Welche Rolle spielt das mosaische Gesetz für einen Christen? Fünf Dinge, die du dazu wissen musst.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute beschäftigen wir uns mit der Frage, warum Gott das mosaische Gesetz gegeben hat. Dies ist Teil zwei der Reihe.
Grundlegende Zusammenhänge zum Bund und zur Rettung
Halten wir kurz fest, was wir bereits wissen: Rettung geschieht durch Glauben. Abraham ist uns darin ein Vorbild. Mit ihm schließt Gott einen Bund, dessen Ziel es ist, die ganze Welt zu segnen.
Dieses Ziel wird auch erreicht – genau wie versprochen, durch einen bestimmten Nachkommen Abrahams, nämlich Jesus. Was Gott Abraham verspricht, erfüllt sich in Jesus. Jesus selbst stirbt am Kreuz für die Sünden der Welt und begründet den neuen Bund, in den jeder Mensch durch Glauben eintreten kann.
Gestern haben wir uns der Frage gewidmet, warum Gott den alten Bund vom Berg Sinai überhaupt stiftet, wenn er doch gleich zum neuen Bund hätte übergehen können. Der alte Bund mit seinen Geboten kann nicht retten. Er hat ein Ablaufdatum und ist nur hinzugefügt, bis Jesus kommt. Also stellt sich die Frage: Was soll der alte Bund überhaupt?
Die Funktionen des mosaischen Gesetzes im Alten Bund
Antwort eins: Er macht Israel groß und weist auf den Gott hin, der hinter Israel steht.
Antwort zwei: Am Beispiel eines Volkes wird deutlich, dass Gebote allein nicht der Schlüssel zur Rettung der Menschheit sein können. Gebote machen uns nicht heiliger, sondern sie stacheln die Sünde in uns nur an.
So kommen wir zu Antwort Nummer drei. Ich hatte das gestern gesagt: drei Antworten, drei Bibelstellen, also eine Bibelstelle. Galater 3,23-24: Bevor aber der Glaube gemeint ist, der Glaube an Jesus, kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, eingeschlossen auf den Glauben hin, der offenbart werden sollte.
Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christus hingeworden, damit wir aus Glauben gerechtfertigt würden. Das Gesetz wird zum Zuchtmeister auf Christus hin.
Hinter dem schrägen Wort Zuchtmeister verbirgt sich das griechische Wort Paidagogos, von dem sich unser Wort Pädagoge ableitet. Ein Paidagogos war normalerweise ein für seine Strenge bekannter männlicher Sklave, der die Aufsicht über die kleinen Kinder hatte. Er sorgte dafür, dass sie ihre Aufgaben erledigten, sicher zur Schule kamen und keinen Blödsinn anstellten.
Das mosaische Gesetz agiert wie ein Paidagogos. Es passt auf Israel auf, bis die Zeit des Glaubens an Jesus kommt.
Vier Aspekte, wie das Gesetz auf Christus hinweist
Nun kann man sich überlegen, wie das mosaische Gesetz auf die Israeliten wirkt und wie es das Volk auf die Begegnung mit Christus vorbereitet.
Bei der Auslegung von Bildern ist das jedoch oft nicht einfach. Ich weiß nicht genau, woran Paulus in diesem Zusammenhang alles dachte. Dennoch fallen mir vier Punkte ein, die ich gerne vorstellen möchte.
Nationale Identität und Abgrenzung
Punkt eins: Im mosaischen Gesetz gab es Gebote, die dafür sorgten, dass Israel eine eigenständige nationale Identität erhielt. Dadurch konnte sich das Volk nur schwer mit anderen Völkern vermischen. Typisch dafür sind die Speisegebote.
Wenn ich nicht essen darf, was mein heidnischer Nachbar kocht, werde ich selten mit ihm abends den Grill anschmeißen. Ebenso, wenn ich alle sieben Tage einen Ruhetag einlegen muss, bin ich als Arbeiter in der Antike uninteressant – es sei denn, ich arbeite für einen Israeliten, der ebenfalls am Sabbat nicht arbeitet.
Wenn mir die Anbetung fremder Götter strengstens verboten ist, werde ich mich davor hüten, Götzentempel zu besuchen, auch wenn dort hübsche Kultprostituierte auf mich warten.
Zusammengefasst: Es sind Gebote im mosaischen Gesetz, die die eigenständige nationale Identität Israels bewahren. Das ist Punkt eins.
Opferdienst als Vorbild für das Kreuz
Punkt zwei. Im mosaischen Gesetz gibt es viele Vorschriften, die sich mit dem Thema Opfer beschäftigen. Besonders ausführlich wird das Thema Opfer und Sünde behandelt. Wo Vergebung und Erlösung möglich sind, braucht es Priester und Tieropfer.
Insbesondere Feste wie das Passah, der große Versöhnungstag, aber auch die privaten Opfer, die wegen Sünde dargebracht werden sollten, machen deutlich, was später im Hebräerbrief formuliert wird: Ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung. Den Israeliten war natürlich klar, dass das Blut von Stieren und Böcken unmöglich Sünden wegnehmen kann (Hebräer 10,4). Tieropfer sind also nicht die endgültige Lösung. Menschenopfer sind übrigens noch weniger akzeptabel, da sie Gott ein Gräuel sind.
Dennoch nimmt die Opferpraxis des Alten Testaments das Kreuz Christi vorweg. Sie ist eine Lektion am Gegenstand, die sich tief in das kollektive Verständnis des Volkes einprägt. Die Tieropfer machen deutlich, dass Sünde von Gott trennt. Sünde kann nicht durch gute Taten ausgeglichen werden; es braucht mehr.
Etwas Unschuldiges muss die Sünde auf sich nehmen. Sünde wird durch den Tod eines stellvertretenden Opfers ausgeglichen. Wenn man diese einfachen Zusammenhänge verstanden hat, wird auch das Kreuz ganz leicht zu verstehen.
Moralische Qualität des Gesetzes
Punkt Nummer drei: Das mosaische Gesetz ist ein zutiefst moralisches Gesetz. Es geht weit über den Standard der Gesetze seiner Zeit hinaus und ermöglicht eine außergewöhnliche Qualität des Zusammenlebens.
Gott meint es mit seinem Volk wirklich gut. Die Gebote dienen ganz praktisch dazu, dass das Volk materiellen und politischen Segen erwirbt. Sie sorgen dafür, dass die Reichen nicht zu reich und die Armen nicht zu arm werden. Außerdem schützen sie die Natur vor unnötiger Ausbeutung.
Das Gesetz stärkt Ehe und Familie. Unmoralisches Verhalten in all seinen Facetten wird geächtet. Selbst Sklaven hatten so viele Rechte, dass es besser wäre, den Begriff Sklave mit dem hebräischen Wort Knecht zu übersetzen.
Verheißung auf den Messias
Letzter Punkt: Das mosaische Gesetz enthält eine Verheißung auf den Messias.
In 5. Mose 18,15 und 18 heißt es: „Einen Propheten wie mich, das sagt Mose, wird dir der Herr, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören. Einen Propheten wie dich will ich – jetzt spricht Gott – aus der Mitte deiner Brüder erstehen lassen. Ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu euch alles reden, was ich ihm befehlen werde.“
Der Prophet, ein jüdischer Mann, wird auf eine ganz besondere Weise ein Prophet sein, also der Mund Gottes. Er wird Gottes Wort zu seinem Volk sprechen und wird wie Mose sein.
Was macht ihn zu einem zweiten Mose? Wie Mose verantwortlich war für die Rettung aus Ägypten, so wird dieser Prophet schon dem Namen nach ein Retter sein: Jesus. Jesus, Je-sus, Je-gott-sus bedeutet „Gott rettet“.
Ja, Jesus heißt „Gott rettet“. Diesmal jedoch nicht aus der ägyptischen Knechtschaft – das hat Mose erledigt – sondern aus der Sklaverei der Sünde.
Zusammenfassung: Das mosaische Gesetz als Pädagoge auf Christus hin
Unsere Frage lautete: Wie ist das mosaische Gesetz ein Paidagogos auf Christus? Es lassen sich vier Punkte nennen.
Erstens bewahrt das Gesetz die jüdische Nation davor, sich mit anderen Völkern zu vermischen.
Zweitens dienen der Opfer- und Priesterdienst als eine Art Gegenstandselektion, damit man leichter versteht, was am Kreuz geschehen ist.
Drittens sichert das Gesetz ganz praktisch das Überleben des Volkes.
Und viertens enthält das Gesetz eine Verheißung auf Jesus.
Praktische Anregung zum Abschluss
Jetzt tun. Du könntest dir heute extra Zeit für Anbetung nehmen.
Wir bringen keine Tieropfer mehr, weil Jesus am Kreuz für uns zum Opfer wurde. Er starb für meine Sünden. Es ist ein Vorrecht, das jeden Tag zu feiern – seinen Tod für mein Leben.
Wenn du für mich beten möchtest, findest du auf meiner Homepage www.frogwords.de die Möglichkeit, die Berlin News, meinen Gebetsnewsletter, mit drei Gebetseinliegen pro Monat zu abonnieren.
Der Herr segne dich. Erlebe seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.