Ich hoffe, dass auch ihr vorbereitet seid. Es ist immer eine Sache, dass der Prediger vorbereitet ist. Natürlich trägt der Prediger eine Verantwortung, aber die größere Verantwortung liegt immer bei den Zuhörern.
In der Bibel steht nirgendwo das Wort „Predigegut“. An verschiedenen Stellen wird jedoch von „Hörgut“ gesprochen, zum Beispiel „Höre, Israel“ oder „wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat“. Die größere Verantwortung für das, was jetzt folgen wird, liegt also bei euch.
Deshalb hoffe ich, dass ihr empfänglich seid und bereit, das, was wir heute Abend besprechen, auch in eurem Leben umzusetzen.
Wisst ihr, was der Unterschied ist zwischen einer Kollekte und einem Opfer? Wenn ein Huhn ein Ei legt, ist das eine Kollekte. Wenn ein Schwein ein Schnitzel gibt, ist das ein Opfer. Ein Opfer tut ein bisschen weh.
Auch wenn wir etwas geben sollen, sprechen wir von einem Opfer – aber nur dann berechtigterweise, wenn es auch ein wenig schmerzt.
Das zeigt uns heute das Beispiel einer älteren Dame.
Wir sind im Lukasevangelium in Kapitel 21 angekommen. Am Anfang hatten wir Lukas 1, und jetzt sind wir nach 21 Kapiteln schon durch das Leben von Jesus gegangen. Mittlerweile sind wir, wie wir von Markus gehört haben, in Jerusalem angekommen.
Dort heißt es in Vers 1 von Kapitel 21: „Jesus blickte auf und sah die Reichen ihre Gaben in den Schatzkasten legen. Er sah aber auch eine arme Witwe, die zwei Schärflein dort einlegte. Und er sprach: ‚In Wahrheit sage ich euch, dass diese arme Witwe mehr eingelegt hat als alle. Denn alle diese haben von ihrem Überfluss eingelegt zu den Gaben, diese aber hat aus ihrem Mangel heraus den ganzen Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.‘“
Man sagt, das empfindlichste Organ des Menschen sei sein Portemonnaie. Deshalb ist es ein sensibles Thema, wenn ich dieses empfindliche Organ heute Abend ein bisschen antaste. Es ist ein sensibles Thema, wenn man über Geld redet. Wer über Geld predigt, muss damit rechnen, dass man ihm den Vogel zeigt.
Offensichtlich haben Sie es nötig, und es wäre auch schlecht, wenn die Kirche, die Gemeinde von Jesus, in den Ruf geraten würde, habgierig zu sein und nur darauf aus zu sein, dass die Leute möglichst ihre Spenden fristgerecht abgeben. Es wäre geradezu katastrophal, wenn der Eindruck entstünde, die Gemeinde hätte etwas zu verkaufen.
Die Gemeinde hat nichts zu verkaufen. Die Gemeinde hat vielmehr etwas zu geben. Sie hat nämlich Jesus Christus, den Inhalt des Evangeliums, weiterzugeben. Mit dem Evangelium, dieser guten Botschaft von Jesus, gilt es, ewiges Leben weiterzugeben, Vergebung von Sünden und Erlösung weiterzugeben. Das ist ein großer Unterschied.
Ich hoffe also nicht, dass die Gemeinde von Jesus den Eindruck macht, sie habe Nehmerqualitäten wie ein untergegangener Boxer. Bei Jesus zählt nicht die kapitalkräftige Geberhand, sondern zunächst einmal die Nehmerhand, die offene, leere Nehmerhand. Wir sind Bettler vor Gott. Nie im Leben könnten wir den reichen Schatz bezahlen, den Gott uns schenken will.
Und trotzdem will ich es wagen, heute Abend eine Geldpredigt zu halten.
Das Christsein betrifft den ganzen Menschen. Wir haben letzte Woche darüber gesprochen, dass der Mensch Geist, Seele und Körper ist. Wenn das Christsein also den ganzen Menschen – Geist, Seele und Leib – betrifft, dann gehört auch sein empfindlichstes Organ, das Portemonnaie, dazu.
Jesus sitzt in dem Text, den wir hier gelesen haben, im Tempelvorhof. Dort tut er etwas, das eigentlich ziemlich peinlich ist. Er handelt in aller Seelenruhe – zumindest habe ich nicht den Eindruck, dass er das unauffällig macht, wenn ich den Text lese. Vielmehr schaut er geradewegs auf den Kollektenkasten und beobachtet die Leute, während sie Geld hineinwerfen. Das ist doch unmöglich, oder? Das ist doch eine ganz persönliche Sache, da schaut man doch nicht so auffällig hin.
Aber Jesus hat damit kein großes Problem. Er beobachtet die Tempelbesucher ganz offen. Das Geld, das in den Kasten kommt, diente damals bestimmten Zwecken. Zunächst einmal war es für die Kosten des Tempelgottesdienstes gedacht. Das bedeutet: Die Ausgaben für den gesamten Gottesdienst mussten gedeckt werden. Das Gebäude musste instand gehalten werden, die Priester und Diener mussten versorgt werden.
Außerdem waren die Bedürftigen diejenigen, die immer die Hand aufhielten. Es gab also Ausgaben für den laufenden Betrieb ebenso wie für Wohltätigkeit. Diese Zwecke sind ganz ähnlich wie die Gaben, die heute in einer Kollekte gesammelt werden – ob hier im Gottesdienst oder auch in deiner Gemeinde, in deiner Kirche zusammen.
Da sieht Jesus also, wie wohlhabende Leute ihre Münzen einlegen. Zunächst geht es noch nicht um die Witwe. Es heißt, dass er sah, wie diese Reichen ihre Münzen abgaben.
Immerhin werfen sie das Geld nicht aus dem Fenster, indem sie es für Zigaretten oder Unterhaltungselektronik ausgeben. Sie werfen es nicht aus dem Fenster, sondern in den Opferkasten. Das wollen wir zunächst ganz positiv zur Kenntnis nehmen.
Jedes Mal, wenn das Geld in den Kasten fällt, kann man es klimpern hören. Damals gab es keine Scheine, aber das Geräusch der Münzen ist deutlich zu hören. Da braucht man kein Mikrofon. Danke, Selina, du hast ja schon ein bisschen vorgemacht – das hört man wirklich.
Es gab damals auch dreizehn solcher Opferstöcke um den Tempel herum. Ich habe gelesen, dass es dreizehn waren. Es gab Aufseher, die notierten, was da so reingeworfen wurde. Man hört das Klimpern, aber beim Weggehen klimperte es bei vielen immer noch – in ihren Geldbeuteln, nämlich bei den Reichen, die nur einen Teil ihres Geldes gespendet hatten.
Klar, es hat geklimpert, aber sie gingen weiter, und man hört, dass eigentlich noch mehr Geld in ihren Beuteln war. Viele Reiche geben also etwas von ihrem Überfluss ab, die Armen geben weniger, und das ist auch irgendwie logisch. Der Unterschied zwischen Arm und Reich war damals gravierend.
Die Zöllner zum Beispiel, von denen es heißt, dass sie durch ihren Job unglaublich reich waren, wussten oft gar nicht, wohin mit ihrem vielen Geld. Auf der anderen Seite gab es Witwen, die besonders hart getroffen wurden, vor allem wenn sie alleinstehend waren oder ihr Mann verstorben war.
Es gab keine Rentenversicherung oder Ähnliches. Die Witwen waren völlig auf sich allein gestellt und mussten sich irgendwie durchkämpfen. Sie waren häufig bettelarm. Wenn sie dann noch kinderlos waren, gab es niemanden, der sie versorgte. Teilweise mussten sie tatsächlich betteln.
Das änderte sich übrigens erst mit der Gemeinde von Jesus selbst, und zwar in der ersten Generation. In Apostelgeschichte 6 wird berichtet, dass die Witwen versorgt wurden. Die Gemeinde ist von Anfang an dazu aufgefordert, sich um solche Minderheiten zu kümmern und die zu versorgen, die nichts haben.
Man sieht zwar nicht, was in solche Opferkästen hineingelegt wird, aber man kann hören, was eingeworfen wird. Jede Münze wird zu einer klingenden Münze. Ein leichtes Scheppern verrät dem Aufseher, dass ein kleines Opfer eingelegt wurde.
Ich will jetzt mal hier zeigen: Das sind zwanzig – wie heißen die noch mal? Lipa, also kroatische kleine Münzen. Die waren letzte Woche hier im Säckchen in der Kollekte. Herzlichen Dank dafür! Zwanzig Lipa aus Kroatien.
Es waren sogar zwei, die sind so klein, dass einer mir abgefallen ist. Ich habe gesucht, aber er war weg. Die eine habe ich verloren. Ach doch, hier, guck mal! Also es sind zweimal zwanzig Lipa, und die sind wirklich klein. Man hört sie kaum.
Letzte Woche war auch zu sehen – aber wir finden ja Sachen in den Kollekten. Von der Schwanenapotheke, vielen Dank, ein Zehner, der ist ein bisschen dicker. Und das hört man schon, dass da also ein bisschen mehr reinfällt. So ein schweres Aufschlagen von Metallstück gibt zu erkennen, dass es eine größere Münze gewesen sein muss.
Die Aufseher hatten dann ganz feines Gehör dafür und konnten das ganz gut auseinanderhalten.
Die Geschichte ist deshalb so peinlich, weil man das nicht macht. Es interessiert niemanden, wer was in die Kollekte steckt. Stell dir mal vor, ich würde nachher sagen: Da geht ja hier auch immer so ein Rohr durch die Reihe. Ich habe da in der Nähe von ein paar Leuten gesessen und sage dann bei dir: Es war aber auch kein Papiergeld.
Aber wenn ich mich da am Ausgang stellen würde und fragen würde: Was hast du heute Abend reingeworfen? 1,50? Ein bisschen wenig oder so? Das ist ja unglaublich peinlich. Da würdest du sagen: Ich weiß nicht, was der genommen hat, aber ich möchte nichts davon.
Das hat ja auch einen Grund, warum das so eine ganz persönliche Sache ist. Spenden sind nun mal eine freiwillige Angelegenheit, die nicht vorgeschrieben werden kann.
Wenn du jetzt Vereinsmitglieder hast, die Beiträge bezahlen müssen, klar, das ist irgendwie festgelegt. Aber Spenden sind es eben nicht. Deswegen geht es auch niemanden etwas an, wie viel der Einzelne gibt.
Das muss jeder für sich entscheiden. Erstens, was er entbehren kann, und zweitens, wie wichtig ihm irgendein Spendenprojekt erscheint.
Und trotzdem hat Jesus zugeschaut. Anschließend erklärte er seinen Jüngern anhand seiner Beobachtung, dass bei Gott eine andere Mathematik gilt als bei Menschen. Die Größe der Gabe hängt keineswegs von der Höhe des Geldbetrags ab.
Das ist wieder einmal sehr menschlich gedacht: Je mehr ich gebe, desto größer die Gabe. Jesus sagt jedoch Nein, das ist nicht die Definition von Gott. Es kommt nicht auf den hohen Geldbetrag an. Gott zählt nicht, sondern Gott wiegt. Er wiegt einfach das, was der Einzelne aus seiner Überzeugung heraus gibt und von dem, was er geben kann. Das ist für Gott sehr viel wichtiger.
Diese Witwe hat nicht irgendwelche Gold- oder Silbermünzen eingeworfen, sondern Kleingeld – zwei der kleinsten Kupfermünzen, die es damals in Israel gab. Es wäre jetzt müßig, herauszufinden, was ein Schärflein, das hier genannt wird, wert war, umgerechnet in Cent oder so. Ich habe Angaben zwischen einem halben Cent und acht Cent gelesen, das ist aber völlig unwichtig.
Wichtig ist, dass das alles war, was sie hatte, und dass sie es offensichtlich gerne gegeben hat. Der Kommentar von Jesus dazu lautet: Diese arme Witwe hat mehr eingelegt als alle anderen. Nach Gottes Mathematik ist dieser kleine Betrag mehr wert als das Gold und Silber der Reichen.
Warum ist das so? Zum einen liegt es am Empfänger des Opfers, zum anderen am Geber des Opfers.
Warum sagt Jesus also etwas, das auf den ersten Blick unlogisch erscheint, nämlich dass die Witwe mehr gegeben hat als die anderen? Die Antwort liegt zuerst beim Empfänger und dann beim Geber.
Der Empfänger ist für uns heute, wenn wir die Situation übertragen wollen, die kirchliche Gemeinde von Jesus Christus. Wenn ich von Kirche spreche, meine ich immer allgemein die Gemeinde Jesu, nicht eine bestimmte Konfession.
Die Gemeinde ist jedoch kein Wirtschaftsbetrieb, der von seinem Kapital – sei es Umsatz oder Gewinn – abhängt. Grundsätzlich braucht die Kirche kein Geld, denn der Herr der Kirche ist unendlich reich. Die Bibel sagt, dass Gott alles gehört.
Aus diesem Grund müsste man einem solchen Gott eigentlich kein Geld spenden. Gott ist reich und hat es überhaupt nicht nötig, dass man ihn bezahlt oder ähnliches.
Kurz nachdem das Dallas Theological Seminary seine Pforten eröffnet hatte, stand es beinahe schon wieder vor der Schließung. Dieses theologische Seminar in den USA war kurz vor dem Bankrott.
Vor der Zeugnisausgabe im Jahr 1929 versammelte sich die Lehrerschaft noch einmal im Büro des Rektors, um zu beten. Sie baten Gott darum, dass er sie irgendwie versorgen möge.
Als Harry Ironside an der Reihe war mit seinem Gebet, zitierte er Psalm 50, Vers 10. Er sagte: „Herr, wir wissen, alle Tiere auf dem Feld gehören dir.“ Dann bat er: „Bitte verkaufe ein paar davon und schick uns das Geld.“ Während die Männer weiter beteten und das Gebet erhoben wurde, kam die Sekretärin herein und legte einen Scheck auf den Tisch.
Es gibt verschiedene Versionen dieser Geschichte. Eine erzählt, dass ein texanischer Rinderfarmer zwei Anhänger voller Kühe verkauft und das Geld gespendet habe. Eine andere Version berichtet, dass es ein Banker aus Illinois gewesen sei. So oder so war es Gott, der für die Spende sorgte und das Gebet erhörte.
Gerade wenn man im missionarischen Dienst unterwegs ist, merkt man das besonders. Wenn junge Leute sich darauf einlassen und wissen, wie sie ihren Dienst finanzieren sollen, wenn sie sich für den missionarischen Dienst ausbilden, dann lässt Gott sich nicht lumpen. Das sind wahrscheinlich die häufigsten Wunder, die Gottesdiener erleben können.
An Geld mangelt es bei Gott nicht, überhaupt nicht. Man braucht sich keine Sorgen zu machen, wenn man von der Sache überzeugt ist und weiß, wie alles zusammenkommen soll. Man hat es mit Gott zu tun, der unendlich reich ist.
Die Kirche ist eine Einrichtung, in der frei und umsonst die kostbaren Gaben ausgegeben werden, die von Gott kommen: Vergebung der Sünde, ewiges Leben und Seligkeit bei Gott.
Deshalb braucht die Kirche grundsätzlich kein Geld. Es ist auch falsch zu glauben, dass die Kirche kaputtgeht, wenn die Finanzsituation schwierig wird und die Menschen nicht mehr für die Gemeinde geben. Nein, die Kirche geht nicht kaputt. Nicht bei diesem Herrn, nicht bei diesem Herrn!
Was jedoch passieren kann, ist, dass wir uns in Deutschland vielleicht in Zukunft ein wenig umstellen müssen. Vielleicht müssen sich Pastoren nach einem anderen Beruf umsehen und eventuell zumindest teilweise noch ein bisschen Geld nebenbei verdienen. Das ist möglich. Ebenso kann es sein, dass das eine oder andere Kirchengebäude nicht mehr gehalten werden kann und dass die Gemeindemitglieder sich wieder reihum in den Wohnzimmern von Glaubensgeschwistern treffen.
Das kann gut sein. Aber auch dann wird Gott uns weiterhin mit seinem Wort versorgen. Er lebt mit seinem Geist, und davon lebt ja schließlich die Kirche.
Das ist ein Grund, warum bei einer Opfergabe nicht die Höhe des Geldbetrags entscheidend ist. Der Empfänger, die Kirche, lebt nicht vom Geld allein – das sollte klar sein.
Der zweite Grund liegt aufseiten des Gebers. Warum ist Jesus der Meinung, dass die Witwe mehr eingelegt hat als die Reichen? Nun, weil sie alles eingelegt hat, was sie besaß, so steht es in Vers 14. Außerdem kam darin ihr grenzenloses Gottvertrauen zum Ausdruck.
Sie wusste ganz genau: Ob ich morgen noch etwas zu essen habe, hängt nicht von meinem Wirtschaften ab, sondern von seinem Wirken, von der Barmherzigkeit Gottes – nicht von mir. So handelt sie ganz einfältig nach dem, was Jesus einige Kapitel vorher in Kapitel zwölf gesagt hat.
Dort sagt er nämlich: „Seid nicht besorgt für das Leben, was ihr esst, noch für den Leib, was ihr anziehen sollt.“ Er fordert dazu auf, auf die Raben und die Vögel zu schauen. Diese sorgen sich um nichts, und trotzdem versorgt Gott sie. Sie säen nicht, sie ernten nicht, aber Gott steht auf ihrer Seite.
Deshalb braucht ihr euch auch keine Sorgen zu machen, weil ihr Gott viel mehr wert seid als diese gefiederten Freunde. So bewies diese Frau ihr Vertrauen zu ihrem Vater im Himmel und zeigte mehr Glauben als jene, die aus ihrem Überfluss ein paar entbehrliche Gold- oder Gammelgroschen gaben.
In der Gemeinde von Jesus Christus zählt nicht das Haben, sondern das Glauben. Es ist Gott egal, wie viel Geld du besitzt. Er möchte, dass du viel Vertrauen zu ihm hast. Darauf kommt es ihm an: dass du Gott als Gott siehst und ihm zutraust, dich in jeder Situation zu versorgen.
Und wir sollten unsere Gemeindemitglieder auch so betrachten: Nicht diejenigen verdienen besondere Ehre, die viel besitzen und dadurch hohe Kirchensteuerbeträge zahlen. Oft sind genau diese Menschen sehr angesehen und werden gerne als Freunde gewählt, weil sie möglichst reich sind.
Viel mehr Anerkennung sollten jedoch diejenigen von uns erhalten, die großes Gottvertrauen haben und uns dadurch zu Vorbildern werden. Für mich sind das Menschen, die ich mehr bewundere als diejenigen, die viel besitzen.
Natürlich gibt es auch Menschen, die beides vereinen – Besitz und Glaubensstärke. Umso besser. Doch diese Glaubensvorbilder geben der Gemeinde nach Gottes Maßstab viel mehr als alle anderen.
Wenn nun ein solches Vertrauen und ein solcher Glaube vorbildlich sind, was bedeutet es dann in finanzieller Hinsicht, diese Witwe als Vorbild zu nehmen? Was heißt das für uns? Sollen wir jetzt wirklich alles geben, unser gesamtes Barvermögen?
Jesus hat gesagt, die Witwe hat alles gegeben, ihren ganzen Lebensunterhalt. Bedeutet das also für uns, dass wir danach ebenfalls alles ausgeben sollen? Herr Thomas hat einmal einen Vorschlag gemacht: Er empfiehlt, zumindest das Kleingeld, also alles Münzgeld, immer in die Kollekte zu geben. Das war sein Vorschlag und Vorbild.
Gehen wir heute einen Schritt weiter und sagen, wir sollen auch den Rest noch geben? Oder ist das schon das Ziel?
Ich würde sagen: Ja, wir sollen alles geben, hundert Prozent für Gott. Wir sollen unser ganzes Geld Gott geben, hundertprozentig zu seiner Ehre.
Allerdings muss das nicht bedeuten, dass du all dein Geld der Kirche, dem Staat oder solchen Organisationen geben musst, die Kollekten einsammeln. Wenn du das möchtest, bin ich der Letzte, der dich davon abhalten will. Aber es gibt auch andere Arten, wie wir für Gott finanziell investieren können.
Wenn du zum Beispiel dein Auto auftankst und mit deinen Freunden hierher zum Gottesdienst kommst, dann gibst du Geld zur Ehre Gottes aus, oder nicht? Wenn du einen Obdachlosen siehst und ihm warmes Essen kaufst, dann gibst du Geld zur Ehre Gottes aus.
Und wenn du für dich und deine Angehörigen Kleidung und Nahrung kaufst und sie versorgst oder wenn du dich sinnvoll versicherst, dann kannst du das ebenfalls zur Ehre Gottes tun. Viele von uns haben Verantwortung übertragen bekommen. Vielleicht wirst du einmal verheiratet sein, eine Familie haben oder Arbeitgeber sein.
Dann hast du eine Verantwortung. Und mit dem, was Gott dir gegeben hat, sollst du auch verantwortungsvoll umgehen. Du gibst mit gutem Gewissen vor Gott und den Menschen alles aus, was Nutzen bringt und Freude bereitet. Das geschieht zur Ehre Gottes.
Im Kolosserbrief Kapitel 3 heißt es: „Alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und sagt Gott dem Vater Dank durch ihn.“
Dazu gehört auch, dass wir sagen: hundert Prozent zur Ehre Gottes. Wenn ich Christ bin, dann bin ich es ganz. Niemand kann nur ein bisschen Christ sein. Es gibt kein „ein bisschen christlich“ oder „so halb“ – bei Gott gilt: ganz oder gar nicht.
Wenn ich also sage, dass Gott hundert Prozent gehört und ihm alles gehört, was ich habe, dann schließt das auch ein, dass ich einen Teil meines Geldes für Arme und Bedürftige gebe. Gott hat das so vorgesehen.
Es gehört ebenso dazu, dass ein Teil für die Ausbreitung des Evangeliums gegeben wird. Das Geld aus Spenden oder dem Zehnten – wie wir manchmal sagen, dem zehnten Teil von dem, was wir einnehmen – gehört nicht der Gemeinde. Das wäre ein Missverständnis.
Die Bibel sagt durchweg, dass diese Spenden Gottes Mittel zur Umverteilung sind und dass dieses Geld den Armen gehört. Wir denken oft, wir spenden, damit zum Beispiel der Jugendraum neu tapeziert werden kann. Das mag zwar auch wichtig sein, aber in erster Linie, wie die Bibel sagt, gehört dieses Geld den Armen, denjenigen, die nichts haben.
Es gab schon immer unterschiedliche Schichten: Arme und Reiche. Wir haben eine Verantwortung für diejenigen, denen es nicht so gut geht.
Der Betrag, der für die Armen gegeben wird, soll nicht nur ein Posten im Gemeindebudget sein, sondern das eigentliche Budget.
Man kann argumentieren, dass ein kleiner Teil der Opfergaben in Israel damals an die Leviten, also die Tempeldiener, ging. So steht es in Nehemia 12,47. In der Frühkirche erhielt noch ein kleinerer Teil die Wanderevangelisten, wie es in 1. Korinther 4,11 beschrieben ist. Man muss allerdings bedenken, dass diese Leute arm waren. Wenn es heißt, an die Armen zu geben, dann hatten diese Wanderevangelisten sonst überhaupt kein Einkommen.
Über die Armen in unseren Gemeinden wird relativ wenig nachgedacht. Ja, man muss ja schließlich das Gebäude in Schuss halten. Es verwundert mich daher nicht, dass viele Kirchgänger ganz andere Wege finden, um Geld für Arme zu geben. Heutzutage läuft das kaum noch in erster Linie über die Kirche.
Es ist erst recht kein Wunder, dass immer weniger Gläubige bereit sind, ein paar Euro locker zu machen für die Verkündigung eines Gottes, der nicht von den Toten auferstanden ist, der keine Wunder tut und bei dem es sowieso fraglich ist, ob er überhaupt existiert. Und wenn er existiert, ob man ihn vielleicht auch Göttin oder vielleicht Allah nennen kann.
Es ist kein Wunder, dass da immer weniger gegeben wird. Dass das Geben ein wichtiger Ausdruck christlichen Glaubens ist, dafür gibt es viele Beispiele und liebevolle Ermahnungen in der Bibel. Die Epheser zum Beispiel fordert der Apostel Paulus auf, mit ihren eigenen Händen Arbeit und Geld zu verdienen. Dann sagt er auch, wozu das gut ist. In Epheser 4,28 heißt es, damit er dem Bedürftigen etwas mitzugeben habe. Deswegen sollen die Geld verdienen, die Bedürftigen versorgen.
Die Korinther hat Paulus gebeten, jeden Sonntag etwas Geld für die Jerusalem-Kollekte beiseite zu legen. So soll vermieden werden, dass erst in letzter Minute, wenn Paulus die Kollekte abholt, jeder schnell ein paar Cent zusammenkratzt (2. Korinther 8).
Für die alttestamentliche Gemeinde bestand die Ordnung, den Zehnten zu geben, also zehn Prozent von allen landwirtschaftlichen Erträgen. Diese wurden den Priestern, den Tempeldienern, zum Lebensunterhalt gegeben.
In der Bibel gibt es viele Anweisungen, aus denen man einiges für das eigene Geben lernen kann. Aber wir sollten uns davor hüten, daraus allgemeingültige Gesetze abzuleiten, nach denen es genau so und nicht anders laufen muss.
Natürlich könnte man sagen, dass für jedes konfirmierte Gemeindemitglied die Kirche einen bestimmten Betrag im Jahr abführen muss – wenigstens das sollte jeder geben. Und natürlich könnte man auch sagen, nach dem Haushaltsplan braucht der Staat in diesem Jahr eine bestimmte Summe pro Besucher – wenigstens das sollte jeder einzelne geben.
Aber nochmal: Gottes Mathematik läuft ganz anders. Es geht nicht um die Höhe der Summe, die er zählt, sondern um das Maß des Glaubens. Ich habe gesagt, er wiegt. Es geht um das Maß des Glaubens. Wer großes Vertrauen hat, wer sich in Gott setzt, der wird einen entsprechenden Prozentsatz opfern. Denn er ist sich sicher: Gott wird mich nicht hängen lassen.
Wenn ich großzügig bin, dann wird es mir nicht schlecht gehen – ganz im Gegenteil. Damit ist Geben eine Glaubens- und eine Herzensangelegenheit.
Was mich in diesem Text besonders beschäftigt, ist das Wort Überfluss. Es scheint, dass wir, die wir hier zusammen sind, eher zu den Reichen gehören, die nur ein kleines Stück von dem, was sie haben, in die Kollekte einwerfen.
Wir haben zwei Möglichkeiten, mit unseren Mitteln umzugehen. Zum einen kann ich sagen: Wenn ich etwas übrig habe, dann gebe ich. Aber ich könnte auch ein Wort hier streichen und sagen: Wenn ich etwas habe, dann gebe ich. Du würdest vielleicht sagen, das sei kein großer Unterschied. Doch tatsächlich ist es ein meilenweiter Unterschied.
Das Erste beschreibt die Haltung der Reichen, die Jesus beobachtet hat: Wenn ich etwas übrig habe von meinem Überfluss, dann gebe ich. Das andere – ohne dieses „übrig“ – ist die Haltung der Witwe. Wenn ich etwas habe, dann gebe ich. Und das beweist großen Glauben.
Am Ende werde ich euch noch eine praktische Anleitung für ein finanzielles Dankopfer geben. Aber ich betone: Bitte versteht das nicht als Gesetz, sondern als Hilfe für fröhliche Geber. Die Bibel sagt: Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb. Wenn du die Liebe Gottes besonders erleben willst, dann hör noch einmal genau zu.
Es ist gut, wenn du dir für regelmäßige Gaben einen bestimmten Prozentsatz vornimmst – falls dir das heute Abend klar werden sollte. Zum Beispiel 10 Prozent von deinem Nettoeinkommen, 10 Prozent von deinem Taschengeld oder 10 Prozent von deiner Rente. Ich weiß ja nicht, wer alles hier ist. Also, egal was du einnimmst, rechne mal aus, wie viel 10 Prozent davon im Monat sind.
Diesen Prozentteil kannst du dir dann so aufteilen, dass du sagst: Davon zwei Prozent an die Kirche, vier Prozent für Missionen und vier Prozent für hilfsbedürftige Menschen über eine vertrauenswürdige Organisation. Für Missionen kannst du dir auch eine passende Organisation aussuchen. Die Guna würde sich da wahrscheinlich anbieten, oder es gibt eine ganze Reihe anderer.
Diese Beträge überweist du dann monatlich per Dauerauftrag oder legst sie dir gleich nach Erhalt des Geldes beiseite, um sie dann in die entsprechenden Kollekten zu geben. Das entspricht ganz dem Erstlingsgeben im Alten Testament.
Ich habe ja gesagt, dass die Priester damals von den Erstlingsgaben versorgt wurden. Gott sagt nämlich, dass sie von den ersten Früchten, den ersten Getreidegaben und auch von den ersten Muttertieren, die geboren wurden, abgeben sollten. Das Erste heißt: Ich bekomme es und gebe es sofort weiter.
Deshalb sage ich: Sobald du das Geld bekommen hast, zieh am besten schon den entsprechenden Betrag ab. Zu diesem regelmäßigen Geben gehört auch, dass du gar nicht erst in Versuchung kommst, nur am Ende noch einen Restbetrag zu bezahlen. Wenn du bis zum Ende des Monats wartest, dann handelst du wie die Reichen, die nur ein paar Reste abgeben. Aber du hast dich vorher entschieden.
Neben diesen regelmäßigen Gaben solltest du immer eine offene Hand haben für den Fall, dass eine spontane, besondere Not an dich herangetragen wird. Da sollte die Linke nicht wissen, was die Rechte tut, so hat Jesus es einmal in Matthäus 6 gesagt.
Wenn ich hier von zehn Prozent rede, dann ist das nur als Beispiel gedacht. Wir leben in einer Zeit, in der es vielen von uns so gut geht, dass durchaus auch ein höherer Prozentsatz verkraftet werden kann. Auf der anderen Seite wird es vielleicht bei dem einen oder anderen beim besten Willen nicht einmal zehn Prozent sein.
Deshalb ist das kein Gesetz, und es steht auch nicht im Neuen Testament. Im Alten Testament wird von diesen zehn Prozent gesprochen. Es steht übrigens auf der letzten Seite des Alten Testamentes nochmals in Maleachi 3. Wenn man Gottes Gebot noch gerade so ins Neue Testament rüberruft, habe ich den Eindruck, dass es zumindest ein guter Richtwert ist, von etwa zehn Prozent auszugehen.
Wir kommen zum Schluss. Achte noch einmal auf den letzten Vers dieses Predigttextes. Jesus erkannte etwas, das den anderen Tempelbesuchern verborgen geblieben sein muss. Er sagt, dass die Frau ihren ganzen Lebensunterhalt in den Kasten geworfen hat – alles, was sie zum Leben hatte.
Wenn man das wörtlich betrachtet, steht da: Sie gab ihr Leben. In der Elberfelder Übersetzung, die ich vorgelesen habe, steht „Lebensunterhalt“. Doch eigentlich bedeutet es, dass sie ihr ganzes Leben gab. Damit wird angedeutet, dass christliches Geben und Opfern nicht auf den finanziellen Bereich beschränkt bleibt, sondern alle Lebensbereiche betrifft.
In allen Lebensbereichen soll Gott zu hundert Prozent geehrt werden. Sie gab alles, sie gab ihr Leben.
Jetzt könnte ich noch eine entsprechende Predigt halten über deine Talente und Fähigkeiten, die du von Gott bekommen hast. Sie gab ihr ganzes Leben, und auch davon sollst du Gott zur Verfügung stellen.
Wenn ich dich jetzt frage: Ist bei dir der Groschen gefallen? Auf deinen Glauben kommt es an. Darum geht es Gott in allererster Linie. Wenn wir glauben, dann sind wir großzügig und geben uns diesem Gott selbst hin.
Glauben heißt, dass dein ganzes Leben hundert Prozent zu einem Dankopfer Gottes wird – für sein wunderbares Evangelium.