Erinnerung an frühere Gedanken und Einführung ins Thema
Als ich vor einigen Wochen einen Ordner mit Predigt- und Vortragsmanuskripten durchblätterte, fiel mir eine ältere Geschichte ein – eine Andacht oder Bibelarbeit. Ich glaube, sie stammt aus der Anfangszeit der Jugendferienbibelschule. Damals hatte ich sie mit dem Titel „Gute Gedanken kommen nicht von alleine“ überschrieben.
Das hat mich interessiert, und ich habe nachgelesen, was ich damals gesagt hatte. Manchmal ist man ganz erstaunt, was man vor dreizehn Jahren geschrieben hat. Doch der Titel ist mir bis heute gegenwärtig geblieben.
In den letzten drei Predigten, die ich hier gehalten habe, habe ich viel über Matthäus 11,29 gesprochen, insbesondere über unsere Gedanken- und Gefühlswelt. Dabei dachte ich, es wäre ein guter Gedanke, noch etwas hinzuzufügen.
Ihr könnt eure Bibel einmal aufschlagen. Ein Bibeltext, der mich neulich sehr angesprochen hat, steht im 2. Korintherbrief, Kapitel 10. Dort lesen wir einiges über unsere Gedanken.
Ich nehme an, dass ihr alle denkt – nicht nur jetzt, während ihr zuhört, sondern auch sonst. Und dass ihr auch manchmal nützliche Gedanken habt. Jeder muss ja denken, sei es im Beruf oder im Haushalt.
Aber wir wissen auch, dass es eine Menge Gedanken gibt, die nicht besonders viel taugen. Manchmal gefallen sie uns sogar gar nicht. Doch wir bekommen sie nicht so einfach weg oder überwinden sie.
Darüber wollen wir uns heute Morgen ein bisschen Gedanken machen.
Der biblische Ausgangstext und seine ursprüngliche Bedeutung
Zweiten Korintherbrief, Kapitel zehn, ich lese ab Vers eins bis Vers fünf:
Ich selbst aber, Paulus, ermahne euch angesichts der Sanftmut und Freundlichkeit des Christus, der ich von Angesicht zu Angesicht demütig bei euch bin, abwesend aber mutig gegen euch.
Und ich bitte euch, dass ich nicht bei meiner Anwesenheit mutig sein muss, in der Zuversicht, mit der ich mich entschlossen habe, gegen etliche aufzutreten, die von uns meinen, wir würden gemäß dem Fleisch wandeln.
Jetzt kommt der Abschnitt, um den es mir geht: Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches.
Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festungen. So zerstören wir Vernunftsschlüsse und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und nehmen jeden Gedanken gefangen zum Gehorsam gegen Christus.
Soweit dieser Abschnitt aus Gottes Wort.
Der Text selbst ist in eine Situation geistlicher Auseinandersetzung hinein geschrieben. Er ist nicht zuerst geschrieben zur Frage: „Wie bewältige ich meine Gedankenwelt?“, sondern er ist geschrieben zu der Frage: „Wie können wir gegen gottlose oder wiedergöttliche Gedanken, die sich dem Evangelium widersetzen, auch in ganz frommer Fassung, entgegentreten?“
Das war der Anlass, aus dem heraus Paulus diesen Brief geschrieben hat, und eben auch diese Verse.
Das wollte ich voranstellen, damit das klar ist. Das ist ursprünglich die Absicht, und das ist die Absicht gewesen von dem Apostel Paulus.
Persönliche Anwendung des Textes auf die eigene Gedankenwelt
Nun ist es so: Wenn ich mit Gedanken umgehen soll, die jetzt in die Gemeinde eindringen wollen – sei es durch Irrlehren, falsche Haltungen und so weiter –, ist das eine Seite. Wir möchten dann Gedanken widerlegen, die dem Wort Gottes widersprechen. Das ist wichtig, auch zum Schutz der Gemeinde. Dabei müssen wir auch mal ernst, nachdrücklich und kämpferisch sein. Das muss auch mal sein.
Aber es ist eine andere Sache, ob ich gegen Gedanken kämpfe, die außerhalb von mir sind, oder ob ich mich auch mal mit meinen eigenen Gedanken auseinandersetze. Wir haben das gestern in einer Seelsorgeschulung gehört: Jede Seelsorge, die fruchtbar sein soll, beginnt auch mit einer Selbsterfahrung. Ich muss sehen, wer ich bin und was in mir ist.
Deswegen habe ich mir die Freiheit genommen, diesen Text, der für einen anderen Zweck geschrieben wurde, auf dich und mich und unsere ganz persönliche Gedankenwelt anzuwenden. Wir sind Christen, wir wollen zur Ehre Gottes leben. Wir bemühen uns von ganzem Herzen. Und wir merken natürlich alle – also ich hoffe, dass du es merkst –, dass das nicht immer so ganz von selbst läuft und nicht immer so einfach ist.
Es tröstet mich immer sehr, dass Paulus ein paar Kapitel vorher, im Kapitel 4, den Satz gesagt hat: „Wir haben aber diesen Schatz“ – und damit meint er das Evangelium – „in irdenen Gefäßen.“ Das irdene Gefäß, also das Gefäß aus Ton, gewissermaßen bildlich gesprochen, das bin ich. Und das zeigt auch unsere Schwachheit, unsere Begrenztheit, unsere Anfälligkeit und so weiter.
Wir leben in der Begrenztheit unseres Menschseins, auch wenn es darum geht, gute Gedanken zu denken, die dem Herrn Ehre machen. Und dennoch – obwohl wir diese Begrenztheit spüren – werden wir aufgefordert, den guten Kampf des Glaubens zu kämpfen, wie es Paulus mal seinem Schüler Timotheus schreibt.
Er sagt auch in dem Vers 3, den ich vorgelesen habe, hier im 10. Kapitel: „Denn obgleich wir im Fleisch wandeln, so kämpfen wir doch nicht nach Art des Fleisches.“ Aber wir kämpfen. Das heißt, ich sehe meine Begrenztheit, ich sehe mein Versagen, aber das führt uns nicht dazu, zu sagen: „Ich kriege es eh nicht hin, lassen wir es halt sein.“ Nein!
Wir werden herausgefordert, auch mitzuwirken, damit das Evangelium in uns wirksam wird. Das hat schon Kain von Gott gesagt bekommen. In Kain stiegen Gedanken auf, die sehr hässlich waren gegen seinen Bruder Abel. Und Gott sagte zu ihm, dass die Sünde vor der Tür läge und in ihn eindringen wolle – diese Gedanken des Hasses. Und er sagte ihm: „Du aber, herrsche über sie!“
Wenn Gott das Kain gesagt hat, dann sagt er uns das auch. Und er sagt uns das nicht, damit wir sagen: „Aber das geht ja gar nicht!“ Sondern wenn er uns so etwas auffordert, dann will er uns dazu auch befähigen.
Gedanken als geistliche Festungen und ihre Vielfalt
Bevor wir darüber nachdenken, wie wir Gedanken, die unser Leben beherrschen wollen, durch die Kraft des Evangeliums überwinden können, ist es zunächst wichtig, einige Begrifflichkeiten zu klären. Wir sollten uns anschauen, wie Gott über unsere Gedanken denkt und wie sie uns manchmal selbst erscheinen, wenn wir ehrlich zu uns selbst sind.
Gott sagt zum Beispiel in Vers 3 und Vers 4, dass die Waffen unseres Kampfes nicht fleischlich, sondern mächtig sind durch Gott zur Zerstörung von Festungen. Jeder weiß, was eine Festung ist. Heute brauchen wir sie nicht mehr so sehr, weil die Kriegsführung sich verändert hat. Damals waren Festungen Orte, in denen Dinge eingeschlossen und schwer einzunehmen waren.
Das erleben wir auch mit unseren Gedanken. Sie können uns manchmal wie Zwänge gefangen halten. Wir möchten eigentlich anders denken, aber gewisse Gedanken halten uns fest. Wir kommen nicht aus dem Kreislauf bestimmter Gedanken, Reaktionen und Gefühle heraus.
Es können Gedanken der Bitterkeit sein, der Sorgen oder auch der Scham wegen unserer Schuld, mit denen wir nicht fertig werden. Es können Gedanken des Neids sein, die uns gefangen halten, oder das Gefühl, benachteiligt zu sein, weil alle anderen es besser haben als wir.
Es können Gedanken der Wertlosigkeit sein: „Ja, ich bin ja nichts wert, leiste nichts Besonderes und bin auch nicht besonders attraktiv.“ Gedanken der Hoffnungslosigkeit: „Es bringt ja alles nichts, es wird eh nie anders.“
Es kann ein krankes Schönheitsideal sein, dem manchmal nicht nur Frauen, sondern vor allem junge Frauen nacheifern. Es können Ängste sein, aber auch Gedanken des Hochmuts, der Überheblichkeit oder des Zorns, der uns nicht loslässt. Ebenso eine Versklavung unserer Sexualität.
All das – und die Liste kannst du gerne noch ergänzen – sind Dinge, die dir besonders zu schaffen machen. Du merkst, dass diese Gedanken immer im Kreis gehen. Du bekommst sie nicht weg, findest keinen Ausweg und schaffst es nicht, sie zu besiegen.
Vorab hat Johannes einmal gesagt, dass Jesus gekommen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören. Ein Werk des Teufels ist es, uns einzukasteln wie in einer Festung, damit unsere Gedanken nicht wirklich frei werden.
Paulus hat es im Römerbrief Kapitel zwölf so wunderbar durch die Führung des Heiligen Geistes formuliert: Wir sollen verwandelt werden. Das ist passiv formuliert – wir werden verwandelt durch die Erneuerung unseres Denkens.
Das bedeutet, dass das Bild von der Festung nicht das letzte Wort ist. Es ist manchmal eine realistische Feststellung dessen, wie es in unserem Alltag aussehen kann.
Die Bedeutung von Vernunftsschlüssen als geistliche Festungen
Paulus hat den Begriff „Festungen“ näher erklärt, so verstehe ich diese Textbearbeitung. Doch was meint er genau mit diesen Festungen?
Die erste Festung sind Vernunftsschlüsse. Das sind Schlüsse, die die Vernunft zieht, so könnte man es übersetzen. Im Griechischen heißt das „Logismoida“. Besonders Männer neigen dazu, sich für sehr logisch zu halten. Vernunftsschlüsse können ganz unterschiedlicher Natur sein.
Es kann die Vernunft sein, die bei jedem Problem zuerst fragt: „Was mache ich jetzt?“ Wir sagen ja oft schnell: „Ich bin ganz abhängig von Jesus.“ Und wenn das Lied „Ich brauche dich alle Zeit“ gesungen wird, singen wir ergriffen mit. Leider wird das Lied heute nicht mehr so oft gesungen, aber vielleicht sollten wir es wieder öfter tun.
Sobald ein Problem auftritt, sind unsere Gedanken oft schon wieder gefangen in diesem Kreis: „Was mache ich jetzt?“ Wie sehr können wir gefangen sein in unseren eigenen Ideen und Lösungen, in Gedanken, die sich im Kreis drehen. Und wir drehen kräftig mit, wie bei einem Tanz ums goldene Kalb. Unsere Überlegungen, unsere Lösungsansätze, unsere logischen Erklärungen sind manchmal genau das – ein Tanz ums goldene Kalb. Und ihr wisst, das ist Abgötterei.
Jesus sagt uns später im Hebräerbrief: „Lasst uns wegsehen auf Jesus.“ Das bedeutet, wegsehen von diesem Gedankenkarussell hin zu Jesus! Neulich hat mich diese Geschichte wieder sehr berührt. Wahrscheinlich kennt ihr sie auch: Josaphat stellte fest, dass er von Feinden eingekreist war. Er trat vor Gott und sagte: „Herr, du siehst, wie es aussieht. Uns fehlt die Kraft gegen diesen großen Haufen, der gegen uns kommt. Wir wissen nicht, was wir tun sollen.“
Das war Wegsehen auf den Herrn. Josaphat blieb nicht in diesem Karussell der Vernunftsschlüsse „Was mache ich jetzt?“ Seine Frage war: „Herr, was wirst du jetzt machen?“
Diese Vernunftsschlüsse können noch eine ganz andere Dimension haben, nämlich großartige Gedankengebäude. Man kann das meist bei anderen besser beobachten, aber selbst ist man nicht anders. Manchmal begegnet man Menschen und denkt: „Mein lieber Mann, der hat aber eine Meinung von sich!“
Ich erinnere mich noch als junger Bibelschüler an eine ältere Mitarbeiterin in Hemberg, die uns mütterlich begleitet hat. Sie sagte oft zu mir: „Du hast nur Meinung von dir.“ Ich dachte: „Ja, aber was für eine Meinung! Ich bin doch ganz demütig, ein Sünder, der aus Gnade errettet ist und ganz abhängig von Jesus.“ Doch sie spürte etwas von diesem großartigen Denken, auch von Stolz und Selbstüberschätzung.
Weil wir inzwischen ziemlich gerissen sind – oder besser gesagt, weil der Teufel sehr gerissen ist – hilft er uns, unseren frommen Stolz und unsere fromme Selbstüberschätzung in ganz fromme Kleider zu packen.
Neulich begegnete mir eine Frau, die von einem heftigen Konflikt mit einer anderen Frau berichtete, unter dem sie sehr litt. Dann sagte sie zu mir: „Weißt du, ich habe ja gar kein Problem mit der anderen, denn ein Christ darf ja keine Probleme haben. Schon gar nicht Probleme, den anderen zu lieben, anzunehmen und zu ertragen.“ So spielte sie es jedenfalls vor.
Ich fragte mich: Warum erzählst du mir dann deine Probleme mit dieser Person, wenn du angeblich gar kein Problem hast? Das können auch Gedankengebäude sein. Man spielt nach außen vor: „Ich habe doch gar kein Problem“, aber innen kocht es. Man hat nur nicht den Mut, es wahrzunehmen und zuzugeben.
Man sieht das auch, wenn Menschen sehr große Überzeugungen von sich haben und diese stolz verteidigen. Heute Morgen erinnerte ich mich an den Stamm Ruben. Der Vater von Ruben und seinen elf Brüdern sprach einmal Segnungen aus. Später gab es noch andere, die über die zwölf Stämme etwas sagten. Dabei hieß es einmal, dass im Stamm Ruben großartige Überlegungen gemacht wurden.
Sie hatten also großartige Gedanken, doch der Praxistest fiel immer wieder ins Wasser. Die Theorie glänzte, die Praxis war eher mau.
Paulus dagegen sagt: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und ich habe mehr gearbeitet als alle anderen, aber nicht ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.“
Diese Vernunftsschlüsse, die uns gefangen halten können, haben noch eine andere Dimension: die Beurteilung oder Beeinflussung durch andere Menschen, die mir sagen wollen, was recht und falsch ist.
Es gibt Eltern, die ihre erwachsenen Kinder nicht loslassen und ihnen alle Dinge vorschreiben. Das geschieht oft ganz subtil. Zum Beispiel sagen sie: „Wenn du mich vergisst, werde ich eines Tages tot in meiner Wohnung liegen.“ Das ist dramatisch formuliert, aber dahinter steckt ein Gedankengebäude, das diesen jungen Menschen gefangen hält. Es presst ihn in eine Autorität, die wir nicht annehmen müssen.
Wir müssen uns auch kein schlechtes Gewissen machen lassen von Leuten, die anstelle von uns unser Gewissen formen wollen.
Ich habe in meinem Leben oft darunter gelitten, dass andere mir immer sagen wollten, was geistlich richtig ist. Vielleicht stimmte es manchmal, aber manchmal, glaube ich, auch nicht.
Es war wichtig, dass ich aus diesem Gefängnis ausbrechen konnte, um zu sehen: Herr, was sagst du zu dieser Angelegenheit? Und dann dem zu folgen.
Auch das kann eine Festung sein – ein Vernunftsschluss, bei dem andere sagen: „Es ist doch ganz logisch, es ist doch ganz klar, und alle müssen so denken wie ich.“
Nicht wenige Ehen leiden darunter, weil ein Ehepartner so fromm ist, so überragend fromm, dass er dem anderen dauernd Druck macht. Der Ehepartner leidet darunter.
Paulus sagt, die erste Festung, die er beschreibt, sind diese Vernunftsschlüsse. Sie klingen so logisch und folgerichtig, doch sind sie so fromm, so biblisch und so theologisch unanfechtbar – zumindest angeblich.
Hintergedanken und ihre Bedeutung für unsere Gedankenwelt
Und da ich diesen Gedanken verlasse, wird mir immer wieder bewusst: Hinter manchen Gedanken verbergen sich auch Hintergedanken. Man sagt ja manchmal: „Oh, der hat irgendwelche Hintergedanken.“ Ja, ja. Jemand fragt mich etwas, aber eigentlich meint er etwas ganz anderes. Er will mit mir ganz woanders hin. Das war manchmal nett und witzig, aber manchmal auch gar nicht.
Unsere Gedanken haben also oft auch Hintergedanken. Wenn du dich zum Beispiel ständig mit anderen vergleichst und dich dadurch entweder überheblich fühlst oder dich minderwertig einschätzt, dann wäre es vielleicht hilfreich, den Hintergedanken zu hinterfragen. Suche ich meine Erfüllung in Jesus oder suche ich sie im Vergleich mit anderen?
Oder wenn du zornig bist über eine Sache, dann haben wir ja immer einen Grund. Wir glauben, zornig zu sein, sei gerechtfertigt. Aber vielleicht wäre es gut, auch hier den Hintergedanken zu betrachten. Geht es nicht eigentlich darum, dass mein Wille gerade durchkreuzt wird? Gerade in frommen Stunden singe ich doch: „Mein Wille gehört meinem Gott.“ Und sobald dieser Wille durchkreuzt wird, bekommen wir einen Anfall.
Das heißt, hinter dem Zorn steckt oft ein anderer Gedanke: Mein Wille muss durchgesetzt werden. Oder es steckt Bitterkeit dahinter. Vielleicht sind wir bitter über unser Leben, über unsere Biografie. Das hat mich neulich wirklich gepackt. Ich glaube, ich habe es neulich in der Predigt gesagt: Die Seelsorge von Elkana, dem Ehemann von Hanna, die die Mutter von Samuel wurde. Sie war so verzweifelt, weil sie kein Kind hatte, und er sagte zu ihr: „Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?“
Wenn du dich also wertlos fühlst, wenig erfolgreich oder wenig beeindruckend, dann kann man diesem Gedanken gefangen sein. Aber der Gedanke, der dahintersteht, oder die Frage, die dir dahinter steht, lautet vielleicht: Was macht einen Menschen wertvoll, vor allem vor seinem Schöpfer?
Wir können diese Betrachtungen zusammenfassen: Eine falsche Haltung gegenüber Jesus oder seinem Wort führt zu falschen Gedanken und Gefühlen. Vernunftsschlüsse werden wir nur durchbrechen durch die Wahrheit von Gottes Wort. Nicht meine Gefühle sind die Wahrheit, nicht meine Gedanken sind das entscheidende Kriterium, sondern immer Gottes Wort.
Die Wahrheit ist manchmal sehr herausfordernd. Es kann anstrengend sein, den eigenen Gedanken das Wort Gottes entgegenzustellen. Doch der Grundsatz muss klar sein: Gottes Wort ist Wahrheit. Aber es ist nicht immer leicht, diesen Kampf auszutragen.
Höhen als geistliche Festungen und die Erkenntnis Gottes
Der zweite Begriff, der hier steht, ist 2. Korinther 10,5: „Wir zerstören Vernunftschlüsse und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt.“
Im Alten Testament gab es sogenannte Höhen. Das waren Hügel, die überall in Israel verteilt waren. Auf verschiedenen dieser Hügel richteten die Israeliten Anbetungs- und Opferstätten ein. Dort brachten sie ihre Opfertiere dar. Ein Grund dafür war unter anderem, dass die Reise nach Jerusalem zu weit war. Also dachten sie: „Warum immer nach Jerusalem? Wir können es doch auch hier tun.“ So entstand auf einem dieser Hügel eine Anbetungsstätte.
Das bedeutet, sie dienten Gott, sie dienten Yahweh, sogar so, wie er es wollte – mit Opfertieren und all dem. Aber sie dienten ihm nicht an dem Ort, den er bestimmt hatte. Gott hatte nämlich seine eigene Vorstellung davon, wo man ihm dienen sollte. Sie dienten Gott also auf ihre Weise, nach ihrer Vorstellung, so wie es ihnen passte. Darüber war Gott oft sehr zornig.
Manchmal, wenn das Volk in einer großen Erweckungsbewegung zu Gott zurückkehrte, schrieb der biblische Autor, dass die Höhen nicht abgetan wurden. Das heißt, nicht alle Vorstellungen darüber, wie man Gott dienen will, wurden beseitigt. Sie blieben bestehen – ein Eigenwille, der Gott widerstrebt. Wenn man sich Gott nicht vollständig unterordnet, sondern nur so weit, wie es einem angenehm ist, so weit, wie man es will, dann wird das zum Problem.
Denn derjenige, der das letzte Wort hat, ist immer der Höchste. Wenn du und ich aber das letzte Wort in einer Frage haben, machen wir uns selbst zu Gott. Gott ist der, der das letzte Wort spricht, nicht wir. Wenn ich aber das letzte Wort spreche und daran festhalte, Gott gehorche ich vielleicht zu 80 oder 85 Prozent, und für den Rest sage ich: „Ja, lieber Herr, du kannst ja zufrieden sein, ich folge dir immerhin zu 85 Prozent.“ Jona gehorchte ja nur zu 77 Prozent – aber er war schon ein Stück weiter.
Doch der, der das letzte Wort spricht, macht sich zu Gott. Und das hat Israel oft getan. Sie haben sich gegen die Erkenntnis Gottes erhoben, gegen die Wahrheit, die er offenbart hat.
Wir Christen lernen eines, und ich habe mich gefreut, dass Corinna, Benjamin und Tabea das auch gesagt haben: Dass sie in diesen Jahren vieles über Gott gelernt haben – wer er ist und wie er ist. Und ich glaube, das ist die entscheidende Antwort immer wieder neu: Wer ist Gott? Wie ist Gott?
Vielleicht denkst du, da weiß ich so viel, ich könnte ein Buch darüber schreiben. Besser nicht. Es gibt wahrscheinlich schon viel bessere Bücher, als wir sie schreiben könnten. Und wer will Gott endgültig beschreiben?
Ich bin jetzt seit 45 Jahren Christ, lese seit 45 Jahren die Bibel, und ich bin nach wie vor – was ist das richtige Wort? – hungrig danach, verlangend, begierig, zu sehen, wer Gott ist und wie er ist. Denn das ist immer wieder die Antwort auf meine Gedanken. Die Erkenntnis Gottes bringt meine Gedanken über mich, über das Leben und mein Verhalten immer wieder an die richtige Stelle.
Paulus sagt, es ist so wichtig, gegen diese Höhen vorzugehen, die in ihren eigenen Vorstellungen hängenbleiben. Die Antwort ist die Erkenntnis Gottes: Wer bist du?
Es gibt ein schönes Lied im Lobenliederbuch: „Wer bist du? Was kann ich sagen über dich?“ Geschwister, es ist manchmal sehr wichtig, dass wir unsere Gedanken, von denen wir allzu sehr überzeugt sind, immer wieder vor Gott tragen und ihn fragen: „Herr, ist das kompatibel mit dem, was die Bibel über dich sagt, mit der Erkenntnis Gottes?“
Ich will nicht gefangen bleiben in meinen Gedanken, sondern ich will, wie es in Hebräer 12 heißt – ich habe es vorhin schon zitiert – aufsehen auf Jesus. Da hinten sitzen liebe Freunde, die mal als junge Männer eine Andacht gehalten haben über den Blickkontakt mit Jesus. Und ich hoffe, dass wir diesen immer behalten: den Blickkontakt mit Jesus und zu sehen, was er sagt.
Auftrag, Gedanken gefangen zu nehmen und geistliche Waffenrüstung
Und Paulus sagt schließlich im Vers 5, dass wir die Gedanken, die uns gefangen nehmen wollen, gefangen nehmen sollen. Diese Gedanken sind oft ichbezogen, überheblich oder auch destruktiv. Wir sollen sie gefangen nehmen – das ist der Auftrag. Gefangen nehmen bedeutet, sie aus dem Verkehr zu ziehen, unwirksam zu machen und die Gefährdung auszuschalten.
Es geht um die Gedanken, die nicht dem Gehorsam gegenüber Gott entsprechen. All diese Festungen, Vernunftsschlüsse und Höhen, die der Erkenntnis Gottes entgegenstehen, sollen überwunden werden.
Vielleicht stellst du dir jetzt die Frage – und ich hoffe, du stellst sie innerlich schon: „Okay, Michael, ich soll die Gedanken gefangen nehmen, aber wie? Wie macht man das?“
Bei der Bundeswehr lernt man ja, wie man Gefangene macht, vielleicht auch bei der Polizei. Aber wie macht man das mit den Gedanken? Das ist etwas schwieriger, noch schwieriger. Aber wenn Gott sagt, wir sollen es tun, darfst du wissen, dass er zu jedem Auftrag, den er uns gibt, auch die Befähigung gibt.
Gott wird uns nie mit etwas beauftragen, wozu er uns nicht auch befähigt. Er erwartet nicht, dass du es von Anfang an kannst, aber seine Befähigung ist da. Diese finden wir in Epheser 6. Und das kennst du vielleicht, du musst es nur mal wieder lesen. Epheser 6 sollte man eigentlich einmal im Jahr predigen – über die geistliche Waffenrüstung.
Wenn ich also Gedanken gefangen nehmen soll, dann ist das der richtige militärische Ansatzpunkt. Schauen wir uns an, was diese geistliche Waffenrüstung bedeutet. Paulus hat ja im zweiten Korintherbrief 10 gesagt: Wir kämpfen nicht auf fleischliche, das heißt menschliche Weise.
Neulich hat mir jemand erzählt, er habe irgendwo einen Motivationsfilm gesehen, in dem Leute zehn Minuten lang brüllen mussten: „Wir sind gut, wir sind die Besten, wir schaffen das!“ Tja, das kann man machen. Aber das ist nach dem Fleisch gekämpft. Das pumpt mich auf, in meiner Kraft, aber es ist wie Sprühsahne – es fällt immer ganz schnell wieder zusammen.
Die einzelnen Bestandteile der geistlichen Waffenrüstung
In der geistlichen Waffenrüstung steht im Vers 14: „So steht nun fest, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit.“ Das ist der Anfang. Jeder erfolgreiche Kampf gegen unsere Gedanken basiert immer auf der Grundlage der Wahrheit.
Das bedeutet zunächst: Fülle dein Herz mit der Wahrheit Gottes. Kolosser 3,16 müsst ihr immer auswendig können: „Lasst das Wort Christi reichlich in euch wohnen.“ Ja, dazu gehört auch das ganz alltägliche, ganz gewöhnliche Bibellesen. Fülle dein Herz mit der Wahrheit des Wortes.
Es bedeutet aber auch, wahr zu werden in Bezug auf das, was das Wort Gottes in unseren Herzen aufdeckt. Ich meine, wie will ich meine Gedanken besiegen, wenn ich nicht einmal eine ehrliche Bestandsaufnahme mache und nicht wahr werde in Bezug auf meine Gedanken?
Wie vorhin gesagt, diese Schwester, die da meinte, sie habe einen Haufen Probleme, und die andere Schwester sei so und so, aber sie selbst habe ja gar kein Problem mit ihr – das ist nicht wahr. So kann sie auch mit der Situation nie siegreich umgehen, wenn sie nicht anfängt, mit sich wahr zu werden, Gefühle zu entdecken, zuzugeben und ihnen einen Namen zu geben – auch wenn sie noch so verwerflich sind. Aber es ist die Wahrheit.
Ohne Wahrheit können wir bei Gott gar nichts ausrichten. Nebenbei: Jesus ist für Sünder gekommen, nicht für die, die nur edle Gedanken haben. Und wehe der frommen Einbildung und Selbsttäuschung! Die ist wie eine Nebenhöhlenvereiterung. Kennt ihr das? Da müssen wir es in der Röntgenaufnahme beschreiben: Da sind Dinge drin geblieben, die eigentlich rausgehört hätten. Sie sind zu lange drin geblieben und haben üble Folgen. Ich weiß, wovon ich spreche. Sehr übel. Na ja, also gut, lassen wir das.
Jesus redet über diese Dinge klar. Er sagt, aus des Menschen Herzen kommen heraus – und da kommen üblere Dinge heraus als bei einer Nebenhöhlenvereiterung – all die Gedanken, die aus dem menschlichen Herzen kommen, die wir vertuschen, verdrängen und bemänteln. Aber der Herr sieht sie.
Ich habe gestern gelesen, dass in den Evangelien immer wieder gesagt wird, dass Jesus die Gedanken sah. Es ist manchmal gut, dass andere Menschen die Gedanken nicht sehen. Ihr guckt mich alle so konzentriert an, was ihr denkt – ich weiß es ja nicht, und es geht mich auch nichts an. Es ist besser so, dass ich es nicht weiß. Aber immer wieder sieht Jesus die Gedanken. Er sieht sie auch bei dir.
Und, Geschwister, damit beginnt jeder siegreiche Kampf über unsere Gedanken: dass wir wahr werden, ehrlich sagen, wie es ist. Wissen Sie, ich habe Leute in der Seelsorge schon unterbrochen, wenn sie so rumeiern, ihre Schuld irgendwie umschreiben, mit netten Worten, weil sie denken, vor dem Prediger könne man nicht so grob werden. Aber die Bibel ist manchmal grob und sagt klar, was sie zu sagen hat – Wahrheit, wie man so sagt, die ungeschminkte Wahrheit.
Denn das Wort Gottes steht mal in Hebräer 4,12: Es ist wie ein zweischneidiges Schwert und dringt hindurch; es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Werde also wahr vor ihm. Das ist das Erste.
Das Zweite: Angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit. Das war ein ganz entscheidender Ausrüstungsgegenstand für einen römischen Soldaten, den Paulus offensichtlich vor sich hatte. Sein Oberkörper war durch einen Metallpanzer geschützt, früher durch einen Lederpanzer. Das ist ein Bild für die Gerechtigkeit. Es heißt die Gerechtigkeit, die Gott mir zuspricht.
Aber die Gerechtigkeit Gottes kann nur dann ihre Alltagstauglichkeit beweisen, wenn ich wahr werde vor ihm mit meinen üblen Gedanken, sie benenne, wie er sie nennt, und Buße tue und zugebe: So sind sie. Wir können Vergebung nur erlangen, wenn wir wahr werden vor anderen, wenn wir unsere Sünde bekennen.
Und weißt du, bekennen – dieses Wort heißt im Griechischen homologeo, das heißt „das Gleiche sagen“. Das heißt, das Gleiche sagen, wie Gott über deine Gedanken sagt. Das ist der entscheidende Test: das Gleiche sagen, wie Gott über meine Gedanken sagt. Nur so kann ich zur Gerechtigkeit, das heißt zur Vergebung und zum Schutz kommen.
Als König David seine Schuld vertuschen wollte, hat er später geschrieben, im Psalm 32, dass er im Prinzip todkrank war – nach Geist, Seele und Leib ist er dahinvegetiert, weil er nicht wahr wurde vor Gott.
Es tröstet mich immer die Geschichte in Sacharja 3. Da ist der Hohepriester Jeschua, der vor dem Herrn steht, und neben ihm steht der Ankläger, der Teufel, und weist auf den Schmutz an seinen Kleidern hin als Bild für Schuld. Aber es heißt so schön: Jeschua stand vor dem Herrn, er kam dahin mit seinem Dreck. So, da ist die Hilfe, das ist unser Trost, unser Schutz.
Das Dritte, was hier in der Ausrüstung genannt wird – wir wollen ja lernen, wie wir unsere Gedanken überwinden und befreit werden aus diesem Gefängnis. Vers 15: „Die Füße gestiefelt mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens.“
Erstens: Du brauchst das Evangelium. Das Evangelium ist die frohe Botschaft vom Sieg Jesu über Satan, über die Hölle, über die Sünde, über das Gericht Gottes. Das ist das Evangelium zunächst einmal.
Das Evangelium bedeutet: Satan hat seine Macht verloren. Willst du noch mal kurz mit mir Römer 8,12 aufschlagen? Das ist ein ganz wichtiger Satz, den wir für den guten Kampf des Glaubens brauchen.
Römer 8,12: „So sind wir also, ihr Brüder, dem Fleisch nicht verpflichtet, gemäß dem Fleisch zu leben.“ Ich könnte das auch so anwenden: „So sind wir nun, ihr Schwestern“ – mal eine kleine Variante – „nicht den Gedanken verpflichtet, meinen Gedanken zu leben.“ Das könnte man auch übertragen.
Ich bin nicht verpflichtet, das heißt: Wer wiedergeboren ist, wer erlebt hat, dass der Heilige Geist ihn zu einem neuen Menschen gemacht hat, der muss nicht mehr sündigen. Der hat etwas, womit er die Gedanken gefangen nehmen kann.
Und das ist nicht meine Selbstbeherrschung, nicht meine Erfahrung, nicht mein Wissen, sondern das Vertrauen auf den Sieg Jesu am Kreuz von Golgatha, wo er gesagt hat: „Es ist vollbracht.“ Auch der Sieg über deine Gedanken war da vollbracht.
Zweitens steht da noch etwas zum Frieden. Ja, ich kann mit dem anderen nur in Frieden leben, wenn ich wahr wurde über meine Gedanken. Wenn mir vergeben ist, dann kann ich lernen, dem anderen zu vergeben.
Manche denken ja nur: „Ja, ich muss dem anderen unbedingt vergeben“ und begreifen nicht, dass jede Versöhnung damit beginnt, dass dir vergeben wird von Gott. Denn gibt es einen Konflikt, in dem du nie schuldig geworden bist? Das wäre ja eine traurige Blindheit.
Wir dürfen wissen: Dieses Evangelium ist die Kraft. Und folglich, in Vers 16, ergreifen wir den Schild des Glaubens, mit dem wir alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen können. Das sind diese Gedanken, die mich in Brand setzen – in der Lust, im Zorn, im Neid und so weiter. Setz halt deine Gedanken ein.
Und dieser Herr Jesus will mich schützen. Ich darf ihm glauben, dass ich diese feurigen Pfeile auslöschen kann, so sagt er es hier.
Otto Stockmeyer, ein Ausleger vergangener Tage, hat gesagt: Viele Christen gebrauchen das Evangelium oder den Glauben wie eine Kneifzange. Ich habe erst gar nicht begriffen, was er meint, nämlich die Zange, um die feurigen Pfeile wieder aus meinem Fleisch zu ziehen.
Sie denken nur daran, wenn etwas passiert ist: „Dann vergibt mir halt Gott.“ Aber das Schild des Glaubens ist gegeben, um mich zu schützen.
Und manchmal ist das kein einfacher Kampf. Weißt du, ich hatte Momente, da haben mich Gedanken so bedrängt – ich meine es Gedanken, die nichts taugen, die Jesus nicht Ehre gemacht haben, oder soll ich es einfacher sagen: die sündig waren –, dass ich manchmal laut gerufen habe: „Im Namen Jesu, weiche von mir!“
Ich glaube, dass wir glauben dürfen an einen völligen Sieg. Und diese feurigen Pfeile brauchen manchmal einen entschlossenen Kampf. Manchmal stelle ich in mir fest, dass ich gar nicht bereit bin zu kämpfen. Ich wäre die Sünde gerne los, aber ich will nicht kämpfen.
Aber die Bibel sagt, wir sollen das tun. Hier ist die Waffenrüstung nicht für die Hängematte da. So nach der „Hebräer-Methode“ geht es nicht, dass dann alles wie von selbst läuft. Das ist nicht Evangelium.
Wir dürfen glauben: Jesus hat gesiegt.
Und schließlich redet er vom Helm des Heils. Ich muss euch ehrlich sagen, dass mir dieser Vers manchmal die größten Schwierigkeiten macht. Was genau hat Paulus gedacht? Wir würden ihn ja manchmal gerne fragen.
Und dann liest du Auslegungen, und der eine sagt das, der andere das. Ja, was hat Paulus jetzt wirklich gemeint? Am besten ist vielleicht alles zusammen die Wahrheit.
Die einen sagen, es sei Schutz für meine Gedanken, meine Gedankenwelt. Da wären wir ja genau richtig heute morgen.
Die anderen sagen, es geht um die Heilsgewissheit, den Schutz, in Jesus geborgen zu sein, zu wissen, dass nichts und niemand mich aus seiner Hand reißen kann.
Die Bedeutung der Gedankenfüllung und das Gebet
Für heute Morgen möchte ich sagen: Was erfüllt deine Gedanken? Womit füllst du deine Gedanken? Ich meine, das entscheide ich schon zu einem guten Stück selbst. Meine Schüler haben nicht immer die Wahl. Manchmal werden ihre Gedanken einfach gefüllt. Das meiste ist ja wahrscheinlich meiner Meinung nach nicht so wertvoll, wird nie gebraucht – „Wozu lerne ich das?“ und so weiter.
Aber es gibt genügend Raum, um zu sehen: Womit fülle ich meine Gedanken?
Und wisst ihr, so viele Christen haben keine Zeit für die Bibel. Ich finde das ganz erschütternd. Es gibt sicherlich manchmal Lebensphasen oder Situationen, in denen man so sehr in Anspruch genommen ist, dass man sein Bibellesen einfach dem Rhythmus seines Lebens anpassen muss. Aber für was Christen manchmal Zeit haben – was gar nicht so nötig ist und manchmal sogar nicht gut –, und dann haben sie keine Zeit für Gottes Wort. Das finde ich schwierig.
Es gibt sogar Prediger, die keine Zeit zum Bibellesen haben. Das ist natürlich noch schlimmer. Sie sind beruflich freigestellt zum Bibellesen, tun es aber nicht. Ich meine, das wäre ja ein Widerspruch in sich selbst.
Womit fülle ich meine Gedanken? Schau: In einem Herzen, das vom Wort Gottes erfüllt ist, findet Satan nicht so leicht Eingang mit seinen Gedanken. Da steht dann schon ein Schild vorne: „Wegen Überfüllung geschlossen.“ Mein Herz ist voll von Jesus, da passt nichts anderes mehr rein. Ich will mein Herz mit ihm füllen.
Und dann heißt es hier noch etwas über das Schwert des Geistes im Vers 17, welches das Wort Gottes ist. Den Gedanken hatte ich eben schon angesprochen: Was füllt dein Herz?
David sagt mal in einem Psalm: „Ich will nachdenken über dein Wort.“ Er schreibt das in einer sehr bedrängten Situation. Und dann sagt er: „Ich will nachdenken.“ Ich meine, das ist manchmal schwer. Ich weiß nicht, wie es dir geht. Manchmal muss ich dem Herrn sagen: „Herr, mein Kopf ist gerade so voll, und die Situationen, die mich beschäftigen, bedrängen mich so, ich kriege meinen Herzgrad nicht frei, um dir zuzuhören.“ Kennt ihr so etwas?
Aber ich will nicht nachlassen, den Herrn zu suchen. Ich will sagen: „Herr, ich will über dich nachdenken, nicht nur über die Probleme und über das, was mir widerfährt und über was weiß ich was.“ Wenn ich erwache, sagt David mal, will ich satt werden an deinem Bild, mit deinem Wort will ich erfüllt sein.
Und er schließt die Gedanken im Vers 18 ab, indem er zu jeder Zeit betet. So wird die geistliche Waffenrüstung verwirklicht – im Gebet.
Ich möchte den Rat geben: Bete die geistliche Waffenrüstung durch. Mach sie zum Thema deines Gebets. Denke nach, während du betest, über die geistliche Waffenrüstung und sage: „Danke, Herr, dass mir das zur Verfügung steht. Herr, das will ich jetzt in Anspruch nehmen für meine Situation.“
Und dann reden wir nicht mehr so viel mit unseren Gedanken. Manche führen ja auch Selbstgespräche. Das ist nicht immer nur ein Zeichen, dass jemand geistig nicht ganz gesund ist. Es ist einfach ein Ausdruck meiner Seele. Man redet dann mit seiner eigenen Seele.
Asaf hat das ja so schön beschrieben, oder die Kinder Korahs in einem Psalm haben gesagt: „Was betrübst du dich, meine Seele?“ Aber wie oft drehen wir uns um unsere Gedanken und kommunizieren mit ihnen.
Die geistliche Waffenrüstung hilft uns, aufzusehen oder wegzusehen auf Jesus. In einer etwas moderneren Bibelübersetzung in der englischen Sprache heißt es an der Stelle: „Let us fix our eyes on Jesus.“ Lasst uns unsere Augen auf Jesus heften.
Abschluss: Blick auf Jesus als Schlüssel zur Befreiung
Geschwister, in solche Gedankenkarussells und Gedankengefangenschaften geraten alle Menschen, auch alle Christen. Das ist, glaube ich, unvermeidbar. Wir tragen diesen Schatz in irdenen Gefäßen. Deshalb spricht die Bibel davon.
Sie stellt das jedoch nicht nur fest und sagt, man müsse einfach damit leben oder abwarten, bis es besser wird. Nein, nein, lasst uns unseren Blick auf Jesus richten.
Das tun wir jetzt, indem wir still werden vor unserem Herrn. Jeder für sich an seinem Platz. Bitte betet nicht laut, sondern schenkt jedem einen kleinen Moment der Stille. So kann jeder festhalten, was gerade für ihn besonders wichtig ist.