Ja, hallo, herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare. Ich bin Jochen und heute möchte ich mit euch gemeinsam in die Bibel schauen. Dabei möchte ich einige Gedanken aufnehmen, die den Alltagsmissionar betreffen.
Heute soll es darum gehen, ob und dass Jesus selbst ein Alltagsmissionar war.
Ich beginne mit einem Wort, das du sicher auch kennst: Hebräer 1,1-2. Dort heißt es: Nachdem Gott früher auf vielfältige Weise und durch viele Propheten zu den Vätern gesprochen hat, hat er am Ende dieser Tage zu uns im Sohn gesprochen.
Ich habe diesen Gedanken überschrieben mit „Jesus Christus ist das letzte Wort Gottes“, also gewissermaßen der Höhepunkt des Redens Gottes. Doch er ist nicht einfach ein alleinstehender Sonderfall, sondern steht in einer Reihe von Propheten. Natürlich ist es das Größte, dass Gott in seinem Sohn spricht, aber hier wird er in die Reihe der Redenden Gottes durch die Propheten gestellt.
Wenn es zum Beispiel in Jesaja 6,8 heißt: „Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?“ – das habe ich mir hier ausgedruckt, damit ich es schneller aufschlagen kann. Du kannst aber gerne nachlesen. Jesaja antwortet: „Hier bin ich, sende mich!“ Das klingt ganz ähnlich wie Jesus Christus, der auch gesagt hat: „Hier bin ich, sende mich!“
Zunächst aber waren es die Propheten, die so ausgesandt wurden. Gottes Konzept, zu den Menschen zu sprechen, war also meistens nicht ein Berg mit donnernder Stimme und großer Gotteserscheinung. Vielmehr sprach er in der Regel durch Menschen zu den Menschen. Er schickte Propheten mitten unter das Volk.
Diese Propheten waren meistens zuerst bei Gott, indem sie eine Vision hatten oder die Stimme Gottes gehört hatten. Dann wurden sie gesandt, geschickt zu dem Volk – oft ganz bewusst mitten in ihren Alltag.
Ein Beispiel ist Hosea: Er musste im Alltag deutlich machen, was es heißt, eine untreue Frau zu haben. So hatte Gott Israel empfunden. Um das zu verdeutlichen, musste Hosea eine Prostituierte heiraten und mit einer solchen Frau in seinem Alltag umgehen, um eine Botschaft klarzumachen.
Ein anderes Beispiel ist Hesekiel. Ich könnte viele weitere nennen, aber in Hesekiel 5 etwa muss er ein Schwert nehmen, sich die Haupthaare und den Bart abschneiden und mit den Haaren ein bestimmtes Verfahren durchführen – sie verbrennen oder im Wind verstreuen, um zu zeigen: „Israel, das ist deine Zukunft.“ So wie es mit seinen Haaren geschieht, wird es in eurer Zukunft sein.
Die Propheten erlebten also oft am eigenen Leib, was sie zu sagen hatten. Sie waren mitten im Alltag und hatten sozusagen eine Alltagsbotschaft. Gottes Auftrag an sie lautete: „Stelle du als Prophet meine Botschaft im Alltag dar.“
Als Jesus Christus dann kam, heißt es im Hebräerbrief, dass er gesprochen hatte: "Hier bin ich, in der Buchrolle steht von mir geschrieben." Dieses Zitat stammt aus Hebräer 10,7 und bezieht sich auf Psalm 40,8. Ursprünglich ist es nicht Jesus, sondern der Psalmist, der diese Worte sagt.
Wir sehen, dass Jesus das letzte und große Wort Gottes an uns Menschen ist. Er tritt jedoch in einer bestimmten Reihenfolge auf. Gott spricht nicht erhaben mit mächtiger, donnernder und weit entfernter Stimme, sondern er spricht von Mensch zu Mensch.
Das führt mich zu meinem zweiten Punkt: Jesus kam in den Alltag. Er kam nicht nur zum Predigen, sondern zunächst tatsächlich, um den Alltag zu teilen. Wir kennen alle das Wort aus Johannes 1,14: "Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit."
Jesus Christus ist das Wort Gottes, die Kommunikation schlechthin. Doch er kam unter uns und wohnte unter uns. Sein Zweitname, Emanuel, bedeutet "Gott mit uns". Das heißt nicht nur, dass Gott in den Kriegen Israels dabei war, in Gestalt der Bundeslade, oder symbolisch unter ihnen wohnte, etwa in der Wolkensäule, der Feuersäule oder im Zelt der Begegnung.
Emanuel sollte ein Mensch sein, der diesen Namen trägt, und er wäre mitten unter uns, im Alltag. Das war die Verheißung, und sie ist tatsächlich in Erfüllung gegangen.
Die Fleischwerdung Jesu bedeutet nicht, dass Jesus nur für kurze Zeit einen menschlichen Körper annahm, einige Predigten hielt und dann wieder ging. Vielmehr bedeutet die Fleischwerdung, dass er Mensch wurde und Mensch blieb. Sein Lieblingswort, mit dem er sich selbst bezeichnete, war "Ich bin der Menschensohn." Und Menschen haben nun einmal einen Alltag.
Und das sehen wir in der Bibel von Anfang an. In Lukas 2,7 steht: Maria, seine Mutter, gebar ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln.
Warum wird das erwähnt? Jedes Kind wird doch in Windeln gewickelt. Ja, genau, so ist Jesus in diesen Alltag gekommen – auch in den Alltag eines Babys, der nun einmal darin besteht, zunächst in Windeln zu liegen.
Er war alltäglich in seinem Beruf und in seiner Familie. In Markus 6,3 heißt es: „Ist dieser nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und ein Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Und sind nicht seine Schwestern hier bei uns?“ Sie nahmen Anstoß an ihm.
Also was passiert hier? Die Leute in der Umgebung sagen: „Wir kennen ihn doch. Das ist doch einer von uns.“ Sie können sogar die Namen seiner Brüder aufzählen, kennen seine Schwestern und wissen, dass er wie sein Vater Zimmermann ist.
Das ist für sie anstößig, weil sie nicht verstehen können, dass er gleichzeitig im Alltag sein und doch Gottesbote, ja Gott selbst sein kann.
In Lukas wird es so ausgedrückt: „Jesus begann seinen Dienst, ungefähr dreißig Jahre alt, und war, wie man meinte, ein Sohn Josephs.“ Dann folgt das Geschlechtsregister Jesu in Lukas 3,23.
Er war also auch alltäglich in seiner Herkunft. Niemand aus seiner Umgebung hatte wahrgenommen, dass er wirklich göttlichen Ursprungs war – zumindest nicht die Menschen, von denen hier die Rede ist und deren Meinung zitiert wird.
Sie meinten einfach: „Ja, das ist doch der Sohn von Joseph, den kennen wir.“ So alltäglich war Jesus trotz seiner göttlichen Herkunft.
Und in seiner Herkunft gehörte er auch nicht irgendeiner abgehobenen Elite an. Wenn wir schon sagen, er wurde Mensch, könnte man meinen, es gibt Menschen, die etwas übernormal oder über dem Durchschnitt sind, von denen man sagt, sie seien „die da oben“ oder besonders fromm.
Das war bei Jesus nicht der Fall. Er galt als einer, von dem man sich gar nicht vorstellen konnte, dass er predigen würde oder etwas Besonderes zu sagen hätte.
Denn Nathanael sagt, als man ihm von Jesus erzählt: „Kann aus Nazaret Gutes kommen?“ Für ihn war klar, dass aus dieser gewöhnlichen Stadt nichts Außergewöhnliches kommen würde.
Das war einfach der Alltag Jesu.
Und Jesus hatte sogar alltägliche Diskussionen. Sogar nachdem er seinen öffentlichen Dienst begonnen hatte, also in den letzten drei Jahren, in denen er weniger im Alltäglichen und mehr im Besonderen unterwegs war.
Ich finde da Johannes 7,3-9 ganz interessant. Ich lese mal vor:
Da sprachen seine Brüder zu ihm: „Zieh von hier weg und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger deine Werke sehen, die du tust. Denn niemand tut etwas im Verborgenen und sucht dabei selbst, öffentlich bekannt zu sein. Wenn du diese Dinge tust, so zeige dich der Welt.“
Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn. Da spricht Jesus zu ihnen: „Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit aber ist stets bereit. Die Welt kann euch nicht hassen, mich aber hasst sie, weil ich von ihr zeuge, dass ihre Werke böse sind. Geht ihr hinauf zum Fest?“
Er antwortete: „Ich gehe nicht hinauf zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.“ Nachdem er dies zu ihnen gesagt hatte, blieb er in Galiläa.
Ich weiß nicht, was du denkst, wenn du diesen Abschnitt liest – der klingt so alltäglich, oder? Ist das nicht eine Diskussion, die du auch kennst? Da sind Menschen, die deinen Glauben nicht teilen, und sie geben dir Ratschläge wie: „Du bist doch Christ, mach das doch so.“
Dabei nehmen sie gar nicht wahr, dass du etwas Besonderes bist. Ja, Jesus wurde hier nicht wahrgenommen als jemand, der nicht einfach nur einer von seinen Brüdern ist. Für ihn war es selbstverständlich, dass die Welt ihn eigentlich hassen müsste, aber bei ihm nicht.
Nein, er hatte genau diese alltäglichen Auseinandersetzungen, Diskussionen, gute oder schlechte Tipps, die auch wir kennen. Er lebte in seiner Familie nicht als der, der schon etwas Besonderes war, aber auch nicht als jemand, der so weit vom Alltag abgehoben war, dass er solche Diskussionen nicht kannte.
Ja, und so könnte ich weiter vom Alltag Jesu erzählen, nicht wahr?
Seine erste Predigt
Wir haben den Eindruck, dass seine erste Predigt – zumindest wenn wir Lukas lesen – tatsächlich dort stattfand, wo wohl die meisten zum ersten Mal predigen: in ihrer Heimatgemeinde. Lukas 4,16 sagt: „Und er kam nach Nazareth, wo er aufgewachsen war, also wo ihn jeder kannte, und er ging nach seiner Gewohnheit am Tag des Sabbats in die Synagoge.“
Das war sein Alltag: Am Sabbat geht ein Jude in die Synagoge, in die Synagoge seiner Heimatstadt. Nun geht es weiter: Er stand auf, um vorzulesen, und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Dann wird in Grundzügen seine erste Predigt wiedergegeben – vermutlich die erste Predigt unseres Herrn.
Sein erstes Zeichen
Sein erstes Zeichen, zumindest wenn wir Johannes folgen, war kein Wunder im Rahmen einer Predigtserie über Wein und Wasser oder Ähnliches. Es geschah im Rahmen eines ganz normalen, üblichen Familienfestes: einer Hochzeitsfeier.
Wir sehen also, dass Jesus tatsächlich im Alltag angekommen war. Und das war Gottes Plan, Gottes Weg für ihn. Nicht nur diese dreißig Jahre waren nicht geplant, sondern sie gehörten dazu, damit Gott am Ende durch seinen Sohn reden konnte.
Und er war übrigens nicht nur durch seinen Predigtdienst erfahrbar. Markus berichtet, dass er zwölf Jünger bestellte, damit sie bei ihm seien. Das war Jüngerschaft – einfach bei ihm sein.
Wir dürfen nicht vergessen, dass einer dieser Jünger Judas war, der bis zum Schluss kein Gläubiger war. Jesus hatte Tag für Tag über drei Jahre hinweg eine Auseinandersetzung mit jemandem aus seinem engsten Umfeld. Jemand, der nicht auf seine Predigten hörte und ihn sicherlich immer wieder im Verhalten, aber vielleicht auch in Worten herausforderte.
Philippus sagt in der schon zitierten Begebenheit mit Nathanael zum Beispiel nicht „Komm und höre zu“, sondern „Komm und sieh“. Also: Erfahre, wie Jesus ist. Offenbar gehörten Jesu Leben und sein Predigtdienst zusammen, so wie wir das auch gesagt haben.
Ein Alltagsmissionar ist nicht nur jemand, der predigt, sondern jemand, der einfach vorlebt. Das haben wir auch schon in der ersten Folge gesagt: Das Prinzip der Jüngerschaft. Nicht nur ein Rabbi belehrt seine Jünger, sondern ein Rabbi teilt sein Leben mit ihnen. Das ist der Weg, den Jesus gewählt hat.
Gottes Weg zu den Menschen war immer, ihre Nähe zu suchen, Beziehung aufzubauen und in den Alltag zu kommen. Diesen Weg hat er auch für Jesus vorgezeichnet.
Wir können also mit einiger Berechtigung sagen: Jesus war tatsächlich – auch wenn das Wort so in der Bibel nicht vorkommt – ein Alltagsmissionar.
In der nächsten Folge wird Christian darüber sprechen, welche praktischen Voraussetzungen für den Alltagsmissionar wichtig oder nötig sind.
Ich danke dir jetzt erst einmal fürs Zuhören. Wenn du Fragen oder Anregungen hast, kannst du uns diese gerne schreiben unter machbar@heukebach.org.
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Ich sage jetzt Tschüss und bis zum nächsten Mal!