Einleitung
Darf eine Frau predigen? Darf sie eine Gemeinde leiten? Natürlich! Hat der Apostel Paulus nicht gesagt: „In Christus hat es nichts mehr zu sagen, ob jemand Mann oder Frau ist“? Aber halt! Er hat doch auch gesagt: „Eure Frauen sollen in den Gemeinden schweigen“ und „Ich erlaube einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen“ Und schon sind wir mitten im „exegetischen Bürgerkrieg innerhalb der evangelischen Welt. [1] Leider sind an diesen Fragen viele Christen erbittern gegeneinander vorgegangen und es gab Spaltungen in feindliche Lager. Dem Durcheinanderbringen ist es einmal mehr gelungen, die Christen an einer Frage hintereinander zu bringen.
Am Leiterkreiswochenende überlegten wir, wann und wie wir das Thema der Stellung der Frau in der Gemeinde behandeln möchten. Zuerst dachten wir an ein spezielles Seminar im Jahr 2002 oder 2003. Doch im Gebet kam der Gedanke, dass wir jetzt in Zusammenhang mit dieser Stelle im Kolosserbrief, wir gleich eine etwas ausführlichere Predigtreihe zu diesem Thema machen könnten. Denn ich machte mit dem Kolosserbrief Pause, weil ich zusammenhängend über das Thema Mann und Frau predigen wollte. Der Vers des Kolosserbrief eignet sich geradezu perfekt für diesen etwas längeren Exkurs. Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter! So ist es der Gemeinschaft mit dem Herrn angemessen. (Kol 3,18)Aber zuerst drei Vorbemerkungen.
I. Drei Vorbemerkungen
Natürlich sehe ich in diesem Vorhaben ein Risiko für unsere Gemeinde, denn diese Fragen sind emotional beladen und die Gemüter können sich sehr schnell erhitzen. Diese Fragen spalten nicht nur die grossen Kirchen Evangelisch/Katholisch. Sie führt auch zu Spaltungen unter Freikirchen. Das ist gerade das, was wir keinesfalls möchten. Der Druck der öffentlichen Meinung beeinflusst unser Gedankengut mehr, als man denkt, und erzeugt zwei entgegengesetzte Arten von Furcht: einerseits die Furcht, nicht modern genug zu sein, und andererseits die Furcht, das biblische Fundament aufzugeben und sich durch das weibliche Element an den Rand drängen zu lassen. Und die Angst birgt die Gefahr, dass man schon, bevor man die Bibel aufgeschlagen hat, seine Schlüsse gezogen hat. – Daher muss vor allem die Bibel gewissenhaft studiert werden! [2]
Wir hoffen und beten, dass uns der Herr durch diesen Prozess hindurchführt und dass wir Christen sind, die bereit sind, die vorgefassten Meinungen vom Wort Gottes durchleuchten zu lassen. J.K. Howard sagte am Schluss seines Studiums über dieses Thema: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein solches Studium vielen Lesern kaum gefallen wird. Die Traditionalisten werden mich für zu radikal halten und die Progressiven werden meine Schlüsse als zu konservativ einstufen. [3] Wir beten, dass wir nicht nur Theorien erklären, sondern dass wir auch der Erkenntnis gemäss handeln.
Eines müssen wir ganz klar eingestehen. Unsere heutige Praxis in dieser Frage ist nicht sehr klar. In unseren Gemeinden gibt es sehr viel diffuses. Während eine Frau nicht predigen darf. So hat man auf der anderen Seite keine Probleme, wenn sie Bücher schreibt, Kassetten bespricht, Artikel verfasst usw. Wenn die Frau nicht lehren darf, so hat kaum jemand etwas dagegen, wenn sie Sonntagsschule gibt, Unterricht erteilt, Hauskreise leitet usw. Manchmal hat man den Eindruck, dass wo es nicht alle sehen, alle irgendwie einverstanden sind. Missionarinnen scheinen ein besondere Regelung zu haben, als ob eine Flugreise die Natur der Frau verändert. Missionarinnen dürfen auch im Heimataufenthalt referieren.
In der Vergangenheit war die Einstufung der Stellung der Frau auch sehr einseitig und zeitbezogen. Einige Beispiele. Augustin behauptet: Die Frau an sich ist nicht das Ebenbild Gottes, während es der Mann so offensichtlich und so vollständig ist, dass die Frau ihm beigeordnet ist.
Für Thomas von Aquin ist die Frau ein Mann „mit Defekt“; Sie ist von Natur dem Mann unterstellt, weil im Mann die Vernunft dominiert.
Martin Luther: Die Frau wurde dazu erschaffen, den Mann zu umgeben, die Kinder zu versorgen und zu erziehen und dem Mann untertan zu sein.
A. Hauge (Feminist) sagt dazu: Die Lehre der Kirche über die Wechselbeziehungen zwischen Männern und Frauen ist stärker von der sozialen Natur der Kirche als von der biblischen Offenbarung geprägt. [4] (Folie: Historischer Graben; Folie: Zusammenhänge berücksichtigen)
II. Was Unterordnung nicht ist
Heute möchte ich ein Missverständnis in Zusammenhang mit der Aussage im Kolosserbrief klären. Vermutlich werde ich noch ab und zu auf diese fundamentale Wahrheit zurückgreifen. Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter! So ist es der Gemeinschaft mit dem Herrn angemessen. (Kol 3,18)Lange führte man diese Aussage auf 1.Mose 3,16 zurück wo es heisst. Dein Verlangen soll nach deinem Mann sein, aber er soll dein Herr sein.(1.Mose 3,16)
Erklärung: Das Verlangen der Frau. Der Mann wird über sie herrschen. (Folie: Schöpfung – Sündenfall – Erlösung)
III. Christus hat uns befreit!
Denn wer gestorben ist, kann nicht mehr sündigen; er ist von der Herrschaft der Sünde befreit. (Röm 6,7)Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst, (Phil 2,3)Ordnet euch einander unter, wie es die Ehrfurcht vor Christus verlangt. (Eph 5,21)
Gott hat Dich und mich, sei es Frau oder Mann zu einem neuen Menschen gemacht. Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2.Kor 5,17)Wir sollen nun auch lernen, was der neuen Menschen in Bezug auf die Beziehung unter den Geschlechtern ausmacht.
Schluss
Unsere Aufgabe in den nächsten Wochen wird sein, herauszufinden, wie Gott die Beziehung und Aufgaben der Frauen und Männer in der Gemeinde in unserer Zeit verstanden haben will. Alles soll von dem Prinzip geleitet sein, das Paulus für den Abschnitt über die Ehe im Epheserbrief schreibt: Ordnet euch einander unter, wie es die Ehrfurcht vor Christus verlangt. (Eph 5,21)Amen
[1] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 11.
[2] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 15.
[3] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 19.
[4] Alfred Kuen: Die Frau in der Gemeinde, S. 14.