Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, sowie Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 424: Grundlagen der Nachfolge, Teil I.
Begegnung auf dem Weg nach Jerusalem
Jesus ist mit seinen Jüngern auf dem Weg nach Jerusalem. In Lukas 9,57 heißt es: „Es geschah aber, als sie auf dem Weg dahin zogen, sprach einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst, Herr.“
Wenn ich ehrlich bin, beeindruckt mich dieser Mann sehr. Hier ist jemand, der auf Jesus zugeht und seinen Wunsch nach Nachfolge offen ausdrückt. Noch beeindruckender finde ich, dass dieser Mann offenbar schon älter ist, denn er ist ein Schriftgelehrter. Wir haben es also nicht mit einem Teenager zu tun, der für seinen Helden schwärmt.
In Matthäus 8,19 steht: „Und ein Schriftgelehrter kam heran und sprach zu ihm: Lehrer, ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst.“ Eigentlich müsste sich Jesus doch geschmeichelt fühlen, dass jemand mit so einer Reputation sein Jünger sein möchte. Doch dem ist nicht so.
Um das einmal mehr zu betonen: Unsere vermeintliche Reputation ist kein Vorteil, wenn es darum geht, Jesus nachzufolgen. Unsere Vergangenheit mit all ihren Erfolgen steht einer echten Christus-Erkenntnis oft nur im Weg.
Paulus als Beispiel für die richtige Haltung
Einer, der das wie kaum ein anderer verstanden hat, ist der Apostel Paulus. Im Hinblick auf seine Herkunft, seine Erziehung und seinen religiösen Eifer kann er schreiben:
Philipper 3,8: „Ja, wirklich, ich halte auch alles für Verlust um der unübertrefflichen Größe der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, willen. Um dessentwillen habe ich alles eingebüßt und halte es für Dreck, damit ich Christus gewinne.“
Wenn Paulus davon spricht, dass seine Privilegien und weltlichen Erfolge für ihn ein Verlust waren – man könnte auch sagen, zum Schaden – dann blickt er als Jesusnachfolger darauf zurück und erkennt rückblickend die Gefahr, die von einer theologischen Ausbildung, dem Applaus der Follower oder einer diszipliniert gelebten Selbstgerechtigkeit ausgeht.
Man kann in den Augen der Menge ein religiöser Superstar sein und gleichzeitig in den Augen Gottes ein totaler Versager. Paulus wusste das.
Bleibt die Frage, ob der Schriftgelehrte, der Jesus nachfolgen wollte, diese Lektion auch schon gelernt hatte. Schauen wir uns die Antwort Jesu an.
Jesu Antwort auf den Nachfolgewunsch
Matthäus 8,20: Und Jesus spricht zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er das Haupt hinlegt.
Das ist schon eine merkwürdige Antwort, oder? „Hör her, toll, dass du mir nachfolgen willst, aber um das vorneweg zu sagen: Wir übernachten nicht jede Nacht im Hotel.“ Es ist eher so, dass Vögel und Füchse ein vernünftiges Zuhause haben, während ich das nicht habe.
Jesus nennt sich hier den Sohn des Menschen. Das ist ein wenig bekannter Messias-Titel aus Daniel 7, den Jesus gern im Blick auf sich verwendet. Dieser Titel ist hier besonders überraschend – jedenfalls auf den ersten Blick.
Überraschend ist er deshalb, weil der Sohn des Menschen eine Figur ist, der eine ewige Herrschaft verheißen wird. Wie kann es dann sein, dass der zukünftige Herrscher der Welt keinen Ort hat, wo er in Ruhe schlafen kann? Logisch wäre doch, dass er über ein Anwesen, einen Palast und eine Herrscher von Dienern verfügt. Aber nichts davon.
Lukas 9,58: Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegt.
Bedeutung der Worte Jesu zur Nachfolge
Was soll diese Antwort? Was will Jesus damit zum Ausdruck bringen? Wenn wir die Worte Jesu möglichst wörtlich nehmen, geht es ihm um die Punkte Bequemlichkeit und Sicherheit – also um einen geschützten Ort zum Schlafen.
Genau das kann Jesus seinen Jüngern in dieser Welt nicht versprechen: Bequemlichkeit und Sicherheit. Wenn der zukünftige König der Welt auf Komfort und Schutz verzichtet, dann wird es seinen Jüngern nicht anders ergehen. Nachfolge ist keine Einladung zu einem risikoarmen, angenehmen Leben im Schatten eines von allen akzeptierten Gurus, der sich um mich kümmert.
Nachfolge bedeutet vielmehr den bewussten Verzicht auf Bequemlichkeit und Sicherheit. Mir ist klar, dass sich dieser Satz für uns, die wir im Wohlstand und Frieden leben, etwas befremdlich anhört. Das entspricht nicht unserer Lebenswirklichkeit. Es ist auch nicht das, was wir in einem evangelistischen Gespräch betonen würden: Verzicht auf Bequemlichkeit und Sicherheit.
Ich habe eine sehr gute Matratze, gesundes Essen, warme Kleidung, vernünftige Schuhe, ein funktionierendes Auto und vor allem viele Bücher. Da ist nichts von Verzicht auf Bequemlichkeit zu spüren. Ich lebe in Frieden, in einem Land, in dem ich als Christ nicht verfolgt werde. Vor meiner Wohnung steht nachts kein Mob, der mich lynchen will. Ich verdiene nicht weniger, weil ich Christ bin. Und ich muss nicht jeden Tag fürchten, dass meine Töchter auf dem Weg zur Schule entführt und zwangsverheiratet werden.
Dennoch formuliert Jesus hier ein Prinzip: Nachfolge ist der bewusste Verzicht auf Bequemlichkeit und Sicherheit. Die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels Nester, aber der Sohn des Menschen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegt (Matthäus 8,20).
Praktische Überlegungen zur Nachfolge
Was machen wir damit? Hier sind drei Ideen.
Erstens: Ganz banal leistet dieses Prinzip dem Thema Genügsamkeit Vorschub. Paulus schreibt an Timotheus in 1. Timotheus 6,6-8: „Die Gottesfurcht mit Genügsamkeit aber ist ein großer Gewinn, denn wir haben nichts in die Welt hineingebracht, so dass wir auch nichts hinausbringen können. Wenn wir aber Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen.“
Als Christ kann ich genügsam sein. Ich habe eine Wohnung, ich habe Essen und Kleidung, und ich darf ungestört mit Gott leben. Ein Mensch kann sich diesseits der Ewigkeit nichts Besseres wünschen. Das ist in diesem Leben der Jackpot. Nehmen wir uns wirklich nur vor, Habsucht in Acht zu nehmen.
Zweitens: Sicherheit und Bequemlichkeit sind die Götter unserer Zeit. Natürlich sind es eher falsche Götter, Götzen, aber trotzdem dreht sich das Leben der meisten Menschen genau um diese Dinge: Sicherheit durch Geld, Immobilien, Versicherungen, Anlagestrategien, gute Beziehungen, Wissen, Bildung oder das Sozialamt.
Und beim Thema Bequemlichkeit darf es natürlich immer noch ein bisschen praktischer, komfortabler, schmackhafter, gemütlicher oder exotischer werden. Dieses Streben nach Sicherheit und Bequemlichkeit ist allgegenwärtig.
Ganz ehrlich, ich finde es als Christ schwer, ein gesundes Maß an Sicherheit und Bequemlichkeit zu etablieren, ohne dass diese beiden Dinge mein Denken beherrschen. Es gilt, auf kluge Weise in der Welt zu leben, aber nicht von der Welt zu sein. Das ist nicht einfach.
Wir wissen, dass wir nicht Gott und dem Mammon dienen können. Passen wir nur auf, dass wir es nicht trotzdem versuchen.
Drittens: Seien wir nicht überrascht, wenn die Nachfolge uns doch einmal Bequemlichkeit und Sicherheit kosten sollte. Lasst uns fleißig dafür beten, weiterhin ein ruhiges und stilles Leben führen zu dürfen.
Aber lasst uns auch nicht vergessen, dass die Kirchengeschichte voller Christen ist, denen man ihren Besitz, ihre Kinder und ihr Leben genommen hat – einfach deshalb, weil sie Jesus nachfolgen wollten.
Petrus ermahnt Christen mit diesen Worten in 1. Petrus 4,12: „Geliebte, lasst euch nicht durch das Feuer der Verfolgung unter euch erschrecken, das euch zur Prüfung geschieht.“
Verfolgung ist für uns ein Fremdwort, aber lasst uns nie vergessen, wie außergewöhnlich und wie unerhört gut unser Leben ist. Mögen wir im Herzen vorbereitet sein auf Zeiten, in denen Gott uns Härten und Ängste zumutet – und dann nicht gegen ihn murren.
Einladung zur Selbstreflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, welchen Stellenwert die Themen Sicherheit und Bequemlichkeit in deinem Leben und Denken einnehmen.
Das war es für heute.
Vom 28. Juli bis 3. August 2024 findet nördlich von Berlin eine Outdoor-Bibelschule für 14- bis 25-Jährige statt. Den Link dazu findest du im Skript.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
