Einführung in das Thema des anhaltenden Gebets
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 621: Anhaltendes Gebet, Teil 2.
In Lukas 18,1 heißt es: „Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten.“ Jesus möchte also, dass seine Jünger zu Betern werden.
Weil er weiß, dass Gebet eine angefochtene Disziplin ist, erzählt er ihnen ein Gleichnis. Warum ein Gleichnis? Ganz einfach: Gleichnisse sind dazu da, komplexe Wahrheiten auf einfache Weise zu vermitteln. Sie prägen sich tiefer ein als ein simples Gebot wie „Betet unablässig“.
Gründe für das Aufhören im Gebet und Voraussetzungen für erhörliches Gebet
Warum hören Menschen auf zu beten? Die Antwort erscheint mir ganz einfach: Weil ihr Gebet nicht erhört wird.
Sie beten, und es tut sich nichts. Sie beten noch einmal, doch es ändert sich immer noch nichts. Schließlich hören sie mit dem Beten auf. Dann heißt es: „Gott hat mein Gebet nicht erhört“ oder „Gebet ist sinnlos“.
Ja, es gibt Voraussetzungen für erhörliches Gebet. Es gibt Dinge, die es Gott fast unmöglich machen, auf unsere Gebete zu hören. Dazu gehören Sünde, Zweifel, Eigenwille, falsche Motivation, Desinteresse am Wort Gottes oder Lieblosigkeit im Umgang mit Menschen.
Im Folgenden gehe ich davon aus, dass all diese Voraussetzungen erfüllt sind. Ich nehme an, dass wir, wie Paulus es von Männern verlangt, heilige Hände aufheben. Gott ist an diesem Punkt sehr klar.
In Sprüche 15,29 heißt es: „Fern ist der Herr von den Gottlosen, aber das Gebet der Gerechten hört er.“
Micha 3,4 sagt: „Die werden dann zum Herrn um Hilfe schreien, aber er wird ihnen nicht antworten. Und er wird in jener Zeit sein Angesicht vor ihnen verbergen, ebenso wie sie ihre Taten böse gemacht haben.“
Diesen Zusammenhang zwischen geistlichem Leben und erhörlichem Gebet kennen sogar die Feinde Jesu. Johannes 9,31 berichtet: „Wir wissen, dass Gott Sünder nicht hört, sondern wenn jemand gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den hört er.“
Unterschied zwischen Erhörung und Erfüllung im Gebet
Also gehen wir einmal davon aus, dass wir gottesfürchtig sind, wenn wir beten. Warum werden dann so viele unserer Gebete nicht erhört? Die Antwort lautet etwa so: Gott erhört unsere Gebete sofort. Aber Erhörung ist nicht dasselbe wie Erfüllung.
Um das zu erklären, möchte ich ein Bild verwenden. Als Christ stehe ich in einer kosmischen Schlacht um Seelen. Jedes Gebet ist dabei wie ein Pfeil, den ich auf ein Problem abschieße. Gott erhört mein Gebet, das heißt, er verspricht mir, dass mein Pfeil trifft.
Allerdings ist mein Gebet nur ein Pfeil, der auf dieses Problem abgeschossen wird. Wie viele Pfeile es braucht, um das Problem zu lösen, liegt nicht bei mir. Deshalb soll ich auch immer wieder um dieselben Dinge bitten. Und deshalb darf ich meinem Gebet durch Fasten, Flehen und Gelübde zusätzliche Durchschlagskraft verleihen.
Versteht ihr, worauf ich hinaus will? Gott erhört sofort. Ich bete, er erhört. Aber Erhörung ist nicht dasselbe wie Erfüllung. Ich bin nicht der einzige Spieler im Spiel. Mein Gebet ist wie ein Pfeil, kein Nuklearsprengkopf.
Beispiel aus dem Buch Daniel: Gebet, Fasten und geistliche Kämpfe
Lasst uns zu diesem Punkt einen Blick ins Buch Daniel werfen. Der Prophet Daniel erhält eine Offenbarung über eine große Mühsal und möchte sie besser verstehen. Deshalb betet er und beginnt zu fasten.
In Daniel 10, Verse 2 und 3 heißt es:
"In jenen Tagen trauerte ich, Daniel, drei volle Wochen; kostbare Speise aß ich nicht, und weder Fleisch noch Wein kamen in meinen Mund. Und ich salbte mich nicht, bis die drei vollen Wochen vorüber waren."
Daniel betet, und die Ernsthaftigkeit seines Gebets wird durch das Fasten unterstrichen. Wenn euch das Thema Fasten interessiert, könnt ihr noch einmal die Episoden 136 bis 140 sowie 226 überfliegen.
Daniel betet und fastet. Nach drei Wochen macht er eine furchteinflößende Begegnung mit einem Engel.
In Daniel 10, Verse 12 und 13 steht:
"Und er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen und dich vor deinem Gott zu demütigen, sind deine Worte erhört worden, und um deiner Worte willen bin ich gekommen. Aber der Fürst des Königreichs Persien — das ist ein mächtiger Dämon — stand mir einundzwanzig Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien."
Was für eine ungewöhnliche Erfahrung! Daniel betet um Weisheit, und Gott erhört sofort sein Gebet. Es heißt hier: "Denn vom ersten Tag an, als du dein Herz darauf gerichtet hast, Verständnis zu erlangen, sind deine Worte erhört worden."
Aber Erhörung bedeutet nicht automatisch, dass Daniel auch sofort die Antwort bekommt. Erhörung ja, Erfüllung nein. Gott schickt seinen Engel los, doch dieser wird drei Wochen lang aufgehalten. Daniel muss warten, weiter beten und fasten, weil er nicht weiß, was vor sich geht.
Geistlicher Kampf und die Realität hinter dem Gebet
Wie gesagt, eine ungewöhnliche Erfahrung. In der Bibel lesen wir nur wenig über die Welt der Engel. Doch eines wird hier deutlich: Wir sind mit unseren Gebeten nicht allein. Es ist nicht so, dass es nur Gott und uns gibt. Wir sind Teil eines großen Konflikts, der die Welt und die Zeit umfasst.
Wir sind weit davon entfernt, die Hintergründe und Zusammenhänge dieses Konflikts vollständig zu erfassen. Dieser kurze Blick hinter die Kulissen reicht vielleicht aus, um uns zu zeigen, dass viel mehr geschieht, als uns bewusst ist.
Mir geht es jetzt nur um eines: Versteht bitte den Unterschied zwischen Erhörung und Erfüllung. Gott erhört das Gebet der Gerechten – nicht irgendwann, sondern sofort. Wenn es jedoch um die Erfüllung meiner Gebete geht, dann geht es nicht nur um das, was Gott will.
Ich weiß, das klingt irgendwie ungewöhnlich, aber so ist der biblische Befund. Es gibt mehr Akteure als nur Gott und mich. Und es gibt Widerstände, die überwunden werden müssen. Es existiert eine geistliche Welt, die sich meinen Gebeten entgegenstellt.
Ich stehe in einem realen geistlichen Kampf gegen dämonische Mächte. Epheser 6,12: Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Gewalten, gegen die Mächte, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in der Himmelswelt.
Die Bedeutung des treuen Weiterbetens im geistlichen Kampf
Wir haben nun im Hinblick auf anhaltendes Gebet eine wichtige Lektion gelernt: Erhörung ist nicht gleich Erfüllung. Gott erhört unser Gebet, doch die Erfüllung hängt nicht allein von ihm ab.
Wir beten in einen Konflikt hinein, an dem viele beteiligt sind. Es gibt nicht nur uns und unser Gebet. Wenn ich also für die geistliche Entwicklung meiner Enkel bete – was ich wöchentlich tue – dann darf ich wissen, dass Gott mein Gebet erhört. Ich darf darauf vertrauen, dass der Pfeil trifft. Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass es viele andere Einflüsse gibt.
Deshalb bete ich weiter und faste auch dafür. Einfach, weil ich weiß, wie wichtig mein Gebet ist. Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet. Gott erhört, mein Pfeil trifft. Doch wann das Problem gelöst ist – und manche Probleme sind so, dass sie sich nie ganz lösen – das liegt nicht in meiner Hand.
Meine Aufgabe ist das treue Weiterbeten. Ich soll allezeit beten und nicht ermatten. Und genau das will ich auch tun.
Abschluss und praktische Anregung
Was könntest du jetzt tun? Schlage die Stellen zu den Voraussetzungen für erhörtes Gebet nach, die ich im Skript angegeben habe, und lerne einen Teil davon auswendig.
Das war's für heute. Bete für verfolgte Christen und schau dir dazu das Material von Open Doors an.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen.
