Etwa 1974 sprach er in der Gemeinde in Stuttgart über Kindererziehung. Zu dieser Zeit waren unsere Kinder noch ganz klein. Nach den verschiedenen Stunden, in denen ich über unterschiedliche Punkte gesprochen hatte, kamen einige Geschwister zu mir und sagten: „Warte nur, warte nur, bis deine Kinder älter werden! Bis sie Teenager sind, dann erlebst du die wahren Probleme.“
Nun, vor etwa zwei Jahren hielt ich in der Gemeinde erneut eine Bibelreihe über Kindererziehung. Zu diesem Zeitpunkt waren unsere Kinder bereits im Teenageralter. Von diesen Reden „Warte nur“ habe ich nichts mehr gehört.
Das, was ich 1974 und 1975 bei der Erziehung unserer Kinder erstmals im Studium der Schrift gelernt hatte, habe ich im Laufe der Jahre auch konsequent anzuwenden versucht. Das, was ich an der Kindererziehung meiner Eltern besonders genossen habe und was ich als sehr weise und größtenteils ausgewogen betrachte, durfte ich ebenfalls anwenden. Dafür bin ich sehr, sehr dankbar, denn diese Prägung aus meiner Vergangenheit ist wertvoll für mich.
Bis 1986 oder 1987, als wir die Bibelwoche hatten – ganz genau weiß ich das nicht mehr – kamen keine Gegenstimmen mehr. Wir haben das praktiziert, was wir aus der Schrift wussten, und aus Überzeugung bei unseren Kindern angewendet. Wir versuchten, es so zu tun, und durch Gottes Gnade durften wir dabei auch viele wunderbare Erfahrungen miteinander erleben.
Um vielleicht vorweg etwas klarzustellen: Man sollte hier nicht fälschlich denken, dass ich Kindererziehung als eine Sache sehe, die allein geprägt und geleitet sein muss von der Gnade Gottes. Wir werden heute aus den Worten Gottes verschiedene Zutaten und Methoden hören. Doch ich bin überzeugt davon, dass es möglich ist, gute Methoden in der Kindererziehung anzuwenden und trotzdem kein gutes Ergebnis zu erzielen.
Neulich hatten wir einen Gastprediger in der Gemeinde in Stuttgart. Er gefiel mir sehr, besonders wie er in seiner Einleitung kurz von seiner Familie sprach. Unter anderem sagte er: „Meine Frau und ich betrachten es als eine große Gnade, dass unsere Kinder den Weg mit dem Herrn gehen.“ Diese Einstellung entspricht genau meiner.
Wenn unsere Kinder den Weg mit dem Herrn gehen, bin ich dankbar für das, was wir aus der Schrift über Kindererziehung gelernt haben. Aber ich würde niemals so anmaßend sein zu sagen, dass das ausschließlich auf meine Weisheit in der Kindererziehung zurückzuführen ist. Denn trotz bester Erziehung können manche Kinder vom Weg abkommen. Das muss hier deutlich gesagt werden.
Wenn ein Kind mit 18, 20, 25 oder 30 Jahren ganz klar den Weg mit Gott gehen darf, können wir nur jubeln über Gottes Gnade. Das möchte ich gleich zu Beginn klarstellen.
Wenn wir heute mit Dankbarkeit sagen, dass unsere älteren drei Kinder, die Söhne, den Weg mit dem Herrn gehen wollen und den Herrn kennen, dann ist das ein Grund zur Freude. Sie sind keine Engel, sie sind auch ab und zu Bengel. Sie machen Streiche und tun manchmal Dinge, die uns und dem Herrn nicht gefallen. Aber wir sind dankbar, dass sie sich für die Nachfolge Jesu entschieden haben. Das ist Gnade.
Ich kann am Ende dieser Stunde nicht behaupten, dass wir alles richtig gemacht haben und alles andere falsch ist. Nein, es ist Gottes Gnade, wenn Kinder gut geraten und den richtigen Weg gehen. Selbst wenn wir als Eltern die beste Weisheit anwenden und alle biblischen Prinzipien beachten, bleibt es Gnade, dass Gott die Kinder bewahrt.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, in welcher großen Gefahr wir letztes Jahr im Sommer standen, obwohl wir eine gute Einstellung unseres Sohnes in der Kindererziehung sahen. Er ist gut durchgekommen, und wir sind dankbar für ihn. Er ist zwanzig Jahre alt. An einem Abend sagte er uns am Telefon: „Ich bin bereit, mich morgen für sechs Jahre bei der amerikanischen Marine zu verpflichten, und ich möchte in ein U-Boot. Ich möchte die Kernkraftausbildung machen und in einem kernkraftgetriebenen U-Boot dienen, sechs Jahre lang.“
Diese Nachricht traf mich tief im Bauch. Ich fragte mich, ob er wirklich weiß, was er tut. Hundertzehn Männer sind bekanntlich etwa drei Monate lang in einem U-Boot unterwegs, hundertzehn Männer.
Später sprachen wir mit einem Mann, der als U-Boot-Offizier Christ wurde, während er auf einem atomgetriebenen U-Boot diente. Er erzählte, dass sie einmal in den Hafen fuhren, mit 110 Mann Besatzung, von denen 85 an Geschlechtskrankheiten erkrankt waren. Davon waren 65 verheiratet. Er sagte, wenn sie in den Hafen kommen, fahren Busse vom Bordell schon zum Hafen, um die Männer abzuholen und in die Freudenhäuser zu bringen.
Wenn man Kinder erzieht und sie dann in die Welt hinaus schickt, muss man wissen, dass Gott mit ihnen geht. Wir müssen lernen, viel zu beten.
Wir haben im Gebet gerungen, und die Entscheidung ist noch nicht getroffen. Er ist in diesem Jahr nicht zu einem U-Boot gegangen und auch nicht zu dieser Ausbildung. Stattdessen begann er ein anderes Studium. Wir haben viel gerungen, viel gebetet und auch viel geweint. So war es auch bei der Erziehung all unserer Kinder: Hier mit dem einen, da mit dem anderen haben wir viel gerungen und gearbeitet, damit die Kindererziehung gut gelingt.
Wenn ich auf meine eigene Erziehung zurückblicke, bin ich sehr dankbar für meine Eltern, die viel für mich gebetet haben. Meine Eltern haben mir eine Freiheit gegeben, über die ich heute staune. Als ich meine Mutter fragte, wie sie das gemacht hat, sagte sie: „Ich habe viel gebetet.“ So weiß ich auch, dass sie uns mit Gebet umgeben hat.
Wir als Eltern haben primär diese Aufgabe: für unsere Kinder zu beten und sie im Glauben zu begleiten.
Wenn ihr heute Morgen nur eines behaltet, dann vergesst diese Anfangsworte nicht: Betet für eure Kinder. Betet, betet, betet für sie! Seid Vorbilder im Beten, betet mit ihnen, betet für sie und um sie. Betet auch miteinander für sie, damit der Herr sie bewahrt.
Wir beten mehrmals täglich für die Bewahrung unserer Kinder – sowohl geistlich als auch praktisch. Die Welt, in die unsere Kinder heute hinausgehen, ist viel feindlicher als die Welt, in der ich vor 25 Jahren aus der Schule kam. Viel feindlicher!
Drogenmissbrauch und die Zugänglichkeit zu Drogen sind ein großes Problem. Geschlechtskrankheiten treten bereits in den unteren Klassen der Schule auf. Eine unserer Jugendgruppen erzählte vor etwa neun, acht oder zehn Jahren, als sie in der achten Klasse war – ich habe damals mit ihr und ihrer Mutter in der Gemeinde gesprochen – dass sie, soweit sie wusste, das einzige Mädchen in ihrer Klasse war, das die Pille nicht nahm. Die anderen Mädchen nahmen die Pille, weil sie alle sexuell aktiv waren – in der achten Klasse!
Es ist eine feindliche Welt draußen, und unsere Söhne bestätigten diese sexuelle Aktivität ebenfalls, als sie sich in ihrer Klasse in der Realschule umhörten. Unsere Kinder wachsen in einer feindlichen Umgebung auf. Als Eltern müssen wir ihnen zuhause ein geborgenes Nest bieten, einen Ort, an dem sie Zuflucht finden und Geborgenheit spüren.
Unser ältester Sohn war in der Realschule, vielleicht in der neunten oder zehnten Klasse – ich weiß es nicht mehr genau. Ich merkte, dass etwas nicht stimmte. Irgendetwas nagte an ihm. Ich setzte mich auf den Boden, er saß irgendwo und ich sagte zu ihm: „Erzähl mir, was los ist. Irgendetwas belastet dich.“
Dann war es, als hätte ich einen Korken gezogen. Plötzlich sprudelte alles heraus. Er brach in Tränen aus und erzählte von großen Schwierigkeiten in der Schule, davon, wie er gehänselt und wegen seines Christseins verlacht wurde. Es ist nicht leicht.
Ich weinte mit ihm und sagte, dass ich ihn bestätige und mit ihm bete, damit wir ihn im Gebet tragen. Wir tragen die Last gemeinsam. Ich denke, ein Teil der Lösung war allein die Tatsache, dass er sich aussprechen konnte und verstanden wurde. Wir sind sehr dankbar, dass er bewahrt durch diese Zeit kam.
Ich bin so dankbar, dass wir heute sagen können, dass er in einer neuen Ehe steht, verheiratet mit einer gläubigen Frau, und weiterhin mit dem Herrn bewahrt wird.
Wir befinden uns derzeit in der Phase der Kindererziehung mit unserem Ältesten und dem Nächsten, der dieses Jahr das Haus verlässt, um zu studieren. Gerade bei den Älteren sehen wir, wie wichtig es ist, sie durch diese Phase zu begleiten.
Gleichzeitig haben wir Kindererziehung an beiden Enden unserer Familie: einen zwanzigjährigen Sohn und eine dreijährige Tochter. So erleben wir beide Stufen der Kindererziehung und sind sehr dankbar für diese Gelegenheit. Vieles, was wir mit den jungen Männern gelernt und erlebt haben, können wir auch bei unserer Tochter anwenden.
Wir sind sehr, sehr dankbar für unsere Kinder.
Eines möchte ich noch dazu sagen: Als unsere Tochter klein war, ganz klein – vielleicht zwischen zehn und achtzehn, zwanzig Monaten – tun kleine Kinder natürlich die lustigsten Dinge. Die Trotzphase, im Englischen auch die „schrecklichen Zweierjahre“ genannt, hatte damals noch nicht begonnen. In dieser Zeit machen die Kinder die lustigsten Dinge.
Ich kann nicht sagen, wie viele Personen auf uns zukamen, als unsere Tochter in diesem Alter war, und sagten: „Das ist die schönste Phase“, „Das ist die netteste Zeit“. Diese Worte haben wir schon damals bei unserem ersten Kind oft gehört.
Meine Frau und ich haben uns damals entschlossen, zu sagen: Jede Phase ist die schönste Zeit. Jede Phase ist etwas anderes.
Einst sage ich euch ganz offen: Wir haben uns sehr gefreut, als das Windelwechseln endlich aufgehört hat, als die Buben heranwuchsen, nachts endlich trocken blieben und wir diese Kinder so hatten, wie sie waren. Ich möchte diese Zeit nicht als die schönste Phase bezeichnen.
Für mich als Vater ist die schönste Phase die, in der ich mich mit diesen werdenden jungen Männern zusammensetzen kann und wir uns über Glaubensfragen austauschen. Wenn sie zu mir kommen und sagen: „Vater, ich muss einen Aufsatz für die Schule schreiben, über Rechtfertigung durch den Glauben. Welche Unterlagen kannst du mir aus deiner Bibliothek geben?“
Der zweite Sohn, der eine christliche Schule besucht, hat diese Woche einen Aufsatz über die Gemeinde zu schreiben. Er sagt: „Vater, gib mir Unterlagen über die Gemeinde.“
Das ist für mich wahre Freude, wenn ich merke, wie sie im Glauben heranreifen.
Die schönste Phase ist die Phase, in der sie gerade sind. Diese Phase wollen wir auskosten und voll und ganz genießen. Wir sollten nicht immer zurückblicken auf eine vermeintlich bessere, alte Zeit, die nicht unbedingt besser war. Stattdessen sollten wir uns wirklich freuen über das, was der Herr in der jetzigen Situation tut.
Sprüche 22,6: Gewöhnt man einen Knaben an den Weg, den er gehen soll, so lässt er nicht davon, wenn er alt wird.
Einige Gedanken zu diesem Text:
„Gewöhnt man einen Knaben an den Weg, den er gehen soll“ – zunächst ist das Wort „gewöhnen“ interessant. Es wird verwendet für Mütter oder Geburtshelferinnen, Hebammen. Genau, für eine Hebamme: Wenn das Kind geboren wird, tauchen sie ihren Finger in eine süße Honig- oder Fruchtflüssigkeit und legen ihn auf den Gaumen des Kindes, damit das Kind zum Lutschen kommt. Das ist das Wort „gewöhnen“ – schmackhaft machen.
Das Wort „gewöhnen“ bedeutet also, dem Kind das Leben schmackhaft zu machen, das richtige Leben. Es bedeutet, eine Freude zu wecken für den Weg, den dieses Kind gehen soll.
Nun gibt es zwei Meinungen über diesen Weg: Entweder ist es der Weg, den der Vater für das Kind bestimmt, oder der Weg, den der himmlische Vater für das Kind bestimmt. Ich persönlich bin sehr für die zweite Variante.
Der Weg, den ich gegangen bin, ist nicht unbedingt der Weg, den mein Vater für mich wollte – ich weiß es nicht genau. Aber auf jeden Fall ist es der Weg, den der Herr, der Vater im Himmel, für mich vorgesehen hat.
Mein Vater führte ein Lebensmittelgeschäft. Er hat meinen Bruder und mich einmal zusammengesetzt und gefragt, ob einer von uns das Geschäft übernehmen wolle, nachdem er in Ruhestand geht. Wir sagten beide fast im Duett „Nein“. Ein gut gehendes Geschäft, und trotzdem sagten wir beide „Nein“.
Mein Bruder ging in die Landwirtschaft, und ich sagte zu meinem Vater: „Ich sehe meinen Weg im Dienst des Herrn.“ Mein Vater sagte ohne irgendwelche Grimassen: „Fein, das ist in Ordnung. Ich wollte euch nur die Gelegenheit geben. Ich stehe vor einer Entscheidung, vielleicht baue ich ein neues Geschäftshaus, und ich baue nur dann, wenn ihr das Geschäft übernehmen wollt. Wenn ihr das nicht wollt, dann fein, ihr geht euren Weg, ich lasse euch frei.“
Diese Freiheit meines Vaters, uns gegenüber keinen Druck auszuüben und uns nicht einen vorgefertigten Weg aufzuzwingen, war mir unglaublich wichtig. Das wollte ich auch bei meinen eigenen Kindern tun: beten, dass der Herr sie führt und leitet auf dem Weg, den er für sie vorgesehen hat – den Weg Gottes für ihr Leben.
Man macht dem Kind den richtigen Weg also schmackhaft, man gewöhnt es daran.
Dann heißt es weiter: „So lässt er nicht davon, wenn er alt wird.“ Das Wort „alt“ bedeutet hier „bärtig“, also nicht, wenn er ein Greis mit siebzig Jahren ist. Es bedeutet nicht, dass jemand nach 40, 50 oder 60 Jahren der Sünde endlich wieder zum Glauben seiner Kindheit zurückfindet. Nein, es heißt: Wenn man einem Kind den Weg schmackhaft macht, dann wird es diesen Weg auch konsequent weitergehen, wenn es herangewachsen ist, ein reifer junger Mann oder eine reife junge Frau geworden ist und das Nest verlässt.
Von diesem Zeitpunkt an geht es weiter konsequent vorwärts auf diesem Weg. Und das will schon etwas heißen, wenn gläubige Eltern auch gläubige Kinder haben, die diesen Weg konsequent gehen.
Ich war 19 Jahre alt, als ich in Berlin ein besonderes Erlebnis hatte, das ich nie vergessen werde. Ich hatte gerade meinen Führerschein gemacht, als ich einen Anruf von unserem Jugend-für-Christus-Leiter in Berlin, Bill Yoder, erhielt. Er war damals in Stuttgart, weil dort eine Evangelisation von Billy Graham stattfand. Billy Graham predigte im Neckarstadion, und seine Familie war dabei. Obwohl Billy Graham mehrfach in Berlin gepredigt hatte, war seine Familie noch nie dort.
Bill Yoder rief mich an und sagte: „Roger, Billy Graham möchte, dass seine Familie nach Berlin kommt, um eine Stadtbesichtigung zu machen. Bitte arrangiere einen Opel Kadett und einen Fahrweg-Bus. Die ganze Familie kommt.“
Tatsächlich kam die ganze Familie ein paar Tage später aus Stuttgart nach Berlin. Wir holten sie am Flughafen Tempelhof ab und machten dann die Stadtrundfahrt. Ich fuhr den VW-Bus, hinter mir saß die ganze Familie Graham. Frau Graham war im Opel Kadett zusammen mit Bill Yoder, seiner Frau und einer weiteren Frau. Hinter mir saßen alle Kinder von Billy Graham.
Ich hörte, wie sie miteinander sprachen. Damals war im Gespräch, dass Billy Graham vielleicht ermutigt werden könnte, für die Präsidentenkandidatur anzutreten. Es war für mich ein interessantes Gefühl, zu hören, wie die Kinder sagten: „Ich hoffe, dass Papa nicht kandidiert. Ich hoffe, dass er Evangelist bleibt. Wenn er Staatsmann wird, kann er nicht mehr so frei über das Evangelium sprechen, sondern müsste über Politik reden.“ Solche Gespräche in einer Familie waren für mich ganz neu und fremd.
Ich lernte damals den kleinen Jungen Franklin Graham, William Franklin Graham Junior, kennen und habe ihn über die Jahre beobachtet. Ebenso sah ich, wie Gigi Graham, die Tochter, mit einem Schweizer namens Stephan Chevegian verheiratet wurde – gerade in dem Jahr, als ich sie kennenlernte. Sie geht einen dienenden Weg mit dem Herrn. Auch William Franklin Graham Junior geht seinen Weg mit dem Herrn, was eine große Gnade ist.
Wenn Eltern sehen dürfen, dass ihre Kinder heranwachsen, weil sie ihnen den Glauben schmackhaft machen, ist das ein großes Geschenk. William Franklin Graham wurde einmal gefragt, wie er seinen Vater sieht. Er lobte nur die Konsequenz und Korrektheit im Leben seines Vaters. Er beschrieb ihn als einen Mann der Konsequenz, des Gebets, des Gehorsams und der Hingabe an den Herrn. William sagte, seine Schwierigkeiten mit dem Glauben als Teenager hätten nichts mit seinem Vater und dessen Vorbild zu tun gehabt, sondern mit ihm selbst.
Das ist eine große Hochachtung, wenn ein Sohn so über seinen Vater sprechen kann. Für mich war dieses Erlebnis, an einem Tag mit der Familie Graham zusammen zu sein, ein großes Vorbild. Wenn man einen Jungen an den Weg gewöhnt, den er gehen soll, weicht er auch nicht davon ab, wenn er heranwächst und den Weg dann alleine geht.
Nun, wie gewöhnt man einen Knaben an den Weg, den er gehen soll? Was denken wir heute, was können wir zum Wort „gewöhnen“ zusammentragen? Wie macht man dem Kind den richtigen Weg schmackhaft? Was denken wir? Vielleicht denken wir ein paar Minuten laut darüber nach.
Welche Möglichkeiten sehen wir, einem Kind den richtigen Weg motivierend schmackhaft zu machen, so dass es sagt: „Das ist der Weg, den ich gehen will“?
Erstens: das Vorbild. Das ist genau das, was ich als meinen ersten Punkt aufgeschrieben habe – das Vorbild. Was kommt noch dazu? Mein Reden und mein Handeln müssen übereinstimmen. Gut, was noch? Die Glaubwürdigkeit meines eigenen Lebens, danke. Was noch? Man muss selbst glücklich sein, ja, im Herrn. Man muss eine Freude ausstrahlen, dass man selbst Christ ist und dass es sich lohnt, Christus nachzufolgen.
Was noch? Okay, nicht eine gesetzliche, einengende Einstellung haben, sondern das Motivieren durch die Freude in Christus ausstrahlen, damit die Kinder sehen, dass es wirklich eine frohmachende Sache ist, in der Nachfolge Jesu zu stehen. Was noch? Liebe zu Gott im eigenen Leben vorweisen und auch beim Kind motivieren.
Viel Gemeinschaft mit den Kindern haben, damit die Wertvorstellungen, die wir haben, auch abfärben. Wir reden nicht nur darüber, sondern sie sehen es an unserem ganzen Wesen, an unserem Benehmen. Ja, viel Gemeinschaft. Was noch? Kinder ernst nehmen – in allen ihren Angelegenheiten sie ernst nehmen. Sie sind ganze Menschen, auch wenn sie klein sind.
Man staunt vielleicht darüber, wenn man an die eigene Kindheit zurückdenkt, über manche Ereignisse, die man heute noch in Erinnerung hat, die vielleicht mit vier, fünf oder sechs Jahren geschahen. Jemand sagte etwas, und man hat es gehört. Das hat eine starke Beeinflussung bis heute in deinem Denken bewirkt. Weil man Kinder nicht ernst genommen hat, hat man gesagt: „Ach, das ist bloß ein Kind, bloß ein Kind.“ Oh, sag mir diese Worte niemals! Das hat Jesus niemals gesagt: Nimm ein Kind ernst!
Was noch? Sehr gut. Gib dem Kind das Warum und gute, ausführliche Erklärungen, wo das möglich ist. Manchmal ist es nicht möglich, auf der Stelle eine Erklärung zu geben, aber manchmal danach. Auf jeden Fall darauf achten, dass das Kind das Warum, die Hintergründe und die Zusammenhänge des Lebens begreift.
Den Kindern ständig zeigen, dass man sie lieb hat, ja, dass man Freude an ihnen hat. Was noch? Konsequenz. Ja, wenn wir nicht konsequent sind, dann sind unsere Kinder auch nicht konsequent. Konsequenz ist eine gelernte Sache. Wir müssen Konsequenz vorleben und auch von ihnen Konsequenz verlangen. Wenn ich meinen Kindern gesagt habe: „Wenn du das und das tust, dann kommt das und das als Folge“, dann muss diese Folge auch eintreten, sonst bin ich nicht konsequent.
Ich muss konsequent sein, um die Folge zu bringen, sonst bin ich nicht glaubwürdig. Ich muss Konsequenz in allem zeigen, was ich tue. Das ist hart, das ist eine große Herausforderung.
Viel Geborgenheit vermitteln – wie vermittelt man Geborgenheit? Ja, indem man das Kind in den Arm nimmt, Zeit nimmt für die Probleme des Kindes, um ihm zuzuhören. Wir beten mit dem Kind, nicht nur für, sondern mit dem Kind. Hier ist ein Nest, wo du zurückkommen kannst, hier bist du geborgen, wir haben dich lieb.
Wir haben unserem ältesten Sohn gesagt, als wir von einer anderen Person hörten, deren Kind ausserehelich schwanger wurde: „Und wenn das vorkommt, komm bitte zurück! Wir haben dich nicht verstoßen, selbst wenn du sündigst, wir sind bereit, dir zu vergeben.“ Es ist nicht vorgekommen, aber wir wollten, dass unser Kind nicht denkt: „Ich bin auch für immer verstoßen, wenn ich irgendeine Sünde mache.“ Sondern hier ist ein Ort der Vergebung in unserer Familie, wo man wirklich Geborgenheit erleben kann.
Nicht, dass sie natürlich so weiterleben, das ist klar, aber dass Vergebung vorhanden ist in dieser Familie, sodass das Kind Geborgenheit spürt.
Gut, Zeit nehmen, schöne Dinge mit dem Kind erleben, nicht nur bei Problemen, sondern auch Unternehmungen, Erzählungen usw. – Dinge, die man machen kann, um das Leben für das Kind schön darzustellen.
Jawohl, sie mit in den Dienst nehmen, nicht nur zu Veranstaltungen der Gemeinde, sondern auch in Dienstaktivitäten. Wenn wir einladen zu Evangelisationen, Chorveranstaltungen oder Krankenhausbesuchen.
Eine der beeindruckendsten Erfahrungen für meinen Sohn war, als ich wusste, ein Bruder aus der Gemeinde liegt im Sterben, es geht nur noch um ein oder zwei Tage. Ich habe gesagt: „Komm doch mit!“ Er war tief beeindruckt von diesem Mann, wie er gebetet hat. Es war ein Erlebnis. Ich sagte zu Ryan: „Bestimmt in den nächsten zwanzig Jahren wird das eine Rarität sein, wenn du noch einmal so ein Erlebnis hast.“
Dieser Bruder betete an diesem Tag, an dem mein Sohn dabei sein durfte, so richtig ein Schwanenlied. Es war sein letztes starkes Gebet, und zwei Wochen später war er tot. Von dem Tag an merkte man, es ging bergauf mit seinen Kräften, er war etwa achtzig, fünfundachtzig Jahre alt.
Aber das Gebet an dem Tag war bewegend. Mein Sohn durfte das miterleben. Als wir herauskamen, kann ich euch nicht sagen, wie tief er beeindruckt war von diesem Mann, der wusste, dass er bald sterben würde. Wir gingen mit dem Bewusstsein hin, wir gehen zu einem sterbenden Mann, um ihn zu ermutigen, und kamen dabei selbst ermutigt nach Hause. Nimm dein Kind mit in den Dienst!
Was noch? Niemand hier wollte vor ihm noch etwas sagen. Identisch, gut. Jawohl, ja, mit in die Gemeinschaft, Kinderstunde, mit in den Dienst. Ja.
Wenn ich meinem Kind gegenüber sündig geworden bin, dass ich bereit bin, mich zu entschuldigen vor und bei meinem Kind. Ja. Ich habe einmal alle gefragt, die mich entschuldigt haben, dass ich nicht sündig geworden bin, dass ich nicht sündig geworden bin, dass ich nicht sündig geworden bin, dass ich nicht sündig geworden bin, dass... Sicherungen brannten bei mir durch, bei unserem jüngsten Sohn.
Ich habe ihn – ich schäme mich, das zu sagen – schwer gezüchtigt, weit über das Maß und mit viel Zorn. Wir waren im Auto und seine Brüder waren da. Ich habe die Herrschaft total verloren, ich fuhr vielleicht fünfzig Meter weiter. Ich konnte nicht mehr, mein Gewissen schlug wie ein Hammer auf mich ein. Da fuhr ich an den Straßenrand, drehte mich weinend um und bat meinen Sohn um Vergebung. Dann bat ich die zwei älteren Söhne um Vergebung für ein so schlechtes Vorbild bei der Erziehung.
Wisst ihr, was man bei Kindern entdeckt? Sie vergeben so gern, sie sind so gerne bereit zu vergeben. Wir verlangen von ihnen, dass sie sich entschuldigen, und wenn wir kommen und uns entschuldigen, sind sie herzlich gerne bereit, uns zu vergeben, weil sie wissen, wir alle sind unvollkommen, auch der Vater. Ich bin so dankbar für vergebende Kinder, für Kinder, die mir vergeben haben, wenn ich gesündigt habe.
Was noch motiviert, den richtigen Weg zu gehen? Gute Ideen sind hier, übrigens, ich wiederhole sie nur für die Kassette, denn man kann das von hinten nicht hören. Was noch? Bereit sein, loszulassen, wenn die Zeit kommt, dass das Kind aus dem Hause geht. Bereit sein, loszulassen. Das ist ein Prozess, ein Verfahren, ein Werdegang, der schon früh im Leben beginnt.
Dieser ganze Prozess des Loslassens geht allmählich an und findet einen Höhepunkt, wo man sagt: „Jetzt bist du frei.“ Ich kann mich erinnern, letztes Jahr im Sommer sagte ich zu meinem ältesten Sohn: „Jetzt trägst du die volle Verantwortung für dein Leben. Die Entscheidungen, die du triffst, hinter denen stehen wir. Wir beten für dich, dein Weg mit den Finanzen usw. – das ist dein Weg.“ Ich bin so dankbar, dass wir loslassen dürfen.
Gott hat nicht geplant, dass wir Eltern ständig die Kinder an der Leine halten und sie herumführen, sondern dass wir sie loslassen in die Obhut unseres Herrn.
Was noch? Jahr zwanzig. Es war unser Ziel, dass wir unsere Kinder so erziehen, dass sie mit achtzehn ganz selbständig den Weg gehen können – in ihrem Wandel mit dem Herrn, mit dem Zeugnis, mit dem Geld, mit der Geschlechtlichkeit, mit allem. Dass sie herangereift sind mit achtzehn. Beide gingen weg von zu Hause mit achtzehn auf ein Internat. Die ältesten zwei waren schon weg von zu Hause und waren dann, sie war natürlich in der Leitung der Schule, aber weg von uns. Wir wollten, dass sie selbständig den Weg gehen könnten, wenn es sein müsste, und so war es bei den beiden Eltern.
Noch andere Dinge? Gute Idee. Gut.
Ich denke, das Wort „Vorbild“ ist sehr, sehr wichtig in Bezug auf die Kindererziehung. Und da möchte ich dann weiter über das Wort „Vorbild“ hinaus zu der ausgewogenen Methodik der Kindererziehung sprechen, die ich von der Schrift her sehe. Dabei habe ich zwei Wörter, die mir sehr, sehr wichtig sind. Sie kommen aus Johannes 1, Vers 14. Wer mich kennt, weiß, dass es ein Lieblingsvers von mir ist. Wenn du irgendetwas von mir hörst oder über mich hörst von woanders, weißt du, dass dieser Vers für mich ein Leitfaden ist in all meinem Denken.
Johannes 1, Vers 14: „Wir sahen Jesus Christus voller der Herrlichkeit des Vaters, voller Gnade und voller Wahrheit.“ Seit gut fünfzehn Jahren betrachte ich diesen Vers im Zusammenhang der Ausgewogenheit: Gnade und Wahrheit.
Wenn man zunächst einmal davon ausgeht, Christus war voller Herrlichkeit, voller Gnade und Wahrheit, war er ausgewogen, voll von beiden – nicht halbvoll und übermäßig voll vom anderen, sondern voll von beiden. Es ist wie ein zweimotoriges Flugzeug, wo beide Motoren gleich stark ziehen: voll von Gnade und voll von Wahrheit.
Was geschieht, wenn ein Mensch die Gnade unterbetont und die Wahrheit überbetont? Was sind die wahrscheinlichen Auswirkungen, wenn ein Christ die Wahrheit überbetont und die Gnade unterbetont? Gesetzlichkeit kann kommen, ja. Hartherzig und nicht vergebend ist häufig der Fall. Was noch? Oft sehr eng im Denken, oft unbarmherzig, die Gnade kommt zu kurz, oft richtend, vorurteilend manchmal.
Was ist auf der Kehrseite, wenn jemand die Wahrheit und Konsequenz unterbetont und übermäßig die Gnade überbetont? Was ist die negative Auswirkung? Inkonsequenz auf jeden Fall. Ja. Untreue? Was noch? Man ist unverantwortlich gegenüber falschem Verhalten. Vielleicht labil oder einfach keine klare Position beziehend, weil die Person keine klare Position bezieht. Stolz habe ich hier drüben gehört. Was noch?
Man merkt: Beide Überbetonungen sind falsch. Hier gilt es nicht, in irgendeiner Form zu sagen: „Jetzt bin ich in der Wahrheit, das gilt, und anderes gilt nicht“ oder „Ich bin im Erbarmen, das gilt, und anderes gilt nicht.“ Sondern: Viva Christus!
Dann gehe ich davon aus, Römer 8, Vers 29: „Wir sind vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden.“ Wenn er sich vorgenommen hat, mich umzugestalten in sein Bild, möchte ich da mitmachen. Ich möchte wachsen in dieser ausgewogenen Christusähnlichkeit, voller Gnade und voller Wahrheit, damit in meinem Leben Ausgewogenheit herrscht.
Das hat eine unglaublich wichtige Tragweite und Folgen in der Kindererziehung. Ich kann nicht überbetonen, wie wichtig das ist in der Kindererziehung, denn Kinder werden sich falsch verhalten. Es heißt ja nicht umsonst in der Schrift, dass Torheit dem Knaben im Herzen steckt.
Wir sind alle gefallene Kreaturen, gefallene Menschen. Die sündige Natur ist in uns, und die Neigung, wegzugehen von der Wahrheit Gottes, wegzugehen von guten Normen, wegzugehen vom rechten Weg, ist in uns allen – auch in unseren Kindern.
Wir schauten unsere kleine Säuglingstochter in der Wiege an und sagten: „Oh, du Kind Adams.“ Also sie ist gefallen. Es ist kaum vorstellbar, wenn man ein kleines, scheinbar unschuldiges Kind anschaut und denkt, in ein paar Jahren entpuppt sich hier ein ganz böser Wille. Das tut sich auch. Bei jedem Kind ist es gleich. Der Böse ist uns im Herzen drin, sagt die Schrift, sagt auch jede Erfahrung.
Wir haben die Verantwortung als Eltern, in Ausgewogenheit – Gnade und Wahrheit – das Kind auf den richtigen Weg zu führen, so dass dem Kind schmackhaft gemacht wird, auf diesem Weg zu bleiben.
Ich bin so dankbar für Glaubensväter und -mütter der Vergangenheit und Glaubenshelden der Gegenwart, die mir zeigen, dass es möglich ist, solche Kindererziehung zu machen.
Damals, mit 19 Jahren, war ich in Berlin. Gerade da bekam Frau Joder, die Frau vom Jugend-für-Christus-Leiter, ein Kind. Das war für mich ein großes Erlebnis. Dann hatten sie auch eine sechsjährige Tochter. Er erzählte mir manches über Kindererziehung, was sie in der Ausbildung gelernt hatten, aber auch, was sie in der Erfahrung gelernt hatten.
Da geschah während meiner Zeit dort etwas ganz Wichtiges. Ich bin so dankbar, dass ich das erfahren habe. Ich hätte das sonst nicht gewusst.
Die kleine Christine damals bekam jeden Morgen Müsli oder Haferflocken zum Frühstück. An einem Tag hat sie gestreikt und gesagt: „Das esse ich nicht, das will ich nicht.“ Der Vater wusste, dass irgendwann die Phase in jedem Kind kommt, wo das Kind sagt: „Ich versuche mich durchzuboxen, willentlich gegen meine Eltern anzugehen, anzufahren, mich durchzusetzen.“ Er wusste durch die Erfahrung mit seinem Kind: Jetzt ist die Stunde gekommen.
Ich kann mich sehr gut erinnern: Ich war im Nebenraum. Um elf Uhr morgens saß sie noch am Frühstückstisch, noch im Nachthemd, weinend, weil sie die Frühstücksflocken essen musste und nicht wollte. Etwa um halb zwölf hat sie sie endlich aufgegessen und konnte aufstehen und weggehen vom Tisch.
Biljode erzählte mir von einem anderen Missionar, den er kannte. Der musste die ganze Nacht aufbleiben mit einem Sohn, gerade in der Phase, wo es um diesen Willenskampf ging: Ob der Sohn siegt über den Vater oder nicht.
Wir haben es bei all unseren Kindern bis jetzt auch so erlebt. Irgendwann kommt die Machtprobe des Willens. Wie man da reagiert – in der Machtprobe des Willens – in Gnade und Wahrheit die Konsequenz beizubehalten, ohne in Zorn zu geraten, ohne in Wut auszubrechen, sondern zu sagen: „Nein, so lange geht es. Aber ich will nicht. Nein, so lange geht es.“ Es geht in diese Richtung, nicht in jene, sondern in diese Richtung. Konsequent, aber liebevoll dabei bleiben.
Das fordert eine Eselsgeduld. Also ich sage euch aus Erfahrung: Es ist eine Geduld, die ich in mir nicht habe, die ich mir vom Herrn schenken lassen muss.
Ich bin so dankbar damals in Berlin für diese Erfahrung mit der kleinen Christine. Letzte Woche bekamen wir von der Mutter eine Nachricht, dass Christine jetzt das zweite oder dritte Kind zur Welt gebracht hat. Die Oma im Bild trägt das Kind auf dem Arm, Frau Joder. Sie wohnen jetzt in England, und die Kinder sind aktiv mit dem Herrn, aktiv in der Gemeinde.
Du, es ist ein Vorrecht höchsten Ranges, so etwas erlebt zu haben, in meiner Vergangenheit zu sehen, wie eine Familie konsequent den Weg mit dem Herrn geht – welch eine großartige Gnade!
Aber das forderte seinerzeit in Berlin Konsequenz mit den Haferflocken, Konsequenz mit dem Willen eines Kindes, damit das Kind weiß, es geht so lang und nicht anders, weil ich das Wohl des Kindes im Auge behalte.
Das heißt dann, in der Kindererziehung habe ich Bestätigung und Annahme als Ausdruck der Gnade und Züchtigung und Korrektur als Ausdruck der Wahrheit. Zucht und Disziplin, Bestätigung und Annahme.
Wenn ich Christus ähnlich erziehen will, wie er mich erzieht, habe ich diese beiden Methoden.
Ich möchte ständig – es wurde hier schon gesagt – dem Kind Geborgenheit verleihen. Ich muss dem Kind durch Liebe, Annahme, Wärme, Freundlichkeit zeigen: Du gehörst hierher, und wir sind dankbar, dass du hier bist.
Manche haben es vielleicht mitbekommen, ich weiß es nicht. Vorhin in der Pause kam eine kleine Tochter auf mich zu und sagte: „Daddy, I love you.“ Sie hat mich umarmt. Da hat Peter, der daneben saß und das gehört hat, gesagt: „Ja, man hört das von manchen amerikanischen Kindern, dass sie ‚I love you‘ sagen, ich liebe dich.“
Warum hat sie „I love you“ gesagt? Weil sie diese Worte bestimmt zigtausendmal von ihrem Vater gehört hat. Ich versuche meinen Kindern jeden Tag, wenn ich in ihrer Gegenwart bin, zu bestätigen, dass ich sie liebe. Wenn wir sie aus der Ferne anrufen, sage ich mindestens einmal im Gespräch: „I love you, ich habe dich lieb.“
Eine Annahme: Du bist mir wichtig, so wie du bist. Die Kleine lernt verblüffend schnell. Meine Frau war mit ihr vor einiger Zeit in der Straßenbahn unterwegs und hat festgestellt, was diese Worte „I love you“ bedeuten. Die Kleine sagte zu meiner Frau: „Mommy, I love you.“ Sie schaute hoch: „Mommy, I love you, I love you Lenay, Mommy, I love you, I love you Lenay, I love you Mommy.“ Dann schaute sie eine andere Frau in der Straßenbahn an und sagte zu ihr: „I love you, I love you Mommy, I love you Mommy, I love you Mommy, I love you Mommy.“
Die andere Frau bekam das mit, war perplex, verstand sie und war ganz erstaunt, was dieses kleine Kind macht, dass es ständig „Ich liebe dich“ sagt. Nach vielleicht zehn oder fünfzehn Mal sagte die ältere Frau schon: „Du, ich liebe dich auch.“
Weißt du, Kinder lernen, was sie bekommen. Hören sie diese Worte, lernen sie auch, sie über die Lippen zu bringen.
Als sie ganz klein war, habe ich gemerkt, sie kuschelte nicht. Sie war auch kurze Zeit im Brutkasten, war früh geboren, war eine Zeit lang im Krankenhaus, drei Wochen oder so. Als wir sie nach Hause brachten, merkte ich, ich wollte sie an mich halten, aber sie klammerte sich nicht an uns. Ihre Brüder dagegen waren ganz anders. Als sie klein waren, klammerten sie sich ganz fest an uns.
Ich sagte zu meiner Frau: „Sie will nicht.“ Und ich will, dass sie das nicht so macht. Der Moment dient zur Traurigkeit, aber später gibt sie eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit denen, die dadurch geübt sind.
Einmal, ich weiß nicht warum, aber einmal in meiner Kindheit habe ich das Auto meines Vaters in der Garage besichtigt und kam auf die glorreiche Idee, die Luft aus allen vier Reifen abzulassen. Dann habe ich es meinem Vater gemeldet: „Papa, die Reifen am Auto sind platt.“
Er ließ die Reifen abmontieren, sie wurden zur Tankstelle gebracht und geprüft. Man hat keine Löcher entdeckt. Dann kam mein Vater zurück und sagte: „Roger, es wurden keine Löcher entdeckt, die Reifen waren alle bestens in Ordnung. Wie kam die Luft aus den Reifen?“ Ich habe gelogen.
Ich habe diese Lüge im Rücken gespürt und habe es wohlverdient. Ich habe meinen Vater angelogen, es war ein Vertrauensbruch. Mein Vater nahm mich in weiser Konsequenz auf die Seite und versohlte mir den Hintern ganz schön – schön verdient, aber mit Mäßigung, nicht mit Zorn. Ich bin so dankbar dafür. Einige andere Male musste er das tun, und ich bin sehr dankbar für diese Züchtigung meines Vaters. Dankbar, dass ich lernen wollte, ihm zu gehorchen.
„Torheit steckt dem Knaben im Herzen, aber die Zucht treibt diese Torheit aus.“ Es gibt eine Trotzphase mit zwei Jahren und eine zweite Trotzphase in den Teenagerjahren.
Ich kann mich sehr gut an die zweite Trotzphase erinnern, die ich mit meinem Vater erlebt habe. Ich arbeitete für ihn im Lebensmittelgeschäft. Er gab mir eine Anweisung: Ich sollte, ich glaube, die Milch im Milchkühler nachfüllen. Dann sollte ich mit der zweiten Anweisung rausgehen und die Colaflaschen nachfüllen. Es war ein heißer Sommertag, und ich motzte: „Mach doch erst das erste, bevor das zweite kommt,“ oder so eine freche Bemerkung.
Ich sollte dazu sagen, mein Vater hatte im Lebensmittelgeschäft auch eine Fleischabteilung. Jede Woche trug er etwa zwei Zentner Fleischstücke vom Lieferwagen ins Geschäft, brachte sie auf den Tisch zur Verarbeitung und hängte sie wieder auf. Ich konnte die Dinge nicht einmal heben. Er hatte starke Arme, sage ich euch.
Er packte mich am Arm. Es war Abend, Hauptgeschäftszeit, die Leute kamen vom Feld, standen rings um die Theke, vielleicht fünfzehn Personen. Mein Vater nahm mich mit festem Druck am Arm auf die Seite und sagte: „Roger, das hört auf, oder wir gehen raus!“ Ich war siebzehn Jahre alt. Ich wusste, ich bin unten durch, wenn ich versuche, gegen ihn anzukommen. Ich wusste, ich hätte jeden Schlag, jede Züchtigung verdient wegen meiner Frechheit.
Von diesem Tag an kann ich mich nicht erinnern, meinen Vater frech angeredet zu haben. Von dem Tag an sprach ich ihn ehrend an.
Torheit, Frechheit, Rebellion steckt dem Knaben im Herzen. Züchtigung korrigiert sie.
Es ist nicht weise, wenn Eltern zu einem kleinen Kind sagen, das trotzt und frech redet: „Ach, das ist bloß ein kleines Kind.“ Ich habe von meinen Eltern gelernt, wie wichtig es ist, Frechheit zu blocken. Und zwar gleich, wo sie in einem kleinen Körper vorkommt. Frechheit wird geblockt.
Meine Eltern duldeten keine Frechheit, und wir haben es bei unseren Kindern genauso nicht geduldet. Freches Reden wird sofort geblockt.
In Sprüche 30 lesen wir von dieser Frechheit: „Ein Auge, das den Vater verspottet und verachtet, die Mutter zu gehorchen.“ Das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen (Sprüche 30, Vers 17).
Ich möchte meine Kinder davor bewahren. Ich möchte nicht, dass meine Söhne und meine Tochter frech gegen ihre Eltern anfahren. Ich möchte sie vor jedem Unheil bewahren, und ich bewahre sie vor diesem schrecklichen Unheil in der Zukunft, wenn ich sie dazu anleite, ihre Eltern ehrenvoll anzusprechen.
Das bringt eine Frage auf in Bezug auf dich und mich: Wie sprechen wir mit unseren Eltern? Wie hast du mit deinem Vater gesprochen? Und die zweite Frage: Wenn du frech gegen deinen Vater und deine Mutter gesprochen hast, hast du dich dafür entschuldigt? Hast du das durch Versöhnung gereinigt, sodass dieses freche Reden und die freche Einstellung ein Ende gefunden haben gegenüber deinen Eltern?
Denn wenn du erwartest, dass deine Kinder eine ehrenvolle Haltung entgegenbringen – das ist nämlich das erste Gebot mit Verheißung: „Ehre deinen Vater und deine Mutter, damit es dir gut geht und du lange lebst“ (Epheser 6,2-3) – dann sollen unsere Kinder lernen, uns zu ehren, damit es ihnen gut geht.
Wenn wir unsere Eltern ehren, haben wir das Vorbild gesetzt, dass sie uns ehren. Verunehren wir unsere Eltern, sollten wir uns nicht wundern, wenn sie uns anmotzen. Das ist die natürlichste Auswirkung und die Weitergabe von schlechtem Vorbild.
Meine Frage noch einmal: Wie ist deine Beziehung zu deinen Eltern heute? Hast du eine innerliche ehrende Haltung gegenüber deinen Eltern, so dass du sagst: „Ich bin dankbar für meine Eltern, mit all den Erziehungsfehlern, die waren. Ich bin dankbar für sie, ich trage sie im Gebet zum Herrn, und ich tue das Beste, was ich kann für sie.“
Wenn das deine Einstellung ist, preist den Herrn! Wenn nicht, korrigiere heute deine Einstellung, sonst hast du später in der Kindererziehung nur Probleme – und zwar wahrscheinlich gravierende Probleme.
Gnade, Annahme, Freundlichkeit, Zärtlichkeit, auch Korrektur und dann die Züchtigung, die notwendig ist, um das Kind auf die richtigen Bahnen zu lenken. Und zwar beides im gleichen Maß, in Ausgewogenheit zueinander.
Wenn man ständig Kritik bekommt – ich hatte eine kurze Phase in meiner Jugend, wo ich meinte, mein Vater würde nur bemängeln, und ich habe ihm das auch gemeldet: „Ich weiß nie, ob ich etwas richtig mache.“ Es war eine kurze Phase, vielleicht hatte er etwas auf dem Herzen, aber ich bekam zu wenig Bestätigung, was ich richtig mache.
Er gab mir Anweisungen, ich sollte sie tun, aber es kamen nur weitere Anweisungen. Er war ein sehr beschäftigter Mensch.
Auf jeden Fall leiden wir alle darunter, wenn die Annahme, wenn die Bestätigung nicht kommt.
Gib massenhaft und übermäßig Bestätigung, damit das Kind weiß: Du gehörst hierher, das ist mein Nest, mein Zuhause, meine Eltern, die mich lieben.
Wenn man denkt, dass Züchtigung ein Kind wegtreibt, ist unsere Erfahrung das genaue Gegenteil. Jedes Mal, wenn ich darüber spreche, höre ich von Eltern, die dieselbe Erfahrung gemacht haben wie wir.
Ich denke an eine sehr kritische Situation bei uns. Wir waren zu Besuch bei der Oma, der Mutter meiner Frau, und der älteste Sohn war gerade in einer schwierigen Trotzphase. Wir dachten, wir verlieren alle Haare und jeden Verstand gerade in dieser Phase.
Er hat einen unglaublichen starken Willen, einen dicken Kopf. Es kam die Zeit, dass wir uns verabschieden wollten. Wir merkten, er drückt gegen den Zaun. Wir wussten, er probiert ein bisschen Frechheit gerade an der Grenze aus. Gerade beim Essen am Tisch kam etwas auf, und er streckte die Zunge heraus.
Ich wusste, jetzt ist es vorbei, jede Grenze überschritten. Wir wollten keine Züchtigung bei der Oma vornehmen. Wir wollten, dass es vielleicht ohne Züchtigung abgeht, gerade in der letzten Stunde.
Ich stand auf, nahm ihn weg, wir marschierten ins Schlafzimmer. Wir hatten eine kleine Korrigierstunde, es gab ein paar Tränen, dann kamen wir zurück zum Tisch.
Wisst ihr, was wir bei ihm entdeckten? Er war der glücklichste Mensch der Welt. Er umarmte mich, alles war wieder in bester Ordnung.
Nur das Problem war, die Oma weinte. Großeltern haben es schwer, wenn junge Eltern züchtigen müssen.
Wir wussten, wir dürfen das nicht einfach übergehen lassen. Gerade nachdem die Züchtigung war, erlebten wir, was die Schrift bestätigt: eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit. Er benahm sich freundlich, ganz normal. Nach der Züchtigung kletterte er auf meinen Schoß, umarmte mich und sagte: „Papa, ich habe dich lieb.“
Züchtigung in Liebe, Züchtigung in Freundlichkeit, Züchtigung in Mäßigung treibt kein Kind von den Eltern weg, wenn das Kind weiß, dass es die Züchtigung verdient hat. Das Kind nimmt sie an.
Ich kann das nur bestätigen, was wir mit unseren Kindern und von vielen anderen Eltern gehört haben.
Wenn man es in diesem ausgewogenen Rahmen beibehält – natürlich steht vor euch kein vollkommener Vater. Bei mir brannten auch mal die Sicherungen durch, ich habe die Geduld verloren.
Manchmal zähle ich bis zehn oder bete. Manchmal weiß ich, ich kann jetzt nicht züchtigen, weil es nur im Zorn wäre. Dann warte ich, bis der Zorn vorbei ist, um nicht im Affekt und Zorn zu züchtigen, damit Gott durch mich wirken kann zur Heilung des inneren Menschen meines Kindes.
Ich möchte, dass es zum Wohl meines Kindes reicht: die Ausgewogenheit von Gnade und Wahrheit, von Annahme, Freundlichkeit, Zärtlichkeit, Streicheln usw. und von Wahrheit, Züchtigung, Prinzipien, Korrektur, Zurechtweisung und Ermahnung. Beides gehört dazu, und zwar nicht eines auf Kosten des anderen, sondern beide in Ausgewogenheit.
Das Ergebnis ist ein Kind, das weiß, wo es hingehört, und ein Kind, das innerliche Geborgenheit hat.
Hier möchte ich noch zwei weitere Dinge sagen:
Erstens: Wir Eltern tragen die Verantwortung für die geistliche Erziehung unserer Kinder.
Einer sprach davon: Wir beten mit unseren Kindern, wir lesen ihnen die Bibel vor, wir erzählen Geschichten, wir sehen, dass sie in die Kinderstunde kommen und unterrichtet werden. Es ist deine und meine Verantwortung, im Vorbild und in der Lehre die Kinder zu unterrichten.
Ich darf diese Verantwortung nicht an die Gemeinde abgeben. Damals, als ich in der Gemeindeleitung war, war ich auch in der Familie die Leitung. Ich möchte, dass meine Kinder biblische Wahrheiten von meinen Lippen erfahren.
Eine der besten Sachen, die ich gemacht habe, war, drei Jahre lang Kinderarbeit in der Gemeinde zu machen. Meine Frau war Schullehrerin in den USA, bevor wir herkamen. Als ich begann mit zwanzig Studenten eine drei Stunden lange Diskussion zu führen, war ich danach noch fit. Aber eine halbe Stunde mit vier- oder fünfjährigen Kindern – da bin ich erledigt, am Boden. Das schlaucht so sehr, mit welcher Intensität man an die Sache rangehen muss.
Ich habe viel über den Umgang mit Kindern in diesen drei Jahren Kinderarbeit gelernt. Ich bin so dankbar für diese Zeit. Ich empfehle es jedem: Wenn du kannst, geh irgendwo in die Gemeinde und mach Kinderarbeit für eine Weile. Das bereichert dein Leben enorm.
Vor allem, wenn du im vollzeitlichen Dienst wohnst, mach das bitte in den ersten drei Jahren.
Übrigens kam Francis Schäfer nach Europa, um Kinderarbeit zu machen. Am Anfang machte er Kinderarbeit. Wenn man mit Kindern richtig umgehen kann, ihnen Freude am Evangelium wecken kann, macht man es auch gut mit Erwachsenen.
Das ist die erste Unterrichtsform: geistliche Beeinflussung der Kinder durch dein Vorbild, durch dein Gebet, durch das Erzählen biblischer Wahrheit, durch konsequentes Vorleben und Unterrichten deiner Kinder. Das ist deine Verantwortung in der Familie.
Zweitens: Sei tüchtig dabei, den Fernsehapparat häufig auszuschalten.
Wir sind 24 Jahre verheiratet und haben vielleicht fünf- oder sechsmal einen Fernseher angeboten bekommen. Einmal haben wir ihn angenommen – einen Schwarz-Weiß-Apparat. Wir haben unsere Kinder gefragt, weil sie sagten: „Oh, wir freuen uns, wir haben jetzt einen Fernseher.“ Da sagte ich: „Aber die Frage ist, ob ihr bereit seid, von eurem Taschengeld die monatlichen Fernsehgebühren mitzutragen, damit wir ihn anschließen können.“ Sie waren nicht bereit. Ich auch nicht. So haben wir den Apparat auf den Dachboden gestellt und nie angeschlossen.
Weißt du warum? Ich habe in meiner Jugend erlebt, als Fernseher in den USA kamen – ich erinnere mich, als Königin Elisabeth gekrönt wurde, war das mein erstes Erlebnis mit dem Fernseher. Wir hatten damals keinen, und es wurde in einem Geschäft in der Stadt im Schaufenster gezeigt, mit Lautsprecher draußen. Wir haben die Krönung live mitverfolgt. Oh, das war was!
Dann kam der Apparat zu uns nach Hause. Ich merkte, wie bestimmend der Apparat wirkte, auch wenn ich nur kurz etwas holen wollte. Ich lief durch die Wohnung zur Küche, um ein Glas Wasser zu holen, und blieb vor dem laufenden Fernseher stehen. Aus ein paar Minuten wurden anderthalb Stunden vergeudete Zeit. Ich ärgerte mich über meine Unbeherrschtheit.
Ich nahm mir vor, wenn wir heiraten, wollen wir keinen Fernseher haben. Ich weiß, dass ich das Ding wahrscheinlich nicht beherrschen kann. Meine Frau war gleicher Ansicht. In der Verlobungszeit kamen wir zur Übereinkunft: Wir wollen keinen Fernseher anschaffen.
Ich bin nicht gesetzlich dagegen, ich habe keine gesetzliche Haltung. Wir können natürlich Fernsehprogramme anschauen. Nur gibt es erstens wenige Programme, die wert sind anzuschauen, und zweitens habe ich nicht die Zeit, alles zu schauen.
In der Gemeindearbeit war ich so eingespannt, dass ich nicht wüsste, wo ich die Zeit hernehmen sollte – von welchem Besuch, von welcher Predigtvorbereitung, von welchem Dienst –, um sie dem Fernseher zu geben.
Dazu kommt, dass der Fernseher ein Übermittler von Abstumpfung für unsere geistlichen Werte ist.
Kurz vor der Ausreise nach Deutschland machten wir Gemeindebesuche. Ein fünfjähriger Sohn eines Pastors saß auf dem Boden im Wohnzimmer vor dem Fernseher. Ich erinnere mich noch an die Szene auf dem Bildschirm: Einer sitzt auf einem Stuhl, die Tür macht sich auf, jemand läuft ins Zimmer mit einem großen Gegenstand und haut ihn auf den Kopf. Er fällt tot oder ohnmächtig auf den Boden.
Diese Gewaltszene bleibt mir bis heute in Erinnerung. Der kleine Junge saß da, bewegte sich nicht, schaute die Gewaltszene an und dachte wahrscheinlich nichts dabei.
Ich habe jahrelang keinen Fernseher geschaut, keine Gewaltfilme. Das geht mir bis heute nach.
Ich denke, ein Großteil unserer Unempfindsamkeit für die Not unserer Mitmenschen kommt daher, dass wir durch das ständige Anschauen von Gewalttaten abgestumpft sind.
Als ich einmal im Flugzeug nach USA war, lief ein Film. Ich sagte mir, ich schaue den blöden Film nicht an, weil es um Schießereien und anderes ging. Später schaute ich hoch, sah eine Gerichtsverhandlung und dachte, das interessiert mich.
Zum Schluss merkte ich, dass der Angeklagte im Bett mit der Rechtsanwältin war, die ihn vertrat, und er versuchte, sie zu ermorden, woraufhin sie ihn umbrachte. Furchtbar!
Ich sprach mit der Frau neben mir im Flugzeug und sagte: „Haben Sie gemerkt, wie verfeinert die Filmemacher die falsche Wertvermittlung machen?“ Mord war schlecht, er war deswegen angeklagt. Aber die Affäre und Unmoral wurden geduldet.
So werden Wertvorstellungen an unsere Generationen weitergegeben und wir stumpfen ab gegenüber biblischen Maßstäben.
Neulich las ich in der Stuttgarter Zeitung einen warnenden Artikel von Weltmenschen über den übermäßigen Fernsehkonsum. Wenn Weltmenschen warnen, sollten wir erst recht in der Gemeinde davor warnen, dass es eine schädliche Wirkung haben kann, wenn wir den Fernseher nicht sehr filternd und wählerisch einschalten.
Für manche von uns wäre es das Beste, wir schaffen ihn bald ab, weil er störend wirkt.
Wir haben uns natürlich gefragt, wie es bei unseren Kindern ist, wenn sie die Wohnung verlassen und die Freiheit haben, fernzusehen, wie sie wollen.
Der zweite Sohn kam ins Internat. Dort gab es Fernseher und Videogeräte. In der ersten Woche schaute er ein paar Filme, in der zweiten Woche aber spielte er Klavier und sagte: „Ich habe gemerkt, dass mir das Fernsehen jede Zeit zum Üben und Lernen raubt. Meine stille Zeit ging kaputt. Ich kann das Ding gar nicht einschalten.“
Ich habe bei einer Umfrage der Schulleitung an uns Eltern nach einer Empfehlung gefragt. Die Antwort war: „Das Beste wäre, das Videogerät abzuschaffen.“
Ich wunderte mich, ob das in den Kindern sitzt. Wir beteten dafür, dass sie innerlich eine Wertvorstellung haben, keine gesetzliche Haltung.
Natürlich darf man fernsehen, aber ich will nicht. Warum? Weil es Zeit nimmt von Gottes Auftrag und weil es Dinge vermittelt, die ich als Christ nicht gutheiße. Es verdirbt viel an der Kindererziehung vieler Familien.
Ich flehe euch an: Wenn ihr einen Fernseher habt, beherrscht das Ding! Wenn ihr es nicht beherrscht, dann tut es weg. Es ist ein Feind göttlicher Werte und Normen unserer Zeit – mit wenigen Ausnahmen.
Möge der Herr uns helfen in der Erziehung unserer Kinder, dass wir nicht nur richtig denken, sondern auch große Freude haben – in der Ausgewogenheit von Gnade und Wahrheit, von Annahme und Liebe, Freundlichkeit und von Zucht und Korrektur sowie viel Gebet in der Beeinflussung unserer Kinder, den Herrn von ganzem Herzen zu lieben.
Eine der größten Freuden war, als unser dritter Sohn zu mir kam ins Wohnzimmer und sagte: „Papa, ich will Christ sein.“ Ich wusste, er meinte, er will Christ werden. Er war fünf, kam rennend zu mir ins Wohnzimmer und sagte: „Ich will Christ werden.“
Da habe ich ihm noch einmal den Weg erklärt. Dann fragte er: „Ja, aber wie mache ich das? Wie bete ich? Was soll ich sagen, damit ich es richtig mache?“
Ich fragte: „Willst du, dass ich vorbete und du die Worte mit mir sagst?“ Er sagte: „Ja, bitte.“
Hier habe ich ein Gebet gesprochen, ein Gebet der Annahme des Herrn. Er hat mitgebetet. Dann sagte ich: „Lamar, du solltest jetzt etwas machen.“ Ich sagte nichts mehr.
So lag er etwa zehn Sekunden in meinen Armen. Dann kamen alle Muskeln seines Körpers in Bewegung. Plötzlich sprang er aus dem Sofa, aus dem Stuhl, wo wir saßen, rannte in die Küche, erzählte sofort seiner Mutter, rannte ins andere Zimmer und erzählte seinem Bruder.
Als die Nachbarin am nächsten Tag von oben herunterkam, um in den Kindergarten zu gehen, erzählte er es ihr im Treppenhaus. Später am Morgen erzählte er es allen Kindern im Kindergarten: „Ich bin ein Christ, ich bin ein Kind Gottes, mir sind die Sünden vergeben worden.“
Eine der größten Freuden des Lebens ist es, zu sehen, wenn der Glaube sich in unseren Kindern mehrt.
Ich denke auch an Friedel und seine Kinder und seine Familie und auch die erweiterte Familie hier vom Hückeswagen. Welch eine Riesenfreude es ist, wenn wir als Familie im Auftrag des Herrn stehen dürfen und andere Menschen gemeinsam zu Jesus rufen.
Wir beten zusammen:
Danke, Vater im Himmel, für die Liebe Gottes in Christus Jesus, die ausgewogene Liebe, die Liebe voller Wahrheit und voller Gnade. Darin wollen wir leben, dir dienen und dir Freude machen.
Wir wollen unseren Kindern damit dienen, dass sie heranwachsen zu Männern und Frauen des Glaubens, der Zuversicht und Hoffnung, zu Männern und Frauen der Konsequenz in ihrem Wandel mit dir und gegen die Sünde.
Herr, wenn wir heute als Eltern sagen dürfen, dass unsere Kinder den Weg mit dir gehen, betrachten wir das als pure Gnade, dein wunderbares Wirken.
Wir bitten dich im Namen Jesu: Hilf, dass sie auf dem Weg bleiben. Hilf uns, als Eltern weiterhin an dieser Aufgabe in Konsequenz zu bleiben.
Wir bitten dich gemeinsam füreinander. Ich bitte dich für die jungen Paare, auch wenn die Frau schwanger ist und bald ein Kind kommt: Gib ihnen große Zuversicht in der Aufgabe der Kindererziehung.
Du hast uns Regeln, Mittel und Wege gezeigt und gegeben, dass wir darin wandeln können und sollen.
Hilf uns, weg von der Welt zu schauen, auf deinen Plan und Maßstab, und uns nicht von den Strömungen der Welt einschüchtern zu lassen.
Gib uns Freude an der Aufgabe, in die du uns gestellt hast.
In Jesu Namen, Amen.