Liebe Freunde, ich bin immer ganz gerührt, wenn wir dieses Lied singen. Eine besondere Situation, die ich mit diesem Lied erlebt habe, werde ich nie vergessen.
Im Jahr 1988 fand das Christewell in Nürnberg statt. Es war das erste Mal nach 27 Jahren, dass ich die DDR verlassen konnte. Dort war ich zusammen mit Wolfgang. Wir hatten Dienst und sollten predigen.
Das Christewell fand auf dem Zeppelinfeld statt. Dort gab es einen riesigen Aufbau, an dem Adolf Hitler mit seinen Leuten gestanden hatte. Man konnte noch die große Tribüne sehen, ebenso den Balkon, auf dem Hitler seine Reden gehalten hatte. Dort hatte er das deutsche Volk aufgehetzt und die Judengesetze verkündet. Die meisten Teile wurden von den Amerikanern gesprengt, aber dieser riesige Aufbau war noch erhalten.
Damals saßen dort 25 oder 30 junge Christen, und wir sangen auch dieses Lied. Bei der Strophe, in der es heißt, dass jedes Denkmal einmal fällt, zeigte Jörg mit dem Finger auf die Stelle, an der Hitler einst gestanden hatte. Diese Stelle war leer.
In diesem Moment konnten wir alle mit unseren eigenen Augen sehen, was dieses Lied aussagt. Diese großen Denkmäler sind eines Tages verschwunden. Die Männer, die darauf standen, sind ebenfalls verschwunden. Ein Mann, vor dem die Welt gezittert hat, dessen Verbleib niemand kennt.
Die Vergänglichkeit einer solchen Ideologie wurde uns in diesem Augenblick deutlich vor Augen geführt.
Die Ambivalenz des Glaubens bei Ahab
Das Eigenartige an Hitler war, dass das, was er getan hat, Wahnsinn war, unmenschlich und gotteswidrig. Trotzdem sprach er in seinen Reden immer wieder von Gott. In den meisten seiner Reden kam der Ausdruck „der Herrgott“ vor. Das ist merkwürdig: Es gibt Menschen, die gegen Gott handeln, aber dennoch von Gott sprechen.
Ein ähnlicher Fall war König Ahab, der im neunten Jahrhundert König von Israel war. In der Bibel, im 1. Buch Könige, Kapitel 17 und 18, lesen wir, dass alles, was dieser König tat, gegen Gottes Willen war. Dabei war Ahab kein Atheist im heutigen Sinne, also kein Gottleugner. Für ihn gab es Gott, aber nicht als lebendige Wirklichkeit. Er sprach nicht mit Gott, rechnete nicht mit ihm und diente ihm nicht.
Ahab redete manchmal salbungsvoll von Gott, weil das in öffentlichen Reden einen guten Eindruck machte. Für ihn war Gott eher eine Art Kulturerbe, mehr nicht. Er schaffte Gott nicht ab, sondern ließ ihn einfach beiseite stehen, so wie man eine alte Uhr von der Urgroßmutter nicht wegwirft, sondern aus Pietät auf der Kommode stehen lässt. Es macht ja einen guten Eindruck, wenn Besuch kommt und man so ein antikes Stück präsentiert. Obwohl sich im ganzen Haus niemand mehr nach der Uhr richtet, war Gott für Ahab wie diese alte, abgelaufene Uhr.
Für sein Leben hatte sich Ahab eine neue Uhr angeschafft. Das war eine Importuhr der Marke Baal, eine Sonnenuhr, die seine Frau in die Ehe mitgebracht hatte. Diese Frau hieß Isebel und stammte nicht aus Israel, sondern aus einem heidnischen Nachbarland, in dem man Gott nicht kannte. Dort verehrte man Baal, den Sonnengott.
Als Ahab Isebel heiratete, übernahm er nicht nur ihre Möbel, sondern auch ihre Weltanschauung. Das ist nebenbei ein eindrückliches Beispiel dafür, dass ein Kind Gottes keinen Ungläubigen heiraten sollte. Wenn man einen Partner fürs Leben sucht, sollte man Gott darum bitten, dass er einem einen Menschen schickt, der den gleichen Glauben hat.
„Zieht nicht am gleichen Joch mit den Ungläubigen“, sagt die Bibel. Und wenn man ein Joch gemeinsam tragen muss, dann ist das das Joch der Ehe. Wenn ihr in der wichtigsten Frage des Lebens nicht einer Meinung seid – nämlich ob ihr an Gott glaubt –, dann fehlt eurer Ehe die entscheidende Übereinstimmung. Unter eurem Ehebett liegt eine Zeitbombe, die irgendwann hochgehen wird.
Die Macht der Weltanschauung und der Widerstand gegen Gott
Und es endet wahrscheinlich ähnlich wie bei Ahab. Am Schluss blieben von seinem ursprünglichen Gottesglauben nur noch ein paar hohle Phrasen übrig, weil er in Wirklichkeit zur heidnischen Weltanschauung seiner Frau übergewechselt war.
Isebel, das schwache Weib, hatte den König ideologisch besiegt. Denn das schwache Geschlecht ist oft das stärkere, weil die Schwäche des Stärkeren das Schwächere stärkt. Diese Isebel war eine ehrgeizige Frau. Sie wollte nicht nur, dass ihr Mann ihren Glauben übernimmt, sondern das gesamte Land. Also wurde ihre Weltanschauung offiziell in Israel eingeführt.
Es begann eine Zeit in Israel, die sich nach dem Baal richtete. Wer da nicht mitmachte, wurde fertiggemacht. Alle Priester Israels waren im Untergrund untergetaucht und lebten versteckt in Erdhöhlen. Nur ein einziger war noch übrig: Elija.
Was die Bevölkerung Israels betraf, so hingen viele ihr Mäntelchen nach dem Wind, ließen den lieben Gott einen guten Mann sein und verbeugten sich unter dem Druck von oben vor dem Gott Baal.
Doch Gott ist nicht abhängig von den Launen eines Königs und seiner Frau. Der lebendige Gott bleibt der Gott seines Volkes, auch wenn das Volk ihn nicht will. Dann kann es vorkommen, dass Gott sich eine Weile zurückzieht und schweigt.
Damals, bei Ahab und dem Volk Israel, sah das Schweigen Gottes so aus, dass er seinen Segen zurückhielt – nämlich den Regen. Gott verhängte eine Dürre über das Land, und es kam eine Hungersnot.
Vielleicht, so dachte sich Gott, würden die Menschen, wenn immer nur die Sonne scheint und es keinen Regen gibt, endlich begreifen, dass nicht irgendein Sonnengott das Wetter macht, sondern Gott, der Sonne, Mond und alles geschaffen hat. Vielleicht würden die Menschen durch die Katastrophe munter und zu dem wahren Gott zurückkehren.
Deshalb schickte er eine Hungersnot. Doch vorher sandte er seine Boten, um Ahab davon zu unterrichten. So handelt Gott immer: Er überfällt die Menschen nicht einfach mit seinen Strafgerichten, sondern warnt sie vorher.
Er hat die Menschen vor der Sintflut gewarnt, er hat hier die Menschen gewarnt, und er warnt auch uns vor dem Gericht. In der Bibel steht viel darüber. Jeder, der die Bibel lesen und ihr glauben will, weiß ganz genau, was in der Zukunft passieren wird.
Nämlich, dass es am Ende der Tage die große Gütekontrolle gibt, von der Thomas eben gesungen hat – ohne die wir nicht in das Reich Gottes hineinkommen. Jeder von uns muss sich im Gericht noch einmal vor Gott verantworten. Dann werden die Menschen getrennt in jene, die mit Gott gelebt haben, und jene, die ohne Gott gelebt haben.
Keiner kann sich dann herausreden und sagen, er habe das nicht gewusst. Spätestens seit heute weiß man es. Gott sagt uns alles vorher ganz klar, und so hat er es auch damals gemacht.
Elijas Auftrag und die Konfrontation mit Ahab
Er schickt den Propheten Elija zum König Ahab. Eines Tages erscheint Elija vor dem König und sagt zu ihm: „So wahr der Herr, der Gott Israels lebt, vor dem ich stehe, es soll in diesen Jahren weder Tau noch Regen kommen, außer wenn ich es sage.“
Das war für Elija natürlich eine halsbrecherische Angelegenheit, dem König so etwas mitzuteilen. Ähnlich gefährlich ist es heute, wenn man in der Kirche beispielsweise über Gericht spricht. Viele sagen dann: „Das kann doch nicht wahr sein, der liebe Gott wird doch nicht richten und Leute verdammen.“ Dabei wird man schnell beschuldigt, ein Fanatiker oder Fundamentalist zu sein – oder wie man heute solche Leute auch immer nennt.
Bei Ahab war das anders. Er regte sich nicht groß auf, sondern nahm Elija überhaupt nicht ernst. Er hörte sich das an und ließ Elija dann aus dem Palast hinauslaufen. Elija kam noch ungeschoren aus dem Palast heraus.
Doch dann trat tatsächlich die angekündigte große Hungersnot ein. In allen umliegenden Staaten wurde Elija von Israel gesucht, eine Großfahndung wurde eingeleitet, beinahe wie durch Interpol. Er schwebte in höchster Lebensgefahr, doch Gott versteckte ihn in der Wüste und passte darauf auf, dass ihn niemand fand.
Die Hungersnot wurde immer schlimmer. Trotzdem erkannte Ahab nicht im Geringsten, dass er selbst schuld an der Hungersnot war. Er hatte Gott nicht gehorcht und sein Volk zu einer gottlosen Weltanschauung verführt. Er bereute nichts und kehrte nicht zu Gott um.
Stattdessen wuchs seine Wut auf Elija von Tag zu Tag. Elija wurde zum Staatsfeind erklärt. Man machte ihn für die ganze Misere verantwortlich, für die Wirtschaftskrise. Deshalb wünschte sich Ahab nichts mehr, als Elija zu fassen und zur Rechenschaft zu ziehen.
Elijas Gehorsam und die Herausforderung auf dem Berg Karmel
Und da, als seine Wut am größten ist, bekommt Elija in seinem Versteck erneut den Auftrag von Gott: „Du gehst jetzt noch einmal zu Ahab hin.“ Das klingt natürlich wie glatter Selbstmord. Aber Elija gehorcht und tut es.
Elija ist ein Mann mit heiliger Rücksichtslosigkeit. Er nimmt keine Rücksicht auf den wütenden König, keine Rücksicht auf die herrschende Weltanschauung und keine Rücksicht auf sein eigenes Leben. Er kennt nur eine einzige Rücksicht – die Rücksicht auf Gott. Weil Gott ihm befiehlt, in die Höhle des Löwen zu gehen, geht er dorthin.
Er geht also zu Ahab. Als Ahab ihn sieht, faucht er sofort los und sagt: „Du bist doch der, der Israel ins Unglück gestürzt hat.“ Elija antwortet nicht, dass er Israel ins Unglück stürzt, sondern dass Ahab und seine Regierung das tun, weil sie die Gebote des Herrn verlassen haben und dem Baal nachwandeln.
Bevor der König noch weiterreden kann, redet Elija weiter – und plötzlich sind die Rollen vertauscht. Jetzt gibt Elija einen Befehl, und der König gehorcht. Elija sagt: „Pass auf, versammle ganz Israel auf dem Berg Karmel, und auch die 450 Propheten Baals.“ Der König gehorcht, und auf dem Berg Karmel versammeln sich die Volksmassen.
Der König rückt mit großem Gefolge an. Im feierlichen Zug erscheinen auch die 450 Baalspriester. Sie tragen alle ein goldenes Parteiabzeichen an der Mütze, als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum Sonnengott. Als alle versammelt sind, tritt Elija vor – ein Mann gegen diese riesige Volksversammlung. Menschlich gesprochen ist das eine aussichtslose Situation. Aber ein Mensch mit Gott ist ja nie allein.
Die Herausforderung zur Entscheidung und die Frage nach der Loyalität
Wir sollten Elija jetzt nicht nur wegen seines Mutes bewundern. Ich vermute, dass Elija ganz schön Angst hatte. Wahrscheinlich hat er stark gezittert. Das Geheimnis dieses Mannes liegt nicht in seinem mutigen Charakter, sondern in seinem Glaubensgehorsam. Dieser Mann war Gott gehorsam – ohne Wenn und Aber. Deshalb hatte er solche Vollmacht. Ein Mann mit Gott – das ist das ganze Geheimnis.
Elija tritt nun vor und hält eine Predigt. Diese Predigt besteht nur aus zwei Sätzen, aber sie sitzen. Er sagt: „Wie lange noch hinkt ihr nach beiden Seiten? Wenn Gott der Herr ist, dann folgt ihm nach. Wenn Baal der Herr ist, dann folgt ihm nach.“ Auf diese Frage will Elija eine Antwort. Auch ich möchte eine Antwort auf diese Frage. Ihr braucht sie mir nicht laut zu geben, es genügt, wenn ihr sie euch in eurem Herzen gebt.
Also, wie lange noch hinkt ihr eigentlich nach beiden Seiten? Wie lange wollt ihr euer Herz noch teilen zwischen einer gottlosen Weltanschauung und dem Glauben an Gott? Wie lange wollt ihr an euer Auto irgendeinen frommen Fisch oder einen Aufkleber kleben und am Schlüsselbund einen Talisman tragen? Wie lange wollt ihr in die Gemeinde rennen, zum Gottesdienst oder zur Jugendstunde gehen und die ganze Woche über so tun, als hättet ihr nie etwas von Gott gehört?
Wie lange soll bei euch zu Hause über der Schuppentür ein Hufeisen hängen und im Wohnzimmer ein Kreuz? Wie lange wollt ihr euch noch zu Jesus bekennen und gleichzeitig kreuz und quer durcheinander leben? Wie lange wollt ihr noch zwei Herren dienen und immer nur eurer Karriere und dem Geld nachlaufen? Jesus sagt: Das geht nicht. Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen.
Wie lange wollt ihr noch sagen, ihr seid Christen, und lebt trotzdem bewusst in einer Sünde? Wie lange wollt ihr noch behaupten, die Bibel sei das Wort Gottes, und euch in Wirklichkeit nach den Worten der Menschen richten? Wenn ihr wirklich glaubt, dass die Bibel Gottes Wort ist, wenn ihr wirklich glaubt, dass Gott der Herr ist, dann nehmt euer Kreuz auf euch, folgt ihm nach und ihr werdet das Leben gewinnen.
Und wenn ihr es nicht glaubt, dann lasst es doch sein. Tretet aus der Kirche aus, entscheidet euch so oder so, aber hört auf zu hinken, euch durchzulavieren und zu heucheln.
Die Notwendigkeit der echten Entscheidung
Wenn du alle vier Wochen hierherkommst oder dich einmal in der Woche in irgendeinen Gottesdienst setzt, bist du deshalb noch kein Christ. Wenn du dich einmal in der Woche für eine Stunde in deine Garage stellst, wirst du dadurch auch kein Auto.
Ein Christ bist du, wenn du nicht nur einmal in der Woche eine Stunde in der Gemeinde verbringst, sondern wenn du immer, in allen Situationen, mit Jesus lebst. Es reicht nicht, irgendeiner Religionsgemeinschaft anzugehören und zu hoffen, dass später einmal jemand mit einem schwarzen Kittel hinter deinem Sarg hergeht. Dadurch kommst du nicht in das Reich Gottes.
Auch wenn du als Kind getauft worden bist, aber Jesus dein Leben nie geschenkt hast, kommst du nicht in das Reich Gottes. Das genügt nicht. Wenn du gerettet werden willst, musst du eine Entscheidung treffen und ein Leben der Heiligung führen.
Ich kenne euch ja nicht, aber die meisten von euch gehören zur jungen Gemeinde. Die meisten von euch gehen bestimmt schon mit Jesus, das will ich gar nicht bezweifeln. Ich frage nur, ob du hinkst. Pass auf, dass du nicht von einem Kompromiss zum nächsten hinkst und am Ende gar nicht mehr aufrecht gehen kannst.
Deshalb sage ich dir noch einmal: Du stehst vor einer Wahl. Du sollst dich entscheiden, wer dein Herz haben soll – Jesus oder jemand anderes. Es gibt nur dieses Entweder oder. Entweder bist du gerettet oder verloren. Entweder gehst du ganz mit Jesus oder du gehst ganz verloren.
Ich bitte dich, entscheide dich heute und drücke dich nicht vor dieser Entscheidung, so wie damals die Leute, die Elija vor eine Entscheidungsfrage stellte. Als er die entscheidende Frage stellte, nämlich: „Wie lange noch hinkt ihr auf beiden Seiten?“, herrschte tiefes Schweigen, und das Volk antwortete ihm nichts.
Was hätten sie auch antworten sollen? Was Elija sagte, war so klipp und klar, so logisch. Entweder weißt du, wer Gott ist, und dann folgst du ihm. Oder er ist für dich nur ein religiöses Überbleibsel, ein Hirngespinst, eine Illusion, eine abgelaufene Uhr aus Omas Zeiten – dann wirf ihn weg.
Eindeutiger geht es doch gar nicht. Im Grunde ihres Herzens wollten die Menschen damals Gott gehören, genauso wie die meisten von euch, sonst wären sie jetzt nicht hier. Aber ihr Glaube war nicht fest verwurzelt. Dem Wind, der vom Königshof wehte, konnten sie nicht widerstehen.
Sie wollten glauben, aber nichts riskieren. Denn als Elija zur Entscheidung aufrief, standen die Vertreter der Baals-Weltanschauung dabei und passten genau auf, wer sich auf die Seite von Elija stellt. Aus Angst, von den anderen bemerkt, aufgeschrieben und benachteiligt zu werden, schwiegen sie.
Die Angst hielt ihnen den Mund zu, und das Volk antwortete ihm nichts. Nach der Predigt von Elija herrschte eisiges Schweigen.
Das Gottesurteil auf dem Berg Karmel
Da sagt Elijah: „Schön, dann machen wir eben jetzt mal was anderes. Ich stehe hier vor euch als der einzige Prophet, der in diesem Land noch übrig ist. Und da drüben stehen 450 Propheten des Baal. Bringt mal zwei Stiere her, einen für sie und einen für mich. Die sollen einen Altar bauen, und ich werde auch einen Altar bauen. Sie sollen Holz darauflegen, und ich werde Holz auf meinen Altar legen. Dann sollen sie den Stier darauflegen, und ich den Stier auf meinen Altar. Aber keiner von uns zündet Feuer an. Dann ruft ihr zu eurem Gott, und ich werde zu meinem Gott rufen. Welcher Gott nun mit Feuer antwortet, der ist der wahre Gott.“
Gesagt, getan: Die Baalspriester bauen einen Altar, legen Holz darauf und dann den Stier. Sie rufen immer wieder: „Baal, erhöre uns! Baal, erhöre uns! Baal, erhöre uns!“ Stundenlang ziehen sie um den Altar herum. So geht das bis zum Mittag, doch es tut sich nichts. Die Sonne brennt heiß und unbarmherzig auf die schwitzenden Menschen am Berg herunter, aber kein Funke entzündet das Holz.
Die Baalspriester schreien immer lauter, sie fangen an zu hinken und bekommen Blasen an Füßen und Stimmbändern. „Baal, höre uns! Baal, höre uns!“ Inzwischen hat sich Elijah gemütlich gemacht. Er sitzt im Schatten eines Baumes, spuckt ein paar Sonnenblumenkerne in die Gegend, zutscht an seiner Cola und beginnt, die Baalspriester öffentlich zu verspotten: „Na los, Kollegen, ruft ein bisschen lauter! Ich sage euch doch, Baal wäre Gott. Vielleicht ist er in Gedanken, oder hat er was zu tun, oder ist auf dem Klo.“
Das könnt ihr alles hier in der Bibel nachlesen, 1. Könige 18, Vers 27, herrlich. „Oder vielleicht hat euer Gott was anderes zu tun, ist verreist oder schläft vielleicht. Ihr müsst ein bisschen lauter brüllen, damit er euch hört.“
Und das machen sie: Sie brüllen lauter, stacheln sich gegenseitig an, ritzen sich mit Messern die Haut auf, sodass das Blut herausspritzt. Sie steigern sich in Ekstase. So geht das bis zum Abend: „Baal, alle hören uns! Baal, alle hören uns!“ Aber es kommt keine Antwort.
Ja, wo sollten die auch herkommen? Die Sonne hat keine Ohren und kein Herz. Die Sonne ist nichts weiter als ein Haufen glühender Materie. Und den Sonnengott Baal gibt es genauso wenig wie den Mann im Mond. Der Mond und die Sterne sind erkaltete Materie, machtlos.
Elijah weiß das. Er weiß, es gibt nur einen einzigen Gott, und das ist der, der Mond, Sonne und Sterne gemacht hat. Diesem Gott vertraut er. Viele Christen behaupten, an diesen großen Gott zu glauben. Aber viele Christen haben von diesem Gott nie etwas zu erzählen, weil sie mit diesem Gott nichts erleben.
Und sie erleben nichts mit Gott, weil sie von Gott nichts erwarten. Sie erwarten nichts von Gott, weil sie ihm nichts zutrauen. Und sie trauen ihm nichts zu, weil sie ihm nicht glauben und ihm nicht gehorchen.
Wir wollen Gott Großes zutrauen – auch heute Abend. Dann werden wir auch Großes erleben. Ihr Christen genauso wie die Nichtchristen. Denn euch Nichtchristen kann Gott in einem Moment verwandeln – von einem Ungläubigen zu einem gläubigen Menschen.
Diesem großen Gott wollen wir vertrauen. Gott kann alles. Aber eins kann er nicht: Er kann die nicht enttäuschen, die ihm vertrauen.
Das Wunder des Feuers und die Kraft des Glaubens
Elija vertraute seinem Herrn. Deshalb baute er am Abend, nachdem die Baalspriester sich lautstark gebrüllt hatten, in aller Ruhe seinen Altar. Er legte das Holz darauf, dann den Opferstier. Anschließend zog er einen Graben um das Ganze und goss dreimal vier Eimer Wasser darüber. So viel Wasser, dass es im Graben stand.
Damit wollte er jeden Gedanken an eine Selbstentzündung oder einen Trick ausschließen. Jede menschliche Möglichkeit sollte ausgeschlossen werden. Gott allein sollte sich einschalten, er allein sollte wirken und das Wunder tun. Dabei braucht man Gott nicht unter die Arme zu greifen. Es gibt keine Methode, um Menschen zum Glauben an einen lebendigen Gott zu bringen.
Ich kann Gott weder beweisen, noch kann ich jemanden manipulieren oder hypnotisieren. Ich kann nur eins: Ich kann dich zu diesem Gott einladen. Ich kann hier noch so lange predigen, Menschen mit Engelszungen sprechen lassen, Lieder singen und die besten Argumente vorbringen. Ich kann meinen Mund fusselig reden. Wenn Gott nicht das Feuer des Heiligen Geistes hinzufügt, wird sich kein Mensch bekehren.
Aber ich weiß, dass Gott Herzen, die kalt sind und starr wie Hartgeld, auftauen kann. Er kann sie mit seiner Liebe erwärmen. Mit dem Feuer seiner Liebe kann er sture und steife Herzen wieder lebendig machen. Deshalb predige ich von Gott und bitte ihn, auch eure Herzen aufzuweichen.
Darum mache ich es auch wie Elija: Ich fordere euch immer wieder auf, euch für Gott zu entscheiden. Elija spricht, nachdem er alles aufgebaut hat, ein Gebet. Tausende Menschen stehen dabei, hören zu und sehen zu, wie dieser Mann betet.
Doch wisst ihr, das ist kein Schaugebet, wie man es oft in der Kirche im Gottesdienst erlebt, wenn alle zuschauen und zuhören, wie vorne jemand am Altar steht und ein Gebet von einem Zettel abliest. Oder noch häufiger ein Gebet aus einem alten Gebetbuch vorliest, das vor hunderten Jahren jemand aufgeschrieben hat.
Ich will das nicht grundsätzlich verurteilen. Ich habe es als Pfarrer selbst manchmal so gemacht. Aber ich will auch nicht behaupten, dass diese Papageiengebete wirklich Gebete sind – echtes Reden mit Gott. Denn Gott ist unser Vater, und normalerweise redet man mit seinem Vater nicht, indem man etwas von einem Zettel abliest.
Ich habe nie erlebt, dass meine Kinder in mein Zimmer kamen, sich in Reih und Glied aufstellten, einen Zettel herausnahmen und dann in verteilten Rollen sagten: „Vater, du Oberhaupt unserer Familie, der du bei uns das Geld verdienst und verwaltest, wir bitten dich, verleihe uns gnädiglich fünf Mark, damit wir uns zur Stillung unserer Begierde ein Schollereis kaufen können.“
So spricht man doch nicht mit seinem Vater. Wenn wir in der Kirche so mit Gott reden, wundert es mich nicht, dass viele dieser abgelesenen Gebete kaum bis zur Zimmerdecke hochdringen, aber nie bis zum Ohr Gottes.
Elijas Gebet und die Bedeutung der Ehre Gottes
Elija betet nicht vom Blatt ab, sondern aus seinem Herzen. Hier sehen wir einen Mann, der aus der tiefsten Tiefe seiner Seele mit Gott ringt. Das ist jemand, der wirklich betet. Er sagt: „Herr Gott Abrahams, Isaaks und Israels, lass heute klar werden, dass du Gott in Israel bist und ich dein Knecht, und dass ich das alles nach deinem Wort getan habe. Erhöre mich, Herr, erhöre mich, damit dieses Volk erkennt, dass du der Herr Gott bist und ihr Herz wieder zu dir kehrt.“
Das ist ein kurzes Gebet, wenn man bedenkt, dass die anderen einen ganzen Tag lang gebrüllt haben. Es ist ein kühnes Gebet und zugleich ein herrliches Gebet, denn es geht in diesem Gebet einzig und allein um die Ehre des Herrn. Deshalb wird es auch erhört.
Warum werden so viele unserer Gebete nicht erhört? Dafür kann es viele Gründe geben. Zum Beispiel beten wir oft gar nicht so ernsthaft, nicht mit voller Hingabe, sondern eher gedämpft. Da brauchen wir uns nicht zu wundern, dass Gott nicht reagiert. Auf kalte Gebete antwortet Gott nicht mit Feuer, sondern mit der kalten Dusche des Schweigens.
Oft werden unsere Gebete vielleicht deshalb nicht vollständig erhört, weil es uns gar nicht um die Ehre Gottes geht, sondern immer nur um uns selbst. Um unsere eigenen Angelegenheiten, unsere Probleme: „Ich will, ich möchte, ich brauche.“ Prüfe, was du sagst, wenn du betest. Willst du deinen eigenen Willen durchsetzen und Gott deinen Willen aufzwingen? Oder willst du, dass Gottes Wille in deinem Leben geschieht, dass du ihn erkennst und tust?
Elija will nichts anderes als die Ehre Gottes. „Herr, zeige diesem Volk, dass du Gott bist und die Menschen zu dir bekehrst.“ Vor allem aber betet Elija, weil er sich auf Gottes Auftrag und seine Verheißung stützen kann. Elija hat das mit dem Altar ja nicht selbst erfunden, sondern Gott hat es ihm befohlen. Es steht hier, dass er alles nach Gottes Wort getan hat.
Manche Menschen planen etwas, ohne einen Auftrag Gottes zu haben, zum Beispiel eine Verlobung oder eine Ehe. Wenn sie alles fertig haben, kommen sie zu Gott und wollen, dass er das Ganze absegnet. Dann wundern sie sich und schimpfen über Gott, wenn die Sache schiefgeht. Du musst Gott vorher fragen, was du tun sollst. Aber du kannst nicht verlangen, dass Gott nachträglich deine festen Pläne absegnet.
Elija wäre doch verrückt gewesen, wenn er sich die Demonstration auf dem Karmel mit dem Altar selbst ausgedacht hätte und dann zu Gott gekommen wäre und gesagt hätte: „So, lieber Gott, jetzt machen wir Feuer. Ich habe hier was vorbereitet, nun musst du mir aus der Klemme helfen.“ Das wäre schiefgegangen. Nein, er hat jeden Schritt genau nach der Anweisung Gottes getan, wie es hier steht. Deshalb hatte er auch die Gewissheit, dass sein Gebet erhört wird.
Wenn ich heute einfach so einen Holzstoß anzünde und Gott bitte, dass Feuer daraus entsteht, würde das auch schiefgehen. Aber ich habe nicht den Auftrag, einen Holzstoß zu entzünden. Mein Auftrag ist, dir eine Botschaft zu überbringen: Du sollst dein Herz und dein Leben Gott ungeteilt geben. Gott will, dass ihr euch bekehrt, und er will, dass alle Menschen gerettet werden.
Ich verlasse mich auf das Versprechen, das in der Bibel steht, dass Gott will, dass alle gerettet werden und dass er jeden annimmt, der zu ihm kommt. Weil ich diesen Auftrag habe und dieses Versprechen kenne, habe ich die Gewissheit, dass heute einige von euch nicht mehr hinkend aus der Kirche gehen, wie sie hereingekommen sind, sondern dass ihr als Christen mit einem geraden und aufrechten Gang davongeht.
Das Wunder und die Reaktion des Volkes
Elija betet nur ein einziges Mal. Und plötzlich steht der ganze nasse Haufen in Flammen. Als das Volk das sah, heißt es hier, fielen sie auf ihr Angesicht und sprachen: „Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott.“
Hinten in der Bibel, im Hebräerbrief, steht: „Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ Versteht ihr, Feuer ist das Zeichen Gottes – nicht ein harmloses Weihrauchwölkchen. Jesus hat einmal gesagt: „Ich bin gekommen, um ein Feuer anzuzünden, und ich möchte, dass es brennt.“
Was damals auf dem Berg Karmel passiert ist, war ein Vorbild für das, was später auf dem Tempelberg in Jerusalem geschah. Zu Pfingsten fiel Gottes heiliger Geist wie mit Feuerflammen auf die Jünger, und sie begannen furchtlos, einer großen Menschenmenge zu predigen.
Damals hat Petrus eine einzige Predigt gehalten. Dabei haben sich 3000 Menschen bekehrt. Heute muss man 3000 Predigten halten, bis sich mal einer bekehrt. Ich frage dich: Wie viele Predigten willst du dir eigentlich noch anhören, bis du dich bekehrst?
Schlussgebet und Bitte um Umkehr
Jetzt wollen wir beten. Otto, kommst du bitte?
Vater, wir haben heute wieder gehört, dass wir Menschen sind, die zwiespältig sind und hinken. Wir wollen unsere Schuld zu dir bringen. Es ist wirklich so, dass wir dich an vielen Stellen aufs Abstellgleis geschoben haben. Wir haben andere Dinge und Personen vorgezogen und dir oder deinem Wort keine Bedeutung mehr gegeben.
Herr, vergib uns. Ich will dich jetzt darum bitten, dass diejenigen, die hinken und zwiespältig sind, durch den heiligen Geist zur Besinnung kommen. Dass sie ihre Schuld vor dir bekennen, weil sie sich durch dieses Hinken vor dir schuldig gemacht haben.
Ich will dir danken, Vater, dass du die belohnst, die ihr Vertrauen nicht wegwerfen, sondern dir vertrauen. Die dir die Ehre geben und dich in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen. Ich danke dir, dass du verheißt, dass eine große Belohnung auf sie wartet.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit!
Amen.
