Einführung in das geistliche Wachstum
Der Gast der Woche: Fünf Episoden mit einem echten Bibellehrer
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es weiter mit meinem Freund Benjamin. Das Thema lautet: „Wie kann ich im geistlichen Leben durchstarten? Welche Tipps hat ein echter Bibellehrer für den Normalchristen?“
Ja, das ist eine sehr spannende Frage. Natürlich würde mir als Bibellehrer sofort in den Sinn kommen, die Bibel zu lesen und zu verstehen. Ich glaube, das ist ein total wichtiger Aspekt, den man ernst nehmen sollte.
Wenn ich das richtig weiß, heißt dein Podcast, der gerade erst angefangen hat, genau so, oder?
Ja, „Die Bibel verstehen“.
Genau. „Die Bibel verstehen“ gibt es auch als Webseite unter www.diebibelverstehen.de. Außerdem gibt es einen YouTube-Kanal, den Podcast und ein paar kleine Artikel. Das gemeinsame Anliegen ist es, die Bibel verständlicher zu machen.
Die Bedeutung des Bibellesens für das geistliche Leben
Um im geistlichen Leben richtig durchzustarten, ist die Bibel natürlich sehr wichtig. Es ist entscheidend, die Bibel zu verstehen, daraus geistliche Nahrung zu ziehen und neu begeistert zu werden. Außerdem hilft sie, von Gott Orientierung zu erhalten – zum Beispiel, wie man Dinge bewertet und wie man leben soll.
Ich glaube jedoch, dass es nicht ausreicht, die Bibel nur zu lesen und zu verstehen. Vielmehr muss man das Gelesene auch umsetzen.
Die Frage ist: Wie viel Bibel sollte ein junger Christ täglich lesen? Das lässt sich nicht pauschal beantworten, denn Menschen lesen unterschiedlich schnell. Manche haben sogar ein fotografisches Gedächtnis und können die Bibel nach einmaligem Lesen quasi immer abrufen. Das finde ich faszinierend, denn ich gehöre eher zum Gegenteil.
Wenn jemand gerade erst anfängt, würde ich sagen: Ein Sprachlehrer, der gefragt wurde, wie viel Hebräisch jeder Christ lernen sollte, antwortete: „So viel er kann.“ Das gilt auch für das Bibellesen. Es ist gut, die Bibel in sich aufzunehmen, aber es darf nicht krampfhaft werden.
Sobald man das Gefühl hat, ein bestimmtes Pensum erfüllen zu müssen und nur deshalb liest, verliert man die Freude an der Bibel. Deshalb ist es wichtig, sich die Lust am Lesen zu bewahren und darauf zu vertrauen, dass es immer mehr zu entdecken gibt.
Wenn du mich konkret fragst, würde ich empfehlen, sich morgens etwa eine halbe Stunde Zeit zu nehmen, um in der Bibel zu lesen. Dabei sollte man versuchen, begeisterter zu werden und mehr daraus zu lernen.
Verschiedene Zugänge zum Bibellesen
Ich würde auch sagen, dass es gar nicht darauf ankommt, wie viel man täglich liest. Vielmehr gibt es unterschiedliche Aspekte beim Bibellesen.
Zum einen gibt es die tägliche Bibellese, die ich vielleicht mache, um mich auf den Tag vorzubereiten oder mich auf Gott zu konzentrieren. Dabei nehme ich etwas mit für den Tag.
Zum anderen gibt es eine Bibellese, die mir hilft, bestimmte Phänomene einzuordnen. Was mache ich zum Beispiel, wenn ich bestimmte Fragen in unserer Zeit habe? Oder wenn ich verstehen möchte, was es mit globalen Veränderungen in der Welt auf sich hat? In solchen Fällen kann es hilfreich sein, in der Bibel nachzuschauen. Das mache ich aber hoffentlich nicht morgens, vor allem nicht eine halbe Stunde lang. Stattdessen nehme ich mir vielleicht am Nachmittag Zeit dafür.
Oder ich möchte für die Gemeinde ein Buch verstehen, das gepredigt wird oder im Hauskreis durchgenommen wird. Dieses Buch will ich dann intensiv verstehen.
Ich glaube, die Bibel hat einen sehr großen Wert für unser konkretes, praktisches Leben. Deshalb lohnt es sich, aus ganz verschiedenen Gründen und zu verschiedenen Zeiten einfach hineinzuschauen.
Den Alltag bewusst mit Gott leben
Gut, also Bibel lesen war das eine, aber du wolltest schon weitermachen. Ich habe dich nur aufgehalten. Was kommt dann noch? Genau: Für mich ist es total wichtig für das geistliche Leben, mit Gott und Jesus meinen Alltag zu leben. Dabei versuche ich ganz bewusst, sie nicht auszuklammern.
Das ist für mich eigentlich einer der Schlüssel, wie mein geistliches Leben gut wird – oder auch der Knackpunkt, wenn es gerade nicht gut ist. Das heißt, ich bin bereit, alles, was ich erlebe und tue, mit Gott zu machen. Wenn ich zum Beispiel einen Parkplatz suche, denke ich nicht einfach nur: „Oh, ich muss jetzt den Parkplatz finden, damit ich schnell da und da hinkomme und noch das und das schaffe.“ Stattdessen sage ich innerlich: „Herr Jesus, ich wünsche mir jetzt einen Parkplatz. Hilf doch, dass ich jetzt einen finde.“
Ich denke nicht: „Ach, das ist für Jesus wahrscheinlich eh viel zu lächerlich, das interessiert ihn jetzt gar nicht.“ Gerade in den kleinen Dingen meines Lebens oder wenn ich manchmal Situationen habe, in denen ich im Zug sitze und mich frage: „Wo setze ich mich denn jetzt hin? Will ich mich wirklich da hinsetzen?“ Dann traue ich mich vielleicht nicht, weil das so kleine, lächerliche Gedanken sind. Aber dann bete ich einfach: „Herr Jesus, hilf mir doch jetzt, dass mir das nicht so unangenehm ist.“
Manchmal entwickelt sich daraus etwas ganz Neues. Gerade die kleinen Dinge, die wir alle haben, die kleinen Gedanken, die ich einfach mit Gott denke, vor Gott denke – das finde ich super. Ich habe irgendwann mal für mich Sprüche 3,6 entdeckt: „Auf all deinen Wegen erkenne nur ihn.“ Da steckt die Verheißung drin, dass ich wirklich auf allen Wegen, egal was mir gerade begegnet, Gott erkennen kann.
Das kann in meiner Beziehung zu Gott ein Plus sein, wenn ich die Situation mit Gott durchlebe. Dieser Gedanke, dass man trennt: „Das ist jetzt geistlich, jetzt bin ich auf Gott konzentriert, und das ist jetzt mein weltliches Leben, das muss ich irgendwie ohne Gott leben“ – das geht mir genau wie dir. Das scheint mir ein sehr falscher Gedanke zu sein.
Bewusst mit Gott leben – das ist für mich das Entscheidende.
Ehrliche Gespräche unter Christen
Ja, was noch? Ich finde es sehr hilfreich, wenn man einfach versucht, sich ehrlich mit anderen Leuten zu unterhalten.
Oft erlebe ich es als Hindernis, dass man sich unter Christen nicht traut, wirklich offen zu reden. Jeder hat irgendwie Angst um sein Ansehen oder denkt, er könnte in den Augen der anderen ungeistlich oder merkwürdig wirken. Dabei haben doch eigentlich alle die gleichen Gedanken und Probleme. Und wir sind ja auch merkwürdig – das weiß jeder.
Genau deshalb finde ich es sehr hilfreich, wenn man sich einfach mal offen austauscht. Jeder kennt doch dieses Gefühl, wenn man ein Gespräch führt, das total offen ist, und beide Seiten denken: „Ach krass, dir geht es auch so!“ oder „Wahnsinn, gut, dass wir uns darüber ausgetauscht haben.“ Solche Gespräche könnte man viel öfter führen. Das wäre wirklich schön und auch sehr hilfreich.
Ich erinnere mich an legendäre Männerabende in unserer Gemeindegründungsphase – wirklich legendär. Genau das ist dort passiert: Der Erste fing an, ehrlich zu erzählen, wie es ihm wirklich ging, und dann wurden die Abende total offen. Es gibt wenig, was ich aus unserer Gründungsphase vermisse, aber diese Abende haben wir als Gemeinde verloren, und das ist sehr schade.
Also wirklich legendär: Ofenkäse, Würste und Ehrlichkeit. Eine gute Kombination. Und grüner Tee war auch noch dabei.
Neue Impulse für das geistliche Leben suchen
Ja, also die Bibel, der bewusste Umgang damit oder das bewusste Leben mit dem Herrn Jesus, ehrlich mit ihm zu sprechen – das sind wichtige Punkte.
Ein letzter Punkt, auf den du achten solltest, ist, sich neue Nahrung zu suchen. Sich neue Impulse zu holen, nicht immer in den gleichen Spuren zu gehen und nicht immer den gleichen Trott zu leben. Es geht darum, das Leben lebendig zu halten, indem man sich neuen Input holt.
Für mich funktioniert das häufig übers Lesen. Ich hole mir neue Anregungen, indem ich einfach interessante Sachen lese. Das muss nicht bei jedem so sein. Für viele ist es tatsächlich so, dass das Gespräch mit anderen gerade diesen Input gibt. Aber ich glaube, es ist total wichtig, immer mal wieder über den Tellerrand hinauszuschauen.
Man kann auch mal sehen, wie es Christen in anderen Ländern geht oder Bücher aus anderen Ländern lesen. Dabei kann man herausfinden, wie andere Christen über dieses und jenes denken. Es lohnt sich, einfach mal neues Terrain zu betreten.
Man kann sich auch mit Bibelstellen beschäftigen, mit denen man noch nicht so viel Berührung hatte. Das erlebe ich als total hilfreich, weil es neue Impulse gibt. Es zeigt auch, dass die Welt größer ist als die eigene Suppe, in der man oft lebt und denkt: „Oh ja, ich mache das ähnlich.“
Ich schaue mir unglaublich gerne interessante Interviews auf YouTube an. Dort laden Bibellehrer, die ich sehr schätze, Gäste ein, von denen ich noch nie etwas gehört habe. Plötzlich wirft man eine Stunde lang einen Blick in eine Welt hinein und denkt: „Wow, das macht er jetzt schon ein ganzes Leben lang und ich habe noch nie davon gehört. Ich wusste gar nicht, dass es dieses Thema gibt.“
Genau, ja. Ich denke auch an das, was wir ganz am Anfang hatten, als du gesagt hast, dass man denken darf. Das wird dadurch auch unglaublich gefördert.
Ja, definitiv. So erlebe ich das auch.
Ein Wort an ältere Christen
Vielleicht zum Schluss noch ein Wort an die über 50-Jährigen: Ich meine, du hast da noch ein bisschen Luft, bist also noch nicht so weit. Aber ich vermute, weil du aus der – ich nenne es immer – Brüderszene kommst, triffst du doch auch auf viele ältere Geschwister.
Ja, klar. Und ich denke, du wirst auch ein Stück weit mit der Not dieser älteren Geschwister konfrontiert. Hast du für sie vielleicht noch ein Wort, das dir wichtig ist? Wenn du so aus den Erfahrungen der letzten Jahre einen Tipp für das geistliche Leben gerade von älteren Geschwistern geben könntest – oder auch gerne zwei?
Ich glaube, dass es besonders wichtig ist, dass man gerade dann, wenn man schon vieles gesehen und erlebt hat und auch seine Denkpfade hat, in denen man Sachen einordnet und beurteilt, die Stabilität behält, die ja gerade reifere Christen auszeichnet. Gleichzeitig sollte man aber eine gewisse Flexibilität zulassen.
Ich erlebe ältere Geschwister als unglaublich hilfreich, vermittelnd und inspirierend, wenn sie sich diese gewisse Flexibilität bewahrt haben. Das heißt, sie sind nicht starr geworden, aber trotzdem stabil. Sie sind ein fester Orientierungspunkt, aber gleichzeitig offen, auch in weniger wichtigen Fragen – vielleicht Fragen, wie man Gemeinde lebt oder tatsächlich Fragen, die für unser Glaubensleben nicht wirklich entscheidend sind.
Beispielsweise, welche Farbe die Stühle haben oder so. Einfach flexibel zu sein und auch bereit, sich auf die Denkwelt von jungen Leuten einzulassen. Das erlebe ich als unglaublich hilfreich – für junge Leute, aber auch für ältere, weil man dann gegenseitig voneinander profitiert.
Und das wünsche ich mir für mich einfach, dass ich so eine Flexibilität habe und auch behalten kann, wenn ich älter werde.
Ja, und es ist wahrscheinlich so, dass wir es tatsächlich leichter haben. An der Stelle kommen auch psychohistorische Phänomene zum Tragen. Gerade die älteren Geschwister, die zum Teil den Krieg noch miterlebt haben, sind sehr sicherheitsbedürftig, weil es in der Vergangenheit eben einen Mangel an Sicherheit gab. Das ist verständlich, total verständlich.
Wo ich auch denke, dass wir als Jüngere – und ich ziehe mich da mal rein, weil ich so ein bisschen jung geblieben bin – da auch barmherzig mit ihnen umgehen müssen, wenn es vielleicht manchmal zu einer gewissen Starrheit kommt.
Aber du hast Recht: Ich glaube, wenn man sich bis ins hohe Alter erhält, über den Tellerrand hinauszuschauen, das Wichtige vom weniger Wichtigen zu trennen und vielleicht auch so eine humorvolle Freude an dem gährenden Wein der Jugend zu haben, die einmal sagt: „Okay, die blubbern noch ein bisschen“, und da auch mal ein bisschen was zuzulassen, ohne gleich alles als einen Anschlag auf das eigene Glaubensleben und das eigene Christentum zu sehen, das wäre schon schön.
Ausblick auf die nächste Episode und Abschlusssegen
Ja, vielen herzlichen Dank. Das ist heute ein bisschen länger geworden.
Morgen würde ich gerne in der Episode kurz mit dir darüber sprechen, und zwar über das Thema Intellektualität. Ich habe da jemanden dabei, das haben wir noch gar nicht erwähnt, der zwei Doktortitel hat. Du selbst hast ja auch einen Doktortitel in Mathematik.
Wie schaffst du es, die Spannung zwischen Intellektualität und Glauben auszuhalten? Viele Leute sagen ja, beim Glauben müsse man springen, das sei irgendwie so, dass der Intellekt nichts damit zu tun habe. Wie geht das?
Aber das besprechen wir morgen. Gerne. Vielen Dank.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.