Die Lehre der Apostel: Der zweite Korintherbrief, Vers für Vers. Theologie, die im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute beschäftigen wir uns mit dem zweiten Korintherbrief, Kapitel 9, Vers 8 bis Kapitel 10, Vers 2.
Wir waren stehen geblieben bei der Idee, dass Gott einen fröhlichen Geber liebt.
Gottes Überfluss und unsere Großzügigkeit
2. Korinther 9,8: Gott aber vermag euch jede Gnade überreichlich zu geben, damit ihr in allem alle Zeit alle Genüge habt und überreich seid zu jedem guten Werk.
Gott kann uns jede Gnade überreichlich geben. Gnade ist hier materieller Segen, aber natürlich noch viel mehr. Wenn das stimmt, dann ist Zurückhaltung im Spenden eigentlich Misstrauen gegen Gott.
Ich glaube nicht, dass Gott mir alles geben kann oder geben will, was ich brauche, um alle Zeit alle Genüge zu haben. Und dass ich dabei so viel habe, dass ich zu jedem guten Werk überreich sein kann.
Außerdem entsteht so der Eindruck, dass ich nur dann reichlich weggeben kann, wenn ich reichlich Überfluss habe, den ich nicht wirklich brauche. Das führt natürlich schnell dazu, dass man nie wirklich großzügig ist. Merkt ihr?
Verse sechs: Reichliches Geben ist logisch.
Vers sieben: Reichliches Geben macht mich Gott ähnlich.
Vers acht: Reichliches Geben lässt mich Gott erleben.
Die Verheißung der Schrift und Gottes Versorgung
2. Korinther 9,9: „Wie geschrieben steht: Er hat ausgestreut, er hat den Armen gegeben, seine Gerechtigkeit bleibt in Ewigkeit.“
Dieses Zitat stammt aus Psalm 112,9. Dort heißt es ähnlich: „Er streut aus, gibt den Armen, seine Gerechtigkeit besteht ewig, sein Horn ragt auf in Ehre.“
Die Frage ist: Von wem ist hier im Psalm die Rede? Die Antwort findet sich im Psalm selbst. Es wird von dem Mann gesprochen, der im Vers 1 den Herrn fürchtet, im Vers 2 gnädig und barmherzig ist, im Vers 3 gütig ist und leidet, weil er in Vers 7 auf Gott vertraut.
Der Psalmist beschreibt eine Person, die genau das erlebt, was in 2. Korinther 9,8 beschrieben wird: Gott versorgt den, der gerne gibt.
In 2. Korinther 9,10 heißt es: „Der aber Samen darreicht dem Sämann und Brot zur Speise, wird eure Saat darreichen und mehren und die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen.“
Paulus verbindet hier das Bild aus Vers 6 mit dem Zitat aus Vers 9. So wie Gott es ist, der aus einer Saat eine Ernte werden lässt, so wird Gott selbst dafür sorgen, dass diejenigen, die gern und großzügig geben, eine andere Ernte einfahren – Früchte der Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit, wie in Psalm 112 beschrieben, ist ein Ausdruck für Großzügigkeit gegenüber den Armen. Gott selbst wird dem fröhlichen Geber Frucht sehen lassen.
Diese Frucht, die Gott schenkt, kann materiell sein, damit wir weiterhin großzügig sein können. Das muss es aber nicht unbedingt sein.
Unser Umgang mit Geld wird zu einem Lackmustest für unsere Beziehung mit Gott. Wo ein großzügiger, barmherziger Gott auf großzügige, barmherzige Jünger Jesu trifft, dort gibt er gern.
Charakter und Gemeinschaft als Frucht der Großzügigkeit
2. Korinther 9,11: Und ihr werdet in allem reich gemacht, zu aller Aufrichtigkeit im Geben, die durch uns Danksagung Gott gegenüber bewirkt.
Gott macht reich, und das Ziel ist wieder Aufrichtigkeit im Geben. In unserem Verhalten soll sich keinerlei Heuchelei oder Berechnung finden. Eine Frucht der Gerechtigkeit ist ein Charakter – ein Charakter, der gern, viel und ohne Hintergedanken gibt.
Es gibt noch etwas, das aus der Großzügigkeit der Korinther folgt. Wenn der Apostel, der die Spende überbringt, das tut, dann werden die Empfänger Gott danken. So wird aus einem Dienst an den Armen ein Lobpreis für Gott.
Denn infolge der Bewährung dieses Dienstes verherrlichen sie Gott wegen des Gehorsams eures Bekenntnisses zum Evangelium Christi und wegen der Lauterkeit der Gemeinschaft mit ihnen und mit allen.
Jetzt erklärt Paulus, wie es dazu kommt, dass durch ihn und seine Mitarbeiter Danksagung Gott gegenüber bewirkt wird. Wenn der Glaube der Korinther sich im Dienst bewährt, wenn also eine größere Summe zusammenkommt, dann werden die Empfänger in Jerusalem Gott verherrlichen.
Und zwar, weil sie zwei Dinge wahrnehmen: Erstens den Gehorsam der Korinther. Es ist genau genommen der Gehorsam ihres Bekenntnisses zum Evangelium. Es ist also ein Gehorsam, der aus ihrem Bekenntnis erwächst. Sie sagen nicht nur, dass sie an das Evangelium Christi glauben und dass Jesus ihr Herr ist, sondern sie leben das auch aus.
Zweitens die Lauterkeit oder Aufrichtigkeit – das ist dasselbe Wort wie in Vers 11 – die Lauterkeit der Gemeinschaft mit anderen Christen. Die Empfänger der Spende werden nicht nur für den Gehorsam der Korinther, sondern auch für deren aufrichtigen Wunsch nach Gemeinschaft mit allen anderen Christen danken.
Woran erkennt man Aufrichtigkeit, woran erkennt man diese Sehnsucht nach anderen Christen? Ganz einfach: an den Taten. An Taten, die lauter reden als Worte.
Gebet und Sehnsucht als Ausdruck der Gnade Gottes
2. Korinther 9,14: „Und im Gebet für euch sehnen sie sich nach euch wegen der überragenden Gnade Gottes an euch.“
Eine spannende Formulierung. Die Empfänger der Spende beten, und während sie beten, sehnen sie sich nach den Spendern. Warum? Weil Gott den Spendern seine überragende Gnade erwiesen hat.
Wenn ich spende, dann bin nämlich gar nicht ich es, der spendet. Sondern es ist Gott, der mir seine Gnade schenkt. Er tut das, indem er mir Überfluss gibt – dadurch, dass ich das Evangelium verstehe, dadurch, dass er meinen Charakter umgestaltet. Es ist diese Gnade, die mich als Person wiederum für andere Christen, die mich erleben, attraktiv macht.
„Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe.“ So wie sich die Jerusalemer Geschwister nach den Korinthern sehnen werden, weil Gott in ihnen wirkt, so ist es nur richtig, dass am Ende, wenn die Korinther fröhlich und reichlich gegeben haben, Gott dafür den Dank erhält.
Wechsel im Thema: Konfrontation mit falschen Aposteln
An dieser Stelle gibt es einen Bruch im Brief, weil Paulus nun ein ganz anderes Thema aufgreift. Das Thema Sammlung ist abgeschlossen, und Paulus wendet sich in ungewohnter Schärfe den falschen Aposteln zu. Diese stehen, soweit man vermuten kann, hinter den Problemen, die Paulus mit den Korinthern hat – oder besser gesagt, die die Korinther mit Paulus haben.
Während seine Gegner eine Schmutzkampagne gegen ihn geführt haben, ihn für schwach und feige erklärten, seine apostolische Autorität infrage stellten und ihn kritisierten, weil er keine Unterstützung von den Korinthern angenommen hat, dreht Paulus nun den Spieß um. Er kritisiert die Korinther dafür, dass sie diesen Möchtegern-Aposteln auf den Leim gegangen sind. Außerdem werfen sie ihm vor, ihn nicht verteidigt zu haben, als sein Charakter diffamiert wurde.
Warum geht Paulus schriftlich gegen diese falschen Apostel vor? Die Antwort lautet: Weil viel auf dem Spiel steht. Im Zentrum des Konflikts steht die Frage nach der Autorität des Apostels – und damit die Frage nach dem Kern des Evangeliums.
Ist das Evangelium eine Botschaft, die mich groß macht und mir Macht verleiht? Oder ist das Evangelium das genaue Gegenteil? Eine Botschaft davon, dass ein anderer klein wurde, um mich zu retten. Meine wahre Größe finde ich darin, wenn ich seinem Vorbild folge – seiner Demut und Hingabe. Wenn ich nicht mehr etwas sein will, sondern mir nur noch wünsche, dass er, Jesus, in meiner Schwäche groß wird.
Es geht also im Kern um das Evangelium als Botschaft der Selbstverwirklichung versus ein Evangelium der Selbstverleugnung und Christusverwirklichung.
Paulus’ Ermahnung und sein Auftreten
2. Korinther 10,1: Ich selbst aber, Paulus, ermahne euch durch die Sanftmut und Milde Christi. Obwohl ich im persönlichen Umgang unter euch demütig bin, bin ich abwesend mutig gegen euch.
Jetzt geht es nicht mehr um die Sammlung, sondern um Paulus. Paulus greift auf, was über ihn gesagt wird: Er sei im persönlichen Gespräch demütig, also nett, lieb und harmlos, während er abwesend, also wenn er Briefe aus der Ferne schreibt, mutig sei. Doch das stimmt nicht, wie wir noch sehen werden.
Bevor wir uns das genauer anschauen, ein Hinweis darauf, wie er sie ermahnt: nämlich durch die Sanftmut und Milde Christi. Diese Formulierung macht eines klar: Die von Gott gegebene Vollmacht und ein brachiales Auftreten können sehr unterschiedlich sein.
Wir sehen das auch bei Jesus. Jesus war sanftmütig. Was zeichnet den Sanftmütigen aus? Er sucht die Versöhnung, ist langsam zum Zorn, anpassungsfähig und zeigt Mitgefühl. Das wiederum spiegelt seine Selbstbeherrschung wider. Der Sanftmütige bringt seine ungezügelten Emotionen unter Kontrolle.
Milde ist hier sehr ähnlich wie Sanftmut. Der Milde braust nicht auf, sondern ist fair. Milde geht Hand in Hand mit Gnade.
Paulus ermahnt durch die Sanftmut und Milde Christi. Er will nicht laut werden und nicht grob sein. Wenn seine Gegner sich mit ihrem lauten und fordernden Auftreten bei den Korinthern Eindruck verschafft haben, dann will er von Anfang an deutlich machen, wie wahre Größe aussieht – die Größe dessen, der König der Könige ist.
Vom Christus lernen wir, dass echte Autorität im Reich Gottes sich nicht in Rufmord, Selbstdarstellung und Anspruchsdenken zeigt. Der wirklich Starke kann sanftmütig und mild sein.
Aber Vorsicht: Man sollte nicht denken, dass ein sanftmütig Starker sich nicht verteidigen kann.
Paulus’ Entschlossenheit im Umgang mit Kritikern
2. Korinther 10,2: Paulus bittet darum, dass er bei seiner Anwesenheit nicht mutig auftreten muss – mit der gleichen Zuversicht, mit der er gedenkt, gewissen Leuten gegenüber aufzutreten. Diese Leute denken von ihm, dass er nach dem Fleisch wandelt.
Worum geht es hier? Paulus möchte beim nächsten Besuch in Korinth nicht laut oder streitlustig sein. Er bittet die Korinther darum, dass er nicht mutig sein muss. Stattdessen will er sie jetzt durch diesen Brief endgültig gewinnen.
Gleichzeitig sollen sie ihn aber nicht unterschätzen. Paulus wird seinen Gegnern – das sind die gewissen Leute, die im Text erwähnt werden – kühn entgegentreten. Warum? Weil diese ihm seine geistliche Autorität absprechen und behaupten, er würde nach dem Fleisch wandeln.
Hier könnte das bedeuten, dass sie ihn als feige, halbherzig und kraftlos in seinem Dienst ansehen. Doch Paulus wird sich das nicht bieten lassen, wenn er in Korinth ankommt.
Das war's für heute. Morgen geht es mit dem zweiten Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.