Einleitung: Die Berufung des kleinen Mannes zur Mission
In Jesu Namen, Amen!
Wenn Mission die große Sache der kleinen Leute ist, dann darf auch ich einen Missionsgottesdienst halten. Denn als Dino Christ oder Zenipietist gehöre ich zu den kleinen Leuten.
Ich stamme aus diesem Geschlecht der Kullen, und meine Vorväter sagten: Auf dieses Wort reimt sich nur ein einziges, nämlich Nullen. Aber wenn der Herr eine Eins davor setzt, wird daraus ein großer Wert.
So hoffe und wünsche ich an diesem Morgen, dass der Herr dies auch heute tue und es uns wertvoll mache, sein Wort zu hören, das wir heute aus dem Propheten Jeremia hören.
Jeremia: Der Überredete und Verachtete
Die Verse sieben bis elf:
Herr, du hast mich überzeugt, und ich habe mich überzeugen lassen. Du bist mir zu mächtig gewesen und hast mich täglich überzeugt. Doch alle verlachen mich, denn so oft ich rede, muss ich schreien. So oft ich spreche, muss ich laut werden.
Ich muss Frevel und Gewalt anprangern, denn das Wort des Herrn ist für mich zu Hohn und Spott geworden – täglich. Da dachte ich: Ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen predigen.
Aber es war in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, eingeschlossen in mein Gebein, sodass ich es nicht ertragen konnte. Ich wäre fast zugrunde gegangen, denn ich höre, wie viele heimliche Reden geführt werden, und Schrecken ist ringsum.
„Verklagt ihn, wir wollen ihn verklagen!“ rufen all meine Freunde und Gefährten. Sie lauern darauf, ob ich nicht fallen werde. Vielleicht lässt er sich überlisten, damit wir ihm beikommen und uns an ihm rächen können.
Doch der Herr ist bei mir wie ein starker Held. Amen.
Der Zusammenbruch des Propheten
Fertig war dieser Mann, fertig. Fix und fertig, liebe Gemeinde! Eigentlich sollte er Mundbote Gottes sein, der seinen Mund für den Herrn aufmacht. Doch nun war er mundtot gemacht.
Eigentlich war er Sendbote, der für seinen Herrn geschickt wurde. Nun aber war er selbst in die Wüste geschickt. Eigentlich sollte er Dienstbote sein, der für seinen Herrn Geleise legte. Jetzt aber war er selbst auf dem Abstellgleis.
Nichts ging mehr, gar nichts. Wir sehen ihn, wie er fertig ist, fix und fertig. Dabei hatte sich sein Bodendienst so gut angelassen. Droben im Tempel und unten in der Stadt ging den Leuten sein Wort unter die Haut.
Wer Gott verlässt, der bekommt das große Klagen mehr. Gott verlässt man nicht ohne großes Weinen. Wer Gott verlässt, der ist verlassen. Verlasst euch darauf! Doch dieses Wort ging unter die Haut.
Und dann, und dann wurde er verspottet. Man lachte ihn aus, diesen Spassvogel. Dass der liebe Gott böse sein kann, sei doch ein schlechter Witz. Ein schlechter Witz! Er könne guten Leuten doch nicht böse sein.
Nein, solche Lachnummern rühren ans Zwerchfell, nicht ans Gewissen.
Die Verfolgung des Propheten
Verschmottet wurde er und angegiftet. Man zeigt ihn an, diesen Staatsfeind. Dass der liebe Gott die Babylonier zum Sieger erklärt, ist doch Schwerkraftzersetzung. Solchen Lügenmauern muss der Maul gestopft werden!
Angegiftet wurde er und eingesperrt. Man legt ihn an Ketten, diesen Miesmacher. Dass der liebe Gott den Tempel zerstört, ist doch wohl Gotteslästerung. Solche Leute gehören hinter Schloss und Riegel.
Jeremia im Block, gefangen, geschlagen, gegeißelt – fertig war dieser Mann. Fix und fertig.
Nun messe sich keiner an dieser gebeutelten Gestalt. Diese Jeremiade ist eine Sonderlektion für die Propheten. Und doch gibt es Parallelen für seine Nachfolger, für Haupt- und Nebenamtliche.
Manche unter uns wissen, wie das tut, wenn man verspottet wird.
Erfahrungen von Ausgrenzung und Verfolgung heute
Sören Kierkegaard, der dänische Religionsphilosoph, sagte einmal, als die Leute auf den Straßen von Kopenhagen mit den Fingern auf ihn zeigten, dass es nicht so schlimm sei, auf dem Feuer gebraten zu werden, wie von den Menschen zu Tode gegrenzt zu werden.
Schüler zum Beispiel, die in der Pause nicht auf den Schulhof, sondern in die Gebetszelle gehen, werden von den Kameraden zu Tode gegrenzt. Oder Arbeiter, die in der Kantine vor dem Essen die Hände falten, werden von den Kumpels zu Tode gegrenzt.
Auch Eltern, die vor heranwachsenden Kindern noch die Hausandacht halten, werden von den Kindern zu Tode gegrenzt. Eheleute, die mit ihren vier Kindern hinaus aufs Missionsfeld wollen, werden von Freunden zu Tode gegrenzt.
Das tut weh. Verspottet zu werden tut weh. Manche unter uns wissen, wie das ist, wenn man angegiftet wird. Bekannte rufen nicht mehr an und nehmen Abstand. Freunde melden sich nicht mehr und legen eine Distanz ein. Nachbarn tuscheln hinter vorgehaltener Hand und sagen: „Die da, die da!“
Verspottet zu werden und angegriffen zu werden tut weh. Ebenso tut es weh, eingesperrt zu werden. Manche unter uns wissen, wie es ist, wenn man eingesperrt wird. Wir denken an all unsere Schwestern und Brüder, die hinter Schloss und Riegel sind.
Doch Freiheit gibt es ja nicht nur im Kerker. Für manche ist die Ehe wie ein Gefängnis, in das man mit einem goldenen Ring hineingeschmiedet ist. Für andere ist die Sucht wie ein Gefängnis, aus dem man nicht mehr herauskommt. Wieder andere empfinden die Arbeit als ein Gefängnis, in dem man nicht mehr atmen kann. Und für manche ist die Krankheit wie ein Kerker, in dem man nur noch den Todesgeruch riecht.
Eheleute im Block, Missionare im Block, Fragende, Suchende, Gequälte im Block – gequält, gegeißelt, doch geschlagen, fertig sind sie, fix und fertig.
Die Frage nach dem Umgang mit dem Zusammenbruch
Wie wird man damit fertig? Wie werden wir damit fertig? Das ist die Frage an diesem Morgen. Wie wird man fertig, wenn man fertig ist? Viele sind heute Morgen hierher gekommen, die erschöpft sind, die nicht mehr können, die wirklich fertig sind. Wie wird man fertig, wenn man fertig ist?
Drei einfache Antworten gibt uns dieser Text. Zunächst: Stimmt etwas nicht? Können Sie das im Hintergrund hören? Ja, gut, alles in Ordnung.
Erstens: Ich weiß nicht, was los ist, und entschuldige mich vielmals. Drei Antworten auf die Frage „Wie wird man fertig, wenn man fertig ist?“ sind hier enthalten. Die erste Antwort lautet: Es dem Herrn sagen.
Die Kraft des Gebets: Es zu dem Herrn sagen
Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen. Heute gilt man ja mit drei Kindern schon als kinderreich – wir waren sechs, eine halbe Kompanie. Kinder werden nicht als schlechte Kopien der Eltern geboren, sondern als gute Originale Gottes. Unsichtbar steht auf jedem Kind „Made in Heaven“, gemacht im Himmel. Denn wir sind alle Originale Gottes.
Deshalb haben wir auch alle unsere eigenen Charakterköpfe, um nicht zu sagen: unsere Köpfe. Deshalb kam es aus dem schönen Miteinander mitunter dazu, dass es ein Nebeneinander wurde, dann ein Gegeneinander, ein Hintereinander und schließlich ein Durcheinander. Die Bauklötze flogen nur so um den Spruch: „Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen.“
Wenn dann die ganze Meute schließlich auf die jüngste und schwächste Schwester losging – übrigens heute eine Mutter von zehn Kindern und vielen Enkeln – dann zog sie die stärkste Waffe: „Ich sag’s dem Vater.“ Nichts war so wirksam und friedenschaffend wie dieser Satz: „Ich sag’s dem Vater.“
Jeremia hätte es Baruch sagen können. Dieser Schreiber war sein Privatsekretär. Er hätte einen offenen Brief schreiben und ihn der Öffentlichkeit bekannt machen können. Die breite Öffentlichkeit hätte diese Machenschaften nicht gebilligt. Er hätte es auch Josia sagen können, dem König, der für die Religionspolitik zuständig war. Per Dekret hätte er es abstellen und die Leute einfach beseitigen können. Ein König von Gottes Gnaden kann solche Richter gnadenlos nicht in seinem Reich brauchen.
Aber er sagte es nicht dem Schreiber, er sagte es nicht dem König, auch nicht einem Militär oder Politiker. Er sagte es überhaupt keinem Menschen, sondern er sagte es Gott: „Ich sag’s dem Vater.“ Damit ist er an der richtigen Adresse. Der hat Augen für ihn, der hat Ohren für ihn und der hat ein Herz für ihn.
Er sagt: „Du hast mit mir geredet, und ich habe mich überreden lassen. Herr, ich habe mich bei dir eingelassen, und du hast mich sitzen lassen. Herr, ich habe für dich gekämpft, und ich habe verloren.“ Beten ist nicht nur liturgisch, Beter haben nicht nur Psalmen auf den Lippen. Das Gebet ist nicht nur Gregorianik. Es heißt, dem Herrn zu sagen, was uns fehlt und was uns quält – und was wir gegen diesen Gott haben.
Genau das tut Jeremia. Er macht aus seinem Herzen keine Mördergrube, er nimmt kein Blatt vor den Mund. Der Herr ist die höchste und alles entscheidende letzte Instanz. Er kennt sich aus, dieser Gott, seit sein Sohn verspottet wurde. Ihm setzten sie die Dornenkrone auf, so als Narrenkappe, und riefen: „Gegrüßet seist du, Jüdenkönig!“
Er kennt sich aus, seit er angegiftet wurde: „Der hat’s doch mit dem Teufel, der hat den ‚Gott sei bei uns‘ am Wickel, bei dem gehen die Dinge nicht mit rechten Dingen zu.“ Und er weiß, wie einem zumute ist, wenn man eingekerkert wird. Sie nahmen ihn fest, machten kurzen Prozess, schleppten ihn hinaus und nagelten ihn ans Kreuz. Doch der Herr kennt sich aus.
Wer sich an ihn wendet, tut den ersten Schritt in die richtige Richtung – so wie Jeremia, der sagte: „Herr, du hast vergessen, wir beim Deklinieren nicht immer die zweite Form: ich habe, er hat, wir haben, ihr habt, sie haben… Wo bleibt denn das Zweite, die zweite Person? Du hast, Herr, du hast, du hast verfügt, du hast zugelassen. Herr, du weißt es alles.“
„Du weißt es alles, doch du hast verfügt.“
Vor einiger Zeit – und ich habe es an anderer Stelle schon gesagt – war ich auf dem Oberkirchenrat tätig. Als Hilfsberichterstatter haben wir dort einiges vom Bürowesen kennengelernt. Eine schöne Sache weiß ich heute noch: die Kunst des Weiterleitens. Wenn man ein Schriftstück bekommt, mit dem man nicht zurechtkommt, wird ein Vermerk darauf gemacht, und dann geht es weiter an die nächste zuständige Stelle, an den nächsten Schreibtisch.
Nur wenn es jeder so macht, kreist die Akte im Geschäftsgang und landet wieder auf dem eigenen Schreibtisch. Nur bei dem Herrn, dem wir es zuschreiben, bleibt diese Akte liegen. Er macht so, wie es Recht ist und wie es Recht wird.
Deshalb schreiben wir es diesem Herrn zu – nicht wie im Büro „z. d. A.“ (zu den Akten), sondern „z. d. H.“, zu dem Herrn. Auf diese Spottverse hin „z. d. H.“, auf diese Beklemmungen hin „z. d. H.“, auf diese ganzen Anschuldigungen hin, in alle Sorgen und Fragen und Probleme hinein „z. d. H.“, zu dem Herrn!
Er kann es machen, dass die Dinge so gehen, wie es heilsam ist. Lass die Wellen höher schwellen, wenn du nur bei Jesus bist. Wenn sie mittendrin sind in diesen Anfechtungen, wenn sie mittendrin sind im Block, wenn sie nicht mehr atmen können – zu dem Herrn, zu dem Herrn, heute Morgen!
Er kann es machen, dass die Dinge so gehen, wie es heilsam ist. „Es dem Herrn sagen“ – das ist die eine Antwort. Und die zweite Antwort…
Die Last gemeinsam tragen: Es mit dem Herrn tragen
Es mit dem Herrn tragen. Es gibt Berufskrankheiten: Beim Bäcker ist es die Mehlallergie, beim Bergmann die Staublunge, beim Oboisten Probleme mit dem Kopf. Haben Sie gewusst, dass es auch bei Mitarbeitern Jesu eine Berufskrankheit gibt? Diese Berufskrankheit ist die Resignation.
Die Resignation ist die Berufskrankheit des Christen, insbesondere des aktiven Christen. Wir können dieses Krankheitsbild bei Jona beobachten. Er bekam den Auftrag: Steh auf und geh. Er aber will nicht. Für ihn ist dieser Befehl eine Zumutung, eine Irridee, eine Katastrophe. Er kann nicht. Das ist ein Himmelfahrtskommando, das er übernehmen soll. Er steht am Ende – einer gegen alle, einer gegen die ganze Stadt, einer gegen alle Mutterseelen allein.
Zu diesem Krankheitsbild gehören Fluchtgedanken: nur weg von hier, vielleicht nach Portugal, um dort am Strand Traktate zu verteilen; nur weg nach Tarsis, um dort eine Gemeinde zu gründen; nur weg irgendwohin, um dort eine Vision zu haben. Dort, wo man nicht ist, dort ist das Glück.
Immer wieder denken wir, wie viel besser es uns an einem anderen Ort ginge als an dem uns zugewiesenen Platz. Oft geht uns durch den Kopf: Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich bin am Ende. Dann wäre es am besten, abzuhauen und wegzulaufen.
In jedem Beruf denkt man, man müsste sich nicht so schinden wie als Missionar. Dort in jenem Land hätte ich nicht so Migräne wie hier im Probenland. Dort an jener Stelle hätte ich es einfach leichter als hier. Und dort bei jener Frau hätte ich viel mehr Liebe als bei meiner Xanthippe.
Liebe Freunde, dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück. Jeremia dachte auch so: Er wollte nicht mehr an Gott denken und nicht mehr von ihm reden. Aber dann machte ihm der Herr Feuer. Es wurde in seinem Herzen wie Feuer, der Herr gab ihm Zunder, es kochte in seinem Gebein. Der Herr drängte ihn, marsch, marsch! Jeremia konnte sich nicht heimlich, still und leise aus seinem Beruf stehlen.
Ein Amos, ein Niemand aus dem Volk, konnte sich nicht einfach davonmachen. Niemand von uns kann sich einfach davonmachen. Wer uns hat, der hat uns in seinen Händen. Eine Flucht gelingt nicht. Jede Flucht vor Gott endet vor Gott. Wissen Sie, jede Flucht vor Gott endet vor Gott.
Deshalb lassen wir diesen Umgang. Bleiben wir an der Stelle, wo er uns haben will – und an keiner anderen. An der Stelle, wo wir sind, will er uns haben und an keiner anderen.
Selbst am dunkelsten und schwersten Platz tritt er neben uns. Er, der auch zitterte und sagte, der auch aus dem Gehorsam ausbrechen wollte. Er sagte sogar: Herr, wenn du willst, dann kann doch dieser Kelch an mir vorübergehen. Doch er musste ihn trinken bis zum letzten Blutstropfen.
Dieser Leitende, dieser Sterbende, dieser Passionsherr tritt neben uns, geht mit uns und trägt mit uns das, was uns aufgetragen ist.
Die Haltung der Hingabe: Es auf den Herrn wagen
Wie hat Marie Durand gesagt?
38 Jahre lang saß sie im Tour de Constance als Zeugin ihres Herrn. Jeden Donnerstag kam der Lagerkommandant und zeigte ihr einen Revers. Sie hätte ihn nur unterschreiben müssen, und sie wäre freigekommen, aber unter der Bedingung, nicht mehr von diesem Herrn zu reden. Doch sie schaute jeden Donnerstag nicht auf die Hand dieses Kommandanten, sondern auf die Hand ihres Herrn und sagte: A votre disposition, Seigneur – ganz zu deiner Verfügung.
Und wenn ich noch länger hier sein muss, ganz zu deiner Verfügung. Wenn ich hier leiden muss, ganz zu deiner Verfügung. Und wenn ich hier sterben muss, à votre disposition, seigneur.
So sind wir gefragt, so sollen wir antworten. Nämlich: Herr, wenn ich an diesem Platz stehe, an dem ich jetzt bin – sei es auf dem Missionsfeld oder in meiner Familie, wo ich nicht geachtet werde – Herr, zu deiner Verfügung!
Und Herr, wenn ich es noch länger aushalten soll, Herr, zu deiner Verfügung! Herr, und wenn ich darüber sterbe, à votre disposition, Jean-Geor, Herr, ganz zu deiner Verfügung!
So steht es. Es bedeutet, es mit dem Herrn zu tragen, aber auch das Letzte noch auf den Herrn zu wagen.
Die Zusage Gottes und das Bleiben im Dienst
Viremiers Gedanken gingen zurück. In Anat verlebte er seine Kindheit. Nie und nimmer dachte er an den geistlichen Beruf seines Vaters. Wer will schon in die Schuhe seines Vaters treten, zumal sie drei oder fünf Nummern zu groß sind? Ein Leben lang zu hören: „Du bist der Junge vom Alten“, ist nicht gerade stärkend.
Deshalb wollte er das nicht. Überhaupt will nicht jeder aus dem Schatten seiner Eltern heraustreten. Als der Herr ihn fragte, sagte er: „Herr, ich bin zu jung, ich kann nicht treten, ich tauge nicht für deinen Dienst.“ Aber dieser Herr ließ ihn nicht los. Er konnte sich nicht abwimmeln lassen. Wen er ergreift, hält er fest.
Jeremia wurde in die Hand genommen und versprochen: „Ich bin mit dir, ich bleibe bei dir, ich will dich erretten, fürchte dich nicht.“ Auf dieses Wort hin wagte er es. Bei diesem Wort ist er geblieben und merkte, dass es keine Sprechblase ist.
Nur eines: Man hat Gottes Wort nicht wie eine Jacke oder ein Handy. Es gibt dunkle Stunden, in denen wir nichts mehr von dieser väterlichen Stimme hören. Wenn Sie heute in einer solchen Situation sind, wo Sie nichts mehr hören von dieser väterlichen Stimme, dann machen Sie es wie Jeremia: Denken Sie zurück.
Vielleicht war es bei Ihnen keine Berufung, aber vielleicht die Taufe. Hat der Herr Ihnen nicht gesagt: „Ich bin mit dir“? Vielleicht war es bei Ihnen die Konfirmation. Hat der Herr nicht versprochen: „Ich gehe mit dir“? Vielleicht war es bei Ihnen der Tag der Bekehrung. Hat Gott nicht gesagt: „Ich will dich erretten“? Vielleicht war es bei Ihnen ein Satz in einer Predigt: „Fürchte dich nicht, fürchte dich nicht!“
Gottes Wort ist keine Sprechblase. Es ist wahr und bleibt bis heute. Dilder wurde von diesen Worten durchgetragen. Deshalb, als er gefragt wurde, wo er denn bleiben wolle, wenn der Kaiser ihn in die Reichsacht und der Papst in den Bann tut, wo er denn bleiben will, wenn er vogelfrei ist, antwortete er aufgrund dieses Wortes: „Sub cœlo Dei“ – unter dem Himmel Gottes, unter dem offenen Himmel Gottes.
Wo sollen Sie bleiben, wenn Sie wieder zurückgehen an Ihren Arbeitsplatz? Wo sollen Sie bleiben in Ihren schwierigen Familien? Wo sollen Sie bleiben, wenn Sie nach Hause oder sogar ins Krankenhaus gehen? Wo sollen Sie bleiben? „Sub cœlo Dei“ – unter dem Himmel Gottes.
Und wem der Himmel Gottes offen ist, dem sind auch die finstersten Talwege sonnenhell.
Beispiel aus der Gegenwart: Ein Gemeindeleiter in schwieriger Umgebung
Er ist auf den Herrnwagen, vielleicht so wieder Handwerksmeister und Ladenbesitzer Klaus Katsch in Berlin-Hellersdorf. Dort, wo Berlin am rötesten ist – sechzig Prozent PDS, Altkommunisten. Hunderttausend Menschen wohnen auf einem Platz, aber nur noch dreitausend gehören zur Kirche. Und nur noch ganz wenige kommen in das ganz, ganz kleine Kirchlein.
Jetzt hat auch die Kirche Berlin-Brandenburg den Pfarrer abgezogen und die Kirche dichtgemacht. Klaus Katsch, Schlosserverkäufer, war am Boden.
Was hat er gemacht? Er hat als Ungelernter die Gemeinde übernommen, wurde Gemeindeleiter. Er managt und dirigiert den Posaunenchor, er singt im Kirchenchor, den sein Sohn leitet. Er, seine Frau und fünf Söhne treiben die Gemeinde an, treiben die Gemeinde um und treiben das Evangelium hinein nach Hellersdorf.
Die letzten Tage war ich mit dort. Er sagte letztlich: „Über meine Gebete bin ich zur Gewissheit gekommen, mir zuzutrauen, die Sache des Evangeliums zu treiben.“
Wollen Sie es nicht auch an Ihrer Stelle weitertreiben? Schauen Sie ein letztes Mal auf diesen Jeremia. Der Mann, der fix und fertig war, war wieder fertig, das Evangelium zu treiben. Gott will keine Menschen fertig machen, er will, dass wir fertig werden.