Die Herausforderung, Freude in der Gemeinde zu erleben
Wie kommt Freude in die Gemeinde? Es reicht nicht aus, sich vorne hinzustellen und einfach zu sagen: „Lacht doch mal alle!“ Manche Pastoren fangen tatsächlich so an, und auch manche Brüder erzählen zuerst einen Witz, damit die Geschwister erst einmal lachen. Danach beginnen sie mit ihrem eigentlichen Anliegen.
Die Gemeinde in Philippi war anders. Als Paulus den Brief an die Philipper schrieb, begann er nicht mit einem Witz. Er hatte vielmehr eine ganze Menge zu tun, bevor in Philippi die Freude da war.
Wir nennen den Philipperbrief oft den Brief der Freude. Das Wort „Freude“ und „froh“ kommen darin häufig vor. Aber wann entsteht die richtige Freude eigentlich? Erst in Kapitel vier, oder? „Freuet euch in dem Herrn, wiederum will ich sagen: Freut euch!“ (Philipper 4,4).
Der Apostel braucht im Grunde erst einmal drei Kapitel, um die ganzen „Freudenkiller“ aus dem Weg zu räumen, bevor dann die Freude kommen kann. Es reicht nicht, auf jede Bibel ein Smiley zu kleben oder einfach zu sagen: „Jetzt lächelt doch mal alle!“
Natürlich ist es viel schöner, wenn man vorne steht und in lächelnde Gesichter schaut, als wenn alle still und ernst sind. Manchmal ist das aber auch merkwürdig. Ich war einmal in einer Gemeinde, da sangen sie ein richtig fröhliches Lied, zum Beispiel „Seid nicht bekümmert“. Aber es war eher ein Trauergesang.
Da habe ich gesagt: „Geschwister, bevor ich anfange, lasst uns das Lied noch einmal singen und darüber nachdenken, was wir eigentlich singen – und diesmal etwas schöner.“ Manchmal singen die Geschwister einfach mit, ohne wirklich darüber nachzudenken, was sie singen. Deshalb muss man manchmal wachrütteln.
Wie kommt also Freude in die Gemeinde? Stell dir vor, du kommst in eine Gemeinde und merkst Spannungen unter den Geschwistern. Das ist schrecklich, oder? Man spürt es richtig. Wenn du dann die Geschwister fragst, was los ist, sagen sie oft: „Ich weiß es auch nicht.“ Irgendwie kannst du es gar nicht fassen.
Die Entstehung der Gemeinde in Philippi und die Missionsreise Paulus'
Wie war das damals genau? Ich werde nicht alle Abschnitte vorlesen, sonst kämen wir heute nicht mehr zum Mittagessen. Aber die Apostelgeschichte beschreibt, wie die Gemeinde in Philippi entstanden ist. Das ist eine sehr dramatische Geschichte.
Ich erzähle sie nun, statt die Abschnitte vorzulesen, und gebe die biblische Geschichte wieder. Schauen wir uns die Karte an: Paulus kam bei seiner zweiten Missionsreise etwa im Jahr 49 nach Christus über Land hierher. Er reiste von Antiochien aus über Derbe und Ikonium, wo er bereits bei der ersten Missionsreise gewesen war. Ursprünglich hatte er vor, in den Norden der heutigen Türkei zu gehen, also nach Bithynien und Galatien. Interessanterweise heißt es, der Geist Gottes verhinderte dies. Wie Gott das genau gemacht hat, wissen wir nicht. Auf jeden Fall gab es keine offenen Türen, und Paulus wusste nicht, wie es weitergehen sollte.
So kam er mit Silas, seinem Mitarbeiter, und dem jungen Timotheus, den er in Ikonium kennengelernt hatte, nach Philippi. Timotheus war offensichtlich bei der ersten Missionsreise zum Glauben gekommen. Von ihm wird gesagt, dass er ein gutes Zeugnis in seiner Heimatgemeinde hatte. Seine Mutter und Großmutter waren gläubig, sein Vater war jedoch ungläubig und ein Grieche – daher auch der griechische Name Timotheus. Paulus nahm ihn mit auf die Reise.
Manche nehmen an, Timotheus war damals etwa siebzehn oder achtzehn Jahre alt. Vielleicht hat Paulus ihm gesagt: „Machst du Zivildienst bei mir oder ein FSJ?“ – und nahm ihn so mit auf die Missionsreise. Ich kann nur sagen: Für junge Leute ist das eine großartige Erfahrung. Missionsorganisationen bieten oft kurze Einsätze an, bei denen man wirklich über den Tellerrand hinausschauen kann. Das ist etwas Fantastisches.
Nebenbei bemerkt: Wir machen dieses Jahr wieder eine Missionsreise nach Ungarn. Wer mitmachen möchte, muss sich schnell anmelden und ein bisschen singen können – vielleicht auch ein Instrument spielen. Wir lernen ungefähr fünfzehn ungarische Lieder. Es ist eine Herausforderung, Lieder zu singen, die man selbst nicht versteht, aber andere verstehen sie. Man muss also sehr deutlich singen können. Ungarisch ist eine Sprache, bei der man das Gebiss quasi „andersherum“ einsetzt. Die Ungarn sind überzeugt, dass man diese Sprache im Himmel sprechen wird, weil es eine Ewigkeit dauert, sie zu lernen.
Zurück zur Geschichte: Paulus nimmt Timotheus mit, und sie landen in Troas. Dort hat Paulus einen Traum – heute würde man sagen eine Vision. Er sieht im Traum einen mazedonischen Mann, der zu ihm sagt: „Komm herüber und hilf uns.“ Das finde ich faszinierend, wie das beschrieben wird. In Apostelgeschichte 16,9 heißt es: „Es erschien dem Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein mazedonischer Mann stand da und bat ihn und sprach: ‚Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns.‘ Als er aber das Gesicht gesehen hatte, suchten wir sogleich nach Mazedonien abzureisen, da wir schlossen, dass Gott uns gerufen habe, ihnen das Evangelium zu verkündigen.“
Das ist eine interessante Formulierung. Es steht nicht da, dass Paulus am nächsten Tag beim Frühstück gesagt hätte: „Der Herr hat mir gezeigt, wir gehen nach Europa.“ So wird das heute oft formuliert: „Der Herr hat mir gezeigt.“ Dann kann ja keiner widersprechen. Das ist eine schwierige Formulierung. Wenn euch jemand sagt: „Der Herr hat mir gezeigt“, dann solltet ihr hellhörig werden.
Also, ihr jungen Mädchen, lasst euch nicht überreden, wenn ein junger Mann zu euch kommt und sagt: „Der Herr hat mir gezeigt, du sollst meine Frau werden.“ Schickt ihn dann besser in die Wüste. Paulus macht das nicht so. Er sagt nicht: „Der Herr hat mir gezeigt.“ Stattdessen erzählt er von diesem Gesicht und dann heißt es: „Wir schlossen daraus.“ Das bedeutet, Paulus stellte sich dem Urteil seiner Mitreisenden. Er sagte: „Das habe ich erlebt, was meint ihr dazu?“ Ich denke, das ist sehr wichtig. Wir brauchen die Unterstützung anderer und nicht den Alleingang einzelner Personen.
Paulus stellt sich also dem Urteil seiner Mitreisenden. Wer war noch dabei? Lukas. Alle Wir-Berichte in der Apostelgeschichte lassen darauf schließen, dass der Autor der Apostelgeschichte selbst dabei war. Wo er nicht dabei war, schreibt er in der dritten Person. Lukas war also nicht nur Mediziner, sondern auch ein guter Schreiber. Daraus können wir schließen, wann Lukas mit dabei war. Das ist hochinteressant, das einmal nachzuvollziehen.
Nachdem sie in Philippi angekommen waren, wird wieder in der dritten Person geschrieben, bis Paulus auf der Rückreise wieder bei Philippi vorbeikommt. Dann wird wieder in der Wir-Form geschrieben. Was schließen wir daraus? Lukas, was hast du in der Zwischenzeit gemacht? Man kann auch zwischen den Zeilen der Bibel lesen.
Offensichtlich blieb Lukas, der Arzt, in Philippi. Zur damaligen Zeit gab es dort eine Fakultät für Medizin. Logischerweise hat er dort eine Fortbildung gemacht, vielleicht Aufbaukurse oder sogar eine Professur übernommen. Jedenfalls blieb Lukas in Philippi und fuhr dann später wieder mit ihnen weiter.
Das heißt, zu viert waren sie unterwegs: Paulus, Lukas, Silas und Timotheus.
Die Ankunft in Philippi und die Besonderheiten der Stadt
Wir schließen daraus, dass sie auch die Meinung von Timotheus wissen wollten. Sie haben nicht gesagt: „Der junge Spund, der hat ja nach... Keine Ahnung, ne?“ Es war seine erste Missionsreise, sein erster Einsatz überhaupt, und jetzt noch ein Auslandseinsatz – zum ersten Mal nach Europa.
Wenn man dann sieht, wie dieser erste Missionseinsatz in Europa abgelaufen ist, war das ein Chaos, oder? Für Timotheus war das wahrscheinlich der Horror.
Sie reisen also nach Troas, und daraus schließen wir, dass sie nach Philippi übersetzen sollen. Wir lesen in Vers 11: „Wir fuhren nun von Troas ab und kamen geradewegs nach Samothrake und des folgenden Tages nach Neapolis und von da nach Philippi, da die erste Stadt jenes Teils von Mazedonien ist, eine Kolonie.“
Also fahren sie von Troas aus übers Meer nach Samothrake und wandern dann von Neapolis, der Hafenstadt in Mazedonien, weiter. Mazedonien war damals Teil des griechischen Raums. Sie gehen über die Via Egnatia, die römische Heeresstraße. Diese Straße führte von Rom bis nach Brindisi. Dort mussten sie mit dem Schiff übersetzen. Dann ging es durch den Peloponnes, vorbei an Philippi, weiter über den Bosporus durch Kleinasien in den Osten.
Die Via Egnatia war nicht wie eine moderne Autobahn mit mehreren Spuren, aber dennoch ermöglichte sie den römischen Heeren und Soldaten eine schnelle Bewegung in die entlegensten Gebiete. Diese Straßen wurden natürlich auch als Handelswege genutzt. Daher waren alle Städte entlang der Via Egnatia Handelsstädte mit blühendem Handel.
Paulus und seine Mitarbeiter landen also in Neapolis und wandern dann nach Philippi. Das sind ungefähr zwölf Kilometer, also etwa drei Stunden Fußweg. Dann erreichen sie das Schild mit der Aufschrift „Philippi“, wie wir gelesen haben, eine Kolonie.
Was bedeutet das? Philippi war ursprünglich eine kleine Stadt, die vom mazedonischen Fürsten und König Philippus gegründet wurde und sich gut entwickelt hatte. Dort hatte auch eine große Schlacht stattgefunden, bei der die Mörder Caesars gestellt wurden. Alexander der Große siegte in dieser Schlacht und verlieh der Stadt zu Ehren der Römer das römische Stadtrecht.
Philippi wurde somit eine römische Kolonie innerhalb Griechenlands. Hier wurden altgediente römische Soldaten in den Ruhestand versetzt. Die meisten Jüngeren kennen das vielleicht aus den Asterix-Geschichten: Lang gediente Soldaten wurden nach Galatien in der Nähe von Kleinbonus versetzt. Damals aber wurden sie nach Philippi gebracht.
Damit sich die Soldaten in Philippi wie zu Hause fühlten, wurde dort nicht Griechisch gesprochen, sondern Latein. Die Stadtverwaltung war genauso organisiert wie in Rom, nicht wie sonst üblich in Griechenland. Es gab ein römisches Theater und alle Einrichtungen, die auch in Rom vorhanden waren. Die römischen Soldaten sollten sich wirklich wie zu Hause fühlen.
Dazu gehörte auch, dass der römische Kaiser Claudius gerade zuvor die Juden aus Rom vertrieben hatte. Deshalb waren Aquilla und Priscilla nach Korinth gekommen. Ähnlich war es auch in Philippi. Da die Stadt römisch geprägt war, hatten Juden dort nichts zu suchen. Im Gegensatz zu anderen Städten im Römischen Reich gab es in Philippi keine Synagoge.
Paulus kommt also an diesem Ort an. Er reist über die Via Egnatia. Heute sind davon nur noch Ruinen vom Theater und Forum erhalten. Philippi liegt an einem Fluss, der Gangitis heißt.
Wir lesen: „In der Stadt verweilten wir einige Tage, und am Tag des Sabbats gingen wir hinaus vor das Tor an einen Fluss, wo wir eine Gebetsstätte vermuteten.“
Dazu muss man wissen: Die Juden hatten seit der babylonischen Gefangenschaft die Angewohnheit, wenn sie an einem Ort ohne Synagoge lebten, an einem Fluss zusammenzukommen. Dort konnten sie ihre rituellen Waschungen durchführen. Es musste fließendes Wasser sein, kein stehendes.
Paulus hatte sich überlegt: Normalerweise ging er auf seinen Missionsreisen, wenn er in eine Stadt kam, zunächst in eine Synagoge. Das war für Juden die praktischste Lösung. Dort traf er Landsleute, und er fand immer jemanden, der ihn aufnahm. Das war eine praktische Sache.
Man kann das vergleichen: Wenn wir irgendwo im Ausland sind und Hilfe brauchen, gehen wir zum deutschen Konsulat. Für die Juden war die Synagoge so etwas Ähnliches.
Wenn keine Synagoge vorhanden war, gingen sie an einen Fluss in der Nähe. Paulus vermutete dort eine Gebetsstätte. Tatsächlich trifft er einige Frauen, die dort zum Gebet zusammenkommen. Dort predigt er.
Das war die erste „Frauenstunde“ in der Bibel. Daraus entsteht Gemeinde.
Die Gefängnisgeschichte in Philippi und ihre Bedeutung
Ich gehe davon aus, ihr kennt die Geschichte: Während Paulus und seine Begleiter immer wieder hingingen und predigten, kam es zu einem Zwischenfall mit einer Magd, die einen Wahrsagergeist hatte. Paulus trieb diesen Geist aus, und das hatte Folgen: Er wurde zusammen mit Silas inhaftiert und ins Gefängnis nach Filippi gebracht.
Man hat dort Überreste ausgegraben, ich weiß nicht, ob es die tatsächlichen sind, aber ich habe im Internet Bilder vom Gefängnis von Filippi gefunden. Auf jeden Fall muss es dort auch ein Haus gegeben haben, in dem der Gefängnisdirektor gewohnt hat. Es war also nicht nur eine Höhle. Offensichtlich saßen im Gefängnis nicht nur Paulus und Silas. Lukas war zu dieser Zeit vermutlich an der Universität und daher nicht greifbar. Timotheus, der noch jünger war, wurde wohl nicht gefasst – vielleicht konnte er auch schneller weglaufen.
Paulus und Silas wurden ins Gefängnis gesteckt, geschlagen, und sie wehrten sich nicht. Paulus hätte einfach sagen können: „Ich bin Römer!“ – denn ein Römer durfte nicht einfach geschlagen werden. Auch Silas dürfte, dem Namen nach zu urteilen, ein Römer gewesen sein. Trotzdem landeten die beiden im Gefängnis.
Das ist natürlich ein Thema für Menschen, die ins Gefängnis kommen. Deshalb möchte ich euch eine Geschichte aus dem Gefängnis erzählen. Wir waren mit unserer Gefährdetenhilfe in Ungarn, ganz im Osten, in einem Gefängnis in Nyíregyháza – nein, es war noch weiter, ich habe immer Mühe, den Namen auszusprechen. Es sind oft ungeheure Namen. Der Gefängnisdirektor dort war stolz darauf, uns als Gefährdetenhilfe die Möglichkeit zu geben, Lieder zu singen und zu missionieren. Er hatte das seinen Stadtoberen als Kulturveranstaltung verkauft.
Für solche Veranstaltungen haben die Gefängnisse im ehemaligen Ostblock Kultursäle. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass große ungarische Fahnen und goldgerahmte Porträts bedeutender Ungarn an den Wänden hängen. Der Gefängnisdirektor hatte also alle Obersten der Stadt zu dieser Veranstaltung eingeladen – ebenso wie die Inhaftierten. Das war eine illustre Gesellschaft.
Auf der einen Seite saßen die „very important people“ in vornehmem Schwarz, auf der anderen Seite die Inhaftierten in vornehm Grau. Dazwischen war ein breiter Gang, in dem das Wachpersonal mit verdeckt gehaltenen Maschinenpistolen stand. Wir standen vorne auf der Bühne als Chor.
Ein Hausvater von einer Wohngemeinschaft sagte zu mir: „Eberhard, hier predigst du. Dann überleg dir gut, was du predigst.“ Irgendwann kam mir der Gedanke, ich predige über Philippi. Also sagte ich ihm, ich predige über den ersten Gefängniseinsatz in der Bibel.
Ich versuchte, einen Einstieg zu finden, und fragte die Inhaftierten: „Was würde passieren, wenn in diesem Gefängnis ein Erdbeben geschieht und alle Türen aufgehen?“ Die erste Minute war ganz still, dann wurden sie lebendig und sagten übereinstimmend: „Du würdest nur noch qualmende Socken sehen.“ Ihr könnt euch vorstellen, wie unruhig die vornehmen Leute und auch der Gefängnisdirektor wurden.
Dann fragte ich: „Was würde geschehen, wenn ein Erdbeben geschieht, alle Türen gehen auf, und alle Inhaftierten bleiben sitzen?“ Nach einer kurzen Pause sagten die Inhaftierten: „So blöd sind wir nicht.“ Ich sagte: „Jetzt passt auf, so eine Geschichte erzähle ich euch. So eine blöde Geschichte ist damals in Philippi passiert.“
Paulus und Silas kommen ins Gefängnis, werden durchgeprügelt und in den Stock gelegt – das heißt, ihre Füße wurden festgemacht. Offensichtlich mussten sie erst eine ganze Zeit verschnaufen. Erst um Mitternacht fingen sie an zu singen. Das kann ich sehr gut verstehen, ich wäre wahrscheinlich selbst nicht in der Lage gewesen, um Mitternacht zu singen.
Dann geschieht dieses Erdbeben: Die Fesseln lösen sich, die Türen gehen auf, und die Inhaftierten bleiben sitzen. Verrückt, oder? Ich habe damals gesagt, dass Paulus und Silas sitzen geblieben sind – das kann ich noch verstehen, obwohl ich wahrscheinlich auch weggelaufen wäre. Aber alle anderen Inhaftierten blieben sitzen.
Warum bleibt ein Inhaftierter sitzen, wenn die Türen offenstehen? Das ist doch nicht begreifbar. Ihr kennt doch das schönste Lied, das Inhaftierte singen, oder? „Macht hoch die Tür“. Ich sagte ihnen, offensichtlich haben die Inhaftierten genau zugehört, was Paulus und Silas gesungen haben. Die Lieder mussten die Botschaft von Jesus enthalten haben. Sie haben nicht irgendein Heimatlied gesungen um Mitternacht.
Offensichtlich bewirkten die Lieder, dass die Inhaftierten, die zuhörten – das steht ausdrücklich so im Text –, begriffen, dass es um etwas ganz anderes ging. Dabei sind sie ja hinterher die Dummen, oder? Der Gefängnisdirektor schloss das Gatter wieder, und nur Paulus und Silas kamen raus. Die Chance war vertan, aber sie hatten das Evangelium gehört.
Und wisst ihr, für einen Inhaftierten ist es besser, in seinem Herzen frei zu sein, als frei zu sein und in seinem Herzen gebunden. Die meisten Leute laufen herum und meinen, sie seien frei, aber tatsächlich sind sie gebunden.
In diesem Gefängnis habe ich weiter darüber gepredigt und erzählt, wie der Gefängnisdirektor in Philippi zum Glauben kam. Ich sprach den Gefängnisdirektor dort in Ungarn direkt an: „Das war Ihr Kollege.“ Deshalb war die Predigt auch für ihn, nicht nur für die Inhaftierten.
Er wurde sehr unruhig auf seinem Stuhl, rutschte hin und her, ihm war es sehr peinlich. Ich erzählte ihm, wie der Gefängnisdirektor damals fragte: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“ Paulus erklärte es ihm, und ich erklärte das Evangelium auch in diesem Gefängnis.
Als die Predigt zu Ende war, kam der Gefängnisdirektor nach vorne. Er war stinkesauer und sagte: „Herr Platte hat mich ausgeprädigt, hat mich bloßgestellt.“ Das habe ich natürlich nicht mitbekommen, er sagte es auf Ungarisch. Der Übersetzer meinte dann: „Herr Kommandant, nicht Herr Platte hat Sie ausgeprädigt. Wenn Sie in Ihrem Herzen berührt wurden, war das der Heilige Geist. Ich kann Ihnen nur raten, schön still zu sein und darüber nachzudenken.“
Könnt ihr euch vorstellen, wie der reagierte? Er war stinkesauer. Beim Mittagessen durfte ich nicht an seinem Tisch sitzen. Er hatte immer die Vornehmen bei sich, aber der Prediger durfte irgendwo anders sitzen.
Dann verabschiedeten wir uns. Er kam noch zum Bus, ging durch den Bus, gab jedem die Hand und verabschiedete sich. Ich saß vorne neben dem Fahrer, und da kam mir plötzlich der Gedanke. Ich stand auf, versperrte dem Gefängnisdirektor den Weg und sagte: „Herr Kommandant, Sie sind inhaftiert. Sie kommen hier nicht aus dem Bus, bis Sie nicht eine Entscheidung für Jesus getroffen haben.“
Könnt ihr euch die Situation vorstellen? Er stand vor mir, schaute mich an, dann gab er sich einen Ruck, nahm mich in den Arm und sagte: „Herr Platte, die Predigt war für mich. Danke, kommen Sie wieder, wir haben’s nötig.“ Er gab mir seine Visitenkarte, die liegt bei mir in Apostelgeschichte 16.
Für mich ist Philippi in diesem Gefängnis sehr real geworden. Was muss das für Paulus damals gewesen sein? Er predigte das Evangelium im Gefängnis, der Gefängnisdirektor kam mit seinem ganzen Haus zum Glauben.
Am nächsten Tag kamen die Obersten der Stadt und sagten zum Gefängnisdirektor: „Schmeiß den Mann raus, er hat nichts getan.“ Der Gefängnisdirektor war froh. Aber Paulus sagte: „Nein, so einfach nicht. Ich bin Römer. Lass die Hauptleute kommen und mich rausleiten.“
Könnt ihr euch vorstellen, wie peinlich das war? Aber für den Gefängnisdirektor war es sehr wichtig zu wissen: „Ich bin hier nicht in irgendeiner kleinen Sekte, sondern der, der mir das Evangelium gebracht hat, ist römischer Staatsbürger, so wie ich. Ich bin nicht zum Judentum übergelaufen, sondern ich bin Christ.“ Ich glaube, deshalb hat Paulus das damals so getan.
Die Unterstützung der Gemeinde Philippi und die Herausforderungen in der Gemeinde
Elf Jahre später sitzt Paulus erneut im Gefängnis, diesmal in Rom, viele Kilometer von Philippi entfernt. Er erhält Besuch von einem der Ältesten aus der Gemeinde in Philippi, Epaphras. Später sagt Paulus: „Ihr lieben Philippa, ihr seid die einzigen, die mich unterstützt haben. Ihr habt mir Geld geschickt, als ich in Thessalonich war, und auch, als ich im Gefängnis in Rom saß.“ Im Grunde ist der Philipperbrief ein Dankesschreiben für diese Spenden.
Wenn wir irgendwo eine Spende geben, bekommen wir meistens nur einen kleinen Beleg, den man beim Finanzamt vorlegen kann. Einen so langen Dankesbrief wie Paulus ihn schreibt, erhält man in der Regel nicht. Paulus geht in seinem Brief auf die Fragen der Philipper ein, die Epaphras ihm geschrieben hat. Die Frage ist, woher die besondere Beziehung der Philipper zu Paulus kommt, obwohl er in Rom im Gefängnis sitzt.
Der Gefängnisdirektor weiß, wie es im Gefängnis zugeht. In römischen Gefängnissen war es üblich, dass die Verpflegung der Inhaftierten nicht vom Staat übernommen wurde. Stattdessen mussten die Angehörigen für die Versorgung sorgen. Wenn jemand keine Angehörigen hatte, die ihn versorgten, konnte es passieren, dass der Gefangene verhungerte und sich so mancher Prozess von alleine erledigte. Vielleicht erklärt das auch, warum manche Dinge heutzutage oft auf die lange Bank geschoben werden.
Paulus sitzt also im Gefängnis, und der Gefängnisdirektor in Philippi informiert offensichtlich die Geschwister in der Gemeinde dort: „Überlegt mal, Paulus ist wieder im Knast, er braucht unsere Hilfe.“ Daraufhin legen die Philipper zusammen und schicken ihm Unterstützung. Davon schreibt Paulus im Philipperbrief, Kapitel 4. Er schreibt diesen Brief als einen Brief der Freude, aber auch als einen Brief, der die Freudenkiller anspricht.
Welche Freudenkiller gibt es in der Gemeinde in Philippi? Vielleicht sind diese auch in unserer Gemeinde vorhanden und wir fragen uns, warum in unserer Gemeinde nicht wirklich echte Freude aufkommt. Ein Freudenkiller ist die Unterschiedlichkeit der Geschwister. Ich kenne euch nicht persönlich, jeder hat seinen eigenen Hintergrund und ist sehr verschieden. Die Frage ist: Wie kommt man dann miteinander aus?
Gemeinde ist eine ganz eigentümliche Sache. Wir haben uns hier nicht ausgesucht. Man sagt allgemein: Freunde kann man sich aussuchen, aber Geschwister nicht. Einen Club oder einen Verein kann man sich aussuchen, aber Gemeinde sind Geschwister.
Welche Unterschiede gibt es? Soziale Unterschiede zum Beispiel. Da ist der römische Beamte, der Gefängnisdirektor, und da ist die Macht, die den Warsacker geistert. Es werden Sintiche und Evodia erwähnt, zwei Frauen, die nicht miteinander konnten. Die Lydia, eine clevere Geschäftsfrau aus Kleinasien, wird erwähnt. Offensichtlich war sie so wohlhabend, dass sie ein eigenes Haus hatte, in dem Paulus und seine Mitarbeiter wohnten. Ein Clemens wird erwähnt, der offensichtlich seelsorgerliche Fähigkeiten hatte, und weitere Brüder werden genannt.
Überlegt mal, wie unterschiedlich ihr seid. Wenn man heute oft fragt: „Warum ist der Sohn so?“ Dann heißt es: „Ach, der Vater war schon so.“ Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Schlechte Eigenschaften vererben sich leider genauso wie gute. Man kann häufig an den Kindern in der Gemeinde erkennen, was für ein Vater dahintersteckt. Das ist manchmal sehr erschreckend für uns Väter, wenn wir in unseren Kindern die Fehler entdecken.
Oder man hat ganz unterschiedliche Mentalitäten. Stellt euch vor: Lydia kommt aus Kleinasien, der Gefängnisdirektor aus Rom – das sind Welten. Der eine kommt aus jüdischem Hintergrund, der andere aus heidnischem. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir, wenn wir uns in der Gemeinde verstehen wollen, begreifen, wo wir herkommen.
Das gilt ja schon in der Ehe. Es ist wichtig, dass ich weiß, wo meine Frau herkommt, damit ich sie verstehen kann. Und sie muss meine Vergangenheit kennen. Seht, da passiert das, was ich schon gesagt habe: Da wird Mittagessen während der Gemeinde gemacht. Aber das gehört dazu. Das ist ja jetzt Seminar, oder? Wir sind so unterschiedlich, und es ist wichtig, dass wir uns in der Unterschiedlichkeit akzeptieren.
Wir in Wuppertal-Bahmen liegen direkt an der Grenze. Wuppertal ist ja geteilt: Westfalen, dort sind die Bahmer, und Elberfeld, dort die Rheinländer. Du hast in der Gemeinde Rheinländer und Westfalen. Wenn man nur Westfalen hat, weiß man, was man als Dickkopf dagegenstehen hat. Aber wir sind sehr unterschiedlich, auch als Christen.
Ich glaube, wir müssen begreifen: Gott hat uns herausgerufen, und er will uns vereinen.
Die Uneinigkeit als Freudenkiller und der Weg zur Versöhnung
Freundkiller Nummer zwei: Die Uneinigkeit der Geschwister
Evodia und Sintiche – solche Situationen gibt es in jeder Gemeinde. Sie können auch Brüder oder Schwestern sein, aber was war das Problem zwischen ihnen? Warum konnten sie nicht mehr miteinander? In Kapitel vier werden sie erwähnt: „Die Evodia ermahne ich und die Sintiche, einerlei gesinnt zu sein.“ Paulus verrät nicht, was genau zwischen den beiden vorgefallen ist. Wahrscheinlich bewusst nicht, damit wir unsere eigenen Situationen darin erkennen können.
Weißt du, was deine Geschwister gegen dich haben? Wahrscheinlich nicht. Du denkst vielleicht, sie müssen dich so nehmen, wie du bist. Aber wie schnell kann es passieren, dass zwei nicht mehr miteinander können?
Ich sage immer gerne: Wenn ihr einen neuen Gemeindesaal plant, dann plant immer zwei Ausgänge ein, damit man sich nicht begegnen muss, wenn man rausgeht. Bei euch ist das Nadelöhr da vorne. Man kann auch durch den Garten gehen, oder? Aber vorne kommt man doch wieder zusammen – schwierig! Und dann noch hinten beim Ausgang vom Parkplatz, das ist ja, naja...
Wie war das damals bei Evodia und Sintiche? Warum konnten sie sich plötzlich nicht mehr verstehen? Warum waren sie nicht mehr einerlei gesinnt? Ich kann mir das gut vorstellen. Vielleicht kennt ihr die Situation: Ihr kommt zur Gemeinde zusammen, sonst waren Evodia und Sintiche ein Herz und eine Seele. Sie haben sich immer begrüßt, sich in den Arm genommen, sich gegenseitig geküsst. In manchen Gemeinden ist das ja üblich, je nach Landstrich unterschiedlich – in Norddeutschland nicht, aber je weiter südlich und östlich, desto mehr. Es gibt Länder, ich sage mal jenseits des ehemaligen Eisernen Vorhangs, da gibt es nicht nur rechts und links, sondern auch in der Mitte noch einen Kuss, ganz herzlich, aber ganz unterschiedlich.
Stellt euch vor, Evodia und Sintiche sind in der Gemeinde. Evodia muss nach der Stunde ganz schnell raus, die Straßenbahn fährt nur noch jetzt, und es hat sich etwas verzögert, also nichts wie weg. Sintiche ist mittags zuhause und denkt: „Komisch, Evodia hat mich heute gar nicht begrüßt. Hat sie was gegen mich? Ich werde es nächsten Sonntag ausprobieren. Ich gehe nicht auf sie zu. Wenn sie nicht auf mich zukommt, dann hat sie was gegen mich.“ So logisch, oder?
Am nächsten Sonntag kommt Evodia. Sie setzt sich auf die eine Seite, Sintiche auf die andere, wie gewohnt. Nach der Stunde kommt Sintiche nicht auf Evodia zu. „Die hat was gegen mich.“ Was hat sie nur gegen mich? Ich habe ihr doch nichts getan, aber sie muss etwas gegen mich haben. Sintiche denkt sich: „Komisch, heute hat Evodia auf der anderen Seite gesessen und mich überhaupt nicht begrüßt. Hat sie was gegen mich?“
Und so merken sie am nächsten Sonntag, dass sie sich aus dem Weg gehen. Jeder wartet auf den anderen. Wenn der etwas gegen mich hat, dann muss er ja, wenn er das tut, was Jesus gesagt hat – wenn dein Bruder oder deine Schwester etwas gegen dich hat, dann geh hin und rede mit ihm. Aber sie warten ab: „Ich bin mir nicht sicher, ob sie was gegen mich hat. Ich teste es noch.“ Von Sonntag zu Sonntag verfestigt sich das: „Sie hat was gegen mich, sie begrüßt mich nicht mehr.“ Und die andere denkt: „Sie hat was gegen mich.“
Wie willst du solche Menschen wieder zusammenbringen? Gegen Empfindungen kannst du nichts machen, oder? Manchmal wünscht man sich, ich weiß nicht, ob du solche Besuche kennst, bei denen du merkst, die beiden haben etwas gegeneinander. Du möchtest sie nehmen und ihre Köpfe gegeneinander schlagen.
Solche Situationen gibt es nicht nur in der Gemeinde, sondern auch in der Ehe. Da kommt ein Ehepaar zu mir und meiner Frau und sagt: „Wir sind 49 Jahre verheiratet. Unsere Kinder möchten nächstes Jahr ein großes Fest feiern, aber wir überlegen, ob wir uns trennen.“ Wisst ihr, was ich denen gesagt habe? „Wann hat euch das letzte Mal jemand übers Knie gelegt und euch mal richtig versohlt?“ Manchmal denkt man, manche ticken nicht mehr richtig, oder? Man sollte meinen, in dem Alter wäre man so langsam abgeklärt.
Ein anderes Ehepaar kommt zu mir – sie ist 82, er 84 – und sie beschwert sich über ihren Mann. Sie hätten seit 30 Jahren Krach in der Ehe. Ich sagte: „Beschwer dich nicht über deinen Mann, bring ihn mit, wir reden miteinander.“ Dann sitzen die beiden vor mir. Ich frage den Mann: „Warum hast du überhaupt vor 52 Jahren deine Frau geheiratet?“ Wisst ihr, was er sagt? Haltet euch fest: „Es gab damals kein anderes Mädchen in der Jugendgruppe.“ Hast du schon mal ein besseres Kompliment für deine Frau gehört? Wahnsinn, oder? Ich fragte die Frau: „Warum hast du ihn geheiratet?“ Sie sagt: „Meine Mutter meinte, das wäre der Richtige.“ Ich sagte: „Und jetzt, nach 52 Jahren, habt ihr gemerkt, das war nicht der richtige Rat? Ihr seid aber Spätsünder, oder?“
Verrückt, oder? Da will ein Mann seine Frau verlassen, weil sie die Bilder im Wohnzimmer immer schief aufhängt. Und ich frage die Frau: „Warum willst du deinen Mann verlassen?“ Sie sagt: „Er dreht immer die Zahnpastatube falsch zu.“ Ich dachte: „Bin ich im Kindergarten?“ So etwas darf in der Eheberatung nicht vorkommen, oder? Das ist ja schrecklich.
Woher kommt das? Da hat sich etwas aufgebaut. Man sieht den anderen nur noch durch eine bestimmte Brille. Und wenn es bei uns wieder funktionieren soll, dann muss der andere sich ändern.
Was schreibt Paulus? „Die Evodia ermahne ich, die Sintiche ermahne ich, einerlei gesinnt zu sein.“ Sintiche denkt sich: „Das wäre prima, wenn sie meine Meinung hätte. Hauptsache, meine Meinung, dann wären wir doch in Frieden.“ Aber welche Meinung soll denn gelten? Einerlei gesinnt sein.
Dieses Problem, Freundkiller Nummer zwei – die Uneinigkeit der Geschwister – behandelt Paulus im zweiten Kapitel vom Philipperbrief: „Diese Gesinnung sei in euch, welche auch in Christus Jesus war.“
Welche Gesinnung war das? Paulus schreibt: „Der in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern er machte sich selbst zu nichts, nahm Menschengestalt an und wurde in seiner Weise wie ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst und war gehorsam bis zum Tod, ja bis zum Tod am Kreuz.“
Das ist die Gesinnung Jesu, oder? Einerlei gesinnt zu sein heißt nicht, die gleiche Meinung zu haben, sondern die gleiche Gesinnung. Darauf kommen wir gleich noch zurück.
Weitere Freudenkiller und Wege zur Überwindung
Freundkiller Nummer drei in der Gemeinde in Philippi: üble Nachrede. So etwas kennt ihr nicht, oder? Nein, man macht doch keine üble Nachrede – das machen immer nur die anderen, oder? Wenn ich etwas über die Geschwister sage, dann ist das doch nur zu ihrem Wohl und zu deiner Warnung, oder? Ja, wir machen üble Nachrede mit seelsorgerlichem Vorzeichen, oder?
Freundkiller Nummer zwei, äh vier: mangelnde Hingabe. Hingabe in der Gemeinde merkt man an ganz praktischen Sachen, oder? Am nächsten Samstag machen wir Großleidmachen in der Gemeinde. Wer ist da? Immer dieselben. Am nächsten Samstag machen wir Straßeneinsatz in der Fußgängerzone. Wer ist da? Immer dieselben. Mangelnde Hingabe.
Wie kommt Freude in die Gemeinde? Paulus zeigt im Philipperbrief, wie diese vier Freudenkiller weggehen können. Zuerst macht er Beispiele für die Hingabe, also für den Freundkiller Nummer vier. Er zeigt auf einen von ihnen, Epaphroditus, Philipper 2,25. Dort wird er vorgestellt als einer, der sich völlig hingegeben hat und sogar Gefahren auf sich genommen hat, um Paulus zu besuchen.
Ein zweites Beispiel führt er an: Timotheus. Er sagt, er habe keinen, der so ein Herz hat für euch. Er führt sich selbst an und macht deutlich, dass er schon als Trankopfer getränkt worden ist, gespendet worden, und er führt Jesus als das beste Beispiel für Hingabe an.
Dann geht er darauf ein, wie man die üble Nachrede überwindet. Er schreibt in Kapitel 4 den achtfachen Filter für unsere Ohren und unseren Mund. Philipper 4: „Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles, was ehrbar, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was liebenswert, alles, was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, das erwägt.“
Das ist sozusagen der Filter vor meinen Ohren und der Filter vor meinem Mund. Wenn ich etwas höre, muss ich fragen: Ist es wahr oder ist es ein Gerücht? Ist es ehrbar oder verletzt es die Ehre eines anderen? Ist es gerecht oder denke ich ungerecht? Ist es rein oder ist es schmutzige Wäsche? Ist es liebenswert oder habe ich Neid? Ist es wohllautend oder kann man es nicht laut sagen? Wenn es irgendeine Tugend ist, irgendein Lob – wann hast du deine Geschwister das letzte Mal gelobt?
In unseren Kreisen sagt man immer, man darf keine Geschwister loben, die werden dann leicht hochmütig. Tja, also immer was drauf, ne? Paulus sagt: Denk da drüber nach! Und genauso als Filter vor meinem Mund: Ist das, was ich über andere Geschwister weiter sage, Wahrheit? Könnte ich es sagen, auch in ihrer Gegenwart?
Oh ja, es gibt Gemeinden, da wird nur geflüstert. Das ist gefährlich, oder? Wie überwinde ich Meinungsverschiedenheiten? Nun, ich hatte das schon erwähnt: eines Sinnes zu sein, nach Philipper 2.
Ich möchte ein Beispiel dafür gebrauchen, gerade für die Jüngeren unter uns. Ich weiß nicht, wer von euch Computerfreak ist. Wie kann man es schaffen, dass zwei Computer kompatibel sind miteinander? Also, ihr seht, ich habe eine besondere Art. Ich habe keinen normalen PC, es gibt ja PCs und PCs, also Mac oder Windows oder Linux. Wie kann man die Computer kompatibel machen? Was braucht man? Kommt nicht flüstern, laut!
Also, wir brauchen zunächst einmal das gleiche Betriebssystem. Ja, was brauchen wir noch? Wir brauchen die gleichen Programme. Und wir brauchen, damit alles reibungslos funktioniert, die gleichen Voreinstellungen oder Präferenzen, richtig? Dann kann ich einfach Austausch machen zwischen Computern, dann sind Computer kompatibel.
Wir brauchen die gleichen Voreinstellungen. Im geistlichen Bereich ist das genauso. Du brauchst das gleiche Betriebssystem, das heißt, du musst gläubig sein – es ist das gleiche Betriebssystem – aber du musst auch die gleichen Voreinstellungen haben. Und da sagt Paulus: Nicht deine Voreinstellungen!
Wisst ihr, bei uns im Büro haben wir drei Arbeitsplätze, und die sind miteinander vernetzt. Damit wir uns gegenseitig in der Arbeit helfen können, müssen alle drei Computer die gleichen Voreinstellungen haben. Das geht in Chaos, wenn jeder seinen Computer so konfiguriert, wie er das selber gerne möchte. Wir müssen uns also einigen, wir machen eine gemeinsame Voreinstellung bei allen Computern.
Und als Christen sagt Paulus hier in Kapitel 2: Wir brauchen die gleiche Voreinstellung und wir einigen uns. Wir nehmen die Voreinstellung vom Herrn Jesus. Logisch, oder? „Diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war.“ Also nicht deinen westfälischen Dickkopf oder deine rheinische Frohnatur, sondern die Gesinnung des Herrn Jesus. Nur so wären wir eines Sinnes. Dann kommt bei aller Unterschiedlichkeit der Geschwister echte Freude auf.
Und das kann er dann in Kapitel 4, Vers 4 sagen: „Freut euch in dem Herrn allezeit, wiederum will ich sagen: freut euch!“ Ihr kennt diesen Spruch: Loben zieht nach oben und Danken schützt vor Wanken.
Loben ist nicht eine Sache und Danken ist nicht eine Sache, die so über mich kommt, wenn mir danach ist, sondern Loben und Danken ist eine bewusste Willensentscheidung. Kontrolliert es mal in der Bibel, nehmt ein Bibelprogramm oder eine Konkordanz. Es steht immer wieder: „Ich will loben, ich will danken.“ Das ist eine Willensentscheidung.
Wir kommen nicht zum Danken, weil es uns so gut geht, dann kämen wir nie zum Danken, oder? Denn es gibt immer Leute, denen es noch besser geht als mir. Danken ist eine Willensentscheidung: Ich will dem Herrn danken. Das ist eine Lebenseinstellung.
Seid fröhlich, ihr Christen, hört auf, immer vorzuklagen. Wenn ihr keinen Grund zur Freude habt, wer hat ihn dann? Denn Gott ist in Jesus unser Vater geworden, und er weiß, was wir brauchen, und gibt es uns gern. Selbst große Schwierigkeiten sind Zeichen der Liebe Gottes.
Fangt an, wieder neu zu danken und preist euren Herrn. Und vielleicht kennt ihr das Lied auch: „Seid froh in dem Herrn allezeit.“ Vielleicht können wir das singen.
Alle parat? Können zwei Gruppen machen? Wir singen erst zusammen, und dann teilen wir eine Gruppe bis hier zur Hälfte. Ach, Sieste, das kriegen wir hin, und die anderen lernen es jetzt.
Also: Seid froh in dem Herrn allezeit, aber mal, sag ich, seid froh! Seid froh in dem Herrn allezeit, aber mal, sag ich, seid froh! Seid froh, seid froh, seid froh, seid froh, seid froh, seid froh!
Aber mal sag ich: seid froh, seid froh, seid froh, aber mal sag ich: seid froh!
Und jetzt stellt euch vor, hier vorne wäre ein großer Spiegel und ihr würdet eure Gesichter sehen. So, und jetzt singen wir noch mal. Ihr folgt da hinten und ein bisschen schneller:
Seid froh in dem Herrn!
Seid aber mal, sag ich, seid froh!
Seid froh in dem Herrn allezeit,
aber mal, sag ich, seid froh!
Seid froh in dem Herrn allezeit,
aber mal, sag ich, seid froh!
Aber mal sag ich: seid froh, seid froh, seid froh,
aber mal sag ich: seid froh, seid froh.
