Herr Jesus, wir wollen dir danken, dass wir in all dem, was wir hören durften, auf dich schauen können. Wir danken dir, dass wir heute wieder eine neue Gelegenheit haben, bei der es allein um den Glauben geht. Den Glauben, dass wir fassen dürfen, was du uns geschenkt hast und was du uns anbietest – für unser Leben, für alle Höhen und Tiefen, die wir durchmachen.
Wir bitten dich von Herzen, dass du kommst und uns in all dem, was uns beschäftigt, eine Antwort gibst. Dass du mit uns gehst und uns diesen Glauben schenkst.
Jesus, ich möchte auch für die Kinderstunde bitten, dass du die Kinder segnest. Segne alle, die vielleicht krank sind oder andere Schwächen haben. Stärke sie, damit wir mit Mut Jesus auf dieser Rüstzeit immer wieder neu ausgerüstet werden.
Ich danke dir, Herr, auch für Winrich Schäffbuch, der uns dein Wort gibt. Amen!
Die Suche nach Gewissheit im Glauben
Wir haben die vier besonderen Schwerpunkte der Reformation, die natürlich nicht nur für Martin Luther gelten, sondern auch für Calvin und die anderen Reformatoren. Dabei geht es um die Erkenntnis, dass es in der Schrift Aussagen gibt, die ganz entscheidende Fundamente unseres Glaubens sind.
Heute sprechen wir also über den Glauben – allein der Glaube.
Wir müssen anders anfangen. In der Reformation wurde die Frage gestellt: Gibt es überhaupt Gewissheit? Kann man sicher sein – ich benutze bewusst das Wort „sicher“ – dass man erlöst ist? Gibt es im Glauben einen festen Anker, der unverbrüchlich hält?
Diese Frage hat Luther sehr beschäftigt, besonders in seinen großen Ängsten und in der Erschütterung unter dem Zorn Gottes. Gibt es Gewissheit? Wo findet man die Gewissheit des Glaubens?
Die Antwort, die er zu seiner Zeit bekam, ist die Antwort, die man in allen Jahrhunderten in der Christenheit hört: Du musst fleißig die Versammlungen besuchen, viel beten, viel Bibel lesen, die Gebote Gottes erfüllen, dich bemühen und anstrengen. Und letztlich weiß man es nie genau.
Das ist typisch für die Christenheit und auch für viele Gruppen, die die Menschen gerade dadurch gefangen halten. Man sagt: Du musst im kirchlichen Betrieb dabei sein. Nur wenn du ganz viel gibst, kannst du hoffen, am Ende die Erlösung zu finden – dass das zählt.
Deshalb gibt es einen großen Satz, einen Glaubenssatz, der auf einem großen Kirchentreffen einmal formuliert wurde: „Verflucht, wer sagt, man könne seines Heils gewiss sein.“
Diesen Satz hört man heute bei vielen Predigern. Man könne nie ganz gewiss sein. Und dann wird gesagt, es sei ganz schlimm, wenn man sich sicher sei.
Das Sicherheit gegen Gewissheit auszuspielen, finde ich nicht sehr hilfreich. Es geht wirklich um die Frage: Wie verhält es sich mit Gewissheit und Sicherheit?
Die Bedeutung von Sicherheit und Gewissheit im Glauben
Ich vergleiche das gern mit dem Autofahren. Wenn man in ein Auto einsteigt, muss man absolut sicher sein, dass das Lenksystem in Ordnung ist.
Ich habe das einmal selbst erlebt, als meine Frau und ich nach Holland gefahren sind. Unsere Mitarbeiter hatten uns geraten, den Werksopel mitzunehmen. Es war ein ziemlich alter Wagen. Auf der Rückfahrt hörten wir ein seltsames Geräusch, als ob der Asphalt komisch wäre. Meine Frau, die beste aller Ehefrauen, sagte dann: „Geh doch mal auf den Parkplatz.“ Ich schaute nach und sah nichts Auffälliges – kein Blattfederbruch oder Ähnliches. Also fuhren wir weiter. Doch dann meinte meine Frau, wir müssten in die Werkstatt. Dort setzte sich der Werkstattleiter ans Steuer und sagte: „Sie dürfen nicht mehr als vier Meter fahren. Ihre Vorderräder sind nicht festgeschraubt.“ Das war beim Wechsel der Winterreifen passiert.
Seitdem habe ich großen Respekt davor, dass alles gut geht. Man muss immer wissen, ob das Fahrzeug sicher ist.
Ein anderes Mal passierte uns nach einem Werkstattbesuch, dass die Lenkung kaum noch zu bedienen war. In einer Werkstatt in Lindenberg sagte man uns: „Das ist lebensgefährlich, was Sie da haben.“ Das gesamte Sicherheitssystem war oben ausgeschraubt und nicht wieder festgeschraubt worden. Der Mechaniker bestritt natürlich, dass er es gewesen sei, aber wer sonst hätte es gemacht?
Man geht selbstverständlich davon aus, dass im Auto alles sicher ist, wenn man es benutzt, dass man hineinsitzen kann und alles reibungslos funktioniert.
Wie viel mehr gilt das im Glauben: Man muss wissen, ob das wirklich wahr ist. Komme ich in den Himmel, wenn ich nach dem Evangelium lebe und Jesus allein mein Retter ist?
Die Grenzen menschlichen Verstehens und die Rolle des Glaubens
Es ist ganz wichtig, was hier gesagt wird. Es hängt nicht von meinem Glauben oder meinem Denken ab. Mit meiner Vernunft kann ich keine Klarheit gewinnen. Diese Erkenntnis findet sich überall in der Bibel.
Ich kann so viel grübeln, wie ich will, ich kann diskutieren – Sie kennen sicher die unnützen Diskussionen im Hauskreis, bei denen ich immer wieder grübeln möchte und frage: Gibt es wirklich Sicherheit im Glauben? Kann man wirklich gewiss sein, dass meine Schuld vergeben ist, dass ich erlöst bin, dass ich ein Kind Gottes bin und dass ich, wenn ich sterbe, in den Himmel komme?
Mit meinem Denken kann ich das nicht ergründen. Warum? Albert Einstein hat gesagt, dass wir in einem Meer von Täuschungen leben, auch die Wissenschaft ist davon nicht ausgenommen. Deshalb gibt es so viele Theorien, die alle durch die Wissenschaft begründet werden können. Mit unserem Verstand können wir keine absolute Sicherheit finden.
Noch ein Beispiel: Selbst die Ingenieure sind sich nicht sicher, ob der Berliner Flughafen 2019 eröffnet wird. Das ist alles sehr, sehr unsicher. Im menschlichen Denken gibt es keine Sicherheit.
Die andere Möglichkeit wäre, dass es von meinem Gutsein abhängt, also davon, ob ich die Gebote Gottes einhalte. Doch dann kann ich niemals gewiss sein, denn ich weiß nie, ob ich nicht in der nächsten Stunde gegen Gott sündige. Von meinem Gutsein kann es niemals abhängen.
Und wenn Sie sagen: „Bis in die Todesstunde bemühe ich mich, alles immer wieder zu klären“, dann wissen Sie nie, ob das reicht. Denn unser menschliches Herz ist von Jugend an böse. Und das hält nicht.
Das Gewissen als Ort der inneren Zerrissenheit
Jetzt wissen Sie, wo die große Unsicherheit unseres Lebens in unserem Gewissen liegt. Sie können Ihr Gewissen betäuben. Heute spricht man merkwürdig wenig vom Gewissen. Früher war es der Wehrdienst, der aus Gewissensgründen verweigert wurde. Das ist natürlich sehr schwierig, wenn der Staat die Gewissensgründe anerkennt.
Die Frage ist dann, worauf Ihr Gewissen normiert ist und wie es geprägt wurde. Sie können Ihr Gewissen abtöten. Viele Menschen haben das Gewissen abgetötet und empfinden kaum noch etwas in ihrem Leben.
Normalerweise ist es jedoch so, dass im christlichen Leben das Evangelium im Gewissen anfängt, sich zu regen und uns von der Schuld zu überführen. Paulus sagt, dass das Ziel aller Verkündigungen war, dass das Evangelium in das Gewissen der Menschen trifft.
Erinnern Sie sich an die Pfingstgeschichte, als Petrus eine Bibelarbeit hielt und vom Tod Jesu erzählte? Dabei ging es den Menschen durch das Gewissen, das Herz – das ist das innere Gewissen. Genau das ist es, was uns keine Ruhe schenkt, wo wir keinen Frieden und keine Gewissheit finden. Im Gewissen haben wir glücklicherweise immer das Wissen um unsere Fehlerhaftigkeit.
Was hatten wir gestern Abend? „Wer wird mich erlösen vom Leibe dieses Todes?“ Ich bin ein sündiger Mensch. Wie komme ich da heraus, wenn das Gewissen immer widerspricht? Das schlechte Gewissen, von dem wir so oft sprechen, ist eigentlich eine gute Sache. Denn der Geist Gottes überführt uns von der Sünde.
Es ist eine Wirkung des Heiligen Geistes, dass er uns die Sünde immer wieder vor Augen stellt. Wo der Geist Gottes nicht ist, wird die Sünde oft nicht erkannt. Das Bibellesen und damit die Wirkung des Heiligen Geistes in uns führt dazu, dass er uns von der Sünde überführt.
Die Sündenerkenntnis am Beispiel von König David
Wir kennen das aus der Geschichte des Königs David. Merkwürdigerweise war er nach der Tötung von Uriah und seinem Ehebruch nicht von Gewissensbissen geplagt. Das hat ihn überhaupt nicht angefochten. Das ist kein Zeichen für die Gewissheit des Glaubens, sondern ein Zeichen eines verstockten Herzens.
Erst als der Prophet Nathan zu ihm kommt und ihm eine Geschichte erzählt, wacht sein Gewissen auf. Zunächst verurteilt er das Unrecht, das andere tun. Er sagt: Ja, man sollte so etwas bestrafen, man muss sie hinrichten, denn sie haben das Schlimmste verdient. Doch dann sagt Nathan zu ihm: „Du bist der Mann, der das getan hat.“ Damit deutet er David seine Schuld.
Sündenerkenntnis ist sehr schwierig. Das Gewissen ist das, was uns den Frieden nicht lässt. Deshalb stellt sich die Frage: Wie kommen wir weiter? Die Psychologie kann uns keinen Frieden für das angeschlagene Gewissen geben.
Ich denke, heute sind viele Menschen in ihrem Gewissen belastet und finden keinen Frieden. Sie können das oft nicht einmal aussprechen. Am besten beobachten sie bei sich selbst, dass sie über ihr unruhiges Gewissen nie jemanden fragen möchten. Sie schämen sich, zu sagen: „Das sind Dinge in meinem Leben, die sind nicht bereinigt.“
Wir sind oft sehr zurückhaltend, dieses Thema auch in der Seelsorge anzusprechen. Bei Psychologen ist es üblich, dass viele Menschen auf der Couch darüber reden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen, deren Ehe gescheitert ist, das leicht nehmen. Je älter sie werden, desto mehr leiden sie unter Schuldgefühlen – auch gegenüber ihren Kindern oder dem anderen Partner. Das geben sie sich selbst zu.
Auch die Medizin kann hier nicht helfen. Man kann Drogen nehmen, um das Gewissen zu betäuben. Aber die einzige wahre Antwort ist das Evangelium.
Die Einzigartigkeit des Evangeliums in der Bewältigung von Schuld
Nirgendwo in der gesamten Weltliteratur wird die Not des erschrockenen Gewissens so eindrücklich behandelt wie in der Bibel. Wenn man zum Beispiel die Psalmen liest, trifft man auf eine tiefgehende Darstellung dieses Themas. Ich möchte dies noch einmal mit den Worten von Professor Bayer unterstreichen, einem der großen Psychologen in Heidelberg. Seine Frau war ebenfalls Psychologieprofessorin. Er sagte, Psalm 22 sei das größte Werk, das je in der Weltliteratur über das Leiden der Menschen an der Schuld beschrieben wurde.
Schuld, die man durch die Welt trägt, ist schon in den griechischen Tragödien thematisiert. Dort wird gezeigt, wie Menschen ihre Schuld mit sich tragen, nie damit fertig werden und keine Lösung finden. Am eindrücklichsten ist dieses Thema jedoch im Heidelberger Katechismus ausgedrückt. Der Heidelberger Katechismus gehört zur calvinistischen, reformierten Tradition und ist in seinen Formulierungen einzigartig.
Ich habe Ihnen immer wieder den fünften Artikel erwähnt, in dem es heißt, dass wir an unserem eigenen bösen Herzen leiden. Das ist die Botschaft der Reformation. Ja, sie klingt negativ. Aber wenn der Krankheitsherd erkannt ist, kann Heilung erfolgen. Es geht um die Frage im fünften Artikel: Kann man die Gebote Gottes halten? Die Antwort lautet: Nein, denn ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen.
Dieses Wissen um unsere Natur, die in uns steckt, führt zurück zur ersten Frage des Heidelberger Katechismus. Leider habe ich ihn nie in meiner Jugend auswendig gelernt, und jetzt im Alter gelingt es mir nicht mehr so gut. Die erste Frage lautet: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Die Antwort, die junge Leute auswendig gelernt haben, lautet: Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir selbst gehöre, sondern meinem treuen Heiland Jesus Christus.
Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst. Er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt fallen kann. Ja, alles muss mir zu meiner Seligkeit dienen. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm dorthin zu leben.
Die Rolle des Heiligen Geistes im Glauben
Also, wie wird man gewiss? Nur durch den Glauben. Der Heilige Geist ist derjenige, der mein Glaubensleben entfacht. Das ist ein Wunder des Heiligen Geistes. Luther hat das so formuliert: Der Heilige Geist erleuchtet mich, er zündet in mir ein Licht an. Ohne den Heiligen Geist kann ich nicht glauben. Es ist ein Wunder, dass ich glauben kann.
Von Natur aus kann ich nicht einmal glauben, denn ich bin blind für die Welt Gottes. Dann aber kommt das große Geschenk, dass ich glauben kann – ein ganz, ganz großes Wunder.
Jetzt wissen wir: Wenn ich dieses Thema mit Nichtchristen bespreche, haben sie oft kein Verständnis dafür. Sie können vielleicht noch etwas mit dem Begriff Schuld anfangen, aber dass ich durch den Glauben an Jesus Christus Gewissheit bekommen soll, das verstehen sie nicht.
Wir haben gestern Abend darüber gesprochen: Der Blick auf Jesus ist das Allergrößte. Und wie war es immer wieder beim Apostel Paulus? Er hat den Menschen Christus vor Augen gemalt. Dann geschah das Werk, dass Menschen Glauben empfingen und gläubig wurden.
Wenn man jetzt den Römerbrief richtig liest, versteht man das auch besser. Paulus sagt dort, dass Jesus für uns das Opfer gebracht hat (Römer 3). Für unsere Schuld. Und durch den Glauben an dieses Wunder, das auf Golgatha geschehen ist, bin ich gewiss, dass alles bezahlt ist.
Der Glaube als feste Zuversicht trotz Zweifel
Ja, aber der Glaube ist doch das Wackeligste, das ist doch gar nichts Festes, richtig?
Der Glaube ist etwas ganz Wirkliches, was meine Person angeht. Denn die Zweifel überfallen mich – und sie überfallen mich erst recht, wenn ich mir in meinem Leben bewusst mache, was ich alles Böses getan habe. Der Teufel ist es plötzlich, der uns dies vor Augen stellt. Das ist ja das Komische: Kaum haben wir das Evangelium gehört, dann fängt der Teufel an, von der Schuld zu reden. Erst da hält er uns vor und sagt: „Du darfst doch gar nicht zu Jesus!“ Und: „Das kann dir doch gar nicht gelten!“
Und jetzt kommt die Frage des Zweifels und der Ungewissheit von meinen Sünden her. Und dann gibt es nur eins, das ich auf einmal merke: Es ist das Evangelium, das mir den Glauben erst möglich macht.
Es ist ja heute ein ganz großes Missverständnis, dass viele Leute sagen, man braucht ja irgendeinen Glauben, egal was man glaubt – einen Buddha oder einen Allah oder so etwas. Das ist unsinnig. Oder: Etwas Festes braucht der Mensch, an das er sich halten kann. Es ist ja nicht mein Glaube, sondern was dahintersteht, ist das, was Jesus für mich getan hat.
Was haben wir am ersten Mal gehört? Solus Christus – der allein für mich. Der Glaube ist nur die Hand, die das fasst. Oder ich sage so gern mit den Worten der Reformatoren: eine Röhre.
Der Glaube ist nicht mehr als eine Röhre. Der Glaube macht mich nicht selig, sondern der Glaube fasst die Erlösung, die Jesus geschaffen hat. Der Glaube hört das Evangelium und sagt Ja dazu. Ohne Evangelium gibt es keinen heilsbringenden Glauben.
Der Glaube ist die Antwort auf das verkündigte Wort Gottes, auf das zugesprochene Wort Gottes. Und um Gewissheit des Glaubens zu suchen, kann man immer nur ganz fest ins Wort Gottes hineingehen, es lesen und hören.
Darum ist es so wichtig, dass wir den angefochtenen Menschen mit den zerbrochenen Herzen immer wieder das vorlesen und sagen: Das war das Ziel von Jesus. Er ist gesandt, um die zerbrochenen Herzen zu heilen, die im Gewissen angeschlagen sind. Das sind Leute, bei denen der Geist Gottes das aufgedeckt hat. Nicht alle Leute, denn die meisten machen sich überhaupt keine Sorgen. Sie sagen: „Wir brauchen über Sünde nicht zu reden.“ Sie kennen viele christliche Versammlungen, wo man nicht von der Sünde redet.
Aber wenn der Geist Gottes mal angefangen hat, dann ist das eine große Not im Leben der gläubigen Leute, weil sie plötzlich den Berg ihrer Schuld sehen.
Und dann ist es wichtig, dass wir ihnen zurufen: „Und wenn deine Sünde gleich blutrot wäre, soll sie schneeweiß werden.“ Das ist das Wort des ewigen Gottes für zerbrochene, angefochtene Menschen.
Das brauchen wir ganz dringend in unseren Versammlungen, dass wir die Leute nicht mit neuen Forderungen überfüllen, was sie alles noch tun müssen, sondern dass wir ihnen den ewigen Trost des Evangeliums verkünden. Einen Trost, der so wunderbar ist – auch über unseren Tod hinaus.
Und das wünsche ich mir: Wenn ich sterbe, dass mir jemand in den letzten Minuten meines Lebens die herrlichen Verheißungen Gottes zuruft.
Die Kraft des Glaubens in allen Lebenslagen
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, damit dich die Ströme nicht ersäufen.
Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, wird nicht müde und matt. Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug. Denn Unvermögen – die auf den Herrn harren – kriegen neue Kraft.
Und dieses Harren ist das Glauben. Ich harre mit meiner ganzen Energie, mit meiner ganzen Leidenschaft auf diesen Herrn, der mich lieb hat, der mich gerufen hat und der für mich am Kreuz gestorben ist. Der Glaube fasst dies.
Darum war es den Reformatoren so wichtig, dass wir nicht meinen, wenn wir irgendwelche religiösen Formalitäten oder Rituale beachten, sei das erst gültig. Sondern der Glaube darf das tun, auch der schwache Glaube, der sich ausdrückt. Meine schwache, zitternde Hand, die vom Zweifel zitternd wird, wird von der Hand Jesu gepackt.
Das ist ja dann so schön in dem Kapitel vom guten Hirten beschrieben, wo die Juden kamen und Jesus im Tempel bedrängten. Sie sagten: „Sag uns frei heraus, bist du jetzt der Messias oder bist du es nicht?“ Diese Frage hat sie umgetrieben. Ist Jesus der Messias? Wer gibt uns Gewissheit in dieser Unsicherheit?
Dann sagt Jesus: „Ihr könnt nicht glauben, weil ihr nicht von meinen Schafen seid.“ Irgendwo beißt sich die Katze in den Schwanz, natürlich. Darum ist die Erwählung so wichtig. Der Herr Jesus hat dieses Wunder geschaffen, dass der Geist Gottes mir den Blick frei macht.
Das ist mir immer so groß, auch wenn wir mit Menschen ringen, die auf dem Weg des Glaubens sind, dass wir ihnen das zusprechen: Jesus hat dich lieb. Ganz besonders, wenn Menschen sagen: „Aber ich bin so schlecht und habe in meinem Leben so viel gesündigt.“ Das wird meist dort vom Teufel vorgehalten.
Wir dürfen ihnen sagen: Du darfst dich einfach in die Arme Jesu werfen. Und dann sagt Jesus in diesem Augenblick, er sei so froh, dass es den Weisen und Klugen verborgen ist. Aber den Unmündigen ist es offenbar. Die Schwachen, die Gescheiterten können es fassen.
Dort in Johannes 10 heißt es dann: Schlagen Sie es mal auf, die schöne Stille, weil es dort einfach drinsteht und wir zu Gewissheit kommen. Johannes 10: „Ihr glaubt nicht, ihr seid nicht von meinen Schafen.“ Dann sagt Jesus: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir.“ Das ist Vers 27.
„Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“ Das ist eine unumstößliche Gewissheit, eine absolute Gewissheit, die nicht aus meinem Kopf kommt und auch nicht durch meinen Lebenswandel.
Darum ist das so wichtig: Wir können das Gesetz nie erfüllen, aber Jesus spricht mir dazu, dass ich das aus Gnaden gratis und umsonst bekomme. Und ich darf es im Glauben fassen.
Die Bedeutung der Gnade und der Zuspruch Gottes
Es gibt ein schönes Lied von Philippe Hiller, das ich sehr liebe. Es hat mir in meinem Leben großen Trost geschenkt. Darin heißt es: "Weicht, ihr Berge, fallt, ihr Hügel, Gottes Gnade weicht mir nicht." Der Glaube trägt das Siegel, dass Gott seinen Bund nicht bricht.
Gott kann das gar nicht tun. Er sagt einmal, dass alle Ordnungen der Natur zusammenbrechen würden, bevor er sein Wort der Treue und Gnade auflösen würde. Diese Wahrheit ist von Gott gesetzt, und man darf sich immer darauf verlassen.
Hier heißt es weiter: Niemand kann sie aus meiner Hand reißen – niemand. Du selbst kannst es nicht, und auch der Teufel kann es nicht. Jesus sagt, man darf das ganz festhalten. Der Glaube ist ein schwaches Ja-Sagen.
Nach der Reformation wurde das oft missverstanden, als ob mein Glaube Berge versetzen könnte. Das ist aber nicht mein Glaube. Viel wichtiger ist, was ich glaube. Ich glaube, dass ich von Natur aus ein schlechter Mensch bin – bis zu meiner Todesstunde. Aber ich glaube auch, dass die Gnade Jesu gilt und die Erlösung für alle gilt, auch für mich.
Deshalb darf ich das mit Freude bekennen. In dem Hiller-Lied heißt es so schön: "Weil ich dir Berge falte, Hügel, gib mir einen starken Glauben, der dein Wort mit Freuden fasst. So kann mir der Tod nicht rauben, was du mir geschenkt hast. Auch die Hölle nimmt mir nicht, was mein Heiland mir verspricht."
Die Bedeutung der historischen Glaubenstradition
Jetzt wissen Sie, worauf die vorigen Generationen gebaut haben. Ich finde, dass es gerade in unserer jungen Christengeneration eines der schwierigsten Hindernisse ist, dass die jungen Leute immer meinen, sie müssten das Rad neu erfinden. Sie glauben, sie müssten eine neue Frömmigkeit entwickeln und das Evangelium völlig neu verkünden. Dabei kapitulieren viele und zweifeln daran. Das war jedoch zu keiner Zeit so.
Das Evangelium ist immer dasselbe uralte Evangelium. Am meisten habe ich aus den vorigen Jahrhunderten gelernt, von den Erweckungspredigern. Deshalb habe ich mir immer die Bücher gekauft, auch die der württembergischen Erweckungsprediger, die uns das Evangelium so wunderbar verkünden. Dazu gehören Zinzendorf und andere, die wir dort finden. Es fängt schon bei Johann Arndt an. Johann Arndt war einer der meistgebrauchten Autoren für Andachtsbücher, besonders die „Vier Bücher vom wahren Christentum“. Paul Gerhardt hat immer wieder von Johann Arndt geschöpft.
Immer wieder wird mir klar: Es kommt nicht aus mir, auch nicht aus meinem Kopf, sondern es kommt aus dem Evangelium, weil ich dieses Evangelium hören darf. Es wird mir immer wieder vor Augen gemalt, und da kann ich doch nicht einfach sitzen bleiben – ich muss darauf antworten. Aber in den Stunden der Anfechtung brauche ich den Trost des Wortes Gottes.
Darum ist es so wichtig, dass wir die Angefurchteten und auch die psychisch Kranken nicht allein lassen, ebenso die Menschen auf dem Sterbebett. Meine Frau ergänzt das dann immer und sagt: Wir singen noch. Ich tue mich dann zwar schwer mit meiner alten, krächzenden Stimme, aber sie hat wirklich Recht. Auch wenn ich gar nichts von deiner Macht fühle, führst du mich doch zum Ziel.
Was bedeutet das für alte Leute, die nicht mehr viel aufnehmen können? Diese einfachen Verse helfen: „Drum so will ich, weil mein Vater hin, bis die Glocken schallen und daheim ich bin. Jesus, in deine Hände befehle ich mich!“ Führt auch die steile Bahn aufwärts – wie heißt das Lied? „Näher, mein Gott, zu dir“ oder so ähnlich.
Es gibt von Schulte und Gerd, glaube ich, zwei oder drei CDs mit wunderbaren Liedern. Wir haben sie immer im Auto oder überspielen sie auf eine CD. Das ist so herrlich. Man kann sie bei Schulte und Gerd anfordern. Eine heißt „Nun danket alle Gott“ und eine andere „Lobe den Herrn“. Darauf sind viele herrliche Heils- und Chorlieder enthalten. Das ist für mich sehr wichtig, auch wenn man unterwegs ist oder in Stunden der Verzagtheit.
Auch wenn man Fehler gemacht hat, gescheitert ist oder Sünde getan hat, tröstet uns nur das Wort Gottes und nur der Glaube daran. Von meinen Taten gibt es nie eine Gewissheit. Es gibt Menschen, die vor dem Spiegel stehen und sagen: „Ich bin ein guter Christ.“ Doch was soll das heißen, ein guter Christ zu sein? Ein guter Christ weiß um seine Verlorenheit mit seinem ganzen Wesen.
Das wird auch in den Liedern immer wieder ausgedrückt. Das Einzige, was mich trägt, ist die Gnade von Jesus, die mich hält.
Die zentrale Stellung des Glaubens im Leben des Paulus
Der Apostel Paulus hat in seinen Briefen 164 Mal die Formulierung verwendet: „Ich möchte in Christus sein, denn ohne Christus bin ich nichts, bin ich null.“ Für Paulus war das ganz klar. So wie Jesus gesagt hat: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Das wird im Gleichnis vom Weinstock sehr schön verdeutlicht.
Diese Aussagen sind Kernpunkte unseres Glaubens: Nur durch den Glauben. Mein Glaube ist keine Leistung, und mein Glaube ist kein Werk. Noch einmal, weil vielleicht Ludwig Hofacker es am schönsten gesagt hat: „Ihr bewundert immer meinen Glauben.“
Wissen Sie, dass die großen Prediger alle sehr angefochten waren? Auch Martin Luther. Er fühlte sich von allen Seiten vom Teufel verfolgt. Außerdem litt er unter den Versuchungen des Teufels und auch unter körperlicher Schwäche. Es ist nicht so, dass man da wie ein strahlender Sieger hindurchgeht. Aber er hat im Evangelium das gefunden, was ihm Halt gab.
Gerade dieses Lied, das man heute fast nicht mehr singen möchte, weil es von so strahlender Gewissheit ist – „Ein feste Burg ist unser Gott“ – hat er im Evangelium, insbesondere im Psalm 46, gefunden. Er sagte: „Das ist Christus.“
Und da kann die Welt voll Teufel sein, da kann nichts mehr geschehen. Ich weiß, dass das so sein wird. Das hat er uns mitgegeben: Dass ich es im Glauben fassen darf und wissen darf, dass ich bei ihm ganz fest geborgen bin und in ihm Frieden habe.
Die Einheit in Christus als geistliche Grundlage
Im hohen priesterlichen Gebet, Johannes 17, hat Jesus gebetet: „Vater, ich bitte dich, dass sie in dir seien.“
Die Einheit ist immer wieder eine Herausforderung. Ich befürchte, dass es auch heute in vielen Aktionen der Evangelischen Allianz oft nur um die organisatorische Einheit geht. Diese ist jedoch nicht das Wesentliche. Denn die organisatorische Einheit ist schwer zu erreichen. Jede christliche Gruppe weiß, dass es selbst in jedem Hauskreis Uneinigkeit gibt. Auch in jedem Kirchengemeinderat herrscht Uneinigkeit, weil wir einfach Menschen sind – Individualisten.
Die äußere Einheit wird man nie vollständig erreichen, nicht einmal im Kommunismus oder in einer Diktatur. Das funktioniert nicht. Jesus meinte eine andere Art von Einheit: „Wie der Vater in mir ist, so sollen wir in Jesus und im Vater sein.“ Ganz Christus soll unsere Mitte sein. Wir sollen ihn im Glauben aufnehmen, damit er uns regiert.
Paulus hat das „In Christus sein“ etwa 164 Mal gebraucht. Auch in den Schriften des Johannes, im Evangelium und in den Johannesbriefen, kommt der Ausdruck „in Christus sein“ 24 Mal vor. Ich habe es Ihnen früher einmal erzählt: Als ich in Griechenland verschiedene Griechischsprechende gefragt habe, sagten sie, dass es diesen Ausdruck in der griechischen Sprache nicht gibt. Es sei eine Erfindung des Paulus, „in Christus sein“.
Ich kann nicht buchstäblich in einem anderen Menschen sein, aber im Glauben geschieht es, dass Christus in mir ist. Jesus hat gesagt, er wolle in uns Wohnung machen. Im Alten Bund war das schon angekündigt, als David betete: „Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir.“ Gott will in uns sein.
Darum kann ich nur sagen: Herr, ich öffne mich für dich. Du stehst vor der Tür und klopfst an. Wer wird mir die Tür öffnen? Das ist Bekehrung: Herr, du darfst in mein Leben eintreten. Das ist das Ja-Sagen zu den Verheißungen Gottes.
Die Freiheit vom Gesetz durch den Glauben
Und darum war die Reformation so vorsichtig gegenüber allen frommen Werken. Das haben die meisten Leute dann verstanden: Man muss keine Werke tun, um gerecht zu werden. Natürlich muss man Werke tun, denn das hat Konsequenzen. Man kann nicht anders leben. Aber wir tun sie aus Freude und aus Liebe.
Warum übst du Liebe gegenüber anderen Menschen? Weil es nicht anders geht, weil Christus in uns wirkt. Wenn die Quelle fließt – „Alle meine Quellen sind in dir“ –, dann öffnen sich die Schleusen, sagt Herr Jesus. Jetzt wirke du in mir, gebrauche du mich! Aus eigener Kraft kann ich das natürlich nicht.
Es ist so schön, dass das, was Jesus für uns am Kreuz erworben hat – so wird es im Evangelium immer wieder genannt – ein Faktum oder ein Rechtstitel ist. Die alte Sache ist zugedeckt. Du brauchst sie nie mehr hervorzuholen. Corrie ten Boom hat das immer so schön gesagt. Es ist doch auch schön, wenn Frauen predigen, dass die Schuld in der Meerestiefe versenkt ist und dort ein Schild steht: „Angeln verboten“. Man soll nicht mehr an den alten Dingen wühlen, denn das ist weggetan.
Corrie ten Boom hat das damals in der überfüllten Leonhardtskirche auf ganz wunderbare Weise den jungen Leuten zugerufen. Was für eine große Botschaft, weil sie es so schlicht und direkt aussprach. Sie sagte immer: Du willst Frieden stiften und schaust, wie der Frieden wird. Du blickst auf die Taube des Friedens, und sie fliegt davon. Du schaust auf Jesus, und da ist sie wieder da.
Nur wenn du auf Jesus blickst, ist dein Leben frei von allen dunklen Mächten, und du kannst wirken. Nur der Blick auf Jesus muss klar sein, das ganze Evangelium. Die Jünger wurden froh, als sie den Herrn nach der Auferstehung oder auf dem Berg der Verklärung sahen. Sie sahen niemanden außer Jesus allein.
Das bedeutet, dass mein Tun des Guten nicht aus Verpflichtung, Schimpfen oder Befehl kommen darf. Das hat keinen Wert. Einen Menschen dauernd anzuschreien bringt nichts. Du musst es tun, weil es von innen kommt.
Ich habe Ihnen von Hehnhöfer erzählt, der in Mühlacker seine Gemeindeglieder immer wieder ermahnte, sie dürften nicht mehr den Zoll betrügen oder krumme Geschäfte machen. Sonst hat das alles keinen Wert. Doch sie haben es nur noch schlimmer getrieben, bis die Veränderung des Lebens kam.
Christus, der Herr deines Lebens – wir können es mit modernen Worten sagen: dein Chef, der dich dirigiert – treibt dich in allen Dingen. Diese Wandlung ist nötig, und sie geschieht nur durch eins: durch den Glauben.
Vertrauen: „Ja, Herr Jesus, ich komme zu dir.“ Dann kannst du mein Leben neu machen und mich verändern. Darin liegt allein die Vollmacht eures Kreises, eures Dienstes, eures Lebens, eures Wirkens – in der Familie, in der Öffentlichkeit.
Wie kann Jesus dich gebrauchen? Nicht durch Verkrampfung. Ich habe mich gefreut, dass das so oft angeklickt wurde. Warum sind so viele Christen oft verkrampft? Weil sie es aus eigener Kraft versuchen, und das geht nicht.
Du kannst nicht einmal ein Millionstel der Wirkung von Jesus durch eigene Kraft erreichen. Er wirkt, weil er die Kraft und die Macht hat, durch Menschen zu wirken. Wie viele Menschen hat er schon total verändert! Er kann auch dich verändern.
Aber es hängt nicht von deiner Tüchtigkeit ab, auch nicht von deiner Frömmigkeit oder den Formen. Es ist auch nicht abhängig davon, welcher kirchlichen Organisation du angehörst oder nicht. Es hängt gar nicht von all diesen äußeren Gegebenheiten ab. Es hängt auch nicht davon ab, ob du Mann oder Frau bist.
Ob Jesus dein Herr ist und ob du ihm glaubst, das ist entscheidend. Ohne Glauben kann man Gott nicht gefallen (Hebräer 11,6). Der Glaube ist das Allerwichtigste, nicht unsere Taten.
Deshalb ist es auch bei uns Evangelikalen immer wieder eine Versuchung zu glauben, es ginge durch unsere Frömmigkeit. Nein, es geht nicht durch Frömmigkeit.
Junge Leute wollen es heute mit ihrem Gefühl erfahren. Ich habe große Sorge, ob sie es wirklich verstanden haben. Es muss ein Wechsel in meinem Gewissen stattfinden: Jesus muss mein Herr sein, und ich muss ihm alles ausliefern. Er muss mein altes Leben sterben lassen.
Paulus gebraucht das Wort: Das Alte muss sterben – meine alte Begierde und das, was mich erfüllt hat. Jesus muss mein Alles sein. Es soll niemand in mir wohnen außer Jesus allein.
Das war nicht schlecht, was wir die Kinder beten ließen: „Ich bin klar in mein Herz. Mach rein! Soll niemand drin wohnen als Jesus allein. Du sollst mein Herr sein in meinem Leben. Du sollst mich führen und leiten, und ich will mich ganz dir ausliefern.“
Es geht nur durch dieses gläubige Vertrauen: Jesus, du bist mein Herr. Darum kann niemand zu Jesus „Herr“ sagen ohne den Heiligen Geist und ohne Glauben.
Die Voraussetzung des Glaubens: Sündenerkenntnis
Und deshalb ist es kein Wunder, dass in der Christenheit viele nicht mehr über Jesus reden. Höchstens sagen sie, er sei ein Politiker, Revolutionär oder Religionsstifter gewesen, aber niemals ihr Heiland.
Nur derjenige, der über sein sündiges Leben erkannt hat, kann an Jesus glauben. Ohne diese Sündenerkenntnis ist der Glaube an Jesus nicht möglich, denn sie ist die Voraussetzung des Glaubens. Das ist ganz wunderbar, denn schon im ersten Kapitel beziehungsweise in den ersten acht Kapiteln der Bibel sieht man das böse Herz des Menschen von Jugend an.
Im Alten Testament ist das ganze Evangelium schon enthalten. Der Mensch kann das Böse nicht besiegen. Kein Therapeut und kein Mediziner kann es wegnehmen. Sie können Herzen verpflanzen, aber das Böse im Herzen können sie nicht entfernen. Sie können einen Menschen nicht wirklich gesund machen.
Das gelingt durch keine menschliche Aktion und auch nicht durch psychische Tricks. Es lässt sich auch nicht durch Gefühlserlebnisse bewirken. Manche Menschen sind von Musik beeindruckt – für mich ist eine Bachkantate etwas Herrliches, das mich emotional bewegt. Das ist ebenso natürlich in der Barockmusik oder anderen Musikrichtungen, die psychische Elemente enthalten. Doch wenn wir wieder draußen sind, wissen wir, dass der alte Kater zurückkommt. Oder die Traurigkeit unseres Lebens, wenn wir nicht in Christus geborgen sind – in der Trauer und in der Anfechtung unseres Lebens.
Wenn wir nicht den Frieden haben, den Christus gibt, den Frieden, der höher ist als alle Vernunft, fehlt uns etwas Wesentliches. Diesen Christusfrieden erhält man nur durch das Wort des Evangeliums, das man im Glauben annimmt.
Jesus hat uns das zugesagt. In Lukas 11 heißt es so schön: Wer um den Geist bittet, der bekommt ihn. Das ist gewiss, so wie ein Vater seinem Kind zu essen gibt. Wenn ihr, die ihr doch böse seid, euren Kindern gute Gaben gebt, wie viel mehr wird dann der Vater im Himmel euch den Heiligen Geist geben, wenn ihr ihn darum bittet.
Das ist so herrlich. Im Alten Bund war die Not groß. David sagte: „Schaff mir ein neues Herz.“ Er brauchte ein neues Herz. Saul bekam einen bösen Geist, ganz geheimnisvoll. Dann hatte Rappler etwas erlebt. Und Petrus war zerrissen, bis das Wunder durch eine Neugeburt geschah.
Nikodemus fragte: „Ist das möglich?“ Ja, das ist möglich. Es wird immer wieder von Wasser und Geist gesprochen. Das sind die, die hier taufen. Ich glaube, es wird viel zu viel getauft. Das Wasser ist nicht die Taufe an sich, sondern das Reinigungswasser.
Dort im Schönblick ist Sir Peter Ustinov getauft worden. Der große Schauspieler wurde dort getauft. Das Taufwasser hatte seine Oma aus dem Jordan mitgebracht. Sie legte großen Wert auf den Kult und wollte die Taufe bewusst nicht in der Kirche vollziehen lassen. Sir Peter Ustinov, der im Lutherfilm mitspielte, war einer der großen Atheisten unserer Zeit. Das hängt auch mit dem Schönblick zusammen.
Man kann durch äußere Formen das böse Herz nicht wegnehmen. Die Erneuerung kommt von innen. Wasser ist nicht die Taufe, sondern das Reinigungswasser. Damals war es üblich, dass sich die Juden vor dem Sabbat durch Waschungen reinigten. Das Alte muss weggewaschen werden, und der Geist Gottes muss uns erfüllen.
Ich schließe mich dieser Auslegung an, die auch in der Wuppertaler Studienbibel verwendet wird. Der Ausleger dort sagt, wenn Jesus die Taufe gemeint hätte, hätte er viel deutlicher erklären müssen, welche Taufe gemeint ist. Welche Taufe war damals üblich? Wasser und Geist sind das Reinigungswasser, mit dem sich die Juden vor dem Tempelbesuch reinigten. Der Geist Gottes muss uns erfüllen.
Das ist so wichtig. Das Alte muss abgetan sein. Das kann ich nur haben, indem ich Jesus und sein Werk am Kreuz annehme. Es ist für mich getan.
Paulus hat uns das wunderbar ausgelegt. Christus will in unserem Leben Wohnung nehmen. Wir sollen ein Tempel des Heiligen Geistes werden. Paulus ging es dabei nicht um den Bau, auch nicht um den dritten Tempel, sondern darum, dass unser Leben ein Tempel des Heiligen Geistes wird, in dem der Geist Gottes wirken kann.
Das ist so schön, wie es in der Jahreslosung steht mit dem neuen Herzen. Das kommt zweimal bei Hesekiel vor. Hesekiel 36: „Ich will euch ein neues Herz geben, dass ihr in meinen Geboten wandelt und meine Rechte haltet und danach tut.“ So sind wir durch das neue Herz im Gesetz Gottes.
Eine Formulierung, die dann Jakobus noch einmal aufnimmt. Jakobus 1 wird oft missverstanden, als ob er anders sprechen würde als Luther. Doch in Jakobus 1, Vers 25 heißt es: „Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineinschaut und beharrlich bleibt, ist kein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter; der wird selig sein.“
Wenn Christus sich neu gemacht hat, dann kommt das vollkommene Gesetz durch den Heiligen Geist in dir. Inhaltlich kommt nichts anderes heraus als das, was im Gesetz stand: das reine Herz, die Sanftmut und die Feindesliebe. Aber das wird nur durch die Kraft des Heiligen Geistes möglich und nur durch die Bekehrung des Herzens.
Darum ist das so wichtig. Man sieht den ganzen Zusammenhang und wie notwendig es für uns ist, dass wir das haben und finden: dass Jesus der Herr unseres Lebens wird.
Das Leben unter der Führung des Heiligen Geistes
Es ist wichtig zu erkennen, dass unser Leben nun unter einer ganz neuen Führung steht. Das wird deutlich in Römer 8, dem schönsten Kapitel über den Heiligen Geist. Wenn der Geist Gottes in uns wohnt, dann wird unser Handeln nicht mehr von unserer Ichsucht und unserem alten Wesen bestimmt, sondern vom Geist Gottes.
Mein Konfirmationsspruch stammt aus diesem Kapitel: „Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder und können zu Abba, Vater sagen.“ Paulus macht in Römer 8 auf wunderbare Weise den Test, wie wir mit den Leiden dieser Welt umgehen. Er zeigt, dass das Leben in dieser Welt ein Leiden ist, auch wenn wir es im Moment nur bei einzelnen von euch erleben. Doch wenn man es im Ganzen betrachtet, wird deutlich, dass das Leben in dieser Welt ein schweres Leiden für die Menschen ist.
Paulus sagt, dass die Leiden dieser Zeit nicht wert sind, verglichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Der Geist Gottes bereitet uns in diesem Leiden darauf vor. Es gibt leider nur ein Lied über das Leiden, das von Karl Fried Hartmann gedichtet wurde: „Endlich bricht der heiße Titel“. Es beschreibt, dass das Leiden uns zurüstet, auch für die kommende Herrlichkeit.
Im Leiden werden wir geformt, und der Geist Gottes kann wirken. Es ist sehr wichtig, dass wir das studieren und verstehen, besonders durch die Erfahrungen von Menschen, die es durchlitten haben. Zum Beispiel Paul Müller, der immer vom Rollstuhl aus gesandt wurde. Er wurde mit 28 Jahren durch die EMS zurückgeführt. Wie vielen jungen Leuten hat er sagen können, dass Christus gerade durch das Leiden hindurchführt und dass es so wunderbar ist, wie der Geist Gottes wirkt und uns durch den Glauben stärkt.
Der Glaube als Zuversicht und Gewissheit
Und das führt dann in Hebräer 11 zu dem großen Höhepunkt, dass der Glaube eine gewisse Zuversicht ist, nämlich die Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht – Gewissheit, absolute Gewissheit.
Hiob sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt.“ Es gibt Gewissheit, wenn schon Hiob sie im Leiden hat.
Gestern haben wir das Lied gesungen, das Paul Gerhardt ganz entlang gedichtet hat, basierend auf Römer 8. „Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich, alles, auch die Leiden dieser Welt.“
Dann geht es weiter: „Mein Herz geht ins Sprüngen, aber vorher kommt doch nichts. Nichts kann mich verdammen, nichts nimmt mir meinen Mut. Die Hölle und ihre Flammen löscht meines Heilands Blut.“
Das ist eine so große Aussage, liebe Leute, da muss man nichts umdichten. Das ist für die heutige Zeit aktuell. Nur die jungen Leute, die die Sache nicht mehr kennen, sagen: „Von was redet er? Von Blut und von Donnern und von Schrecken?“ Ja, die sind da in der Welt.
Und dann gehen viele hindurch. Aber dass ich einen Frieden habe und dass der Geist Gottes mir das sagt – auch der Psalm spricht in diesem Lied zu meinem Herzen, gerade zu dem angefochtenen, ängstlichen Herzen, das ganz verrückt ist unter dem Druck – und mir den Frieden gibt.
Und das ist ja das Wunder, dass sie das auch erleben, bei lieben Mitchristen, die durch diese schwere Drangsal hindurchgehen.
Paulus sagt, das Leiden sei nötig. Er hat am meisten durchlitten, damit wir umso mehr getröstet werden. Und dass wir den Trost weitergeben können – den können wir nur weitergeben, wenn wir ihn selber durchgemacht haben.
Und das Thema, das er immer wieder hat, ist dieses Leiden. Das hatten wir mal früher bei einer Tagung, als wir zusammen waren: Dieses Leiden bedeutet nichts als Freude, überall bei Paulus. „Ich freue mich meiner Leiden, weil ich dadurch ganz nah zu Christus hingedrängt werde.“
Und wenn wir diese Leiden oft nicht haben, werden wir so oberflächlich, wie heute überall die Christenheit geworden ist. Erst im Leiden wird man zubereitet.
Dann sollten wir mehr von den verfolgten Christen lernen und von den kranken Christen. Dann wird unser Christenstand wieder echter und tiefer.
Und das kriegen wir schon durch den Krankenbesuch.
Was soll man jetzt denn sagen? Nichts als das Wort Gottes. Und dann erleben Sie, welch einen Frieden das gibt, wie das auf einmal eine Freude schenkt und wie der Herr uns auf einmal das neue Leben gibt.
Das Ziel des Glaubens: Immer näher zu Christus
Und wir haben nur noch ein Ziel: Ich möchte immer tiefer mit Christus verbunden sein. In Philipper 3 heißt es, dass ich immer mehr die Kraft seiner Auferstehung erfahren möchte. Nicht, weil ich es schon ergriffen oder vollkommen bin, sondern ich jage ihm nach, damit ich Christus ergreifen möge. Ich kann immer nur tiefer und näher zu ihm hingehen.
Es ist schön, bei euch ist es wahrscheinlich in allen euren Biografien so, dass ihr früher viel weiter weg wart und durch die ganzen Belastungen des Alters immer näher hingetrieben werdet. Das ist ein Trost, auch für unsere junge Generation. Wir wollen ihnen einfach immer bezeugen, dass dort die Schätze und die Kraftquellen liegen, in unserem Herrn. Und dass gar nichts weiter nötig ist, als zu kommen und von dieser Quelle zu trinken, die unendlich ist und so wunderbaren Glauben schenkt.
Nicht durch dein Tun, obwohl das Tun wichtig ist, aber als eine Folge. Wer getrunken hat, der kann wieder viel wirken. Es kommt auf die Quelle an. Darum allein der Glaube macht uns selig. Durch den Glauben haben im Hebräerbrief die Königreiche bezwungen. Mose hatte den Blick auf die große Zukunft Gottes und hat die ganzen schwierigen Zeiten in der Wüste durchgehalten. Abraham, der noch ein Kind gebären soll, sah nicht an den erstorbenen Leib seiner Sarah, sondern glaubte. Er glaubte schön im Glauben an die Verheißung.
Wie ein großer Mann des Glaubens gesagt hat: Wir haben glänzende Aussichten, weil wir die Verheißungen Gottes haben. Die Verheißungen in der Bibel – der Glaube hängt sich immer an die Verheißungen Gottes. Was Gott gesprochen hat, das tut er, das kann nicht brechen. Daran kann ich mich halten. Das malen wir ja immer gern in unseren Bibeln mit Farbstiften an. Ich kann mir nun mal die Verheißung merken, weil das toll ist.
Nur merkt man auf einmal, wie selbst die Propheten des Gerichts voller Trost und Hoffnung und voller herrlicher Botschaft sind. Jeremia, der Gerichtsprediger über Jerusalem, die Klagelieder Jeremias über das zerstörte Jerusalem, sie werden sich entschätzen über all das Gute, das Gott seinem Volk geben will. Mitten im Gericht – was ist das für eine herrliche Sache! Im Glauben darf man das wissen, und das macht mein Christenleben so fröhlich, dass ich ganz auf den Glauben leben kann.
Das Lied als Ausdruck des Glaubens und der Hoffnung
Jetzt haben Sie sicher noch schöne Glaubenslieder im Kopf. Ich hätte sonst gern das Lied „Amen Amen“ gesungen, aber die Melodie ist vielen nicht so bekannt. Es ist das Lied von Benjamin Schmolk aus der Verfolgung in Schlesien.
Wir singen jetzt noch das Lied „Herr, weil mich festhält deine starke Hand“. Im grünen Gesangbuch ist es die Nummer 39. Wer hat es hier? Wer mich festhält? Ach ja, Nummer 378.
Wir haben es erst kürzlich beim Neujahrstreffen der Eidlinger gehört. Dort wurde die Geschichte von Helga Winkel erzählt. Damals war sie noch nicht geboren. Die Mutter hatte den Weihnachtsbaum geschmückt, und der Vater schrieb einen Brief: „Ich verlasse euch, ich habe eine andere Frau.“ So wurde Helga Winkel geboren, als Kind einer geschiedenen Frau.
Sie ist aufgewachsen und wollte dem Herrn dienen. Meine Frau kennt die Geschichte besser als Frau Beis. Helga hatte immer wenig Kraft, auch als Schwester. Schließlich wurde festgestellt, dass sie an einer schweren Krankheit litt: einer angeborenen Diabetes, die man damals am Anfang kaum behandeln konnte. Diese schwere Diabetes begleitete sie bis zum Schluss.
Dieses Lied ist uns deshalb ganz besonders wichtig: „Herr, weil mich festhält deine starke Hand.“
Anschließend wollen wir noch eine Gebetsgemeinschaft machen.
Nichts habe ich zu bringen, alles, Herr, bist du. Ich will dir auch alle Sünden meines Unglaubens und meiner Zweifel bekennen. Es ist nicht recht, dir nicht zu trauen, wo du doch dein Wort und deinen Sohn gegeben hast.
Nun weiß und glaube ich es fest. Ich rühme es auch ohne Scheu, dass Gott der Höchste und Beste mein Freund und Vater sei.
Christen, die nie durchgebrochen sind zur Freude dieser Gewissheit – gebrauchen wir unsere Worte, damit wir ihnen helfen, dein Wort zu verstehen und im Glauben fest zu werden.
Ich bin gewiss: Nichts kann mich scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist. Amen.