Lieber himmlischer Vater, wir danken dir für diesen Abend, für die Gemeinschaft, für dein Wort und für das Zusammenkommen in deinem Licht.
Wir bitten dich, diesen Abend in deine Hand zu nehmen, ihn zu prägen und zu gestalten, wie es dir gefällt. Wir danken dir für unseren Bruder und sein Zeugnis. Schirme und schütze ihn, wirke und rede durch ihn.
Bewege auch uns! Lass diese Stunde eine Begegnung mit dir werden, eine Begegnung, die prägt und verändert. Du hast Worte des Lebens, Worte des Heils und Worte des Friedens.
Du kannst den Mutlosen Kraft geben, den Verzagten Trost und den Gebeugten ein Wort, das sie aufrichtet. Ein Wort, das sie wieder aufstehen und umgehen lässt. Darum bitten wir dich.
Nun wollen wir dich ehren und loben. Du bist ein wunderbarer, ein treuer Herr. Gepriesen seist du. Amen.
Wir lesen im 32. Kapitel die Verse acht und neun. Dort heißt es: Als der Höchste den Nationen das Erbe austeilte und die Menschenkinder voneinander schied, legte er die Grenzen der Völker fest – nach der Zahl der Söhne Israels.
Im siebten Kapitel der Apostelgeschichte wird beschrieben, wie sich das Evangelium in der jüdischen Welt ausbreitete. Im achten Kapitel ist dann die Rede davon, dass die Samaritaner zum Glauben kamen. Diese stammten aus einer Mischung verschiedener Herkunft, teils aus dem Judentum, doch vieles von dem, was sie lehrten, war nicht akzeptabel.
Im zehnten Kapitel schließlich kann Apostel Petrus den ersten Nichtjuden zum Glauben führen. In der frühen Kirche gab es also eine Doktrin in Bezug auf die Bekehrung der Heiden. Die Frage, wie Nichtjuden zum Glauben kommen könnten, war bereits damals ein Streitpunkt.
Diese Angelegenheit war jedoch zunächst nur einmalig, und zwar mit Petrus. In den Kapiteln 13 und 14 wird berichtet, wie Gott Paulus beauftragte, in verschiedenen Teilen der Welt eine ganze Reihe von Gemeinden zu gründen. Dies führte bereits damals zu großer Unruhe unter den Gläubigen, die aus dem Judentum kamen.
Im fünfzehnten Kapitel der Apostelgeschichte wird dann vom Apostelkonzil berichtet. Die zentrale Frage lautete: Kann ein Nichtjude gerettet werden, oder muss er zuerst zum Judentum übertreten, um für die Rettung qualifiziert zu sein?
Nach diesem Konzil war die Rettungsmöglichkeit für die Nichtjuden kein Hauptthema mehr. Über viele Jahrhunderte hinweg wurde stattdessen eine andere Frage gestellt: Können die Juden zum Glauben geführt und gerettet werden?
Wir werden uns nun mit dieser Frage beschäftigen und untersuchen, wie Gott die Türen für die Rettung der Nichtjuden geöffnet hat.
Es gibt zwei Hauptgründe dafür. Für den ersten Grund wenden wir uns an Apostelgeschichte 15,13-18:
Als sie aber schwiegen, antwortete Jakobus und sprach: „Ihr Brüder, hört mich! Simon hat erzählt, wie Gott zuerst darauf gesehen hat, aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen. Und hiermit stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht: ‚Nach diesem will ich zurückkehren und wieder aufbauen die Hütte Davids, die verfallen ist, und ihre Trümmer will ich wieder bauen und sie wieder aufrichten, damit die übrigen der Menschen den Herrn suchen, und alle Nationen, über die mein Name angerufen ist‘, spricht der Herr, der dies tut, was von jeher bekannt ist.“
Der erste Grund ist hier genannt. Im vierzehnten Vers wird erzählt, wie Gott zuerst darauf gesehen hat, aus den Nationen ein Volk zu nehmen für seinen Namen.
In Apostelgeschichte 2 war folgende Situation vorherrschend: Es gab also das Volk Israel, das alle Juden umfasste, alle Abkommen oder Nachkommen von Abraham, Isaak und Jakob. Dann gab es eine kleinere Gruppe, die Apostel nennen es den Überrest aus Israel.
Der Überrest waren diejenigen Juden, die glaubten, was Gott durch Mose und die Propheten offenbart hatte. Manchmal war der Überrest groß, manchmal klein, aber niemals die Mehrheit. Zur Zeit Elias waren es nur siebentausend, die zu diesem Überrest gehörten.
Und diejenigen, die von den Nichtjuden nun die Vorschriften von Mose befolgten, wurden in den Überrest mit hineingenommen. Es sind diejenigen, die dann Proselyten genannt wurden, die also keine vollkommene Konversion durchmachten und auch nicht beschnitten wurden.
Dieses Bild hat sich auch nie geändert: Es gab immer Israel und dann den Überrest aus Israel. Aber das ist so nicht im Programm der Heilsgeschichte Gottes.
Es gibt die Welt der Nichtjuden, der Nationen, und aus diesen Nichtjuden wird nun ein Volk genommen, nämlich diejenigen, die glaubten. Diejenigen, die aus Israel glaubten, und die aus den Nichtjuden glaubten, bilden dann den Leib Jesu Christi.
Wie die Apostelgeschichte darlegt, war das eine schockierende Botschaft für viele Gläubige aus Israel zur damaligen Zeit. Hätten sie aber die messianische Botschaft wirklich verstanden und aufgenommen, wären sie nicht überrascht gewesen.
Denn ein Teil der messianischen Mission beinhaltet die Rettung der Heiden, auch ohne Beschneidung. Viele der Botschaften hatten also davon gesprochen, dass es einen Überrest aus den Nationen geben wird, auch ohne Beschneidung.
Wir wollen zwei Beispiele ansehen. In 1. Mose 12 heißt es: „Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen, und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.“
Hier sehen wir den Beginn des Bundes mit Abraham. Dieser jüdische Bund enthält also zwei verschiedene Arten von Segen. Es gab biblische Verheißungen und Segen sowie geistliche Segnungen und Verheißungen. Im dritten Vers wird gesagt, dass ein geistlicher Segen auf die Welt der Nationen gelegt werden wird.
Es steht jedoch nicht, wie das geschehen wird. Auch wird hier nicht erwähnt, dass es durch das Mittel des neuen Bundes geschieht.
Nun wollen wir uns Jesaja 42 ansehen. Am Anfang des Kapitels heißt es: „Ich halte meinen Auserwählten, an dem meine Seele Wohlgefallen hat; ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen.“
In Vers 6 lesen wir weiter: „Ich, der Herr, habe dich in Gerechtigkeit gerufen und ergreife dich bei der Hand. Ich behüte dich und mache dich zum Bund des Volkes, zum Licht der Nationen.“
Hier ist der Messias nun gekommen und hat zwei Gruppen vorgefunden. Es heißt, dass er der Bund für das Volk sein wird und alle Verheißungen für das Volk Israel erfüllen wird.
Zweitens wird er ein Licht für die Nationen sein. So wird er das Licht aufgehen lassen für die Nationen, die in Finsternis lebten.
Für das, wofür er nicht gekommen ist, gilt Folgendes: Hier steht also nicht, wie diese zwei Dinge geschehen werden und in welcher Reihenfolge. Das wird dann im Kapitel 49 beschrieben.
Im Kapitel 49, Verse 1 bis 4, wird der Gottesknecht beschrieben – der Messias als Gottes Knecht. Er kommt also von Gott, dem Vater. Die eigentliche Botschaft steht im Vers 6. Dort lese ich, das ist Vers 6: „Ich habe im Augenblick ein bisschen zehn, ja sechs.“ Er spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Bewahrten Israels zurückzubringen. So mache ich dich auch zum Licht der Nationen, das mein Heilreiche bis an die Enden der Erde.
Hier wird dem Knecht gesagt, dass seine Mission nicht nur darin besteht, Israel wiederherzustellen. Das sind also Dinge, die speziell für Israel eine Botschaft sind. Gott hat eine weite Mission für ihn, eine größere Mission. Gott hat einen weit größeren Auftrag für ihn. Sie sollen auch das Licht für die Nationen sein.
Hosea berichtet, dass beim ersten Kommen der Messias von seinem Volk abgelehnt werden wird. Als Konsequenz dieser Ablehnung wird der Messias zum Licht für die Nationen.
Der Messias ist also zunächst für die Nichtjuden da, und er wird das für einen bestimmten Zeitraum sein. Doch letztendlich wird Israel ihn annehmen.
Nun wollen wir Vers 8 lesen, vorher noch Vers 7. So spricht der Herr: „Zur Zeit des Wohlgefallens habe ich dich erhört, und am Tage des Heils habe ich dir geholfen. Und ich werde dich behüten und dich zum Bund des Volkes machen, das Land aufzurichten, die verödeten Erbteile auszuteilen.“
Wenn sie ihn annehmen, dann wird das der Bund mit dem Volk sein. Dann werden all die unerfüllten Verheißungen zu dieser Zeit für Israel erfüllt werden. Das schließt auch die Verheißungen ein, die aussagen, dass sie zurückkehren in das Land und dass das Land ihnen wiedergegeben wird.
Wenn die Juden zur Zeit der Apostelgeschichte diese Worte gelesen hätten, wären sie von der Entwicklung in ihren Tagen nicht überrascht gewesen.
Wir kommen nun zur Angelegenheit der Heiden, insbesondere zu Römer Kapitel 9. In diesem Kapitel, genauer gesagt in den Versen 1 bis 23, beschäftigt sich Paulus mit zwei Gruppen von Juden: den Juden, die glauben, und den Juden, die nicht glauben. Die Berufung der Heiden hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich begonnen.
Lesen wir Vers 24: „An uns aber, die er auch berufen hat, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Nationen.“ Der Punkt in den folgenden Versen ist, dass die Berufung der Heiden nun begonnen hat, weil Gott sowohl der Gott der Juden als auch der Gott der Heiden ist.
Dadurch hat also auch die Berufung der Heiden begonnen. Denn Gott wird als Gott der Juden und der Heiden bezeichnet. Weil er ein Gott der Juden ist, hat er auch einen Plan zur Rettung Israels beziehungsweise der Juden. Wenn er nun auch der Gott der Heiden ist, dann hat er sicherlich auch einen Plan zur Rettung der Heiden.
Zur Zeit des Apostels Paulus war dieses Programm bereits vollständig angelaufen. Doch es stellt sich eine neue Frage: Welche Stellung nehmen die gläubigen Heiden im Verhältnis zum Bund mit Israel ein?
In der Theologie der Substitution, die im vierten Jahrhundert entwickelt wurde, wird gelehrt, dass Gott das jüdische Volk verworfen und den Bund mit Israel beendet hat, weil Israel den Messias Jesus abgelehnt hat. Dieser Bund sei dann auf die Kirche, den Leib Jesu Christi, übertragen worden. Die Verheißungen, die eigentlich Israel galten, würden nun in der Kirche für die gläubigen Heiden erfüllt. Für das ethnische Israel, das jüdische Volk, gebe es keine Zukunft mehr.
Dieses Bild entspricht jedoch nicht dem, was die Schrift tatsächlich darstellt. Das Schlüsselwort, das Paulus verwendet, ist „Mitpartner“. Dies steht im Epheserbrief. In Kapitel 2 zeigt Paulus, dass Gott ursprünglich zwei ethnische Gruppen hatte: Juden und Heiden.
Im zweiten Kapitel des Epheserbriefs wird deutlich, dass Gott nun zwei Gruppen von Menschen hat: gläubige Juden und gläubige Heiden. Der Vorteil der Juden war, dass sie in einer Bundesbeziehung zu Gott standen. Im Vers 12 des zweiten Kapitels schreibt Paulus: „Zu jener Zeit wart ihr ohne Christus ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels und Fremdlinge hinsichtlich der Bündnisse der Verheißung, und ihr hattet keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt.“
Gott hat zwei ewige, nicht an Bedingungen geknüpfte Bündnisse mit dem jüdischen Volk abgeschlossen. Im 15. Kapitel des Epheserbriefs heißt es: „Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei Frieden stiftenden Gruppen in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen.“ Diese zwei Gruppen sind die Gläubigen aus den Juden und die Gläubigen aus den Heiden.
Nun, wie ist die Bundesbeziehung der Nichtjuden zu diesem Bündnis?
Wir wollen dazu Kapitel 3, Vers 6 lesen:
Die Nationen sollen nämlich Miterben und Miteinverleibte sein und Mitteilhaber der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.
Es ist wichtig, darauf zu achten, was hier nicht gesagt wird. Es heißt hier nicht, dass die Nichtjuden die Bündnisse für sich übernommen haben. Vielmehr sind sie Miterben und Miteinverleibte an dem jüdischen Bund, also dem Bund mit den Juden, geworden.
Die physischen Verheißungen, zum Beispiel das Land, das ihnen gehört, sind natürlich für das jüdische Volk, das physische Volk, reserviert.
Nun wenden wir uns Römer 11 zu. Hier finden wir das Bild des Ölbaums. Der Olivenbaum selbst ist nicht Israel, sondern Israel wird durch die natürlichen Zweige dieses Baumes dargestellt.
Der Olivenbaum repräsentiert also nicht die Nichtjuden. Vielmehr stellt der Ölbaum die geistlichen Segnungen dar, die durch das jüdische Volk kommen.
Wir lesen Vers 17:
Wenn aber einige der Zweige herausgebrochen worden sind, und du, der du ein wilder Ölbaum warst, eingepfropft bist und mit der Wurzel und der Fettigkeit des Ölbaums teilhaftig geworden bist, so rühme dich nicht.
Hier wird wieder von „mit Erben“ gesprochen. Die wilden Zweige des Ölbaums sind also eingepfropft und leben dadurch. Sie ziehen ihre Nahrung aus dem Baum zusammen mit den natürlichen Zweigen.
Es ist nichts Verwerfliches daran, ein wilder Ölzweig zu sein. Ich habe einen wilden Zweig aus dem Ölbaum geheiratet, und ich liebe diesen.
Durch die wilden Zweige bleiben die Juden Juden, und die Nichtjuden bleiben Nichtjuden. Aber beide leben vom Saft des Ölbaums.
Das führt uns nun zu einer Verantwortlichkeit, die die Nichtjuden haben. Wir wollen Römer 15 aufschlagen und lesen.
In den Versen 25 und 26 beschreibt Paulus, dass die Gemeinde in Jerusalem von Armut betroffen ist. Es geht hier also nicht nur um die Liebe zwischen Gläubigen, sondern um eine konkrete Unterstützungssituation.
Es wird das Wort „Mitteilhaber“ verwendet, das wörtlich „Teilhaber“ bedeutet. Hier werden geistlicher und physischer Segen nebeneinandergestellt. Wir wollen den Vers 27 lesen: „Es hat ihnen nämlich wohlgefallen, auch sind sie ihre Schuldner, denn wenn die Nationen ihrer geistlichen Güter teilhaftig geworden sind, so sind sie verpflichtet, ihnen auch in den leiblichen Dingen zu dienen.“
Paulus sagt also, dass die Nichtjuden an den geistlichen Segnungen der Juden teilhaben und deshalb eine Verpflichtung haben, ihnen auch materiell zu dienen. Wenn jemand ein Gläubiger aus den Nichtjuden ist, schuldet er dem jüdischen Volk etwas.
Jeder, der in den Himmel kommt, hat dennoch eine Schuld. Die Frage ist nun, wie diese Schuld abgeleistet wird. Natürlich geschieht dies auch dadurch, dass man den Juden dient.
Wie sieht das heute aus? Wenn eine Gemeinde beginnt, Missionen zu unterstützen, sollte sie auch den jüdischen Dienst mit einbeziehen und unterstützen. Wenn eine Gemeinde über Missionen spricht, sollte sie zunächst den Dienst an den Juden bedenken und sich daran beteiligen.
Auch einzelne Gläubige sollten ihren Anteil an dieser Unterstützung leisten, entsprechend dem Anteil, den sie an dieser Verantwortung haben. Wenn jemand keine Idee hat, welchen Dienst er unterstützen kann, habe ich einen Vorschlag.
Wir sollten die Unterstützung der Juden nicht als Vorteil für uns selbst ansehen. Die Unterstützung der Juden ist eine Verpflichtung. Wie diese Unterstützung geschieht, ist eine Sache, die jeder mit dem Herrn persönlich abmachen sollte.
Wir wollen nun zum elften Kapitel zurückkehren. In Jesaja 49 haben wir gesehen, dass die Angelegenheit der Heiden zu einer bestimmten Zeit abgeschlossen wird. Es wird dort beschrieben, dass zu einer festgelegten Zeit die Gläubigen aus den Nationen zum Glauben kommen. Auch dieser Prozess wird ein Ende finden.
So lesen wir nun in Römer 11, Verse 25-27:
„Denn ich will nicht, Brüder, dass euch dieses Geheimnis unbekannt sei, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet. Verstockung ist Israel zum Teil widerfahren, bis die Vollzahl der Nationen hineingekommen sein wird. Und so wird ganz Israel errettet werden, wie geschrieben steht: Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeit von Jakob abwenden.“
Hier wird betont, dass letztendlich die Vollzahl der Nichtjuden zum Glauben gekommen sein wird. Der griechische Ausdruck für diese Vollzahl bedeutet eine bestimmte, festgelegte Zahl. Gott hat eine bestimmte Anzahl von Heiden vorgesehen, die er in den Leib des Messias aufnehmen möchte.
Gott hat also eine bestimmte Zahl von Gläubigen aus den Nationen ausgesucht, die er in die Gemeinde, den Leib Jesu Christi, hineinführen will. Er hat uns jedoch nicht mitgeteilt, welche Zahl das genau ist.
Deshalb müssen wir weiterhin die Welt evangelisieren, bis diese festgelegte Zahl erreicht ist. Sobald diese Zahl erreicht ist, wird Gott den Leib Jesu Christi von der Erde wegnehmen. Danach wird er sich mit Israel beschäftigen, bis ganz Israel gerettet ist.
Das geschieht, wenn die gesamte Nation Israel zum Glauben kommt. So ist also der erste Grund für das Heil, das zu den Nichtjuden gekommen ist, dass als Folge davon auch das Heil zu dem Volk Israel kommt.
Nun zum zweiten Grund für die Rettung der Nichtjuden: Sie reizen die Juden zur Eifersucht. Wir wollen dazu das elfte Kapitel lesen, 11.
Paulus beginnt mit der einfachen Frage: Ist Israel gefallen, damit es endgültig verloren ist? Er fragt also, ob Israel so gestolpert ist, dass es nicht mehr aufstehen kann.
Das Wort „Fall“ bedeutet hier einen unumkehrbaren Fall, von dem es kein Wiederaufstehen gibt. Im neunten Kapitel sagte Paulus bereits, dass Israel gestolpert ist. Aber ist es gestolpert, damit es nicht mehr aufstehen kann? Die Antwort lautet: Das sei fern.
Im Licht von Gottes Treue zu seinen Bundversprechen ist ein solcher Gedanke undenkbar. Im Plan Gottes sollte Israel zwar stolpern, als der Messias kam, doch dadurch ist das Heil auf die Nichtjuden übergegangen.
Israel ist also aus dem Grund gestolpert, damit das Heil zu den Nichtjuden kommt. Der Grund für das Heil der Juden ist jedoch, dass das Heil auch wieder auf Israel zurückkehrt.
Der Ausdruck „zur Eifersucht reizen“ besteht aus nur einem griechischen Wort, nämlich „parasellao“. Dieses Wort setzt sich aus zwei Teilen zusammen.
Der erste Teil ist „para“ und bedeutet, in enge Gemeinschaft treten oder parallel zu jemandem laufen – in diesem Fall mit einem Juden. Der zweite Teil ist „zellos“, die Wurzel von „Zelos“, was Flamme, Kochen oder Glühen bedeutet. Es weist auf Eifersucht oder Neid hin.
Das zusammengesetzte Wort beschreibt also, dass ein nichtjüdischer Gläubiger sich einem jüdischen Ungläubigen nähert. Durch dieses Lebenzeugnis soll der Jude in Eifersucht entbrennen.
Der Jude wird sich dann fragen: Was hat dieser Nichtjude eigentlich mit meinem jüdischen Messias zu tun? Dadurch werden viele Juden zum Glauben kommen.
Der größte Teil der jüdischen Gläubigen weltweit ist heute durch den Glauben an den Messias durch das Zeugnis von Nichtjuden zum Glauben gekommen – nicht durch messianische Juden.
In der Vergangenheit hat die Kirche die Juden jedoch meistens eher verärgert, statt sie zur Eifersucht zu reizen. Die Kirche als Ganzes hat versagt.
Einzelne Gläubige aus den Nichtjuden haben jedoch nicht versagt. Viele Juden aus dem Überrest Israels sind durch den Dienst von Gläubigen aus den Nichtjuden zum Glauben gekommen.
Im Vers 12 verwendet Paulus nun ein Auslegungsprinzip, das bei den Rabbinern „Kalwachomer“ heißt – der Schluss vom Kleineren zum Größeren.
Der Inhalt lautet: Wenn die Nichtjuden so sehr gesegnet wurden, weil Israel gestolpert ist, wie viel mehr wird dann geschehen, wenn Israel durch die Nichtjuden gerettet wird.
Das war ganz richtig.
Nun, die Anwendung dieser Lehre ist hier folgende: Paulus ist glücklich, dass Gott ihn zur Evangelisation unter den Nichtjuden berufen hat. Evangelisation geschieht also unter den Nichtjuden.
Warum ist er so glücklich? Liegt es daran, dass die Evangelisation unter Nichtjuden leichter ist? Nein, das ist für ihn nicht der Grund. Er war ja ein Rabbiner und denkt immer noch in dieser rabbinischen Logik. Er sagt: „Ich lebe als Jude und soll nun in der Berufung Gottes unter den Nichtjuden evangelisieren.“
Warum freut er sich darüber? Weil je mehr Nichtjuden er zum Herrn führt, desto mehr Nichtjuden gibt es, die sein Volk, die Juden, zur Eifersucht reizen. Dadurch werden wieder viel mehr Juden zum Glauben kommen. Das ist eine wunderbare jüdische Logik, und ich liebe sie.
Oft sagen mir Nichtjuden Folgendes: Sie haben nichtjüdische Nachbarn, doch sie entscheiden sich nicht, diese Nachbarn verbal zu evangelisieren. Sie können das Zeugnis nicht in Worte fassen und leben deshalb einfach das christliche Leben. Dieses Leben wird als Zeugnis wahrgenommen.
Wenn es sich dann um jüdische Nachbarn handelt, fragen diese: „Was ist denn an euch so anders?“ Dann hat man die Gelegenheit, ihnen ein Zeugnis zu geben. Ich habe sie dann gefragt: „Wie lange leben diese jüdischen Nachbarn schon bei euch?“ Manchmal drei Jahre, manchmal fünf, manchmal zehn Jahre.
Doch niemals hat ein Jude sie gefragt, was sie anders macht. Niemand wird durch die Art und Weise, wie wir leben, gerettet werden. Aber es muss das, was wir leben, auch mit dem übereinstimmen, was wir glauben.
Gerettet wird man nicht aufgrund unseres Lebensstils, aber es muss ein Zeugnis in Worte gefasst werden, das dann den Juden übermittelt wird.
In Römer 11,1-10 sagt Paulus, dass es heute noch einen Überrest gibt. Die messianischen Juden stellen nun diesen Überrest der Gläubigen aus Israel dar.
Die Aussage in den Versen 11 bis 14 ist folgende: Gott verwendet hauptsächlich die Gentilen, um die Juden zu gewinnen und ihnen so das Zeugnis zu bringen. Die Verantwortung der Nichtjuden besteht darin, die Juden nicht zu ärgern, sondern sie zur Eifersucht zu reizen, damit sie zum Glauben kommen.
Das erfordert jedoch, dass wir ein Leben führen, das dem entspricht, was wir glauben. Außerdem ist ein in Worte gefasstes Zeugnis gegenüber den Juden notwendig.
So sehen wir, dass die Verbindung aus 1. Mose, wonach die Rettung der Juden mit der der Nationen verbunden ist, hier dargestellt wird. Die Aufforderung, die Juden zur Eifersucht zu reizen, führt zu diesem gläubigen Überrest aus Israel in unseren Tagen.
Das Heil für die Nichtjuden wird letztendlich zur nationalen Rettung ganz Israels führen.
Wir danken dir, dass du ein Gott der Treue bist, ein Gott, der Gedanken und Pläne der Liebe, des Heils und des Friedens hat. Es ist wunderbar, dass Menschen, Völker und auch dein Volk Israel deine Ziele und Pläne nicht aus der Bahn werfen können. Du führst das aus, was du dir vorgenommen hast.
Lieber Vater, wie froh können wir sein, dass du so bist, wie du bist – in deiner Treue und in deiner Liebe. Deshalb danken wir dir, dass du für alle Ewigkeit der Gott Israels bist. Du lässt dein Volk nicht im Stich. Deine Gedanken des Friedens, des Heils, der Berufung und der Aufgabe für dein Volk wirst du auch erfüllen.
Wir danken dir auch für deine Treue in unserem Leben. Du hättest viele Gründe, uns aufzugeben, und doch tust du es nicht. Dafür haben wir von Herzen Dank! So bauen wir auf deine Verheißungen, auf deine Zusagen und auf deine unabänderliche Treue.