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Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage - Teil 1/2

Einführung in die Sektenkunde, Teil 2/6
01.01.2012
SERIE - Teil 2 / 6Einführung in die Sektenkunde
Wer sind die „Heiligen der Letzten Tage“ wirklich? Was steckt hinter dem Buch Mormon, den goldenen Tafeln und dem Engel Moroni? Warum glauben Mormonen, dass Gott einst ein Mensch war – und auch wir es werden können? Wie wichtig ist die „ewige Ehe“ für ihre Rettung? Und was sagt die Bibel eigentlich dazu? Tauche ein in eine Welt voller überraschender Glaubensvorstellungen und spannender Fragen: Wie weit darf Wandel in einer Religion gehen?

Einführung in die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage

Wir werden uns nun mit einer weiteren Gruppe beschäftigen, die sich selbst „Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ nennt. Hier stellt sich die Frage, ob sie sich als Christen verstehen oder nicht. Die Antwort ist eindeutig: Ja, sie verstehen sich als Christen, denn sie nennen sich ja die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Man erkennt hier wieder eine Endzeitbewegung. Die Bezeichnung „der Letzten Tage“ bezieht sich auf die Zeit kurz vor der Wiederkunft Jesu Christi und der Errichtung seines Reiches. Diese Kirche sieht sich als eine Neugründung der ursprünglichen Kirche Jesu Christi, die zu Lebzeiten Jesu gegründet wurde, aber später unterging. Diese Gruppe ist allgemein als Mormonen bekannt. Der Begriff „Mormonkirche“ ist eigentlich ein Spottname, den man ihnen gegeben hat.

Wenn man sich ihre Gemeinden anschaut, findet man häufig die Bezeichnung „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“. Der Name leitet sich unter anderem von dem Engel Moroni ab, der in ihrer Lehre eine wichtige Rolle spielt. Moroni soll ihnen ihre heiligen Schriften offenbart haben. Diesen Engel sieht man auch oft bei jedem Tempel der Kirche.

Es ist wichtig, zwischen der Kirche und dem Tempel zu unterscheiden. Die Kirche besteht aus den Gemeinden und Versammlungsorten, während Tempel besondere Gebäude sind. In der Regel gibt es in jedem Land nur einen Tempel. Deutschland ist eine Ausnahme, denn hier gibt es zwei Tempel. Das liegt nicht daran, dass Deutschland besonders wichtig wäre, sondern daran, dass der eine Tempel gebaut wurde, als die DDR noch ein eigenes Land war. Deshalb gibt es einen Tempel in der Nähe von Frankfurt und einen in Freiberg in Sachsen.

Die Mormonen besuchen diese Tempel normalerweise nur zu bestimmten Anlässen, nicht regelmäßig. Die normalen Versammlungshäuser, die man auch als Gemeinderäume bezeichnen kann, sind keine Tempel. Diese Gemeinderäume werden oft „Pfahl“ genannt. Es gibt eine lange Geschichte hinter diesen Begriffen, aber wichtig ist: Die Gemeinderäume sind offen für alle, auch für Nicht-Mormonen. In die Tempel hingegen dürfen Nicht-Mormonen grundsätzlich nicht eintreten.

Ausnahmen gibt es nur, wenn ein Tempel neu gebaut wird oder bei Tagen der offenen Tür, zum Beispiel nach Renovierungen. Sobald ein Tempel geweiht und eingeweiht ist, dürfen nur noch Mormonen hinein. Doch selbst das ist nicht für alle Mitglieder der Kirche automatisch möglich. Man benötigt ein Empfehlungsschreiben des eigenen Bischofs, der der Gemeindeleiter ist. Nur mit diesem Schreiben darf man den Tempel betreten.

In der Nähe gibt es zum Beispiel in Paderborn eine Gemeinde, die man „Murmurengemeinde“ nennt, und in Bielefeld ebenfalls einen sogenannten „Murmurenpfahl“. In größeren Städten gibt es solche Gemeinden, da es in Deutschland nicht besonders viele Mormonen gibt. Die letzten Zahlen, die ich gelesen habe, lagen bei etwa 25.000 Mitgliedern in Deutschland. Manche schätzen die Zahl etwas höher, andere etwas niedriger.

Im Vergleich zu anderen religiösen Gruppen ist das eine relativ geringe Zahl. Im Vergleich zu manchen Freikirchen ist es jedoch relativ viel. Freikirchen sind insgesamt weniger zahlreich. Allerdings erheben Freikirchen nicht den exklusiven Anspruch, die einzig wahre Kirche zu sein, wie es bei den Mormonen der Fall ist.

Freikirchen sagen nicht: „Nur wir als Mennonitenbrüder oder Baptistengemeinde sind wahrhaftig richtig.“ Stattdessen betonen sie, dass alle, die an Jesus Christus glauben, dazugehören. Dazu zählen dann auch Mennoniten, Methodisten, Brüdergemeinden und viele andere, sofern sie bekehrt und gläubig sind.

Exklusivitätsanspruch und Lehrmaterialien der Mormonen

Sie ist eine Gruppe, die für sich in Anspruch nimmt, den einzigen Weg zur Errettung zu haben. Das ist tatsächlich bei den Mormonen der Fall.

Ich beginne damit, euch verschiedene Bücher vorzustellen. Ich habe hier mehrere Bücher von ihnen, zum Beispiel „Grundbegriffe des Evangeliums“. Wenn ihr so einen Titel lest, wie klingt das für euch? Das klingt gut: Grundbegriffe des Evangeliums.

Das hier ist ein Lehrbuch. Ich werde euch gleich ein bisschen daraus vorlesen. Es ist ein Lehrbuch für Kinder, Jugendliche und Jungschararbeit. Sie haben nämlich eine intensive Sonntagsschularbeit. So nennt sich das dort auch. Dort wirst du in verschiedene Klassen eingeteilt, meistens nach Männern und Frauen getrennt und nach dem Wachstumsstand im Glauben. In diesen Klassen werden dir verschiedene Grundlektionen über das Evangelium vermittelt. Was der Inhalt davon ist, werde ich euch gleich vorlesen.

Hier werde ich euch einmal herumreichen „Die Lehren des Präsidenten der Kirche“. Der Präsident der Kirche ist meistens auch der Prophet der Kirche. Es gibt immer einen, der an der Spitze steht. Daneben gibt es einen Kreis der Apostel. Das sind meistens 70 Personen, der sogenannte Kreis der Siebzig, und sie leiten die Kirche.

Hier ist der zweite Präsident nach dem Gründer. Er hat die ganze Lehre der Zeugen der Mormonen systematisiert. Ich reiche euch das gerade mal herum. Ihr könnt darin blättern und lesen. Vielleicht stoßt ihr während meiner Lesung auf etwas, was euch interessiert. Falls ihr denkt, das, was ich vorlese, sei gerade langweilig, lest einfach selbst weiter.

Dann habe ich hier ein Buch, das von einem weltlichen Journalisten geschrieben wurde. Ich fand es relativ gut. Es handelt sich um die Geschichte der Mormonen, von Albert Mössmer. Falls ihr ein Buch sucht, das relativ unterhaltsam und leicht verständlich die Lehren der Zeugen Jehovas erklärt, ihre Mehrheit und auch deren Geschichte darstellt, ist das hier eine empfehlenswerte Lektüre.

Es gibt noch einige andere Bücher. Wahrscheinlich wird es, wenn die US-Wahl bevorsteht, noch mehr Literatur geben, weil der amerikanische Präsidentschaftskandidat offensichtlich Mormone ist.

Was ich euch auch noch herumreichen werde, sind zwei Schriften: Zum einen das Buch Mormon. Das ist ihre neue Offenbarung, die die Bibel ergänzen soll. Was darin steht, werde ich euch gleich erklären.

Außerdem reiche ich euch dieses Büchlein herum: „Die Wahrheit wiederhergestellt – ein kurzer Abriss der Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“. Das ist ihre Selbstdarstellung, wie das Ganze geschichtlich abgelaufen sein soll.

Ich sage das immer im Konjunktiv, weil ihr bei solchen Schriften bedenken solltet, dass es sich um Werbeliteratur handelt. Das ist keine objektive Darstellung der eigenen Geschichte, sondern Werbung. Werbeliteratur stellt natürlich nicht die eigenen Schwachpunkte oder Lücken dar, sondern schönt die eigene Geschichte manchmal ein bisschen.

Ich reiche euch hier auf der einen Seite diese beiden Schriften herum, auf der anderen Seite die anderen beiden. Sie enthalten im Wesentlichen dasselbe. So habt ihr alle die Möglichkeit, reinzuschauen und zu lesen, falls ihr das möchtet.

Aufbau und Inhalte des Lehrbuchs der Mormonen

Ich werde euch nun zunächst ein wenig vorlesen aus dem Lehrbuch, das die Lehre der Mormonen beschreibt. Ihr sollt dabei aufmerksam zuhören. Anschließend werde ich euch Fragen stellen, um herauszufinden, was euch an diesen Inhalten besonders auffällt.

Danach werde ich euch die Geschichte der Gruppe erläutern und die Lehren noch einmal etwas systematisierter zusammenfassen.

Das Lehrbuch ist in zehn Abschnitte gegliedert. Diese lauten:

  1. Unser vorirdisches Leben bei Gott
  2. Wir verlassen die Gegenwart Gottes
  3. Die Verbindung zwischen Gott und dem Menschen
  4. Jesus Christus, unser Erretter
  5. Die Kirche Jesu Christi
  6. Das Evangelium Jesu Christi
  7. Unsere Lebensweise verbessern
  8. Die Familie
  9. Das zweite Kommen Jesu Christi
  10. Das Leben nach dem Tod

Einige Inhalte klingen zunächst ganz ähnlich zu dem, was wir selbst vertreten würden. Zum Beispiel bei der Moral, also dem Abschnitt „Unsere Lebensweise verbessern“. Dort steht, dass wir fasten und Nächstenliebe üben sollen, ehrlich sein, den Zehnten geben, Missionsarbeit leisten und gehorsam sein sollen. Viele dieser Punkte würden wir als interessant und gut ansehen.

Auch beim Abschnitt „Das Evangelium Jesu Christi“ werden Themen wie der Glaube an Jesus Christus, die Umkehr, die Taufe, die Gaben des Heiligen Geistes, die Gabe des Geistes und das Abendmahl genannt. Diese Überschriften klingen auf den ersten Blick durchaus normal.

Ich werde euch nun einige Stellen vorlesen, von denen ich ausgehe, dass sie die Besonderheiten der Lehre der Mormonen deutlich machen.

Das erste Beispiel stammt aus Abschnitt eins, „Unser vorirdisches Leben bei Gott“. Ich lese euch zunächst etwas vor, und ihr hört zu. Danach könnt ihr mir sagen, was euch daran besonders erscheint.

Die Lehre vom vorirdischen Leben und Gottesbild

Das ist übrigens so aufgebaut: Es gibt immer zuerst eine Darstellung, dann werden einige Stellen aus den Heiligen Schriften der Mormonen angegeben, darunter auch Bibelstellen. Diese werden zitiert, damit man sie nachlesen kann. Anschließend folgen immer noch Fragen. Es ist also wie ein Bibelstudienkurs, ein Glaubenseinführungs- oder Glaubenslehrgang der Mormonen.

Es gibt einen Gott. Alma, einer der Propheten des Buches Mormon, hat geschrieben: Alles sagt aus, dass es einen Gott gibt. Ja, sogar die Erde und alles, was auf ihr ist, auch ihre Bewegung und alle Planeten, die sich in ihren regelmäßigen Ordnungen bewegen, bezeugen, dass es einen höchsten Schöpfer gibt (Alma 30,44). Wir können den Nachthimmel betrachten und empfinden, was Alma sagen wollte: Millionen von Sternen und Planeten befinden sich in einem wohlgeordneten System. Sie sind nicht zufällig an ihrem Platz. Wir können das Werk Gottes am Himmel und auf der Erde sehen. Die Tier- und Pflanzenwelt, die Berge, Flusstäler – sie alle bezeugen, dass es einen Gott gibt.

Dann soll man ein bisschen vorlesen.

Es geht weiter: Gott herrscht über die Erde. Die Propheten haben uns gelehrt, dass Gott der allmächtige Herrscher des Universums ist. Seine Wohnstätte ist im Himmel (Lehre und Bündnisse 20,17). Durch seinen Sohn Jesus Christus hat er die Erde, den Himmel und alles, was darin ist, erschaffen. Der Mond, die Sterne und die Sonne sind sein Werk. Er hat diese Erde geformt, ihr Gestalt und Bahn gegeben und Leben geschaffen. Die Luft und das Wasser hat er mit Geschöpfen belebt, ebenso die Täler, die Hügel, die Pflanzen und die Tiere. Er hat uns Tag und Nacht, Sommer und Winter, Saat und Erntezeit gegeben. Er hat den Menschen als ein Abbild geschaffen, damit er über die anderen Geschöpfe herrsche.

Dann soll man wieder in bestimmten Stellen weiterlesen.

Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: Würde der Schleier heute zerrissen und der große Gott, der diese Welt in ihren Bahnen hält und alle Welten und überhaupt alles durch seine Macht bestehen lässt, sich sichtbar machen, so würde man ihn in menschlicher Gestalt sehen. Gott ist ein verherrlichter und vervollkommener Mensch, ein Wesen aus Fleisch und Gebein. Sein greifbarer Körper wohnt in ewigem Geist. Gott ist vollkommen. Er ist ein Gott der Liebe, Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Wahrheit, Macht, des Glaubens, der Erkenntnis und des Gerichts. Er hat alle Macht, er weiß alles, er ist gütig. Alles Gute kommt von Gott. Alles, was er tut, geschieht, damit seine Kinder so werden können wie er – also Götter. Er hat gesagt: „Denn siehe, es ist mein Werk und meine Herrlichkeit, die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“

Ja, eigentlich genügt das jetzt erst mal schon. Das geht zwar noch ein ganzes Stück weiter, aber ich glaube, wenn ihr zugehört habt, sind hier schon einige besondere Geschichten mit drin.

Habt ihr zugehört? Also einiges klingt ja gut. Was ist euch hier daran aufgefallen, was nicht so gut klingt?

Vorirdisches Leben.

Ja, vorirdisches Leben, genau.

Da wird ja hier noch nicht genau erklärt, was das ist. Ich werde euch gleich noch vorlesen, was das ist. Das war ja die Überschrift. Vorirdisches Leben bei Gott kommt uns als Christen ein bisschen seltsam vor. In der Bibel lesen wir nämlich nichts davon. In der Geschichte kommen aber noch viel härtere Klopse vor – aus christlicher Sicht.

Ja, zum Beispiel der Prophet Joseph Smith. Da sagt ihr euch jetzt vielleicht: Den kennen wir ja gar nicht. Wo steht der denn? Er steht zum Beispiel im Buch Mormon. Und genauso der Prophet Alma. Wenn ihr jetzt denkt, ihr seid nicht gut in Bibelkenntnis, kann ich das ja nicht beurteilen, aber den Propheten Alma gibt es in der Bibel tatsächlich nicht. Das kann ich euch sagen. Er ist eben ein Prophet, der außerhalb der Bibel geoffenbart worden sein soll.

Erstmals vieles von dem, was hier drinsteht – würden Leute, die sich nicht so gut auskennen, das ist ja auch genau richtig – die Natur sagt, dass es einen Gott gibt, Jesus unser Erlöser steht da drin. Aber habt ihr die Hauptsachen hier, die Hauptprobleme, gemerkt? Das ist nämlich noch viel...

Bitte?

Ja, wie denn?

Genau, ist euch das hoffentlich aufgefallen? Das ist nämlich eine ganz wichtige Lehre der Mormonen: Gott war eigentlich Mensch, er hat sich weiterentwickelt und ist heute Gott. Es gibt so eine Art, wenn ich das mal ausdrücke, religiöse Evolution. Gott war Mensch und hat sich zu Gott entwickelt.

Und dann steht ja: Warum sollen wir uns mit ihm beschäftigen? Das heißt, wie werden wir wie er?

Genau, Götter!

Das heißt, wenn wir gläubig sind und Gott nachfolgen, dann werden wir selbst zu Göttern.

Ist das biblisch? Ich hoffe, dass ihr sagt: Nein.

Und deshalb merken wir genau, das gibt Hoffnung und entspricht gerade dem modernen Menschen sogar noch mehr als das, was wir sagen. Wir sagen: Du bist Knecht Christi. Jetzt können wir sogar noch radikaler sagen: Du bist Sklave Christi. Wer will das schon sein? Aber wenn ich sage: Wer der Mormone ist, wird Gott. Das ist doch erstrebenswert, oder?

Und Gott können wir uns plötzlich auch vorstellen – nicht mehr als schwebendes Irgendwas, sondern wenn du dir Gott vorstellen willst, stell dir vor, er war Mensch und hat sich nur weiterentwickelt.

Das passt ja richtig gut zur Esoterik zum Beispiel auch. Da findest du nämlich ganz ähnliche Angebote. Das heißt, menschlich gesehen ist das eigentlich eine tolle Idee. Ich würde sagen, es entspricht genau der Kultur Amerikas im 19. Jahrhundert. Das war doch die Idee vom Tellerwäscher zum Millionär: You work yourself up. Du kommst als armer Einwanderer in die USA und am Ende bist du Multimillionär. Und hier ist genau dasselbe Angebot: Du kommst als einfacher Mensch in die Mormonkirche und endest als Gott. Das ist doch noch viel besser als Multimillionär.

Ja, natürlich.

Über wen wir Macht haben, das kommt dann gleich noch. Nicht über alle, sondern über bestimmte Personen, über welche, werde ich euch gleich noch vorlesen.

Und wie gesagt, das hier ist jetzt alles schon im ersten Kapitel. Wer aufmerksam liest, dem müsste das auffallen. Wer nicht so aufmerksam liest, der liest entweder darüber hinweg oder denkt sich noch: Ach, das habe ich ja gar nicht gewusst, das klingt ja ganz interessant. Ihr müsst davon ausgehen, die meisten Menschen in Deutschland kennen die Bibel nicht. Und wenn da so ein bisschen der Prophet Soundso erwähnt wird, wissen sie nicht, ob das ein biblischer Prophet ist oder nicht. Und wenn dann so eine Mischung ist – mal von Jesus Christus, mal von Bibelversen und mal von Versen aus anderen Büchern –, das merkt erst mal so gut wie keiner.

Dann geht es weiter: Unsere himmlische Familie. Wir sind Kinder unseres himmlischen Vaters. Gott ist nicht nur unser Herrscher und Schöpfer, er ist auch unser himmlischer Vater. Alle Menschen sind buchstäblich Söhne und Töchter Gottes. Der Mensch wurde als Geist vom himmlischen Eltern gezeugt und geboren und in ewigen Wohnungen des Vaters zur Reife aufgezogen, bevor er in seinem zeitlichen physischen Körper auf die Erde kam, hat Joseph Smith, also der Prophet, gesagt.

Jeder Mensch, der je auf der Erde geboren war, war im Himmel unser Bruder oder unsere Schwester. Der erste Geist, der von unseren himmlischen Eltern geboren wurde, war Jesus Christus (Lehre und Bündnisse 93,21). Erst also unser ältester Bruder. Unser Geist ähnelt im Aussehen unseren himmlischen Eltern, obgleich diese einen auferstandenen Körper haben. In uns ist die Fähigkeit, so zu werden wie sie. Wenn wir uns dazu entschließen, können wir tatsächlich vollkommen werden, wie sie es sind.

Da kann ich noch ein bisschen weiter darüber lesen, was hier gesagt wird, wo wir Bauchschmerzen haben sollten: Jetzt wissen wir endlich, wie Gott erzeugt wurde.

Genau, ja. Es gibt also einen himmlischen Vater und eine himmlische Mutter. Es ist jetzt nicht nur Gott, sondern es gibt Gottvater und Gottmutter, und die beiden haben Kinder gezeugt. Das seid ihr alle.

Deshalb seid ihr alle Geschwister. Jetzt kommt es gar nicht auf Bekehrung oder so an, sondern ihr seid alle im Himmel gezeugt. Ihr seid dann – das kommt im weiteren Verlauf dieses Kapitels zum Tragen – in einen physischen Körper gekommen, um euch darin zu bewähren.

Wenn ihr euch darin bewährt, also gute Mormonen seid, dann seid ihr eben am Ende der Geschichte selbst Götter, weil ihr ja von Gott geboren seid. Sehr klar.

Wenn ihr von Gott geboren seid und bewährt seid, dann seid ihr selbst Götter am Ende der Geschichte. Deshalb, wenn das ganze Buch hier weitergeht, dann wird eben gesagt, wie wir – wie Jesus, da steht auch Jesus Christus, unser erwählter Führer und Erretter.

Das Besondere an Jesus ist nicht, dass er Gott ist – ja, das auch. Mormonen würden sagen, natürlich ist Jesus Gott, aber ich auch und du auch. Das Besondere an Jesus ist dann nur, dass er der Älteste ist, unser Vorbild ist. Jesus ist in der Entwicklung schon weiter voran als wir und deshalb kann er uns dabei helfen. Er kann uns ein Stück weit trennen von unserem sündigen Leben, damit wir besser und schneller Gott werden können. Das kann er schon.

Aber das eigentliche Ziel ist nicht die Vergebung der Sünde. Das ist nur eine Zwischenstufe, die Ausgangsbasis, damit wir dann heiliger und besser leben können, so wie Gott es will, damit wir selbst Gott werden können.

Also Jesus als der ältere Bruder, der uns Hilfestellung gibt, weil er schon weiter ist, damit wir unsere Sünde loswerden, um dann selbst in diesem sündenlosen Zustand uns weiterzuentwickeln – zu Gott.

Yes, that is the point.

Genau, viele Leute in der Welt sehen das genauso. Deshalb sage ich ja, das, was hier drin ist, findet viele offene Ohren heute in der Welt, in der wir leben, insbesondere bei Leuten, die esoterisch gestimmt sind. Für die ist es als Vorbild vielleicht ein Meister, ein Guru oder sonst etwas. Er zeigt uns, wie wir weiterleben sollen, aber letztendlich kommt es auf uns an.

Deshalb ist da durchaus eine gewisse Popularität. Auch die Mormonen sind eine wachsende Kirche. In Deutschland nicht, da stagnieren sie seit Jahrzehnten, aber in vielen anderen Ländern der Welt wachsen sie stark.

Ja, in demselben Kapitel geht es noch weiter: Unsere Eltern im Himmel haben uns ein zeristriales Heim geschaffen. Ihr merkt schon, Fachworte schaffen. Zu jeder Sekte gehört, dass man ein paar Fachworte schafft, die keiner kennt, aber die dann gleich gelehrt klingen.

Zeristriales Heim – wenn ihr überlegt, was das ist, habt ihr das noch nie gehört. Das Fachwort gibt es außerhalb der Mormonen nicht. Dieses Fachwort gibt es nur hier.

Und zwar liegt das daran, dass es drei verschiedene Himmel gibt. Zeristrial ist der höchste Himmel bei den Mormonen, und in den kommen eben nur die, die Götter geworden sind. Die anderen kommen in die Zwischenstufen der verschiedenen Himmel und können sich dort noch weiterentwickeln.

Also ein schöner, herrlicher Ort, schöner als jeder Ort auf der Erde. Wir waren dort glücklich. Sie wussten jedoch, dass wir nur dann über einen gewissen Punkt hinaus Fortschritt machen und uns entwickeln können, wenn wir sie eine Zeit lang verlassen.

Sie wollten, dass wir die göttlichen Eigenschaften, die sie besitzen, ebenfalls entwickeln. Zu diesem Zweck müssen wir unser terrestriales Heim verlassen, um hier auf der Erde unsere Prüfungszeit durchzumachen und Erfahrungen zu sammeln. Wir müssen das Gute vor dem Bösen wählen.

Es ist auch notwendig, dass unser Geist einen irdischen Körper erhält. Es ist vorgesehen, dass wir unseren sterblichen Körper beim Tod verlassen und dass später bei der Auferstehung Körper und Geist wieder untrennbar vereint werden.

Wir haben dann einen unsterblichen Körper wie unsere himmlischen Eltern. Wenn wir alle Prüfungen auf der Erde bestehen, können wir die Fülle der Freude erlangen, die unsere himmlischen Eltern schon haben (Lehre und Bündnisse 93,33).

Das ist also jetzt der Grund, warum du hier auf der Erde bist. Du warst schon im Himmel, das war auch alles ganz toll, aber um die letzte Stufe der Entwicklung durchlaufen zu können, musst du hier auf der Erde einen Körper bekommen und die Prüfungen bestehen.

Und wenn du die Prüfungen bestehst, dann bist du selbst genau auf der Stufe wie deine göttlichen Eltern. Das heißt, du bist selbst Gott.

Genau, das kann man so sagen.

Die Werke sind hier ganz entscheidend wichtig bei der Erlösung.

Ehe und Familie in der Lehre der Mormonen

Und wenn ich dann zum Ende des ganzen Buches komme, da sind auch noch Lieder enthalten, die man in der Sonntagsschule singt. Ihr könnt sie gerne einfach durchlesen, wenn ihr wollt. Ihr könnt sie übernehmen und mal schauen, ob jemand in eurer Gemeinde merkt, wenn ihr sie singt. Manche klingen gar nicht so schlecht, aber sie sind trotzdem nicht gut.

Ich möchte euch noch ein interessantes Kapitel vorlesen, das auch wichtig ist. Hier steht einiges darüber, wie man genau leben muss, auch wie man im Tempel lebt. Aber das hier ist besonders interessant. Mal sehen, ob ihr gleich erkennt, wo das Problem liegt.

Die Ehe ist von Gott verordnet. Der Herr hat gesagt: Wer verbietet zu heiraten, der ist nicht von Gott verordnet, denn die Ehe ist dem Menschen von Gott verordnet (Lehre und Bündnisse 49,15). Am Anfang wurde die Ehe als Gesetz des Evangeliums eingesetzt. Sie sollte fortbestehen und nicht mit dem irdischen Tod enden. Adam und Eva gingen eine Ehe ein, bevor es den Tod auf der Welt gab. Ihre Ehe wurde von Gott selbst geschlossen. Es war eine ewige Ehe.

Adam und Eva gaben das Gesetz der Ehe an ihre Kinder und Kindeskinder weiter. Im Laufe der Zeit zog Schlechtigkeit in die Herzen der Menschen ein, und die ewige Ehe wurde nicht mehr geschlossen. Die Vollmacht, diese heilige Handlung zu vollziehen, wurde von der Erde genommen. Durch die Wiederherstellung des Evangeliums haben wir auch wieder die Möglichkeit erhalten, ewige Ehen einzugehen.

Viele Menschen betrachten die Ehe lediglich als Konvention unserer Gesellschaft, als eine Übereinkunft zwischen Mann und Frau, dass sie gemeinsam leben möchten. Für die Heiligen der Letzten Tage bedeutet die Ehe wesentlich mehr. Unsere Erhöhung hängt von der Ehe ab. Wir glauben, dass die Ehe die heiligste Verbindung zwischen Mann und Frau ist. Unser Glück in diesem Leben und im zukünftigen Dasein hängt von dieser Verbindung ab.

Der Vater im Himmel hat uns das Gesetz der ewigen Ehen gegeben, damit wir so werden können wie er. Nur durch eine solche Ehe können wir wie er Geistkinder haben. Der Herr hat gesagt, dass es in der terrestrischen Herrlichkeit drei Himmel gibt. Um den Höchsten zu erlangen, muss man in dieser Ordnung des Priestertums, nämlich dem neuen, immerwährenden Bund der Ehe, eintreten. Tut jemand das nicht, so kann er ihn nicht erlangen.

Was aber machen die Singles? Du hast jetzt schon gemerkt, wo das Problem liegt. Singles können nicht Gott werden. Singles können nicht den Rat der Errettung in den höchsten Stufen des Himmels erhalten. In den höchsten Stufen des Himmels kann man nur eintreten, wenn man verheiratet ist. Allerdings muss man im Tempel geheiratet haben, denn dort werden die Ehen für die Ewigkeit geschlossen.

Das bedeutet, dass du ewig mit deinem Ehepartner zusammen bist – nicht nur hier auf der Erde. Die Ehe ist nicht nur eine gesellschaftliche Verbindung, wie man als Mann und Frau zusammenlebt, sondern eine heilsrelevante Sache, die für die Ewigkeit entscheidend ist. Hier wird deutlich gesagt: Deine Ehe, die du hier auf der Erde schließt, gilt für alle Ewigkeit.

Diese Entscheidung ist also viel größer, als man zunächst denkt. Es ist schon schwierig genug, sich hier auf der Erde für einen Ehepartner zu entscheiden. Die meisten von euch haben sich wahrscheinlich schon entschieden. Aber überlegt mal: Ihr entscheidet nicht nur für 50, 60 oder 70 Jahre auf der Erde, sondern für alle Ewigkeit.

Das wäre ja noch schlimmer, wenn man nicht gerettet werden könnte. Wie meinst du aussteigen? Eine Ehe, die vor Gott geschlossen ist, kann nicht getrennt werden. Das heißt, du bist verheiratet, auch wenn du getrennt lebst. Du kannst mit einem anderen zusammenleben, aber du bist trotzdem verheiratet. In der Ewigkeit wirst du deinen Ehepartner wiedersehen.

Stell dir vor, du hast großen Stress, lässt dich scheiden und bist dann im Himmel – und plötzlich bist du wieder mit deinem Ehepartner konfrontiert. Was macht ihr dann? Das ist dann sozusagen der Dritte, aber der Dritte ist der Siebte hier. Die Scheidungsrate auf der Erde gibt es zwar, aber die Ehe vor Gott kann nie aufgelöst werden.

In den USA haben die Mormonen als religiöse Gruppe die niedrigste Scheidungsrate. Das wird stark betont, denn Familie wird sehr wichtig genommen. Das werdet ihr merken, das ist einer der Pluspunkte der Mormonen. Jeder Mormone ist verpflichtet, mindestens einen Tag in der Woche für die Familie zu reservieren.

Das ist noch eine andere Sache, zu der wir gleich noch kommen. Du wolltest gerade noch etwas sagen? Okay. Also, eine irdische Scheidung ist möglich. Wenn aber jemand seine Frau im Tempel geheiratet hat, dann hat er sie für alle Ewigkeit. Das kann man nicht mehr rückgängig machen.

Das heißt, wenn man nur vor dem Standesamt geheiratet hat, kann man diese Ehe auch auflösen. Diese Ehe gilt aber nicht für die Erlösung. Erlöst werden kann man nur, wenn man, wie die himmlischen Eltern, eine Ehe für die Ewigkeit geschlossen hat.

Ich denke, schon allein wenn ich euch das vorgelesen habe, sollte es genügen, um zu beurteilen, ob es sich hier um eine Sekte handelt oder nicht. Denn hier lesen wir eine Lehre von Jesus, eine Lehre von Gott, eine Lehre von der Erlösung. All das weicht meiner Meinung nach relativ deutlich von biblischen Inhalten ab.

Man kann die Lehre der Mormonen auch in einem Satz zusammenfassen. Einer ihrer Präsidenten hat das mal getan. Es stammt also nicht von mir, sondern von einem ihrer Präsidenten. Er sagte: "Gott ist das, was der Mensch einmal sein wird, und der Mensch ist das, was Gott einst war." Das ist einfach gut zu merken und fasst die Hauptlehre der Mormonen zusammen.

Allerdings werden sie dir diese Wahrheit nicht sofort sagen, obwohl sie in der Entschulung steht. Sobald du in der Entschulung bist, kommst du darauf. Es ist also keine versteckte geheime Sache, das kannst du überall nachlesen.

Am Anfang betonen sie jedoch sehr stark: Wir sind Christen und das Buch Mormon ist nur ein weiterer Zeuge für Jesus Christus. So wird es auch gesagt. Das heißt, sie lehren nichts anderes, als Jesus Christus gelehrt hat. Jetzt könnte man natürlich die Frage stellen: Hat Jesus Christus das gelehrt?

Bibel und Mormonenlehre im Vergleich

Hier eine Frage an euch als Bibelkenner: Sind die Dinge, die wir gerade gehört haben, im Einklang mit der Bibel? Falls nicht, sagt mir bitte, wo es eine Aussage der Bibel gibt, die dem widerspricht. Wenn ihr nicht genau die Stelle wisst, könnt ihr es auch grob zusammenfassen.

Zum Beispiel beim Thema „Lichtfleisch“ – da würden Mormonen nicht einmal komplett widersprechen. Du meinst jetzt das himmlische Leben vorher? Davon spricht die Bibel nicht. Ja, da wären Mormonen noch einverstanden. Es gibt ein Gericht, aber das Gericht bestätigt dann: Du bist Gott. Wird der Mensch Gott? Gibt es eine biblische Aussage darüber?

Ich hoffe, die Sache ist klar. Kennt ihr eine Aussage in der Bibel, entweder paraphrasiert, zusammengefasst oder eine andere Stelle, die da Stellung bezieht?

Genau, das war ja sogar einer der Gründe, warum Jesus in Nazareth getötet werden sollte und später verurteilt wurde. Man warf ihm vor, sich selbst erhöht zu haben und sich zu Gott gemacht zu haben. Er habe göttliche Autorität für sich beansprucht. Dabei sehen wir deutlich, dass das auf Jesus sogar noch zutrifft.

Normalerweise ist das nach biblischem Denken eine der schlimmsten Gotteslästerungen, die man begehen kann. Wenn in der Schöpfungsgeschichte, die hier auch kurz erwähnt wurde, gesagt wird, Gott habe den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen – was machen wir dann damit? Könnte man nicht sagen: Nach dem Ebenbild heißt doch, Gott ist wie ein Mensch und der Mensch ist wie Gott? Das könnte man so deuten.

Was wäre noch eine Deutung von „Gott hat den Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen“? Das haben Sie eben genau aus diesem Vers abgeleitet. Natürlich haben Sie auch Ihre eigene Offenbarung, aber Sie nehmen manchmal auch Bibelverse und sagen: „Das steht doch, nach meinem Abbild.“ Also Gott hat den Menschen so geschaffen, wie er selbst aussieht.

Wenn wir den Menschen anschauen, wissen wir dann, wie Gott ist? Stimmt das denn? Kennt ihr die biblische Geschichte? Ich hoffe, ja. Ist der Mensch im Paradies wie Gott? Einige müssen etwas nachdenken.

Schon allein, dass der Teufel sagt: „Ihr werdet sein wie Gott“, setzt doch voraus, dass sie es noch nicht sind. Sonst wäre das doch sinnlos. Wenn ich also sage: „Ihr werdet sein wie Gott“, dann bin ich doch schon lange so. Das heißt, sie sind es ja noch nicht.

Wir könnten zum Beispiel fragen: Waren Adam und Eva allwissend? Ganz offensichtlich nicht. Sonst hätten sie sofort gewusst, dass die Schlange der Teufel ist. Sonst hätten sie auch sofort gewusst, was am Ende daraus wird. Sie waren nicht allwissend. Waren sie allgegenwärtig? Nein, auch das nicht.

Wir merken also, viele Eigenschaften Gottes hatten sie nicht. Wir können noch weitergehen: Konnte Adam durch sein Wort etwas schaffen, wie Gott es tut? Auch nicht. Sie konnten Dinge benennen, aber das heißt nicht, dass sie Gott gleich waren.

Dieses Gottgleichsein meint Gott gleich in bestimmter Hinsicht. Wenn ich zum Beispiel sage: „Mein Sohn ist wie ich“, dann meine ich nicht, dass er genau so ist, sondern in bestimmter Hinsicht. Das ist genauso bei uns, wenn wir sagen: „Alle Menschen sind gleich.“ Das meinen wir in bestimmter Hinsicht, zum Beispiel mit dem Recht, das wir vor Gericht haben.

Aber das heißt natürlich nicht, dass wir alle gleich sind. Schaut euch nur an, wie unterschiedlich wir sind: alt, jung, Mann, Frau, klug oder weniger klug. Das ist Realität. Wir haben nicht alle dieselbe Bildung, nicht denselben Intelligenzquotienten und auch nicht dieselbe Schönheit.

Es gibt eine gewisse Ähnlichkeit, und insofern können wir sagen: In bestimmter Hinsicht seid ihr mir gleich, deshalb nach dem Ebenbild. Aber das heißt nicht vollständig. Das merken wir schon am Schöpfungsbericht. Dort gibt es viele Abweichungen, die wir in Genesis 1 und 2 feststellen. Der Mensch ist eben nicht genau wie Gott.

Hier merken wir, dass diese Vorstellung bei den Mormonen überzogen ist und so nicht stimmt. Noch mehr Punkte: Zum Beispiel die ewige Ehe. Jesus nimmt dazu Stellung, zum Beispiel als er gefragt wird: „Eine Frau heiratet erst den Mann, dann einen anderen Mann, und noch einen anderen. Wessen wird sie im Himmel sein?“ Antwort: Keinem. Dort gibt es keine Ehe mehr, keine Mann-Frau-Beziehung. Das ist eine deutliche Aussage Jesu. Die Ehe ist auf die Erde beschränkt.

Dann haben wir gesagt: Wir Menschen sind nicht Gott. Das ist eine deutliche Aussage. Es ist Gotteslästerung, zu behaupten, man sei Gott oder genauso wie Gott. Wir sind Gott untergeordnet, seine Geschöpfe und vielleicht auch seine Diener, wenn wir es wollen.

Zur Behauptung, wir seien Gott gleich, gibt es deutliche Aussagen. Gotteigenschaften werden dem Menschen nie zugeschrieben, selbst vor dem Sündenfall nicht. Das wird in der Geschichte klar: Adam und Eva waren immer nur an einem Ort. Sie konnten nicht plötzlich bei Gott sein, sondern mussten warten, bis Gott wieder in den Garten Eden kam, um sie zu besuchen.

Sie hatten einen eng umrissenen Rahmen, nämlich nur den Garten Eden. Was draußen war, war für sie nicht relevant. Später wurden sie vertrieben. Das zeigt, dass sie lokal begrenzt waren. All diese Eigenschaften hatten sie nicht.

Auch Adam hätte sagen können: „Ich habe keine Frau.“ Wenn er Gott gewesen wäre, hätte er einfach sagen können: „Ich schaffe mir eine“, und zack, da wäre die Frau. Nein, das ging nicht. Gott musste eingreifen und die Frau schaffen.

Das war alles noch vor dem Sündenfall. Wir sehen also deutlich, dass hier die Grenzen des Geschöpfes schon vor dem Sündenfall klar umrissen sind. Ich betone das, weil man nach dem Sündenfall oft die Ausrede bringt: „Das ist jetzt die Sünde, deshalb sind wir nicht mehr so, wie wir eigentlich sein sollten.“ Aber vor dem Sündenfall waren sie so, wie Gott sie gedacht hat – ohne Sünde, aber nicht genau wie Gott, nur in bestimmten Hinsichten.

Dann müssen wir auch das genau sagen. Jetzt die Frage: Wie ist das mit der Präexistenz? Hat der Mensch existiert, bevor er hier auf der Erde war? Hat er im Himmel gelebt? Gibt es dafür einen biblischen Beleg?

Du kannst dich nicht erinnern, oder? Ich auch nicht. Jesus hatte natürlich Präexistenz, ganz klar. Worauf schließen wir, dass der Mensch nicht vorher im Himmel gelebt hat?

Wir können deutlich sagen: Der Mensch wurde geschaffen. Das gilt für Adam und Eva. Ihre Existenz beginnt erst, als sie irdisch geschaffen wurden. Es wird klar gesagt, dass sie nicht vorher irgendwo im Himmel waren und dann erst einen irdischen Leib bekamen, sondern dass sie hier auf der Erde materiell geschaffen wurden.

Dasselbe gilt auch für ihre Kinder. Das wird deutlich erwähnt. In Genesis heißt es: „Macht die Erde untertan und seid fruchtbar“, also da, wo Kinder entstehen. Es sieht so aus, als ob sie in dem Moment entstehen.

Wir haben auch Hinweise, ich habe das gestern schon zitiert, zum Beispiel aus Psalm 139: „Du hast meine Glieder gebildet im Mutterleib; du kanntest alle meine Tage, bevor auch nur einer davon war.“ Das heißt, „bevor auch nur einer war“ bezieht sich hier auf die Entstehung im Mutterleib. Davor gab es keine Tage, das war der erste.

Vor dem ersten Tag hast du schon alles gewusst. Das zeigt die Prädestination, das Wissen Gottes von unserer Existenz. Aber unsere Existenz beginnt nach Psalm 139 mit der Schöpfung im Mutterleib. Das wird deutlich gesagt. Hier ist eine klare Aussage.

Mormonen würden darauf antworten: Wir waren auch bei der Geburt sündlos, aber wir haben auf der Erde versagt und viele Sünden angehäuft. Sie sagen, wir waren sündlos gestartet, wie Adam und Eva, und haben dann Sünden angesammelt.

Biblisch gesehen ist das falsch. Denn in der Bibel lesen wir: Der Mensch ist von Jugend an sündig. Das heißt, die Sünde ist von Anfang an da.

Die Bibel vertritt nicht die Lehre, dass kleine Babys generell sündlos sind. Wir werden mit Sünde geboren, das heißt, wir starten mit der Sünde. Das mag dem einen oder anderen nicht gefallen, ich finde das auch nicht so nett, aber so wird es biblisch beschrieben: Wir starten mit der Sünde.

Familiäre Aspekte und Kritik an der mormonischen Lehre

Ach ja, hier wollte ich euch auch ein Bild zeigen. Das hier stammt aus einer ihrer Broschüren. Darauf seht ihr, womit sie zum Beispiel werben. Die Mormonen werben mit der Idee der glücklichen, harmonischen Familie – dieses Glück in Ehe und Partnerschaft. Und das soll bis in die Ewigkeit fortbestehen. Du hast also noch viel mehr als im Hollywood-Film: nicht nur hier auf der Erde irgendein großes Glück, sondern bis in alle Ewigkeit.

Was ich mich natürlich frage, rein logisch betrachtet, ist diese Geschichte: Nehmen wir mal diese Konzeption. Sie gehen ja davon aus, dass die Ehepartner zusammenbleiben – ebenso deren Kinder. So bleibst du also mit deinen Kindern, die du gezeugt hast, in der Ewigkeit zusammen. Denn du bist dann Gott über diesen neuen Planeten oder die neuen Welten, die du hast, und das sind deine Kinder, die geboren worden sind.

Jetzt frage ich mich aber: Wenn die Kinder selbst wieder Götter sind, was ist dann? Oder was ist, wenn die Kinder keine Mormonen geworden sind? Dann wird dir versprochen, du wirst mit deiner Familie und deinen Kindern in der Ewigkeit zusammen sein. Aber wenn sie selbst gar keine Mormonen sind? Das heißt, dann gibt es ja noch andere Wege zur Rettung. Du musst gar nicht heiraten, du musst kein Mormone sein, du kannst sündigen, wie du willst – die Hauptsache ist, deine Eltern sind Mormonen. Dann kommst du mit ihnen in die Ewigkeit.

Hier merken wir auch, dass die Konzeption schon sehr vereinfacht und egoistisch ist – immer nur auf mich ausgerichtet. Wenn du schon eine Generation weiterdenkst, merkst du, das klappt ja gar nicht. Selbst wenn es wahr wäre, würde es logisch gar nicht funktionieren. Denn mit den Kindern kannst du in der Ewigkeit gar nicht zusammen sein, weil die ja von sich sagen: „Ich bin ja auch Gott. Warum will ich zu dir? Du bist ja nicht mein Gott, ich bin selbst Gott, also habe ich meinen eigenen Planeten.“ Oder sie könnten mit dir nicht zusammen sein, weil sie gar nicht Mormonen geworden sind. Was ist dann?

Da merkt man auch logisch: Wenn wir schon sagen würden, vielleicht ist es ja eine göttliche Offenbarung, dann müssten wir sagen, dass das rein logisch gesehen gar nicht geht, wenn das so wäre. Aber es ist ja nicht so. Die Bibel sagt ganz eindeutig, dass es nicht so ist.

Erfahrungsgemäß wird ein Großteil der Kinder der Mormonen auch Mormonen, erfahrungsgemäß. Es gibt auch einen relativ starken familiären Druck. Häufig leben Mormonen in den USA, zum Beispiel im Staat Utah. Ich nehme jetzt Salt Lake City als Hauptbeispiel. Das ist der Mormonenstaat, dort leben überwiegend Mormonen. Man lebt dann im ganzen Umfeld, wo nur Mormonen sind. Da die Familie besonders gepflegt und geschätzt wird, ist der Einfluss noch etwas stärker.

Man kann aussteigen. Allerdings kommt es auch darauf an. Ich hatte neulich ein Buch eines amerikanischen Journalisten gelesen, der beschrieben hat, dass mormonische Splittergruppen – ich betone hier bewusst „mormonische Splittergruppen“ – ihre eigenen Kinder sogar töten, wenn diese vom Mormontum abfallen. Und zwar, weil sie sagen, diese Kinder hätten jetzt die Familienehre und den Glauben befleckt. Das ist nicht nur ein Einzelfall, sondern kommt immer wieder vor.

Der Grund ist der immense Druck: Du hast dich gegen deine himmlischen Eltern versündigt. Das ist viel schlimmer. Es ist nicht nur deine Entscheidung, sondern hat himmlische Auswirkungen. Genau dasselbe gilt, wenn eine Ehefrau wegläuft. Es gibt mehrere Beispiele, in denen Ehefrauen getötet wurden, weil das undenkbar ist. Die Ehefrau ist ihrem Ehemann Untertan für alle Ewigkeit, er ist ihr Gott und so weiter. Und das kannst du nicht einfach verlassen, das geht nicht. Dann verachtest du Gott, und man greift ein.

Wenn wir jetzt konsequent denken würden und du bist im Tempel versiegelt, dann siehst du diese Frau in der Ewigkeit wieder – aber hoffentlich geläutert, weil sie erkannt hat, dass es falsch war. Wenn sie zugesiegelt ist, dann wird sie ihren Mann, auch den, der sie ermordet hat, in der Ewigkeit wiederhaben. Im Himmel nimmt sie es ja nicht mehr übel, da hat sie verstanden, dass es richtig war, dass er sie... Ja, natürlich.

Männer können im klassischen Mormontum so viele Frauen heiraten, wie sie wollen. Sie können auch im Himmel mehrere Frauen haben. Aus männlicher Sicht ist das wahrscheinlich schon angenehm. Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich stressig sein kann, deshalb sollte man sich das gut überlegen.

Joseph Smith, der Gründer der Mormonen, hatte, wenn ich es richtig im Kopf habe, über vierzig Frauen. Von manchen hat er nie zusammengelebt. Wir müssen also nicht immer denken, dass es nur sexuell ist. Manche Frauen waren einfach ledig, wollten aber auch gerne in den Himmel. Deshalb ließen sie sich von ihm zusiegeln, so nennt man das, damit sie in der Ewigkeit ihn als Mann haben – auch wenn sie nie zusammengelebt haben. Das gibt es auch.

Das würden sie nicht so nennen? Doch, doch, die gehören auch alle dazu. Aber es ist nicht ganz Patchwork, sondern es ist immer ein Mann, der im Mittelpunkt steht, und dann beliebig viele Frauen, mindestens eine, und deren Kinder. Insofern würden sie sagen: Ja, das ist eben die himmlische Familie. Das ist aus ihrer Sicht kein Patchwork, weil nach mormonischer ursprünglicher Auffassung das Gebot der Ein-Ehe nicht gilt.

Sie würden sagen: Wie ist das denn mit Abraham? Wie viele Frauen hatte er? Wie viele hatte David? Wie viele hatte Salomo? Da sieht man doch, dass Gott wollte, dass Männer mehrere Frauen haben. Ich schlüpfe jetzt wieder in die Rolle eines Mormonen, um das so zu sagen.

Wobei – und das muss ich dazu sagen – wird das heute nur noch von unabhängigen Mormonkirchen vertreten. Die große Mormonkirche, die wir kennen, vertritt das heute nicht mehr. Sie duldet es hier und da noch, aber sie vertritt es nicht mehr. Das hängt damit zusammen, dass sie in riesige Konflikte mit dem amerikanischen Staat gekommen sind, der das natürlich verboten hat.

Dann haben sie gerade passend zur rechten Zeit eine neue Offenbarung von Gott bekommen, dass vorläufig die Vielehe zurückgezogen wird – also dass nur noch die Einehe gilt. Ich fand es interessant, dass Gott gerade zum richtigen Zeitpunkt diese Offenbarung gibt. Vorher wurde ganz wichtig darauf Wert gelegt, dass die Vielehe sein muss, man dafür kämpfen muss und so weiter. Als der Staat dann die Daumenschrauben anlegte, kam die Offenbarung: „Okay, ab jetzt nicht mehr.“

Deshalb haben sich viele Mormonen von der Mormonkirche abgespalten. Sie sagten: Ihr seid eingeknickt, ihr seid nicht bei der ursprünglichen Lehre geblieben. Da können wir uns gut hineinversetzen. Sie sagten: Wir müssen daran festhalten, weil diese Ehe ja, wie ich euch gerade vorgelesen habe, nicht nur Ethik ist, sondern mit Erlösung zu tun hat, mit göttlicher Offenbarung bei den Mormonen. Deshalb kann man die Lehre nicht einfach ändern.

Viele dieser unabhängigen Mormonen sind heute getrennt. Sie sagen, die große Mormonkirche sei abgefallen, in Sünde gefallen. „Wir sind die wahren Mormonen.“ Die große Mormonkirche sagt natürlich, das seien Extremisten und Fundamentalisten, mit denen man wenig zu tun habe.

Es gibt mehrere Erklärungen dafür. Die mormonische Erklärung ist ganz einfach: Gott hat es offenbart. Wie es entstand? Ja klar, Gott wollte es. Das sieht man ja auch im Alten Testament. Gott wollte es dort auch. Jetzt hat er es wieder eingesetzt, weil die bösen Kirchen das alles vergessen haben: die Ehe für die Ewigkeit. Deshalb müssen wir es genauso machen. Das ist die mormonische Erklärung.

Es gibt auch pragmatische Erklärungen. Eine pragmatische Erklärung, die wahrscheinlich teilweise stimmt, ist, dass ihr großer Prophet Joseph Smith, von dem ich später noch etwas erzählen werde, auch ein gewisser Weiberheld war. Das wissen wir: Er hat sich häufig an junge Mädchen rangemacht und gesagt: „Ich bin der große Prophet, heirate mich, und du wirst in Ewigkeit mit mir zusammen sein.“ Das ging gut, bis ein paar Eltern so sauer waren, dass es sogar zu Aufruhr kam. Ich werde später noch darüber sprechen.

Manche sagen, das sei der Ursprung. Andere sagen, es gibt pragmatische Gründe: Als sie nach Salt Lake City zogen, starben viele Männer. Außerdem schlossen sich mehr Frauen dieser religiösen Gemeinschaft an als Männer. Es gab also einen Frauenüberschuss. Jetzt musste man die Frauen unterbringen, dafür sorgen, dass sie einen festen Platz haben. Manche sagen auch das.

Aber das sind alles pragmatische Erklärungen, die von Mormonen abgelehnt werden. Sie sagen, wir machen das nicht aus diesen Gründen, sondern weil Gott es befohlen hat. Ja, das gibt es auch. Ich kann euch das später noch vorlesen. Heute wird allerdings gesagt, dass das nur ein vorläufiges Gebot war, das einfach umgedeutet wird.

Das machen sie übrigens auch mit einigen anderen Geboten. Bis Ende der sechziger Jahre war es bei den Mormonen verboten, dass Farbige – also Schwarze – Mormonen werden durften. Denn im Buch Mormon steht, dass sie von Gott verflucht seien. Jetzt gibt es aber eine neue Übersetzung des Buches Mormon, in der das anders formuliert ist. Seit den sechziger Jahren, hier unter starkem staatlichen Druck – in den sechziger Jahren war ja die Bürgerrechtsbewegung in den USA mit Martin Luther King und anderen – zogen die Mormonen nach. Sie korrigierten diese Stelle, und jetzt können auch Farbige in der Mormonkirche Mitglied sein.

Zusätzlich: Das Buch Mormon ist nur ein weiterer Zeuge für Jesus Christus, so lautet die wörtliche Formulierung. Es ist ein weiterer Zeuge für Jesus Christus. Nach mormonischer Auffassung sagt das Buch Mormon genau das, was auch in der Bibel steht, nur zusätzlich.

Neben dem Buch Mormon gibt es noch zwei weitere Offenbarungen: „Lehren und Bündnisse“, das ich immer wieder zitiert habe, und „Die köstliche Perle“. Diese drei zusammen sind eine Ergänzung oder eine zusätzliche Bestätigung der Bibel.

Allerdings habt ihr wahrscheinlich auch gemerkt: Wenn es um wirklich schwierige Lehren geht, finden sie natürlich keinen Bibelvers, weil es keinen gibt. Dann kommt die Offenbarung durch die Propheten, und diese werden genannt.

Die wichtigen Lehren aus ihrer Sicht, die den Mormon vom anderen Christen unterscheiden, stehen nur in ihren neuen Offenbarungen. Prinzipiell kann auch jeder weitere Prophet – auch heute gibt es einen Propheten, der die ganze Kirche leitet – neue Offenbarungen bekommen.

So etwas erwarte ich eigentlich schon lange: eine neue Offenbarung, dass Frauen jetzt auch Priester werden dürfen. Denn die gesellschaftliche Stimmung in den USA ist so, dass die Mormonen eine der letzten Gruppen sind, für die Frauen gar nichts dürfen und keine Ämter haben dürfen. Deshalb wird bestimmt bald eine neue Offenbarung kommen, die sagt, Frauen dürfen auch.

Das will ich gar nicht bewerten, ob das biblisch ist oder nicht. Was ich aber immer wieder bewusst in der Geschichte der Mormonen sehe, ist, dass wenn der gesellschaftliche Druck stark genug wird, sich die Lehre ändert. Und der gesellschaftliche Druck wird immer stärker in dieser Hinsicht.

Für mich ist die Frage nicht, ob das biblisch ist oder nicht. Weder bei den Farbigen noch bei der Vielehe noch bei anderen Dingen war es biblisch. Aber als Mormone bist du letztendlich flexibler als wir. Wir müssen uns auf alle Ewigkeit an das halten, was Gott in der Bibel gesagt hat. Der Mormone hat immer noch die Möglichkeit, nachzubessern, wenn es nötig ist. Gott bessert dann nach, aber das tut er durch den Propheten.

Man kann natürlich die Bibel auch missbrauchen, was wir nicht wollen. Aber viele Sekten haben es getan, wie unter anderem die Bourbaniers.

Ja, es stimmt auch: Sie wollten ein eigenes Königreich Gottes aufbauen. Ich komme später noch zur Geschichte und erzähle, wie genau das dazu gekommen ist. Vielleicht mache ich das jetzt auch gleich, um euch zu sagen, wie die Mormonen entstanden sind.

Entstehung der Mormonenbewegung und Joseph Smith

Wir beginnen mit diesem jungen Mann. Sein Name ist Joseph Smith. Er ist der Gründer der Mormonenkirche. Ich möchte dazu noch etwas nachschauen.

Bisher ist es so, dass es manchmal verbesserte Übersetzungen gab. Das ist eine Möglichkeit. Der Prophet kann auch eine neue Offenbarung weitergeben. Diese muss nicht immer in einem festen Buch stehen, sondern kann einfach eine zusätzliche Leitlinie sein. Die drei bisherigen Bücher sind eigentlich abgeschlossen. Normalerweise verändert man sie nicht, außer in Form von verbesserten Übersetzungen. Das ist die Möglichkeit.

Joseph Smith wurde 1805 geboren und gehört zu den Aufbruchbewegungen in den USA im 19. Jahrhundert. Ähnlich sind die Zeugen Jehovas, die Adventisten und einige andere Gruppen entstanden – als Aufbruchbewegungen im Hinblick auf das nahe Ende der Welt.

Man kann auch fragen: Warum haben so viele Gruppen im 19. Jahrhundert das Ende erwartet, und warum sind einige davon sehr erfolgreich geworden? Zum einen lag es an der Zeit, die von religiöser Erweckung geprägt war. In dieser Zeit blühten nicht nur sektiererische Gruppen auf, sondern es war auch die Zeit großer Erweckungsbewegungen in den USA. Viele große Gemeinden entstanden im sogenannten Bible Belt, das heißt in den Staaten des mittleren Westens, wo die Baptisten und Methodisten groß geworden sind. Dieses religiöse Leben hat die USA bis heute geprägt.

Am Rande dieser großen Bewegung mit dem Thema „Jesus kommt bald wieder, lasst uns umkehren und Christen lernen“ entstanden auch sektiererische Bewegungen. Das heißt, wir müssen nicht nur die Sekten betrachten, sondern sehen, dass es eine große Erweckung gab. Häufig gibt es am Rand solcher Erweckungen viele freischaffende Propheten, Künstler und Leiter, die ihre Ideen verbreiten. Manche davon sind relativ erfolgreich, aber sie bleiben Randbewegungen.

Ein weiterer Grund für das Entstehen solcher Bewegungen ist die industrielle Revolution. Die industrielle Revolution entwurzelte die Menschen, führte zu großer Armut in Europa und den USA. Die Menschen zogen vom Dorf in die Stadt, kannten dort kaum jemanden, es gab keine Sozial- oder Altersversicherung. Das Leben war sehr stressig und von starkem Druck geprägt. Viele suchten in dieser Zeit Halt und Orientierung im Glauben. Deshalb waren sie offen für solche Bewegungen.

Das ist eine soziologische Erklärung dafür, warum im 19. Jahrhundert so viel aufbrach. Es ist häufig so, dass in gesellschaftlichen Krisenphasen neue religiöse Erfahrungen oder Erweckungsbewegungen auftauchen. Das gilt auch christlich. Gott bereitet die Menschen darauf vor. So beginnt Israel zu bitten und zu klagen, als sie in der babylonischen Gefangenschaft sind. Gott nutzt manchmal äußere Bedingungen, um Menschen zum Fragen zu bringen. Nicht alle finden die richtige Antwort, manche finden auch falsche.

Das 19. Jahrhundert war weltweit eine Krisenzeit. Man denkt oft an die Weltkriege, aber die Industrielle Revolution dauerte fast hundert Jahre und prägte das Leben vieler Generationen. Sie veränderte das Alltagsleben stärker als die Weltkriege. Zu Beginn der Industriellen Revolution lebten die Menschen über Jahrhunderte im Dorf, in der Familie, die Kirche bestimmte das Leben, und es gab kaum technische Entwicklungen.

Im 19. Jahrhundert änderte sich alles: Bildung, Gesundheitssystem, Familienstrukturen und die dörfliche Kultur brachen auseinander. Neue Produkte kamen auf den Markt, die Eisenbahn wurde erfunden, später das Auto. Der Horizont der Menschen erweiterte sich, ebenso die Verunsicherung darüber, was alles auf sie einstürmt.

Wir spüren heute noch die Folgen dieser industriellen Revolution, die Orientierungslosigkeit auslöst und die Suche nach Halt und Orientierung fördert. Manche Sekten knüpfen daran an. Wo Menschen keine Ruhe bei Gott finden, suchen sie sie bei Sektenführern.

Diese Veränderungen hatten sich schon in England und Europa früher angedeutet, später dann in den USA. Auch die USA sind bis heute noch nicht darüber hinweg. Obwohl es heute keine Sklaverei mehr gibt, leben Schwarze und Weiße oft getrennt in verschiedenen Stadtteilen. Es herrscht viel Hass und Wut. Das ist noch nicht überwunden.

In amerikanischen Filmen sieht man oft Schwarze und Weiße als Freunde, aber das entspricht nicht der Realität. Unter den Wohlhabenden ist das eher der Fall, aber ansonsten leben die Gruppen meist getrennt. Es gibt auch Verschwörungstheorien: Etwa 40 Prozent der Schwarzen in den USA glauben an Verschwörungen des amerikanischen Staates zur Ausrottung der Schwarzen. Zum Beispiel glaubt ein Teil, das FBI würde Drogen verteilen, um Schwarze zu vernichten.

Diese Theorien zeigen das große Misstrauen zwischen den Gruppen. Wenn man in den USA war, merkt man, dass Gemeinden oft fast ausschließlich aus Schwarzen oder Weißen bestehen. Durchmischte Gemeinden gibt es selten, meist nur in der gehobenen Mittelschicht.

Diese Trennung drückt aus, dass die Sache der Rassentrennung noch nicht überwunden ist. Es gibt zwar Gesetze, aber im Denken ist die Abschaffung der Sklaverei noch nicht vollständig angekommen. Noch vor hundert Jahren gab es Rassentrennung im Alltag, etwa getrennte Banken oder Busse. Das ist noch nicht lange her.

Viele waren enttäuscht, als Martin Luther King nicht alle Probleme lösen konnte. Manche sagen, Präsident Obama sei äußerlich schwarz, innerlich aber weiß, weil sie enttäuscht sind. Es gibt verschiedene Meinungen dazu.

Wir sind nun wieder im Jahr 1820, dem Aufbruch von Joseph Smith, wo sich alles in seinem Leben ändert. Ich habe hier ein Bild aus einem ihrer Büchlein, das das zeigt. Eine Gestalt wurde an seinem Bett sichtbar und sagte ihm: Gott habe eine Arbeit für ihn.

Joseph Smith lebte in einem einfachen Haus in den USA, seine Eltern waren arm und arbeiteten in der Landwirtschaft. Er selbst war auch landwirtschaftlich tätig, mochte die Arbeit aber nicht besonders.

Er lernte einen Marktswahrsager kennen, der ihm eine Methode zeigte, wie man prophetisch reden kann. Dabei nutzt man eine Schüssel mit Steinen, deckt sie mit einem Tuch ab, die Luft wird dick, die Sinne schwinden, und man bekommt eine Offenbarung von Gott.

Joseph Smith machte das auch und verdiente damit Geld. Allerdings wurde er straffällig, weil er einem Bauern viel Geld abgenommen hatte, der auf Schatzsuche ging, aber nichts fand. Der Bauer wollte sein Geld zurück, Joseph Smith verweigerte es. So kam es zu einem Strafprozess.

Während dieser Zeit war Joseph Smith religiös auf der Suche. Er hörte bei verschiedenen Gruppen, den Baptisten, Presbyterianern und Methodisten, aber merkte, dass alle etwas falsch machten.

In dieser Zeit erhielt er eine Offenbarung von Gott. Der Engel Moroni erschien ihm und sagte, dass alle diese Gruppen falsch seien. Joseph Smith solle die ursprüngliche Kirche wiederherstellen, die Jesus Christus gegründet hatte.

Zunächst ließ Moroni ihn ein Jahr in Ruhe, dann erschien er wieder. Joseph Smith war bereit. Der Engel wies ihn auf einen Hügel in seiner Nähe im Staat New York hin, den Hügel Cumorah. Dort sei eine Offenbarung Gottes auf goldenen Tafeln versteckt.

Joseph Smith grub diese Tafeln aus. Das war die Offenbarung Gottes, das Buch Mormon. Er bekam den Auftrag, es zu übersetzen.

Es gibt Auszüge aus einem anderen Buch, das er erhalten haben soll. Darin sind Schriftzeichen abgebildet, die er aus dem Kopf gezeichnet haben soll. Diese Schriftzeichen sollen eine Form von Neuägyptisch sein.

Ägyptologen sagen jedoch, dass es so eine Form von Neuägyptisch nicht gibt. Die Schrift erinnert eher an eine Art Geheimsprache oder eine Jungen-Geheimsprache mit kleinen Ähnlichkeiten zum Ägyptischen. Ich habe selbst Ägyptisch studiert, und das hat mit Ägyptisch wenig zu tun.

Das ist so, als ob man versucht, chinesisch zu schreiben, aber es nur nachahmt. Ägyptologen haben sich damit beschäftigt. Die Erklärung der Mormonen lautet, dass es eine Weiterentwicklung des Ägyptischen sei, die Ägyptologen nicht kennen.

Joseph Smith konnte aber weder Neuägyptisch noch Ägyptisch. Was macht er nun? Der Engel Moroni beziehungsweise Gott hat vorgesorgt: Bei den Tafeln lag eine Prophetenbrille mit zwei Gläsern. Mit dieser Brille konnte Joseph Smith den neuägyptischen Text auf Englisch lesen.

Das ist erstaunlich. Diese Brille hätte er behalten sollen. Damit wäre er wahrscheinlich Multimillionär geworden. Stellt euch vor, wir bräuchten kein Google-Übersetzungsprogramm, sondern setzen einfach die Brille auf und lesen den Text in der jeweiligen Sprache.

Joseph Smith las den Text und übersetzte ihn. Während des Übersetzens hat niemand das Buch gesehen. Das ist ein Vorteil der Geschichte: Das Buch gibt es heute nicht mehr. Sobald die Übersetzung fertig war, holte der Engel das Buch und die Brille wieder ab.

Am Anfang des Buches Mormon gibt es Zeugen, die für die Wahrheit des Buches aussagen. Allerdings haben etwa die Hälfte dieser Zeugen im Laufe ihres Lebens ihre Aussage widerrufen. Einer sagte, er habe das Buch nie gesehen, sondern Joseph Smith habe ihm einen Sack gezeigt, in dem Tafeln gewesen sein sollen. Er habe nur in den Sack gefasst, aber nichts gesehen.

Diese Zeugenaussagen sind daher wenig glaubwürdig. Es handelt sich um erste Anhänger von Joseph Smith, von denen einige später sagten, sie hätten das Buch nie gesehen, sondern nur etwas gefühlt.

Als die Zweifel wuchsen, malte Joseph Smith aus dem Kopf einige Zeilen, wie die Schriftzeichen ausgesehen haben sollen. Diese wurden von Mormonenprofessoren geprüft, die später vom Glauben abfielen, weil die Schrift nichts mit Ägyptisch zu tun hat.

Heute antworten gläubige Mormonen, dass es sich um eine Weiterentwicklung des Ägyptischen handelt, die Ägyptologen nicht kennen.

Nun zur Geschichte im Buch Mormon, die ich kurz zusammenfasse. Ich werde euch später noch einige Stellen daraus vorlesen, dann machen wir eine Pause.

Im Buch Mormon heißt es, dass schon zur Zeit des Alten Testaments ein Teil des Volkes Israel, darunter die zehn verlorenen Stämme, nach Amerika gegangen sei. Sie seien die Vorfahren der Indianer.

Deshalb haben die Indianer bei den Mormonen einen hohen Stellenwert, auch wenn sie es nicht wissen. Sie sind Nachkommen der Juden.

Es gab verschiedene Stämme, wobei ein Stamm böse und ein Stamm gut war. Die Nephiten waren der gute Stamm, der schließlich ausgerottet wurde.

Der letzte Nephit war ein Prophet namens Moroni. Er schrieb alles auf, was Gott gesagt hatte. Jesus musste erst noch kommen. Nachdem Jesus in Jerusalem gestorben und auferstanden war, ging er nicht in den Himmel, sondern nach Amerika.

Dort erschien er den Indianern und predigte ähnlich wie in Israel. Moroni erlebte das und gravierte alles auf goldene Tafeln, die er in den Hügel Cumorah vergrub.

Moroni und sein Volk starben aus. Rund 2000 Jahre später kam Joseph Smith, grub die Tafeln aus und übersetzte sie ins Englische.

Ein großer Teil des Buches Mormon ist wortwörtlich derselbe Wortlaut wie die King-James-Bibel, der damals verbreitetsten englischen Bibelübersetzung.

Als normal denkender Mensch frage ich mich, wie Jesus genauso geredet haben kann wie die King-James-Version, die erst 1500 Jahre später entstand.

Man kann verschiedene Antworten finden. Einige glauben, die King-James-Version sei inspiriert. Manche Gemeinden in den USA bestehen darauf, nur diese Version zu benutzen.

Aus menschlicher Sicht ist es wahrscheinlicher, dass Joseph Smith die King-James-Bibel zu Hause hatte und Teile daraus abgeschrieben hat, während er seine eigenen Erzählungen hinzufügte. So entstand das Buch Mormon.

Diese Erklärung ist wahrscheinlicher, als dass es tatsächlich goldene Tafeln gab, die niemand gesehen hat, in einer unbekannten Sprache, mit einer Prophetenbrille, die niemand kannte, und die Übersetzung genau der King-James-Bibel entspricht. Das klingt ziemlich an den Haaren herbeigezogen.

Das ist meine Auffassung. Ihr müsst das nicht teilen, aber ich möchte zumindest einen Ansatz von historischer Glaubwürdigkeit haben, wenn ich etwas glauben soll.

Warum glauben die Mormonen an das Buch Mormon? Niemand glaubt daran aufgrund wissenschaftlicher Daten. Fragt man einen Mormonen, wird er sagen: Ich habe Gott um ein Zeichen gebeten, ob das Buch Mormon wahr ist. Dann habe ich ein Brennen in der Brust gespürt, und das ist das Zeichen, dass das Buch wahr ist.

Das ist die gängige Antwort. Fast alle Mormonen sagen das, etwas variiert. Sie sagen, sie hätten ein Gefühl oder eine Gewissheit gehabt, aber das Original ist das Brennen in der Brust als Zeichen.

Deshalb fordern sie dich auf, Gott zu prüfen, ob das Buch wahr ist. Bete, und Gott wird dir zeigen, dass das Buch Mormon wahr ist. So ähnlich argumentieren wir auch.

Ich habe gebetet, aber kein Brennen in der Brust gespürt.

Was gilt jetzt? Wenn das Buch wirklich wahr wäre, würde ich auch Mormone werden. Ich will die richtige Lösung, nicht nur die, die ich traditionell übernommen habe.

Das gilt für alle Sekten, mit denen ich mich auseinandersetze. Ich prüfe ernsthaft und sage nicht von vornherein, dass sie falsch sind. Theoretisch könnte es sein.

Aber meine Zweifel beginnen. Ich sage, ich kann auch beten, und mein Gegenüber kann das auch. Wenn Gott die richtige Antwort gibt, dann…

Man könnte sagen, dass es an mir hapert. Nach Mormonenlehre sind wir alle Kinder des himmlischen Gottes und haben diese Potenz in uns. Das wäre also keine Erklärung.

Es ist für mich komisch, dass fast ausschließlich Kinder von Mormonen das Brennen spüren. Es gibt relativ wenig Bekehrungen außerhalb des eigenen Mormonenkreises. Deshalb wachsen sie stark, weil sie viele Kinder haben. Mormonen haben meistens viele Kinder.

Ich würde nicht von Weltherrschaft sprechen. Theoretisch ja, aber es gibt etwa hundert verschiedene Gruppen, die um die Weltherrschaft kämpfen. Wer das Rennen macht, wissen wir nicht.

Die Hindus haben viele Kinder, die Chinesen sind viele, die Muslime bekommen auch viele Kinder. Daneben gibt es Scientologen, Freimaurer, Opus Dei und viele andere.

Bevor wir Angst vor ihnen haben, müssen sie sich erst einmal einigen, wer die Weltherrschaft bekommt.

Am Ende können wir immer noch sagen: Gott ist der König aller Könige, der Herr aller Herren. Gott setzt Könige ein und setzt sie ab. Glaubt ihr das? Ja.

Deshalb müssen wir keine Angst vor Verschwörern haben. Gott sitzt im Regiment, wie Lothar es mal sagte, und er hat Recht.

Natürlich bekommt man keine Weltherrschaft nur durch mehr Kinder. Und selbst wenn man viele Kinder hat, weiß man nicht, ob alle gläubig werden. Das ist kein Automatismus.

Viele Kinder von Gläubigen bekehren sich nicht. Manche richten sogar immensen Schaden an. Nietzsches Eltern waren gläubig, er war ein Vorreiter des Atheismus. Hermann Hesse trug in den 60er und 70er Jahren zur Verbreitung des Buddhismus bei, seine Eltern waren Missionare.

Wir haben keine Garantie. Deshalb ist die Strategie „mehr Kinder, christlicher Glaube setzt sich durch“ nicht richtig.

Trotzdem würde ich ermutigen, Kinder zu bekommen. Kinder sind eine gute Sache, Gottes Auftrag. Wir sollen sie haben.

Für uns bedeutet das auch viel Lernen. Gott demütigt uns manchmal und zeigt unsere Grenzen. Wir lernen Gott besser kennen durch die Verantwortung als Vater oder Mutter.

Kinder sind gut, wir sollten uns daran freuen, aber nicht unter dem Gedanken, dass wir dadurch als Christen die Herrschaft übernehmen oder Gemeindewachstum produzieren. Das kann auch schiefgehen.

An dieser Stelle mache ich eine Pause.

Heute Nachmittag, falls alle da sind, möchte ich mit den Mormonen weitermachen und die Besprechung abschließen. Dann sprechen wir noch über einige kleinere Gruppen, damit diejenigen, die heute nicht dabei sind, auch etwas mitbekommen.

Ist es erlaubt, heute Nachmittag mit den Mormonen weiterzumachen? Viermal wurde zugestimmt, keiner hat Einspruch erhoben.

Heute ist die Veranstaltung, glaube ich, aufgenommen. Ich hoffe, das klappt auch später.

Ich werde heute Nachmittag die Mormonen abschließend besprechen und dann eine neue Gruppe beginnen.

Heute Abend treffen wir uns um Viertel vor sieben am Stein. Bitte bringt, wenn möglich, eure Autoschlüssel mit. Wir müssen fahren. Das Ziel ist zwar in Lemgo, aber am anderen Ende der Stadt, in einem neu gebauten Industriegebiet.

Wir werden zu den Zeugen Jehovas fahren. Rechnet damit, dass die Abendstunde etwas länger dauert als sonst. Wir werden erst gegen 21 Uhr fertig sein.

Für die Rückfahrt tauschen wir uns noch aus. Ich halte das für wichtig.

Wenn ihr mitfahrt, verpflichte ich euch zum Austausch. Ich möchte keine Verantwortung dafür übernehmen, dass ihr mit falschen Ideen nach Hause geht oder Zeugen Jehovas werdet. Ich will euch auf Schwachpunkte aufmerksam machen.

Nehmt auch Papier mit, um euch Notizen zu machen.

Ich werde, wenn es in eurem Interesse ist, spontan den Vorsitzenden der Zeugen Jehovas fragen, ob er uns einige Fragen beantwortet. Häufig tut er das.

Das würde aber bedeuten, dass wir noch 15 bis 20 Minuten länger bleiben. Ist das in eurem Interesse, oder soll ich lieber nicht fragen?

Wenn ihr möchtet, frage ich ihn. Ich kann nicht garantieren, dass er zustimmt, aber meistens hat es geklappt.

Die Leute sind gut geschult. Habt keine Angst vor ihm.

Stellt Fragen, aber keine bösen Fragen. Versucht nicht, ihn zu bekehren. Stellt informative Fragen.

Denkt daran: Er wird antworten wie ein gut geschulter Vertreter. Er wird nicht immer alles sagen, wie es wirklich ist, aber er wird auch nicht lügen. Manche Dinge wird er auslassen.

Das sind originale Antworten, die wir bekommen.

Deshalb würde ich ihn gerne fragen, ob er bereit ist.

Ich kann keine Garantie geben, dass er zusagt, da wir spontan bleiben wollen.

Ich habe das schon ein paar Mal gemacht, meistens hat es geklappt.

Kein Problem, das wird er machen.

Bitte stellt keine Fragen, um jemanden bloßzustellen, etwa: „Warum schlagen alle Zeugen Jehovas ihre Kinder?“ Solche Fragen sind nicht zielführend.

Zur Kleiderordnung: Ihr solltet ordentlich angezogen sein, wie zum Gottesdienst. Vielleicht nicht zu streng, aber auch nicht zu leger.

Wenn ihr so hingeht, werdet ihr nicht rausgeschmissen, aber die Zeugen halten euch dann für ungeistlich.