Einführung in die Offenbarung und die bedrängte Weltlage
Und dem Engel, das heißt dem Vorsteher der Gemeinde in Smyrna, schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und lebendig geworden ist. Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut, doch du bist reich. Ebenso kenne ich die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, es aber nicht sind, sondern die Synagoge des Satans.
Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst. Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet. Ihr werdet zehn Tage in Bedrängnis sein. Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.
Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen vom zweiten Tod.
Wir wissen, dass die Offenbarung uns einen Blick in die Zukunft des Weltlaufs gibt. Es ist ein ganz bedrückender Blick, den man da erhält. Die Weltgeschichte ist unheimlich, weil die bösen Chaosmächte entfesselt sind und sich austoben.
Im Lauf der Weltgeschichte wird immer deutlicher, dass sich diese Welt von Gott losgerissen hat. Das entspricht genau der Prophezeiung Jesu. Dieses einhellige Zeugnis zieht sich durch die ganze Bibel. Im Laufe der Jahrhunderte wird es immer markanter: die Gesetzlosigkeit, das Böse, die Feindschaft und der Aufruhr gegen Gott, zusammen mit all den Begleitumständen der Zorngerichte Gottes über diese Welt.
Ich möchte jetzt nicht die einzelnen Stufen der Weltentwicklung herausheben, die in der Offenbarung eindrücklich beschrieben sind. Es genügt, dass wir wissen: Es ist eine unheimliche Zeit.
Die Bitte der Gläubigen lautet: Herr, verkürze doch diese unheimlichen Tage, die vor uns liegen.
Die Hilflosigkeit der Welt und die Bedeutung der Gemeinde
Wenn man die Nachrichten einschaltet, sieht man, wie hilflos die Welt angesichts des Mordens in Jugoslawien ist. Noch vor ein paar Monaten stand Genscher ganz zufrieden vor den Kameras und sagte: „Jetzt wird binnen 24 Stunden der Krisenmechanismus, die KSZ, ausgelöst.“ Doch tatsächlich wurde alles ausgelöst, und es wird mehr denn je geschossen.
Die UNO zieht sich schnell in sichere Stellungen zurück, um selbst keinen Schaden zu nehmen. Die Welt wirkt hilflos. Wir sind dankbar, dass das Böse bei uns nicht ausgebrochen ist, dass wir Frieden haben – durch Gottes Wunder, Kraft und Güte. Wir leben sicher. Doch wir spüren alle, dass diese Welt zerbricht und zerfällt. Es ist eine unheimliche Welt.
Wir haben die Schreie nur aus der Ferne miterlebt. Wir haben gespürt, wie plötzlich alles ins Wanken gerät. Wir waren so glücklich, dass wir noch wegfliegen konnten, bevor am Flughafen geschossen wurde. Man merkt, wie plötzlich alles von einer großen Übereinkunft in unserer Welt abhängt.
In dieser unheimlichen Weltgeschichte, in der der Blick bis zu dem Welteinheitsreich des Antichristen reicht, wird zu Beginn noch einmal gezeigt, dass Gottes einzige Gegenmacht die Gemeinde ist. An sieben Einzelgemeinden zeigt Gott, wie er seine Gemeinde inspiziert.
Wir sollten uns an dieser Gemeinde prüfen, ob wir richtig stehen. Es sind sieben typische Gemeinden.
Die wahre Bedeutung von Gemeinde
Bei Gemeinde denken wir oft an die Einteilung in Gemeinden. Das ist jedoch Unsinn. Es geht nicht darum, dass jemand auf dieser Straßenseite zur Paulusgemeinde gehört und auf der nächsten Straßenseite zur Paul-Gerhard-Gemeinde. Solche Einteilungen sind willkürliche Schablonen.
Es ist auch nie so, dass deswegen jemand Bedenken haben müsste. Ich bin in Stuttgart aufgewachsen und bin immer in die „falsche“ Gemeinde gegangen. Das war etwas ganz Natürliches, wer Stuttgart kennt, weiß das. Es ist eine alte Sache, und eigentlich haben wir in Stuttgart nie die Gemeinde besucht, in der wir wohnten – schon von den Eltern her nicht. Diese Einteilung ist nur eine Amtsverpflichtung für die Pastoren, die Parochieeinteilung. Manche Leute nehmen das sehr gewissenhaft. Ein Pfarrer meinte einmal, das sei wie ein eingebranntes Zeichen auf seiner Schafherde.
Ich habe jetzt auch wieder Konfirmanten, die sich von hier abmelden und woanders hingehen. Das ist selbstverständlich, das ist ein freies Menschenrecht. Gemeinde – was heißt das eigentlich? Das ist das Volk Gottes, das sind die Jesusleute. Uns ist es immer wichtig, die Gemeinschaft der Jesusleute zu suchen, die Jesus mit seinem Blut erkauft hat.
Im Himmel wird nicht darüber gesprochen, dass das hier die Baptisten sind und dort die Methodisten, dass jetzt die von der Heilsarmee kommen, und dass die eine Gruppe eine Stufe höher steht, während die andere hinten links im Parkett sitzt und wieder andere oben in der ersten Loge. Nein, wir sind einfach Menschen, die Jesus mit seinem Blut erkauft hat.
Dass wir uns in verschiedenen Kirchengemeinden sammeln oder auch manchmal verschiedenen Traditionen angehören, ist ganz natürlich – so wie wir aus allen Nationen und Völkern kommen. Heute ist es eine weit verbreitete Meinung, dass alle Menschen auf der Welt gleich sind. Das stimmt aber nicht ganz. Mann und Frau sind nicht gleich; sie haben kleine Unterschiede. Auch in Seele und Körper sind Menschen verschieden. Völker unterscheiden sich nicht nur in der Hautfarbe. Keiner ist besser, höher oder mehr wert als der andere, aber wir sind verschieden.
Wir haben auch unterschiedliche Empfindungen und verschiedene Stile. Deshalb darf es auch verschiedene Gemeinden geben. Das ist überhaupt kein Problem. Solange wir Menschen sind, darf es verschiedene Traditionen geben. Nicht alle Hauskreise unserer Gemeinde sind gleich, und sie müssen auch nicht gleich sein. Man muss nicht immer die gleichen Lieder singen. Es ist etwas Wunderbares, dass es in der Gemeinde Jesu eine Vielfalt gibt.
Schauen Sie sich mal eine Blütenwiese an. Früher gab es Sommerwiesen, auf denen alle Blumen blühten: Glockenblumen, Margeriten, Butterblumen und viele andere verschiedene Blumen. Das gehört zur Gemeinde Jesu dazu. Heute herrscht eine schreckliche Not, dass alles gleich gemacht werden soll, alles muss gleich aussehen, alles wird vereinheitlicht.
Das hat es im Reich Gottes noch nie gegeben. Dort gab es immer große Vielfalt. Petrus hat die Gemeinden anders organisiert als Paulus, und Johannes hat es wieder ein bisschen anders gemacht. Aber sie waren sich einig, wenn sie von Jesus redeten. Das haben wir heute in unserer Kirche oft nicht mehr. Sie waren einig im Wort Gottes, in der Apostellehre. Wir sollten im Wort der Bibel und im Zeugnis von Jesus eins sein.
Dann macht es überhaupt nichts aus, wenn wir verschiedene Gruppierungen und Meinungen haben. Es gibt Lehren, bei denen wir sagen, sie entsprechen nicht der Bibel. Da müssen wir forschen, und da wollen wir nicht von der Bibel abweichen. Es ist keine allgemeine Toleranz, aber wo Menschen das Wort der Bibel lieben, Jesus nach der Schrift lieben und sagen: „Allein die Schrift, allein Jesus, allein seine Gnade“, da sind wir Brüder und Schwestern und gehören zusammen.
Das ist auch immer so schön in der Gemeinschaft der Evangelischen Allianz, die wir suchen.
Die Gemeinde als Gegenmacht in der Weltgeschichte
Und diese Gemeinde in den Städten – die redet Johannes an, die redet Jesus an. Da erhöht der Herr in den Sendschreiben die Gemeinde von Ephesus.
Vor Jahren gab es eine große Unruhe. Auch in Stuttgart bildeten sich plötzlich Gruppen, die sagten: In der Urchristenheit gab es eigentlich immer nur eine Gemeinde am Ort. Die haben sich so verstanden, und jetzt bilden wir die eine Gemeinde am Ort.
Ich habe damals die jungen Freunde, die sich in diesem Raum zuerst versammelt hatten, eingeladen. Sie hatten plötzlich die Idee, dass sie die einzig richtige Gemeinde seien. Sie sammelten sich auf den Filtern als Ortsgemeinde von Stuttgart. Dabei gehören sie gar nicht zur Markung Stuttgart, behaupteten aber, sie seien die einzig richtige Gemeinde von Stuttgart.
Ich habe immer mit Engelszungen versucht zu reden: Es gab doch schon vor euch Christen in Stuttgart. Das waren keine „richtigen“ Gemeinden? Sie hängten das immer an die Organisation, an die Formation. Manches geht heute so arg institutionell. Hier müssen wir wieder neu erkennen, dass es gar nicht so wichtig ist, wie man organisiert.
Auch in der Urchristengemeinde war die Organisationsfrage nicht die wichtigste. Sie organisierten sich so, wie es zweckmäßig war, und waren dann genügend wendig, das von Mal zu Mal wieder umzustellen.
Wir sind heute sehr verfestigt in diesen Organisationsfragen. Und jetzt sind wir zuerst an der Gemeinde überhaupt, die sich sammelt. Und das ist das Wunder, dass Gott ein Volk hat – in dieser unheimlichen Weltgeschichte eine Gemeinde, die sich sammelt.
Liebe Schwestern und Brüder, ohne Gemeinschaft kann man nicht Christ sein. Sie brauchen Schwestern und Brüder. Ich freue mich, dass Sie heute Abend zur Bibelstunde kommen. Ich hoffe, dass es nicht umsonst war.
Schon wenn man dann mit anderen zusammenkommt – Sie kommen doch nicht, um eine Rede anzuhören, sondern um Schwestern und Brüder zu treffen. Der, der vorher bei der Gebetsgemeinschaft war, sagt: Ich war mit dabei und habe mitgebetet mit den anderen. Da habe ich mich eingereiht. Ich will die Bruderschaft suchen, ich will dabei sein, wenn gesungen wird, wenn der Herr gelobt wird.
Sie haben sicher darüber hinaus Anschluss an eine landeskirchliche Gemeinschaft oder Sie sind noch irgendwo in einem Hauskreis. Vielleicht gehören Sie noch zu einer Bibelstunde. Wo auch immer – es ist doch wunderbar, wenn man Gemeinschaft hat und sagt: Da ist das sichtbar, da will ich dazugehören.
Ich bin nicht bloß Solochrist. Ich bin nicht bloß irgendwo ein Kinobesucher, der mal hier in eine Kirche geht, zuhört und wieder rausläuft. Ich möchte mich in die Gemeinschaft einfügen. Ich grüße rechts und links – manche meinen, das sei ein Fimmel von mir.
Es ist doch selbstverständlich: Ich suche doch die Menschen. Sie sind eine Bereicherung für uns. Gott gibt uns in dieser Zeit als Stütze Leute, die nach uns schauen, die an uns denken, an die wir denken, denen wir zum Geburtstag gratulieren, für die wir beten, die uns lieb sind, die uns eine Ermutigung sind, die uns fehlen, wenn sie gestorben sind.
Diese Gemeinschaft ist uns auch eine Stärkung.
Die Verfolgung der Gemeinde Smyrna im historischen Kontext
In den Nöten dieser Welt, durch die wir gehen, erlebte die Gemeinde von Smyrna schwere Verfolgung. Das zwanzigste Jahrhundert war das blutigste aller zwanzig Jahrhunderte seit Christus in Bezug auf Christenverfolgung – eine Tatsache, die meist vergessen wird.
Der Nahe Osten, der uns durch den Irak wieder bekannt wurde, hat schon in den Zwanzigerjahren blutige Verfolgungen erlebt. Bereits zu Beginn des Jahrhunderts gab es die schrecklichen Armenierverfolgungen. Christen wie die Nestorianer und Asyrer wurden dort getötet.
Wir hatten auf Celebes grausame Christenermordungen, in Spanien während des Bürgerkriegs und in Russland eine kaum fassbare Zahl an Opfern. Auch in Afrika gab es schreckliche, blutige Verfolgungen von Christen.
Warum ist es im Augenblick wieder so ruhig geworden? Wer hätte gedacht, dass Russland wieder so still wird, dass die orthodoxe Kirche aus ihren Katakomben hervorkriecht und es erneut losgeht? Dass es wieder losgeht, haben wir schon früher bei der russischen Verfolgung immer wieder gesagt.
Die schlimmste Verfolgung kommt nie von den Feinden der Gemeinde, sondern immer von innen. Deshalb heißt es heute, besonders wachsam zu sein, da die Verfolgung der Jesusgemeinde von den gleichen Mitchristen ausgehen kann.
Das ist schwer, sagt die Bibel immer wieder: Die schlimmsten Angriffe und Verfolgungen kommen aus der Gemeinde selbst – nicht von den Hassern oder Atheisten, sondern von den eigenen Reihen. Deshalb ist es wichtig, wirklich wachsam zu sein und zu prüfen, ob diese Gefahr auch vor uns steht.
Die Gemeinde Smyrna: Schwach, aber treu
Jetzt gehen wir aber mal weiter und kommen zuerst in die Gemeinde von Smyrna. Das ist die Gemeinde von Izmir, wie die Stadt heute heißt. Es handelt sich um eine Stadt mit etwa 250.000 Einwohnern. Smyrna war eine Stadt der Teppichproduktion, eigentlich eine reiche Stadt, eine wohlhabende Stadt.
Aber wie sieht es hier mit der Gemeinde aus? Es ist eine kleine Gemeinde in Izmir, in Smyrna, eine bedrängte Gemeinde, eine schwache Gemeinde. Uns fällt auf, dass Jesus in diesem Sendschreiben nichts tadelt. Während in den übrigen Sendschreiben viel getadelt wird, tadelt Jesus hier nichts.
Dass die Gemeinde klein ist, ist nicht schlimm. Schlimm ist nur, wenn sie nicht richtig steht. Schwäche ist nie schlimm. Wir meinen immer, das sei schlimm: „Oh, das sind bloß wenige, das sieht so kümmerlich aus.“ Für Jesus ist das nie schlimm, auch wenn sie noch so klein ist.
Schlimm ist, wenn sie Jesus nicht richtig vertraut. Kleine Gruppen sind wunderbar, wenn sie ein klares Bekenntnis haben. Diese Gemeinde von Smyrna war verfolgt, bedrängt, unterdrückt, schwach und hatte keine große Ausstrahlung. Dennoch wird sie nur gelobt.
Es war sicher für die Gemeinde von Smyrna eine Versuchung, ob sie nicht irgendwelche Tricks machen sollte, um besser in die Öffentlichkeit zu kommen. Das Volk Gottes hat immer wieder probiert, sich bei den Mächtigen der Welt einzukaufen oder Kompromisse zu schließen, besonders in der Verfolgung.
Manche von Ihnen haben das noch vor Augen, ob das in der russischen Verfolgung war, wo man gesagt hat: „Muss man denn jetzt so missionieren, wenn das der kommunistische Staat nicht erlaubt?“ Denken Sie an die DDR. Hat man da, wo die Stasi so bedrückend war, mutig vorangehen müssen? Das hat ja all die Gemeinden der DDR unheimlich beschäftigt.
Sollen wir noch in die Öffentlichkeit drängen? Sollen wir noch missionarisch sein? Oder sollen wir uns einfach hinter den Kirchenmauern abkapseln? Interessanterweise sind in Russland junge Christen auf einmal vorgeprescht und haben gesagt: „Wir gehen wieder auf die Straße, gerade wenn die Feindschaft kommt. Wir wollen bekennen, wir gehen vorwärts im Widerstand.“
Diese Gemeinde von Smyrna hat sich nicht versteckt, so klein und schwach sie auch war. Das Schlimmste sind Kompromisse. Ich möchte jetzt keinen näheren Bezug mehr zur Kirche in der DDR herstellen. Für uns im Westen ist es leicht, das zu sagen.
Es ist für uns nur schlimm, wenn wir in den nächsten Monaten noch erleben und hören, wie viele aus dem Westen, aus dem sicheren Hafen, sich mit der Stasi angeboten haben. Sie haben die Kirche verraten und auch gegen Geld Informationen abgegeben. Sie ließen sich vom Ostgeld bezahlen. Da wird noch manches ans Licht kommen.
Es ist eine große Gefahr, dass man sich manchmal mit den Mächtigen anbiedert. Wir wollen auch darauf achten, dass wir immer zu den staatlichen und wirtschaftlichen Mächten eine Distanz behalten.
Manchmal kommt es bei uns so heraus, als müssten wir im Westen all diese Mächtigen verteidigen. Das ist aber nicht die Gemeinde Jesu. Wir wollen treue Staatsbürger in unserem Land sein, aber wir wollen uns nicht mit dem Staat identifizieren. Wir wollen uns auch nicht mit dem Staat verheiraten, sondern unsere eigene Position haben.
Wir sind dem Evangelium unterstellt und wissen, dass der Staat diese Positionen gar nicht mittragen kann. Es wird uns immer wieder schmerzlich sein, dass er sie auch mit seinem Gesetz nicht tragen kann. Das kann er gar nicht.
Aber wir wollen diese Gebote Gottes kompromisslos leben. Die Gemeinde von Smyrna hat sich in der Verfolgung nicht angepasst und hat nicht den faulen Weg der Kompromisse gesucht.
Polycarp als Vorbild der Treue
Wir wissen, dass der Vorsteher von Smyrna, Polycarp, im Jahr 155 nach Christus im Alter von 86 Jahren während der Christenverfolgung hingerichtet wurde. Man fragte ihn zuvor, ob er nicht abschwören wolle. Er antwortete darauf: „Jetzt diene ich meinem Herrn schon so viele Jahre, und ich soll meinen König lästern, der mich erlöst hat? Das kann ich nicht.“
Anschließend wurde er zusammen mit elf anderen in Smyrna hingerichtet. Wir besitzen diesen Märtyrerbericht über Polycarp. Wenn wir zurückrechnen, kann er damals bereits in der Verantwortung der Gemeindeleitung gestanden haben. Die Worte, die der erhöhte Herr ihm gesagt hat, waren für ihn sehr wichtig. Sie hatten auch große Bedeutung für die Gemeinde in China. Während der schweren, brutalen Verfolgung unter Mao stärkten sie viele Christen immer wieder.
Polycarp wurde hingerichtet. Die Menschen hatten sich bereits versammelt, um ihn zu verbrennen und legten Holz zusammen. Währenddessen sang er Loblieder auf den Herrn und ging in einer fröhlichen Glaubensgewissheit heim. Das zeigt, wie wichtig es ist, nicht an diesem irdischen Leben zu hängen.
Es ist eine große Frage, ob wir alle für das irdische Leben „mattgesetzt“ sind. Ich denke, dass es heute manchmal sehr schwerfällt, über die Ewigkeit zu sprechen, besonders bei Schwerkranken. Oft sind sie selbst nicht bereit, dass man darüber redet. Bei den Märtyrern war es anders: Sie gingen bewusst in den Tod, auch wenn das damals nicht einsichtig war.
Wir alle, die nicht wissen, wann eine unheilbare Krankheit vor uns liegt, sollten uns rechtzeitig mit dem Thema auseinandersetzen.
Die Zusage Jesu in der Not
Und es ist der nächste Punkt: Wer redet da in dieser notvollen Lage? Wer redet da? Da sagt der Erste und der Letzte: Es ist Jesus. Die Formulierung „der Erste und der Letzte“ ist doch schön. Bevor ich geboren wurde, war er da. Er steht da, wenn ich sterbe. In seine Hände falle ich.
Ganz simpel: Der redet zu dir. Jetzt guck doch nicht auf diese Macht in Smyrna, auf die Reichen, auf die einflussreichen Leute, auf die Mächtigen. Blick auf den, der der Erste und der Letzte ist, der tot war und lebendig ist. Das ist das entscheidende Ereignis: Er hat dem Tod die Macht genommen. Und weil er dem Tod die Macht genommen hat, brauchen wir uns nicht mehr zu fürchten.
Vers 17 und 18 im vorigen Kapitel: „Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.“
Was sollen Sie denn sagen am Sterbebett? Wissen Sie, was Sie sagen müssen, wenn man ganz praktische Seelsorge treibt? Was sollen Sie einem Sterbenden sagen? Wenn ich an unsere liebe Frau Ludwig denke, wie sie da in ihrer Atemnot auf der Intensivstation lag – es waren ja nur wenige Stunden – was kann man da sagen? Da kann ich doch bloß sagen, dass sie nicht von Jesus getrennt werden kann. Er ist der Erste und der Letzte.
Sagen Sie mit Ihren Worten: Der lässt dich nicht los, der hält dich. Das, was ihm so viel bedeutet, seine Hand lässt dich nicht los. Kein Todesband kann dich ewig von ihm trennen. Ich falle nicht in den Tod hinunter. Die, die glauben, gehen heute. Die werden den Tod nicht schmecken, sondern sind vom Tod zum Leben hinübergegangen, hinübergegangen in die neue Welt Gottes.
Wie das alles geschieht, weiß ich auch nicht. Zusage Jesu: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Es geht bruchlos bei ihm weiter. Ich bin nicht jetzt über Jahrtausende bis zur Auferstehung von Jesus getrennt. Wir können es nur auseinandernehmen und sehen den Leichnam, den wir ins Grab legen. Aber die Aussagen sind so eindeutig: Er ist der Erste und der Letzte und der Lebendige. Und die, die glauben, sind bei ihm im Leben. Und der Tod kann sie nicht trennen. Darum fürchten wir den Tod nicht.
Wir müssen wieder davon reden, dass der Tod keine Gewalt mehr hat. Wir lügen viel zu viel an den Krankenbetten über Besserwerden und Hoffnungen, die wir haben. Natürlich haben wir Hoffnungen. Wir dürfen ja bis zum Schluss um Besserung bitten. Es tut einem Patienten sehr wohl, dass wir das bitten. Aber wir müssen ganz offen davon reden, dass unser Leben doch beschränkt ist.
Wie sitzen wir hier zusammen: Erlebe ich das nächste Jahr? Erleben Sie das nächste Jahr? Wer weiß es? Es muss doch viel mehr in unseren Terminplanungen drin sein: Irgendwann hat Gott mein Datum beschlossen. Und da soll ein triumphaler Heimgang zum Herrn werden, wo die Macht des auferstandenen Jesus sichtbar wird.
Vorbereitet sterben. Ich möchte jeden Tag abschließen. Ich möchte keine Schuld mit ihm übernehmen in den nächsten Tag.
Die Gemeinde als Stütze in der Verfolgung
Für uns ist die Verfolgung heute nicht akut, aber wir hängen an unseren irdischen Dingen. Wir wollen noch Geschäfte abschließen, gewisse Dinge ordnen, den Hausbau vollenden oder den Garten richten. Es ist manchmal fast witzig, woran wir hängen, obwohl wir bereit sein sollten, heute mit Jesus zu leben und mit Jesus zu sterben.
Die Lieder sind dabei eine große Hilfe, weil sie den Blick immer wieder auf das Ewige lenken. Sie ermutigen zur Freude in der ewigen Welt, obwohl wir doch schon hier so nah dabei sind. Der lebendige Herr, der Erste und der Letzte, der mich hält, war für die Gemeinde ein großer Trost. Was sollen die Feinde mir denn nehmen können?
Wenn man die Märtyrerberichte noch einmal liest, ist es immer wieder interessant, wie die Menschen gesagt haben: „Ihr könnt mir nichts wegnehmen.“ Ein orthodoxer Patriarch, der in Dorpat zusammen mit Traugott Han ermordet wurde, rief bei der Erschießung: „Lebt wohl, ihr Toten, ich gehe zum Leben.“ Das Erschießungskommando hat das nicht vergessen.
Das ist etwas ganz Mächtiges, wenn Gott es schenkt, dass man am Sterbebett den Umstehenden sagen kann: „Um mich braucht ihr nicht zu weinen.“ Das war so schön beim Picknick, weil ja so viele da waren. Ich habe auch einen Arzt gefragt, einen jungen Internisten aus unserer Jugendarbeit, wie es heute mit den Schmerzen sei, denn das bekümmert doch alle.
Er sagte, die Schmerzen könnten wir heute so weit mildern. Aber es sei immer schwierig. Er verpflichtete mich, offen mit ihm zu sprechen. Danach wollten viele doch nicht so ehrlich sein. Wir müssen uns verpflichten, schonungslos zu sein. Wie ist es von menschlicher Seite her? Wir sind dankbar, wenn die Schmerzen gelindert werden und wir einen klaren Kopf behalten dürfen.
Aber es ist wichtig, dass wir das bewältigen und sagen: Ich bin bereit, ich weiß, wohin ich gehe, und ich gehöre Jesus. Das muss in meinem Leben immer klar sein. Es muss klar sein, und das soll so bleiben. Alles, was mit Jesus nicht in Ordnung ist, wollen wir heute noch bewältigen, damit wir heimkommen zu ihm.
Es wäre furchtbar, wenn wir in der Ewigkeit von Jesus getrennt wären, wenn wir nicht hinüberkommen zum Leben. Wie heißt es beim reichen Mann und armen Lazarus? Eine tiefe Kluft ist befestigt, da kann man nicht hinüber.
Unter Christen verbreitet sich oft die Vorstellung, Gott müsste furchtbar sein, wenn er das Gericht wirklich vollzieht. Sonst hätte Jesus nicht am Kreuz sterben müssen, wenn es im Anschluss noch eine Tür gäbe. Leider gibt es keine solche Tür. Es gibt nur einen Weg zur Versöhnung mit Gott und zur Bewältigung des Todesgerichts – die Versöhnung durch das Kreuz Jesu.
Diese Versöhnung wollen wir ergreifen und dann fröhlich sein. Es ist etwas Herrliches, wenn man an einem Christengrab steht und dankbar ist, dass dort jemand heimgeht zu seinem Herrn. Obwohl das für Angehörige schwierig ist, wissen wir doch, was Leben heißt.
Die Gemeinde Smyrna als Beispiel für Freiheit und Armut
Es geht jetzt um die Märtyrersituation der Gemeinde von Smyrna. Das macht uns frei, nicht an der Welt zu hängen – nicht am Geld, nicht am Beruf, nicht an der Ausbildung.
Es ist natürlich schwer, wenn ein junger Mensch mit 23 oder 19 Jahren stirbt. Schwer ist es auch, wenn ein Kind im Alter von zehn Jahren stirbt. Aber das Allerschlimmste ist, wenn jemand stirbt, ohne Hoffnung, ohne Jesus. Wenn Sie mich fragen, kann ich Ihnen keinen Trost geben. Auch die Schrift kann Ihnen keinen Trost geben. Deshalb müssen wir missionieren, deshalb müssen wir allen von Jesus erzählen.
Der Tod wurde überwunden und ist lebendig geworden. Die Gemeinde ist arm – du bist arm. Ich kenne deine Bedrängnis, deine Armut. Warum war die Gemeinde arm? Sie hatte kein Geld, keine mächtigen Leute. Sie war eine verlachte und verspottete Gemeinde. Sie hatte keine großen, geistreichen Persönlichkeiten, keine bekannten Namen – eine arme Gemeinde.
Ist Ihnen schon aufgefallen, dass oft gerade die wirklich lebendige, geistlich lebendige Gemeinde eine ganz kümmerliche Gemeinde ist? Man schämt sich fast und denkt manchmal: So habe ich auch früher gedacht. „Da passe ich gar nicht dazu, ich bin doch so ein moderner junger Mann“, habe ich früher gedacht. Und es sind lauter altmodische Leute, oder? So denken wir manchmal in unserem Hochmut. Bis man plötzlich merkt: Da bekomme ich einen großen Segen.
Was habe ich in Gemeinschaftsstunden erlebt, wo Brüder oder Schwestern das Wort lebendig gemacht haben – Segen empfangen. Was habe ich von Menschen erfahren, bei denen ich es äußerlich gar nicht erwartet hätte, Begegnungen mit meinem Herrn gehabt?
Armut nach außen, nach dem Urteil der Welt – die lachen darüber, sagen: „Mensch, die Pietisten oder was!“ Aber du bist reich. Die Verheißung Gottes ist dabei. Du bist reich, warum? Weil die Gegenwart Jesu bei denen ist, die ihm gehören. Er schämt sich nicht, ihr Bruder zu heißen. Er ist unter ihnen, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind. Deshalb wird dort immer Leben sein.
Es war beeindruckend, dass selbst die Kommunisten erkannten, dass diese alten Frauen mit ihren Kopftüchern etwas bewirken konnten. Sie sagten, die holen die Sterbenden noch an die Betten. Die Atheisten holen plötzlich die alten Frauen an die Sterbebetten, weil sie beten können.
Der Reichtum der Gemeinde liegt nie in prunkvollen Gebäuden oder im geistreichen Predigtfluss, sondern in der Nähe Jesu, der durch seine schwachen Leute wirkt. Was vor der Welt verachtet wird, was gering erscheint – das erleben Sie immer wieder. Gehen Sie nicht daran vorbei!
Wenn man in die Hahn’sche Gemeinschaft in der Paulinenstraße 21 geht, ist es manchmal schwer, wenn die Brüder dort so feierlich sitzen. Aber ich möchte Sie immer wieder einladen: Gehen Sie hin! Dort wird das Wort ausgelegt – mit einer solchen geistlichen Tiefe, mit Gottesfurcht und biblischer Treue.
Wir müssen aufpassen, dass wir das nicht mit unseren Augen beurteilen. Es ist ein ganz anderes Leben als wenn der VfB nachts Einzug hält in der Hohenheimer Straße und beim alten Simpel zu Abend ist. Das sind zwei ganz verschiedene Bilder. Unsere jungen Leute lieben das äußere Bild, aber man fragt sich: Wo ist mehr dahinter? Was gibt mir mehr? Man unterscheidet das oft nicht.
Die Bedrängnis durch die Juden und die Synagoge Satans
Die schlimmste Bedrängnis kam hier von den Juden. Darf ich dazu ein Wort sagen, weil wir gerade aus Israel zurückgekehrt sind? Im ganzen Neuen Testament wird der Name „Jude“ niemals als Schimpfwort verwendet und nie negativ gemeint. Das wird oft anders gehört, aber wenn man es unvoreingenommen betrachtet, sieht man, dass Paulus immer zuerst versuchte, zu den Brüdern in der Synagoge zu gehen – bis er schließlich hinausgeworfen wurde.
Paulus hat nie eine Kluft errichtet. Die gesamte urchristliche Gemeinde sah weder den Tempel noch die Juden als eine Trennwand oder Barriere. Sie war immer offen und voller Sehnsucht und Liebe dorthin. Dennoch erlebte sie dort viel Feindschaft.
Wenn wir das aussprechen und jetzt Juden unter uns wären, würden sie dieses Wort wahrscheinlich als diskriminierend empfinden. Wir verstehen das angesichts all dessen, was Juden durch Christen erlitten haben, nur zu gut. Für viele Juden ist es kaum noch möglich, solche Worte zu hören. Unsere Reisegruppe war sehr dankbar, dass sie so sensibel waren und nicht unbedacht Juden angesprochen haben. Denn sie tragen eine enorme Last, wenn sie ihre Heimat verlassen mussten und die Geschichten davon wieder hören.
Ein Professor aus unserer Gruppe, ein Universitätsprofessor, besuchte ehemalige Schulkameraden. Er freute sich sehr, erinnerte sich an seine Jugend und wusste noch alles. Sie waren ein Herz und eine Seele. Doch als er sie traf, konnten sie kaum sprechen. Es war, als ob sie vernommen würden. Die Beklemmung war groß, er sagte, es sei furchtbar gewesen. Auf die Frage, ob sie jemals wieder nach Deutschland zurückkehren wollten, antworteten sie: „Nie mehr nach Deutschland.“
Diese Geschichten sind so schwer beladen, dass man verstehen muss, warum das Evangelium dort kaum Fuß fassen kann. Es waren ja Leute, die dem Namen nach Christen waren. Doch die christliche Gemeinde war damals nicht sehr mutig und stellte sich nicht kühn zu den Juden.
Die Situation war damals ganz anders: Die Christen erlitten viele Nachstellungen von der jüdischen Synagoge. Es wird gesagt, die Synagoge sei zu einer „Synagoge Satans“ geworden. Wir sprechen hier nicht von Synagogen im Allgemeinen, denn wir wissen auch, dass es Kirchen gibt, die zu einer „Synagoge Satans“ werden können.
Das ist ein heikles Thema. Im Jahr 1969 sprach Dr. Hundemann in Bremen, der heute wieder gegen Jepsen schießt, mutig über die „Synagoge Satans“ und meinte, viele Kirchen seien zu einer solchen geworden. Viele Journalisten verstanden das nicht und bezeichneten die Äußerung als antisemitisch. Andere sagten, er habe die Kirche pauschal verdammt. So verhält es sich manchmal mit biblischen Worten.
Was er eigentlich sagen wollte, war: Der Teufel geht mit Vorliebe von innen durch die Kirche und zerstört sie von innen. Das ist eine große Not. Wenn wir heute erleben, dass das Bekenntnis zu Jesus in der Gemeinde zerstört wird, dass in theologischen Büchern Jesus als Gottessohn verlästert wird, dass gesagt wird, Jesus sei nicht wirklich auferstanden oder sein Blut sei nur eine Vorstellung der Gemeinde und mache nicht wirklich frei – wie soll man dann Vergebung empfangen?
Wenn Kinder so erzogen werden und ihnen das Evangelium geraubt wird, ist das furchtbar. Und viele Menschen können das gar nicht durchschauen. In dieser Situation leben wir.
Bischof Dietz Felbinger hat als Landesbischof mutig gesagt: Der Kirchenkampf, in dem wir heute stehen, ist viel schlimmer als der im Dritten Reich. Heute sagen viele: „Ach, wir sind doch alle am Mund, es ist alles friedlich.“ Aber ich glaube, dass die wahre Gemeinde Jesu heute angefochten ist.
Wo gläubige Menschen sich auf die Bibel und auf Jesus berufen, werden sie auch unter den Angriffen des Teufels leiden – sogar von eigenen Kirchenmitgliedern angegriffen werden. Wir sind froh, dass es bei uns ruhig ist und wir keine Angriffe haben. Aber es könnte jederzeit plötzlich losgehen. An anderen Orten geschieht das manchmal schon sehr heftig.
Das tut dann gut, wenn man dahintersteht. Vor Jahren wurden die Eidlinger Schwestern durch eine völlig unwahre Geschichte durch die Zeitungen gezogen, obwohl kein Wort davon stimmte. Es gibt Dinge, die man einfach wissen muss.
Manchmal kann es sogar sein, dass einem, so wie damals bei den Eidlingern, das eigene Gemeindeblatt noch mit einer weiteren Lüge „oben drauf“ setzt. Das ist schwer zu ertragen. Aber man muss wissen, dass das biblisch ist – seit der Anfangszeit.
Wir wollen uns prüfen, ob es nicht unsere eigene Ungeschicklichkeit war oder ob es wirklich um des Evangeliums willen geschah.
Die Aufforderung zur Furchtlosigkeit und Treue
Zweitens: Fürchte dich nicht vor dem Leid, das kommen wird. Fürchte dich nicht davor, was du leiden könntest. Vor dem Leiden braucht man keine Angst zu haben – das ist der schlimmste Trick.
Wissen Sie, die Schmerzen selbst sind oft gar nicht so schlimm wie die Angst vor den Schmerzen. Vor dem Zahnarzt hat man meistens mehr Angst als während des Besuchs. Die Angst davor ist oft schlimmer als das eigentliche Ereignis. Es gibt Menschen, die sagen: „Ich gehe überhaupt nicht zum Zahnarzt“ und lassen ihr Gebiss verfaulen. Das ist auch keine Lösung. Aber aus Angst vor dem Leiden faule Kompromisse zu machen, ist problematisch.
Das ist wahrscheinlich heute oft in der Kirche so: Man sagt, man könne den Menschen das Evangelium nicht mehr zumuten, weil sonst die Leute weglaufen. Die Kirche sollte mutiger sein, dann würden die Menschen in Massen kommen. Aber das ist alles nur die Angst vor dem, was vielleicht kommen könnte. Das ist doch nicht schlimm.
Nichts ist so schlimm wie eine Gemeinde, die sagt: „Wir brauchen gar nicht die Macht der Welt, wir trauen einem ewigen Gott.“ Und sich dann doch sicherheitshalber durch Kirchensteuerung, Versicherungen und Rücksichtnahmen absichert. Wir sollten mutig sein, allein mit dem Evangelium. Vor dem Leiden brauchen wir keine Angst zu haben, weil Jesus verspricht, dass wir im Leiden nicht umkommen sollen.
Die Zeit der Bedrängnis ist begrenzt – „zehn Tage“. Wie lange das genau ist, wissen wir nicht. Das ist ein Begriff aus der Offenbarung, eine Zeiteinheit, die Gott setzt. Für uns genügt es, dass Gott weiß, wie lange das Leiden dauert.
Im Dritten Reich war der Bekenntniskampf auch nicht ewig. Er war schlimm, aber es war besonders schlimm, wenn man im Kampf nicht standhielt. Es ist hochinteressant, die alte Geschichte noch einmal zu lesen: Wie furchtbar das war, wie viele frühzeitig müde wurden und die Jugendverbände der Hitlerjugend unterstellten.
Hier in der Hofarkgemeinde waren 1934 alle Kirchengemeinderäte Mitglieder der bekennenden Kirche. Das war das große Verdienst von Vater Hiller, einem mutigen Mann, der hier eine klare Position einnahm – unabhängig davon, was passierte. Die Geschichten sind beeindruckend, nicht nur als Vergangenheit, sondern auch als Beispiel für heute: mutig zu sein.
Ich freue mich immer, wenn junge Leute schon in der Schule, im Religionsunterricht, sich klar bekennen. Wenn sie in Diskussionen aufstehen und sagen: „Ich weiß, was Jesus für mich bedeutet.“ Nicht streiten – das hilft nicht. Man wird niemanden überzeugen. Man soll bekennen, bezeugen und klar machen: „Ich bin bei Jesus und ich vertraue ihm.“
Das soll die Gemeinde beherzigen: Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst. Wenn Jesus sagt, dass es dir nicht schaden kann, brauchst du keine Angst zu haben. Du wirst keinen Verlust erleiden.
Manche fürchten sich schon, in der Kantine zu beten, aus Angst vor Spott. Ich freue mich, wenn unsere jungen Leute in der Bundeswehr den Mut haben, ihren Glauben zu zeigen. Es ist ein wichtiger Schritt, wenn einer von unseren Jugendkörlern in der Kaserne einen Zettel aushängt: „Suche junge Soldaten für den Bibelkreis“ – und seinen Namen sowie den Ort angibt.
Er sagt dann: „War es klar? War es leicht?“ Ja, das ist ein reifer Prozess. Da geht man nicht mehr durchs Zwielicht, da weiß man, woran man ist. Man kann nicht mehr zurück.
Schön sind all die Bekenntnisse, wo es nötig ist. Es ist nicht so, dass man meint, man könne es sich langsam angehen lassen und später überzeugen. Das geht nie. Man darf nicht denken: „Ich warte erst mal die ersten Ehejahre ab und will dann meinen christlichen Einfluss geltend machen.“ So geht es nicht. Man muss von Anfang an klar bekennen, das ist eine Voraussetzung. Ohne das geht bei mir nichts – egal, wo man ist und wo man lebt.
Mut und Standhaftigkeit in der Verfolgung
In der äthiopischen Verfolgung, die gar nicht so lange zurückliegt und eine sehr schwere Verfolgung war, ist nur wenig bekannt geworden. Die Christen haben sich dabei bemerkenswert verhalten. Es ist beeindruckend, wenn man die Geschichte noch einmal liest: Die äthiopische kommunistische Armee umzingelte eine Glaubenskonferenz mit zehntausend Teilnehmern und befahl den Menschen, sie sollten weglaufen.
Was haben diese einfachen Afrikaner getan? Sie knieten sich vor den Soldaten nieder und beteten die ganze Nacht hindurch. Durch das Gebet dieser bedrohten Menschen kamen einige Soldaten zum Glauben. Am Ende erkannten sie, dass etwas nicht stimmte. Sie sagten, sie hätten nichts gegen die Regierung, wollten sich aber einfach nur versammeln. So wurde ihnen klar, dass in ihrem Staat etwas falsch lief.
Durch dieses stille, gewaltlose Bekennen haben die Christen viel erreicht. Einer aus der lutherischen äthiopischen Kirche sagte, erst durch die Verhaftungen seien viele, die bisher feige gewesen seien, mutig geworden und hätten die Lücke gefüllt. Es ist nämlich oft so, dass viele, die oben sind, denken: „Ich bin der Einzige, der das leiten kann. Ich muss Kompromisse machen, sonst fliegt alles auf, wenn sie mich wegnehmen.“ Das ist aber das Schlimmste.
Man darf oben keine Kompromisse machen. Der Wurm hat einmal gesagt, die Vermittler seien die Schlimmsten gewesen, die immer versucht haben zu vermitteln. Andere haben es vom Wurm so gehört. Es gab eine Zeit, in der er noch Kompromisse machte, bis der Kampf begann. Es besteht immer die Gefahr, dass vermittelt wird. Wenn aber einer oben weg ist, kommen zehn andere nach, die durch sein Beispiel ermutigt wurden.
Auch heute ist das klare Wort wichtig. Oft stellt sich mir die Frage, an welcher Stelle man den Kampf eröffnen oder beginnen soll. Darüber müssen wir auch diskutieren, vor allem wenn in der kommenden Zeit wieder schmutzige Filme gezeigt werden. In vielen Städten laufen viele schmutzige Filme. Ich möchte nicht überall negativ protestieren. Aber was mir sehr wichtig ist: Wo Gemeinde Jesu ist, will ich nie zulassen, dass in meiner Gegenwart mein Herr und Erlöser gelästert wird.
Wenn das heute passiert, gehe ich entweder hinaus oder melde mich zu Wort. Ich weiß, dass solche Reaktionen auch negative Äußerungen hervorrufen, aber wir sollten uns das angewöhnen. Für uns ist das nicht einfach, besonders wenn es eine evangelische Versammlung ist. Für mich ist das keine Kleinigkeit.
Deshalb bin ich auch nicht zur Trevermann-Versammlung gegangen. Ich kann dort nicht still sitzen bleiben, und dann gehe ich lieber nicht hin. Was dort vertreten wird, ist nicht biblisch. Ich muss nicht alles anhören, um es beurteilen zu können.
Die Bedeutung von Treue bis zum Tod
Nur ein letztes Wort zur Treue: Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.
Treue, Treue, Hingabe – Treue, das finde ich ganz besonders lieb. Ich weiß, wie schwer es manchmal ist, treu zu bleiben. Man überlegt sich oft: Soll ich heute Abend noch einmal ausgehen? Jetzt bin ich müde.
Herr Sanse legte jedoch nicht nur Wert auf Treue zu Menschen oder Treue zu Gemeinschaften, sondern vor allem auf Treue zu unserem Herrn Jesus.
Wenn ich es ganz einfach sagen soll: Ich möchte ganz treu beim Evangelium der müderen Väter bleiben, der vorigen Jahrhunderte. Ich will kein anderes Evangelium als das, das Luther hatte. Ich will auch keine neuen Offenbarungen oder Visionen. Ich will bei dem Evangelium der Apostel und Propheten bleiben. Ich will in der Spur der Väter bleiben.
Es interessiert mich, was der Prälat Kapff und der Stiftsprediger Georg in Stuttgart wollten und was der Hofacker wollte. Das ist die Spur, in der wir bleiben – ebenso wie die Erweckungsprediger. Wir wollen nichts Neues, sondern bei Jesus bleiben. Das ist uns wichtig.
Wir haben schon gesagt: Die Organisationsfragen kann man mal so und mal anders diskutieren. Aber wir wollen bei Jesus bleiben, ihm treu sein und bei seinem Wort bleiben. Denn wir sind überzeugt, dass Himmel und Erde vergehen, aber seine Worte nicht vergehen. Sie werden erfüllt werden, auch sein Prophetenwort wird erfüllt werden. Darum empfangen wir die Krone des Lebens, wenn wir treu bleiben.
Dieses Wort wird ja häufig als Konfirmationsspruch benutzt. Ich werde jedoch nicht bei der Konfirmation darüber predigen, weil es ein Wort ist, das für die Märtyrer gilt – die ihr Leben dafür bezahlt haben. Manchmal kommt mir das zu billig vor.
Dieses Beispiel soll uns jedoch vor Augen stehen: Viele Menschen haben gesagt, lieber vergieße ich mein Blut, als Jesus die Treue zu brechen.
Was Treue heute bedeutet, denken auch Kinder, die ihre Eltern pflegen. Das ist schon etwas Wunderbares, bis ins hohe Alter. Treue zeigt sich auch bei einem alten Ehepaar – und in allem, was Treue ausmacht.
Aber es ist besonders wunderbar, wenn man die Treue zu Jesus so lebt, dass man sagt: Ich kann nicht von Jesus lassen, ich will bei seinem Wort bleiben, und mein Glaube soll so einfältig ihm gehören.
Darum bleibe ich auch bei seinen Schwestern und Brüdern. Das ist nicht abhängig von Lust und Laune oder vom äußeren Druck.
Ich glaube, dass dieses Sendschreiben an die Gemeinde von Smyrna uns sehr viel zu bedeuten hat – für unsere Gemeinde, für unseren Dienst und für unseren Platz, den wir hier haben.
