Ein Streit über den Beginn des Lebens und eine überraschende Antwort
Ich hörte von drei Männern, die miteinander darüber stritten, wann das Leben denn nun beginnt. Es waren katholische Priester, ein evangelischer Pfarrer und ein jüdischer Rabbiner.
Der Katholik sagte ganz klar, dass das Leben mit der Befruchtung der Eizelle beginnt. Der Evangelische entgegnete, dass das Leben natürlich vor der Geburt beginnt – das sei ihm schon klar –, aber doch nicht so früh.
Die beiden kamen nicht auf einen grünen Zweig. Sie stritten so heftig, dass die Fetzen flogen. Der jüdische Rabbiner saß dabei unbeteiligt daneben.
Irgendwann fragten sie ihn: „Was meinst du denn, wann das Leben beginnt?“ Der Rabbi antwortete: „Das Leben beginnt, wenn die Kinder aus dem Haus sind.“
Ich will es gleich sagen: Das Leben beginnt nicht mit der Befruchtung der Eizelle. Dein Leben hat schon früher begonnen.
Als unsere Kinder noch klein waren, haben sie ab und zu nacheinander gefragt: „Wie war das, als ich noch nicht im Bauch der Mama war? Wo war ich denn da?“
Wir haben ihnen keine albernen Antworten gegeben, wie „Da warst du der Käse im Schaufenster“ oder „Da hattest du den Klapper durch den Spaziergang getragen“. Stattdessen haben wir unseren Kindern gesagt: „Als du noch nicht im Bauch der Mama warst, da warst du bereits eine gute Idee von Gott.“
Dort hat dein Leben begonnen – in den Gedanken Gottes. Dort hast du deine Menschenwürde bekommen, weil Gott will, dass es dich gibt.
Die göttliche Perspektive auf das Leben und die Menschenwürde
Das deckt sich sogar mit der Heiligen Schrift. Wer nachlesen will, findet es im Psalm 139: „Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, von denen keiner da war.“
Da sage ich mir: Es ist doch toll, Gott hat dich geschaffen, damit er dir Menschenwürde verleiht. Daran kannst du erkennen, dass er dich liebt und dass er will, dass es dich gibt. Gott sagt Ja zum Leben – das ist doch etwas, das gleich auf den ersten Seiten der Bibel steht.
Aber wenn Gott dir das Leben schenkt, dann musst du dennoch selbst herausfinden, was du mit diesem Leben machen sollst. Was ist das Thema deines Lebens?
Stell dir vor, du bist auf deinem Lebensweg unterwegs. Nun kommst du an vielen verschiedenen Türen vorbei. Diese Türen eröffnen dir alle verschiedene Angebote.
Die Versuchungen und Angebote des Lebensweges
Auf dem ersten Türblatt steht "Humanismus". Man wird aufgefordert, durch diese Tür zu gehen und sein Leben danach zu gestalten. Betrachtet man den heutigen Humanismus, muss man sagen, dass es sich wahrscheinlich um einen Humanismus handelt, der gerade in die Pubertät gekommen ist.
Man möchte gut sein, ohne den da oben, der die Grundlage für das Gutsein in unserem Leben überhaupt gelegt hat. Man will gut sein ohne Gott und ohne seinen Sohn, der auch in der Bergpredigt die Grundlage für den Humanismus gelegt hat.
Geht man an dieser Tür vorbei, steht an der nächsten Tür "Atheismus" geschrieben. Dort ist man eingeladen einzutreten. Vielleicht hat man schon viel über Atheismus nachgedacht, auch wenn das im Schwabenland wahrscheinlich etwas schwieriger ist als in neun anderen Bundesländern.
Man merkt vielleicht, dass es eigentlich nur drei Arten von Atheismus gibt. Die erste Gruppe sind diejenigen, die bei Rotwein nachts Philosophen gelesen und studiert haben. Manche sind daran irre geworden. Sie sind Atheisten und sagen: "Ich bin Atheist."
Die zweite Gruppe nenne ich die Papageien. Sie plappern alles nach, was sie von anderen hören, ohne nachzudenken. Es wird einfach so wiedergegeben.
Die dritte Gruppe bei den Atheisten sind diejenigen, denen das Gewissen zu schaffen macht. Sie wissen ganz genau: Wenn es den da oben gibt, dann ist das schlecht für sie, angesichts dessen, was in ihrem Leben bisher gelaufen ist. Weil sie ein schlechtes Gewissen haben, müssen sie festlegen, dass den da oben nicht geben darf. Deshalb sagen sie, sie seien Atheisten.
Man sagt: "Nicht für mich." Dann kommt man an die Tür, auf der "Islam" steht. Dort steht groß geschrieben: "Unterwirf dich deinem Schicksal."
Dann kommt man an der esoterischen Tür vorbei, wo man aufgefordert wird, sich einen Flickenteppich zusammenzusetzen, damit man sein Leben gut gestalten kann.
Es gibt auch eine Tür, die darf überhaupt nicht fehlen: Dort steht "Karl Marx" drauf, mit der Aufforderung, die Gesellschaft zu verändern.
Die Einladung Jesu als wahre Tür zum Leben
Und dann kommst du an eine Tür. Ich habe die Vermutung, dass die meisten von euch schon durch diese Tür gegangen sind, denn sonst wärt ihr jetzt nicht hier.
An der Tür steht: "Kommt alle her zu mir." Auf dieser Tür ist außerdem ein Kreuz gemalt. Du nimmst die Klinke, drückst die Tür herunter – sie ist sogar offen – und kannst hindurchgehen. Dann gehst du hinein, machst die Tür zu und kannst von innen lesen: "Ich habe dich berufen, du bist jetzt ein Kind Gottes."
Es gibt übrigens jemanden, der von sich behauptet: "Ich bin die Tür." Er hat diese Tür auch für dich aufgeschlossen, denn eigentlich ist sie verschlossen. Der Mensch hat sich selbst ausgesperrt.
Dieser Jemand heißt Jesus Christus. Er hat gesagt: "Ich bin gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten."
Ich muss erst einmal feststellen: Deine Menschenwürde hast du, weil Gott dich geschaffen hat. Aber die Würde für das Reich Gottes hast du nicht automatisch. Die Würde als Kind Gottes bekommst du von Jesus Christus, indem du durch diese Tür gehst, zu der er dich einlädt.
Jesus verleiht dir diese Würde.
Die besondere Würde als Kind Gottes
Die Königin von England verleiht ab und zu einen Adelstitel. Damit hebt sie einen Menschen in den Adelsstand. Menschen, die Besonderes vollbracht haben, werden so in den Adelsstand erhoben. Das ist eine besondere Würde.
Der König aller Könige möchte dich in den höchsten Adelsstand heben, den es überhaupt gibt. Dieser König ist Jesus Christus. Er erhebt ein Geschöpf Gottes in den Christenstand. Aus Menschenkindern macht er in diesem Augenblick Gotteskinder.
Du sollst ein Kind Gottes sein – nicht wegen deiner besonderen Leistungen, die du vollbracht hast, sondern wegen seiner Liebe zu dir. Deshalb will er dich in den Christenstand heben.
Wer das zulässt und annimmt, dass Jesus unwürdig am Kreuz gestorben ist, für den rettet Jesus die Würde für das Reich Gottes.
Das Beispiel von Kanzu Uchimura: Vom Moralist zum Sünder vor Gott
Ich lasse jetzt über Weihnachten ein Buch über einen Japaner namens Kanzu Uchimura lesen. Er wurde 1861 geboren und stammte aus einer Samurai-Familie. Samurai war eine besondere Würde; allein die Zugehörigkeit zu einer solchen Familie bedeutete viel. Man wurde als Samurai geboren, um zu kämpfen. Doch Samurai waren nicht nur Krieger, sondern auch Berater, zum Beispiel von Fürsten oder Oberbefehlshabern.
Uchimura besuchte als Sechzehnjähriger eine Hochschule. Dort gab es eine Erweckung, ausgelöst durch einen Dozenten aus Amerika, der dort unterrichtete. Unter den Studenten galt Uchimura als jemand, der dem Christentum stets Widerstand leistete. Er selbst beschrieb die damalige Situation so: „Die öffentliche Meinung an der Hochschule war so stark gegen mich, sie war größer als meine Widerstandskraft.“
Er wurde von seinen Mitstudenten quasi überredet, ja förmlich gedrängt und gezwungen, Christ zu werden. Als die christliche Moral an der Hochschule eingeführt wurde, stellte das keineswegs einen Widerspruch zu seiner bisherigen Erziehung als Samurai dar. Im Gegenteil, es wirkte sogar sehr wohltuend.
Du musst wissen: Samurai hatten einen eigenen Sittenkodex, den Bushido, den Weg des Kriegers. (Irgend so ein Rapper habe ich gehört, soll seinen Namen davon geklaut haben.) Dieser Kodex stellte moralisch hochstehende Forderungen an die Mitglieder der Samurai. Zu diesen hohen Forderungen kam für Uchimura nun noch die christliche Moral hinzu, so verstand er das. Das fand er gut, doch die innere Lehre, die er empfand, blieb davon unberührt.
Nach dem äußeren Übertritt zum Christentum, der an der Hochschule stattfand, musste die innere Kapitulation des Sünders Uchimura noch folgen. Diese kam erst viele Jahre später. Er schrieb später: „Wenn ich sage, ich bin Christ, meine ich nicht, dass ich ein Heiliger bin im üblichen Sinne dieses Wortes, dass ich ein Führer anderer Menschen bin und ein Vorbild an Humanität. Wenn ich sage, ich bin ein Christ, meine ich, dass ich ein Sünder bin, dem einzig durch Gottes Gnade um Christi Willen vergeben ist.“
Als er Christ wurde, hörte er auf, ein Moralist zu sein. Er schreibt weiter: „Nach meinem Misserfolg als Moralist und nachdem ich bei allen Religionen – siehe die Türen, die ich auf meinem Weg traf, das kirchliche Christentum eingeschlossen – nicht weiterkam, fand ich die wahre, wirksame Heilung meiner todbringenden Krankheit in der Rettung, die mir in Christus Jesus am Kreuz angeboten wurde.“
Mit dieser todbringenden Krankheit meint er die Sünde – eine Krankheit, von der wir alle befallen sind.
Die Würde als Bürde und die Herausforderungen des Glaubens
Und mit dieser Würde, die Jesus dir in dem Moment verleiht, in dem du innerlich kapituliert hast und sagst: „Ja, Jesus, das am Kreuz nehme ich an“, kommst du durch dieses Leben. Mit dieser Würde gelangst du auch ins ewige Leben.
Du bist also zum Würdenträger Gottes berufen. Ursprünglich war jeder Mensch von Gott als Würdenträger vorgesehen. Doch der Mensch hat von Anfang an diese Würde über Bord geworfen. Er wollte damit nichts mehr zu tun haben. Ganz bewusst hat sich der Mensch von der Würde verabschiedet, die Gott für ihn bereitgehalten hat – von Anfang an, seit Adam.
In diesen Tagen ging durch die Medien, dass ein Wal vor New York gestrandet ist, am 26. Dezember. Man hat sich bemüht, diesen Wal wieder in sein Element zurückzubringen, doch es gelang nicht. Der Wal kann nur gut leben, wenn er im Wasser ist. Für dieses Element ist er geschaffen.
Bei den Menschen gibt es etwas Ähnliches: ein Element, für das sie geschaffen sind und in dem sie wirklich leben können. Dieses Element ist die Beziehung zum lebendigen Gott. Doch wir haben uns von diesem Element verabschiedet.
Christus bringt dich zurück in dieses Element. Von Jesus erhält ein Mensch die verlorene Würde zurück.
Missverständnisse über Würdenträger und die Realität christlichen Lebens
Da darf man nicht die Eitelkeiten mancher kirchlicher Würdenträger mit der eigentlichen Sache verwechseln. Wenn kirchliche Würdenträger mit riesengroßen Dienstwagen vorfahren, kommen manche ins Grübeln und fragen sich, ob dieses Wirtschaftsunternehmen nicht einmal mit jemandem begonnen hat, der zu Fuß gegangen ist und höchstens mal auf einem Esel geritten ist.
Es geht auch nicht darum, dass du, wenn du ein Würdenträger Gottes bist, besonders würdevoll auftreten musst. Wenn ein richtiger Würdenträger auf einer Bananenschale ausrutscht, sieht das besonders komisch aus. Und wenn du zu Jesus gehörst, also ein Würdenträger Gottes bist, dann musst du damit rechnen, dass dir Bananenschalen vor die Füße geworfen werden und dass dir Hindernisse in den Weg gelegt werden.
Man will, dass du fällst und dir die Lust vergeht, weiter als Würdenträger Gottes zu leben. Du sollst möglichst sogar die verliehene Würde loslassen. Ein Würdenträger ist eine Person – das wissen wir aus der Politik – die ein hohes Amt innehat. Kinder Gottes zu sein, ist ebenfalls ein hohes Amt, und die Würde eines hohen Amtes darf nicht beschädigt werden.
So ist das auch bei der Berufung, die Jesus bei dir ausspricht. Weil eine Amtsbeschädigung ganz schnell passieren kann, schreibt der Apostel Paulus an die jungen Christen in Thessalonich:
2. Thessalonicher 1,11: "Deshalb beten wir auch alle Zeit für euch, dass unser Gott euch würdig mache der Berufung und vollende das Wohlgefallen am Guten und das Werk des Glaubens in Kraft."
Die Bedeutung des Zusammenhangs beim Bibellesen
Dann müssen wir davon ausgehen, dass wir die Bibel möglichst im Zusammenhang lesen sollen, liebe Freunde. Unsere Glaubensväter haben gesagt: Die Bibel wird durch die Bibel ausgelegt. Natürlich können einzelne Bibelworte plötzlich in das Leben eines Menschen hineinreden, sodass du eine Veränderung erlebst und merkst, hier redet Gott.
Aber wir dürfen die Bibel nicht zu einem „Zieh-Bibel-Christentum“ verkommen lassen, nach dem Motto: „Jetzt habe ich gerade ein Problem, ich schlage die Bibel auf, und nun weiß ich ganz genau, was Gott mir zu sagen hat.“ Manche benutzen dann zum Beispiel das Herrnhuter Losungsbüchlein wie ein Horoskop – ein christliches Horoskop, natürlich. Aber so kann es nicht funktionieren.
Vor allem kannst du damit tüchtig auf die Nase fallen. Du kannst zum Beispiel bei einem Problem die Bibel aufschlagen und liest plötzlich: „Und Judas ging hin und unterhängte sich.“ Was sagst du? Das kann doch nicht der Wille Gottes für mein Leben sein. Du schlägst die Bibel wieder auf, findest eine neue Stelle und da steht: Lukas 10,37: „Geh hin und tu des Gleichen.“
Wenn es um den Willen Gottes in unserem Leben geht, dann müssen wir die Bibel in der Regel im Zusammenhang lesen, liebe Freunde. So ist es auch mit dem Text, der uns vom Veranstalter für heute Nachmittag hier vorgegeben ist.
Die Herrnhuter Losung ist immer nur die Vorspeise für die Hauptspeise – für das Bibellesen im Zusammenhang.
Standhaftigkeit trotz Verfolgung als Kennzeichen des Glaubens
Paulus spricht hier von der Würde im Zusammenhang mit dem, was wir in Vers 4 lesen. Dort heißt es: „Darum rühmen wir uns eurer unter den Gemeinden Gottes wegen eurer Geduld und eures Glaubens in allen Verfolgungen und Bedrängnissen, die ihr erduldet.“
Diese Verfolgungen und Bedrängnisse sind wie Bananenschalen und Hindernisse, die jungen Christen in den Weg gelegt werden. Die Wirtenträger sollen aus dem Rennen genommen werden. Paulus betet dafür, dass die Christen trotz dieser Widerstände würdig ihrer Berufung bleiben und standhaft bleiben.
Manche nehmen sich vor, würdig leben zu wollen und zu können. Sie denken dabei: „Ich muss so werden wie Jesus.“ Oft verstehen sie das so, wie Ujimura es in seiner Anfangszeit tat, nämlich als eine Moral, die man sich aneignen oder antrainieren muss. Sie wollen einen besseren Charakter entwickeln, einen besseren Umgang mit Menschen lernen und eine würdige und liebevolle Ausstrahlung haben.
Doch nur wenige, möchte ich behaupten, denken dabei daran, dass das „So-werden-wie-Jesus“ auch bedeutet, dass Jesus ein Kreuz getragen hat.
Wisst ihr, die Wirtenträger und die Historymaker in der Bibel und der Kirchengeschichte? Sie haben sich ihre Aufgabe meist nicht selbst ausgesucht. Sie hatten oft eine große Last zu tragen. Manche haben Gott angefleht, ihnen diese Last zu nehmen. Andere wurden von Zweifeln gequält. Wieder andere wurden mit dem Tod bedroht oder haben ihren Auftrag sogar mit dem Leben bezahlt.
Kreuztragen als Teil der Nachfolge
Wirdenträger im Reich Gottes sind immer auch Bürdenträger. Schon Jesus hat das ganz deutlich betont. Er sagte: Wenn jemand mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Zum Würdenträger gehört also, die Bürde zu tragen.
Bei uns gibt es einen Spruch, der lautet: Jeder hat sein Kreuz zu tragen. Vielleicht kennt ihr das auch aus Württemberg. Die meisten Menschen denken dabei an Alltagsprobleme. Zum Beispiel nervige Eltern, die man aushalten muss, oder Lehrer, die ständig Stress machen. Eltern sagen manchmal: Das Kreuz sind meine Kinder, weil sie schwierig sind. Andere nennen gesundheitliche Probleme als ihr Kreuz. Man spricht also oft von Alltagsproblemen.
Doch genau das ist hier nicht mit Kreuz gemeint. Die Alltagsprobleme, die du hast, sind vielleicht der Anker auf dieser Erde, damit du nicht abhebst und bodenständig bleibst. Sie sind der Pfahl im Fleisch. Mit Kreuz ist immer die Ablehnung gemeint, die du erfährst, weil du Christ bist und zu Jesus gehörst.
Jesusnachfolge und Kreuztragen sind eng miteinander verbunden. Ich habe den dumpfen Eindruck, dass wir das hier in Westeuropa gelegentlich vergessen. Bedrängnis und Verfolgung zu erleiden und auszuhalten, ist das Kennzeichen dafür, dass der Glaube echt ist.
Wenn du treu als Bürdenträger unterwegs bist und Ablehnung erträgst, weil du zu Jesus gehörst, dann zeigst du, dass Gott dir einen größeren Verantwortungsbereich übertragen kann – auch im Himmel.
Unterschiedliche Lebenswege und ihre Folgen im Glauben
Nicht alle Christen erhalten im Himmel die gleiche Herrlichkeit.
Ein Beispiel: Stellen wir uns einen Mann vor, der seine Freizeit opfert, um möglichst viel zu studieren. Er bereitet sich auf die Mission vor, investiert sein Geld dafür, geht in ein fremdes Land, verliert dort seine Gesundheit und stirbt. Daneben sehen wir einen anderen Mann, der sich ebenfalls als Christ bezeichnet. Er lebt im Luxus, spendet sogar zehn Prozent seines Einkommens oder Gewinns, doch er genießt seinen Luxus, bekennt sich kaum zu Jesus und hat kein Kreuz zu tragen.
Wir müssen feststellen: Der Luxus-Christ wird wahrscheinlich seine Haut vor dem Himmel retten. Er war aber nie bei Jesus in der Schule und hat nie gelernt, was es heißt, ein Kreuz zu tragen. Der andere hat sein Leben für Jesus hingegeben.
Wir wissen aus der Bibel, dass Christen in der Ewigkeit das ernten, was sie in diesem Leben gelebt haben. Verfolgung zu erleiden und auszuhalten ist ein Kennzeichen dafür, dass der Glaube echt ist. Wer unter Verfolgung standhaft bleibt, wird von Jesus würdig gesprochen, das Reich Gottes zu erben. Jesus gibt zum Standhaftbleiben sogar die Kraft dazu.
Gott kann solchen „Wirtenträgern“ größere Verantwortung übertragen. Wirtenträger, das muss man wissen, haben es in der Regel nicht gemütlich. Auch wenn in der Christenheit manchmal Verwöhnkonferenzen oder Kuschelkultur angeboten werden, erlebt jeder, der Jesus predigt und mit ihm lebt, auch Ablehnung.
Wer das nicht aushält, fängt oft an, die biblische Botschaft zu verdrehen oder zu verändern, sodass sie einem selbst und anderen besser gefällt. Man kann natürlich hoffen, dass man nicht für Christus leiden muss. Doch es wird vermutlich anders kommen.
Wer mit Jesus lebt, wird vermutlich leiden müssen. Jesus hat selbst häufig gesagt, dass seine Nachfolger mit Verführung und Verfolgung rechnen müssen.
Warnungen vor Verführung und Verfolgung in der Endzeit
In der weltweiten Christenheit wissen wir das doch. Jesus hat zum Beispiel in seinen Endzeitreden darauf hingewiesen. In Lukas 21 heißt es zum Beispiel: „Seht zu, lasst euch nicht verführen, denn viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: ‚Ich bin es‘. Folgt ihnen nicht nach.“
Er sagt dann weiter: „Aber von diesen allen werden sie Hand an euch legen, euch verfolgen und euch vor Synagogengefängnisse bringen. Sie werden euch vor Könige und Statthalter führen, um meines Namens willen. Das wird euch alles widerfahren zu einem Zeugnis.“
So gesehen ist das Leid und die Verfolgung sogar eine Art Trainingseinheit für uns Christen, damit es zum Zeugnis wird.
Nach allen Evangelien, die von der Endzeitrede Jesu berichten, müssen wir erkennen, dass Jesus die Warnung vor der Verführung immer an die erste Stelle gesetzt hat. Warum eigentlich? Weil die Verführung der Christen schlimmer ist als die Verfolgung der Christen.
Es gibt einen Satz, der in unserem Alltag in Deutschland noch weit entfernt scheint: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“ Das heißt, Christenverfolgung wird zum Segen für die Christenheit. Dort, wo Christen verfolgt werden, wachsen Gemeinden. Die Gegner werden in diesem Fall sogar zum Segen für die christliche Gemeinde.
Eins kann man aber nicht sagen: Die Verführer und die Irrlehrer sind der Same der Kirche. Das stimmt nicht. Verführung und Irrlehre machen die Gemeinde kaputt.
Deshalb betet Paulus für die Christen, dass Gott sie würdig mache der Berufung und dass sie standhaft bleiben. Deshalb warnt Jesus eindrücklich: „Lauft den Verführern nicht nach“, auch wenn die Verführer sich ein frommes Mäntelchen umlegen, auch wenn sie vielleicht einen Pfarrertalar tragen oder ein Bischofskreuz. Lauf ihnen nicht nach.
Verführung kommt häufig von innen, und die Verfolgung kommt in der Regel von außen. Von innen wird die Bibel verborgen, werden Kreuz und Christus überflüssig gemacht. Wenn sich die Bedrängnis von innen auswirkt, dann kann man das auch bei uns in Westeuropa erleben.
Persönliche Erfahrungen mit Ablehnung und gesellschaftlichen Herausforderungen
Ich durfte das neulich erleben. Ich habe ja vor uns gehört, dass ich zum sächsischen Evangelisationsteam gehöre. Wir wurden neulich in die rechtsextreme Ecke gestellt – hochinteressant, obwohl mein Schwiegersohn aus Malaysia ist. Einer meiner Freunde ist Kubaner, und einer meiner Schlagzeuger war viele Jahre Peruaner.
Es gab die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus, die unserem Evangelisationsteam sogar ein Faltblatt gewidmet hat. Was hatten wir denn Schlimmes getan? Der Grund war, dass wir mit der Bibel in der Hand – indem wir sie auch lesen und nicht nur in der Hand halten – praktizierte Homosexualität ablehnen. Außerdem haben wir uns gegen die unbiblische Öffnung der Pfarrhäuser gewendet, sodass also Homopärchen dort einziehen können.
Die Argumentation geht dann häufig so: Die Nazis lehnen homosexuelle Menschen ab, und deshalb sind schon kritische Gedanken zu dieser Lebensweise rechtsextrem. Und schon findet man sich in der rechtsextremen Naziecke wieder.
Komischerweise ist das aber nur bei manchen Themen so. Bei der Fixierung der Naziführer auf Biokost argumentiert normalerweise niemand so. Der Journalist Jan Fleischhauer hat geschrieben, dass Hitler Stunden in Diskussionen mit seinen Vertrauten verbrachte, um zu überlegen, wie man das deutsche Volk zum Vegetarismus bekehren könne. Komischerweise fragt niemand: Sind jetzt Vegetarier rechtsextrem?
Oder müssen wir bald befürchten, dass Müttern, die ihre Kinder zu Hause erziehen, rechtsextreme Tendenzen untergeschoben werden? Werden Männer, die sagen: „Ich will treu und fleißig meiner Arbeit nachgehen“, vielleicht auch bald als Nazis beschimpft?
Keine Sorge, die Nazis wollen mit mir nichts zu tun haben, weil ich den jüdischen Jesus predige und ihn auch anbete. Die Linke wollte noch nie einen Gott über sich dulden. Ich bin weder links noch rechts. Ich bin vorn, weil ich zu Jesus gehöre – und weil Jesus immer vorn ist.
Deshalb werde ich, solange ich Luft dazu habe, Linke und Rechte, Nazis und Kommunisten, Homos und Normallos zu Jesus einladen, damit sie ihn finden. Damit sie dem Mann aus Nazaret folgen können. Denn für diejenigen, die dem Mann aus Nazaret folgen, gilt, was in der Bibel steht:
„So habt nun acht, dass ihr tut, wie euch der Herr, euer Gott, geboten hat, und weicht nicht zur Rechten noch zur Linken.“
Und dann gehen wir mal los.
Die Gabe der Geisterunterscheidung und die Bedeutung des biblischen Zusammenhangs
Wenn es um die Verführung durch die „Bananenschale“ geht, brauchen wir heute mehr denn je die Gabe der Geisterunterscheidung. Welche Stimme kommt vom Geist Gottes? Und welche Stimme kommt nicht vom Geist Gottes?
Ich möchte dir verraten, wie diese Gabe der Geisterunterscheidung wachsen kann. Sie kann wachsen, indem du die Bibel liest – und zwar im Zusammenhang.
Im Dezember hatte ich einige Vorträge in Tschechien. Ich durfte meine Frau mitnehmen, und der Bischof Bietak fuhr mit uns durch das Land. Dabei besuchten wir die Wurzeln der Herrnhuter Brüdergemeine. In Zauchtel befindet sich das Museum der mährischen Brüder. Bei der Besichtigung kam mir der zuvor erwähnte Satz in den Sinn: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche.“
Nachdem einige Brüder gefoltert und getötet wurden, mussten sie fliehen. Graf Zinzendorf gab ihnen dann den Hutberg, wo sie Herrnhut gründeten. Später schenkte Jesus diesen Christen, die in der Verfolgung ihrem Herrn treu geblieben sind, eine wunderbare weltweite Missionsbewegung.
Verfolgung stärkt die Gemeinde, auch wenn das auf den ersten Blick nicht immer zu erkennen ist. Sie dient als Training für die Mission und ist eine Chance, um in der Mission und im Leiden Zeugnis für Jesus zu geben.
Man kann sich dann fragen: Auch wenn du in persönliche Schwierigkeiten kommst, weil du zu Christus gehörst – wie können persönliche Schwierigkeiten, die uns andere bereiten, zu einer missionarischen Möglichkeit werden?
Die Realität der Christenverfolgung weltweit und in der Gesellschaft
Man muss wissen: Die Verfolgung der Christen geschieht vor allem in zwei Formen. Es gibt die atheistische und die muslimische Staatsreligion, die das Christentum ausrotten wollen. Missionswissenschaftler berichten heute, dass es noch nie so viele Märtyrer gegeben hat wie in unserer Zeit, während wir hier friedlich in Freiheit leben.
Wir müssen auch sagen, dass diese Feinde der Christen das Christentum zumindest ernst nehmen. Manchmal frage ich mich, warum die Verfolger in ihren Ländern die Bibel nicht zur Pflichtlektüre in der Schule machen. So könnten die Menschen schon früh lesen, was Christen angeblich für Spinner sind, weil sie behaupten, dass das, was in der Bibel steht, nicht stimmt. Dann könnte sich jeder Bürger in seinem Land direkt am Originaltext der Bibel informieren und feststellen, dass das, was die Christen glauben, Quatsch ist.
Aber das tun sie nicht. Stattdessen verbieten sie die Bibel. Die Bibel wird verboten, weil sie Angst haben vor dem, der in der Heiligen Schrift vorgestellt wird. In Nordkorea führt der Besitz einer Bibel zu fünf Jahren im Konzentrationslager. Dort befinden sich vielleicht 30 Christen. Es gibt keine Unterscheidung zwischen Christen und anderen Gefangenen. Christen, die wegen des Besitzes einer Bibel verurteilt wurden, sind politische Gefangene.
In diesen Konzentrationslagern dürfen die Häftlinge in Anwesenheit der Wärter nicht nach oben schauen und nicht mit anderen Gefangenen sprechen. Dadurch will man die Kontrolle behalten und die Menschen demoralisieren. In diesen kommunistischen KZ gilt: Kopf runter! Und obwohl die Christen dort unwürdig behandelt werden, sind sie Würdenträger im Reich Gottes.
Es gibt aber nicht nur die staatsterroristische Christenverfolgung. Es gibt auch eine anonyme und schleichende Methode, bei der sich das Christentum in der Gesellschaft auflöst – wie ein Zuckerstück, das man in ein Wasserglas gibt. Es löst sich einfach auf. Dabei gibt es keine Gewalt, keine Gefängnisse. Das Christentum verschwindet aus der Gesellschaft.
Das passiert in einer Gesellschaft, die sich einerseits demokratisch gibt, in der aber andererseits die Medien bestimmen, was man zu denken, zu tun und zu sagen hat. Die Medien schreiben einem alles vor, und wehe dem, der sich nicht daran hält. Die Botschaft der Bibel kommt immer weniger in den Medien vor. Das Christentum wird in die private Ecke gedrängt und verschwindet allmählich von der öffentlichen Bühne.
Der Mensch und seine Bedürfnisse sind das Maß aller Dinge. Wer aber nach dem Willen Gottes fragt und die Maßstäbe der Bibel hochhalten will, wird als Fundamentalist beschimpft oder als Nazi abgestempelt. Das kann einem irgendwann auch in unseren Ländern den Job kosten.
Ich sprach gerade hier in eurer Gegend mit einem Standesbeamten. Er sagte: „Wenn es bei uns so weit ist, dass ich ein homosexuelles Paar verheiraten soll, dann kann ich das als Christ nicht. Ich bin gespannt, was dann mit mir wird.“
Wenn du zum Würdenträger berufen bist, dann stirb bitte nicht an den Problemen, die sich vielleicht aufbauen oder die dir in den Weg gelegt werden. Lass dich nicht von den Bananenschalen bestimmen, auf denen du ausrutschen könntest. Sie wollen, dass du fällst. Sieh stattdessen auf Jesus.
Wenn Jesus wiederkommt, wird er der Not der Christen ein Ende machen. Das ist das Ziel, auf das wir als Würdenträger Gottes zuleben. Paulus betet, dass Gott die Christen in ihren Bedrängnissen innerlich verwandelt. Damit meint er, dass Gott ihnen helfen soll, in dieser Situation ihrer Berufung treu zu bleiben.
Diese Berufung ist gleichzeitig auch die Berufung zur Mission und Evangelisation. Selbst die Verfolger sollen von Jesus hören.
Ermutigung zum treuen Leben und Zeugnis für Jesus
Ich möchte euch zum Schluss noch einmal nahebringen, dass ihr mit diesen Gedanken diese Halle verlasst: Unannehmlichkeiten, die entstehen, weil du zu Jesus gehörst, sind für dich eine Chance zur Mission. Sie bieten dir die Möglichkeit, von Jesus zu erzählen.
Wenn du in die Schule oder zum Studium gehst, kannst du sagen: Ich will hier richtig ranklotzen, um mich wirklich von Jesus vorbereiten zu lassen für das, was er für mich vorhat und was er in meinem Leben ausrichten will. Selbst wenn du in der Schule oder im Studium angefeindet wirst, kannst du sagen: Ich will Jesus treu bleiben. Dann bittest du Jesus nur um die Kraft dafür, und er gibt sie dir.
Wenn du dich zu denen gehörst, die irgendwann oder vielleicht jetzt schon Kinder haben, und du sagst: Ich will zuhause meine Kinder erziehen, dann kannst du wissen, dass du wahrscheinlich mehr Einfluss auf diese Gesellschaft hast als manche, die nur Karriere im Kopf haben. Denn du gibst deinen Kindern vielfältig Werte und Jesus mit, und diese Kinder werden in der Zukunft die Gesellschaft prägen mit dem, was du ihnen mitgegeben hast.
Wenn du dann auch noch belächelt oder angefeindet wirst, nur weil du zu Hause bleibst, hatten wir übrigens schon alles zu DDR-Zeiten. Es ist nichts Neues, dass du zu Hause bleibst, deine Kinder erziehst und dich dort investierst. Dann kannst du sagen: Das ist mein Weg, den Jesus mir gewiesen hat.
Du wirst in deinem Beruf und in deiner Karriere die Ärmel hochkrempeln, aber nicht, um die Ellenbogen einzusetzen, sondern um zu zeigen, was es heißt, als Christ Verantwortung zu übernehmen. Vielleicht wirst du deine ganze Abteilung oder sogar deine Firma prägen, weil du als Christ dort unterwegs bist. Du wirst von deiner Hoffnung reden.
Selbst wenn eines Tages die Kraft in deinem Leben nachlässt – wenn es dir vielleicht geschenkt sein sollte, dass du ein alter Mensch wirst – wirst du immer noch gebraucht. Ich sprach mit einer 90-jährigen Dame, die mir von ihren Schmerzen und Gebrechen erzählte. Doch dann sagte sie, und das Blatt wendete sich plötzlich: „Wissen Sie, was ich mache, wenn ich nachts vor Schmerzen nicht schlafen kann? Dann bete ich für den Bürgermeister, für den Pfarrer, für die Missionare, für die jungen Leute, dass sie Jesus finden. Dann bete ich.“
Ich will dir sagen: Wenn du in deinem Leben und in deiner Berufung als Würdenträger enttäuscht werden willst, dann musst du dich an anderen Menschen orientieren. Auch wenn sie noch so fromm sind – wenn du dich nur an anderen Menschen orientierst, wirst du enttäuscht werden.
Wenn du auf deinem Weg entmutigt werden willst, dann musst du immer nur auf dich und deine Möglichkeiten schauen. Dann wirst du unter Garantie entmutigt werden.
Wenn du aber auf deinem Weg mit Jesus ermutigt werden willst, dann musst du hochsehen – und zwar hoch ans Kreuz, an dem Jesus hängt. Wenn du das tust und mit dem in Verbindung bleibst, der für dich gestorben ist und nicht am Kreuz geblieben ist, sondern auferstanden ist, dann wirst du gehalten. Auch wenn du im Leben manchmal fällst, macht dich das stark.
Wenn du Gegenwind, ja sogar vielleicht Verführung und Verfolgung erleben solltest, dann macht er dich stark. Er macht dich auch zum Zeugen für die Menschen, die dich kennenlernen.
Amen.
