Ich möchte heute Morgen mit euch wieder in die Bibel einsteigen, um daraus zu sehen und zu lernen, wie wir richtig mit Situationen umgehen können, die uns zunächst entmutigend erscheinen. Gerade dort, wo wir uns in Krisen oder Schwierigkeiten befinden, hängt vieles damit zusammen, dass wir diese Situationen richtig einordnen und verstehen können. Dabei ist es wichtig, auch die Absicht Gottes dahinter zu erkennen.
In den vergangenen Morgen haben wir uns verschiedene biblische Bücher angeschaut und festgestellt, dass sich fast alle damit beschäftigen, wie wir als Christen in Schwierigkeiten geraten und wie wir damit umgehen können. Wir haben Abschnitte aus dem Lukasevangelium gelesen, ebenso aus dem Matthäusevangelium. Auch im 2. Korintherbrief, im Römerbrief und im Galaterbrief haben wir uns verschiedene Stellen angesehen. Darüber hinaus haben wir Texte aus dem 2. Timotheusbrief betrachtet.
Heute Morgen möchte ich mit euch in den Hebräerbrief gehen. Auch dort finden sich, glaube ich, viele Hinweise darauf, welche Absicht Gott mit uns verfolgt. Zudem zeigt der Brief, wie wir diese Absicht verstehen können und wie es bei uns, wenn wir sie falsch deuten, zu Entmutigung und Frustration kommen kann – aber nicht zwangsläufig kommen muss.
Die Bedeutung von Züchtigung im Glaubensleben
Hebräer Kapitel zwölf, Verse vier bis elf:
Ihr habt noch nicht bis aufs Blut im Kampf gegen die Sünde widerstanden und habt das Trostwort vergessen, das zu euch als zu Söhnen spricht: „Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst. Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er, und jeden Sohn, den er annimmt, schlägt er.“
Wenn ihr Züchtigung erduldet, behandelt euch Gott als Söhne. Denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der alle Anteil bekommen haben, dann seid ihr unrecht und keine Söhne.
Zudem hatten wir unseren leiblichen Vater als Erzieher und scheuten uns vor ihm. Sollten wir uns denn nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen und leben? Denn jener hat uns für wenige Tage gezüchtigt, so wie es ihm richtig erschien. Er aber züchtigt uns zu unserem Besten, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden.
Alle Züchtigung scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen. Danach aber gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die durch sie geübt sind.
Das generelle Ziel, das Gott mit uns hat, ist die Heiligung. So nennen wir diesen Prozess, in dem wir mit Jesus leben. Heiligung bedeutet, dass wir heilig gemacht werden sollen, so wie Gott uns haben möchte.
Das lesen wir beispielsweise auch im ersten Thessalonicherbrief, Kapitel vier, Vers drei: „Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.“ Dort wird noch weiter ausgeführt, was genau darunter zu verstehen ist. Es heißt, wir sollen Gefäße zur Heiligung und Ehrbarkeit sein. Gottes Wille für uns ist also relativ klar: unsere Heiligung.
Wir sollen das ablegen, was Menschen normalerweise tun, und heilig sein – das heißt, von Gott für Gott ausgesondert. Wenn hier gesagt wird, das ist der Wille Gottes, und wir lesen auch, dass wir das noch nicht erreicht haben, dann gibt es dazwischen einen Prozess.
Diesen Prozess zwischen dem Ziel, das Gott mit uns erreichen will – das wir eigentlich erst erfassen, wenn wir in der Ewigkeit bei ihm sind und dieses Ziel erreicht ist – und unserem gegenwärtigen Zustand nennen wir Heiligung.
Die Herausforderung und der Sinn der Züchtigung
Und dieser Prozess der Heiligung ist für uns manchmal schwer zu verstehen und auch schwer zu ertragen. Hier lesen wir von Züchtigung. Gott benutzt Züchtigung, um die Heiligung voranzubringen. Das Ziel Gottes ist also positiv.
Aber manchmal bekommen wir den Eindruck, Gott sei kein liebender Vater, sondern unfreundlich. Wir denken, Gott meint es nicht gut mit uns. Das kann zu geistlicher Frustration und Entmutigung führen, weil wir eine falsche Vorstellung von Gott haben.
Wir stellen uns vor, Gott müsse uns alles schenken, was wir uns wünschen. Er müsse uns immer vor Schwierigkeiten bewahren. Das wäre für uns das Ziel und die Aufgabe Gottes. Wenn wir dann aber merken, dass Gott uns in Züchtigung führt, sind wir plötzlich total frustriert.
Doch hier wird uns in Römer 12 gezeigt, dass die Züchtigung gerade dafür da ist, damit wir so werden, wie Gott uns haben will. Es steht sogar: Wenn du in deinem Leben keine Züchtigung hast, dann seid ihr unechte Söhne. Das sollte uns zum Nachdenken bringen.
Wir könnten also sogar die Züchtigung in unserem Leben – also dann, wenn es uns schwer geht und wir leiden – als Kennzeichen dafür nehmen, ob wir überhaupt richtige Kinder Gottes sind.
Der Schreiber des Hebräerbriefs sagt, wenn wir in unserem Leben keine Züchtigung erleben, stimmt etwas in unserem geistlichen Leben nicht.
Manchmal haben wir den umgekehrten Eindruck: Wenn es unserem geistlichen Leben schlecht geht, denken wir, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Vielleicht sind wir gar keine richtigen Christen, weil Gott uns nicht segnet.
Aber hier lesen wir mehrfach: „Denn wo ein Sohn ist, da züchtigt ihn der Vater.“ Und in Vers 8: „Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, an der alle Anteil bekommen haben, so seid ihr unecht und keine Söhne.“
Ganz deutlich: Wer keine Züchtigung in seinem Leben erlebt, ist kein richtiger Christ, kein Sohn Gottes. Das ist eine völlige Umkehrung der Perspektive, wie wir sie manchmal im Kopf haben.
Wir denken oft, Christsein sei in erster Linie die Lösung unserer Probleme und dafür da, dass es uns gut geht. Doch das Ziel, das Gott mit uns erreichen will, ist normalerweise auf der Erde nicht erreichbar.
Wir sollten auf der Erde darauf achten, dass wir das Jenseits nicht vergessen.
Die Ewigkeitsperspektive als Grundlage
Das ist besonders leicht, weil wir in einer Zeit leben, in der das Jenseits oft vergessen wird. In unserer Gegenwart wird die Ewigkeit häufig ausgeklammert, egal ob man in einer Zeitung oder Zeitschrift liest oder im Fernsehen etwas sieht. Es geht meistens nur darum, das Diesseits auszunutzen, möglichst zu verlängern und zu genießen.
Auch Christen können manchmal auf die Idee kommen, dass das eigentliche Ziel des Christenlebens bereits im Diesseits besteht – hier alles zu genießen und zu erfüllen. Aber das ist es nicht. Die ganze Bibel ist voll von Hinweisen darauf, dass das wahre Ziel noch aussteht.
Im Neuen Testament wird uns immer wieder gesagt: Strebt nach dem vorgestreckten Ziel. Paulus sagt zum Beispiel, dass er wünscht, er würde schon abscheiden, aber er bleibt noch eine Zeit lang, weil er noch eine Aufgabe für Gott hat. Das ist die Perspektive, die zählt.
Jesus sagt: Trachtet nach dem, was droben ist, oder sammelt euch Schätze im Himmel und nicht auf Erden. All diese Aussagen zeigen, dass das eigentliche Ziel, das wir erreichen wollen, erst noch kommt, wenn wir hier auf der Erde unseren Lauf beendet haben – wie es in der Bibel heißt – wenn wir unser irdisches Leben zu Ende gebracht haben.
Für dieses Ziel bereitet uns Gott vor. Deshalb sagt er: Wenn es hier Züchtigung auf der Erde gibt, denkt daran, sie ist kein Selbstzweck. Gott freut sich nicht daran, wenn wir leiden und es uns schlecht geht. Vielmehr sind diese Erfahrungen Erziehungsmittel, um zu einem positiven Ziel zu gelangen.
Vergleich mit irdischen Vätern und die Wirkung von Züchtigung
Hier wird ein Vergleich gezogen zwischen unseren leiblichen Vätern und dem Vater der Geister. Es heißt, dass wir unsere leiblichen Väter hatten und uns vor ihnen scheuten. Sollten wir uns dann nicht vielmehr dem Vater der Geister unterwerfen?
Es wird erklärt, dass die leiblichen Väter uns nur für wenige Tage züchtigten, wie es ihnen recht erschien, zu unserem Besten. Aber Gott züchtigt uns zu unserem Besten, damit wir in seiner Heiligkeit teilhaftig werden.
Hier wird also der irdische Vater mit Gott verglichen. Wenn ein irdischer Vater sein Kind wirklich ernst nimmt und liebt, dann züchtigt er es auch. Dabei wird schon angedeutet, dass wir nicht immer froh über diese Züchtigung sind. Es steht, dass wir uns vor dem irdischen Erzieher scheuten.
Das lässt sich auch bei euren eigenen Kindern beobachten. Wenn ihr sie züchtigen müsst – und Züchtigung bedeutet hier nicht nur einen Klaps auf den Po, sondern kann auch eine Strafe sein, zum Beispiel Hausarrest –, dann reagiert das Kind meist erst einmal beleidigt. Manche Kinder versuchen, mit Worten zu argumentieren und zu diskutieren, warum die Strafe überhaupt gerechtfertigt sei. Sie sagen, dass sie das eigentlich nicht verdient hätten.
Meistens aber verstehen die Kinder die Züchtigung erst einmal nicht. Genauso kann es uns Christen manchmal ergehen, wenn wir noch unreif sind wie Kinder. Dann denken wir: Hier ist eine Züchtigung, und wir fangen an, mit Gott zu diskutieren. Wir fragen, warum er das zugelassen hat, klagen, dass es so schlimm ist, und wollen es eigentlich gar nicht.
Doch uns soll eine andere Perspektive bewusst werden, die wir als Erwachsene manchmal haben. Wir merken, dass wir unseren Kindern etwas zumuten, das ihnen in dem Moment wehtut. Sie verstehen das nicht, aber wir haben die weitere Perspektive.
Bei den Kindern ist das Ziel das Erwachsenwerden. Wir wollen sie darauf vorbereiten, dass sie bereit sind, als Erwachsene Verantwortung zu übernehmen und ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Dafür ist, wie der Hebräerbriefschreiber sagt, Züchtigung nötig.
Genauso wie für das Erwachsenwerden eine gewisse Züchtigung notwendig ist, ist auch das Bereitsein für den Himmel und die ewige Seligkeit mit Züchtigung verbunden. Ohne diese Züchtigung könnten wir manche Dinge nicht lernen.
Die verschiedenen Mittel Gottes zur Heiligung
Gott hat natürlich ganz verschiedene Mittel, um uns in der Heiligung voranzubringen. Hier wird nur eines davon genannt, nämlich die Züchtigung.
Man kann sagen, diese Züchtigung ist eher die harte Tour. Das bedeutet: Wenn wir es auf die sanfte Weise nicht lernen können oder wollen, dann lesen wir zum Beispiel ein Thema in der Bibel, und es prallt irgendwie an uns ab – so wie Öl auf Wasser. Es berührt uns nicht. Dann sagt Gott: „Das musst du aber lernen.“
Wenn wir also nicht durch gutes Zureden, eine gute Predigt oder eine Bibelarbeit lernen wollen – oder weil wir das alles gar nicht tun –, dann sagt Gott: „Okay, ich habe das Ziel, dass du das erreichst. Gerade weil ich dich liebe, lasse ich dich nicht einfach laufen.“ Dann gibt es eine Züchtigung, es treten Probleme auf.
Wir empfinden diese Schwierigkeiten oft als Probleme im Leben. Aber diese Probleme sollten uns nicht dazu bringen, zu sagen: „Wie schlimm ist Gott“ oder „Warum muss ich jetzt so leiden?“ oder „Warum komme ich in eine Krise?“ Vielmehr heißt es, richtig damit umzugehen. Wir sollten erkennen, dass in vielen Fällen Gott dahintersteht – und zwar Gottes Liebe.
Biblische Beispiele für Züchtigung und ihre Wirkung
Beispiele im Neuen Testament finden wir zuhauf. Eines habe ich schon in den letzten Morgenstunden genannt. Das finden wir im 1. Korinther 11,30. Dort wird das Abendmahl erwähnt, und es heißt, dass manche krank geworden sind und andere entschlafen sind.
Hier wird das pädagogisch als Züchtigung verstanden, damit sie richtig verstehen, wie das mit dem Abendmahl ist. In der Gemeinde gab es offenbar einige, die dachten: „Jetzt fasten wir mal zuhause ein bisschen, dann gehen wir zum Abendmahl und hauen uns danach so richtig den Bauch voll.“ Bei dem heutigen Abendmahl, wie wir es feiern, ist das ja nicht mehr möglich. Da gibt es nur ein kleines Bisschen, und danach bleibt man auch hungrig.
Stellt euch aber vor, ihr hättet diese Einstellung und wärt die Ersten, die kommen. Vielleicht ist dann noch der ganze Brotleib da. Wenn ihr einen Brotleib habt, nehmt ihr den ganzen Brotleib und stopft ihn hinein. Die anderen schauen euch mit offenen Augen an und denken: „Was ist denn mit dem los?“ So ähnlich muss es in Korinth gewesen sein. Die Korinther hatten einige Probleme.
Paulus sagt dazu: Die, die den Leib des Herrn nicht unterscheiden von normalem Essen, werden bestraft. Einige wurden krank, andere entschliefen, weil Gott das wichtig nimmt. Er sagt ihnen auch zweimal im 1. Korintherbrief: Wenn ihr satt werden wollt, dann esst zuhause. Wenn ihr zum Abendmahl kommt, sollt ihr daran denken, dass es nur eine Erinnerung ist, dass Jesus für uns gestorben ist. Es ist nicht das normale Essen und Trinken.
Ein ähnliches Beispiel finden wir im 2. Korinther 12. Ich hatte es schon genannt: der „Pfahl im Fleisch“, was auch immer das war. Paulus litt darunter, sonst hätte er nicht mehrfach gebeten, dass es von ihm genommen wird. Doch schließlich erkennt er, dass es eine Züchtigung Gottes für ihn war – zum Wohl, zum Guten, damit er nicht überheblich wird.
Zuerst will er das loswerden, erkennt aber noch nicht, dass Gott eine Absicht darin hat. Dreimal bittet er Gott, dass es weggeht. Dann beginnt er weiterzudenken: Wenn es nicht weggeht und ich einen liebenden Vater im Himmel habe, muss es einen Zweck geben. Dieser Zweck ist, dass Gott ihm wunderbare Offenbarungen schenkte. Er war außerhalb seines Körpers im Himmel.
Diese außergewöhnlichen Erfahrungen hätten ihn überheblich machen können, wenn nicht dieser „Pfahl im Fleisch“ gewesen wäre, der ihn immer wieder geerdet hat. Hier zeigt sich, dass diese Züchtigung für sein geistliches Leben da war, damit er nicht überheblich wird.
Wir finden auch die Verse in Jakobus 1, die ich euch schon genannt habe: „Freut euch, wenn ihr in mancherlei Anfechtung fallt.“ Warum freuen? Weil wir merken, dass Gott an uns handelt, dass Gott uns liebt. Deshalb gibt er uns manchmal Anfechtungen und arbeitet an uns. Er lässt uns nicht einfach machen, was wir wollen, sondern will ein Ziel mit uns erreichen.
Er will, dass wir zu vollkommenen Menschen werden, dass in uns die Früchte des Geistes wachsen. Dafür braucht es manchmal diese Zucht. Im Neuen Testament schreibt Jesus auch im Johannes 15, dass er der Weinstock ist und wir die Reben. Nur die Reben, die viel beschnitten werden, bringen viel Frucht. Die, die am meisten Frucht bringen, werden übrig gelassen, die anderen werden abgeschnitten.
Das ist ein Bild für unser Leben und bedeutet, dass Züchtigung manchmal weh tut. Da wird herumgeschnipselt und herumgeschnitten – nicht, weil Gott uns schaden will, sondern weil er uns fördern möchte, damit wir ihm ähnlicher werden. Das ist ein weiteres Beispiel für Zucht.
Eine wichtige Aussage über Züchtigung finden wir auch in der Offenbarung, nämlich Offenbarung 3,19: „Alle, die ich lieb habe, die überführe und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße.“ Dies steht im Sendschreiben an die Gemeinde zu Laodizea. Hier spricht Gott selbst.
Wenn du in Notlagen bist, auch geistlicher Art, wenn du meinst, es geht nicht mehr weiter und du hast Schwierigkeiten, will Johannes uns mit diesem Vers eine andere Perspektive geben. Denke daran: Das ist ein Zeichen, dass Gott dich liebt.
Das klingt erst einmal absurd, nicht? Wir denken oft, wenn es uns gut geht wie Abraham oder Mose, ist das ein Zeichen von Gottes Liebe. Hier aber wird ein anderer Aspekt gezeigt: Wenn Gott dich liebt, dann züchtigt er dich auch.
Züchtigung dürfen wir nicht nur als Strafe verstehen. Das wäre ein Missverständnis. Gott ist nicht der himmlische Polizist, der sofort zuschlägt, wenn wir einen Fehler machen. Zwar kann Züchtigung auch Strafe sein, aber nie nur das. Züchtigung ist in erster Linie Korrektur, Unterweisung und eine Hilfe zur Selbstwahrnehmung.
Das griechische Wort für Züchtigung bedeutet so viel wie Erziehung. Züchtigung ist also Erziehung. Wie bei irdischen Eltern funktioniert das auch so: Es gibt positive Anreize, Erklärungen, Vorbilder, aber manchmal auch Strafen.
Strafe ist nicht immer nur Strafe. Manchmal sagen wir Kindern auch: „Das ist die Konsequenz von deinem Verhalten.“ Zum Beispiel: Wenn du dein Fahrrad nicht reparierst, kannst du damit nicht fahren. Das ist keine Strafe, sondern eine logische Folge.
Wenn du deinen Ranzen nicht packst, fehlen dir morgen in der Schule die Sachen. Eltern können den Ranzen immer wieder packen, aber das führt dazu, dass die Kinder es nicht mehr selbst machen. Wenn man ihnen sagt: „Wenn du morgens deine Kleider nicht hinlegst, hast du nichts anzuziehen“, tun sie es oft nicht, weil die Eltern es dann machen.
Das hilft dem Kind nicht, denn es wird unselbständig. Es verlässt sich darauf, dass andere alles tun. So ist es auch bei Gott: Er zeigt uns die Konsequenzen unseres Handelns. Wenn du nicht in der Bibel liest, wird dein Kontakt zu Gott trübe.
Dann überlegst du und merkst: Mein Kontakt zu Gott ist lasch. Dann liest du die Bibel wieder, weil Gott dir das sagt. Das kann auch eine Art von Züchtigung sein. Die Züchtigung Gottes zeigt sich in verschiedenen Formen.
Häufig geschieht sie durch Umstände, die wir erleben, zum Beispiel durch Angriffe auf unseren Besitz, finanzielle Verluste oder praktische Probleme. Vielleicht hast du einen Getriebeschaden am Auto und ärgerst dich über die Kosten. Das kann eine Züchtigung sein, die dich zum Nachdenken bringen soll.
Wenn du dich nur ärgerst, geht die Züchtigung an dir vorbei. Dann muss Gott etwas anderes wählen, um dich zum Nachdenken zu bringen. Vielleicht will er dir sagen: Hast du dich zu sehr an materiellen Besitz gehängt? Hast du mich zu wenig in deinem Leben einbezogen?
Ich kann keine genaue Deutung geben, was Gott beabsichtigt. Aber hinter den Umständen, die wir erleben, steht meistens Gott. Er lässt sie zu oder initiiert sie, nicht damit es uns schlecht geht, sondern um uns voranzubringen.
Wenn wir lesen, dass nicht einmal ein Haar von unserem Kopf fällt, ohne dass Gott es will, können wir davon ausgehen, dass auch kein Getriebeschaden am Auto geschieht, ohne dass Gott es hätte verhindern können. Natürlich gibt es irdische Gründe, aber letztlich will Gott diese Umstände gebrauchen, um uns näher zu sich zu bringen.
Manchmal ist es die Gesundheit, wie in 1. Korinther 11, wo jemand krank wird, damit er geistlich wächst. Manchmal denken wir, Gott will, dass wir gesund sind. Das stimmt erst einmal. Aber das höchste Ziel ist nicht die irdische Gesundheit.
Gott sagt: Was hilft dir deine irdische Gesundheit, wenn dein geistlicher Zustand darunter leidet? Das primäre Ziel ist deine geistliche Vorbereitung für die Ewigkeit. Dein Leib wird ohnehin nach etwa achtzig Jahren – oft sogar viel schneller – vergehen. Was hast du von deinem Körper im Himmel?
Warum soll der Leib so gepflegt werden? Gott sorgt für deinen Leib auf Erden, aber er ist vergänglich und hat ein Ende. Das Leben des Menschen ist wie ein Hauch, wie ein Grashalm: Der Hauch geht vorbei, und am Abend sieht man nichts mehr davon.
Deshalb legt Gott den Fokus auf das Geistige. Er ist der Vater der Geister – nicht irgendwelcher Gespenster, sondern unseres lebendigen Geistes, den Gott lebendig gemacht hat. Das ist das, was ewig lebt.
Unser Körper wird nicht ewig leben. Deshalb konzentriert sich Gott auf das, was ewig ist, und versucht, das zu verändern. Dabei kann es sein, dass unsere äußere Hülle, unsere Gesundheit, darunter leidet, damit wir stärker zu dem Ziel kommen, das Gott mit uns erreichen will.
Paulus als Beispiel für Züchtigung und Vertrauen auf Gott
Paulus hat solche Erfahrungen an mehreren Stellen gemacht. Ich habe bereits den „Pfahl im Fleisch“ erwähnt. Ein weiteres Beispiel finden wir im 2. Korintherbrief, Kapitel 1, Vers 9. Dort schreibt Paulus etwas Ähnliches, das ich bereits bei der ersten Morgenandacht vorgelesen habe.
In 2. Korinther 1,9 lesen wir: „Denn wir hatten in uns selbst schon das Todesurteil, damit wir nicht auf uns selbst vertrauen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt.“ Paulus berichtet hier von einer schweren Prüfung. Er war wahrscheinlich schwer gefangen genommen worden. Er sagt, dass sie geprüft wurden über ihr Vermögen hinaus und innerlich schon das Todesurteil abgeschlossen hatten. Sie dachten: Jetzt ist es vorbei.
Interessanterweise war Paulus dadurch nicht verzweifelt. Stattdessen zog er die geistliche Schlussfolgerung, dass sie nicht auf sich selbst vertrauen sollten, sondern auf Gott. Er jammerte nicht, beklagte sich nicht über seine Lage und fragte nicht, warum Gott ihn so leiden ließ oder ob Gott ihn nicht liebte. Er gab nicht auf. Stattdessen erkannte er den Sinn dieser Prüfung: Sie sollte ihn lehren, nicht auf sich selbst, sondern auf Gott zu vertrauen.
Paulus sagt sogar, dass Gott die Toten auferwecken kann. Wenn er also gestorben wäre und Gott ihn noch auf der Erde gebraucht hätte, könnte Gott ihn sterben lassen und wieder auferwecken. Im Neuen Testament gibt es Beispiele dafür.
Gott nutzte diese schwere Notlage als Züchtigung. Paulus sah darin die Absicht, zu erkennen, dass alle Kraft für alles, was er tut, nur von Gott kommt. Selbst wenn er sterben würde, würde Gott sein Ziel erreichen.
Ein weiteres Beispiel ist die Verfolgung. Die Hebräer, an die der Brief gerichtet ist, leiden unter Verfolgung. Dort steht: „Ihr habt noch nicht bis aufs Blut widerstanden.“ Wahrscheinlich wird die Verfolgung noch stärker, sodass sogar ihr Leben in Gefahr ist. Noch ist das nicht eingetreten.
Paulus versucht, ihre Perspektive richtig zu rücken. Sie sind jetzt in Verfolgung und leiden, aber er erinnert sie daran, dass dies eine Züchtigung Gottes ist. Sie dient dazu, ihnen Gott näherzubringen und ihn besser kennenzulernen. Das kann sogar noch schlimmer werden.
Das entspricht auch dem, was Jesus verspricht, wenn er sagt: „Mich haben sie verfolgt, euch werden sie auch verfolgen.“ Das erleben alle Jünger im Neuen Testament. Verfolgung kann auch eine Art Züchtigung sein. Wir erleben Verfolgung um des Glaubens willen.
Ich spreche hier nicht von Verfolgung, die wir erleben, weil wir uns straffällig gemacht haben. Diese Art von Strafe kann auch eine Züchtigung sein, hat aber einen anderen Sinn. Gott lässt sie zwar zu, aber sie ist eine Antwort auf Sünde.
Manchmal führt eine solche Züchtigung sogar zum Tod. Wir wissen das von Ananias und Saphira. Für sie war es eine Züchtigungsmethode, aber auch eine Warnung für die Gemeinde. Danach kam eine heilige Angst über die Gemeinde. Sie erkannten, dass man mit dem Heiligen Geist und Gott nicht scherzen kann. Gott meint es ernst.
Auch das ist eine Art Züchtigung, sogar mit dem Tod.
Es kann auch sein, dass wir Einschnitte erleben, Schwierigkeiten im Beruf, in der Karriere oder bei Prüfungen in der Schule oder Ausbildung. Vielleicht fallen wir durch und merken: „Oh, eigentlich bin ich auf Gott angewiesen.“ Wahrscheinlich haben viele von euch solche Erfahrungen gemacht.
Ich erinnere mich an eine Situation, als ich mein Studium begann. Am Anfang lag der Schwerpunkt auf Griechisch und Hebräisch. Latein hatte ich schon am Gymnasium gelernt, worüber ich froh war. Aber eigentlich interessierte mich das wenig.
Ich hörte lieber Vorlesungen im Hörensemester, weil sie mich mehr interessierten. Ich dachte, Griechisch schaffe ich auch noch, das sei nicht so schlimm. Ich war es gewohnt, in den Jahren zuvor gute Noten zu bekommen und relativ leicht zu lernen.
Doch Gott hatte wohl andere Pläne. Er wollte mir eine Züchtigung zukommen lassen. Ich schrieb die Griechischprüfung und fiel durch. Ich war am Boden zerstört, saß an meinem Schreibtisch und weinte. Ich fragte Gott: „Warum? Du hast mich doch hierher geschickt. Warum bin ich durchgefallen?“ Ich machte Gott Vorwürfe.
Hinterher erkannte ich, dass mir diese Erfahrung geholfen hat. Egal, wie gut ich etwas kann, ich bin auf Gott angewiesen. Ich brauche Gott auch beim Griechischlernen und beim Studieren. Diese Erkenntnis half mir, andere besser zu verstehen, die viel mehr Schwierigkeiten haben – nicht nur beim Griechischlernen, sondern auch bei vielen anderen Dingen.
Gott nutzte sogar, dass ich den Griechischkurs wiederholen musste. Dabei lernte ich zusammen mit Vivian, die mich ausgewählt hatte, mit ihr Griechisch zu lernen. So haben wir uns kennengelernt und später geheiratet.
Hier sieht man, dass Züchtigung zunächst zur Traurigkeit führt, aber später auch zur Freude. Das ist ein Beispiel dafür, wie solche Erfahrungen uns erst einmal wehtun können, aber Gott damit ein Ziel verfolgt.
Die Gegenwart Gottes als Züchtigungsmittel
Und das, was Gott manchmal auch tut, wenn er uns züchtigt, ist, dass er uns seine Gegenwart entzieht. Ein Beispiel dafür finden wir im Alten Testament, im Buch Hosea, Kapitel 5, Vers 15. Dort heißt es: „Ich werde davongehen, an meinen Ort zurückkehren, bis sie ihre Schuld erkennen und mein Angesicht suchen werden. In ihrer Drangsal werden sie mich ernstlich suchen.“
Was sagt Gott hier zum Volk Israel? Er kündigt an, dass er sich zurückziehen wird. Wenn er sich zurückgezogen hat, werden sie zum Nachdenken kommen und ihn in ihrer Not suchen. Hier zeigt sich eine besondere Art der Züchtigung: Gott straft nicht unbedingt durch äußere Maßnahmen, sondern er zieht sich einfach zurück. Plötzlich spüren wir, wie es ist, ohne Gottes Gegenwart zu leben.
Manchmal erleben wir solche Phasen in unserem geistlichen Leben, in denen wir das Gefühl haben, Gott sei weit entfernt. Dann sprechen uns die Worte der Bibel nicht mehr so an wie sonst. Auch das kann eine Züchtigung Gottes sein, denn er möchte uns dadurch zum Umkehren und Nachdenken bringen.
In solchen Zeiten sollten wir Bilanz ziehen: Gibt es etwas, das ich in Ordnung bringen muss? Gibt es eine Sünde, die ich bekennen sollte? Will Gott mir vielleicht auf etwas aufmerksam machen, das ich vernachlässigt habe? Oder habe ich nicht treu das umgesetzt, was ich in der Bibel gelesen habe?
Das Ziel Gottes ist klar: Es geht nicht um Strafe, die uns schaden soll, als wäre Gott ein Sadist, der sich die Hände reibt. Vielmehr handelt Gott aus Liebe zu uns. Er will uns voranbringen und helfen, dass der alte Mensch mit seinem geistlichen Hochmut und Stolz überwunden wird. Diese Haltung hält uns sonst fest, weil wir meinen, wir könnten aus eigener Kraft göttliche Ziele erreichen.
Diese Veränderung und dieses geistliche Wachstum sind notwendig. So bereiten wir uns darauf vor, im Himmel nicht nur zu erscheinen, wie es im 1. Korintherbrief heißt, wo alles, was wir hier haben, wie Heu, Stroh und Holz verbrannt wird und wir nackt dastehen. Stattdessen sollen wir vorbereitet sein für das Leben mit Gott.
Die Früchte des Geistes aus Galater 5, Vers 22 kennt ihr: Unter anderem wird dort auch Demut genannt. Demut finden wir auch bei Jesus, wie es in Matthäus 11, Vers 29 heißt: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Diese Eigenschaft wird Jesus zugeschrieben und ist ein Ziel, das wir besonders durch Züchtigung lernen sollen.
Denn gerade dort, wo wir geistlich wachsen, kann schnell Stolz aufkommen. Wir könnten eingebildet werden und denken, wir haben alles begriffen. Doch gerade in Zeiten der Züchtigung merken wir oft, dass Gott uns besonders die Demut lehren möchte.
Demut ist eine grundlegende Tugend. Jesus hatte sie, und sie wird auch für uns Christen als wichtig genannt. Demut bedeutet, dass ich erkenne, wer ich wirklich bin, und Gott die Ehre gebe. So sagt Johannes der Täufer zu Jesus: „Ich muss abnehmen, du musst zunehmen“ (Johannes 3,30).
Das soll unser Leben kennzeichnen: Nicht wir sind die stolzen Helden, die umhergehen, sondern wir sind Hinweise auf Jesus. Jesus ist der große Held, nicht wir.
Falsche Reaktionen auf Züchtigung vermeiden
Nun gibt es noch einige weitere Punkte, auf die ich gerne eingehen möchte. Es geht dabei um den Umgang mit Züchtigung. Ich glaube, es kann passieren, dass wir falsch auf Züchtigung reagieren, wenn wir in sie hineinkommen. Das sollten wir möglichst vermeiden.
Das erste, was meiner Meinung nach passieren kann, ist, dass wir die Züchtigung geringschätzen. Das lesen wir im Hebräerbrief 12,5. Dort steht: "Mein Sohn, achte die Züchtigung des Herrn nicht gering." Hier werden wir also aufgefordert, die Züchtigung nicht geringzuschätzen. Die Gefahr besteht also darin, dass wir die Züchtigung nicht ernst nehmen, sie gering achten oder ihr keine Beachtung schenken. Manchmal versuchen wir, uns der Züchtigung zu entziehen, möglichst schnell von ihr wegzukommen, weil wir sie nur als Belastung empfinden. Doch hier wird gesagt, dass das falsch ist. Wenn es heißt "achte nicht gering", bedeutet das, dass die Geringschätzung der Züchtigung falsch ist. Stattdessen sollen wir sie ernst nehmen und wertschätzen. Das ist ein Fehler, den wir vermeiden sollten.
Das zweite Problem oder die falsche Reaktion, die wir zeigen können, ist, innerlich hart zu werden. Das heißt, wir verhärten uns Gott und anderen Menschen gegenüber. Vielleicht haben wir schon Schlimmes erlebt, Gott hat uns eine schwierige Zeit zugemutet, und wir kämpfen schon seit zwei oder drei Jahren mit einem Problem, ohne daraus herauszukommen. Dann können wir hart werden – Gott gegenüber und auch gegenüber anderen Menschen. Vielleicht verachten wir andere sogar oder sind gefühllos ihnen gegenüber. Wir denken dann: "Ich leide, also soll der andere auch leiden." Solche Menschen kennt man vielleicht. Diese Haltung kann entstehen, wenn man lange Zeit in Züchtigung lebt. Das ist gefährlich, weil wir so nicht zu dem Ziel kommen, das Gott mit uns erreichen will. Das Problem liegt also nicht an der Züchtigung selbst, sondern an unserem falschen Umgang damit.
In solchen Fällen kann es sein, dass Gott die Züchtigung noch länger andauern lässt, weil er uns zu seinem Ziel führen will. Manchmal verschärft er sie sogar, um dieses Ziel zu erreichen.
Manchmal kann es auch passieren, dass wir verzagen. Auch das steht in Hebräer 12,5: "Achte die Züchtigung nicht gering und verzage nicht, wenn du von ihm zurechtgewiesen wurdest." Verzagen bedeutet hier nicht, dass man hart wird, sondern dass man sagt: "Ich kann das nicht mehr ertragen, das ist mir zu viel." Man ist dann am Boden zerstört. Auch das sollen wir vermeiden und stattdessen das Positive erkennen, das Gott durch die Züchtigung bewirken will.
Das Verzagen kann so weit gehen, dass jemand aufgrund der Züchtigung den Glauben aufgibt. Er denkt: "Das kann ich nicht ertragen, das ist so schlimm, das geht nicht. Dann gibt es keinen Gott mehr, ich kann mich Gott nicht mehr zuwenden." Auch das soll nicht geschehen, denn dadurch geht der Wert der Züchtigung an uns vorbei.
Es kann außerdem sein, dass wir eine bittere Wurzel entwickeln. Das lesen wir in Hebräer 12,15: "Achtet darauf, dass niemand die Gnade Gottes versäumt und dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwächst und Unheil anrichtet, sodass viele dadurch befleckt werden." Das bedeutet, dass es ein Problem sein kann, wenn wir in der Züchtigung so eine bittere Haltung entwickeln. Die bittere Wurzel ist ähnlich wie das Verhärten, bedeutet aber noch etwas mehr.
Ein Mensch, der bitter ist, hat oft ein verkniffenes Gesicht, ist egoistisch und auf sich selbst bezogen. Er ist häufig eine schwierige Person, der man es nie recht machen kann. Überall findet sie etwas zu kritisieren, weil sie denkt: "Mir geht es schon schwer genug, und jetzt muss ich mich auch noch durchsetzen." Solche Menschen sind in der Gemeinde oft schwer zu ertragen. Sie glauben ständig, missverstanden zu werden, oder vermuten, andere wollen ihnen Böses, wenn sie etwas gesagt bekommen.
Diese Bitterkeit kann aus der Züchtigung entstehen, ist aber nicht das Ziel der Züchtigung. Wenn wir merken, dass wir bitter werden, müssen wir uns korrigieren lassen und erkennen, dass das nicht in Ordnung ist.
Erwachsen werden im Glauben und die Rolle des Wortes Gottes
Interessant finde ich auch die Ansprache im Vers 5, wo es heißt: „Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung.“ Das Wort „Sohn“ meint hier normalerweise nicht das Kleinkind. Es gibt nämlich gesonderte Begriffe für Kleinkinder. Als „Sohn“ werden durchaus auch schon ältere Kinder oder sogar Erwachsene angesprochen.
Ein Beispiel dafür ist die Bezeichnung „Sohn Davids“, die Jesus zugeschrieben wird, obwohl er bereits erwachsen war. Ich glaube, das soll uns herausfordern, anders mit Züchtigung umzugehen als ein Kleinkind.
Ein Kleinkind reagiert auf Züchtigung meist erst einmal beleidigt oder still, bis es versteht, wofür die Züchtigung eigentlich da ist. Wir als ältere Kinder sollen jedoch erkennen, dass diese Züchtigung gut für uns ist. In Vers 5 wird uns auch gesagt: „Achte nicht gering die Züchtigung, verzage nicht.“
Dann wird uns weiter gesagt: Wo habe ich denn das hier? Mit dem Wort Gottes, dem Wort der Züchtigung? Nein, es ist das Wort des Trostes, das Trostwort, je nachdem wie man es übersetzt.
Was ist das Wort des Trostes? Danach zitiert der Schreiber des Hebräerbriefes etwas aus dem Alten Testament. Das kann uns herausfordern, denn Gott sagt zu uns: Wenn du in einer Anfechtungssituation bist, in einer Züchtigungssituation, dann vergiss nicht das Wort Gottes, das Trostwort.
Wenn wir in Anfechtung sind, sollen wir Trost im Wort Gottes suchen. Nicht bei falschem Trost, also wenn wir uns gegenseitig nur auf die Schulter klopfen und sagen: „Das geht schon vorbei.“ Das ist zwar nicht schlecht, aber das Wort des Trostes, das Trostwort, dürfen wir nicht vergessen.
Damit ist nicht nur dieser eine Vers gemeint, sondern generell das Wort Gottes, denn es kann uns wirklich beistehen. Es bietet Korrektur und Hilfe. Darin finden wir viele tolle Aussagen: dass Gott unser Vater ist, dass er uns gibt, was wir bitten, dass er uns liebt und dass er die Ewigkeit für uns vorbereitet hat.
An diesen Zusagen können wir uns festhalten. Trost finden wir nicht nur in emotionalen Ausgleichen. Das kann zum Beispiel sein, dass jemand eine schöne Melodie spielt, vielleicht wie David auf der Harfe, und dabei Psalm 23 singt: „Der Herr ist mein Hirte.“ Das ist auch ein Trostwort, weil es in der Bibel steht. Danach fühlt man sich wohl und selig.
Aber das hilft uns nicht wirklich weiter, denn dadurch wird die Züchtigung – wenn sie eine Krankheit, ein Problem oder ein finanzieller Verlust ist – nicht beseitigt. Wir können das nur überwinden, wenn wir uns am Wort Gottes festhalten.
Nicht nur an emotionalem Ausgleich, der manchmal gut und nicht schlecht ist, aber das Problem nicht löst und die Züchtigung nicht beendet.
In Vers 5 steht auch, dass zu euch als Söhne gesprochen wird. Das Wort „sprechen“ oder „reden“ spricht interessanterweise stärker den Intellekt an. Es meint so viel wie „argumentieren“ oder „überzeugen“. Dieses Wort betont den Tatsachencharakter des Wortes Gottes. Es geht also nicht darum, dass wir es uns nur vorlesen, um psychosomatisch aufgebaut zu werden.
Vielmehr kommt hier der Aspekt zum Tragen, dass wir auf festen Grundlagen bauen können, auch in schwierigen Situationen.
In Vers 11 wird gesagt, dass die Frucht der Gerechtigkeit das Ziel ist und dass Gott uns dazu bereit machen will. Dort lesen wir auch, dass wir geübt werden. Alle Züchtigung scheint uns für den Augenblick nicht zur Freude, sondern zur Traurigkeit zu dienen. Danach aber gibt sie eine friedvolle Frucht der Gerechtigkeit, die durch sie geübt sind.
Das heißt, diese Frucht der Gerechtigkeit können wir nur bekommen, wenn wir in der Züchtigung geübt sind. Und etwas übt man nur, wenn man immer wieder darin ist.
Das ist so, wie wenn man Klavier übt. Ich habe das zwei Jahre lang getan, danach aber gesagt, das bringt nichts, und habe es aufgegeben.
Als Jugendlicher wollte ich Klavier spielen, habe jeden Tag eine Stunde geübt und war immer frustriert, wenn ich vorspielte. Es klappte leidlich, aber andere, die weniger geübt hatten, waren besser. Irgendwann dachte ich, das ist Zeitverschwendung, und hörte auf.
Aber üben heißt, etwas immer wieder tun. Dann bekommt man eine Fertigkeit darin.
Hier wird gesagt, dass du diese Frucht der Gerechtigkeit nur haben kannst, wenn du in der Züchtigung geübt bist. Das heißt, wenn du immer wieder darin bist und sie bewältigt hast.
Ein interessanter Aspekt ist, dass das Wort „geübt“ mit Schule zu tun hat, ebenso wie zuvor vom Erzieher, dem Pädagogos, gesprochen wird. Dieser Begriff hängt eng mit dem Gymnasium zusammen, das im Griechischen „sich entkleiden“ bedeutet.
Was hat das damit zu tun? Ich will nicht sagen, dass man bei Züchtigung alle Kleider ablegen soll. Das ist nicht gemeint.
Ich glaube, dass dieser Begriff übertragen gemeint ist. Die Schule in der Antike beinhaltete viel körperliche Übung. Wenn jemand sehen wollte, wie du dich bewegst, durftest du keine weiten Gewänder tragen, weil man so deine Haltung und Bewegungen nicht erkennen konnte.
Deshalb fand der Sportunterricht oft nackt statt. Heute würden wir das unmoralisch finden, aber damals war das üblich.
Der Schreiber des Hebräerbriefs will das übertragen auf den geistlichen Bereich. Er will uns sagen, dass wir „entkleidet“ werden, dass wir loslassen müssen.
Hebräer 12,1 geht in eine ähnliche Richtung. Dort steht: „Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt.“
Auch hier ist vom „Ablegen“ die Rede, so wie man Kleidung ablegt. Das bedeutet, wir sollen uns von allem befreien, was uns belastet.
Das Ziel dieser Übung ist, dass wir loslassen und frei werden, damit Gott uns leichter prüfen kann.
Wir sollen unser Doppelleben ablegen, das, was wir uns selbst vormachen. Alles soll entkleidet werden, damit wir vor Gott so stehen, wie wir wirklich sind.
Dann kann die Züchtigung an uns wirken und positive Auswirkungen haben.
Das ist ähnlich wie beim Lehrer im Turnunterricht, der sagt: „Pass mal auf, da musst du das Bein weiter machen, hier deine Muskeln mehr anspannen.“ Das ist eine Zurechtweisung, die dazu führt, dass der Sportler besser wird.
So brauchen wir nicht nur körperlichen Sport – der ist auch nicht schlecht –, sondern vor allem geistlichen Sport. Dafür brauchen wir Zurechtweisung und Zucht, damit der geistliche „Trainer“ uns sagt: „Hier, mach das anders.“
In Vers 12 wird auch erwähnt, was passiert, wenn wir das nicht tun. Dort heißt es: „Richtet wieder auf die schlaff gewordenen Hände und die erlahmenden Knie.“
Das Bild stammt aus dem Sport. Wenn jemand schlaff herumläuft und keine Kraft mehr hat, bringt das nichts. Dann verliert die Mannschaft.
Genauso soll es im geistlichen Bereich sein: Wenn du in Züchtigung kommst, lass dich nicht hängen. Komm nicht in Disziplinlosigkeit, falle nicht in Sünde.
Halte dich an das, was Gott dir grundsätzlich gesagt hat.
Dieses immer wieder Üben, auch wenn es wehtut, auch wenn du keine Lust zum Bibellesen oder Beten hast, ist wichtig.
Das hängt mit dem Sport zusammen. Wenn ein Fußballer bei Schmerzen aufhört zu spielen, wird er wahrscheinlich nie in die Bundesliga kommen.
Ich weiß nicht, ob ihr das kennt: Als ich vor ein paar Jahren krebskrank war, hatte ich mehrere Operationen, unter anderem eine Bauchoperation.
Sie haben mich aufgeschnitten, ich lag mit Schläuchen im Hals und in der Nase. Das war ziemlich schlimm.
Am nächsten Morgen kam die Schwester und sagte: „Jetzt aufstehen.“ Sie nahmen mich mit Klammern im Bauch raus, ich fühlte mich schwarz vor Augen.
Aber heute macht man das oft so, weil man sagt: Wenn man nicht gleich wieder übt, wird es später schlimmer. Der Körper muss sich an Bewegung gewöhnen.
Lieber eine Anforderung, die mal wehtut, weil es auf Dauer gut ist.
Genauso ist es im geistlichen Bereich: Auch wenn es mal wehtut, arbeite darauf hin, sonst erreichst du dein geistliches Ziel nicht.
Das heißt zum Beispiel, Sünden zu bekennen, wenn eine Sünde da ist, oder Lebensentscheidungen zu verändern und zu sagen: „Ich will es anders machen.“
Das muss nicht aus eigener Kraft geschehen. Wir haben immer wieder die Kraft Gottes. Er ist es, der das Wollen schenkt und das Vollbringen ermöglicht.
Aber ich muss wenigstens den Willen haben, wollen zu wollen.
Wenn ich innerlich sage: „Ich will nicht den Willen von Jesus haben und bitte ihn auch nicht darum“, wird daraus nichts.
Wir müssen nicht alles aus eigener Kraft schaffen, aber wir müssen zumindest die Grundentscheidung treffen und immer wieder darum beten. Beständigkeit ist wichtig.
Jesus hatte auch immer wieder dieses Training, immer wieder eine Art Züchtigung.
Wir sehen das bei der Versuchung, im Garten Gethsemane. Er betet: „Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen, doch nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“
Solche Beispiele zeigen, wie auch Jesus immer wieder geistlich geübt wurde.
Die untrennbare Liebe Gottes als Fundament
Was uns aber am Ende wichtig ist – und das ist das letzte Wort, das ich hier noch mit einbringen möchte – das ist auch so in Römer 8 zu finden. Die Verse dort kennen wahrscheinlich viele von euch. Das sollte uns im Sinn sein, wenn wir jetzt an Züchtigung denken. Es geht nicht nur darum, dass ihr frustriert seid.
In Römer 8, Vers 39 lesen wir: Die Frage ist hier, was uns von der Liebe Gottes trennen kann. Dort steht: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendein anderes Geschöpf vermag uns zu scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.“
Hier ist ganz klar: Egal, was da kommt, egal welche Züchtigung auf dich zukommt oder an welcher du gerade bist, denk immer daran und halte daran fest: Nichts davon kann dich von der Liebe Gottes trennen. Und nichts davon kann die Zusage Gottes zerstören, dass er dich liebt und dich für die Ewigkeit bereit machen will.
Das ist, glaube ich, die Grundlage, die wir brauchen. Sonst können wir leicht in Frustration, Verzweiflung, Enttäuschung oder Verbitterung geraten. All diese Gefühle schaden uns nur. Aber diese Zusage Gottes ist die Grundlage, auf der wir stehen können.
Damit möchte ich euch gerne entlassen und an dieser Stelle noch beten:
Herr Jesus, wir danken dir dafür, dass du und dein Vater Züchtigung zulassen. Auch wenn wir das oft nicht verstehen, auch wenn es uns unangenehm ist und wir es eigentlich gar nicht wollen, lesen wir im Hebräerbrief, dass es zu unserem Guten ist und dass dahinter deine Liebe steht.
Ich möchte dich bitten, dass wir das erkennen können. Wenn Züchtigung nötig ist, dann lass uns nicht lange in Verbitterung, Verzweiflung oder Frustration umherirren. Lass uns erkennen, was du uns sagen willst, und gib uns die Bereitschaft und den Willen, daraus zu lernen und weiterzukommen – auch wenn wir manchmal zu schwach dazu sind.
Wir wollen dir danken für die Züchtigung der Vergangenheit. Wo wir erkennen können, dass du sie nicht aus Bosheit schickst, sondern weil du uns liebst, weil wir deine Kinder sind und weil du uns für die Ewigkeit mit dir bereit machen willst.
Hilf uns, diese Ewigkeitsperspektive nicht zu verlieren. Lass uns nicht nur auf das Irdische und Vorläufige schauen. Lass uns nicht zu sehr frustriert sein, wenn Einschnitte kommen – sei es im beruflichen Leben, im gesundheitlichen Bereich oder im materiellen Leben. Auch wenn wir merken, dass du manchmal fern zu sein scheinst, lass uns glauben, dass du es gut mit uns meinst.
Hilf uns auch, deine Zurechtweisung rechtzeitig zu erkennen, damit es erst gar nicht zur Züchtigung kommen muss. Lass uns uns rechtzeitig verändern, so wie du es möchtest.
Ich bitte dich, dass du uns auch in all den schwierigen Situationen, in denen wir standen, noch stehen oder hineinkommen, diese Perspektive deiner Liebe gibst. Diese Liebe, die uns aufhilft, die uns Kraft schenken will. Lass uns immer daran denken und erinnere uns daran, dass du da bist, dass du uns nicht alleine lässt.
Du willst, dass es für uns vorangeht und dass wir so verändert werden, dass wir deinem Bild entsprechen – in Demut, Langmut, Liebe, Frieden, Freude und all den Früchten des Geistes, die du uns versprochen hast.
Vielen Dank, dass du uns nicht einfach so in der Welt herumlaufen lässt und machen lässt, was wir wollen, sondern dass du uns veränderst. Amen.
Damit kommen wir heute Morgen zum Ende. Falls noch Fragen, Anregungen oder Ergänzungen da sind, könnt ihr wie gehabt gerne zu mir kommen. Ansonsten wünsche ich euch noch ein paar angenehme Minuten zum Nachdenken, zum Sport oder was ihr sonst machen wollt. Wir sehen uns dann zum Mittagessen wieder.