Einführung in das Lernen aus den Psalmen Davids
Das Thema dieser Tage lautet „Für den Glauben lernen“ und bezieht sich auf David. In einer solchen Konferenzreihe behandeln wir meist nur einige wenige Psalmen. Dennoch möchte ich Ihnen dringend ans Herz legen, diese Psalmen Davids für Ihr Leben wieder neu zu entdecken.
Wir sind alle in einer pietistischen, freikirchlichen Umgebung aufgewachsen, in der es ein Kennzeichen des Glaubens war, frei und von Herzen zu beten. Es ist uns natürlich allen zuwider, wenn jemand beim Beten aus einem Buch liest – besonders in den Kirchen, wo es oft feierlich geschieht. Das kennen wir ja. Trotzdem möchte ich betonen, dass wir, die wir das freie Gebet lieben, auch lernen sollten, manchmal solche Gebete wie die von David oder Liedstrophen zu verwenden. So, wie es Frau Schröder gerade getan hat, wenn man einfach Verse hat, die man sprechen kann. Das gehört zusammen, weil wir daraus lernen können.
Es war für mich interessant zu erfahren, dass in den Jahren der kommunistischen Verfolgung unter Chruschtschow in der Sowjetunion der Führer der bedrängten Untergrundchristen, Georgi Wiens, nach seiner Freilassung und Auswanderung nach Amerika eine besondere Erfahrung machte. In der ersten freien Nacht, die er in einem Hotel verbrachte, lag im Nachttisch ein Testament. Für ihn völlig ungewohnt, wollte er sehen, welche Stelle darin am meisten aufgeschlagen war. Natürlich waren es die Psalmen.
Es ist sicher richtig, dass auch die Menschen, die in einem Hotel sind, am ehesten zu den Psalmen greifen. Das ist wichtig, denn dieser Zugang ist lebensnah und berührt uns direkt. So wollen wir von den Psalmen Davids lernen, aber auch von den anderen Psalmen – den Psalmen Asafs, den Kindern Korahs und wie sie alle heißen. Es ist schön, dass man dadurch hineingenommen wird. Das freie Gebet nimmt das dann wieder auf, und beides gehört zusammen.
David in der Wüste Juda: Lebensgefahr und Gottes Suche
Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war, auf der Flucht vor Saul und in großer Lebensgefahr.
Noch einmal: Die Wüste Juda ist ein völlig unwirkliches Gebiet. Man kann dort kaum überleben, weil es glutheiß ist und nur aus Steinen besteht. Es gibt dort nur eine einzige Oase, Enge, und das Überleben ist äußerst schwierig.
Zwei Jahre lang ist David dort umhergestreift, verfolgt und aus Angst um sein Leben. Nun spricht David zu Gott:
„Du bist mein Gott, den ich suche. Es dürstet meine Seele nach dir, mein ganzer Mensch verlangt nach dir, aus trockenem, dürrem Land, wo kein Wasser ist. So schaue ich aus nach dir; in deinem Heiligtum wollte ich gerne deine Macht und Herrlichkeit sehen. Denn deine Güte ist besser als Leben.“
Das ist unser Motto heute: „Meine Lippen preisen dich. So will ich dich loben mein Leben lang und meine Hände in deinem Namen aufheben.“ Das ist meines Herzens Freude und Wonne, wenn ich dich mit fröhlichem Mund loben kann.
„Wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich; wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach. Denn du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich. Meine Seele hängt an dir, deine rechte Hand hält mich.“
Dann kommt auch die Bedrohung zur Sprache, die ihn wirklich verzweifeln lässt:
„Sie aber trachten mir nach dem Leben, mich zu verderben. Sie werden in die Tiefen der Erde hinunterfahren, sie werden dem Schwert dahingegeben und den Schakalen zur Beute werden.“
Doch trotz allem freut sich der König in Gott:
„Wer bei ihm schwört, der darf sich rühmen, denn die Lügenmäuler sollen verstopft werden.“
Persönliche Beziehung zu biblischen Texten und Erfahrungen mit Psalm 63
Es geht Ihnen sicher auch so, dass man zu manchen Stellen in der Bibel eine persönliche Beziehung hat. Meine Mutter hat es so gemacht: Sie hat sich immer mit Bleistift an Bibelstellen etwas hingeschrieben, wenn sie gerade etwas sehr tief bewegt hat. Dadurch wird das ganz lebendig, weil man einen direkten Bezug zu vielen Stellen bekommt.
Dieser Psalm ist mir zum ersten Mal aufgefallen, als ich die Nachricht von einem gläubigen Kollegen hörte, der Dekan in Württemberg war und ganz plötzlich durch einen Herzinfarkt am Schreibtisch starb. Vor sich hatte er die Vorbereitung zur Bibelstunde – sagen wir, er war in den besten Jahren und wurde vom Herrn abberufen, mitten aus dem Dienst.
Gerade diesen Psalm hat er vorbereitet: „Deine Güte ist besser als Leben“ – oder man kann auch übersetzen „Deine Gnade“. Das ist ein abgegriffenes Wort, bei dem man sich fragt: Was ist denn Gnade? Es ist das Wichtigste und Herrlichste, was man in dieser Welt überhaupt finden kann.
Sehnsucht des Herzens und Versuchungen der Welt
Jetzt fangen wir noch einmal an, wie wir es gestern gemacht haben, bei der großen Sehnsucht unseres Herzens.
Wenn man einen Urlaubsprospekt durchblättert, geht unser Herz dahin, auch wenn die Knochen nicht mehr so wollen. Man denkt: Ach, das muss doch schön sein, noch einmal auf den Weltmeeren zu sein, an den Stränden und die Schönheiten der Welt einzuatmen. Was gibt es alles Herrliches!
Wir sind von unserem Herzen her leicht verführbar durch Sehnsüchte, wenn es um gutes Essen geht, um die Früchte, die man genießen kann. Wie sagt man so schön: Man kann die ganze Welt gewinnen – und dabei Schaden nehmen an seiner Seele.
Was bedeutet das? Unser Herz ist sehr, sehr unruhig und lässt sich verführen und treiben. Jetzt haben wir ein großes Verständnis für unsere junge Generation, die heute ganz besonders herausgefordert wird in einer Zeit ungeahnter Möglichkeiten. Diese junge Generation verfügt oft schon über viel Geld, und ihnen werden Angebote gemacht, die man sich kaum vorstellen kann.
Bruder Henninger hat so nett erzählt, wie er mit einer Gruppe junger Leute zusammen war. Die erste Frage war: Warum dürfen wir keinen Sex haben? Sie wollen es doch haben, das unruhige Herz. „Lass uns doch, man braucht doch keine Ehe“, sagen viele junge Leute heute. Andere wollen sich mit allen Lüsten befriedigen, die sie haben können. „Ich will leben“, sagen sie, und das geht bis ins hohe Alter hinein.
So hängen wir an unseren Sehnsüchten und Wünschen – und an dem, was wir alles brauchen.
Reife im Glauben und die Suche nach dem lebendigen Gott
Und das ist bei David so, obwohl er noch in der Jugend war, plötzlich auf das Wesentliche reduziert. Er sagt: „Ich suche und ich dürste nach dem lebendigen Gott.“
Jetzt ist es ganz wichtig, dass unser Glaube reift, wächst und Frucht bringt. In unserer evangelikalen Tradition reden wir heute sehr viel von der Entscheidung für Jesus. Dabei müssen wir nur aufpassen. Bei vielen bleibt es nur bei der Entscheidung, und dann passiert plötzlich nichts mehr.
Deshalb ist es so wichtig, dass ich immer mehr zunehme und in meiner Beziehung zu Christus wachse. Denn nichts in dieser Welt kann mich so erfüllen wie dieser Herr.
Wir sind auf der Suche, auf der Spur: Wie kommen wir richtig zum Leben? Wie können wir das Leben finden?
Ich erinnere mich immer wieder an Wanderungen, die wir gemacht haben. Dann wurde gefragt: Sollen wir diesen Weg einschlagen? Er sieht gut aus, ein schöner Weg, auf dem man gehen kann. Doch dann merkt man: Das ist ein Holzweg. Man kommt plötzlich ins Dickicht, und der Weg führt nicht mehr weiter.
Einige sagen dann: „Ach, wir laufen trotzdem weiter, wir kommen doch noch zum Ziel.“ Die Richtigen sagen jedoch: „Nein, nein! Wenn man einen Holzweg eingeschlagen hat, muss man umkehren und auf den richtigen Weg zurückgehen, sonst geht man in die Irre.“
Warnung vor falschen Wegen und Verlockungen
Wir waren in Oberstdorf zu einer Bibelfreizeit, und mich beeindruckt dabei immer, dass am Eutal extra Warnschilder aufgestellt sind. Wenn man vom Nebelhorn hinuntergeht, führt der Weg über Kehren. Man muss also auf den Serpentinen absteigen. Dort sind große Tafeln angebracht, weil manche Wanderer denken: „Ich bin doch nicht blöd, ich laufe nicht die Kehren entlang, ich gehe direkt über die Almwiesen hinunter.“ Schließlich sieht man ja schon die Häuser unten.
Doch immer wieder passiert es, dass diejenigen, die über die Wiesen absteigen, an einen Punkt kommen, an dem es weder vorwärts noch zurückgeht. Die Steigung wird so steil, dass sie nicht mehr weiterkommen und auch nicht umkehren können. Wohl dem, dem die Bergwacht noch rechtzeitig hilft und ihn rettet, weil er sich in einer ausweglosen Lage befindet.
Das ist das Erschütternde daran: Man kann sich mit seinem Leben schrecklich verlaufen. Wie viele Menschen sind auf der Suche nach ihrer Lebensgier in ausweglose Holzwege geraten! Sie haben sich vom Blendwerk dieser Welt verführen lassen. Uns selbst ging es doch oft so, dass wir manchmal irregeleitet wurden, verführt durch das, was unsere Augen sehen.
Es sah lieblich aus – so war es bei Eva, so war es bei Lot. Die Gegend von Sodom war zu der Zeit, als Lot dorthin zog und sich von Abraham trennte, fruchtbar und schön. Unsere Augen sehen immer, wohin wir gehen können.
David als Vorbild der Glaubensreife
David ist in der Reife des Glaubens angekommen und sagt: Du bist mein Gott, den ich suche. Nicht soll mir etwas lieber sein auf Erden als du, der liebste Jesus.
Darum hat man das Lied von Philipp Spitta gesungen. Spitta war ursprünglich Uhrmacher. Erst nach dem Tod seines Bruders, der an Tuberkulose starb, durfte er studieren. Früher durfte nur einer in der Familie studieren. Nach dem Tod seines Bruders sagte der Vater, jetzt dürfe Philipp Spitta neben seinem Handwerksberuf noch studieren.
Das war für Philipp Spitta ein ganz großer Moment. Er durchlebte damals eine Krise und stand auch unter liberaler Kritik. Dennoch fand er diesen lebendigen Gott. Er sagt, aus der Höllen-Vaterselbsterkenntnis und der unheimlichen Not seines Lebens heraus habe ihn nur die Himmelfahrts-Gotteserkenntnis gerettet.
Er hat den lebendigen Gott als seinen Heiland gefunden. Das war das Leben, in dem er lebte, und aus dem heraus er seine wunderbaren Lieder dichtete. Er sagt: Ich suche dich, Herr, von ganzem Herzen. Ich will immer fester an dir sein und mit dir verbunden bleiben.
Gott in ausweglosen Situationen vertrauen
Jetzt kehren wir zurück in die Wüste Juda, wo David war. In solchen Momenten, wenn man von bedrohlicher Lebensangst erfüllt ist, überlegen Sie mal, was Sie gebetet hätten, wenn Sie einen Psalm geschrieben hätten.
Normalerweise hört man oft: „Gott, wenn es dich gibt, dann musst du mich aus dieser Situation herausführen.“ Wir wollen schnell eine Lösung haben, doch oft handelt Gott nicht sofort. Sie wissen, dass man sich oft „heißer schreien“ kann – so heißt ein Psalm. Man kann so laut rufen, bis man wirklich merkt, dass Gott da ist. Das birgt eine große Gefahr.
Die Situationen, die Gott uns gibt – die scheinbar ausweglosen – kann er lange, sehr lange andauern lassen. Es gibt ein schönes Lied von Herrn Schmidt: „Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilfe mit Macht herein, um dein Krämen zu beschämen, wird es unversehen sein.“ Das ist eine Erfahrung vieler Gläubiger.
Viele von Ihnen sagen: „Ich warte jetzt auch. Ich habe Gott gebeten, mir den Weg zu zeigen, aber ich weiß nicht mehr weiter.“ Doch damit Sie es wissen: David sagt, du bist das, was ich in dieser ausweglosen Situation suche. Ich dürste nach dir, nicht nach Wasser. Ich dürste nach dir, Gott, und du bist das Allergrößte und Wunderbarste!
Zeugnisse von Glaubensstärke in Bedrängnis
Ich war gestern mit den Haustöchtern zusammen, und das war so schön. Ich habe ein wenig aus der Mission erzählt. Da sagte eine von ihnen, deren Vorfahren aus der Sowjetunion kamen, plötzlich: „Das muss ich Ihnen erzählen. Mein Urgroßvater war auf einem sibirischen Inselverbannungsort, um seines Glaubens willen.“
Uns sind seine Aufschriebe hinterlassen. Solche großen Dinge sollte man ja irgendwo immer wieder bewahren. Er schrieb zum Beispiel: „Achte so schrecklich, wieder ist ein treuer Kamerad gestorben, und man will die Hoffnung verlieren. Wenn ich Jesus nicht hätte, wäre ich schon längst verzweifelt.“
Und das haben die Leute für uns durchlitten, um uns zu zeigen, dass in allen Lebenslagen der lebendige Gott der Schutz, die Geborgenheit und der Frieden ist. Denn ich finde, ich dürste nach ihm, ich will ihn haben.
David und die familiären Konflikte als Prüfsteine des Glaubens
Von David kennen wir eine Szene, in der er durch die Wüste Juda läuft. Diese ist mir immer sehr wichtig, denn sie zeigt das Allerschlimmste, was man in einer Familie erleben kann: Wenn der Sohn Revolution gegen den Vater macht.
Damals war das besonders schlimm mit allen Schrecklichkeiten. Es war nicht Salomo, sondern Absalom, der gegen seinen Vater David rebellierte. David musste barfuß den Ölberg hinunterlaufen – er, der König, erlebte eine große Demütigung. Dann ging er weiter, bis er das Jordanland erreichte.
Herr, du musst doch diese Situation beenden, denn Gott hat sie zugelassen. Gott kann sehr Schweres zulassen, aber meine Seele durstet nach dir, denn Frieden finde ich bei ihm.
Für Sie ist es heute ganz wichtig, diesen Frieden Gottes zu schmecken, zu fühlen, zu finden und zu wissen: Ja, Gott hat diesen Weg bestimmt und will mich auf diesem Weg segnen. So wie David es später erkennen konnte, ist es sein Weg, auch wenn er schwer ist. Aber ich will ihn gehen.
Und wo der lebendige Gott bei mir ist, da ist der Himmel. Dort bin ich fröhlich und getrost.
Hausbesuche als Quelle der Stärkung und Ermutigung
Für uns in der Gemeindearbeit, für uns Prediger und Pfarrer, waren Hausbesuche immer das allerschönste Erlebnis. Ich bedaure, dass sie heute oft nicht mehr so üblich sind. Die Hausbesuche sind stets das größte Geschenk für denjenigen, der sie macht. Man geht jedes Mal gestärkt nach Hause.
Auch wenn man im Alter manchmal etwas bucklig wird, drängt meine Frau mich immer dazu. Gestern sagte sie noch: „Komm, wir schauen noch bei Frau Meier Gerber vorbei.“ Ich wollte erst ablehnen und meinte: „Ach, lass doch, wir wollen sie nicht stören.“ Doch heute Morgen stand Sidan vor der Tür und hat uns gegrüßt. Das war eine große Freude.
Es ist wichtig, immer wieder zu sagen: „Ich gehe noch ins Altenheim und grüße dort.“ Die Besuche können ja ganz kurz sein. Trotzdem werden Sie immer wieder gestärkt. Denn gerade bei schwer geprüften Menschen ist das Größte, was man geben kann, der Zuspruch: „Der Herr ist bei dir, er segnet dich, und auch im finsteren Tal lässt er dich nicht los.“
„Ich dürste nach dir, meine Seele verlangt nach dir, mein ganzer Mensch verlangt nach dir.“ (Psalm 84) heißt es. Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Meine Nieren, mein Herz, meine Organe freuen sich in dem lebendigen Gott. Ich kann in ihm aufatmen.
Die moderne Welt als seelenlose Wüste trotz Wohlstand
Ich sehe in der Wüste dieses Lebens ein eindrucksvolles Bild. Diese Erkenntnis gewinnt man mit zunehmendem Alter immer stärker.
Unsere moderne Welt ist geprägt von unsagbarem Reichtum, einem ungeheuren Wohlstand und einer Rundumversorgung – auch für diejenigen unter uns, die wenig besitzen. Es ist fast unglaublich, dass all dies möglich ist. Dennoch bleibt es eine kalte, seelenlose Wüste, weil niemand wirklich satt wird, nur weil er viele Güter besitzt.
Diese Erfahrung wird besonders deutlich, wenn im Alter das Sparguthaben durch den Euro immer weniger wert wird und keine Sicherheit mehr bietet. Dann erkennt man, dass all die Güter uns nicht mehr erfüllen können. Unsere Seele dürstet nach dem lebendigen Gott.
Das kann doch nicht das Lebensziel sein. Deshalb müssen wir gerade der jungen Generation sagen, dass wir es nur durch viele Beispiele vermitteln können. Diese Beispiele zeigen, wie Menschen in ihrem Leben erfahren haben, dass die größte Erquickung und Freude im lebendigen Gott zu finden ist.
Der frühe Ruf nach Gott als Lebenskompass
Darum betet er so und sagt: Frühe Suche, ja, morgen früh will ich dich finden. Ich will nicht einfach in den Tag hineinstarten, ich will dich haben.
Und noch einmal ein Liedvers, denn solche Liedverse kann man sich gut merken. Was ich am liebsten gesungen habe, auch bei sehr schwierigen Beerdigungen, war zuletzt bei der Beerdigung meines guten Freundes Willi Ehre. Er war Entwicklungshelfer in Afghanistan und wurde dort erschossen. Die Kirche war übervoll.
Der Vers lautet: Wenn wir dich haben, kann uns nichts schaden – Teufel, Welt, Sünde oder Tod. Du hast alles in der Hand und kannst alles wenden, wie auch immer die Not heißen mag.
Es gibt nichts mehr, was uns erschrecken kann, wenn wir in Gott geborgen sind. Darum suchen wir ihn.
Gerade dort in der Wüste, wo Leib und Seele verschmachten, suchen wir nicht nur Wasser. Deshalb ist es auch wichtig, dass wir über all den medizinischen Krankheiten, die wir haben, hinaus nach dem Ja Gottes verlangen – nach seiner Gnade und seiner Güte.
Das muss über unserem Leben stehen, nicht nur, wenn es zu Ende geht.
Freude und Hoffnung im Glauben trotz Lebensende
Das ist so schön, dass wir das gerade auch in dem Lied von Philippe Spitthauben singen konnten:
In der großen Freude, Herr, wenn du willst, darf ich fröhlich heimgehen, wie man nach der Heimat reist.
Wir sind ja alle davor, und einige von uns werden das Jahresende nicht erleben. Vielleicht bin ich es, oder sie sind es. Aber dass wir wissen: Ja, unter deiner Gnade soll mein Weg noch stehen, wenn ich von der Lahrhöhe wieder heimkomme. Ich will unter deiner Geborgenheit sein.
Das ist ja so schön beim Kompass. Als Kinder hat es uns schon interessiert. Man kann ihn schütteln und rütteln, wie man will, aber wenn man ihn hinlegt, zeigt er immer nach Norden.
Und so ist es mit einem glaubenden Menschen, wie bei David. Den kannst du schütteln und rütteln, den kannst du in alle Not schicken. Der Zeiger zeigt immer auf den lebendigen Gott.
Dort ruht mein Leben, meine Seele.
Psalm 27 als Ausdruck des Vertrauens und der Zuversicht
Und jetzt müssen Sie einmal in dem Psalm nachschauen. Ich möchte mich nicht verlieren, wenn ich an Psalm 27 denke.
Ach, der Herr ist so herrlich! Der Herr ist mein Licht und meine Kraft. Vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft. Vor wem sollte ich mich fürchten? Wenn sich auch ein Heer gegen mich lagert, fürchte ich mich nicht. Wenn sich Krieg gegen mich erhebt, so vertraue ich auf ihn.
Wenn die Übeltäter mich verschlingen wollen, habe ich doch den Herrn. Habe ich dich, Herr!
Wir wollen später ein Lied von Gerhard Hirschdegen singen. Es ist sehr schön und gut ausgerichtet. "Habe ich dich, dann bin ich still und satt. Was soll mir sonst noch Not machen?"
Ich wünsche, dass auch Sie das in den Bedrängnissen Ihres Lebens erfahren und die Freude, die daraus entsteht.
Das Leben in Christus als wahre Erfüllung
Also, es geht zunächst einmal darum, dass das Leben zu finden ist und dass das Leben in dem lebendigen Gott liegt.
Ich war vor ein paar Wochen hier in der Nähe. Eine Enkelin mit ihrem Mann, die dort im Evangelisationszentrum tätig sind, hat mich um eine Bibelstunde gebeten. Ihr Mann war ein bisschen besorgt. So hatten wir einen ganz wunderbaren Bibelabend, der sich nur um das eine Jesuswort drehte: „Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“
Bei dem Bibelabend waren auch Studenten dabei. Sie fragten, was die Menschen damals zur Zeit des Paulus im Römischen Reich vom Leben erwarteten. Es wurde erzählt, dass Jesus allein dem Menschen mit der Dornenkrone des Lebens Erfüllung geben kann.
Dabei wurde deutlich: Geld macht mein Leben nicht reich, Gesundheit macht mein Leben nicht reich, Wohlstand auch nicht – all das, was ich habe, ist nicht entscheidend. Frieden hingegen brauche ich ganz wesentlich. Ich muss eine enge Lebensverbindung mit Jesus haben, und das ist so wunderbar.
Deshalb gibt es jetzt noch etwas Zweites: Gibt es etwas Größeres als Leben?
Gnade Gottes als größeres Geschenk als das Leben selbst
Es ist wirklich verrückt: Wenn einer von uns jetzt umfällt, der Herr ihn heimruft und er tatsächlich tot ist, dann ruft jemand den Notruf 110. Die Sanitäter kommen, und das Herz wird noch einmal aufgepumpt.
Ich möchte Sie einfach bitten, es so zu handhaben, wie ich es bei meiner Frau gemacht habe. Machen Sie diesen Unfug nicht noch einmal. Wenn der Herr uns heimgerufen hat, kann man oft noch Menschen wiederbeleben. Doch diese liegen dann zwei Jahre im Pflegebett mit großen Lähmungen, weil die Medizin heute manches ermöglicht, was früher nicht möglich war. Bei jungen Menschen mag das anders sein, aber ich brauche diesen Versuch nicht.
Ein Rettungssanitäter sagte mir neulich, sie müssten das einfach tun. Auch wenn ein Mensch schon klinisch tot ist, müssen sie alle Geräte einsetzen. Das darf man sich gar nicht ansehen, das ist so unheimlich.
Ich will einfach sagen: Das Leben ist für uns nicht einfach die Verlängerung unseres irdischen Daseins, wie es heute in unserer Welt oft angestrebt wird. Das physische Leben wird um jeden Preis verlängert. Das ist oft auch eine große Qual für die Betroffenen.
Wenn man sieht, wie mit Blaulicht die Krankenwagen durch unsere Stadt fahren, wird das Leben als das Höchste angesehen. Manche Verkehrsteilnehmer müssen sogar zurückweichen, selbst auf den Straßen.
Wir müssen sagen: Das Leben ist wertvoll, aber es gibt noch etwas Größeres als das Leben. Was ist das? Die Gnade Gottes. Deine Güte ist besser als Leben.
Das ist für uns ein Warnruf. Das Allerwichtigste im Leben ist nicht, wie lange ich lebe, sondern...
Die Bedeutung der Gnade und persönliche Beziehung zu Gott
Das ist auch so schön, dass in der IDEa-Ausgabe das von Hans-Peter Reuer drinsteht, dass er sagt: Auch wenn es ein früher Tod ist, ist es vom Herrn bestimmt, und er weiß, warum er das tut. Wir sollen uns davon nicht aufhalten lassen, obwohl es uns immer wieder sehr erschüttert – auch bei ganz jungen Menschen mit 18 oder 22 Jahren.
Aber wir wissen: Das Allerwichtigste ist, dass ich die Fülle des Lebens habe. Deine Güte ist besser als Leben. Das ist das Allergrößte, was ich finden kann. Da steht ja: Mein Gott! Und Sie kennen es in der aramäischen Sprache: Eli heißt das. Eli, Eli, Lama, Asaftani – mein Gott, mein Gott. Das ist wunderbar, wenn man sagen kann: Mein Gott, mit dem ich verbunden bin.
Einer hat ja mal so schön gesagt, der Buchstabe M sei der wichtigste Buchstabe im Alphabet, wenn man den Glauben zu einer persönlichen Herzenssache macht. Nicht nur: Es gibt einen Gott, sondern: meinen Gott. Nicht nur: einen Herr, sondern: meinen Herr. „Mein Herr, dem ich gehöre“ – das ist eine persönliche Sache. Uns liegt ganz daran, dass wir das ergreifen und mit ihm ein persönliches Verhältnis haben.
Mein Leib und meine Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. Wir sind in ihm, und ich weiß von seiner Güte. Wissen Sie das auch, wenn Schweres Ihnen vorgeschrieben ist? Wenn Gott unbegreiflich Schweres mit uns vorhat? Mein Gott, mein Gott, deine Gnade ist so groß, dass du das über mich machst!
Das heißt Psalm 103 so schön: Der dich ehrt, krönt mit Gnade und Barmherzigkeit. Psalm 103, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit. „Der dir all deine Sünden vergibt, lobe den Herrn, meine Seele, vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit.“
Das ist so wunderbar. Das Größte, wo ich Gottes Güte erfahren kann, ist das Allereinfachste: immer wieder in der Vergebung meiner Schuld. Wo ich im Licht Gottes stehe, sehe ich meine Unwürdigkeit. Es muss sich erst der Geist Gottes aufdecken, wie mein ganzes Wesen gar nicht zu Gott passt, wie ich unrein bin und nicht zu ihm gehöre, wie ich seine Gnade mit Füßen getreten habe und von mir weggestoßen habe.
Dann erkenne ich auf einmal: Und trotzdem gilt mir die Gnade völlig unverdient. Und gratis schenkt er sie mir. Ich darf mich in dieser Gnade Gottes bergen – weil es Gnade ist, also ganze Gnade.
Gnadenlied und Reinigung von Altlasten
Philipp Friedrich Hiller hat ein schönes Lied darüber gedichtet, dass alles nur Gnade ist. Jeder Vers beschreibt dieses Gnadenlied, das wir Württemberger auch so lieben. Es ist alles Gnade unseres Lebens. Und da darf ich fröhlich sein und brauche auch nichts mehr zu fürchten.
Es ist so wichtig, dass wir keine Altlasten mit uns herumschleppen. Das ist heute ja so schlimm, wenn man chemische Altlasten in einem Grundstück findet. Da war eine Tankstelle oder eine chemische Reinigung, und es sind Giftstoffe darin. In unserem Herzen finden wir ebenso viele Giftstoffe! Da sind Spannungen in Ihrer Familie, Streit mit der Kindergeneration, die Sie vielleicht nicht mehr besuchen wollen.
Gucken Sie doch, dass der Heiland alles reinigt und freimacht von der alten Schuld, die Ihr Leben vergiftet. So können Sie die Gnade Gottes schmecken und fühlen und sagen: Danke, Herr Jesus, ich bin bei dir angenommen und gehöre dir.
Zu meinen großen Erlebnissen, die ich in allen Teilen der Welt haben durfte, gehörte einst eine Begegnung in China vor vielen Jahren. Damals wusste man hier noch gar nicht viel von den Hausgemeinden. Ein Chinese aus Hongkong, ein promovierter Theologe, hat mich damals durchgeschleust. Als Westlicher konnte ich dort gar nicht hingehen. Er brachte mich in Shanghai zu der Hausgemeinde von Wang Mingtau.
Wang Mingtau war ein ganz großer Führer der christlichen Studentenbewegung. Er war auch 23 Jahre in Haft in einem ganz schrecklichen Arbeitslager. Als ich dabei war, war er schon erblindet. Wir waren in einer kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung mit etwa hundertzwanzig Leuten. Ich saß auf dem Boden. Mir wurde sogar ein Schemel angeboten, aber drei Stunden auf dem Boden zu kauern, war nicht einfach.
Er erzählte mir, wie es war, als er zum Glauben kam. Er wollte überirdische Wunder sehen, verbunden mit seiner Bekehrung. Er wollte die Gnade Gottes so erleben, denn wir Menschen sind ja alle auf das Spektakel aus, auf das Event, auf die großen Happening, die man so erlebt, auf die Schau. Er ließ sich damals in einer charismatischen Gruppe im Winter taufen. Er sagte, es war so kalt, dass man das Eis mit der Axt im Fluss aufhacken musste, damit er überhaupt getauft werden konnte.
Er sagte: „Ich möchte dieses spektakuläre Erlebnis haben. Wir haben uns in diesem eisigen Wasser taufen lassen.“ Erst später merkte ich, dass das allergrößte Wunder, das größte Spektakel ist, dass Jesus sein Leben gegeben hat für meine Schuld. Größeres gibt es gar nicht mehr. Das ist das allergrößte Geheimnis.
Mir hat das aus dem Mund dieses Märtyrers der chinesischen Christen besonders beeindruckt. Und das ist auch für dich das allergrößte Wunder, wo die Gnade sichtbar wurde. Da heißt es: „Das ist meines Herzens Freude und Wunde Golgatha, die Blut und Wunden von Jesus und die Dornenkrone.“ Ach, mein Herr Jesus, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für die Sünderin vergossen wäre.
Das ist mein Trost in allen schwierigen Wegstrecken meines Lebens, wenn ich dich mit fröhlichem Mund loben kann. In Israel hat man das immer gern ein bisschen anders ausgedrückt. Dort sagt man, das ist Mark und Fett. Sie wissen, dass das Fett auch gut schmeckt – das merken Sie bei der Wurst –, aber es ist ungesund.
Aber damals hat Herr Morgs gesagt: „Esst das Fette!“ Sogar beim Nehemia heißt es: Die Freude im Herrn ist eine höhere Stärke. Es war das Wort beim Ernst Vater bei seiner Beerdigung, das man über ihn gestellt hat. Detlef Kraus hat so schön gesagt: „Ernst Vater hat auch immer so gern das Fette gegessen.“
Jetzt wissen Sie, bleiben Sie ruhig bei Ihrer gesunden Ernährung, sonst leiden Sie noch Schaden. Aber Sie wissen, Gott macht uns so, dass wir die Freude über seine Gnade genießen dürfen. Er hat mich herausgeholt aus der Macht der Finsternis, befreit aus der Obrigkeit der Finsternis. Und jetzt darf ich dieses Leben auch genießen.
So wie wir es hier genießen auf der Laue: Ich freue mich an dem herrlichen Wald, an dem schönen Park, an diesem Innenhof. Wir genießen das reiche Leben, das uns der Herr schenkt. Wir sind unter seinen Flügeln bewahrt – ein schönes Bild, das ja auch hier in Psalm 17 noch einmal aufgenommen wird.
Wir kennen Psalm 17, Vers 8: „Beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.“ Das Bild der Gluckhenne, die die Küken unter ihre Flügel nimmt. Breit aus die Flügel! Beide haben wir das schon in den Kindertagen gehört, wenn die Mutter an unserem Bett gesungen hat, wie wir bewahrt werden unter diesen Flügeln.
Da darf ich fröhlich leben und habe keine Angst mehr. Keine Angst mehr, weil sie weggenommen ist. Alles muss durch die Kontrolle Gottes hindurch. Das ist wie ein Vogel im Wald, der fröhlich trällert: fröhlich gehe ich meinen Weg und darf mich freuen.
Normalerweise ist es ja immer so, wenn man vom Urlaub heimkommt, freut man sich wieder, wenn man sein richtiges Bett hat. Es gibt ja auf der Welt kein so gutes Bett wie das, in dem Sie liegen – außer auf der Laue. Das muss ich mal zur Ehre dieses Hauses sagen. So gute Matratzen habe ich noch in keinem Hotel der Welt gefunden.
Da liegt man wirklich wie in Abrahams Schoß drin, und das ist herrlich. Man kann sogar den Rost hochstellen – alles wunderbar. Vielen Dank, da ist wirklich an alles gedacht worden. Aber es ist so schön, dass das Bett zu einem Tempel wird. Wunderbar.
Ich liege, wenn ich mich zu Bette lege, und denke an dich. Wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach. Ganz schlimm ist es, wenn man beim Wachliegen seine Sorgen herumwälzt – es wird zur Hölle. Fangen Sie das nicht an, sonst sagen Sie ein Bibelwort nach dem anderen, und schwupps, werden Sie eingeschlafen sein. Haben Sie das schon gemerkt?
Da hört auf einmal die Schlaflosigkeit auf. Dass wir im Alter oft nachts wachliegen, liegt einfach daran, dass man im Alter weniger Schlaf braucht. Das sagen ja die Schlafstatistiker, aber ich darf es nicht erwähnen, weil jeder ärgerlich wird.
Im Prokost stehen Zahlen, die man kaum glauben kann: Im Alter nimmt der Schlaf ab. Das stimmt sicher, die Spannen werden kürzer. Aber ich will keinen medizinischen Streit über Ihre Schlafgewohnheiten anfangen.
Dass wir nachts aufwachen, ist normal – ganz normal. Und dass dann schwere Gedanken kommen, ist auch normal. Aber dann sinne ich nach über die Güte Gottes. Und das Wunderbare ist: Heute meint man ja oft, das sei ein Kopfproblem. Nein, es ist ein Liebesproblem.
Jesus will geliebt sein. Gott will über alle Dinge geliebt sein. Du sollst deinen Gott lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele. Und wo man ihn liebt, geht man mit ganz liebenden Dankworten um. Man sagt: „Du hast mich so wunderbar durch diesen Tag geführt, Du umgibst mich mit Deiner Güte.“
Dann denke ich an all die herrlichen Zusagen, die er mir gibt und die er mir schenkt. Die Psalmen Davids sind mir deshalb auch so lieb, weil Heinrich Schütz die Psalmen Davids alle vertont hat. Heinrich Schütz war ein ganz großer Kirchenmusiker vor Johann Sebastian Bach.
Aber Sie wissen nicht, dass Heinrich Schütz sehr schwer geführt wurde. Er fand eine wunderbare junge Frau, Magdalena. Sie heirateten, und zwei Kinder wurden ihnen geschenkt. Mit 24 Jahren ist sie gestorben.
Zur Verlobung hatte er ihr die erste Serie der Psalmen Davids vertont. Es sollte die Basis sein. Es war schwer für ihn, mit 24 Jahren die Schwester starb drei Wochen vor ihr. Dann sagte Magdalena ihm plötzlich, sie müsse sterben. Die Ärzte hatten es noch gar nicht gemerkt, aber es geht ja manchmal so, dass Gott es zeigt.
Er nahm Abschied, und dann hat Schütz nie mehr geheiratet. Zwei kleine Kinder, der Ältere war zwei Jahre alt. Nie mehr. Das gab es in dieser Zeit im 18. Jahrhundert überhaupt nicht.
Er hat die Psalmen Davids aber fertig komponiert. Das war ihm der größte Trost. Wenn Sie solche Beispiele brauchen, sehen Sie, wie Gott zu Menschen gesprochen hat, weil sie in diesem großen Trost, den David hatte, allein den Schmerz heilen konnten und finden konnten.
Lassen Sie mich schließen mit einem Mann, der zu den ganz Großen unserer Welt gehört: Amos Komenius, ein Tscheche in Prag, von den Böhmen, der mitten im Dreißigjährigen Krieg durch ganz furchtbare Not ging. Er wurde vertrieben und war der größte Pädagoge seiner Zeit.
Viele seiner Bücher sind in alle Sprachen übersetzt worden. Er war ein treuer Jesus-Jünger und hat gelitten. Er litt an heftigen Depressionen und hat das schreckliche Kriegselend erlebt.
Ihm war es eigentlich so wichtig, die Jugend zu erziehen. Er sagte, das könne man nur vom Zentrum her, vom Evangelium, die Jugend prägen. Nachdem seine Frau gestorben war, schrieb er eine Schrift über das Verweissein.
Wie man in dieser Welt durch die Wüste hindurchgeht, gerade mitten im Dreißigjährigen Krieg ohne Heimat, ohne Haus. Er schreibt: „Was soll man auf dieser elenden und betrübten Welt noch anfangen? Wo soll man sich hinwenden? Was soll man für sich nehmen? Ach, wo ist Hilfe, wo ist Rat? Ach, wenn doch der Tod käme und machte dieser Trübsal, Jammer und Elend endlich ein Ende.“
Dann schreibt er weiter, wie er in seiner zerknirschten Seele weitergesucht hat. Der Lebensüberdruss des Geistes konnte nicht mehr helfen, diesem großen, gescheiten Professor. Zuletzt kam Christus und gab der Seele endlich volle Ruhe, Trost und Freude zurück.
Christus hat mir zum Sieg geholfen. Er hat dann da in dem polnischen Lissa endlich Aufnahme gefunden. Das war für ihn ganz wichtig. In seinen Schriften schrieb er immer wieder viele Texte, die in alle Sprachen Europas übersetzt wurden.
„Wer nicht in seinem Gott als Zentrum bleibt, den schleudert es hin und her, bis er daran zerstäubt. Wenn du nicht in Gott ruhen kannst, gehst du unter in dieser Welt.“ Bis er zerstäubt.
Das sollte später seine Hauptaufgabe werden: Erziehungswerke zu schreiben, wie man eine junge Generation mit all dem Wissen dieser Welt dorthin führt, aber dass Gott im Mittelpunkt des ganzen Denkens und Lebens bleibt.
Im Losungsbüchlein kommen immer wieder Verse von Komenius vor. Ich will mit einem Vers von Komenius schließen:
„Herr, auf ewig mir gewähre, dass ich ganz dir angehöre, dass kein anderer die Rechte, die du auf mich hast, anfechte, dass ich dich voll Hoffnung fasse, nie von dir mich trennen lasse. Du bist Burg und Zufluchtstätte, sicherer Hafen, Ankerkette.“
Wir wollen beten: Danke, Herr Jesus, dass wir in dir die Erfüllung finden, auch mit all dem, was jeden von uns umtreibt. Wir wollen einfach vor dir das Herz ausschütten, wie es diese Beter auch getan haben, dein Wort nehmen, dir glauben und dir danken.
Das dürfen wir erfahren in all den Schrecken, wie wir es in den zurückliegenden Zeiten wunderbar erlebt haben. Jetzt wollen wir nur an dir hängen – mit der Seele und mit unserem ganzen Leben –, dass deine Hand uns halten kann und dass wir unter dem Schatten deiner Flügel frohlocken.
Wir bitten dich, dass du auch den weiteren Verlauf dieser Tagung segnest und dein Wort reichlich austeilst, damit wir erquickt und beschenkt werden durch dich. Amen.
Freude als Kraftquelle im Glauben
In Israel hat man das immer gern ein bisschen anders ausgedrückt. Dort sagt man: Das ist Mark und Fett. Sie wissen, dass Fett gut schmeckt, das merken Sie zum Beispiel bei der Wurst. Aber es ist ungesund.
Damals hat Herr Morgs gesagt: „Esst das Fette!“ Sogar beim Nehemia steht: „Die Freude im Herrn ist eine höhere Stärke.“ Dieses Wort wurde auch bei der Beerdigung von Ernst Vater über ihn gestellt. Detlef Kraus hat so schön gesagt, dass Ernst Vater immer gern das Fette gegessen hat.
Jetzt wissen Sie, bleiben Sie ruhig bei Ihrer gesunden Ernährung, sonst leiden Sie noch Schaden. Aber Sie wissen auch, dass Gott uns so gemacht hat, dass wir die Freude über seine Gnade genießen dürfen. Er hat mich herausgeholt aus der Macht der Finsternis und befreit aus der Obrigkeit der Finsternis.
Jetzt darf ich dieses Leben auch genießen. So wie wir es hier genießen, auf der Laue. Ich freue mich an dem herrlichen Wald, an dem schönen Park und an diesem Innenhof. Wir genießen das reiche Leben, das uns der Herr schenkt. Wir sind unter seinen Flügeln bewahrt – ein schönes Bild, das auch hier im Psalm 17 noch einmal aufgenommen wird.
Im Psalm 17,8 heißt es: „Beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.“ Das Bild der Gluckhenne, die ihre Küken unter die Flügel nimmt, kennen wir alle. „Breit aus die Flügel“ – beide haben wir schon in den Kindertagen die Mutter singen hören, wie wir bewahrt werden unter diesen Flügeln.
Und da darf ich fröhlich leben und habe keine Angst mehr, keine Angst mehr, weil sie weggenommen ist. Alles muss durch die Kontrolle Gottes hindurch. Das ist wie ein Vogel im Wald, der fröhlich trällert, fröhlich seinen Weg geht und sich freuen darf.
Das Bett als Ort der Geborgenheit und Gottesgedanken in der Nacht
Normalerweise ist es ja immer so: Wenn man aus dem Urlaub heimkommt, freut man sich wieder auf sein richtiges Bett. Es gibt auf der Welt kein besseres Bett als das, in dem man zu Hause liegt – außer vielleicht auf der Lache. Das muss ich mal zur Ehre dieses Hauses sagen. So gute Matratzen habe ich noch in keinem Hotel der Welt gefunden. Da liegt man wirklich wie in Abrahams Schoß, und das ist herrlich. Man kann sogar den Rost hochstellen, alles wunderbar. Vielen Dank, da ist wirklich an alles gedacht worden.
Es ist so schön, dass das Bett zu einem Tempel wird – wunderbar. Wenn ich mich zu Bette lege, denke ich an dich. Wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach. Ganz schlimm ist es, wenn man beim Wachliegen seine Sorgen herumwälzt – dann wird es zur Hölle. Fangen Sie das nicht an, sonst sagen Sie ein Bibelwort nach dem anderen, und schwupps, sind Sie eingeschlafen. Haben Sie das schon bemerkt? Da hört plötzlich die Schlaflosigkeit auf.
Dass wir im Alter oft nachts wachliegen, liegt einfach daran, dass man im Alter weniger Schlaf braucht. Das sagen ja die Schlafstatistiker, aber ich darf es nicht erwähnen, weil dann jeder ärgerlich wird. Aber das steht im Prediger, schauen Sie mal: Da werden Schlafzahlen genannt, bei denen man nur den Kopf schütteln kann, dass der Schlaf im Alter abnimmt. Aber das stimmt sicher. Die Schlafphasen werden kürzer. Ich möchte aber keinen medizinischen Streit über Ihre Schlafgewohnheiten anfangen.
Dass wir nachts aufwachen, ist normal, ganz normal. Und dass dann schwere Gedanken kommen, ist auch normal. Aber dann sinne ich über die Güte Gottes nach. Das Wunderbare ist: Heute meint man ja oft, das sei ein Kopfproblem. Nein, es ist ein Liebesproblem. Jesus will geliebt sein, Gott will über alles geliebt sein. Du sollst deinen Gott lieben mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele. Und wenn man ihn liebt, geht man mit ganz liebenden Dankworten um.
Man sagt dann zum Beispiel: „Du hast mich so wunderbar durch diesen Tag geführt, Du umgibst mich mit Deiner Güte.“ Und dann denke ich an all die herrlichen Zusagen, die er mir gibt und die er mir schenkt.
Die Psalmen Davids als Quelle der Musik und Trost im Leid
Die Psalmen Davids sind mir deshalb so lieb, weil Heinrich Schütz alle Psalmen Davids vertont hat. Heinrich Schütz war ein bedeutender Kirchenmusiker vor Johann Sebastian Bach. Doch viele wissen nicht, dass Heinrich Schütz ein sehr schweres Leben führte.
Er fand eine wunderbare junge Frau namens Magdalena. Sie heirateten, und ihnen wurden zwei Kinder geschenkt. Mit 24 Jahren starb Magdalena. Zur Verlobung hatte Schütz ihr die erste Serie der Psalmen Davids vertont; sie sollte die Basis ihrer Beziehung sein.
Der Verlust war für ihn sehr schwer. Drei Wochen vor Magdalena starb auch ihre Schwester. Plötzlich sagte Magdalena zu ihm, dass sie sterben müsse. Die Ärzte hatten die Krankheit noch nicht erkannt, aber manchmal zeigt Gott solche Dinge. Sie nahmen Abschied voneinander.
Nach ihrem Tod heiratete Schütz nie wieder. Die beiden Kinder waren damals noch sehr klein, der Ältere war erst zwei Jahre alt. Im 18. Jahrhundert war es ungewöhnlich, nicht wieder zu heiraten, besonders als Witwer mit kleinen Kindern. Dennoch vollendete Schütz die Vertonung der Psalmen Davids. Das war ihm der größte Trost.
Wenn Sie solche Beispiele brauchen, sehen Sie, wie diese Worte schon damals zu Menschen gesprochen haben. David fand in seinem großen Trost allein die Kraft, Schmerzen zu heilen und Trost zu finden.
Amos Komenius: Glaube als Zentrum inmitten von Krieg und Leid
Und lassen Sie mich schließen mit einem Mann, der zu den ganz Großen unserer Welt gehört: Amos Komensky, ein Tscheche aus Prag, von den Böhmen, der mitten im Dreißigjährigen Krieg durch furchtbare Not gegangen ist. Er wurde vertrieben und war der größte Pädagoge seiner Zeit. Viele seiner Bücher sind in alle Sprachen übersetzt worden. Er war ein treuer Jünger Jesu und hat gelitten. Er litt an heftigen Depressionen und hat das schreckliche Kriegselend erlebt.
Ihm war es besonders wichtig, die Jugend zu erziehen. Er sagte, das könne man nur vom Zentrum her, vom Evangelium, aus tun. Nachdem seine Frau gestorben war, schrieb er eine Schrift über das Verweissein. Darin beschreibt er, wie man in dieser Welt durch die Wüste hindurchgeht – gerade mitten im Dreißigjährigen Krieg, ohne Heimat und ohne Haus.
Er schreibt: Was soll man auf dieser elenden und betrübten Welt noch anfangen? Wo soll man sich hinwenden? Was soll man für sich nehmen? Ach, wo ist Hilfe, wo ist Rat? Ach, wenn doch der Tod käme und dieser Trübsal, Jammer und Elend endlich ein Ende machte.
Dann schreibt er weiter, wie er in seiner zerknirschten Seele weitersuchte. Der Lebensüberdruss des Geistes konnte nicht mehr helfen – auch nicht diesem großen, gescheiten Professor. Zuletzt kam Christus und gab der Seele endlich volle Ruhe, Trost und Freude zurück. Christus hat ihm zum Sieg geholfen. Er fand in dem polnischen Lissa endlich Aufnahme.
Das war für ihn ganz wichtig. In seinen Schriften hat er immer wieder betont, dass wer nicht in seinem Gott als Zentrum bleibt, hin und her geschleudert wird, bis er daran zerstäubt. Wenn du nicht in Gott ruhen kannst, gehst du in dieser Welt unter.
Das sollte später seine Hauptaufgabe werden: Erziehungswerke zu schreiben, wie man eine junge Generation mit all dem Wissen dieser Welt dahin führt, dass Gott im Mittelpunkt des ganzen Denkens und Lebens bleibt.
Im Losungsbüchlein kommen immer wieder Verse von Komensky vor. Ich will mit einem Vers von ihm schließen:
„Herr, auf ewig mir gewähre,
dass ich ganz dir angehöre,
dass kein anderer die Rechte,
die du auf mich hast, anfechte,
dass ich dich voll Hoffnung fasse,
nie von dir mich trennen lasse,
du bist Burg und Zufluchtstätte,
sicherer Hafen, Ankerkette.“
Schlussgebet und Bitte um Segen
Wir wollen beten.
Danke, Herr Jesus, dass wir in dir die Erfüllung finden – auch mit all dem, was jeden von uns umtreibt. Wir möchten einfach unser Herz vor dir ausschütten, so wie es auch diese Beter getan haben. Dabei nehmen wir dein Wort an, glauben dir und danken dir.
Das dürfen wir selbst in all den Schrecken erfahren, wie wir es in den zurückliegenden Zeiten wunderbar erlebt haben. Jetzt wollen wir nur an dir hängen – mit unserer Seele und mit unserem ganzen Leben. So kann deine Hand uns halten, und wir können unter dem Schatten deiner Flügel frohlocken.
Wir bitten dich, segne auch den weiteren Verlauf dieser Tagung. Teile dein Wort reichlich aus, damit wir durch dich erquickt und beschenkt werden. Amen.
