Sklaverei und Bibel – einige Informationen aus der Theologie, die dich im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch: Dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um die Sklaven Gottes.
Die frühe Kirche und die Haltung zur Sklaverei
Gestern haben wir uns damit beschäftigt, dass es im Neuen Testament kein Gebot für Herren gab, ihre eigenen Sklaven freizulassen. Wir haben verstanden, dass eine Freilassung für Haussklaven nicht unbedingt mit persönlichen Vorteilen verbunden war.
Es gibt also kein Gebot, Sklaven freizulassen. Trotzdem hat die frühe Kirche die römische Welt zutiefst erschüttert, als sie begann, Sklaven als vollwertige Gemeindeglieder anzusehen und ihnen die Mitwirkung an allen Gemeindeämtern zu ermöglichen.
Besonders beeindruckend ist vielleicht das Beispiel von Bischof Kallist, der es vom Sklaven zum höchsten Repräsentanten der Kirche, dem Bischof von Rom, brachte. Die Forderung nach Gleichheit vor Gott, verbunden mit der bereits alttestamentlich deutlich gemachten Ablehnung von Menschenhandel, Unterdrückung oder Grausamkeit, führte dazu, dass die frühe Kirche auch begann, in großem Stil Sklaven freizulassen und freizukaufen.
Oder anders gesagt: Dort, wo Menschen anfangen, andere so zu lieben, wie sie von Jesus geliebt wurden, wird Sklaverei zu einem Auslaufmodell.
Der Ehrentitel „Knecht oder Sklave des Herrn“ im Alten Testament
Aber schauen wir uns zum Schluss dieser Reihe noch einen Begriff an, der uns als Christen alle angeht: der Knecht oder Sklave des Herrn.
Bereits im Alten Testament ist die Bezeichnung Knecht oder Sklave des Herrn beziehungsweise Sklave oder Knecht Gottes ein Ehrentitel. Dazu einige Beispiele:
5. Mose 34,5: „Und Mose, der Knecht oder Sklave des Herrn, starb dort im Land Moab nach dem Wort des Herrn.“
Psalm 18,1: „Dem Chorleiter von dem Knecht oder Sklaven des Herrn, von David, der die Worte dieses Liedes zum Herrn redete.“
Daniel 6,21: „Und als er sich der Grube näherte, rief er mit lauter Stimme nach Daniel. Der König begann und sagte zu Daniel: ‚Daniel, Knecht des lebendigen Gottes, hat dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, dich von den Löwen retten können?‘“
Die Selbstbezeichnung als Knecht Gottes im Neuen Testament
Und was im Alten Testament ein Ehrentitel ist, das ist im Neuen Testament so etwas wie eine Selbstbezeichnung.
In Titus 1,1 nennt sich Paulus „Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi“. In Jakobus 1,1 heißt es: „Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, seinen Gruß.“ In Judas 1,1 lesen wir: „Judas, Knecht Jesu Christi, aber Bruder des Jakobus.“
Hier treffen wir auf Christen, die sich als Knechte oder Sklaven Gottes bezeichnen. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir „Knecht“ oder „Sklave“ übersetzen. Die Formulierung weist uns darauf hin, dass wir entweder Sklaven des Teufels oder Sklaven Gottes sind.
Die Entscheidung zwischen zwei Arten von Sklaverei
Jetzt ist der Dienst für den Teufel eine Tyrannei, während die Sklaverei unter Gott eine Wohltat ist. Trotzdem bleibt es dabei: Als Mensch muss ich mich entscheiden, wem ich gehorche. Einen neutralen Standpunkt gibt es nicht.
Beim Sündenfall hatte Eva nur die Wahl, ob sie Gott gehorchen wollte oder der Schlange. Eine dritte Option stand nicht zur Verfügung, und das ist auch heute noch so.
Wir sind als Menschen eben nicht frei und unabhängig, auch wenn wir uns das oft einbilden. Wir sind entweder Sklaven des Teufels oder Sklaven Gottes.
Die zwei Arten der Sklaverei in Römer 6
Schauen wir uns dazu einen längeren Text an: Römer 6,16-23.
Wisst ihr nicht, dass, wem ihr euch zur Verfügung stellt als Sklaven zum Gehorsam, ihr dessen Sklaven seid? Denn ihr gehorcht entweder der Sünde zum Tod oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit.
Gott sei Dank, dass ihr einst Sklaven der Sünde wart, aber von Herzen gehorsam geworden seid dem Bild der Lehre, dem ihr übergeben worden seid.
Freigemacht aber von der Sünde, seid ihr Sklaven der Gerechtigkeit geworden. Ich spreche menschlich wegen der Schwachheit eures Fleisches: Wie ihr eure Glieder früher der Unreinheit und Gesetzlosigkeit als Sklaven zur Gesetzlosigkeit zur Verfügung gestellt habt, so stellt eure Glieder jetzt der Gerechtigkeit zur Heiligkeit als Sklaven zur Verfügung.
Denn als ihr Sklaven der Sünde wart, da wart ihr frei gegenüber der Gerechtigkeit. Welche Frucht hattet ihr damals? Dinge, deren ihr euch jetzt schämt, denn das Ende davon ist der Tod.
Jetzt aber, von der Sünde freigemacht und Gottes Sklaven geworden, habt ihr eure Frucht zur Heiligkeit; als das Ende aber ewiges Leben.
Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
Die Unterschiede zwischen den Herren und ihren Folgen
Der Text ist alles andere als einfach, aber er beschreibt die zwei Arten der Sklaverei, zwischen denen wir uns entscheiden müssen. Wir sind immer Sklaven dessen, dem wir gehorchen – entweder Sklaven der Sünde zum Tod oder Sklaven des Gehorsams zur Gerechtigkeit.
Es ist tatsächlich so, dass wir uns entscheiden müssen. Die Frage ist, worin sich diese beiden Typen von Sklaverei unterscheiden.
Zum einen unterscheiden sie sich in dem, was die Herren befehlen. Der Teufel verleitet uns zur Sünde, zur Unreinheit, zur Gesetzlosigkeit und zu Dingen, deren man sich schämen muss. Gott ist ganz anders. Als Herr fordert er von uns Gerechtigkeit, Gehorsam gegen die wahre Lehre und Heiligkeit.
Und so unterschiedlich die Forderungen sind, so unterschiedlich sind auch die Ergebnisse. Auf der einen Seite steht der Tod, auf der anderen Seite das ewige Leben.
Römer 6,23: Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.
Das Evangelium als Chance für ein neues Leben
Das Evangelium ist die frohe Botschaft von einer einmaligen Chance. Unser alter Mensch, der an die Sünde gebunden ist, stirbt mit dem Herrn Jesus am Kreuz. Damit ist der Weg frei für ein neues Leben.
Dieses neue Leben unterscheidet sich radikal, denn es orientiert sich an Christus. Dort, wo Jesus Herr wird, tue ich, was er will, und werde selbst zum Sklaven. Obwohl das vielleicht nicht so gut klingt, ist der Sklave Christi das größte Privileg, das ein Mensch jemals erwerben kann.
Mehr noch: Es ist ein Lebensstil, der die Sünde meidet und wahres Leben ergreift. Wo der Teufel mit seiner Herrschaft Menschen zerstört und sie in Sünde, Ungerechtigkeit und Scham treibt, da regiert der Herr Jesus über unser Leben. Er ist ein Herr, der uns Segen und Leben schenken will.
Einladung zur persönlichen Reflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, ob Jesus wirklich Herr in deinem Leben ist und ob du tust, was er sagt.
Das war's für heute.
Manchmal fällt es uns schwer, unsere Lieblingssünden anzugehen. Heute wäre ein guter Tag, um damit anzufangen.
Der Herr segne dich, du erfährst seine Gnade und lebst in seinem Frieden. Amen.
