen, wo die Frau nicht lehren kann.
Der Zusammenhang scheint wirklich das Zusammenkommen, die Zusammenkünfte der Gemeinde zu sein.
Dort soll Timotheus schauen, wie es zugeht. Er kann nicht schauen, wie es zuhause zugeht. Natürlich kann er lehren, wie es zuhause zugehen soll, aber er kann nicht Aufsicht führen. Er kann nicht in die Häuser gehen und den Polizisten spielen. Das ist überhaupt nicht so gedacht.
Aber er hat eine Verantwortung: Wenn die Gemeinde zusammenkommt, dann müssen sie sich so und so benehmen. Und da haben die Leiter Verantwortung.
Timotheus als Vertreter von Paulus soll schauen, dass es so und so zugeht.
Und von daher dann auch Vers 1: Es sollen Flehen, Gebete und Fürbitten dargebracht werden.
Ja, wo sollen sie dargebracht werden?
Und wie kann man prüfen, ob sie dargebracht werden? Wie kann man danach schauen, dass sie dargebracht werden?
Er könnte einfach sagen: „Leute, wenn ihr nach Hause kommt, dann fleht und betet und bringt Fürbitte und Dank für alle Menschen.“ Aber das ist nicht gemeint.
Es ist etwas, was die Gemeinde tut.
Alle können sich erinnern, Timotheus kann den Brief von Paulus vorlesen oder einfach lehren und sagen: „Leute, wenn wir zusammenkommen, dann wollen wir für die Regierung beten.“
Es soll gefleht werden, es sollen Fürbitten dargebracht werden und Dank.
Das ganze Kapitel zeigt: Es geht um ein Zusammenkommen.
Es geht nicht um private Frömmigkeit.
Anmerkungen zur Anbetung und Gebetspraxis
Nun schauen wir uns diese Verse an, übrigens zum Thema Anbetung – nur so nebenbei – denn das wird heute oft missverstanden. Zum Beispiel kommt das Wort „Anbetung“ in der Bibel nicht vor, aber in vielen Kreisen wird es heute falsch verstanden.
Anbetung bedeutet in der Bibel ein Huldigen. Anbeten heißt huldigen, und das hat mit einer Haltung zu tun. Im Alten Testament hat man sich mit dem Gesicht zur Erde niedergeworfen, sich gebückt oder verneigt. Das tat man vor Königen, vor Menschen in hoher Autorität und vor allem vor Gott.
Heute wird das Wort Anbetung etwas falsch verwendet. Man meint oft, Anbetung sei, wenn man eine schöne Stimmung im Bauch hat und ein nettes Lied singt, das einem gefällt. So ist es aber nicht im Neuen Testament. Anbetung ist eine Haltung, die ausgedrückt wird – eine verehrende Haltung. Natürlich wird sie auch mit Worten verbunden, also mit Aussagen und Gebeten.
Nun zurück zum Text: Für wen sollen Gebete gesprochen werden? Für alle Menschen – das Wort „alle“ kommt hier fünfmal vor. Vor allem Gebet für alle Menschen, für alle in Autorität, für alle, die rechte Frömmigkeit oder rechte Ehrfurcht haben, und Christus starb für alle. Das ist ihm wichtig: für alle, auch für Könige und alle, die in höherer Stellung sind – inklusive Nero, der zu jener Zeit regierte. Es waren bereits die späteren Jahre von Nero, also um 64, 65 nach Christus, als er immer schlimmer wurde.
Für alle wird gebetet, und man ist dankbar, dass Gott Autorität eingesetzt hat. Sonst hätten wir Anarchie, und das wäre schrecklich. Auch wenn die Vertreter nicht gut sind oder sündigen, ist die Tatsache wichtig, dass hier noch Autorität vorhanden ist. Diese Autorität kommt von Gott, und alle Regierungen sind letztlich von Gott eingesetzt; Gott hat es so zugelassen. Das bringt Ordnung und Ruhe mit sich.
Für alle, die in höherer Stellung sind, soll gebetet werden, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können. Das ist ja wichtig. Damit das Evangelium verbreitet werden kann, muss es ruhig zugehen. Wenn Hungersnot, Krieg oder sonstige Leiden herrschen, wird das Evangelium zwar auch verkündigt, aber es ist viel schwerer.
Wenn Christen verfolgt werden, ist die Verkündigung schwierig. In ruhigen Zeiten ist es leichter. Nach Kriegszeiten ist es dann besonders leicht, wenn die Leiden vorbei sind, denn dann fragen die Menschen nach Gott. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es ein großes Fragen nach Gott. Viele haben sich damals bekehrt.
Für ruhige Zeiten sollen wir also beten, für die Obrigkeit, damit im Land das Evangelium verkündigt werden kann. Es ist interessant: Wenn nicht gebetet wird, geschieht weniger; wenn gebetet wird, geschieht etwas. Es hängt also vom Beten ab.
Wenn wir nicht beten, bleiben die Türen geschlossen. Wenn wir beten, öffnen sich Türen. Gott wird Möglichkeiten zur Evangelisierung geben. Wenn Möglichkeiten da sind, können Menschen das Evangelium hören. Und wenn Menschen das Evangelium hören, werden sich einige bekehren – nicht alle, aber einige.
Deshalb sollen wir für offene Türen beten, hinausgehen und verkündigen. Während wir verkündigen, sollen wir beten. Gott zwingt Menschen nicht einfach zum Glauben. Er drückt nicht auf einen Knopf, und dann glaubt jemand.
Aber Gott hat viele Möglichkeiten. Wenn wir das Evangelium verkündigen, kann Gott durch das Wort ans Herz der Menschen gelangen. Dann erfahren Menschen etwas von Gott. Wenn sie sehen, wie herrlich er ist, wenn sie das Zeugnis hören, das wir geben, und unser Leben betrachten, werden sie ermutigt, diesem Gott zu vertrauen.
Darauf rechnet Gott, und dann werden Menschen sich bekehren. Das zeigt auch die Praxis: Dort, wo viel evangelisiert und viel gebetet wurde, haben sich üblicherweise viele bekehrt. Es gibt seltene Ausnahmen: Bei Jeremia bekehrten sich wenige, das war aber eine Sondersituation. Auch zur Zeit von Noah bekehrten sich wenige.
Üblicherweise gilt: Wenn viel getan, viel verkündigt und viel gebetet wird, hat Gott viele Gelegenheiten, an den Menschen zu wirken. Dann werden sich Menschen bekehren, weil das Evangelium ansprechend und kraftvoll ist.
Deshalb sollen wir grundsätzlich für Frieden beten. Ich habe mir einmal notiert, wofür man beten kann, und möchte das hier vorlesen: Für Frieden, also für ruhige Zeiten, wie wir es gelesen haben; für die Obrigkeit, dass sie weise Entscheidungen treffen; dass konservative Kräfte die Oberhand behalten; dass das Gute gelehrt wird und nicht das Schlechte in der Welt; dass sich kein falsches Denken ausbreitet, sondern gesundes Denken.
Ich habe vor kurzem ein Buch gelesen – und bin noch dabei – von einem ungläubigen Mann namens Manfred Spitzer: „Die digitale Demenz“. Es ist erstaunlich, wie ungläubige Menschen Durchblick haben können. Ein ganz hervorragendes Buch über das Denken des Menschen. Man könnte fast denken, ein Christ habe es geschrieben. Es wird nirgends erwähnt, dass er Christ sei; vielleicht ist er religiös, das weiß ich nicht.
Tatsache ist, dass hier gesundes Denken wissenschaftlich erforscht wird: Wie der Mensch denkt, warum bestimmte Dinge schlecht sind, warum elektronische Medien und Bildschirme negative Auswirkungen haben. Sehr, sehr interessant.
Jedenfalls, wofür sollen wir beten? Für geöffnete Türen, für geöffnete Augen – also dass die Türen offen sind, damit das Wort Gottes hineinkommen kann. Wenn die Tür offen ist, kann ich das Wort Gottes hineinbringen. Das heißt, ich kann sprechen und verkündigen.
Dann müssen wir für geöffnete Augen beten, dass der Herr den Menschen die Augen öffnet. Dass sie sehen, wie schön Jesus Christus ist, wie schön das Evangelium ist und wie schlimm die Sünde ist.
Wir sollen um Mut beten, damit wir ermutigt sind, mit dem Evangelium hinzugehen – also um Freimütigkeit, auf Menschen zuzugehen, und Freimütigkeit beim Sprechen. Auch um Weisheit beim Sprechen, damit wir geführt werden beim Zeugnis.
Dabei dürfen wir um die Hilfe des Heiligen Geistes bitten, während wir sprechen, damit er die Menschen überführt. Wir sprechen von Sünde, und wir beten, dass der Heilige Geist die Menschen von der Sünde überführt.
Das bedeutet, dass der Herr während des Sprechens durch den Geist an ihnen arbeitet. Und nach dem Sprechen soll der Heilige Geist weiterhin in ihrem Denken wirken, ihnen die Sünde bewusst machen.
Das Wirken des Geistes während des Sprechens und auch danach ist wichtig. Außerdem sollen wir um weitere Führung und Fügungen im Leben der Menschen bitten, mit denen wir gesprochen haben, damit sie Begegnungen mit anderen Christen haben.
Das sind ganz konkrete Anliegen, und so sollen wir beten. Es wäre nicht richtig, einfach zu beten: „Herr, lass die ganze Welt sich bekehren.“ Das ist für Gott überfordernd, und er tut das nicht. Auch nicht: „Herr, lass alle in meinem Dorf sich bekehren.“ Das auch nicht. „Herr, lass sich meine Mutter bekehren“ – auch das ist überfordert.
Warum? Weil Gott so nicht handelt. Er drückt nicht auf einen Knopf und macht, dass Menschen sich bekehren. Es gibt keine Bibelstelle, die sagt, dass Gott jemanden zur Bekehrung zwingt.
Wir können aber beten, dass die Tür aufgeht, dass wir hinein können, das Evangelium sagen können, dass meine Mutter bei klarem Verstand ist und das, was ich ihr sage, aufnehmen kann. Dass ich weiß, während ich rede, wie ich sprechen soll, und dass der Heilige Geist sie von der Sünde überführt, sodass sie eine innere Not bekommt.
Das sind konkrete Gebetsanliegen, so sollen wir beten. Und der Herr kann uns dafür gebrauchen.
Das war ein Kurzexkurs über das Beten.
Der Grund und das Ziel des Gebets
Aus welchem Grund soll gebetet werden? (Verse 3 bis 7)
Paulus sagt: „Denn solches ist edel und angenehm vor Gott, unserem Retter.“ Das bedeutet, dass das Beten für alle Menschen, für die Obrigkeit und so weiter, weil es edel und angenehm vor Gott, unserem Retter, ist, wertvoll ist. Das Beten, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können, ist Gott wohlgefällig. Gott will das.
Vor Gott, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Gott selbst will das. Wir wollen, dass Menschen zur Wahrheit kommen, den Herrn erkennen, und Gott will es auch. Jetzt müssen wir zusammenarbeiten. Gott ist ein Rettergott, und das Ziel der Fürbitte ist, dass möglichst viele Menschen gerettet werden.
Dabei muss ich konkret für die einzelnen Schritte beten, denn eines tut Gott nicht: Er greift nicht in die Entscheidungsfreiheit des Menschen ein. Gott belässt den Menschen die Freiheit der Entscheidung. Das tut er immer.
Jeder von uns hat sich heute entschieden, aufzustehen und nicht im Bett liegen zu bleiben. Aber die Entscheidung lag bei uns, es war unsere Entscheidungsfreiheit. Wir hatten nur zwei Möglichkeiten: entweder liegenbleiben und weiterschlafen oder aufstehen. Es gab keine dritte Möglichkeit. Wir wurden in eine Entscheidungsnotwendigkeit gestellt. Das heißt, wir mussten entscheiden, ob wir wollen oder nicht. Genau so geht Gott mit dem Menschen um.
Er führt ihn auch an den Punkt, an dem er entscheiden muss. Also: Liegenbleiben oder aufstehen? Das ist nur ein kleines Beispiel. Es gibt größere Entscheidungen, bei denen der Mensch entscheiden muss – hier gegen oder für Gott. Gott führt den Menschen an diesen Punkt, aber die Entscheidung selbst kann Gott dem Menschen nicht abnehmen.
Gott kann zu Adam nicht sagen: „Adam, du sollst nicht vom Baum essen“, und Adam antwortet: „Ja, Herr, mach du einfach, dass ich nicht esse.“ Das macht Gott nicht. Dieses Gebet kann er nicht erhören: „Herr, nimm du mir die Entscheidung ab, entscheide du für mich.“ Das geht nicht, sagt Gott. Du musst selbst entscheiden, Adam.
Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Das Mittel, um alle Menschen zu retten, ist die Botschaft, das Wort Gottes. Würden sie die Botschaft nicht hören, könnten sie nicht gerettet werden. Deshalb musste die Botschaft verkündigt werden.
Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Interessant ist hier die Reihenfolge: Er will, dass sie gerettet werden und dann zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Ich hätte gesagt, er will, dass sie zuerst zur Erkenntnis der Wahrheit kommen und dann gerettet werden. Aber Paulus sagt es umgekehrt.
Wahrscheinlich meint er, dass Erkenntnis der Wahrheit nicht etwas ist, das du von heute auf morgen einfach hast. Du erkennst nicht die ganze Wahrheit in einem Moment. Du wirst gerettet, indem du den Herrn annimmst, und dann wächst du im Erkennen der Wahrheit. Die Wahrheit ist ja eine Person, nämlich Jesus Christus. Diese lernst du mehr und mehr kennen.
Deshalb diese Reihenfolge, nehme ich an. Nach dem ersten Erkennen bei der Bekehrung und Wiedergeburt gibt es ein weiteres Erkennen. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Denn es ist nur ein Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und den Menschen: ein Mensch, Jesus Christus. Christus Jesus, der Messias Jesus, ist ein Mensch, kein Gott. Der Mittler ist ein Mensch.
Warum können alle Menschen gerettet werden? Weil der Mittler, Jesus Christus, da ist. Von ihm heißt es in Vers 6, dass er sich selbst als Lösegeld gegeben hat, als stellvertretendes Lösegeld für alle.
Warum können alle Menschen gerettet werden? Weil Christus sich für alle hingegeben hat. Deshalb können alle gerettet werden. Gott will, dass alle gerettet werden.
Das ist ein Evangelium, das nicht nur für die Juden gilt. Jesus hat sich selbst als stellvertretendes Lösegeld für alle gegeben. Das ist ein Zeugnis zu seinen eigenen Zeiten.
Das Zeugnis, also das Wort, dass Jesus Christus sich als Lösegeld hingegeben hat für alle, ist ein Zeugnis. Dieses Zeugnis wurde zu den eigenen, richtigen Zeiten gegeben.
Das heißt, der Herr Jesus Christus kam zu einem bestimmten Zeitpunkt auf die Welt. Jetzt kann zu diesem bestimmten Zeitpunkt das Zeugnis verkündet werden. Dieser Zeitpunkt ist heute.
Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem das Evangelium in der ganzen Welt bezeugt wird. Vers 7 sagt: „Zu welchem Zeugnis ich gesetzt wurde“, also zu welchem Zeugnis ich bestimmt wurde.
Hier möchte ich eine Pause machen. Ich denke, wir haben genug für jetzt. Nach der Pause machen wir hier weiter.