Ich möchte Sie herzlich begrüßen. Heute haben wir wieder viel vor, viele Bibelstellen stehen auf dem Programm. Ich denke jedoch, dass wir gut vorbereitet sind.
Gestern ist mir aufgefallen, dass ich mit dem Thema nicht ganz fertig geworden bin. Ein wichtiger Punkt wurde gar nicht erwähnt: die totale Verderbtheit des Menschen. Dazu möchte ich vorher noch etwas sagen.
Anschließend widmen wir uns dem Thema Erwählung. Dafür habe ich einige Folien vorbereitet. Danach gehen wir auf die Fragen ein, die noch offen sind. Einige Fragen habe ich bereits erhalten, und vielleicht kommen noch weitere dazu.
Die Verderbtheit des Menschen im biblischen Kontext
Also zuerst Römer 3,10. Es geht hier um die Verderbtheit des Menschen. Ich lese ab Vers 9:
Was also? Haben wir etwas voraus? Ganz und gar nichts! Denn wir beschuldigten vorhin Juden und auch Griechen, dass sie alle unter der Sünde seien, so wie geschrieben ist: Es ist kein Gerechter, auch nicht einer, es ist kein Verständiger, es ist kein nach Gott Suchender. Alle wichen ab, sie wurden alle zusammen untauglich, es ist kein Freundlichkeitübender, es ist nicht so viel wie einer.
Es geht hier noch weiter, aber ich denke, wir bleiben bei diesen Stellen.
Wie verderbt ist der Mensch? Manche sagen, der Mensch ist so sehr verderbt, dass er nicht in der Lage ist, auf Gott positiv zu antworten. Das heißt, der Mensch ist so sündig, dass er sich gar nicht bekehren kann, auch wenn Gott ihn aufruft, sich zu bekehren. Er kann sich nicht bekehren, weil er zu sündig ist. Und das wird ja in Römer 3 behauptet.
Jetzt ist es aber so, wenn wir Römer 3 genau beachten, was dort eigentlich steht, dann merken wir, dass nicht da steht, dass der Mensch unfähig sei, sich zu bekehren.
Was steht im Text? Schauen wir noch mal hinein: Es sind hier Zitate aus den Psalmen, und der Apostel will einfach darstellen, dass sogar das religiöse Volk Israel nicht so ist, wie es sein sollte. Er zitiert hier diese Psalmstellen.
Er sagt: Es ist kein Gerechter. Gerechter heißt einer, der in allem dem Gesetz entspricht, gesetzesgerecht oder gesetzeskonform. Es gibt keinen, der in allen Dingen dem Gesetz entspricht. Das heißt, es gibt keinen vollkommenen Menschen.
Weiter: Es ist kein Verständiger. Das heißt, es gibt niemanden, der in sich verständig ist, der jederzeit verständig antwortet. Verständig heißt in dem Sinne, dass man auf das eingeht, was ein Weiser einem sagt. Gott ist der Weiseste, und wenn Gott spricht, soll man darauf eingehen und sagen: Ja, gut. Das heißt, man lässt sich in allem sagen.
Kein Verständiger heißt, es gibt keinen, der dauernd, immer wieder, ständig in dieser Situation steht, dass er sich immer sagen lässt. Es ist nicht gemeint, dass der Mensch nicht fähig sei, irgendetwas zu verstehen, was Gott ihm sagt. Gott hat den Menschen zum Glück so geschaffen, und auch nach dem Sündenfall ist der Mensch so gewesen, dass er immer noch verstehen kann, was Gott ihm sagt. Er kann also noch hören.
Kein Verständiger, kein nach Gott Suchender – im Griechischen stehen hier Partizipien im Präsens, also Mittelworte der Gegenwart –, kein nach Gott Suchender, das heißt keiner, der beständig und fortwährend nach Gott sucht.
Hiskia war einer, der Gott suchte. Das heißt, er suchte das Angesicht des Herrn, er war ein Beter. Immer wieder kam er zu Gott. Aber selbst Hiskia war nicht ein solcher, der beständig Gott suchte. Wieso? Weil selbst Hiskia manchmal den Herrn nicht gesucht hat.
Hier ist gemeint: Vom Wesen her gibt es keine Menschen, die Gott beständig suchen. Es gibt keinen von den Menschen, der immer und in allem und jedem Gott sucht und sich in jeder Frage sofort an Gott wendet. Das heißt, es gibt keinen vollkommenen Menschen.
Weiter: Sie wichen alle ab. Irgendwann gab es immer jemanden, der abgewichen ist von der Norm, die Gott vorgegeben hat im Gesetz. Das heißt, es gibt immer Menschen, die irgendwann einmal gesündigt haben. Es gibt keinen, der nie gesündigt hat. Das ist die Aussage des Textes.
Es ist nicht gemeint, dass kein Mensch je irgendwann etwas Gutes getan hat. Wir wissen, dass es viele Menschen gibt, die etwas Gutes getan haben, und Gott hat das Gute anerkannt.
Denken Sie an Cornelius. Cornelius war ein ehrfürchtiger Mann, er schätzte die Juden, er war gottesfürchtig. Er gab Almosen, und er betete allezeit, also immer wieder zu Gott. Er war den Juden sehr positiv gesonnen, und Gott hörte seine Gebete.
Der Engel sagte zu ihm: „Gott hat deine Gebete gehört.“ Ich lese es vor. Halten Sie den Finger rein, dann können Sie mitlesen in Apostelgeschichte 10,31: „Dein Gebet wurde erhört, und deiner Almosen wurde gedacht vor Gott.“
Gott hat sich an deine guten Werke erinnert, lieber Cornelius, und es hat ihm gefallen, was du gemacht hast. Also selbst die Werke eines unbekehrten Cornelius waren Gott angenehm.
Bitte sagen Sie nicht, es gibt keinen Menschen, der je irgendetwas Gutes tun kann. Es gibt genügend Menschen, die Gutes tun können. Gott fordert uns ja sogar auf, etwas Gutes zu tun.
Aber wir können uns dadurch den Himmel nicht verdienen. Selbst nicht einmal Cornelius konnte sich den Himmel verdienen.
Wenn also hier steht: Es ist kein Gutes tuender, kein Gerechter, kein Freundlichkeitübender, dann heißt das, es ist keiner da, der beständig und immer wieder und fortwährend Gutes tut. Nein, immer wieder gibt es eine Sünde dazwischen. Das ist ja unser Problem.
Wenn wir nur eine Sünde tun, haben wir das Gesetz schon gebrochen. Das heißt aber nicht, dass der Mensch nicht in der Lage sei, auch mal das Gesetz zu halten.
Natürlich kann ein Mensch das Gesetz halten. Paulus hat es bewiesen, dass man das Gesetz halten kann. Er war im Gesetz unsträflich, niemand konnte ihm etwas nachsagen. Das heißt, Paulus hat viele Gebote gehalten. Nur mit dem zehnten Gebot hatte er Probleme, aber ansonsten hat er die Gebote gehalten.
Also sagen Sie nicht, dass ein unbekehrter Mensch nichts Gutes tun kann oder dass die Bibel das sagen würde. Das sagt sie nicht. Der Mensch kann sich dadurch den Himmel nicht verdienen.
Paulus war so unsträflich im Gesetz, aber er war trotzdem verloren. Wieso? Weil er auch mal zwischendurch gesündigt hat. Zum Beispiel hat er das zehnte Gebot übertreten. Und dann hat er kein Opfer, er hat keine Basis der Vergebung.
Den Messias hat er abgelehnt, und das war die eigentliche Sünde, die große Sünde: dass er den Messias abgelehnt hat.
Also, Gott achtet sehr wohl auf die Werke der Menschen, und die Menschen sind sehr wohl in der Lage, Gutes zu tun. Jeder Mensch kann auch mal Gutes tun. Jeder Mensch kann die Wahrheit reden. Glauben Sie das? Jeder Mensch kann die Wahrheit sagen.
Dazwischen lügt er manchmal, aber er redet auch die Wahrheit. Auch wenn die Bibel sagt, alle Menschen sind Lügner – ja, klar sind alle Menschen Lügner –, aber nicht die ganze Zeit.
Wenn ich hundertmal die Wahrheit sage und einmal die Lüge, dann bin ich genauso ein Lügner, wie wenn ich hundertmal lüge und einmal die Wahrheit sage. Das ist das, was Paulus in Römer 10 sagt.
Also wenn die Schrift lehrt, dass der Mensch total verderbt ist, dann meint sie nicht, dass der Mensch nicht in der Lage wäre, Gutes zu tun oder auf Gott zu reagieren.
Die Reaktionsfähigkeit des Menschen trotz geistlicher Totheit
Jetzt sagt jemand: Ja, aber steht nicht in Epheser 2,1, dass der Mensch tot ist, tot in Sünden und Übertretungen? Wenn der Mensch tot ist in Sünden und Übertretungen (Epheser 2,1), dann heißt das doch, dass der tote Mensch nichts tun kann, was vor Gott Wert hat. Denn nur das, was durch Christus in uns geschieht und durch uns geschieht, hat vor Gott Wert.
Das stimmt auch und ist richtig. Er kann sich das Heil nicht erwerben. Aber es heißt nicht, dass der Mensch nicht auf Gott reagieren kann.
Es gibt ja die Lehre, dass man meint, bevor der Mensch auf Gott positiv reagieren kann, muss Gott ihn zuerst lebendig machen. Das heißt, er muss ihm irgendetwas eingeben, eine Kraft, und dann erst kann der Mensch positiv reagieren und sich bekehren. Das lehrt die Stelle nicht.
Lesen wir noch einmal Epheser 2,1: "Auch euch, die ihr tot wart in den Übertretungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet, ausgerichtet nach der Zeit dieser Welt, nach dem Fürsten des Machtbereiches der Luft, dem Geist, der nun in den Söhnen des Ungehorsams wirkt, unter denen auch wir alle einst unser Leben führten in den Lüsten unseres Fleisches, wobei wir den Willen des Fleisches und des Denkens taten, und wir waren von Natur Kinder des Zornes wie auch die anderen."
Hier sagt Paulus, dass jeder Mensch den Zorn Gottes verdient hat wegen seiner Sünden. Wir haben uns ausgerichtet nach unseren fleischlichen Lüsten, nach unserem fleischlichen Denken und nach unserem fleischlichen Wollen. Richtig!
Was die Textstelle nicht sagt, ist, dass der Mensch nicht fähig sei, auf Gott zu reagieren.
Wir lesen in der Bibel oft genug, dass Menschen auf Gott reagiert haben. Gott hat etwas gesagt, der Mensch hat reagiert. Zum Beispiel Abel. Abel brachte aus Glauben ein besseres Opfer dar als Kain. Aber Abel war nicht wiedergeboren, das haben wir gestern gesehen. Die Wiedergeburt gibt es erst seit Pfingsten.
Gott hat auch nicht irgendetwas in Abel hineingespritzt, damit er das richtige, das bessere Opfer darbrachte. Abel war ganz einfach gehorsam. Gehorsam wem? Dem Gebot, dass man Gott ein Opfer darbringen soll. Und er war demütig genug und brachte das Beste der Herde dem Herrn, das Beste.
Warum er gerade das Beste brachte, weiß ich nicht, das steht nicht im Text. Aber die Tatsache ist, dass er es brachte. Und Gott sagt, er hat es durch Glauben gebracht. Es war also damals schon möglich, dass Abel aus Glauben handelte – er hat auf Gott reagiert.
Was heißt denn Glauben? Glauben heißt, dass man jemandem Vertrauen schenkt.
Jetzt sagt man: Ja, aber ein Toter kann doch nicht vertrauen. Da sage ich: Wieso nicht? Wieso kann ein geistlich Toter nicht vertrauen? Er hat den Geist noch nicht, aber er kann vertrauen. Ein Kind lernt, der Mutter zu vertrauen. Jedes Kind lernt zu vertrauen. Warum soll ein Mensch nicht vertrauen können?
Glauben heißt vertrauen. Und an Gott glauben heißt, Gott vertrauen, wenn Gott eine Information gibt. Ich vertraue, das heißt, ich akzeptiere die Information als zuverlässig und setze mein Vertrauen darauf. Dann ist das Glauben – und das kann jeder Mensch. Dazu braucht er gar nicht den Heiligen Geist.
Jeder Mensch kann glauben.
Als der Herr Jesus auferstanden war, schaute Johannes ins Grab hinein. Was sah er? Das Grab war leer. Er sah die Tücher liegen, und was steht dort? "Und er glaubte." Johannes glaubte, bevor er den Heiligen Geist hatte. Er glaubte.
Wieso glaubte er? Weil er sich an die Worte Jesu erinnerte, die er gesagt hatte. Er glaubte, ohne zu sehen, ohne den Herrn Jesus zu sehen. Er sah nur die Tücher liegen.
Thomas glaubte nicht. Als der Herr Jesus kam, glaubte er nicht. Die Jünger sagten: "Doch, wir haben ihn gesehen, er war da." Er glaubte nicht. Er sagte: "Ich glaube erst, wenn ich meine Hand in seine Wunden lege."
Thomas glaubte nicht, aber Johannes glaubte schon. Wieso der Unterschied? Johannes hatte gelernt, den Aussagen Jesu Vertrauen zu schenken. Dazu brauchte er nicht den extra Heiligen Geist, den Thomas nicht hatte.
Nein, letztlich ist kein Unterschied in den Menschen. Aber Thomas war eine zweifelnde Person. Und das Schlimme an Thomas war, dass er seinen zehn Freunden, mit denen er drei Jahre zusammengelebt hatte und die drei Jahre lang gelehrt wurden, nicht glaubte. Er schenkte seinen Freunden kein Vertrauen, dass sie ihm die Wahrheit sagten. Er sagte: "Ich glaube euch nicht."
Dann kam der Herr Jesus Wochen später und sagte zu Thomas: "Komm her, greif zu, hier bin ich, da sind meine Wunden, leg deine Hand hinein." Jetzt glaubte er. Wieso glaubte er? Weil er sah. Nicht, weil der Heilige Geist in ihn hineingekommen wäre – das kam nicht in ihn hinein. Er glaubte, weil er sah.
Kann man glauben? Ja, man kann glauben, wenn man sieht.
Jetzt sagt der Herr Jesus: "Glückselig sind, die nicht sehen und doch glauben." Wer sind das? Jeder, der die Botschaft hört. Er sagt, diese Worte, sagt Johannes, diese Worte und Taten des Herrn Jesus sind geschrieben, damit ihr durch den Glauben Leben habt; damit ihr glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, und damit ihr glaubend Leben habt in seinem Namen (Johannes 20,30).
Das heißt, der Herr Jesus setzt voraus, dass jeder Mensch so glauben kann, wie Thomas es nicht getan hat.
Thomas hätte glauben sollen, seinen Brüdern, seinen Freunden. Und jeder Mensch sollte so glauben können, wie Thomas einen Tadel bekommt: Lieber Thomas, das, was du getan hast, war nicht gut. Du glaubst erst, wenn du siehst.
Ich sage dir: Selig ist der, der nichts sieht und trotzdem glaubt.
Wem glaubt er? Den zuverlässigen Zeugen namens Johannes, Matthäus, Lukas, Markus, Apostelgeschichte und so weiter, die diese Sachen nicht selbst erlebt haben und trotzdem Glauben schenken.
Das heißt, wenn wir der Bibel Glauben schenken, weil die Zeugen, die das berichtet haben, zuverlässige Leute sind, dann ist das gut so, sagt der Herr Jesus. Das erwartet er von uns.
Er tadelt Thomas dafür, dass er nicht glaubt. Und er will und verlangt von jedem Menschen, der in dieser Welt lebt, dass er den Zeugen des Evangeliums Glauben schenkt.
Wenn wir hingehen und den Menschen das Evangelium verkündigen und sagen: "Komm, steck deine Nase mit mir zusammen in die Bibel rein, wir lesen jetzt." Dann stecken wir die Nase in die Bibel und lesen. Wir sprechen über das leere Grab, wir sprechen über den Auferstandenen. Dann dürfen wir damit rechnen, dass der Heilige Geist uns hilft.
Aber wir dürfen auch den Menschen sagen: "Mein lieber Freund, Gott verlangt von dir, dass du glaubst."
Der Auftrag zum Glauben und die Verantwortung des Menschen
Einmal fragten die Jünger den Herrn Jesus, was sie tun sollen, damit es Gott wohlgefällig ist. Wir können das im Johannes-Evangelium lesen. Die Frage lautete: Was sollen wir tun, damit wir Gott gefallen?
Der Kontext war die Speisung der Fünftausend. Der Herr Jesus antwortete ihnen in Johannes 6,26-27:
„Wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr die Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Arbeitet nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die bleibt zum ewigen Leben, die euch der Sohn des Menschen geben wird; denn diesen hat Gott der Vater besiegelt.“
Er sagte also: Arbeitet nicht nur dafür, dass ihr genug zu essen für euren Bauch habt, sondern sorgt dafür, dass ihr geistliche Speise bekommt.
Daraufhin fragten sie in Vers 28: „Was sollen wir tun, damit wir die Werke Gottes wirken?“ Was sind diese Werke Gottes? Es sind die Werke, die der Herr Jesus genannt hat, also das, was Gott verlangt und von den Menschen möchte. Im Griechischen steht hier ein Genitiv des Objekts, das heißt, die Werke Gottes sind die gottgefälligen Werke.
Jesus antwortete: „Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ Das ist also das Werk, das Gott von euch fordert: dass ihr an den glaubt, den Gott gesandt hat.
Manche Leute verstehen das so, dass die Menschen selbst nichts tun können, sondern warten müssen, bis Gott ein Werk in ihnen wirkt. Dann sei das Werk Gottes, dass sie glauben. Sie sagen, das könnt ihr nicht machen, das macht Gott. Steht das wirklich so im Text? Ja, aber der Text sagt auch deutlich: „Das ist das Werk Gottes.“ Vers 28 erklärt, was das Werk Gottes ist, damit wir die Werke Gottes wirken. Was müssen wir tun, damit wir die göttlichen Werke wirken? Jesus sagt, folgendes ist das göttliche Werk, das er von uns verlangt: dass wir an den glauben, den er gesandt hat.
Vers 28 erklärt also, was mit „Werk Gottes“ in Vers 29 gemeint ist. Das ist Exegese, das ist Auslegung, keine Meinung, sondern das sagt der Text.
Dann fragten sie in Vers 30: „Was tust du für ein Zeichen, damit wir sehen und dir glauben?“ Sie wollten wissen, worauf sie ihren Glauben gründen können. Sie hatten verstanden, dass Gott will, dass wir glauben. Nun fragten sie: „Was gibst du uns als Grundlage für unseren Glauben?“
Jesus antwortete: „Unsere Väter aßen das Manna in der Wüste, wie geschrieben steht: Brot aus dem Himmel gab er ihnen zu essen.“ Darauf sagte Jesus: „Wahrlich, ich sage euch, nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot aus dem Himmel.“
Er machte klar: Nicht Mose gab das Brot, sondern der Vater. Mose hatte damals in der Wüste Brot gegeben, aber es war irdisches Brot, und die, die davon aßen, sind gestorben. Jetzt aber gibt der himmlische Vater lebendiges, wahres Brot aus dem Himmel. Für diese Speise müsst ihr sorgen.
Die nächste Frage war: Wo ist dieses Brot? Gib uns dieses Brot!
In Vers 33 sagt Jesus: „Denn das Brot Gottes ist der, der aus dem Himmel herabgekommen ist und der Welt das Leben gibt.“ Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens, ihr müsst mich essen.“ Gott verlangt von euch, dass ihr ihn „esst“. Wenn ihr das nicht tut, bleibt ihr leer, hungrig und geht verloren.
Es steht nicht im Text, dass man Jesus nicht essen kann, weil man nicht glauben kann. Das sagt Jesus nicht. Er verlangt, dass sie ihn essen. Wenn sie ihn nicht essen, gehen sie verloren.
In Vers 34 sagen sie zu ihm: „Herr, gib uns dieses Brot!“ Sie haben verstanden. Jesus sagt zu ihnen: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird niemals hungern, und wer an mich glaubt, wird niemals dürsten.“
Was müssen sie also tun? Sie müssen kommen und glauben. Wer das tut, wird die Speise erhalten.
Kann der Mensch das tun? Es gibt Leute, die sagen: Nein, kein Mensch kann von sich aus zu Jesus kommen oder an ihn glauben. Gott müsse erst etwas in ihm wirken, damit er kommen und glauben kann.
Der Herr Jesus aber hat schon alles getan. Er ist ans Kreuz gegangen, zu uns gekommen, hat uns Gottes Botschaft verkündet. Jetzt ist der Mensch dran. Jetzt muss der Mensch kommen. Es liegt in seiner Verantwortung, zu kommen. Wehe dem, der nicht kommt.
Manche sagen, es sei Gottes Pflicht, die Menschen zum Kommen zu rufen, aber sie könnten trotzdem nicht kommen. Gott müsse sie erst dazu befähigen. Das steht aber nicht im Text. Da lese ich etwas hinein, was dort nicht steht.
Wir müssen fair sein mit dem Text und ihn sprechen lassen, ohne unsere Theologie hineinzulesen. Der Text macht sehr deutlich, worauf Jesus hinauswill: Er will, dass die Menschen kommen und glauben. Das ist sein Anliegen.
In Vers 36 sagt Jesus: „Ich habe es euch gesagt, und doch glaubt ihr nicht.“ Warum glauben sie nicht? Jesus sagt: „Ich bin betrübt über euch. Ich habe euch so viel gesagt, und ihr kommt trotzdem nicht und glaubt nicht.“
Was hindert diese Leute? Ist der Grund, dass sie nicht erwählt sind und deshalb nicht glauben können? Sagt das der Text? Nein.
Jesus sagt: „Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir kommen, und den, der zu mir kommt, werde ich auf keinen Fall hinausstoßen.“
Jetzt stellt sich die Frage: Wie verläuft der Heilsweg? Der Vater zieht und gibt dem Sohn. Menschen kommen zu Gott und sagen, sie möchten gerettet werden. Gott antwortet: „Nein, ich gebe sie dem Sohn.“
Der Vater hat das Anliegen, Menschen dem Sohn zu geben. Wem gibt er den Sohn? Manche sagen, nur bestimmte, auserwählte Menschen gibt der Vater dem Sohn, die anderen nicht. Das darf man so nicht sagen. Das ist zu viel hineininterpretiert.
Wenn jemand zum Vater kommt, sagt der Vater: „Da ist der Sohn!“ und zieht ihn zum Sohn und gibt ihm den Sohn. Der Vater zeigt den Heilsweg, der Sohn ist der Heilsweg. Nicht der Vater ist der Heilsweg, sondern der Sohn.
Der Vater weist auf den Sohn hin und belehrt über ihn. Wenn jemand zu Jesus kommt, sagt dieser: „Der wird immer bei mir bleiben. Ich werde ihn mit Freuden aufnehmen. Ich warte schon die ganze Zeit darauf. Wenn jemand zu mir kommt, werde ich ihn auf keinen Fall hinausstoßen.“
Jesus ist aus dem Himmel herabgekommen, nicht um seinen eigenen Willen zu tun, sondern den Willen dessen, der ihn gesandt hat.
Was ist der Wille dessen, der ihn gesandt hat? Lesen wir weiter in Vers 39:
„Das ist der Wille des Vaters, der mich gesandt hat, dass ich nichts von dem, was er mir gegeben hat, verloren gehen lasse, sondern es am letzten Tag auferwecke.“
Wenn also jemand zu Gott kommen möchte und der Vater ihn nimmt und zum Sohn gibt, was wird der Sohn tun? Der Sohn wird ihn gerne übernehmen und sagen: „Ich führe dich bis ans Ziel, ich bringe dich heim und werde dich am letzten Tag auferwecken.“
Der Herr Jesus führt zum Ziel. Der Heilsweg geht über Jesus Christus. Das ist die Botschaft, die Jesus den Juden hier sagen wollte.
In Vers 40 heißt es: „Dies ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben hat und ich ihn am letzten Tag auferwecke.“
Kann man es deutlicher sagen? Jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt.
Heißt das, jeder Mensch kann an den Sohn glauben? Natürlich. Die Tür ist offen für jedermann.
Gottes Wille zur Rettung aller Menschen
Noch ganz kurz zu 1. Timotheus 1 und 1. Timotheus 2 – Entschuldigung, ich meine den 1. Timotheusbrief, Kapitel 2.
Vor allem lege ich dir nahe, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Dank für alle Menschen dargebracht werden sollen.
Wieso für alle Menschen? Warum soll man für alle Menschen beten? Was würden Sie sagen? Was sagt der Text? Wieso soll man für alle Menschen beten?
Für Könige, für diejenigen in hoher Stellung, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können – in aller Ehrfurcht und Ehrbarkeit.
Jetzt kommt die Begründung, denn wir müssen achten auf Vers 3: Wieso? Weil es edel und angenehm ist vor Gott, unserem Retter.
Wir sollen deshalb für alle Menschen beten, weil das gut ist und weil es der Wille Gottes ist für alle Menschen. Es ist angenehm für Gott, unseren Retter.
Wieso ist er denn ein Retter? Er ist ein Rettergott, der will, dass man für alle Menschen betet. Das ist gut und angenehm vor dem Rettergott.
Wieso soll man zum Rettergott für alle Menschen beten? Damit er sie rettet.
Vers 4 sagt: Der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Alle Menschen!
Jetzt sagt jemand: Ja, das heißt die Juden und die Heiden. Was heißt das im Zusammenhang? Für wen soll man beten?
Für wen soll man beten? Vers 1 fordert Gebete und Flehen für alle Menschen, für die Könige, die Hohen, auch die Niedrigen, überhaupt für alle Menschen.
Das heißt, Gott will, dass auch die Könige, die Hohen, die Niedrigen und alle, für die wir beten sollen, gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Gott will, dass alle Menschen, für die wir beten sollen, zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn einer ist Gott und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen: ein Mensch, Jesus Christus, der sich selbst als stellvertretendes Lösegeld für alle gab.
Für wie viele gab sich der Herr Jesus? Für welche alle? Für alle, für die man beten soll, richtig.
Und für welche alle soll man beten? Für alle, alle. Der Herr Jesus starb für genauso viele Menschen, wie für die man beten soll.
Soll man nur für die Gläubigen beten? Nur für die Erwählten? Soll man nur für die Erwählten beten? Nein, für alle Menschen!
Für wen starb also der Herr? Für alle Menschen, richtig!
Da hat der liebe Bruder Spurgeon, den ich sehr schätze – wisst ihr, ich habe überhaupt nichts gegen Calvinisten –, Spurgeon war Calvinist, aber er war ein guter Mann. Er hat das Evangelium sehr gut verkündigt.
Aber der liebe Bruder Spurgeon war leider nicht vollkommen, und er hat eine falsche Lehre verkündigt.
Wisst ihr, was Bruder Spurgeon verkündigt hat? Er hat gesagt, der Herr Jesus starb nur für die Menschen, die einmal gläubig werden. Nur für die Gläubigen starb er.
Falsch! Wissen Sie, warum er das geglaubt hat? Weil er von klein auf, als fünfjähriges Kind, schon die calvinistische Lehre eingesogen hat.
Er wuchs eine Zeit lang beim Opa auf, und dort war der Opa Prediger, calvinistischer Prediger, und da hat er das gelernt, von klein auf.
Und er hat solche Stellen wie diese hier einfach überlesen. Wir irren alle, auch wenn wir Spurgeon heißen, können wir irren.
Wir müssen nicht meinen, nur weil jemand Spurgeon heißt, ist alles richtig, was er sagt.
Also nochmals: Der Herr Jesus starb für alle Menschen. Gott will, dass alle Menschen gerettet werden. Für alle Menschen soll man beten.
Folge dessen stellt sich die Frage: Können sich alle Menschen bekehren? Gott will, dass alle Menschen sich bekehren.
Wem soll man also dieses Evangelium sagen? Allen Menschen.
Warum? Weil das Evangelium Licht bringt – wozu? Zum Erkennen ihrer eigenen Sünden und zum Erkennen der Wahrheit in Christus.
Das heißt, die Botschaft muss an alle Menschen hinausgehen, damit alle sich bekehren und alle den Herrn Jesus erkennen.
Jemand sagt: Ja, aber sie werden nicht alle sich bekehren. Das weiß ich auch, das weiß der Apostel Paulus auch, und das weiß Gott auch. Aber er ist traurig darüber.
Christus hat alle versöhnt am Kreuz, und jetzt lässt er die Botschaft von der Versöhnung hinausgehen und sagt: Lasst euch versöhnen mit Gott!
Wir flehen an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! Alle Menschen müssen sich versöhnen lassen, nicht nur die sogenannten Erwählten.
Ich komme gleich zum Thema Erwählung.
Geistliche Totheit und die Möglichkeit der Bekehrung
So, und jetzt zum Schluss noch einmal zurück zu Epheser 2.
Epheser 2,1 sagt: Die Menschen sind tot – geistlich tot. Was bedeutet das? Es heißt, sie sind geistlich nicht mit dem Leben in Gott verbunden. Sie sind also entfremdet vom Leben Gottes. Sie haben es nicht. Deshalb muss der Mensch sich bekehren, damit er dieses Leben bekommt.
Es ist nicht so, dass Gott ihm zuerst das Leben geben soll, damit er sich dann bekehren kann. Die Reihenfolge ist umgekehrt, und das steht nirgends in der Bibel. Die Bibel sagt, der Mensch, der tot ist, muss auf Gottes Wort reagieren.
Manche sagen: „Ja, aber das kann er nicht, er ist ja tot.“ Doch, wenn man auf den Satan reagieren kann und nach dem Fleisch leben kann, obwohl man so tot ist, dass man auch Sünden tun kann, dann kann man auch tot sein und trotzdem auf Gottes Wort reagieren. Das heißt, tot bedeutet nicht untätig, sondern getrennt von der Verbindung mit Gott.
Ja, aber heißt das nicht, dass man deshalb nicht gehorchen kann, nicht auf Gott reagieren kann? Wieso nicht? Unsere Kinder müssen gehorchen. Gehorsam ist etwas, das man lernen muss. Wenn Gehorsam gegenüber den Eltern eine Vorbereitung für den Gehorsam gegenüber Gott ist, dann muss jeder Mensch lernen, Gott zu gehorchen. Jeder Mensch. Dazu braucht man keinen Heiligen Geist. Man kann auch ohne Heiligen Geist Gott gehorchen.
Wieso? Weil Gott an allen Menschen fordert, Buße zu tun. Er sagt: Tut Buße, das müsst ihr machen, und dann müsst ihr mir gehorchen. Ich verlange das. Wenn ihr das nicht tut, dann lauft ihr ins Verderben. Bitte macht das nicht.
Glauben – alle Menschen müssen glauben. Gott verlangt das. Gott fordert von jedem Menschen den Glauben. Manche sagen: „Ich kann nicht glauben.“ Wissen Sie, warum sie nicht glauben können? Weil sie sich nicht den Fakten stellen.
Ich habe mit Leuten gesprochen, die sagten, sie könnten nicht glauben. Was haben wir dann gemacht? Wir haben gesagt: „Jetzt schauen wir uns mal die Fakten an.“ Sie hatten gar keine Ahnung von den Fakten. Es gibt Beweise in der Bibel, Beweise vom leeren Grab, es gibt Zeugen.
Wir sagten: „Weißt du was, jetzt hören wir mal, was die Zeugen sagen.“ Dann steckten wir unsere Nasen in die Bibel und suchten, was die Zeugen sagen. Während wir lasen, kam Licht herein.
Wieso? Weil die Wahrheit Licht bringt. Die Wahrheit bringt immer Licht. Das Licht lässt den Menschen seine eigenen Sünden erkennen. Es ist interessant: Wenn man längere Zeit mit einem Menschen die Bibel liest, kommt Licht ins Leben und leuchtet die Sünden auf – und das ohne Heiligen Geist.
Nun, der Heilige Geist ist schon dabei, klar ist der Heilige Geist dabei, weil der Heilige Geist in der Bibel steckt. Wenn Menschen mit der Bibel in Kontakt kommen, kommen sie auch mit dem Heiligen Geist in Kontakt. Das ist klar.
Aber der Heilige Geist wohnt noch nicht in den Menschen. Der Heilige Geist wirkt an dem Menschen, macht Licht, und sie bekommen Sündenerkenntnis. Jetzt sind sie aber noch nicht bekehrt. Jetzt kommt die Frage: Sind sie gehorsam oder nicht?
Wenn der Apostel sagt: „Ihr wart tot in Sünden“, dann heißt das, ihr wart getrennt von Gott. Als ihr euch dann bekehrt habt, kam Leben hinein. Dann hat Gott euch auferweckt zusammen mit Christus.
Denn durch die Gnade seid ihr gerettet, durch den Glauben, und dieses nicht aus euch, Gottes Gabe ist es.
Was sagt der Text? Durch die Gnade seid ihr gerettet, durch den Glauben. Heißt es jetzt „und dieser nicht aus euch“ oder „und dieses nicht aus euch“? Was steht bei Ihnen? Dieses.
„Nicht aus euch, nicht dieser, der Glaube, sondern dieses.“ Was ist mit „dieses“ gemeint? Das, was er vorher gesagt hat: „Aus Gnaden seid ihr gerettet, Gottes Gabe ist es.“ Es geht um eine Gabe, ein Geschenk. Ein Geschenk, das ihr euch nicht erarbeitet habt, nicht aus Werken, damit niemand sich rühmen kann. Ein Geschenk ist ein Geschenk.
Dann sagt jemand: „Ja, siehst du, der Glaube ist das Geschenk.“ Was sagt der Text? Lesen wir noch einmal: „Denn durch die Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und dieses nicht aus euch.“ Was sagt der Text? Ist das Geschenk der Glaube oder ist das Geschenk das Gerettetsein und die Gabe?
Wenn das Geschenk der Glaube wäre, hätte er schreiben müssen: „Und dieser Glaube, der nicht aus euch ist.“ Es geht gar nicht um den Glauben als Geschenk. Der Glaube ist das Mittel, durch das ich das Geschenk in Empfang nehme.
Der Glaube ist die leere Hand, die das Geschenk annimmt und Danke sagt.
Wenn ich meinen Freund anrufe und sage: „Ich schenke dir mein Handy, ein tolles neues iPhone.“ Ich schenke es dir, aber mit einer Bedingung: Du musst es selbst abholen. Dann kommt er und holt sich das iPhone ab.
Was war das Geschenk? Was war das Geschenk? Das Abholen oder das iPhone? Kommt er und sagt: „Ah, der Thomas hat mir ein iPhone geschenkt und er hat mir die Kraft geschenkt, es abholen zu können.“ Nein, ich habe ihm nicht die Kraft gegeben, es abholen zu können. Ich habe ihm gesagt: Abholen musst du selbst.
Das Abholen war sein Werk, das Geschenk war mein Werk. Ich habe es ihm geschenkt. Aber ich habe ihm nicht geschenkt, dass er sich das holen muss. Das hat er sich selbst erarbeiten müssen. Das war nicht viel Arbeit, aber er musste trotzdem die Hand ausstrecken, er musste kommen, er musste anläuten, er musste anklopfen, er musste zu mir hochkommen, und dann habe ich es ihm geschenkt.
Verstehen Sie? Der Glaube ist das Mittel, wodurch ich das Geschenk annehme. In dem Fall ist es das Kommen, Anklopfen, die Tür öffnen, die Hand ausstrecken und Danke sagen. Das hat er machen müssen.
Ich habe ihm das Geschenk gegeben. Das Handy war das Geschenk, nicht das Kommen.
Der Glaube ist nicht das Geschenk, liebe Geschwister. Der Glaube ist das Mittel, das wir tun müssen.
Was muss ich tun? Der Herr sagt: Glauben. Das ist das Werk, das Gott von dir verlangt.
Ja, aber wenn das ein Werk ist, dann sind wir wieder bei Gesetzeswerken, sagt jemand. Nein, der Glaube ist sogar gerade das Gegenteil von Gesetzeswerken.
Der Glaube ist die Hand, die das Geschenk in Empfang nimmt. Das ist kein Werk. Die Hand auszustrecken, das ist keine Leistung. Eine Hand auszustrecken, das macht ein Bettler, wenn er ein Geschenk in Empfang nehmen möchte. Das ist kein Werk, sondern ein Mittel, wodurch man eine Gabe bekommt.
Das heißt also: Hier spricht er nicht von Glauben als Gabe Gottes, sondern die Gabe Gottes ist das Heil in Christus. Sie ist zu erlangen durch Glauben. Gott verlangt von jedem Menschen, dass er glaubt.
Wissen Sie, Gott ist ein Retter aller Menschen, besonders der Gläubigen. Was heißt das?
Sie kennen die Stelle, die ich jetzt zitiert habe. Es ist 1. Timotheus 4,10: „Wir haben die Hoffnung auf einen lebendigen Gott gesetzt, der der Retter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen.“
Was heißt das? Gott rettet alle Menschen, besonders die Gläubigen? Nein, es steht nicht im Text, dass er alle Menschen rettet. Er sagt, er ist ein Retter aller Menschen, besonders der Gläubigen.
Gott ist der Retter, das heißt der, der retten möchte, der bereit ist zu retten, der potenzielle Retter aller Menschen.
Warum? Weil er für alle gestorben ist, weil er das Heil allen anbietet.
Warum besonders der Gläubigen? Weil sie es annehmen.
Die Gläubigen, die Glaubenden, das sind die Menschen, die das Heil annehmen. Die werden faktisch und tatsächlich gerettet, denen wird das Heil angeboten.
Also Gott ist ein Retter aller Menschen, aber wirksam wird es nur bei denen, die glauben. Und das Glauben liegt beim Menschen, nicht bei Gott.
Das war der Nachtrag. Es ist länger geworden, als ich dachte. Weil ich noch ein paar Minuten habe bis zur Pause, mache ich noch die zwei Fragen.
Erkennungszeichen eines wiedergeborenen Kindes Gottes
Wie kann man erkennen, wer ein wiedergeborenes Kind Gottes ist und wer nicht?
An den Früchten werdet ihr sie erkennen. An den Früchten. Zu diesen Früchten gehört die Bruderliebe und die Gottesliebe. Wer zum Glauben gekommen ist, wer ein wiedergeborener Mensch ist, der liebt. Er liebt die Geschwister und er liebt vor allem Gott. Er hat wirklich eine echte Liebe zu diesem Gott. Diese Liebe pflanzt Gott in jeden Menschen ein, der gerettet ist. Das ist klar und auch logisch. Wenn Gott so viel für mich getan hat, wie sollte ich ihn anders als lieben?
Also Liebe zu Gott und Liebe zu den Brüdern – das steht im 1. Johannesbrief. Dazu kommt ein gerechtes Leben. Das Leben wird sich verändern. Ein gerechtes Leben, sagt der 1. Johannesbrief. Wer gerecht ist, ist aus Gott geboren, wer nicht gerecht ist, ist nicht aus Gott geboren. Gerecht heißt, so zu leben, wie Gott es möchte – nicht vollkommen.
Natürlich möchte Gott, dass wir vollkommen sind. Aber wenn wir als Christen sündigen, dann sollen wir sofort unsere Sünden bekennen. Und das tun wir auch am besten sofort. Dann wird er uns vergeben und uns reinigen von aller Untugend.
Also an den Früchten erkennt man das Kind Gottes.
Sündigen und Heilsgewissheit bei Kindern Gottes
Gestern wurde darüber gesprochen, dass ein Kind Gottes noch sündigen kann. Ein Kind Gottes kann in Sünde fallen, aber es lebt nicht in Sünde. Ich möchte das noch näher ausführen.
Der erste Johannesbrief sagt, dass der Mensch sündigen kann, auch das Kind Gottes kann sündigen. Wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher beim Vater: Jesus, den Gerechten. Wenn wir kommen und unsere Sünden bekennen, wird die Beziehung zwischen mir und dem Vater wieder bereinigt. Diese Beziehung ist gestört, wenn ich sündige.
Klar, ich verliere nicht die Kindschaft Gottes, wenn ich sündige. Wenn mein Kind sündigt, ist das natürlich schlimm. Stellen wir uns vor, mein Kind verhält sich sehr böse zu mir und sagt schlimme Worte, wie ich sie noch nie gehört habe. Es ist ein Zornanfall. Sagen wir, ich sage zu dem Kind: „Ab jetzt bist du nicht mehr mein Kind.“ Ist das so? Nein. Unsere Beziehung ist gestört, aber ich enterbe mein Kind nicht. Ich mache es nicht ungeschehen. Es ist mein Kind, es bleibt mein Kind.
Angenommen, ich habe mein Kind angenommen, es gehört mir. Jetzt hat es aber böse geredet. Dann merkt es, dass es meine Liebe nicht spürt. Vielleicht fühlt es ein Brennen auf dem Hintern, wenn es eine Strafe bekommt. Aber es spürt nicht die Liebe. Trotzdem bleibt es mein Kind.
Züchtigung – ich züchtige mein Kind. Wenn ein fremdes Kind kommt und böse zu mir redet, versohle ich ihm nicht den Hintern. Wieso nicht? Es ist ein fremdes Kind. Dann gehe ich zu den Eltern oder jemand anderem. Ich züchtige das fremde Kind nicht, das müssen die Eltern machen. Aber weil es mein Kind ist, züchtige ich es.
Kinder Gottes können sündigen, und der Vater wird sie züchtigen. Dadurch verliert das Kind Gottes nicht das Heil. Auch nicht, wenn es gerade in dem Moment sterben würde. Es bleibt mein Kind beziehungsweise das Gotteskind. Das Gotteskind bleibt Gotteskind, weil der Herr Jesus dafür gestorben ist.
Erst wenn ein Christ absagen würde und sagt: „Ich will mit Jesus Christus nichts mehr zu tun haben, ich wende mich ab, ich will die Welt haben und nach der Welt leben, ich will nichts mehr wissen von Christus“, dann ist das ein Abfall. Aber von diesem Thema reden wir morgen. Heute sprechen wir vom Sündigen.
Sündigen nimmt einem Kind Gottes nicht die Gotteskindschaft weg. Ein Kind Gottes kann also noch sündigen, aber es wird nicht in Sünde leben. Ein Kind Gottes wird nicht beständig in Sünde leben.
Wenn sich jemand Christ nennt und beständig in Sünde lebt, braucht er eine anständige Züchtigung. Die Bibel sagt zum Beispiel, wenn jemand in Unzucht lebt, muss sich die Gemeinde von ihm zurückziehen. Das heißt, die Geschwister ziehen sich zurück von dem, der sagt, er sei Christ, aber in Unzucht lebt.
Ich kenne solche Leute. Dann ziehe ich mich zurück und sage: „Wir haben nichts miteinander zu tun, außer du bist bereit, die Bibel zu lesen.“ Dann lesen wir die Bibelstelle, was die Bibel über Unzucht sagt.
Meine Gemeinschaft beschränkt sich mit solchen Leuten nur aufs Bibellesen. Sie dürfen natürlich in die Versammlung kommen und sich das Wort Gottes anhören. Aber ich werde nicht so tun, als ob nichts wäre. Ich werde nicht einmal mit ihm essen. Wenn er mich zum Mittagessen einlädt, sage ich: „Ich komme nicht, es sei denn, du lädst mich zum Bibellesen ein.“ Dann komme ich.
Ich muss mich zurückziehen von jemandem, der in Sünde lebt – so offensichtlicher Sünde. Ich spreche nicht von einer Sache, die man nicht so schnell sieht. Ich meine etwas Offensichtliches, zum Beispiel wenn jemand in Hurerei lebt, also in Unzucht. Da muss ich mich zurückziehen.
Wer von Gott geboren ist, kann nicht sündigen. Das heißt, er kann nicht in Sünde leben. Es steht in der Bibel: Er tut nicht Sünde, er lebt nicht beständig in Sünde.
Wenn jemand das tut, müssen wir uns zurückziehen. Wenn er in der Sünde verharrt, wird es sehr gefährlich für ihn. Wenn er weiter und weiter dem Heiligen Geist widersteht, wird Gott aufhören, an ihm zu wirken. Dann kann es zu einem absoluten Abfall kommen.
Darüber sprechen wir morgen. Heute reden wir nur über das Sündigen, und dass Sündigen nicht die Gotteskindschaft wegnimmt.
Die Bedeutung von Apostelgeschichte 13, Vers 48 im Kontext der Erwählung
Zum Schluss die Frage in Apostelgeschichte 13, Vers 48. Ich lese von Vers 46 an:
Mit Freimütigkeit sagten Paulus und Barnabas: „Es war notwendig, euch zuerst das Wort Gottes zu sagen. Nachdem ihr es aber von euch stoßt und euch selbst des ewigen Lebens nicht würdig achtet, siehe, wir wenden uns zu denen von den Völkern. Denn so hat der Herr uns geboten: ‚Ich habe dich zum Licht gesetzt für die von den Völkern‘“, das heißt für die Heiden, „damit du zur Rettung seist bis an das Ende der Erde.“
Als die von den Völkern, also die Heiden, das hörten, freuten sie sich und verherrlichten das Wort des Herrn. Sie glaubten – so viele „zum ewigen Leben gestellt“ waren.
Was heißt „zum ewigen Leben gestellt“? Das Wort bedeutet im Griechischen „gesetzt“ oder „gestellt“, auch „gestimmt“, „eingestimmt“, „eingestellt“ oder „verordnet“. Die einen haben sich nicht würdig geachtet des ewigen Lebens, sie sagten Nein. Die anderen haben sich würdig geachtet und sagten Ja. Diese, so viele sich dem ewigen Leben würdig achteten, also die zum ewigen Leben positiv eingestellt waren, wurden alle gläubig.
Die Stelle redet nicht von der Vorherbestimmung. Das Wort für „Vorherbestimmen“ wird hier gar nicht erwähnt. Wenn bei Ihnen in Ihrer Bibelübersetzung steht „so viele zum ewigen Leben bestimmt waren“, dürfen Sie das korrigieren. Schreiben Sie statt „bestimmt“ einfach „gestellt“, dann haben Sie das richtige Wort: „so viele zum ewigen Leben gestellt“.
Wer hat sie denn gestellt? Hat Gott sie gestellt oder hat der Mensch sich bereitgestellt? Das steht nicht im Text. Wir dürfen nicht sagen, es war Gott, denn dann sagen wir mehr, als der Text sagt. Wir dürfen auch nicht sagen, es war hundertprozentig nur der Mensch, denn das steht ebenfalls nicht im Text. Das heißt, wir lassen es offen.
Wenn wir andere Stellen lesen, merken wir: Ah klar, der Mensch muss mitmachen. Wenn der Mensch nicht mitmacht, kann Gott ihn nicht stellen zum ewigen Leben.
Hier geht es nicht um Gott, sondern um Menschen, die gestellt waren – durch sich selbst. Waren sie gestellt zum ewigen Leben, also die Chance? Diese Stelle darf man nicht als Beleg verwenden für die Lehre, dass Gott eine gewisse Anzahl von Menschen bestimmt hätte, sich zu bekehren.
Jetzt habe ich genug geredet, wir machen eine Pause.
Es ist parallel: Die einen werden aus Glauben, die anderen durch den Glauben – das verwendet er praktisch synonym, das heißt gleichbedeutend. Das geht an der Stelle auch deutlich hervor, dass es ein Synonym ist.
Wir machen eine Pause von 15 Minuten und dann behandeln wir noch das Thema Erwählung.