Einführung in das Thema des besseren Bundes
Herzlich willkommen zu Jesus einfach besser! Wir sind mittlerweile schon bei unserem sechsten Teil angekommen. Heute wollen wir uns damit beschäftigen, dass Jesus einen besseren Bund geschlossen hat.
Beim letzten Mal haben wir uns damit befasst, dass Jesus der bessere Hohepriester ist. Genau daran wollen wir heute auch wieder anknüpfen. Ich möchte starten, indem ich den Text aus Hebräer 8, die Verse 1 bis 5, mit uns lese. Das ist nun die Hauptsache bei dem, wovon wir reden.
Wir haben einen solchen Hohenpriester, der da sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel und ein Diener am Heiligtum und an der wahren Stiftstätte ist, die Gott aufgerichtet hat, und nicht ein Mensch. Denn jeder Hohepriester wird eingesetzt, um Gaben und Opfer darzubringen. Darum muss auch dieser etwas haben, was er opfern kann.
Wenn er nun auf Erden wäre, so wäre er nicht Priester, weil da schon solche sind, die nach dem Gesetz die Gaben opfern. Sie dienen aber nur dem Abbild und Schatten des Himmlischen. Wie die göttliche Weisung an Mose erging, als er die Stiftshütte errichten sollte: „Sieh zu, dass du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist.“
Die Bedeutung der alttestamentlichen Einrichtungen als Schatten
Auch dieser Text macht uns deutlich, dass Jesus nicht einfach nur der bessere Hohepriester ist, sondern dass er von einer ganz anderen Natur ist. Wir haben beim letzten Mal gesehen, dass er Hoherpriester von einer ganz anderen Ordnung ist.
Der Text zeigt es ebenfalls: Er ist letztendlich Diener einer anderen Stiftshütte, nicht der irdischen Stiftshütte. Wir erkennen also erneut, dass all die alttestamentlichen Einrichtungen – die Priesterschaft, die Stiftshütte und der ganze Kult – offensichtlich noch nicht das eigentliche Ziel sind.
Im Prinzip bezeichnet das Neue Testament diese Dinge an verschiedenen Stellen als Schatten des Zukünftigen, als Schatten des Eigentlichen. So steht es zum Beispiel in Kolosser 2,16-17, wo es um den Sabbat geht und von diesem Schatten die Rede ist. Dort heißt es, dass all dies in Jesus erfüllt ist. Das bedeutet, Jesus ist die eigentliche Erfüllung.
Bei diesen Dingen geht es die ganze Zeit darum, dass Jesus irgendwann kommt und diese Dinge letztendlich erfüllt. Die ganzen Einrichtungen weisen im Prinzip auf ihn hin, sie deuten auf ihn.
Vielleicht habt ihr euch schon einmal gefragt, warum dann das Ganze? Warum macht Gott diesen ganzen alttestamentlichen Kult, wenn er Jesus nicht gleich auf die Erde hätte schicken können? Wozu das Ganze?
Es wäre doch viel einfacher gewesen, wenn Jesus gleich gekommen und sich offenbart hätte. Warum dann erst diese ganzen Schatten, wenn sie doch keinen eigenen Nutzen haben, sondern nur auf Jesus hinweisen?
Gottes Plan und die Vermittlung geistlicher Wahrheiten
Dafür könnte man sicherlich viele Antworten finden. Zum einen natürlich, dass es einfach Gottes Ratschluss war, dass er es so beschlossen hat und dass es deshalb auch ein perfekter Plan war.
Ich glaube aber, dass es ganz grundsätzlich darum geht, dass Gott uns immer wieder Dinge auf irdische Art und Weise zeigt. Dinge, die wir anfassen und verstehen können, um uns dadurch geistliche Wahrheiten zu verdeutlichen.
Ich habe das sicherlich im Laufe der Reihe auch schon einmal erwähnt: Gott führt irdische Dinge ein, um Geistliches deutlich zu machen. So wie Jesus, wenn er Gleichnisse erzählt. Er erzählt zum Beispiel ein Gleichnis und sagt: Schaut euch mal dieses Senfkorn an, das so klein ist und dann zu einem großen Busch wird. Die Leute können sich vorstellen, was das bedeutet, und verknüpfen es mit dem Himmelreich. Sie merken: Ah, okay, es fängt also ganz klein an und wird riesig.
Wir brauchen das. Wir brauchen Dinge, die wir anfassen und sehen können, um es einfach zu verinnerlichen. So wird das ganze Gebilde nicht zu abstrakt.
In der Bibel findet man immer wieder ähnliche Prinzipien. Zum Beispiel beginnt es ja schon in 1. Mose 2, wo davon die Rede ist, dass Gott den Menschen als Mann und Frau schafft, dass er sie als Einheit schafft, als Einfleisch, wenn Mann und Frau in der Ehe zusammenkommen.
Viele Jahre und viele Seiten später greift Paulus diesen Gedanken im Epheserbrief wieder auf. Er sagt: Guck mal, auch die Ehe ist doch nichts anderes als ein Bild auf Christus und die Gemeinde. Gott hat also die Ehe so angelegt, dass wir Menschen Beziehungen leben. In der Ehe erleben wir die tiefste, intimste Beziehung. Dadurch können wir die Beziehung zwischen Gott und uns Menschen, zwischen Jesus und seiner Gemeinde besser verstehen.
Das ist das Grundprinzip. Deshalb macht Gott Dinge, setzt Dinge in dieser Welt ein. Er schließt einen Bund mit seinem Volk, er setzt gewisse Personen als Priester ein, er führt den ganzen Opferdienst ein, damit wir Menschen geistliche Dinge besser verstehen können.
Aber es ist eben nicht das Eigentliche. Schon im Alten Testament dreht sich alles um Jesus.
Verständnis des Alten Testaments und der alttestamentlichen Gläubigen
Bringt das Alte Testament den Menschen etwas? Man könnte sagen, dass es für uns heute im Nachhinein hilfreich ist, es zu verstehen. Aber die Menschen im Alten Testament hatten Jesus noch nicht. Sie besaßen nur irdische Güter und verstanden zum Teil gar nicht, was es mit all dem auf sich hatte. Was bringt es ihnen dann?
Ich glaube, der Gedanke, dass sie nicht verstanden haben, worum es wirklich geht, trifft nur bedingt zu. Natürlich hat ein Großteil des Volkes nicht verstanden, wozu der ganze Opferdienst da ist. Das lesen wir auch in Jesaja 1. Dort beklagt Jesaja, dass sie Gottesdienst feiern und Opfer bringen, aber nicht mit dem Herzen dabei sind. Sie haben nicht verstanden, was wahrer Gottesdienst wirklich bedeutet. Sie meinen, Gottesdienst sei dasselbe wie bei den Heiden mit ihren Götzen: irgendwelche Rituale, auf die Gott dann reagiert.
Doch es zeigt sich, dass das Volk Israel das Offensichtliche nicht verstanden hat. Dennoch gab es durchaus Menschen, die es begriffen. Wenn wir zum Beispiel bei David nachschauen – wir hatten zuletzt Psalm 110 oder Psalm 51 – dann sagt er, dass Schlachtopfer und Brandopfer Gott nicht gefallen. Was Gott gefällt, ist ein gedemütigtes, ein zerbrochenes Herz.
Oder denken wir an Abraham, von dem wir lesen, dass er den Tag Jesu kommen sah und sich daran freute. Das steht in Johannes 8,56, wo sich die Pharisäer darüber aufregen. Jesus macht deutlich, dass Abraham wusste, dass er kommen würde.
Auch die Propheten wie Hesekiel, Jesaja, Jeremia und selbst Mose sprechen davon, dass ein Prophet wie Mose kommen wird. Ein Blick durchs Alte Testament zeigt, dass den Menschen damals durchaus bewusst war, dass ein Messias kommen wird und wie dieser Messias sein wird.
Deshalb argumentiert der Hebräerbrief vor allem mit dem Alten Testament und nicht mit dem Neuen Testament. Petrus schreibt, dass die Propheten vor langer Zeit erforscht haben, zu welcher Zeit der Messias kommen wird. Dass er kommen wird, war ihnen offensichtlich klar.
Das heißt: Diejenigen, die sich für Gott interessiert haben, die im Glauben schon im alten Bund lebten, wussten auch, dass das Größere, das Eigentliche, noch kommen wird.
Der unvollkommene Alte Bund
Und genau das sehen wir auch heute, wenn wir uns mit dem Bund beschäftigen und den alten Bund dem neuen Bund gegenüberstellen wollen.
In Hebräer 8,6-7 steht: „Nun aber hat er ein höheres Amt empfangen, wie er ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist, der auf bessere Verheißungen gegründet ist. Denn wenn der erste Bund untadelig gewesen wäre, würde nicht Raum für einen anderen gesucht.“
Diese beiden Verse zeigen uns, dass der erste Bund eben nicht untadelig war, dass er nicht vollkommen war und dass es deshalb einen neuen, einen vollkommenen, einen besseren und ewigen Bund braucht.
Um das Ganze einordnen zu können, wollen wir im ersten Schritt zunächst auf den Alten Bund schauen. Dabei wollen wir klären, worum es im Alten Bund eigentlich geht und vor allem die Frage beantworten: Von welchem Bund sprechen wir hier?
Der eine oder andere merkt vielleicht schon, wenn wir ins Alte Testament schauen, dass es dort nicht nur den einen Alten Bund gibt. Es gibt verschiedene Bünde. Gott schließt einen Bund mit Noah, einen Bund mit Abraham, einen Bund mit dem Volk Israel am Berg Sinai und einen Bund mit David.
Was ist also der Alte Bund, von dem hier die Rede ist?
Der Alte Bund, um den es hier geht, ist natürlich der Bund, der am Sinai geschlossen wurde. Das heißt: Gott schließt mit dem Volk Israel nach dem Auszug aus Ägypten einen Bund. Und um diesen Bund geht es hier, denn innerhalb dieses Bundes werden die ganzen Bestimmungen getroffen.
Wir können das alles in den Mosebüchern nachlesen. Die Geschichte beginnt im zweiten Buch Mose mit dem Auszug aus Ägypten. Bis zum Ende des fünften Buchs Mose befinden sich die Israeliten noch in der Wüste. Erst im Buch Josua ziehen sie dann in das neue Land ein.
Innerhalb dieser Zeit werden das ganze Gesetz und die Vorschriften gegeben, wie Gott sich diesen Bund vorstellt. Es beginnt in 2. Mose 24, wo berichtet wird, wie dieser Bund geschlossen wird.
Der Bund wird geschlossen, indem ein Opfer dargebracht wird. Ein Tier wird geschlachtet, und das Blut wird genommen. Als Zeichen des Bundesschlusses wird das Volk mit diesem Blut besprengt.
Zuvor hatten sie gesagt, dass sie sich an das Gesetz Gottes halten wollen. Als Siegel darauf werden sie nun mit dem Blut des Opfertiers besprengt, um zu zeigen, dass dieser Bund gültig ist.
Inhalt und Bedingungen des Alten Bundes
Was ist der Inhalt dieses Bundes?
Der Inhalt des Bundes, wie wir gerade gesehen haben, ist, dass Gott vom Volk erwartet, sein Gesetz zu halten. Er macht ganz klar: Hier sind die Vorschriften, und eure Aufgabe ist es, euch an diese Vorschriften zu halten und entsprechend diesem Gesetz zu leben.
In 3. Mose 19,2 heißt es: „Seid heilig, denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott.“ Gott zeigt also, dass er ein heiliger Gott ist, und ihr sollt entsprechend diesem Gesetz leben, um genauso heilig zu sein wie er.
An dieses Gesetz, an diese Anforderung, ist gleichzeitig Segen und Fluch Gottes geknüpft. Das sehen wir in 5. Mose 28. Dieses große Kapitel über Segen und Fluch beschreibt, was mit dem Volk passieren soll, wenn es auf Gott hört und im Gesetz bleibt – oder wenn es nicht auf ihn hört.
Ich möchte jetzt kurz zwei Verse daraus lesen: In 5. Mose 28,1 heißt es: „Wenn du nun der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen wirst, dass du hältst und tust alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, so wird dich der Herr, dein Gott, zum Höchsten über alle Völker auf Erden machen.“
Und in Vers 15 steht: „Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, und wirst nicht halten und tun alle seine Gebote und Rechte, die ich dir heute gebiete, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen.“
Wir haben also gesehen, ohne uns jetzt die ganzen Details anzuschauen – das könnte man dann in Ruhe daheim nochmal das ganze Kapitel lesen, um zu verstehen, was dieser Segen bedeutet und was dieser Fluch letztendlich beinhaltet – dass ein Zusammenhang besteht. Gott macht deutlich: Wenn ihr mir gehorcht, wird es euch gut gehen. Wenn ihr mir nicht gehorcht, wird es euch schlecht gehen.
Die Rolle der Priesterschaft im Alten Bund
Was gehört noch zu diesem Bund? Zu diesem Bund gehört auch, dass Gott Priester einsetzt.
Das haben wir ja letzte Woche ausführlicher thematisiert, als wir uns die Rolle und die Aufgaben der Priester angeschaut haben. Das heißt, Gott setzt Priester ein, die als Mittler zwischen dem Volk und Gott fungieren sollen. Sie sind gewissermaßen auch ein Sprachrohr Gottes.
Klar gab es auch Propheten, aber auch die Priester sollten das Volk im Gesetz unterweisen und somit ebenfalls ein Sprachrohr Gottes sein.
Gleichzeitig zeigt der Einsatz der Priester aber noch etwas anderes. Er zeigt, dass Gott sich bewusst war, dass die Menschen das Gesetz nicht vollständig halten können. Deshalb gibt es ja die ganzen Opfervorschriften, bei denen man ein Sühneopfer darbringen muss. Man muss Opfer darbringen, um die Vergebung der Sünden zu erlangen.
Es gibt also auch in diesem mosaischen Gesetz die Möglichkeit, Übertretungen wieder geradezubiegen. Deshalb gibt es auch den Priesterdienst.
Die Begrenzung des Alten Bundes auf das Volk Israel
Und zum Schluss noch die Frage: Mit wem hat Gott diesen alten Bund geschlossen? Die Antwort ist relativ klar. Gott hat diesen Bund nicht mit der ganzen Welt geschlossen. Er hat sich ein Volk ausgesucht, das Volk Israel, und mit diesem Volk den Bund geschlossen.
Dabei hat er den Bund nicht nur mit den Menschen geschlossen, die zur damaligen Zeit lebten. In 2. Mose 24 sind diejenigen erwähnt, die alle dabei waren und mit dem Blut besprengt wurden. Der Bund gilt automatisch auch für alle weiteren Nachkommen dieses Volkes. Das bedeutet, man wurde Bündnispartner dieses Bundes durch die Geburt.
Das ist ein ganz wichtiger Punkt, denn wir werden sehen, dass es auch hier einen Unterschied zum späteren, zum neuen Bund gibt.
Die Unvollkommenheit des Alten Bundes und seine Konsequenzen
Der Hebräerbrief beschreibt den alten Bund als einen unvollkommenen Bund. Es wird deutlich gemacht, dass dieser Bund kein ewiger Bund sein kann und in vielen Dingen nicht perfekt ist.
Woran erkennen wir das? Zum einen daran, dass die Opfer, die im alten Bund gebracht wurden, Tieropfer sind. Man könnte zwar sagen, dass es damals üblich und normal war, durch Tieropfer Sünden zu vergeben. Doch in Hebräer 10,4 lesen wir: "Denn es ist unmöglich, durch das Blut von Stieren und Böcken Sünden wegzunehmen." Es ist also unmöglich, dass Menschen durch das Blut von Tieren Sündenvergebung erlangen können. Das Opfer kann daher nur eine Vorschattung sein, weil Tieropfer eigentlich keine Sünden vergeben können.
Ein weiteres Problem, das bereits im Gesetz selbst angelegt ist, besteht darin, dass Gott von den Menschen fordert, das Gesetz zu halten. Doch der Mensch ist dazu gar nicht in der Lage. Er kann das Gesetz nicht vollständig einhalten.
Hinzu kommt das Thema vom letzten Mal: Der Priester, der die Mittlerrolle einnimmt und die Opfer für Gott darbringen soll, ist letztlich auch nur ein Mensch – wie du und ich – mit Fehlern und Schwächen. Er ist ein sündiger Mensch, der nicht heilig und vollkommen sein kann. Man kann noch so genaue Vorschriften erlassen, wie es im Alten Testament ja auch geschah – und wie wir bereits besprochen haben, galten für den Hohenpriester sogar besondere Reinheitsvorschriften. Trotzdem machte ihn das nicht zu einem heiligen Menschen. Er blieb ein Mensch mit Fehlern und Schwächen.
Ein letztes Problem, das vielleicht nicht sofort offensichtlich ist, aber dennoch relevant für dich und mich sein kann, besteht darin, dass dieser Bund mit dem Volk Israel geschlossen wurde. Der Bund wurde mit einem ganz konkreten Volk geschlossen, und es war klar, dass dieser Bund letztlich nur durch Geburt weitergegeben wird. Das heißt, man muss in dieses Volk hineingeboren sein, um Teil des Bundes zu sein. Wer nicht hineingeboren ist, gehört nicht dazu.
Wir sehen also: Dieser alte Bund ist, wie es der Hebräerbrief beschreibt, nicht vollkommen. Deshalb musste ein neuer, besserer Bund kommen. Diesen wollen wir uns nun als Nächstes gemeinsam anschauen.
Der neue Bund – Verheißung und Erfüllung
In Hebräer 8, die Verse 8 bis 13, lesen wir Folgendes:
Denn Gott tadelt sie und sagt: Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen. Nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss an dem Tage, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen. Denn sie sind nicht geblieben in meinem Bund, darum habe ich auch nicht mehr auf sie geachtet, spricht der Herr.
Denn das ist der Bund, den ich schließen will mit dem Haus Israel nach diesen Tagen, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn und in ihr Herz will ich es schreiben, und will ihr Gott sein. Und sie sollen mein Volk sein.
Und es wird keiner seinen Mitbürger lehren oder seinen Bruder und sagen: Erkenne den Herrn! Denn sie werden mich alle kennen, von dem Kleinsten an bis zu dem Größten.
Denn ich will gnädig sein ihrer Ungerechtigkeit, und ihrer Sünden will ich nicht mehr gedenken.
Indem er sagt „einen neuen Bund“, erklärt er den ersten für veraltet. Was aber veraltet und überlebt ist, das ist seinem Ende nahe.
Wenn der Hebräerbrief hier also von dem neuen Bund spricht, sehen wir, dass er auch hier wieder das Alte Testament zitiert. Er macht deutlich und zeigt: Schaut mal, im Alten Testament ist doch genau das schon angekündigt, dieser neue Bund, den schon Jeremia voraussagt.
Unterschiede zwischen altem und neuem Bund
Was ist jetzt konkret der Unterschied? Gehen wir Schritt für Schritt vor.
Wir haben gesehen, der sinaitische Bund wurde am Berg Sinai geschlossen. Dabei wurde ein Opfer dargebracht, und das Volk wurde mit Blut besprengt, nachdem es zugesagt hatte, diesen Bund mit Gott einzuhalten.
Wie sieht es im neuen Bund aus? Wo wird dieser Bund geschlossen? Das geschieht am Kreuz von Golgatha. Jesus sagt es bereits beim Abendmahl: „Dies ist das Blut des neuen Bundes.“ Er vergoss sein Blut, um diesen Bund zu schließen. Er ließ sich ans Kreuz nageln und ans Kreuz schlagen, und damit ist der neue Bund besiegelt.
Dadurch, dass Jesus Christus für uns ans Kreuz ging, hat die neue Zeit, die Zeit des neuen Bundes, begonnen.
Aber was ist das für ein Bund? Was ist der Inhalt dieses Bundes? Der erste Aspekt ist das Gesetz. Das hatten wir uns gerade auch im alten Bund angeschaut. Dort gab Gott die Anforderung, dass das Volk das Gesetz halten muss. Dieses Gesetz wurde auf Steintafeln geschrieben, später auf Papier.
Jetzt kommt etwas ganz Neues: Gott sagt, das neue Gesetz oder das Gesetz des neuen Bundes steht nicht mehr auf Papier oder Stein, sondern in unseren Herzen. Gott möchte sein Gesetz in unsere Herzen schreiben.
Was meint er damit? Er meint, dass sein Geist in uns lebt, dass Christus in uns lebt. Ihr merkt, wir kommen immer wieder an der gleichen Stelle heraus: Christus in uns. Das ist das Wesen des neuen Bundes.
Dementsprechend muss niemand mehr den anderen lehren, wie wir in der Verheißung bei Jeremia lesen. Es muss keiner mehr dem anderen geistliche Dinge erklären.
Moment mal, aber wir machen doch Bibelstunden, Predigten und sogar Bibelschulen, um andere im Glauben zu unterweisen. Ja, das hat auch seinen Platz. Trotzdem kann jeder einzelne Mensch – ich glaube, ich habe das in der ersten Einheit auch schon gesagt – die Bibel zur Hand nehmen, hineinschauen, lesen, und der Geist Gottes kann ihm Dinge offenbaren.
Das heißt, Gott braucht uns Menschen nicht unbedingt, um jemanden zu lehren und zu unterweisen. Aber das ist auch ein ganz wichtiger Punkt: Er gebraucht uns dazu. Er setzt manche von uns als Lehrer, Prediger usw. ein. Er hat an jeden von uns den Anspruch, dass wir uns gegenseitig im Glauben begleiten.
Wer nun auf die Idee kommt und sagt: „Okay, wenn doch der Geist mein Lehrer ist, dann brauche ich keine Gemeinschaft mehr“, dem empfehle ich dringend, alle Stellen zur Notwendigkeit christlicher Gemeinschaft im Neuen Testament zu lesen. Dort wird sehr klar, dass Gemeinschaft keine Option ist, sondern zum christlichen Leben dazugehört.
Wir brauchen einander zur Korrektur, zur Ermutigung, zum Trost und zum Ermahnen.
Also sehen wir: Gott schreibt jetzt dieses Gesetz in unsere Herzen, und er offenbart sich in uns. Wir dürfen ihn immer mehr erkennen.
Gleichzeitig ist es spannend, dass „Christus in uns“ nicht nur bedeutet, dass wir es besser verstehen, sondern auch, dass wir befähigt werden, es umzusetzen.
Vorher waren wir Menschen nicht in der Lage, das Gesetz zu halten. Wir konnten es nicht. Der Mensch ist nicht dazu fähig, das Gesetz Gottes zu halten.
Manche sagen vielleicht: „Ich kann doch auch manche Sachen machen.“ Ja, natürlich können wir das. Aber das Gesetz Gottes zu halten bedeutet, es vollkommen zu halten. Vor allem müssen wir es mit der richtigen Motivation tun. Und das können wir nicht aus eigener Kraft.
Es muss geistgewirkt sein in uns. Nur das Wirken des Geistes bewirkt auch geistliche Frucht. Und nur diese Frucht ist letztlich vor Gott wertvoll – nicht die Frucht, die wir Menschen aus eigener Kraft hervorbringen.
Das mag für den einen oder anderen vielleicht etwas ungewöhnlich klingen. Gerne können dazu Rückfragen gestellt werden, um noch einmal darauf einzugehen.
Aber nur das, was der Geist in uns bewirkt, hat wirklich Ewigkeitswert. Nur er kann uns so verändern, dass wir Gott durch unser Leben verherrlichen.
Christus in uns, das Gesetz in unseren Herzen geschrieben – das ist der neue Bund.
Die Priesterschaft im neuen Bund
Nun zum zweiten Aspekt: der Priesterschaft. Beim letzten Mal wurde ausführlich thematisiert, dass Jesus der einzige wahre Hohepriester ist. Er hat das endgültige Opfer vollbracht, damit wir jetzt Versöhnung mit Gott haben. Er ist der einzige Mittler zwischen uns Menschen und dem Vater im Himmel.
Das möchte ich noch einmal betonen: Es ist keine Maria notwendig, es sind keine Heiligen notwendig, es sind keine besonders frommen Menschen notwendig. Wir haben den direkten Zugang zu Jesus und durch ihn, unseren Mittler, auch den direkten Zugang zum Vater. Das sollte uns bewusst sein.
Im nächsten Schritt ist es dann auch ganz spannend: In 1. Petrus 2,9 spricht Petrus davon, dass wir jetzt alle Priester sind. Was meint er damit? Er meint damit nicht, dass wir jetzt noch einmal ein Opfer darbringen müssen. Nein, wir sind alle Vermittler zwischen den Menschen, die Gott noch nicht kennen, und Gott.
Unsere Aufgabe ist es, Menschen zu Jesus zu führen, damit sie dort ihrem Hohenpriester begegnen können.
Das Bundesvolk im neuen Bund
Und als Letztes: Was ist der Inhalt dieses neuen Bundes?
Ich habe bereits in Bezug auf den alten Bund gesagt, dass das Bundesvolk das Volk Israel ist. Auch in unserem heutigen Text wird wieder von Israel gesprochen. Gott sagt: „Ich will meinen Bund schließen mit dem Haus Israel.“ Bedeutet das nun auch, dass es wieder um Israel geht? Bedeutet das, dass man nur durch Geburt, also nur als Jude, Teil und Mitglied des neuen Bundes werden kann?
Ein Blick in die anderen neutestamentlichen Briefe ist hier sehr hilfreich. Schauen wir uns zum Beispiel Römer 2,28-29 an: „Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht, sondern der ist ein Jude, der es innerlich verborgen ist, und das ist die Beschneidung des Herzens, die im Geist und nicht in Buchstaben geschieht.“
Paulus macht hier deutlich, dass nicht jeder, der äußerlich Jude ist, automatisch Jude im geistlichen Sinn ist. Er sagt: Nicht jeder, der äußerlich beschnitten ist, ist automatisch ein Jude, sondern derjenige, der es innerlich ist, der es von Herzen ist. Es zählt also nicht das Äußere, sondern das Herz.
Wenn wir dann weiter in Römer 11 schauen, finden wir dort das Bild vom Ölbaum, dem Ölbaum des Gottesvolkes – also diejenigen, die alle zu Gott gehören. Paulus spricht davon, dass von diesem Ölbaum Äste abgebrochen werden. Das sind die Juden, die Jesus nicht angenommen haben. Diese Menschen sind vielleicht äußerlich Juden, aber nicht von Herzen bei Gott.
Um das besser zu verstehen, müssen wir noch einmal ins Alte Testament schauen. Dort wird deutlich: Der Großteil des Volkes Israel interessiert sich nicht für Gott. Meistens gibt es nur einen kleinen Rest, der zu Gott hält – wie wir es bei Elija sehen, der sagt, dass sechstausend Menschen mit Gott treu sind. Das heißt, viele Äste sind ausgebrochen, weil sie nicht im Glauben auf Gott vertraut haben.
Gleichzeitig werden jetzt aber in diesem Bild aus Römer 11 neue Äste in den Ölbaum eingepfropft. Das bedeutet, dass Heiden, die ursprünglich nicht Teil des Volkes Israel waren, jetzt Teil dieses Volkes sein dürfen. So entsteht ein Ölbaum, ein Bündel aus gläubigen Juden und gläubigen Heiden.
Um dieses Bundesvolk geht es also. Wenn hier vom Haus Israel die Rede ist und Gott sagt, er schließe diesen Bund mit dem Haus Israel, dann ist damit dieses Bundesvolk aus gläubigen Juden und gläubigen Heiden gemeint.
Kein Jude ist ausgeschlossen, denn jeder Jude hat die Möglichkeit, durch den Glauben an Jesus Christus zu diesem Bundesvolk zu gehören. Aber er ist nicht automatisch Teil davon; er wird es nicht durch Geburt.
Hier sehen wir nun die Bedingung: Wie kann man Teil dieses neuen Bundes sein? Wie wird man Mitglied dieses Bundesvolkes? Allein durch den Glauben an Jesus Christus.
Fazit und Gebet zum besseren Bund
Wir kommen jetzt zum Schluss unserer heutigen Einheit und stellen fest, dass Jesus einen neuen, besseren und vollkommenen Bund geschlossen hat.
Es geht nicht mehr darum, dass wir Menschen uns verpflichten, diesen Bund zu halten, um Segen zu erhalten oder bestraft zu werden, wenn wir ihn nicht einhalten. Es ist nicht mehr an unser Tun geknüpft. Stattdessen verpflichtet sich Gott, den Bund in uns zu halten.
Immer wieder kommen wir zu diesem Schlüssel des neuen Bundes: Christus in uns. Das ist das Geheimnis, wie Paulus es auch im Kolosserbrief beschreibt. Dieses Geheimnis war seit Generationen verborgen, ist jetzt aber offenbart: Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit (Kolosser 1,27).
Was macht diesen Bund aus? Wie komme ich dazu, dass Christus in mir lebt? Teil dieses neuen Bundes werde ich nicht durch meine Herkunft, mein Verhalten oder meine Frömmigkeit. Teil dieses neuen Bundes werde ich allein durch den Glauben an Jesus Christus.
Der Glaube ist das Entscheidende. Wir vertrauen auf Jesus und werden Teil seines Bundes – oder eben nicht. Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus gerettet werden (Apostelgeschichte 16,31).
Lieber Herr Jesus, ich möchte dir danken, dass wir allein durch den Glauben Anteil an diesem neuen Bund haben dürfen. Es sind nicht unsere Werke oder unsere Herkunft, die entscheidend sind, auch nicht unsere Vergangenheit. Vielmehr können wir im Hier und Jetzt entscheiden, dir nachzufolgen und dir zu vertrauen.
Dieser Glaube ist ein rettender Glaube, der uns in deinen Bund hineinführt. Herr, ich bitte dich, dass du in uns lebst, dich offenbarst und in uns Gestalt annimmst, damit wir dich durch unser Leben verherrlichen können. Amen.
Ausblick und Verabschiedung
Schön, dass ihr auch in diesem Teil wieder dabei wart, als wir uns mit dem Thema des besseren Bundes beschäftigt haben.
Beim nächsten Mal wird es etwas blutiger, denn dann geht es um das bessere Opfer. Wir werden sehen, dass Jesus das bessere Opfer ist. Heute haben wir bereits gehört, dass die Tieropfer nicht ausreichend sind.
Ihr könnt also gespannt sein. Lest gern den Text schon einmal im Voraus. Dann sehen wir uns wieder zu unserem nächsten Teil „Jesus einfach besser“.
Ich wünsche euch alles Gute, Gottes Segen, bleibt behütet. Macht’s gut, ciao!