Die Bedeutung des heutigen Moments im göttlichen Handeln
Wenn du heute Morgen hier bist und zu dieser Gemeinde gehörst oder zu einer anderen Gemeinde, wenn du heute Morgen hier bist und wirklich dazugehörst, dann stehst du an einer entscheidenden Stelle im Handeln Gottes in der Geschichte dieser Erde.
Ich sage das noch einmal: Wenn du heute Morgen hier bist und wirklich dazugehört, stehst du an einer entscheidenden Stelle im Handeln Gottes auf dieser Erde, in der Geschichte. Komischer Satz, oder? Aber ich glaube, ihr werdet ihn gleich verstehen.
Ich möchte heute mit euch über den ersten Timotheusbrief reden. Für diejenigen, die hier Gäste sind oder nicht so oft dabei sind: Wir haben gerade eine Vortragsreihe über den ersten Brief, den Paulus an Timotheus geschrieben hat. Es gab bereits zwei Vorträge an Dienstagen, und heute ist der einzige Vortrag, der an einem Sonntag stattfindet. Darum sage ich jetzt drei Sätze zum Rahmen.
Timotheus war ein Mitarbeiter von Paulus und jünger als er. Ich meine, er wird immer als junger Mann bezeichnet. Wahrscheinlich war er für unsere Gesellschaft nicht jung, aber für die damalige Gesellschaft, um Autorität in der Gesellschaft, in einer Gruppe oder in einer Gemeinde zu haben, war er noch relativ jung. Also vielleicht Ende dreißig, keine Ahnung.
Er wurde von Paulus nach Ephesus geschickt. Ephesus war eine Gemeinde, die einige Jahre vorher gegründet worden war. Sie befand sich momentan in einer labilen Phase, in der viele Einflüsse in die Gemeinde kamen, die nicht gesund waren. Paulus und sein Team beschlossen, dass es nicht sinnvoll ist, die Gemeinde ihrem Schicksal zu überlassen. Deshalb sollte für eine gewisse Zeit – in diesem Fall wahrscheinlich ein bis zwei Jahre – jemand aus dem Missionsteam dorthin gehen, um die Gemeinde zu stabilisieren, um Grenzen zu setzen und damit jemand von außen mit einer gewissen Autorität da ist.
Deshalb ist Timotheus gerade in Ephesus. Paulus schreibt ihm in dieser Zeit einen Brief, den wir den ersten Timotheusbrief nennen. In diesem Brief geht es viel um die schlechten Einflüsse, denen die Gemeinde von innen und von außen ausgesetzt ist. Das sind die Hauptthemen des Briefes.
Es geht immer wieder um Leute, die Dinge in die Gemeinde bringen, die nicht gut sind, die nicht gesund sind und die nicht gesunder Lehre entsprechen. Sie reden falsche Dinge oder setzen zumindest falsche Schwerpunkte. Und...
Der rote Faden und die Struktur des ersten Timotheusbriefs
Wenn man sich die ersten vier Kapitel anschaut, die sozusagen den Hauptteil des Briefes bilden, sind Kapitel 5 und 6 ein zweiter Teil.
Im ersten Kapitel endet Paulus damit, dass er an Timotheus appelliert. Er sagt in Vers 18: „Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Kind Timotheus, gemäß der vorher über dich vergangenen Weissagung, damit du durch diese den guten Kampf kämpfst, indem du den Glauben bewahrst und ein gutes Gewissen.“ Einige haben dieses Gewissen von sich gestoßen und im Glauben Schiffbruch erlitten.
Du sollst den Kampf kämpfen, auch innerhalb dieser Gemeinde. Du sollst den Glauben bewahren, denn einige haben diesen Glauben von sich gestoßen und im Glauben Schiffbruch erlitten.
Jetzt könntest du direkt weiterlesen in Kapitel 4: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten einige vom Glauben abfallen werden.“ Du könntest also direkt nach Kapitel 1 in Kapitel 4 springen und hättest den roten Faden, ohne etwas zu vermissen. Du würdest keine Lücke empfinden, dass etwas im Brief fehlt.
Aber Paulus hat sich entschieden, zwei Kapitel – oder besser gesagt, in der Kirchengeschichte wurden daraus zwei Kapitel gemacht – dazwischenzuschreiben. In seinem Kopf war es wahrscheinlich ein Kapitel. Er hat beschlossen, hier einen Abschnitt einzufügen, weil er sagte: „Das ist wichtig, das ist eine Grundlage.“ Bevor ich also weiterrede über das Thema, das der rote Faden in diesem Brief ist, über diese schlechten Einflüsse, möchte ich das noch einmal klarstellen.
Worum geht es in diesen zwei Kapiteln? Paulus schreibt ganz am Schluss, warum er diese zwei Kapitel verfasst. Da es für uns interessant ist zu wissen, warum er diese zwei Kapitel schreibt, bevor wir sie lesen, beginnen wir heute mit dem Ende von Kapitel 3 und springen dann zurück an den Anfang dieses Abschnitts, am Anfang von Kapitel 2.
So bildet das den Rahmen.
Die zentrale Rolle der Gemeinde im göttlichen Plan
Und jetzt fange ich mal an zu lesen: Erster Timotheus, Kapitel drei. Paulus schreibt: „Dieses schreibe ich dir jetzt.“ Viele Leute gehen davon aus, dass dies eine Aussage darüber ist, warum er überhaupt den ganzen Brief geschrieben hat. Streng genommen ist es jedoch eine Erklärung, warum er gerade diese zwei Kapitel schreibt, Kapitel zwei und drei. Es braucht eine Erklärung, und Paulus unterbricht seinen roten Faden.
Er sagt: „Dieses schreibe ich dir.“ Kapitel zwei und drei habe ich dir geschrieben. Warum? Zum einen in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Das ist schon mal eine Aussicht. Wenn es aber noch eine Weile dauert, bis ich persönlich kommen kann, dann habe ich dir das geschrieben, damit du weißt, und jetzt kommt es: wie man sich verhalten soll im Haus Gottes, das die Versammlung des lebendigen Gottes ist, der Pfeiler und das Fundament der Wahrheit.
Paulus sagt, er schreibt diese zwei Kapitel, Kapitel zwei und drei, weil das ein Thema ist, das zentral ist im Handeln Gottes in der Geschichte. Darum habe ich vorhin gesagt: Wenn du hier bist und wirklich dazugehörst, bist du an einer zentralen Stelle im Handeln Gottes in der Geschichte. Denn Gemeinde ist das zentrale Mittel für Gott in der Geschichte, in diesem Zeitalter, in dem wir leben, mit dem er wirken will.
Und das ist es, was Paulus hier sagt. Er muss diesen Abschnitt, diese zwei Kapitel, einschieben. Er möchte dir das noch einmal schreiben, bevor er selbst kommen kann, damit du jetzt weißt, wie wichtig Gemeinde ist. Du kämpfst um eine Gemeinde, du willst gesunde Lehre in eine Gemeinde bringen. Und Timotheus, Gemeinde ist wichtig. Gemeinde ist ein Fundament. Gemeinde ist das, durch was Gott in dieser Zeit handeln, reden und etwas zeigen möchte.
Das ist zentral, das musst du verstehen. In diesen zwei Kapiteln redet Paulus über das, was wichtig ist in der Gemeinde. Er spricht über Männer und Frauen in der Gemeinde, wie sie sein sollen. Er redet über Führung in der Gemeinde. Und er sagt: Das ist wichtig, das ist zentral. Timotheus, das musst du immer vor Augen haben. Wenn du um Gemeinde kämpfst, dann kämpfst du um den zentralen Gedanken Gottes in dieser Zeit.
Das sollten wir nicht vergessen, erstens, dass auch wir vielleicht nicht vergessen sollten, wie zentral Gemeinde ist. Es ist nicht so, dass wir als Gläubige irgendwo in dieser Zeit, in dieser Gesellschaft, in unseren Familien oder in unserem Berufsleben herumlaufen und uns dann ab und zu als Sahnehäubchen mit Geschwistern treffen können. Nein, Gemeinde ist ein zentraler Gedanke Gottes.
Wir werden heute in verschiedener Art und Weise immer wieder auf dieses Thema zurückkommen.
Gemeinde als Haus und Versammlung des lebendigen Gottes
Paulus schreibt, dass es wichtig ist, wie man sich in der Gemeinde verhält. In Vers 15 nennt er verschiedene Aspekte zur Gemeinde, und dieser Vers ist ganz zentral zu diesem Thema. Ich möchte versuchen, das ein wenig durchzugehen.
Ihr habt Gelegenheit, die Inhalte auch zu Hause anhand der Arbeitsblätter zu vertiefen. Allerdings gibt es diesmal zu Hause wenig Zeit dafür, weil die Arbeitsblätter in den meisten Hauskreisen bereits übermorgen behandelt werden. Dort könnt ihr das Thema dann noch weiter vertiefen.
Was schreibt Paulus hier? Er möchte, dass du weißt, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll. Das ist das Erste. Er sagt: Gemeinde ist das Haus Gottes. Im Denken damals steckten bei dem Begriff "Haus" immer zwei Dinge drin, besonders wenn es um das Haus Gottes geht.
Für einen Juden, der aus dem alttestamentlichen Verständnis kommt, ist das Haus Gottes natürlich zuerst einmal ein Tempel – etwas Heiliges. Paulus sagt, dass die Gemeinde heute der Tempel Gottes ist. Nicht, weil die Gemeinde schöne Säulen hat oder die Räume besonders sind. Gemeinde kann auch im Wohnzimmer stattfinden. Aber durch die Menschen, die dort sind, und dadurch, dass Gott da ist, ist es ein heiliger Tempel Gottes.
Ich glaube jedoch nicht, dass das für Paulus an dieser Stelle das Vordergründige ist, wenn er diese Formulierung benutzt. Vielmehr hat er vor Augen, dass Gemeinde die Hausgemeinschaft Gottes ist, die Familie Gottes, in der Gott der Hausherr ist. Es geht darum, wie man sich dort verhält, wo Gott der Hausherr ist. Dort, wo wir zu seiner Familie, zu seiner Großfamilie, eingeladen sind und dazugehören.
Timotheus, das darfst du nicht vergessen, und das dürfen die Geschwister in der Gemeinde nicht vergessen: Gemeinde ist das Haus Gottes. Es ist das Haus, das durch Gott geprägt wird, die Familie, die durch Gott geprägt wird. Es ist nicht das Haus der Ältesten. Die Ältesten prägen es zwar auch und haben eine große Verantwortung von Gott bekommen, aber es ist das Haus Gottes. Er will es prägen, ihm sind wir verantwortlich.
Das darfst du nicht vergessen, und die Gemeinde darf das auch nicht vergessen, in der du bist. Wenn wir über Älteste sprechen – und das haben wir gerade in Kapitel 3 noch nicht behandelt – werden Älteste eingesetzt, die eine große Verantwortung haben. Diakone haben ebenfalls eine große Verantwortung. Männer und Frauen in der Gemeinde tragen Verantwortung, wie sie sich verhalten. Aber Gemeinde ist das Haus Gottes, nicht unser Haus. Natürlich ist es auch unser Haus. Paulus schreibt an die Gemeinde der Thessalonicher: Es ist auch unser Haus, wir gehören dazu, wir gehören zur Familie, es ist der Ort, wo wir hingehören.
Wir dürfen schon sagen: "Unsere Gemeinde, das ist unsere Gemeinde." Aber wenn "unsere" Besitz anzeigt, dann ist es Gottes Haus. Es ist nicht die Gemeinde, die uns gehört, sondern die Gemeinde, zu der wir gehören. Das ist das Erste, Timotheus: Gemeinde ist so wichtig, weil Gemeinde das Haus Gottes ist, wo Gott wie der Familienvater bestimmt und wo wir uns an ihm orientieren.
Doch Paulus ist das nicht genug. Er sagt es noch einmal mit anderen Worten: Gemeinde ist die Sammlung des lebendigen Gottes. Es ist ein Zusammenkommen von Menschen. Gemeinde ist nicht nur ein Haus Gottes, Timotheus, es ist nicht etwas Statisches. Es ist die Versammlung des lebendigen Gottes.
In Kapitel 4 wird er schreiben, wie wir auf einen lebendigen Gott hoffen. Timotheus, es ist nicht das Haus Gottes, das irgendwann in der Vergangenheit etwas angeordnet hat und nun gelten Regeln, nach denen man zusammenkommt. Ob Gott da ist oder nicht, macht dann keinen großen Unterschied, weil es sowieso funktioniert oder auch nicht.
Nein, Gemeinde ist die Versammlung des lebendigen Gottes. Gott will lebendig da sein, er will lebendig Dinge bestimmen und führen, wie sie in der Gemeinde verlaufen und ablaufen. Natürlich gibt es eine Grundlage, auf der das alles stattfindet. Darauf werden wir gleich zurückkommen. Natürlich hat Gott feste Grundsätze gegeben.
Aber Timotheus, sagt Paulus, vergiss nicht: Gemeinde ist die Versammlung des lebendigen Gottes. Ein Gott, der reden will, ein Gott, der führen will, ein Gott, der eingreifen will. Das ist Gemeinde.
Und wenn ich von Gemeinde spreche, meine ich nicht nur das Zusammenkommen am Sonntag. Gemeinde ist nicht nur Sonntag. Gemeinde ist, dass wir eine Gemeinschaft von Menschen sind, die zusammengehören. Die ganze Woche über gehören wir zusammen und kommunizieren hoffentlich mit dem einen oder anderen.
Sonntag ist ein Tag, an dem wir uns nach Möglichkeit alle treffen. Aber wenn man in der Gemeinde nicht mehr merkt, dass Gott lebendig ist und dass Gott da ist, dann fehlt etwas. Denn es ist die Gemeinde des lebendigen Gottes.
Das ist wichtig, Timotheus: Gott ist nicht tot. Gott hat nicht nur Regeln gegeben und ist jetzt weit weg. Er prüft nicht irgendwann, wie gut wir die Regeln eingehalten haben. Gott ist da, gerade wenn es um Gemeinde geht.
Das darfst du nicht vergessen: Gott ist der Hausherr in seinem Haus, und Gott ist lebendig. Es ist gut, wenn man das in der Gemeinde irgendwo merkt.
Gemeinde als Säule und Fundament der Wahrheit
Und dann geht es weiter: Das Haus Gottes, die Versammlung des lebendigen Gottes, ist der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit. Gemeinde, Timotheus, ist das, wodurch Gott seine Wahrheit, das, was bei ihm wahr und wichtig ist, proklamieren will. Er sagt, sie ist die Säule der Wahrheit.
Ich vermute, dass Paulus hier tatsächlich an den ältesten Männchentempel in Ephesus denkt. Denn dort gab es zwei ganz besondere Säulen, die jemand, der so jüdisch und israelisch geprägt war wie Paulus, nie vergessen würde. Diese beiden großen Säulen trugen gar nichts. Es waren einfach riesige Säulen aus Bronze. Oben hatten sie so eine Art Girlanden, die Pflanzen darstellten, und ein Kapitell, das normalerweise die Decke trägt und an dem die Säulen breiter und schön verziert sind. Aber bei diesen Säulen lag oben nichts drauf.
Das war einfach so gestaltet, um von weitem zu zeigen: Hier ist das Haus Gottes, hier sind die Säulen Gottes. Oben drauf war etwas, das Leben ausdrückte – etwas Lebendiges, ein Gebilde aus Pflanzen. Ich vermute, Paulus dachte daran, dass Gemeinde in dieser Welt und Gesellschaft wie eine große Säule ist, an der man etwas von Gott sehen soll. Man soll von weitem erkennen, wie Gott ist, dass Gott lebendig ist und der Schöpfer des Lebendigen.
Man soll etwas von seinen Wahrheiten, seinen ethischen Prinzipien und seiner Art, Menschen zu retten, sehen. Gemeinde soll das zeigen. Menschen, die mit der Gemeinde oder mit Gruppen aus der Gemeinde in Berührung kommen, sollen die Wahrheiten Gottes erkennen. Dazu ist Gemeinde da. Darum ist Gemeinde in dieser Zeit zentral. Es ist nicht zentral, dass einzelne Leute herumziehen und irgendwo das Evangelium verbreiten. Das zentrale Mittel Gottes ist die Gemeinde, die sein Evangelium lehrt, darstellt und lebt.
Sie ist eine Säule der Wahrheit. Gewaltig, oder? Und du gehörst dazu, zu diesem zentralen Mittel Gottes in dieser Zeit. Du gehörst zu einem zentralen Punkt in den Gedanken Gottes.
Das Zweite, was Paulus sagt, ist „Säule und Grundfeste der Wahrheit“. Das ist ein ganz spannender Ausdruck, weil Paulus wahrscheinlich eher an einen Tempel wie in Ephesus denkt. Ich weiß es nicht genau, denn vom salomonischen Tempel kennen wir dieses Detail nicht so genau. Aber wenn du einen klassischen griechischen Tempel siehst, vielleicht hast du mal ein Bild gesehen oder sogar einen live, dann ist es oft so, dass es eine Säulenhalle gibt. Zu dieser Säulenhalle geht man einige Stufen hoch, und dann ist die Plattform, auf der der ganze Rest gebaut ist.
Wir wissen nicht, wie hoch die Plattform des Tempels Salomons war. Später, beim Tempel des Hesekiel, wird beschrieben, dass es Stufen gibt. Beim salomonischen Tempel wird das meines Wissens nicht so genau beschrieben. Aber die Tempel, die die Menschen damals vor Augen hatten, waren alle so gebaut. Man ging einige Stufen hoch, es gab wahrscheinlich keinen Keller, vielleicht war der Tempel oft auf einem Hügel. Die Unebenheiten des Hügels wurden ausgeglichen, und dann stand man auf der Plattform.
Das ist das Wort, das Paulus hier wahrscheinlich meint: Gemeinde ist die Grundlage, auf der alles gebaut wird. Sie ist Säule und Fundament der Wahrheit.
Was ist das Gute an dieser Art von Fundament im Vergleich zu den Fundamenten der Häuser rundherum? Die Fundamente der Häuser geben dem Haus Stabilität, aber sie liegen irgendwo unten unter der Erde, meistens unter dem Keller. Manchmal, bei kellerlosen Häusern, direkt unter dem Haus, aber immer noch unter Bodenniveau. Wenn du nun ein Fundament hast, das ein paar Stufen erhöht ist, hast du den Vorteil, dass du das Haus relativ gut verteidigen kannst. Angreifer müssen erst bergauf gehen, und du stehst oben. Das ist immer schwierig.
Das heißt, Gemeinde ist etwas, wo man Wahrheit verteidigen kann. Das ist ein Aspekt, der in diesem Wort steckt. Der andere Aspekt ist, wie gesagt, dass es ein Fundament ist. Und das ist spannend. Vielleicht könnt ihr irgendwann mal darüber nachdenken: Gott hat Wahrheiten gegeben, die fest sind. Er hat Prinzipien gegeben, die sich nicht ändern, die wie ein Fundament sind. Das ist ein Teil der Wahrheit, den wir festhalten müssen – die Prinzipien Gottes, die er uns zum Beispiel in seinem Wort gegeben hat.
Diese Prinzipien sollen Prinzipien der Gemeinde sein, und darum ist Gemeinde ein Fundament der Wahrheit. Aber was passierte bei so einem Heiligtum, auch beim Heiligtum des Alten Testaments, auf diesem Fundament? Ganz viele Dinge. Dort passierte Leben. Menschen agierten miteinander, sie hatten Gemeinschaft mit Gott, brachten Opfer und so weiter.
Das ist das Bild, das Paulus vor Augen hat: Gemeinde stellt ein Fundament zur Verfügung, Wahrheiten, die sich nicht ändern, eine Gemeinschaft, die Stabilität gibt. Und was dann auf dieser Grundlage in der Gemeinde stattfindet, ist auch ein Aspekt von Wahrheit – nämlich der lebendige Teil der Wahrheit.
Wir sind alle verschieden, oder? Und so wollte Gott es auch. Er hat es in verschiedenen Bildern in seinem Wort dargestellt, die anders sind als dieses. Aber das ist das, was passiert: Auf einem Fundament findet Leben statt.
Wir hatten das hier schon: Es gibt demnächst Seminare über Ehe, zum Beispiel heute Nachmittag eines. Es gibt biblische Prinzipien zur Ehe, und diese sind fest, also Fundament. Trotzdem würde ich wetten, dass Beckers diese Prinzipien anders leben als die Seelhorsts. Denn ein Teil der Wahrheit ist Leben, und Leben ist vielfältig und unterschiedlich.
Es gibt Prinzipien in der Bibel für Kindererziehung, und diese sind fest und bilden ein Fundament. Trotzdem werden Simon und Evi ihre Kinder anders erziehen als Markus und Franzi oder Mundus. Denn ein Teil ist Leben auf diesem Fundament.
So funktioniert die ganze Gemeinde. Weil Gott ein lebendiger Gott ist und Leben geschaffen hat, stellt Gemeinde eine Grundlage, ein Fundament dar, auf dem wir diese Prinzipien leben und ausleben können – entsprechend unserer Persönlichkeit, unserer Geschichte und unseres ganz persönlichen Verhältnisses zu Gott.
Das ist auch Gemeinde: Gemeinde ist das Haus Gottes, die Versammlung des lebendigen Gottes, die Säule der Wahrheit, die Grundlage und das Fundament der Wahrheit. Das, Timotheus, sagt Paulus – das ist Gemeinde. Darum geht es in Kapitel zwei und drei. Deshalb sind die Inhalte dieser Kapitel so wichtig, weil sie so zentral sind.
Das Geheimnis wahrer Gottseligkeit als Zentrum der Gemeinde
Bevor wir mit dem Anfang von Kapitel zwei beginnen und noch gemeinsam Vers sechzehn lesen – denn dieser gehört unbedingt dazu und ist ein sehr interessanter Vers, fast wie ein kleines Rätsel – möchte ich noch etwas erläutern.
Vor einigen Jahren dachte ich, wenn ich meine Abschlussprüfung in der Bibelschule mache, würde ich die Leute bei den ersten drei Kapiteln des ersten Timotheusbriefs fragen, wie sie das Ende des jeweiligen Kapitels verstehen. Im ersten Kapitel, Vers zwanzig, werden Menschen dem Satan überliefert. Im zweiten Kapitel, am Ende, werden Menschen beim Kindergebären gerettet – was immer das genau bedeutet. Und dann gibt es hier auch einen schwierigen Vers: 1. Timotheus 3,16.
Dort heißt es: „Anerkannt groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit.“ Ich würde das eher übersetzen als „das Geheimnis wahrer Verehrung“ oder „das Geheimnis eines wahren Verhältnisses zu Gott“. Danach werden einige Dinge aufgezählt. Paulus sagt: Das wahre Geheimnis, das hinter allem steht, worum es eigentlich geht – Timotheus, was ist es? Was ist es?
Er, der offenbart worden ist im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.
Wenn wir das spontan lesen, denken wir: Das ist Jesus, oder? Gott offenbart im Fleisch – das ist Jesus. Jesus hat Gott im Fleisch offenbart. Gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln – das ist Jesus. Der Geist hat immer wieder eingegriffen und gesagt: Das ist Jesus.
Letztlich lesen wir im Neuen Testament, dass der Heilige Geist die Auferstehung Jesu bewirkt hat und dadurch erklärt hat, dass Jesus gerecht ist und es nicht verdient, im Tod zu bleiben. Der Geist rechtfertigt Jesus. Er ist der, den die Engel die ganze Zeit beobachtet haben, den die Engel gesehen haben und bei dem sie an der einen oder anderen Stelle eingegriffen haben – oder auch nicht. Jesus sagte zum Beispiel, er könnte Legionen von Engeln holen, die ihn vom Kreuz befreien, aber er hat es nicht getan. Jesus wurde von den Engeln gesehen.
Gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt – das ist das, was seit zweitausend Jahren geschieht. Er wird unter den Nationen gepredigt und in der Welt geglaubt. Deshalb sitzen wir hier.
Das Geheimnis – das Geheimnis der wahren Verehrung Gottes, das Geheimnis, das hinter Gemeinde steckt – ist Jesus. Um ihn geht es, das ist das Zentrum. Er ist aufgenommen in Herrlichkeit.
Nun müsste man eigentlich stutzen: Wann ist Jesus in die Herrlichkeit aufgenommen worden? Bei der Himmelfahrt, 40 Tage nach seiner Auferstehung. Wann wurde er gepredigt unter den Nationen und geglaubt in der Welt? Das geschieht doch erst danach, oder? Komische Reihenfolge, oder?
Warum steht die aufgenommene Herrlichkeit am Schluss? Diese Reihenfolge scheint falsch herum zu sein. Paulus, bist du durcheinander gekommen? Hast du etwas vergessen und dann nachgeholt, weil du dachtest, das ist auch noch ein wichtiger Punkt?
Nein, ich glaube, Paulus möchte uns etwas sagen. Paulus möchte Timotheus etwas sagen, was Timotheus wahrscheinlich schon wusste. Paulus möchte Timotheus sagen: Timotheus, das ist ein Geheimnis der Gemeinde. Das Geheimnis, das hinter allem steht, ist nicht nur, dass Jesus wichtig ist in der Gemeinde, sondern dass Jesus und Gemeinde zusammengehören. Dass das eine Einheit ist, die du nicht trennen kannst.
Jetzt lies es noch einmal und ersetze in Gedanken „Jesus“ durch „Jesus und die Gemeinde“. Jesus hat Gott offenbart im Fleisch. Für viele Menschen in unserer Umgebung, die Jesus nie gesehen haben, weil sie zweitausend Jahre später leben, soll Gemeinde das sein, wo Gott sich im Fleisch ihren Menschen offenbart und wo er für sie sichtbar wird.
Jesus ist gerechtfertigt im Geist, gesehen von den Engeln – und letztlich soll das auch mit der Gemeinde passieren. Der Geist soll sich zu uns stellen und sagen: Das sind die Leute Gottes, hinter denen Gott steht. Und die Engel schauen uns zu und greifen ab und zu für uns ein.
Das ist etwas, das nicht nur bei Jesus passiert, sondern auch bei seiner Gemeinde geschehen soll. Jesus wird gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt. Natürlich werden nicht wir gepredigt, aber wir tragen dazu bei, dass es gepredigt und geglaubt wird. Und das ist es, was Gemeinde tut. Warum Gemeinde die Säule der Wahrheit ist, hatten wir schon besprochen.
Und plötzlich steht „aufgenommen in Herrlichkeit“ an der richtigen Stelle, weil erst wenn auch die Gemeinde im Himmel ist, sagt Jesus: Jetzt bin ich vollständig da, jetzt bin ich vollständig in der Herrlichkeit. Ohne die Gemeinde bin ich unvollständig. Das ist nur ein Teil von mir in der Herrlichkeit.
Erst wenn die Gemeinde auch da ist, bin ich ganz in der Herrlichkeit – aufgenommen in Herrlichkeit.
Ja, das Geheimnis der Gottseligkeit, das Geheimnis wahrer Verehrung Gottes ist Jesus – aber nicht Jesus ohne seine Gemeinde. Und das ist die Botschaft, die Paulus an Timotheus richten will: Timotheus, Jesus ist ohne seine Gemeinde unvollständig.
Das ist das Geheimnis dieser Zeit, in der wir leben: Ein Teil von Jesus ist noch auf dieser Erde. Und das leben wir, wenn wir Gemeinde leben.
Timotheus, darum ist dein Kampf um diese Gemeinde so wichtig. Und dein Kampf um viele Gemeinden wird wichtig sein, wenn dein Dienst sich über Ephesus hinaus ausbreitet und diese ganze Gemeindebewegung, die wir angestoßen haben.
Timotheus, es geht um Gemeinde. Das ist zentral. Gemeinde ist kein nettes Add-on, Gemeinde ist zentral in den Augen Gottes. Dahinter steckt ein großes Geheimnis. Darum musst du kämpfen.
Das Wichtigste im Gemeindeleben: Gebet
Okay, was sagt Paulus?
Dieses schreibe ich dir in der Hoffnung, bald zu dir zu kommen. Wenn es sich aber verzögert, schreibe ich dir, damit du weißt, wie man sich im Haus Gottes verhalten soll. Ich habe gesagt, das ist wahrscheinlich einfach Kapitel zwei und drei. Jetzt muss ich mit euch noch Kapitel zwei anfangen, diesen Abschnitt von vorne, von dem wir jetzt wissen, warum er geschrieben worden ist. So müssen wir mal anfangen, uns den anzuschauen.
Wir werden es heute nicht schaffen, aber ich hatte das auch nicht vor. Wenn wir über Gemeinde nachdenken und verstanden haben, wie wichtig Gott Gemeinde in dieser Zeit ist, dann ist die Frage: Was eigentlich das Wichtigste in der Gemeinde ist? Herr Jesus, ja, okay. Aber jetzt im Gemeindeleben, was ist eigentlich das Wichtigste im Gemeindeleben?
Du könntest jetzt verschiedene Leute hier fragen. Manche würden dir sagen, das Wichtigste ist, dass Gemeinde nie aufhört zu evangelisieren, weil dazu hat Gott uns überhaupt noch auf diese Erde gelassen. Das ist ein wichtiger Aspekt: dass Gemeinde nie aufhört zu evangelisieren. Wenn jemand diese Antwort gibt, hat er bis zu einem gewissen Grad natürlich recht.
Der eine oder andere würde sagen, das Wichtigste an Gemeinde ist, dass es eine gute Verkündigung gibt, dass das Wort Gottes klar gepredigt wird. Und er hat bestimmt Recht, oder? Ich meine, Paulus schreibt es ständig hier an Timotheus: Achte auf die gesunde Lehre, verhindere, dass schräge Lehren in die Gemeinde kommen. Das ist total wichtig.
Wenn du mich fragen würdest, dann würde ich wahrscheinlich sagen, das Wichtigste ist, dass Gemeinde Gott anbetet. Jesus hat sich gewünscht, dass wir zusammenkommen, um dieses Brot zu brechen und in diesem Kelch zu trinken, seinen Tod nicht zu vergessen, dass uns das prägt. Das ist das Wichtigste im Gemeindeleben.
Stimmt, habe ich Recht? Aber der Heilige Geist und Paulus sind hier einer anderen Meinung.
Kapitel 2 Vers 1: Ich ermahne nun vor allen Dingen – und hier ist es nicht, was ich mal als Erstes erwähnen möchte, sondern er sagt: Ich ermahne, und das ist das Wichtigste. Das ist das, was in diesem Mausdruck drinsteht, das ist das Wichtigste für euch als Gemeinde.
Was ist das Wichtigste? Ja, ihr könnt lesen, manche wissen es schon: Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitte, Danksagungen getan werden. Paulus sagt, das Wichtigste im Gemeindeleben ist Gebet. Das ist krass, oder?
Ich meine, ich komme in Gemeinden herum und höre viel von Gemeinden, und es gibt viele Gemeinden, die haben kein Extratreffen zum Beten. Und die Gemeinden, die ein Extratreffen zum Beten haben, da ist es traditionell die Veranstaltung, die am schlechtesten besucht ist. Und Paulus sagt, das ist das Wichtigste. Das ist doch paradox, oder?
Es ist wahrscheinlich nicht paradox, was Paulus sagt, sondern was wir als Christenheit leben – das ist das Paradox. Hier steht: Demotius, ich schreibe dir was über Gemeinde, ich schreibe dir, wie zentral Gemeinde ist, und ich sage dir als allererstes, was das Wichtigste ist. Das Wichtigste ist Beten. Und wir als Christen nehmen alles wichtig, außer Beten. Wahnsinn, total verrückt, aber so ist es.
Ganz interessant, wie Paulus es formuliert: Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitte, Danksagungen getan werden, steht in meiner Übersetzung. Ich weiß nicht, was diese vier Ausdrücke in deiner Übersetzung sind. Man kann ganz viel darüber nachdenken und diskutieren, was nun verschiedene Arten von Beten sind.
Wenn du dich ein bisschen näher damit beschäftigst – und ich habe das gemacht – merkst du, dass es zwar vier verschiedene Ausdrücke sind, aber keiner sagen kann, das eine ist das und das andere ist mein. Bei uns klingt das so, gell? Flehen ist etwas Intensives in meiner Übersetzung, Gebete ja, ein bisschen neutral. Fürbitte, für jemand anders, Danksagung, ich danke jetzt.
Aber in Wirklichkeit, im Urtext, kannst du das gar nicht so genau abgrenzen: Das ist das eine, das ist das zweite, das ist das dritte und das ist das vierte. Es sind einfach vier Ausdrücke für Beten.
Wisst ihr, was Paulus hier sagt? Er sagt: Wisst ihr, was das Wichtigste in der Gemeinde ist? Er sagt, das Wichtigste in der Gemeinde ist erstens Beten, zweitens Beten, drittens Beten und viertens Beten – und dann kommt alles andere. Das ist es, was Paulus hier sagt. Er verstärkt es einfach, indem er vier Ausdrücke verwendet.
Okay, ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitte, Danksagungen getan werden für alle Menschen. Paulus sagt, es geht nicht darum, dass wir irgendwas beten, was wichtig ist in der Gemeinde, sondern dass wir für Menschen beten.
Das ist wichtig, dass wir für Menschen beten, für alle Menschen. Paulus meint nicht für alle Menschen in Obertshausen oder in Offenbach mit Namen, er weiß, dass das nicht realistisch ist. Aber er meint auch nicht, wir beten mal für alle Menschen: Herr, segne alle Menschen in diesem Ort. Ich glaube, das meint er auch nicht.
Er meint für alle Menschen, dass wir niemanden von unseren Gebeten ausschließen, dass wir von niemandem sagen, der ist mit dem Evangelium nicht gemein, für den muss ich nicht beten, dass wir von niemandem sagen, das ist ein hoffnungsloser Fall, für den lohnt es sich nicht zu beten, dass wir von niemandem sagen, das ist die falsche Volksgruppe, die falsche Nationalität, die falsche soziale Schicht, für den interessiere ich mich nicht, für den muss ich nicht beten, also für den will ich nicht beten.
Dass wir von niemandem sagen, na, der hat schon so feste Überzeugungen, da wird sich so und so nichts mehr bewegen, es lohnt sich nicht, für den zu beten. Paulus sagt, das Wichtigste in Gemeinden ist, dass wir beten für alle Menschen, dass wir niemanden ausnehmen von unseren Gebeten, dass wir für niemanden von vornherein die Hoffnung aufgeben, dass niemand für uns ein Fremder ist, mit dem wir nichts zu tun haben wollen in unseren Gebeten, sondern dass wir beten für alle Menschen.
Dann kann Gott uns Menschen aufs Herz legen, und wir haben mit dem einen mehr und mit dem anderen weniger zu tun, natürlich. Aber ganz prinzipiell sollen wir offen sein, einen Blick haben, ein Interesse an allen Menschen. Darum geht es hier.
In meinem Ephesus, wir hatten das im letzten Vortrag, für die, die den gehört haben, gab es Leute, die wahrscheinlich so ein bisschen selektiert haben nach Abstammung. Paulus sagt, wichtig an Gemeinde ist, dass sie für alle Menschen betet. Ganz entscheidend.
Jetzt möchte ich mit euch weiter lesen in Vers 3. Warum? Manche haben gemerkt, dass dazwischen Vers 2 kommt. Aber ich möchte ihn überspringen und euch zeigen, warum. In Vers 2 – und wir werden darauf zurückkommen – werden wir auf ein Thema gestoßen, das für unsere Gebete oft das, um was es eigentlich in diesem Abschnitt geht, zur Seite rückt und was diesen Punkt von Vers 2 in den Fokus rückt: Gebet für Politiker usw.
Das ist plötzlich für uns oft das Thema dieses Abschnitts, weil das so eindrücklich ist. Aber eigentlich – und ich kann euch das zeigen – ist das ein Einschub, dieser Satz. Eigentlich geht der Gedanke von Vers 1 in Vers 3 weiter. Darum mache ich jetzt erst mal mit Vers 3 weiter, um den roten Faden mit euch zu machen, und dann kommen wir ganz kurz auf Vers 2 zurück.
Noch einmal Vers 1: Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen, denn dies ist gut und angenehm für unseren Rettergott. Er will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Ihr merkt, warum ich sage, dass der rote Faden war: Es geht um alle Menschen. Wir beten für alle Menschen, und warum? Weil Gott will, dass alle Menschen zur Rettung kommen und zur Erkenntnis der Wahrheit.
So, das ist der Faden von dem Satz. Darum wollen wir uns das erstmal anschauen: Gott möchte, dass alle Menschen gerettet werden. Das gefällt Gott. Hier steht, es gefällt ihm, dies ist gut und angenehm für unseren Heilandgott. Es gefällt ihm, wenn wir für alle Menschen beten, weil er möchte, dass möglichst alle Menschen gerettet werden.
Tatsächlich. Natürlich ist er realistisch genug, um zu wissen, dass am Ende nicht alle Menschen gerettet werden. Aber er hat das Ziel, er hat diesen Wunsch, er arbeitet daran, dass möglichst viele Menschen gerettet werden, aus jedem Stamm, jeder Nation, jeder Sprache. Das ist sein Ziel: möglichst viele Menschen von möglichst jeder Sorte.
Er ist zutiefst in seinem Wesen Rettergott, er hat zutiefst den Wunsch, Menschen zu retten. Darum ist es gut und angenehm für unseren Rettergott, wenn wir auch für alle Menschen beten, dass sie gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Paulus setzt ja schon wieder die falsche Reihenfolge. Die Leute müssen doch zur Erkenntnis der Wahrheit kommen, um sich zu bekehren und gerettet zu werden. Wir müssen doch beten, dass sie die Wahrheit verstehen, damit sie gerettet werden, oder?
Ja, schon, aber das ist nicht das, was Paulus sagen will. Paulus will sagen: Du darfst nicht aufhören, für Menschen zu beten in dem Augenblick, wo du überzeugt bist, dass sie gerettet worden sind, sondern wenn sie gerettet werden, das ist der Start, nicht das Ziel.
Man kann sich sagen: Oh, endlich hat sich wieder einer bekehrt, auf zum Nächsten! Gott möchte, dass Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Das ist der Missionsbefehl, oder? (Matthäus 28). Wenn jemand gerettet wird, das ist erst der Anfang. Dann geht es weiter mit der Erkenntnis der Wahrheit.
Weißt du noch, was Gemeinde ist? Gemeinde ist die Säule und die Grundfeste der Wahrheit. Und das ist das, worin Menschen wachsen sollen. Und das ist das, wo wir Menschen, auch Menschen, die schon gerettet worden sind, begleiten sollen in unseren Gebeten: dass sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Ganz prinzipiell, dass sie Gott immer besser verstehen, dass sie seine Ethik immer besser verstehen, seine Prinzipien, das, was für sie absolutes No-Go ist, dass er Vielfalt liebt in der Gemeinde, dass er verschiedene Leute zusammengestellt hat, damit sie miteinander funktionieren. So viel, was es zu entdecken gibt.
Wir sollen Menschen, die gerettet worden sind, begleiten, dass sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Paulus sagt, das ist Inhalt von Gemeinden, von Gebeten der Gemeinde: für Menschen zu beten, nicht nur evangelistisch, sondern für Geschwister zu beten, dass es weitergeht, dass die Augen geöffnet werden für die Wahrheiten Gottes und sie und wir anfangen, die zu leben. Darum geht es.
Krass, dass alle Menschen gerettet werden.
Vers 5: Denn Gott ist einer, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle.
Das ist tatsächlich so. Paulus möchte, dass wir das wirklich verstehen. Es gibt einen Gott. Paulus sagt zu Timotheus: Vergiss es nicht, es gibt einen Gott. Für diese ganze Erde gibt es einen Gott. Es gibt nicht einen Gott für verschiedene Gruppen, für verschiedene Nationen, es gibt einen Gott.
Du kannst nicht sagen, da ist jemand muslimisch, katholisch oder irgendwie geprägt, und dann passt für ihn halt der Gott, sein Gottesbild. Timotheus, es gibt nur einen Gott, und Menschen müssen diesen einen Gott kennenlernen. Es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, es gibt nur einen einzigen Weg.
Es ist hart, das heutzutage zu sagen in unserer pluralistischen Gesellschaft, aber es gibt nur einen Weg zu Gott, es gibt nur einen Gott und es gibt nur einen Weg zu ihm.
Paulus formuliert das so klar, oder? Der Mensch Christus Jesus. Er sagt, darum ist Jesus als Mensch gekommen, weil er für alle Menschen gekommen ist. Er ist nicht in erster Linie als Jude gekommen, auch wenn er auf dieser Erde als Jude gelebt hat, er ist in erster Linie als Mensch gekommen.
Er hätte das Wort Mensch ja einfach weglassen können. Er hätte einfach sagen können: Es gibt einen Mittler zwischen Gott und Menschen, Jesus Christus. Aber er sagt: Der Mensch Christus Jesus ist Mittler für alle Menschen. Paulus sagt, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren in unserem Denken und in unserem Beten.
Es gibt nur einen Weg zu Gott, es gibt nur einen Weg zum Glück. Und dieser Mensch Christus Jesus, der auf diese Erde gekommen ist, besaß nicht genug, um alle Menschen zu retten. Obwohl er Schöpfer von allem ist, besaß er nicht genug, um alle Menschen zu retten.
Darum gab er sich selbst als Lösegeld für alle. Als Lösegeld für alle, okay? Merkt ihr das? Vielleicht braucht ihr den Satz mal: Das Opfer Jesu reicht für alle Menschen. Ich glaube, das ist hier wirklich gemeint. Paulus möchte das betonen.
Okay, ganz kurz noch bis Vers 7, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte. Also eigentlich steht hier: Das Zeugnis zu seiner Zeit. Genau zur richtigen Zeit hat Gott diese Botschaft auf diese Erde gebracht.
Wozu ich bestellt worden bin als Herold und Apostel. Ich sage die Wahrheit, ich lüge nicht, ein Lehrer der Nationen in Glauben und Wahrheit. Genau zur richtigen Zeit ist Jesus auf die Erde gekommen, genau zur richtigen Zeit hat er seine Apostel in die Welt geschickt, genau zur richtigen Zeit schickt er Menschen, die dieses Evangelium verkündigen, in die Welt.
Genau zur richtigen Zeit hat er angefangen, seine Gemeinde zu bauen, zur richtigen Zeit in der Geschichte. Und jetzt sind wir genau am richtigen Zeitpunkt in der Geschichte, genau da, wo wir stehen sollten. Und genau so gilt es noch für heute: zu seiner Zeit.
Aber es gibt nur einen Gott, es gibt nur einen Weg zu Gott, sein Lösegeld reicht für alle, und der Kern dessen, was wir tun sollen, ist Beten.
So, und warum steht Vers 2 da? Ich glaube, der steht einfach da, mitten drin, als Einschub, weil Paulus wusste, dass die Leute sagen: Für alle Menschen sollen wir beten, na, was ist mit den Reichen und den Mächtigen? Vollkommen aussichtslos! Das ist eine andere Welt!
Und Paulus sagt, na ja, für Könige und für alle, die in Hoheit sind, solltet ihr auch beten. Und wenn ihr nur für sie betet, damit wir ein ruhiges und stilles Leben haben und genau das tun können: Gemeinde leben, Herolde und Apostel sein.
Wenn du keinen Glauben hast, dass sie sich bekehren, dann bete wenigstens darum, dass sie so regieren und sich so verhalten, dass die Freiheit da ist, das Evangelium zu verbreiten und Glauben zu leben.
Okay, darum steht der Satz da. Es ist wichtig für uns, dass wir für Regierungen beten, aber das darf uns nicht den Blick dafür verstellen, dass die eigentliche Aussage von diesem Text ist, dass wir für alle Menschen beten sollen, dass sie gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Beides ist wichtig, aber wir dürfen uns nicht durch das eine oder das andere irgendwie vernebeln lassen.
Männer in der Gemeinde: Gebet als Kennzeichen
Okay, und jetzt muss ich ganz kurz noch zwei, drei Minuten für den nächsten Satz nehmen. Hier steht Vers 8, und eigentlich reden wir jetzt von Männern in der Gemeinde und später von Frauen in der Gemeinde. Aber wie fängt Paulus an?
Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten. Das Erste, was er über Männer, über richtige Männer in der Gemeinde sagt, ist, dass sie beten sollen. Wenn ich dich fragen würde: Was zeichnet einen richtigen Mann aus? Ich meine, heute nicht mehr, und du darfst es nicht mehr sagen, aber klassisch gesehen ist ein richtiger Mann jemand mit Tatkraft, der die Dinge anpackt und zu Ende bringt.
Es gab so ein Lied, glaube ich, in den Siebzigern: „I have two strong arms, I can help.“ Ich habe zwei starke Arme, ich kann helfen. Gibt es ein Problem? I've got two strong arms, I can help. Das ist ein richtiger Mann, oder?
Was sagt Paulus? Was ist ein richtiger Mann in der Gemeinde? Woran erkennt man einen richtigen Mann in der Gemeinde? Paulus sagt: Ich will nun, dass Männer an jedem Ort beten, indem sie heilige Hände aufheben. Hände, die sie nicht schmutzig gemacht haben, weil sie erst einmal versucht haben, mit Tatkraft alles zu regeln. Hände, die noch heilig sind oder die sie sich wieder heilig machen lassen. Hände, die nicht auf ihre Tatkraft vertrauen, sondern auf Gebet.
Paulus sagt, das sind wahre Männer in der Gemeinde. Aber ehrlich gesagt, das ist das Thema des nächsten Vortrags.
Okay, was wollte ich euch sagen? Gemeinde ist absolut zentral im Plan und in den Gedanken Gottes. In der Gemeinde ist Gebet absolut zentral – Gebet für alle Menschen. Wahre Männer zeichnen sich nicht durch ihre Tatkraft aus, sondern durch Beten. Amen.
