Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, sowie Weg, Wahrheit und Leben.
Die Prophetin Hanna und das Ende des Alten Bundes
Die Weisen aus dem Morgenland
Das letzte Mal haben wir Maria und Joseph in Jerusalem verlassen und auf Hanna gehört, eine alte Frau und Prophetin aus dem Stamm Asser. Es wäre interessant, an dieser Stelle eine Verbindung zu ziehen zwischen dieser Witwe und der Stadt Jerusalem. Jerusalem ist in der Bibel auch ein Bild für den alten Bund. Ein anderer Prophet, Jesaja, verheißt, dass die Witwenschaft und die Unfruchtbarkeit Jerusalems mit dem Kommen des Messias ein Ende finden sollten.
Eine alte Witwe prophezeit also das Ende der geistlichen Witwenschaft des alten Bundes. Sie war eine von denen, die auf die Erlösung Jerusalems warteten. Sie hatte verstanden, dass diese Erlösung kurz bevorstand, ja, dass sie durch den Dienst dieses Kindes anbrechen sollte.
Hanna hatte sicherlich noch nicht verstanden, was wir heute wissen. Wir wissen, dass der alte Bund vom neuen Bund abgelöst werden sollte. Wir wissen, dass auf das irdische Jerusalem mit einem Tempel aus Steinen ein himmlisches Jerusalem folgen sollte, mit einem Tempel, dessen Steine Menschen sein würden. Das konnte Hanna nicht wissen, aber als Prophetin des Alten Bundes erkannte sie die Bedeutung dieses Babys und lobte Gott.
Lukas macht nun einen zeitlichen Sprung, wenn er schreibt: Lukas 2,39: „Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie nach Galiläa zurück in ihre Stadt Nazareth.“ Das ist wahr, aber eine Zusammenfassung der nächsten Jahre. Lukas hat kein Interesse daran, uns alles zu schildern, was man über Jesus wissen kann. Er setzt mit der Kindheit des Herrn Jesus fort, als dieser zwölf Jahre alt ist.
Wir wollen jedoch nichts verpassen und wenden uns deshalb wieder dem Matthäusevangelium zu.
Die Weisen aus dem Morgenland und ihre Suche
Und wir kommen zur Geschichte der sogenannten heiligen drei Könige, die in Wirklichkeit eine unbekannte Anzahl von Weisen aus dem Reich der Parther waren. Dieses Reich grenzte östlich an das Römische Reich an. Wenn wir uns diese Weisen vorstellen, dann bitte mit einer richtig großen Karawane als Begleitschutz.
 Matthäus 2,1-2:
Als aber Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise vom Morgenland, also aus dem Osten, nach Jerusalem. Sie fragten: „Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“
Eine spannende Geschichte! Die Weisen, wörtlich Magi, sind die Herkunft unseres Wortes „Magier“ oder „Zauberer“. Sie stammen aus dem Osten. Sie kommen nach Jerusalem zum König Herodes und fragen nach einem Neugeborenen, einem „König der Juden“. Matthäus gibt uns nicht viele Informationen über diese Männer, aber wir kennen ihre Funktion aus dem Buch Daniel.
Die Weisen sind die Berater des Königs. Sie sind eine Mischung aus klugen Leuten mit einem Hang zu okkulten Praktiken, wie ich es ausdrücken würde. Es sind die Menschen, die dem König einen Traum deuten müssen. Genau das können sie im zweiten Kapitel des Buches Daniel jedoch nicht. Sie sind unfähig, den Traum zu deuten, und der König Nebukadnezar will sie dafür bestrafen.
 Daniel 2,12:
Darüber wurde der König zornig und er grimmte sehr. Er befahl, alle Weisen von Babel umzubringen.
Dumm nur, dass zu dieser Zeit auch Daniel und seine Freunde zu der Gruppe der Weisen gezählt werden. Auch sie sind Berater des Königs. Sie haben jedoch nichts mit Okkultismus, Astrologie oder Totenbeschwörung zu tun. Das hatte der Gott Israels, an den sie glaubten, ihnen verboten. Trotzdem sind sie Berater des Königs.
Als es darum ging, die Weisen umzubringen, sollten auch Daniel und seine Freunde getötet werden. Bibelleser wissen, wie die Geschichte ausgeht: Daniel bittet um Aufschub, Gott offenbart ihm den Traum des Königs und dessen Bedeutung. Daniel geht zum König, deutet den Traum, und alle Weisen dürfen leben.
Daraufhin wird Daniel befördert. Daniel 2,48:
Daraufhin machte der König Daniel groß, gab ihm viele große Geschenke und setzte ihn als Herrscher über die ganze Provinz Babel ein und zum Obervorsteher über alle Weisen von Babel.
Daniel war also im sechsten Jahrhundert vor Christus der Chef der Weisen, der Magi, am Hof des babylonischen Königs Nebukadnezar. Er behielt seine einflussreiche Stellung über Jahrzehnte, bis hinein in die Regentschaft der Perser.
Die Bedeutung der Weisen und ihre Kenntnis der Prophezeiungen
Die Weisen aus dem Morgenland, von denen wir in Matthäus 2 lesen, sind also so etwas wie Kollegen des Propheten Daniel. Aufgrund ihrer Liebe zum Okkulten, zur Astrologie und Sternenkunde können wir sicher sein, dass sie das Buch Daniel mit seinen Prophezeiungen kannten.
Unter anderem hatte Daniel vom Engel Gabriel eine Prophezeiung erhalten, die die Zeit angab, zu der der Messias erscheinen sollte. Auch wenn es aus heutiger Sicht nicht ganz einfach ist, die Erfüllung dieser Prophezeiung bis aufs Jahr genau zu berechnen, fällt ihre ungefähre Erfüllung in die Lebenszeit Jesu. Für die Magi war das jedenfalls genau genug, um nach einem Zeichen für die Geburt eines jüdischen Königs Ausschau zu halten.
Als sie dann seinen Stern sehen, machen sie sich auf den Weg. Stern war das Stichwort. Die Frage ist: Warum? Wir wissen es nicht genau, aber es gibt eine Verheißung von einem anderen Magier, von Bileam, dem Sohn Beors. Er lebte zur Zeit von Mose und war so etwas wie ein Auftragsverflucher, der angeheuert wurde, um das Volk Israel zu verwünschen – was ihm jedoch nicht gelang. Stattdessen segnete er das Volk.
Unter anderem heißt es bei ihm in 4. Mose 24,17-19: „Ich sehe einen, noch ist er nicht da. Ganz fern erblicke ich ihn, er kommt bestimmt. Ein Stern geht auf im Volk der Söhne Jakobs, ein König steigt empor in Israel. Er wird die Moabiter tödlich treffen, die ganze Sippe Seirs wird er vernichten, das ganze Land der Edomiter, seiner Feinde. Und Israel wird stark und mächtig werden. Der König, der von Jakob abstammt, wird über alle seine Feinde siegen. Auch wer sich in die feste Stadt gerettet hat, wird dort vor ihm nicht sicher sein.“
Ein Stern geht auf, ein König steigt empor. Ich kann es nicht beweisen, aber es macht für mich viel Sinn, dass die Magier mit der Prophetie Daniels im Rücken sofort an diesen zukünftigen jüdischen König denken, als sie einen besonderen Stern im Westen sehen. Sie wussten, dass die Zeit für die Erscheinung des jüdischen Messias abgelaufen war, und sie wollten diesem Kind huldigen und ihm ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen.
Überlegungen zum Stern und seine Bedeutung
Zum Schluss dieses Podcasts noch ein Wort zum Stern. Man hat viel darüber spekuliert, was der Stern wohl war. Manche denken an den hallischen Kometen, andere an eine besondere Konjunktion von Jupiter und Saturn. Ganz ehrlich, ich halte von solchen Ideen sehr wenig.
Ich denke auch nicht, dass es sich um einen Stern im modernen Sinn handelte. Einfach deshalb, weil Sterne, also Sonnen, die Lichtjahre entfernt sind, aber auch hell leuchtende Planetenkonstellationen, einer Gruppe von Reisenden nicht den Weg zu einem bestimmten Haus weisen können. Genau das aber wird hier beschrieben.
Matthäus 2,9-11: Sie aber zogen hin, als sie den König gehört hatten, und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über der Stelle stand, wo das Kind war. Als sie aber den Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude. Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm, und sie öffneten ihre Schätze und opferten ihm Gaben: Gold und Weihrauch und Myrrhe.
Ich denke, dieser Stern war Licht von oben, aber ein ganz spezielles, das eben auch in der Lage war, wie ein Scheinwerfer auf den Ort zu leuchten, wo das Kind lag, das sie suchten – der wahre König der Juden.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir Daniel 2 und 9 durchlesen, um dir die Ereignisse, von denen in diesem Podcast die Rede war, vor Augen zu führen.
Das war's für heute. Wenn dir die Episode gefallen hat, teile sie doch mit deinen Freunden. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
