Die nächsten vier Wochen sind rappelvoll, deshalb gibt es wieder kurz gehaltene Vorträge.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und ihr hört die Vorträge zum Titusbrief von der Jugendpfingstfreizeit der Allgäuer Gemeinden.
Anforderungen an Älteste: Charakter und Verhalten
Der Älteste soll nicht eigenmächtig handeln, und wir wollen das auch nicht sein.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist: Nicht jähzornig sein! Wenn du jemand bist, der wegen Kleinigkeiten sofort auf hundertachtzig hochgeht, dann bring das in Ordnung. So etwas hat im Leben eines Christen nichts verloren. Geh das an!
Falls du, wie ich, aufgrund einer traumatischen Kindheit so reagierst, dann bearbeite diese traumatische Kindheit. Lass dich von Gott trösten, damit du Dinge hinter dir lassen kannst. Auch innere, seelische Bindungen müssen wirklich gelöst werden. Das ist kein Hokuspokus, das haben wir im Griff. Es gibt Hilfe, und es ist möglich, das zu bewältigen. Aber bring es in Ordnung.
Zorn, Wut und Bosheit sollen von euch weggetan sein, heißt es im Epheserbrief. Ebenso soll man sich nicht dem Wein ergeben, also kein Trinker sein.
Dürfen Christen Alkohol trinken? Ja, das dürfen sie. Aber Vorsicht! In Epheser 5,18 heißt es: „Und berauscht euch nicht mit Wein, worin Ausschweifung ist.“ Das bedeutet: Wenn du so viel trinkst, dass Ausschweifung folgt, hast du dich nicht mehr unter Kontrolle. Du wirst dann nicht vom Geist Gottes, sondern vom Weingeist beherrscht.
An dieser Stelle gilt: Das ist zu viel, das geht nicht. Und was gar nicht geht, ist, sich dem Wein ergeben.
Wenn du ein Suchtproblem hast – und das betrifft natürlich nicht nur Wein, sondern auch andere Dinge wie Drogen, Pornografie, Kaufrausch oder Ähnliches – dann hast du nichts in der Ältestenschaft verloren. Warum? Weil du dieses Problem erst lösen musst.
Älteste müssen ein Vorbild sein. Zu einem Ältesten musst du hingehen können und sagen: „Hey, ich habe dieses und jenes Problem, wie kriege ich das gelöst?“ Wenn der Älteste dann sagt: „Ja, das Problem habe ich auch“, dann ist er keine Hilfe.
Gewaltlosigkeit und ethische Integrität
Nächster Punkt: Nicht ein Schläger sein, also jemand, der seine Konflikte gewaltsam löst. Ich würde den Begriff durchaus so weit fassen, dass auch verbale Gewalt darunter fällt. Zunächst meint der Begriff aber tatsächlich, dass du zu jemandem gehst und er dir eine verpasst – das geht nicht.
Grundsätzlich ist das nicht akzeptabel. Wenn du Probleme mit Gewalt hast, dich nicht im Griff hast, Worte heraushaust, mit Türen knallst oder Dinge durch die Gegend wirfst, dann lass das sein und bring das in Ordnung.
Nächster Punkt: Nicht schändlichem Gewinn nachgehen. Hier geht es um Habsucht, aber anders ausgedrückt: Jemand will Geld um jeden Preis. Egal, was er tun muss, er will Geld verdienen, er will Kohle machen.
Wir werden später bei Irrlehrern sehen, dass das ein typisches Kennzeichen ist. Aber man muss natürlich kein Irrlehrer sein, um schändlichem Gewinn nachzugehen.
Schändlich meint hier, auf illegale Weise Geld zu verdienen – das geht einfach nicht. Man kann auch mit Dingen Geld verdienen, bei denen man sagt, das macht man nicht.
Wenn ein Ältester zum Beispiel sagt, ich habe hier meinen Prostitutionsring am Laufen, das ist alles legal und ich zahle auch Steuern, dann würde ich trotzdem sagen: Aus christlicher Perspektive ist das schwierig.
Es gibt einfach Jobs, die man nicht ausüben kann, wenn man Christ ist. Wenn du sagst, ich habe meine Mädels auf dem Strich und bekehrst dich, dann würde ich sagen: Wechsle das Metier.
Das ist so, als würdest du sagen, ich bin Killer. Verstehst du? Das geht einfach nicht, dass man da weitermacht. Selbst wenn du ein guter Killer bist und dich noch keiner erwischt hat.
Ich weiß, dass man da viel Geld verdient und auch der Gemeinde ordentlich spenden kann. Trotzdem würde ich sagen: Das macht man einfach nicht.
Es gibt Jobs, die man nicht ausüben kann, aber es gibt auch eine falsche Haltung dahinter.
Wenn ein Ältester zum Beispiel als klassischer Gebrauchtwagenhändler bekannt ist, der alle über den Tisch zieht, dann ist das nicht in Ordnung. Das ist schändlicher Gewinn, das gilt nicht.
Das gilt natürlich auch für euch. Womit verdienst du dein Geld? Ist das, was du tust, okay? Ist es legal? Wenn du sagst, ich bin Christ und hast diesen Job, passt das dann zusammen?
Gastfreundschaft und positive Haltung
Vers 8: Nicht eigenmächtig, nicht jähzornig, nicht dem Wein ergeben, nicht ein Schläger, nicht schändlichem Gewinn nachgehend – sondern gastfrei! Älteste sollen ein offenes Haus haben. Ich möchte euch einfach raten, das ganz früh zu lernen.
Jetzt sagen die Jugendgruppen oft: „Hä, können wir ja nicht.“ Doch, das könnt ihr! Ihr müsst es nur anders machen. Wahrscheinlich tut ihr das alle schon, aber man macht es folgendermaßen: Man spricht jemanden an, der ein großes Haus hat, und sagt: „Wir würden euch ja gerne einladen, aber es funktioniert nicht.“ Das versteht jeder.
Dann fragt man: „Dürfen wir bei euch vorbeikommen? Ich bringe das Essen mit, alles ist gekocht, ihr müsst nur den Raum stellen.“ Ich glaube, es gibt keine Familie, bei der du sagst: „Hey, darf ich mal für dich kochen? Ich bringe alles mit, inklusive Nachtisch. Das dreckige Geschirr nehme ich auch wieder mit und spüle es zu Hause.“ Die meisten Mütter werden sagen: „Jo, komm vorbei, gerne auch zweimal die Woche.“
Ihr versteht: Hier steht gastfrei. Und ihr habt natürlich jemanden im Blick, der vielleicht eine große Wohnung oder ein Haus hat, der auch schon älter ist und bei dem das ganz einfach funktioniert.
Ihr könnt Gastfreundschaft genauso lernen. Ihr könnt euer Herz durch gute Gewohnheiten, die Gastfreundschaft fördern, auf Gastfreundschaft einstellen.
Die Liebe zum Guten und Besonnenheit als Lebensstil
Das Gute liebend zu sein, ist der nächste Punkt. Das ist irgendwie selbstverständlich: Wir tun die guten Dinge. Wir haben keinen Spaß am Bösen, keinen Spaß an schlechten Nachrichten, an blöden Witzen oder an Filmen, die einfach nur das Böse darstellen. Wir lieben das Gute.
Ein Ältester muss darin ein Vorbild sein. Wir sollten uns an ihm, an diesem Vorbild, orientieren – besonnen. Das Wort „besonnen“ wird euch noch ganz oft im Titusbrief begegnen. Interessanterweise taucht das Kriterium der Besonnenheit nicht nur hier bei den Ältesten auf, sondern auch im zweiten Kapitel bei den alten Männern, bei den Frauen und bei den jungen Männern. Immer wieder wird das Wort „besonnen“ genannt.
Man kann sich vorstellen, woran das liegt: Die Kreter galten als eine etwas wilde Gesellschaft. Sie werden später als Lügner, Bestien und Faulpelze bezeichnet. Stell dir vor, du kommst aus einer Gesellschaft, die eher ruppig ist. Dort wird erst das Messer gezogen, bevor das erste Argument kommt. Erst wird geschlagen, dann gefragt: „Was wolltest du denn?“ Dort wird erst betrogen, es sei denn, du bist mein bester Freund – dann betrüge ich dich nur halb.
Das ist eine ziemlich wilde Gesellschaft, die ihr euch wahrscheinlich kaum vorstellen könnt. Aber ihr solltet mal Bücher über den Nahen Osten vor etwa fünfzig Jahren lesen. Zum Beispiel „Karawanen der Nacht“. Das Buch gibt einen Einblick in eine Kultur, in der jeder gegen jeden ist – wirklich schlimm.
Was rettet mich aus einer Kultur, in der Gewalt, Lüge und Gegeneinander an der Tagesordnung sind? Eine Sache ist ganz, ganz wichtig: Besonnenheit. Ich muss lernen, über die Dinge meines Lebens nachzudenken.
Der Gewalttäter ist nämlich derjenige, der nicht nachdenkt, der impulsiv reagiert. Da kommt etwas, und in ihm entsteht wie ein Tsunami eine Welle, die immer größer wird. Dann muss er erst noch etwas tun. Das ist der Gewalttäter, der von seinen Gefühlen beherrscht wird und seine Emotionen nicht im Griff hat.
Jetzt kommt die Lösung für den Gewalttäter: Denk nach! Bevor du in die Luft gehst, denk nach! Werde besonnen, werde nüchtern!
Ich mag dieses Wort „Besonnenheit“ sehr. Ich finde es unendlich wichtig, dass wir es heute wieder lernen. Dass wir lernen, nicht auf unsere Gefühle zu hören, die irgendwo herkommen, sondern dass wir nachdenken. Dass wir uns Rechenschaft geben über Fragen wie: Warum lebe ich mein geistliches Leben so, wie ich es lebe? Warum betest du, wie du betest? Warum liest du deine Bibel so, wie du sie liest? Warum evangelisierst du so, wie du es tust? Warum machst du die Dinge so?
Dahinter steckt Besonnenheit, dahinter steckt Nachdenken.
Weitere Eigenschaften und geistliche Disziplin
Und Menschen, die nachdenken, sollen gerecht sein, also auf rechte Weise mit anderen umgehen. Sie sollen heilig sein, das heißt, die Sünde soll aus ihrem Leben verschwinden. Außerdem sollen sie enthaltsam sein, also selbstbeherrscht.
Dabei ist wichtig, dass ihr das nicht falsch versteht: Die Pastoralbriefe richten sich gegen jede Form von falscher Askese. Die Pastoralbriefe sind die kleineren Briefe, die Paulus geschrieben hat, nämlich der erste und zweite Brief an Timotheus sowie der Brief an Titus. In diesen Briefen wird auch deutlich gesagt, dass falsche Enthaltsamkeit abzulehnen ist.
Gleichzeitig – und das ist hier der entscheidende Punkt – muss uns klar sein: Ohne Disziplin klappt das Leben nicht. Meistens, so glaube ich, sind es die meisten jungen Leute, die zu mir kommen und sagen, sie haben dieses oder jenes Problem. Ihnen muss ich oft sagen: Das stimmt gar nicht. Ich glaube, dein eigentliches Problem ist nicht das, was du gerade schilderst, sondern einfach fehlende Disziplin.
Das war’s für heute. Mein Tipp: Lies das Kapitel im Titusbrief, das heute dran war, noch einmal in Ruhe durch. Lass dich von Gottes Geist inspirieren.
In der nächsten Episode geht es mit dem Titusbrief weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.