Herr, dein Wort macht Leib und Seele gesund. Du hast dich in deinem Wort geoffenbart. Dein Wort hat uns oft erfreut und erquickt, es hat uns das Leben gebracht, und das wollen wir heute Abend erfahren. Wir kommen aus vielen Verpflichtungen, oft müde und abgespannt. Wir brauchen wieder die Verbindung mit dir. Wir wollen teilhaftig werden an deiner göttlichen Natur, und das geschieht durch dein Wort. Tu das heute an uns! Amen!
Wir kommen zum Schluss der Abschiedsreden Jesu, das ist Johannes 16, Vers 25. Beim nächsten Mal, also in 14 Tagen, werden wir an den Anfang des hohenpriesterlichen Gebets kommen und dieses bis zur Sommerpause behandeln.
Jesus hat ja viel in Bildern gesprochen, so auch von den Wehen. Wir müssen durch die schmerzhaften Abschnitte hindurch. Diese Krämpfe, die einen bedrängen und bedrücken, sind Ausdruck des Neuen, das Gott jetzt schon herbeiführen will. Durch diese Bilder macht uns Jesus viel deutlich von den Schrecken der gegenwärtigen Weltzeit, in der wir leben.
Bei uns erleben wir davon eigentlich fast nichts. Aber für Flüchtlinge aus dem Kosovo sieht es schon anders aus, wenn sie Krieg und Kriegsgeschrei erleben. Auch in Afrika, neulich wurde Therese Fuhr grausam bei einem Raubüberfall in Angola ermordet. Oder jetzt ist ein Vater in Wiedenest in Besa, Tansania, von den Wiedenest-Missionaren im Alter von dreißig Jahren an Malaria gestorben. Die Welt mit ihren Nöten – darin baut Jesus sein Reich, unter diesen Schrecken und Nöten, auch unter den ganzen Krankheitsnöten in unserer Mitte sowie den Sorgen und Ängsten.
Es kommt die Zeit, dass ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. An jenem Tag werdet ihr bitten in meinem Namen. Ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will, denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil er mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen. Ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.
Die Jünger sprechen zu ihm: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht mehr in Bildern. Nun wissen wir, dass du alle Dinge weißt und nicht darauf angewiesen bist, dass dich jemand fragt. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist.
Jesus antwortet ihnen: Jetzt glaubt ihr. Siehe, es kommt die Stunde – sie ist schon gekommen –, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst. Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.
Ja, wann kommt die Zeit, in der Jesus nicht mehr durch Bilder zu uns redet? Wir sind so froh, dass Jesus bildhaft gesprochen hat. Der Leiter der Sonntagsschule, in die ich ging, in der Johannesgemeinde, Fritz Vogelgesang, hat immer gesagt, die Leute, besonders die Theologen, vergessen, wie der Heiland geredet hat. Er hat immer nur Geschichten erzählt. Deshalb ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn so plastisch – das Evangelium darin ist super hineingepackt.
Jesus hat viele ernste Gleichnisse vom Reich Gottes erzählt: wie das Reich Gottes ist, wie der Sämann ist, der nicht jeden Tag auf den Acker geht, um zu schauen, ob schon etwas gewachsen ist, sondern bis zur Ernte wartet. Wir sind oft zu ungeduldig. Jesus hat große Wahrheiten in Bildern enthüllt. Aber er sagt hier: Es kommt die Zeit, da braucht ihr keine Gleichnisse mehr, sondern werdet unmittelbar erkennen.
Gut, in der Ewigkeit wird das so sein. Aber Jesus hat das sicher nicht nur auf die Ewigkeit bezogen. Wann ist das? Er sagt: Es ist zu Pfingsten, wenn wir den Heiligen Geist haben und klar durchsehen. Das Entscheidende, um die Sendung Jesu zu verstehen, ist sein Kreuz und seine Auferstehung. Das hat Jesus sicher gemeint.
Mit dem Augenblick, wo Jesus auferstanden war, fiel den Jüngern plötzlich wie Schuppen von den Augen. Jetzt begreifen wir alles. Ich kann den christlichen Glauben nur dort verstehen. Es gibt viele, die sagen: Ich bin beeindruckt von den Liebestaten Jesu oder von der Bergpredigt. Aber ich werde Jesus erst richtig verstehen, wenn ich weiß, dass es ein Passionsweg ist.
Sie wissen, wie wichtig mir die Passionswoche ist. Ich freue mich über alle, die auch in diesen Tagen der Passion die Gelegenheit genutzt haben, ein wenig Stille zu haben und mehr darüber nachzudenken. Es ist der Höhepunkt, wenn Jesus sein Leben gibt.
Heute vertreten viele Theologen die Meinung, Jesus sei am Kreuz gescheitert. Das ist Unsinn. Nein, es ist der Höhepunkt! Jetzt müssen Sie mal im Johannesevangelium lesen, wie Johannes das beschreibt. Jesus geht zum Vater. Er ist der hohe Priester, der die Welt mit Gott versöhnt.
Wie tief Johannes auch mitempfunden hat, wie Jesus gelitten hat an dieser Welt des Verrats durch Judas und der Feindschaft der Menschen gegen Gott. Wie die Menschen ihn nicht wollen und hinausstossen. Da stirbt er am Kreuz als das große Paschalamm der Versöhnung, wo noch einmal der alte Bund von Ägypten, von Pharao, ganz überhöht wird.
Jesus sagt: Ihr werdet merken, an einem Tag werdet ihr alles verstehen. Dann braucht ihr kein Bild mehr. Das ist der große Trost und die große Freude: Wir sind versöhnt mit Gott, der Himmel ist aufgetan, der Tod hat keine Schrecken mehr.
Die Osterlieder waren so herrlich, man wollte das ganze Jahr über so triumphierend singen, in fröhlichen, bewegten Melodien: Der Tod kann uns nicht mehr erschrecken, obwohl er uns doch erschreckt.
Aber ich möchte auf Jesus blicken. Ich brauche kein Bild mehr. Die Worte Jesu werden uns so verständlich, wenn er sagt: Ich bin der gute Hirte, niemand kann aus meiner Hand reißen. Alles wird so groß: Jesus, der über die Natur herrscht beim Sturm auf dem Meer.
Ich weiß doch, ich brauche keine Bilder mehr. Ihr könnt es auf einmal fassen und verstehen.
Am Sonntag haben wir gesagt: Wenn der Heilige Geist uns dieses versiegelt, wenn er uns das deutlich macht, dass der Herr Christus groß macht – ich bin sein Kind –, dann macht er das.
Und da denken wir zum Beispiel an Paulus. Natürlich hat Paulus das dann ausdehnen können. Er hat uns im Römerbrief erklärt, was der Tod Jesu bedeutet. Paulus hat nichts hinzugefügt, sondern nur begriffen und deutlich gemacht, dass Jesus das große Opfer ist und viel, viel mehr.
Wir brauchen keinen Altar mehr, keinen Brandopferaltar. Nun sind wir gerecht geworden mit Gott, so haben wir Frieden. Jesus ist der neue Mensch.
Und jetzt, wenn Jesus durch seinen Tod schon so viel bewirkt hat, wie viel mehr kann er dann erst durch sein Leben bewirken? Wie hat uns gerade das Zeugnis der Apostel geholfen, das Werk Christi zu verstehen!
Also: Es kommt die Zeit, dass ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater.
Wir erkennen das Heilswerk Jesu, lesen das, was die Apostel uns gezeigt haben, und brauchen keine neue Erklärung mehr, nicht mehr in Bildern.
Das nächste, was wunderbar ist, ist Vers 26: Ein ganz großes Vorrecht, das uns Jesus schenkt. Im Abschied, im Testament, hat uns Jesus knapp alles gezeigt. Was ist das nächste Gebet?
Betet ihr wirklich so viel? Ich bin dankbar, immer bei den kurzen Gebetsgruppen, die wir noch haben. Ich bin dankbar, dass das Gebet der Schatz unseres größten Lebens ist.
Wir können von uns aus nichts wirken. Wie oft erzählen wir Geschichten und sagen: Durch das Gebet, wie denn sonst? Haben wir keine Hände, die wir in den Schoß legen? Aber habt keine Angst, dass wir untätig werden.
Doch ob wir nicht doch vergessen, dass es nur durchs Gebet geht.
Was haben wir da erlebt? Da sagt Jesus: Es kommt der Tag, da braucht ihr meine Fürbitte nicht mehr. Ihr lebt in so enger Verbindung mit dem ewigen Gott, mit dem Gott, der einmal der Richter der Welt sein wird, mit dem heiligen Gott, mit dem mächtigen Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat und der es wagt, Vater zu ihm zu sagen.
Das haben wir am Sonntag versucht zu sagen: Der Heilige Geist ruft „Abba“ in uns, macht uns das ganz groß: Ich darf zu Gott so eine Liebesverbindung haben. Wie herrlich ist es, dass ich jetzt meine Not ihm sagen darf!
Warum brauche ich die Fürbitte Jesu nicht mehr? Weil ich selbst in unmittelbarer Verbindung mit Gott leben darf.
Johannes sagt dann im Johannesbrief, wir brauchen die Fürbitte Jesu nur noch, wenn wir sündigen, damit er uns wieder rein macht. Aber ihr werdet in einer solchen Verbindung leben.
Das überrascht uns, wie die Apostel fröhlich in die Welt zogen und sieghaft waren, weil sie in unmittelbarer Verbindung mit Gott standen.
Lebt doch so! Hausandacht ist nicht bloß ein kleines frommes Überbleibsel, sondern jetzt stellt den Tag in die Nähe Jesu, geht hinein in eure Schwierigkeiten.
Manchmal hält man ja selbst den Atem an, wenn man erlebt, wie wir das in Dingen erfahren, die wir für unmöglich halten.
Große Dinge tut Gottes Gebet, bis hin zu Heilungswundern natürlich. Er löst für uns unlösbare Dinge.
Es geht manchmal sogar so weit, dass man einen verlorenen Schlüsselbund sucht und sich geniert, eine halbe Stunde zu suchen, und sagt: Ich will doch nicht für meine Dusseligkeit beten.
Dann beten wir – nach einer halben Minute haben wir ihn gefunden.
Wenn Sie das Gleiche beim Toto probieren, sagen Sie: Ich bete! Dann werden Sie merken, dass auch hier Gottes Gebet erhört wird, und Sie lauter Nieten kriegen.
Gott weiß genau, was Ihnen nicht gut tut. Es ist toll, es ist ein lebendiger Gott. Sie dürfen in Verbindung bleiben mit ihm, und er weiß, was Sie brauchen und was so nötig ist.
Das fehlt uns, dieses Wissen. Wir sind hier alle auch vom Unglauben unserer Zeit angesteckt.
In dieser unmittelbaren Verbindung mit Gott, mit Ihren Studenten und mit euren Sprachprüfungen und was ihr alles habt, mit euren Familiennöten und Problemen – Sie werden staunen, man kann es wirklich.
Ich kann es bei den Konfirmanden sagen: Wenn man für einen betet, weil er einem Sorgen macht, wie Gott es vor den Augen erfüllt, wenn man plötzlich merkt, da ist Offenheit da.
Oder wie man oft auch merkt: Herr, ich weiß nicht, was ich heute tun soll, und dann führt Gott an Stellen, wo man sagt: Das hätte ich nie finden können.
Wie macht das Gott bloß, dass er einen auch da leitet!
Ihr lebt in dieser unmittelbaren Verbindung. Der Vater hat euch lieb.
Ihr werdet bitten in meinem Namen. Durch den Namen Jesus haben wir die Erlaubnis zum Beten.
Wir würden immer meinen, Jesus gehörte die Sache, schafft mal mehr, wir brauchen nicht für alles bitten.
Jesus hat gesagt: Betet doch mehr!
Und die großen Dinge sind immer durchs Gebet gelaufen.
Eine Ermutigung ist das zweite Wunder des Gebets.
Wie hat Jesus das nachher im Kapitel 17 praktiziert? Im allergrößten Gebet, im hohenpriesterlichen Gebet, das wir in 14 Tagen beginnen werden.
Es gibt überhaupt keine Einschränkung für das Gebet, bis hin zu den politischen Ereignissen. Beter bewegen die Welt.
Wenn wir irgendetwas Größeres bewegen können, dann nur über das Gebet, durch nichts anderes.
Und dann wunderbar, wie Jesus das sagt: Der Vater hat euch lieb.
Wenn Sie mit dem Kopf über Gott nachdenken, kommt immer etwas ganz anderes heraus.
Wenn Sie Leute über Gott reden hören, über den Allmächtigen – wer hätte Jesus das sagen können, wie man es nur von der Mutter sagt: „Der Vater hat euch lieb.“
Bei uns redet man von den Vätern meist gar nicht so zutraulich.
Also herrlich, wie das so kommt: „Er, der Vater, hat euch lieb.“
Wenn Sie das einmal begriffen haben, sind Sie doch nicht in dieser Welt den Mächten preisgegeben.
Sie sind doch nicht den dunklen Versuchungen des Teufels ausgeliefert.
Der Vater hat euch lieb.
Ihre ganze Lebensplanung steht unter dieser Freude.
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann schäme ich mich nur. Was habe ich mich von früher Jugend an über alles nur gesorgt: Wie schaffst du das? Wie wird das alles? Wie kriegst du das hin?
Wenn man rückblickend alles ansieht, muss man sagen: Man kann nur danken und loben. Da war Gott im Regiment gesessen.
Das ist doch wahnsinnig!
Wir haben gerade an unserem Verlobungstag gefühlt: Wie habe ich so einen Menschen gefunden? Das soll ja niemand nachmachen, das kann nicht gut gehen.
Es war plötzlich und uns klar: Wenn Gott einen lenkt, tausend Dinge! Was haben wir erlebt – in Wohnungsnöten und überall mit Menschen, wo unlösbare Spannungen waren.
Gott löst das.
Und jetzt: Er hat euch lieb.
Er will in eurem Leben seine ganze Güte und Freundlichkeit offenbaren, wie Jesus es seinen Jüngern noch einmal zeigt, als das Geheimnis.
Ihr werdet es merken: Das Glaubensleben wird dann so schlicht und unmittelbar.
Und warum hat uns Gott lieb, wenn wir seinen Sohn lieb haben?
Dieser Fluch liegt auf unserer Kirche heute, dass sie die Göttlichkeit Jesu mit Füßen getreten hat.
Alles andere wäre nicht schlimm, aber sie hat sein Wort mit Füßen getreten.
Hat Menschenwort an diese Stelle gesetzt.
Man sollte sich gar nicht mehr groß aufregen, es gibt nur Bußtum.
Das Größte, was Gott getan hat, war, dass er seinen eigenen Sohn sich vom Herzen gerissen hat, ihn in die Hände der Menschen gab.
Und die Menschen haben an seinem geliebten Sohn ihren ganzen Hass gegen Gott ausgelassen.
Dem Vater ist das Herz gebrochen. Er hat eine Versöhnung daraus gemacht, und das hat Gott zum Zeichen seiner Liebe gemacht.
Gott kann keinen Menschen lieben, der Jesus mit Füßen tritt, der Jesus seine Würde beraubt und sagt: Doch, Jesus war ein ganz normaler Mensch.
Dann wäre er ein Hochstapler.
Dann kann Gott ihn nicht lieben.
Aber wenn jemand meine Kinder schlecht macht oder meine Enkel, dann kriegt er es mit meiner Faust zu tun.
Ist doch klar.
Gott sagt: Das ist doch mein Sohn.
Ihr liebt mich und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin.
Deshalb hat euch der Vater lieb.
Über Jesus geht die Liebe zum Vater, und der Vater erwidert sie.
Du darfst wissen: Ich darf in der Liebe Gottes drin sein.
In Vers 28 wird noch einmal gezeigt: Es sind eigentlich ganz einfache Worte, die Jesus da sagt.
Das Geheimnis von Jesus wird uns jetzt ohne Bilder ganz deutlich.
Was ist das Geheimnis Jesu? Er kommt vom Vater, er war in alle Ewigkeit beim Vater.
Wir können das dort nicht verstehen, wie er uns gesagt hat: Er kam in diese Welt, wurde Mensch und ging wieder zum Vater.
Er ist jetzt zur Rechten Gottes.
Er wird einmal erkannt und gewürdigt werden.
Damals konnten sie es noch gar nicht verstehen.
Die ganze Würde Jesu ist seine Göttlichkeit, seine Menschwerdung, sein Erlösungsweg.
Und jetzt, Vers 29, sagen die Jünger: Nun redest du frei heraus und nicht mehr in Bildern.
Jetzt sind sie schon ganz begeistert, aber sie verstehen das.
Sie ahnen am Anfang dieses Passionsweges, was kommt.
Jesus hatte große Mühe, seine Jünger nüchtern auf dem Boden zu halten.
Und jetzt wissen Sie, wie das immer wieder für uns ein Punkt ist.
Wir wollen jubeln und uns freuen.
Am letzten Sonntag war eigentlich Jubilatesonntag, das war von fröhlicher und ausgelassener Freude.
Und trotzdem wird sich das bewähren müssen.
Das weiß jeder von Ihnen in den Nöten dieser Welt.
Christen sind hineingestellt in die Schwierigkeiten dieser Welt.
Wenn ich bloß daran denke, wenn ich so Ihre Gesichter entlang schaue, was Sie alles mitmachen: liebsten Menschen verloren, schwere Krankheit, nicht geheilt, im Beruf enttäuscht oder mit den Kindern viel Schweres erlebt.
Warum führt uns Jesus da durch?
Da spricht er von den Drangsalen dieser Welt.
Das hat Jesus sehr klar gesagt: Diese Welt kann uns not tun, nicht bloß not tun, sondern sie wird uns zur Anfechtung werden.
Es wird in der Welt manches geschehen, wo man sagt: Ich kann gar nicht mehr glauben.
Am schwersten ist mir ein Schwerkranker seit vielen Jahren, der mir neulich sagte: Weißt du, wenn man dauernd Schmerzen hat, wird man am Glauben mürbe.
Es ist ganz hart, wenn die Mittel den Körper schädigen, man nicht mehr essen kann, weil man nur erbricht, und Schmerzmittel nicht mehr wirken.
Das ist alles schwer.
Und dann gibt es Dinge, die einem wirklich zur Glaubensanfechtung werden.
Jesus sagt, das ist wie bei seiner Passion, bei seinem Weg, und sagt: Ihr müsst alle auch den Passionsweg hindurch.
Wir haben das letzte Mal davon gesprochen, bei den Schmerzen der schwangeren Frau, wo es eben sein muss.
Ich bleibe dabei, dass der Glaube nur unter den schweren Erfahrungen dieses Lebens reifen kann.
Und wenn Sie selbst das nicht haben, dann helfen Sie, wenn Sie nur ein paar Stunden ein behindertes Kind betreuen.
Tragen Sie die Not dieser Welt mit.
Machen Sie mal einen Besuch in der geschlossenen Abteilung vom Bürgerhospital.
Das ist so unheimlich schwer, man sieht den ganzen Tag das Leid dieser Welt.
Hören Sie einfach zu, wenn andere Ihnen etwas erzählen.
Es kommt die Stunde – sie ist schon gekommen –, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine.
Was meint Jesus da?
Er ist ja der gute Hirte, der uns immer geführt und beschützt hat.
Er sagt: Es gibt Augenblicke, da werden wir ganz tief hinuntergeführt und in das Seine zerstreut.
Da kann ich bloß noch mit meinen Nöten allein sein, gar nichts anderes mehr denken.
Da bin ich so belastet, mutlos und verzweifelt.
Aber Jesus sagt, er erlebt in dieser Not der Finsternis, des Passionsweges, das große Wunder: Der Vater ist bei mir.
Und dieses Wunder dürfen Sie auch erleben, weil Jesus es wahr macht.
Wenn wir durch das finstere Tal marschieren, erleben wir ganz stark die Nähe Jesu, der uns dort viel, viel größer wird als an anderen Tagen.
Man sieht das Licht erst richtig in der Dunkelheit, dann ist es richtig deutlich.
Im Tageslicht sieht man es gar nicht.
Aber ich bin nicht allein, sondern der Vater ist bei mir.
So geht Jesus in diese Passionsnacht hinein, in der der Teufel wütet mit allen seinen bösen und gemeinen Attacken.
Noch einmal: Was ist die Anfechtung dieser Passionsnacht?
Das ist der Würgegriff, die Drangsal, die Bedrängnis.
Bei uns heißt Angst „Enge“.
Da wird alles zugequetscht, ich kann nicht mehr atmen, bekomme keine Luft mehr – Platzangst.
Diese Situation ist die Stunde, in der wir tröstlich erfahren, wie barmherzig der Herr ist.
So wird es in unserer Todesstunde einmal sein.
Das erscheint mir zum Bild und Trost in meinem Tod.
Da will ich sehend ein Bild in deiner Kreuzesnot.
Da will ich ihn noch einmal ganz groß erleben, meinen Heiland, der mich trägt.
Das hat er versprochen, und er selber hat es für seine Jünger gesagt.
Die waren ganz begeistert, aber jetzt haben wir es begriffen und sagen: Wartet mal, ihr werdet es immer neu erleben können in den Drangsalen der Welt.
Vor ein oder zwei Jahren kam ein Buch heraus. Dort gibt es einen Heimatverein der Salzburger Vertriebenen.
Ich habe das alles nicht gewusst, obwohl ich meinte, Kirchengeschichte gelesen zu haben.
Man kann sich gar nicht vorstellen, wie Eltern ihre Kinder verlassen, um Jesu willen diesen Weg zu gehen.
Die Hugenotten wurden vertrieben, etwa eine Million Menschen.
Sie waren auf ihren Galeerenschiffen angeschmiedet.
Was für eine Not um Jesu willen gelitten wurde!
Wir hatten eine Offenbarung, die Stelle, wie es damals heißt: Sie werden hochgeholt vom Herrn, die da für ihn durchs Blut, durchs Blutzeugnis hindurchgegangen sind und alles auf wunderbare Weise erlebt haben.
Wir haben das immer wieder von den baltischen Märtyrern gehört, wenn Marion von Kloth mit 22 Jahren das Lied singt: „Den Trost weiß ich, den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl.“
Das ist der Herr, der das macht in der Finsternis dieser Welt.
Weil er es tut, trägt er uns durch und erhält uns.
Also haben wir jetzt so viele Gedanken.
Wir dürfen beten.
Jesus sagte, er dürfe beten.
Er braucht keine Bilder mehr.
Er versteht das Heilswerk.
Er erlebt es immer wieder in den Dunkelheiten dieser Welt, wo man zerstreut wird in das Seine.
Das ist eine Prophezeiung von Sacharja gewesen, Sacharja 13,7.
Dort steht unten dran: Zerstreut werden.
Das bezieht sich auf die Passionsgeschichte, den Augenblick, wo die Jünger geflohen sind.
Das wird dann nicht mehr so sein.
Sie brauchen nicht zu fliehen.
Deshalb gibt es für Christen keine hoffnungslosen Situationen.
Es ist uns auch verwehrt, irgendwo zu sagen: Ich möchte nicht mehr.
Es wird ja auch mal bei uns kommen, dass wir sagen, müssen wir nicht die Euthanasie diskutieren?
Nein, der Herr hat das Maß bestimmt.
Wir legen es in seine Hand.
Wir dürfen es wie bei Jesus erleben, dass es nicht so schwer werden kann.
Er legt keine Lasten auf, die man nicht tragen kann.
Der Vater ist bei mir.
Also es ist keine Frage des Wissens, sondern ein Erfahren und immer Neues entdecken.
Jesus sagt nochmals: Ich habe das alles mit euch geredet, damit ihr Frieden habt.
Wir haben den Frieden nur in Jesus.
Wer noch im alten Furtbachsaal war, kennt das schöne Nazarenerbild von Jesus in einer Kunstrichtung, wie wir sie geliebt haben, auch wenn die Fachleute sie nicht so mochten.
Eine schöne Jesusgestalt, und darunter stand Epheser 2,14: „Er ist unser Friede.“
Wir haben dort immer unsere Schulabschlussfeiern gehabt.
Das war mir ein Trost.
Ich habe die Schule nicht so positiv empfunden wie manche andere.
Es war mir immer: „Er ist unser Friede.“
Da haben wir Leben und Friede hineingebracht, den ich woanders nicht gefunden habe.
Er ist unser Friede.
Ich habe meinen Frieden nur in ihm.
Wenn ich weggehe von Jesus, stehe ich in einer turbulenten Welt.
Bei Ihnen pfeift es um die Ohren.
Dann ist man oft in einen Kampf hineingestellt, in Schwierigkeiten.
Ziehen Sie sich immer wieder in diesen Frieden zurück.
Alle Jesusworte zielen darauf ab, dass Sie seinen Frieden haben und mit Jesus den Gottesfrieden.
Und dass Sie sagen: Es bekümmert mich nicht, was auch kommen mag.
Auch wenn meine Pläne durchgestrichen werden, bin ich gespannt, wie der Herr es hinausführt und zu Ende bringt.
Er hat Herrliches mit Ihnen vor, und er hat Sie lieb.
Verhalten Sie sich an diese ganz schlichten Worte: Er hat euch lieb.
Und dann kommt das: In der Welt habt ihr Angst, diese Enge, Beklemmung, Drangsal.
Das bezieht sich auch auf die Angst der Jünger, ob sie ihren Glauben überhaupt durchhalten können, ob man festbleiben kann in der Schwierigkeit.
Keiner von uns kann sagen, wenn das Martyrium an mich käme, ich werde durchhalten.
Es wäre vermessen.
Keiner von uns kann sagen, ich werde festbleiben bis in die Todesstunde.
Sie wissen nicht, was auf Sie zukommt.
Sie können sich nur diesem Herrn anbefehlen, der weiß, welche Ängste diese Welt hat.
Deshalb ist es schön.
Wie hat Jesus die Ängste dieser Welt überwunden? Mit Gebet, mit großer Ruhe, mit dem Wort Gottes.
Wie hat Jesus die Versuchungsstunden durchgestanden? Indem er dem Versucher sagte: Nein, es steht geschrieben!
Jesus hat auf alle Machtmittel dieser Welt verzichtet. Das ist ganz wichtig.
Wir meinen manchmal, wir müssten mitmischen in den Machtmitteln dieser Welt.
Wir müssten mit äußeren Tricks die Sache Jesu voranbringen.
Dann beten wir wie die Weltmeister und wundern uns, dass das Gebet nicht erhöht wird.
Jesus hat auf die Machtmittel immer verzichtet.
Es soll nicht durch Heere oder Kraft geschehen.
Jesus hat nie mit irgendwelchen Mitteln große Sachen für seine Gemeinde gemacht.
Die Urchristenheit ist aus der Schwäche gewachsen.
Was auch die Erwägungen sind, was im Mittelalter die Kirche gemacht hat – lesen Sie mal die Papstgeschichte, das Papsttum von Hallern, da wissen Sie, was nicht von Gott war.
Deshalb: In dieser großen Not der Welt den Frieden in Jesus haben, aber seid getrost.
Das Wort „getrost“ können Sie so übersetzen, wie es in der guten Nachricht steht: Seid mutig!
Es ist gemeint: Geht vorwärts, macht kühne Schritte, lauft mal los!
„Ich habe gesiegt“, steht in der guten Nachricht.
Die Welt hat verloren.
Diese Welt mit der ganzen Macht der Finsternis.
Wenn man konkret hinsieht, war ich neulich so erschrocken, als ich in der späten Nacht bei der Unterführung war.
Was da unten allein an jungen, blühenden Menschen ist, vom Rauschgift vernichtet.
Wenn man das sieht, hat die Welt doch gar nicht verloren.
Die Welt triumphiert noch so.
Der Hass gegen Christus, der Unglaube.
Das ist zum Verzweifeln, wenn man da irgendwo ankämpft.
Da muss man sagen: Das hat doch gar keinen Sinn.
Wenn man in der Jugendarbeit tätig ist, ist das aussichtslos.
Wo will man da anfangen?
Wenn heute jemand an der Universität eine christliche Studentengruppe sammelt, Bibelkreise – wo soll ich anfangen?
So viel Gleichgültigkeit.
Die Welt hat doch triumphiert.
Wenn das Napoleon gesagt hätte oder Alexander der Große: „Ich habe gewonnen!“
Und wer sagt das?
Jesus, der nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegt, der schwache Jesus von Nazaret, der am Kreuz stirbt.
Er sagt: Die Welt kann nichts mehr tun.
Mit all dem Schrecken, mit allem, was geschehen ist, an Lüge, Verdrehung, Verrat und Verleumdung, mit allem, was an Sünde und Teufelsmacht geschieht.
Deshalb habe ich nie verstanden, warum es Christen gibt, die vor Dämonen Angst haben.
Ich kann nur sagen: Der muss Angst vor den Dämonen haben, der nicht an Jesus glaubt.
Aber ich habe nie begriffen, dass Leute sagen: Da gibt es irgendwas, ich habe von meiner Großmutter etwas geerbt.
Das geht doch gar nicht.
Die Macht der Finsternis hat vor Jesus nichts mehr zu bieten.
Wissen Sie, dass in unserem Gemeindebezirk Wahrsager wohnen, die mit okkulten Mächten spielen?
Aber sie können uns nichts tun, wenn wir in Jesus sind.
Gar nichts können sie tun.
Aber seid mutig!
Ich habe die Welt überwunden.
Jesus hat geliebt, hat sein Leben drangegeben, und Gott hat ihn auferweckt.
Nichts mehr konnte die Finsternis tun.
Deshalb kann auch eine Gemeinde, die wirklich auf dem Grund und Fundament von Jesus steht, von nichts überwältigt werden.
Es ist ganz schwer, man glaubt es manchmal nicht.
Ich habe es auch nicht geglaubt.
Vor eineinhalb Jahren habe ich auch gemeint: Jetzt wird hier alles plattgewalzt mit der Gemeindefusion.
Schon nicht zu Ende, aber wir wollen wissen: Herr, du hast es in deiner Hand.
Und du, wenn Hiach da sein wird, wirst du darüber wachen.
Das wollen wir von dir erleben.
Und wo das ihre Nöte sind, müssen wir es immer wieder lernen.
Wir haben es nie, wir müssen es neu lernen.
Auf diesem Grund stehen.
Mir war das immer sehr eindrücklich.
In meiner ersten Gemeinde war ich oben in Schramberg-Sulgen.
Dort war in Königsfeld das Erholungsheim Doniswald.
Dort waren immer wieder gute Bibelarbeiter.
Ich bin oft rübergefahren, um einfach zuzuhören.
Dort war der Bibelausleger und Pfarrer Paul Walter Schäfer.
Ich habe die Geschichte schon oft erzählt.
Ein paar Wochen vorher waren wir noch da oben in Dautwe bei seinem Jugendtreffen.
Da hatte ich noch an einem Sonntag die Ansprache gehalten.
Sein Sohn ist acht Tage später mit 15 Jahren auf grausame Weise verunglückt.
Ein Amerikaner hat ihn abends im Freibad mit seinem Sportwagen überfahren.
Er hat ihn reingelassen, der Wagen hat sich überschlagen, und der Junge ist weggeschleudert worden.
Der Vater hat abends den Jungen gesucht.
Da hat er gesehen, dass ein Unfall passiert war.
Die Leute haben noch gesprochen, aber der Vater hat nicht zugehört.
Denn er hat seinen Sohn in der Badehose erkannt.
Vom Kopf war gar nichts mehr da, weil der Junge auf dem umgekippten Wagen weggerollt ist.
Paul Walter Schäfer hat über dieses Wort dort gesprochen.
Es war so bewegend, wenn ein Vater sagt, was die Welt einem zerstören kann.
Was das Vaterherz ist.
So etwas Unsinniges, Blödsinniges, ein fröhlicher junger Mensch.
Die Welt kann uns furchtbar zusetzen.
Aber er sagt: Sie kann mir die Jesusfreude nicht wegnehmen.
Er hat dann immer erzählt, dass dieser Junge noch nach diesem Jugendtag am Klavier „Solang mein Jesus lebt“ gespielt hat.
Egal, in welche Situation Sie jetzt hineingesetzt werden, dieses Wort redet zu uns.
Auch dort, in unserer kleinen Sulgener Kirche.
Ich war ja der erste Vater dort.
Es war eine sehr große Flüchtlingsgemeinde, fast dreitausend Menschen.
Es war sehr schwierig, weil man noch nicht zusammengehörte.
Ich habe hier auch immer daran gedacht: Ich weiß, wie bei der Predigt oft die Gedanken abschweifen.
Da habe ich gedacht: Wo gucken die hin? Wo gehen die Gedanken hin?
Dann haben wir gesagt: Schreibt doch ein Bibelwort hin, an die Kanzel an die blanke Wand.
Das hat man damals gemacht.
Dann durfte jeder ein Bibelwort auf einen Zettel schreiben.
Wir haben ein paar beliebte Worte angeführt, wie „Ich bin schon oft durchs Finstertal gegangen.“
Die Leute durften ankreuzen, welches ihr erstes, zweites und drittes Lieblingswort ist.
Mit überwältigender Mehrheit, ich weiß nicht, vielleicht 63 Prozent, kam dieses Wort heraus:
„Ich weiß, dass die Hand Jesu mich hält und trägt.“
Das steht in der Sulgener Kirche hinter der Kanzel so schön.
Es ist ein Wort, das im Leben vieler Menschen gesprochen hat.
Ich wünsche, dass Sie das auch so erfahren: die Hand Jesu, die Sie hält und trägt.
Das waren die Abschiedsreden Jesu, wo man am Höhepunkt steht und sagt: Jesus hat alles offenbart.
Es braucht jetzt kein Bild mehr.
Ich darf mich in ihm bergen und in ihm getrost sein.
Jetzt hat Jesus noch das Gebet gezeigt.
Das ist ein weiterer Höhepunkt, wo uns die wichtigsten Gedanken noch einmal gezeigt werden.
Wir machen in 14 Tagen weiter.
