Die Suche nach der eigenen Identität
Wie bin ich denn wirklich? Können Sie es sagen? Wissen Sie es?
Stellen Sie sich vor, man würde Ihnen ein weißes Blatt Papier in die Hand drücken – keine Sorge, das tun wir nicht. Aber wenn es so wäre und man Sie fragte: Wer bist du denn wirklich? Welche Antwort würden Sie geben? Was würden Sie schreiben?
Ich bin Vater beziehungsweise Mutter, Sohn beziehungsweise Tochter. Würden Sie Ihren Beruf nennen? Oder sagen, dass Sie Schüler sind? Ihre Nationalität, zum Beispiel Deutscher? Vielleicht Sportler oder Musiker? Wer bin ich denn wirklich – ist das schon alles? Wer sind Sie wirklich?
Die Menschheit hat seit ihrem Bestehen unendlich viel versucht, um dieser Frage auf den Grund zu gehen, um ihre Identität zu enträtseln, wie man sagt. Wir haben unser Erbmaterial untersucht und unsere Gene erforscht. Aber sind wir wirklich nur das, was die Kombination unserer Chromosomen ergibt?
Wir haben versucht, in die tiefen Schichten unserer Seele einzudringen. Doch bis heute können Psychologen nicht einmal genau sagen, was eigentlich die menschliche Seele ist. Wer bin ich denn wirklich?
Dichter und Philosophen haben sich die Finger wund geschrieben über diese Frage. Der Philosoph Friedrich Nietzsche etwa hat gesagt: „Die Menschheit, das ist eine kleine, überspannte Tierart, die ihre Zeit hat.“ Ein Dichter hat das wesentlich lockerer ausgedrückt. Er sagte: „Weiß nicht, woher, weiß nicht wohin, mich wundert, dass ich glücklich bin.“
Was soll's, sagt da der Normalbürger, wenn die es schon nicht wissen – die Philosophen, die Dichter, die Psychologen, die Biologen –, was soll ich mir da in den Kopf machen: Wer bin ich denn wirklich? Hauptsache funktionieren und genießen. Hauptsache funktionieren, Hauptsache keinem zur Last fallen, gut mitkommen, nicht besonders auffallen und dann genießen, was vom Leben übrig bleibt. Funktionieren und konsumieren, nicht zu kurz kommen, ordentlich einen draufmachen von Zeit zu Zeit und alles in schönen Maßen.
Allerdings, kritisch zurückgefragt: Das könnte auch das Motto eines Haustieres oder eines Wachhundes sein – Hauptsache funktionieren und genießen. Also: Hauptsache, ich pelle an der richtigen Stelle, Hauptsache, ich lege meine Exkremente an die richtige Stelle, beiße den Postboten nicht ins Bein und habe meinen vollen Fressnapf mit Schappi.
Hauptsache funktionieren und genießen – und dann frage ich mich auch nicht groß, wer ich wirklich bin in meiner Hundeexistenz. Kann es das gewesen sein?
Die Frage nach dem wahren Selbst im Alltag
Früher oder später stellt sich diese Frage jedem von uns – wirklich jedem. Manche trifft sie in einer persönlichen Krise, andere im Moment ihres größten Erfolgs. Zum Beispiel, wenn jemand jahrelang für ein Ziel gearbeitet hat und es dann erreicht ist. Dann ist es da, und es fühlt sich irgendwie schön an, aber zugleich fragt man sich: Wie geht es jetzt weiter? Was mache ich damit? Wer bin ich denn wirklich?
Ein anderer stellt sich diese Frage, wenn ihn vielleicht gerade die Liebe seines Lebens verlassen hat: Wer bin ich nun? Oder wenn man erwachsen wird – in der Pubertät – oder manche erst später, in der Midlife-Crisis. Auch wenn es ans Sterben geht, kommt diese Frage auf: Wer bin ich denn wirklich?
Das ist eine Frage für jedermann. Darum möchte ich Sie heute Morgen mit einem Mann bekannt machen, der von Haus aus nicht gerade ein Grübler war. Er war kein Philosoph oder großer Denker, sondern jemand, der mit beiden Händen zupackte. Er war sehr geschäftstüchtig und stand mitten im Leben.
Er saß nicht stundenlang am Schreibtisch und grübelte über die Frage „Wer bin ich denn wirklich?“, sondern war vor allem draußen auf See. Er kümmerte sich um seine Fischereiarbeit und seine Angestellten. Und eines Tages stolperte er geradezu mitten in seiner Arbeit in diese Frage hinein: Wer bin ich denn?
Dabei hat er alles ganz harmlos angefangen. Aber sehen Sie selbst: Sie haben den Bericht über dieses Ereignis auf Ihrem Zettel vor sich, einen Bericht aus dem Lukasevangelium, Kapitel 5. Wir lesen zunächst einmal die ersten drei Verse, wie es dort losgeht.
Begegnung am See Genezareth
Es begab sich aber, als sich die Menge zu Jesus drängte, um das Wort Gottes zu hören, da stand er am See Genezareth, also dort in Galiläa.
Er sah zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg Jesus in eins der Boote, das Simon gehörte – Simon, der auch Petrus heißt – und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren.
Jesus setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.
Es war also ein ganz normaler Arbeitstag. Simon Petrus war wie immer draußen am See Genezareth zusammen mit seinen Fischereikollegen. Sie hatten keinen ruhigen Arbeitsplatz am Ufer, denn es waren Massen von Menschen dort herausgekommen, weil sie hören wollten, wie dieser Jesus predigte. Jesus war innerhalb kurzer Zeit eine Berühmtheit dort.
Petrus und seine Leute machten bei der Freiluftveranstaltung kaum mit und hörten wahrscheinlich nur mit halbem Ohr zu. Eigentlich hatten sie etwas anderes zu tun. Eine harte Nacht auf dem Meer lag hinter ihnen, auf diesem stürmischen See in Galiläa. Jetzt mussten die Schiffe ans Ufer gezogen und die Netze gereinigt werden.
Eigentlich hätten sie die Netze heute Nacht gar nicht gebraucht. Es war ziemlich mau gewesen, kaum Fische waren gefangen worden. Alles war irgendwie dumm gelaufen. Man kann sich vorstellen, dass Petrus ziemlich mürrisch war und am liebsten seine Ruhe gehabt hätte.
Aber dann passiert es. Jesus hatte die beiden Fischerboote längst gesehen, die zu Petrus’ Geschäft gehörten, und sprach ihn an. Er sah die Boote am Ufer liegen, die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in das Boot, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren.
Jesus setzte sich und lehrte die Menge.
Petrus dürfte ziemlich erstaunt gewesen sein, als Jesus ihn plötzlich ansprach. Was wollte er von ihm? Die beiden kannten sich nicht zum ersten Mal. Jesus war kurze Zeit vorher schon einmal im Haus von Petrus gewesen. Dort hatte er dessen Schwiegermutter, die sehr hohes Fieber hatte, spontan geheilt. Ich nehme an, Petrus hatte sich darüber gefreut.
Jetzt draußen am See hatte Jesus zunächst eine ganz praktische Bitte. Er sagte: „Lass mich in dein Boot, ich brauche dein Boot. Fahre etwas vom Ufer weg.“ Jesus wollte das Boot von Petrus als Rednerpult nutzen, damit auch die Zuhörer in den hinteren Reihen ihn besser verstehen konnten.
Es war also eine ganz technische, praktische Bitte.
Sie müssen sich das so vorstellen: Das Ganze spielte wahrscheinlich in der Nähe von Petrus’ Heimatstadt Kapernaum, dort am Nordufer des Sees. Dort gibt es halbkreisförmige Buchten, die eine gute Akustik ergeben. Das Wasser trägt den Schall, und die Bucht verstärkt ihn. So hatte man eine richtig schöne, natürliche Akustik für eine Großveranstaltung.
Viele konnten zuhören, wie Jesus die Bibel auslegte und von seinem Vater im Himmel berichtete.
Jetzt konnte Petrus sich sowieso nicht mehr um seine Netze kümmern. Er musste erst einmal zuhören, was Jesus sagte.
Bestimmt war Petrus auch ein bisschen stolz, dass dieser berühmte Mann ausgerechnet in sein Boot steigen wollte. Immerhin kam er damit auch ein wenig ins Licht der Öffentlichkeit. Ein bisschen von dem Licht, das Jesus umstrahlte, fiel auch auf Petrus.
Der ungewöhnliche Auftrag
Aber Petrus hatte nicht lange Zeit, stolz zu sein. Denn als die Predigt von Jesus zu Ende war, war Jesus mit Petrus noch lange nicht fertig. Jetzt gab Jesus diesem Fischer einen seltsamen Auftrag, der absurd klang.
In Vers 4 sagt Jesus: „Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft dort eure Netze aus.“ Jeder halbwegs kundige Fischer, der den See Genezareth ein wenig kannte, wusste genau, dass das nicht funktionieren konnte. Petrus war ein Fachmann. Er war offensichtlich der Chef dieses Kleinunternehmens, dieses Fischereibetriebs. Er war der Bootsbesitzer, machte das sicher nicht erst seit gestern und wusste, dass auf diesem See zwei Dinge gelten: Man fischt in der Nacht, wenn es dunkel ist, und man fischt nicht in der Mitte des Sees, sondern am Rand, wo es einige warme Quellen gibt. Dort sammeln sich die Fische in der Regel, und dort kann man die besten Fänge machen.
Gegen beide Grundregeln der Fischerei verstößt dieser Auftrag. Jesus sagt: Fahr jetzt am Tag hinaus und fahr auf die Mitte des Sees und wirf dort deine Netze aus. Das ist eine seltsame Sache. Ich kann mir den erstaunten Gesichtsausdruck von Petrus sehr gut vorstellen. Die Enttäuschung und der Ärger über die erfolglos durchgearbeitete Nacht stecken ihm noch in den Knochen, und dann kommt dieser Vorschlag.
Wahrscheinlich hat er erst einmal tief geschluckt und Luft geholt. Dann hat er Jesus vorsichtig, aber deutlich gesagt, wie seltsam er diesen Befehl findet. In Vers 5 sagt er: „Meister“ – und in dieser Anrede steckt enormer Respekt. So nannte man die Rabbis, so nannte man Oberbefehlshaber. Er bemüht sich also um Höflichkeit. „Meister“, sagt er, „wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“ Schon unter optimalen Bedingungen hat es nicht geklappt. Und was willst du jetzt? Dass ich jetzt rausfahre?
Wenn Petrus jetzt wirklich rausfährt und seine Leute zusammenruft, kann er sich schon vorstellen, was die denken werden: Unser Chef ist übergeschnappt. Er kann sich vorstellen, wie dann abends in der Hafenkneipe die Kollegen sich das Maul zerreißen und kübelweise Spott über ihn ausschütten werden: „Also, Petrus, dir muss es ja schon ganz schön schlecht gehen, jetzt fährst du sogar schon am Tag noch raus.“ Und: „Sag mal, du weißt doch, dass man in der Mitte des Sees nichts fängt.“ Das ist die Situation.
Wir merken richtig, wie Petrus in die Zwickmühle kommt. In dieser Lage fordert Jesus von ihm etwas, das sein ganzes bisheriges Leben und Denken durcheinanderbringt. Da muss Petrus sich plötzlich entscheiden. Bis dahin konnte er einfach zuhören und zusehen. Die Heilung seiner Schwiegermutter war ja noch ganz sensationell. Das konnte man noch so mit ansehen und das Boot zur Verfügung stellen. Okay, so einen Gefallen konnte er Jesus wohl tun.
Aber jetzt diese Frage: „Fahr raus!“ Eigentlich war das ja ein Befehl: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft dort eure Netze aus. Jetzt wurde es kritisch für Petrus. Verstehen Sie? Plötzlich sitzt Petrus zwischen zwei Stühlen. Auf der einen Seite seine langjährige Erfahrung, seine vertrauten Denkwege, seine bewährten Maßstäbe, seine Angestellten, seine Freunde, seine Kollegen, die ganze Öffentlichkeit dort. Auf der anderen Seite steht Jesus.
Jesus bringt dieses eingefahrene Leben und Denken von Petrus erst einmal an einem kleinen Punkt ganz schön durcheinander. Und wissen Sie, wer anfängt, Jesus kennenzulernen, dem geht es immer so. Wer Jesus kennenlernt, merkt: Jesus passt irgendwie nicht in mein bisheriges Leben hinein. Jesus fügt sich nicht nahtlos und anschmiegsam ein, so wie die religiöse Kirche auf der Sahne, wenn Sie so wollen.
Wir können Jesus nicht einfach so in unser Lebensboot einsteigen lassen und ansonsten in die gleiche Richtung weiterfahren – alles wie bisher. Jesus will unser Leben nicht um einen wichtigen religiösen Aspekt ergänzen, den wir vielleicht bis jetzt übersehen haben. Nein, wenn Jesus in unser Boot einsteigt, dann bekommen wir es mit der größten Macht zu tun, die wir bisher kennengelernt haben. Dann stehen wir plötzlich vor schwierigen Entscheidungen wie Petrus.
Zunächst sah das ja noch ganz harmlos aus. Aber letztlich ging es hier um die Frage: Wem will ich mehr glauben? Meiner Erfahrung, meinen vertrauten Gedanken und Kriterien, meinen Vorstellungen – oder diesem Jesus? Vor dieser Frage steht jeder, der Jesus begegnet.
Jesus heute begegnen
Jetzt könnte man fragen: Wie sollen wir heute Jesus begegnen? Wir leben nicht am See Genezareth und auch nicht im ersten Jahrhundert. Wie können wir Jesus heute hier in Hannover begegnen?
Das Aufregende am christlichen Glauben ist: Wir haben es mit einem lebendigen Gott zu tun. Es geht nicht um eine Theorie aus der Vergangenheit, sondern um einen lebendigen Gott, der persönlichen Kontakt zu uns sucht. Das ist das Besondere am christlichen Glauben.
Jesus hat das damals angekündigt: Wenn ihr meinen Leuten von mir weiter erzählt, dann bin ich mit dabei. Deshalb war es so entscheidend, dass Jesus wirklich auferstanden ist. Wäre er nicht vor zweitausend Jahren von den Toten auferstanden, könnte er heute keinen Kontakt zu uns aufnehmen. Ein Toter, der im Grab liegt, nimmt keinen Kontakt mehr auf.
Nach seiner Auferstehung sagte Jesus zu seinen Leuten: Ich sende euch jetzt in die ganze Welt, und wenn ihr geht, dann bin ich dabei. Ich bin jetzt in Gottes ewiger Welt zurückgekehrt, die ihr noch nicht mit euren Augen sehen könnt. Aber ich kann in euer Leben hineinwirken, ich kann eure Gebete hören. Deshalb bin ich da, und deshalb kann man Jesus heute persönlich begegnen.
Sie können Jesus begegnen, wenn Sie das Neue Testament lesen – mit der Frage: Jesus, wer bist du eigentlich? Manche sind Jesus schon begegnet, zum Beispiel in Notsituationen ihres Lebens, wie Dirk Heinen, der frühere Torwart von Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt. Er erzählte, dass er den größten Teil seines Lebens kein Interesse an Jesus Christus hatte. Dann starb seine Schwester mit 38 Jahren an Krebs. Plötzlich brachen viele Fragen auf.
Heinen sagt, da habe ich mich gefragt: Was ist eigentlich, wenn dein Leben plötzlich vorbei ist? Wer bin ich eigentlich? Was wird aus mir? Wohin gehe ich? Was soll das alles? Was kommt danach? Er traf Christen, die ihm genau das sagten: Jesus Christus lebt. Er ist nicht nur eine große Figur der Geschichte, sondern er ist auferstanden. Du kannst ihm begegnen, du kannst ihn finden, wenn du dich mit der Bibel auseinandersetzt und ihn anrufst und sagst: Jesus, hilf mir.
Niemand hatte das vor ihm gemacht – und dann wurde er Christ. Er sagte, er lese jetzt regelmäßig in der Bibel und staune, wie das, was dort steht, sein Leben betrifft. Er merkt, dass er es mit einem lebendigen Gott zu tun hat.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Jesus uns anspricht – vielleicht auch heute Morgen hier. Als das bei Petrus passiert, steht er vor einer Entscheidung. Er weiß: Entweder ich vertraue dem Wort von Jesus und lasse mich auf das ein, was er von mir will, oder unsere Wege trennen sich jetzt. Ich bringe Jesus zurück ans Ufer, sage Tschüss, und das war es dann. Er muss sich jetzt entscheiden.
Der Vertrauensakt des Petrus
Petrus hatte gegenüber uns den großen Vorteil, dass er Jesus persönlich sah und seine Stimme hörte. Gleichzeitig hatte er aber auch einen großen Nachteil: Jesus war noch nicht auferstanden. Verstehen Sie, Jesus stand da wie ein ganz normaler Mensch, nur ihm gegenüber. Er war noch nicht auferstanden und hatte seine letzte Macht noch nicht bewiesen.
Petrus musste Vertrauen lernen. Er sagt Jesus ganz offen, dass er nicht genau versteht, was von ihm verlangt wird. Das geht über seinen Horizont hinaus. Doch dann sagt er diesen überraschenden Satz: „Aber auf dein Wort hin will ich das Netz noch einmal auswerfen.“ Ein sagenhafter Satz. Petrus wagt es, Jesus beim Wort zu nehmen. Er geht volles Risiko und setzt gegen alle menschlichen Einwände und Zweifel diesen Satz: „Aber weil du es gesagt hast, will ich es tun.“
Die Kernfrage, um die es Petrus hier geht und die uns genauso betrifft, ist schlichtweg: Ist Jesus glaubwürdig oder nicht? Ist Jesus so glaubwürdig, dass man es wagt, nur weil er es gesagt hat, ihm zu vertrauen? Petrus wagt es.
Martin Luther hat in einer Predigt über diesen Vers Petrus richtig angefeuert. Er sagte: „Spring in die Sonne, Petrus!“ Luther schrieb: „Spring in die Sonne!“ Das heißt: Raus aus dem Dunkel deines alten Lebens, hinein in das helle Licht von Jesus. Spring in die Sonne!
Auch uns spricht Jesus durch sein Wort an. Wir haben die ganze Bibel, und in ihr stecken viele große Zusagen von Jesus. Zum Beispiel sagte er: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid. Kommt her zu mir, alle, die ihr niedergedrückt werdet von der Last eures Lebens. Ich will euch Frieden geben.“ Diese Worte sagte er damals den Menschen genauso wie heute uns.
Nun ist die schlichte Frage, ob wir bereit sind, Jesus Christus zu vertrauen und ihn für glaubwürdig zu halten oder nicht. Auch uns würde Luther zurufen: „Spring in die Sonne, Kerl! Spring in die Sonne, Mädchen!“ Das heißt nicht, sich blindlings in irgendeine religiöse Erfahrung zu stürzen, sondern das ernst zu nehmen, was Jesus uns in der Bibel anbietet. Nimm das bitte ernst, denn er ist glaubwürdig.
Riskiere es, dein Leben auf diese eine Karte zu setzen. Dann wirst du ihm begegnen, ihn kennenlernen und verstehen.
Die Offenbarung Jesu und die Reaktion des Petrus
Und genauso geschieht es bei Petrus. Als er Jesus beim Wort nimmt, geht ihm plötzlich das Licht auf. Er lernt Jesus auf einmal richtig kennen.
Sehen Sie, was hier im Vers 6 passiert: „Und als sie das taten, da fingen sie eine große Menge Fische. Und ihre Netze begannen zu reißen. Sie winkten ihren Gefährten, die im anderen Boot waren, sie sollten kommen und ihnen beim Einholen der Netze helfen. Diese kamen und füllten beide Boote, so dass sie fast sanken.“
Verstehen Sie, was hier geschieht? Die Kollegen müssen jetzt kommen und mithelfen. Ich bin überzeugt, allen Beteiligten ist in diesem Augenblick eines klar: Sie wussten genau, dass man in der Mitte des Sees normalerweise keine Fische fängt – und schon gar nicht am Tag.
Allen ist klar: Was hier passiert, kann man nicht mehr einfach mit Zufall erklären. „Wir haben zu einer unmöglichen Zeit unsere Netze ausgeworfen, wir haben an einer unmöglichen Stelle unsere Netze ausgeworfen, wo normalerweise nichts zu holen ist. Trotzdem haben wir diesen riesigen Fang gemacht, diesen riesigen Fang, den alle für Fischerlatein halten würden. Keinem würde man glauben, wenn wir nicht unsere Boote als Beweismittel mit ans Land bringen würden.“
Sie müssen sich vorstellen, was mit diesen Leuten passiert ist, die das miterlebt haben. Auf ein Wort von Jesus hin. Wer es wagt, Jesus beim Wort zu nehmen, der wird Jesus kennenlernen. Und er wird genau das begreifen, was Petrus in diesen Minuten begreift.
Jesus ist nicht nur ein großer Arzt, wie er meine Schwiegermutter gesund gemacht hat. Jesus ist nicht nur ein großer Prediger, der auf meinem Schiff gestanden hat und vor den Massen eine beeindruckende Rede gehalten hat. Jesus ist unendlich viel mehr.
Jesus gehört nicht auf unsere Seite, sondern auf Gottes Seite. Und merken Sie: Ab Vers 8 spricht Petrus Jesus nicht mehr mit „Meister“ an, sondern mit „Herr“. Für die Juden war das ein ganz besonderes Wort. Sie gebrauchten es eigentlich nur für Gott.
Die Krise des Petrus vor Jesus
Und wer glaubt, dass dies bereits der Höhepunkt des Berichts ist, der irrt sich. Denn genau in diesem Moment beginnt die große Krise des Petrus. Jetzt wird es spannend. Schauen Sie genau hin, wie diese Krise verläuft.
Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: „Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ Ein Schrecken hatte ihn erfasst – ebenso wie alle anderen, die bei ihm waren – wegen des Fangs, den sie miteinander gemacht hatten.
Können Sie diese Reaktion verstehen? Wenn Petrus jetzt gejubelt hätte, hätten wir es verstanden. So nach dem Motto: „Mensch, super, es hat geklappt. Es hat funktioniert, Jesus zu vertrauen. Das war nicht das letzte Mal, dass ich dir vertraut habe.“ Das hätten wir verstanden.
Oder wenn Petrus in seinem Überschwang Jesus um den Hals gefallen wäre – so unter Männern – hätten wir uns nicht gewundert. „Mensch Jesus, das war großartig! Auf dich ist wirklich Verlass. Super Sache, machen wir morgen wieder!“
Oder wenn Petrus, der ja sehr geschäftstüchtig war, soweit wir wissen, an eine Ausweitung seines Fischereibetriebs gedacht hätte, um die Zusammenarbeit mit Jesus fortzusetzen, das hätte zu ihm gepasst. So eine Art Joint Venture: „Ja, von jetzt an machen wir gemeinsame Sache. Wir bauen hier vielleicht noch ein kleines Häuschen, dann kannst du bei uns bleiben, und wir werden in Zukunft diesen See richtig ausnutzen und die Fische fangen.“
Doch wie reagiert Petrus? Ganz anders. „Herr, geh weg von mir!“, sagt er. „Denn ich bin ein sündiger Mensch.“
Warum? Wissen Sie, warum? Was Petrus in diesem Augenblick begreift, ist: „Ich passe nicht zu Jesus.“ Das muss ihm heiß und kalt den Rücken heruntergelaufen sein. Er merkt plötzlich: Jesus ist Gottes Sohn. Jesus hat eine Macht.
Und ich meine, Petrus war nicht gerade ein Angsthase. Er war eher jemand, der beherzt loszog. Aber hier erkennt er: Jesus hat eine Macht, eine Würde, eine Autorität, eine Reinheit, vor der er nicht bestehen kann.
Dann sehen Sie, was er tut: Er kniet nieder, fällt Jesus zu Füßen – und Jesus lässt das zu, weil es angemessen ist. Petrus stammelt nur noch diese erschrockenen Worte: „Herr, Herr, geh weg von mir! Denn ich bin ein sündiger Mensch. Ich halte es nicht mehr aus in deiner Nähe.“
Die Selbsterkenntnis vor Gott
Wer bin ich denn wirklich?
Verstehen Sie: Als Petrus erkennt, wer Jesus ist, kann er in diesem Moment auch erkennen, wer er selbst ist. Solange wir Menschen unter uns bleiben, kommen wir noch ganz gut weg. Wir finden uns ganz nett, mehr oder weniger. Wir sind ja gar nicht so schlecht, haben niemanden umgebracht, sind brave Bürger und haben immer für unsere Leute gesorgt.
Sie kennen das Sprichwort: Unter Blinden ist der Einäugige König. Das heißt, es kommt immer darauf an, mit wem ich mich vergleiche und vor wem ich bestehen muss. Solange wir also unter uns sind, geht das noch ganz gut.
Als Petrus aber erkennt, dass Jesus Gott ist – und bitte machen Sie sich das klar: Petrus kapiert, Gott sitzt in meinem Boot. Ein unvorstellbarer Gedanke! Als er das begreift, weiß er: So wie ich bin, kann ich nie und nimmer vor ihm bestehen.
Vielleicht können wir uns das an einem einfachen Beispiel verdeutlichen: Wenn Johnny in einem Elendsviertel aufwächst, wo alle alte Kleidung tragen, zerschlissene Schuhe haben und schmuddelige Haare, dann findet Johnny das normal. Er kommt sich nicht besonders arm vor, kennt es gar nicht anders.
Aber wenn Johnny dann zum ersten Mal ins Nobelviertel geht, wo alle schick gekleidet sind, geglättete und gebügelte Kleidung tragen, Seidenmäntel und Lackschuhe, dann merkt er erst, wie arm er dran ist, wie alt seine Kleidung ist und wie schmutzig seine Schuhe.
Solange wir unter uns Sündern bleiben – mit unserem normalen Egoismus, unseren vielen menschlichen Schwächen, unserer relativen Gleichgültigkeit gegenüber Gott und unseren Verstößen gegen seine Gebote – der eine verstößt eben gegen das erste Gebot, der andere gegen das zweite und der Nächste gegen das dritte – so finden wir das ganz normal. Wir sind ja alle in ganz guter Gesellschaft.
Da kommen wir uns nicht besonders schmutzig vor und nicht besonders erneuerungsbedürftig. Aber wenn wir plötzlich Jesus gegenüberstehen, wenn wir ihn erkennen und uns in seinem Licht sehen, dann merken wir erst, wie schmutzig wir geworden sind. Dann merken wir erst, wie wenig wir zu Jesus passen.
Und das werden Sie immer merken, wenn Sie die Berichte der Bibel daraufhin studieren. Wenn Sie sehen, wie Menschen dem lebendigen Gott begegnen, dann ist es im Prinzip immer dasselbe: Wenn Sie dem lebendigen Gott begegnen, merken Sie, es passt nicht, es wird eng.
In dem Augenblick weiß Petrus, wer er wirklich ist. Er formuliert das in einem harten, aber aufrichtigen Satz, hier in Vers 8: Er sagt: „Ich bin, ich bin ein sündiger Mensch.“
Merken Sie, Petrus sagt nicht: Ich bin ein sündiges Lebewesen. Er sagt erst einmal: Ich bin ein sündiger Mensch. Und dieses Wort „Mensch“ hat einen guten Klang in der Bibel.
Der Mensch ist von allen Geschöpfen das einzige, mit dem der lebendige Gott in persönliche Verbindung treten will. Das gilt nur für den Menschen. Das Wort hat einen guten Klang: Sei froh, dass du Mensch bist.
Im Alten Testament steht das schon: Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde. Das heißt, Gott schuf den Menschen, um mit ihm Verbindung zu haben, um ihn zu lieben, um von ihm wieder geliebt zu werden, um sein Leben zu führen.
Keine Evolutionstheorie kann Ihnen erklären, woher der Geist kommt, mit dem Sie denken, woher die Gefühle kommen, mit denen Sie empfinden können. Keine Evolutionstheorie kann Ihnen erklären, woher Ihr Verstand und Ihr Wille kommen. Nur die Bibel kann das erklären. Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde.
Du bist Mensch. Und wenn du fragst: Wer bin ich denn wirklich? Dann ist das Teil eins dieser Antwort: Du bist Mensch, du bist eine Persönlichkeit. Du bist von Gott gewollt. Dein Fingerabdruck ist ihm bekannt, er hat dich gesehen, als du im Leib deiner Mutter in diesen neun Monaten herangewachsen bist. Du bist ein Mensch.
Dein Schöpfer kennt dich und sieht dich. Du hast einen Charakter von ihm mitbekommen, und du hast eine moralische Verantwortung. Es zählt, was du tust. Du kannst dich nicht einfach spurlos aus dieser Welt davonschleichen, weil ja doch alles egal ist. Nein, du bist festgehalten bei dem, der dich geschaffen hat. Er kennt deinen Namen. Du bist Mensch.
Die Tragik der Sünde und Gottes Fernsein
Aber, und das ist die Tragik, wir sind kein unbeschriebenes Blatt. Auch das andere gilt: Petrus sagt, ich bin ein sündiger Mensch. Das heißt, ich bin auf die schiefe Bahn geraten. Ich habe meine Bestimmung als Mensch verfehlt. Stattdessen habe ich meine Zeit mit lauter Nebensächlichkeiten totgeschlagen und stehe am Ende mit leeren Händen da.
Noch schlimmer ist: Ich habe die Liebe meines Schöpfers verraten. Ich habe die Liebe meines Schöpfers mit Füßen getreten, ich habe ihn links liegen lassen. Ich bin ein sündiger Mensch.
Und wissen Sie, was daraus folgt? Wenn wir die Liebe unseres Schöpfers verraten, mit Füßen treten und bestenfalls links liegen lassen, dann ist Gott uns unendlich fremd geworden. Der lebendige Gott ist unendlich fern gerückt. Wir sind so weit von Gott entfernt, dass die meisten nicht einmal mehr merken, dass Gott ihnen fehlt.
Sie leben mehr oder weniger fröhlich in ihren Tag hinein. Sie haben sich so eingerichtet in ihrer Gottesferne. Hauptsache funktionieren und konsumieren. Als Ersatz haben sie ihre selbstgemachten kleinen Götzen für die Westentasche. Götzen, die sie mal anrufen, wenn es gerade eng wird. Ihren Herrgott, der ihnen in ihrem Leben nicht dazwischenredet, aber immer noch als Trostpflaster für die traurigen Tage dient.
Aber den lebendigen Gott, der heilig ist, den Gott, der einen Anspruch an ihr Leben erhebt, den kennen sie nicht. Er bedeutet ihnen nichts. Sie treten Gottes Gebote mit Füßen und haben keine Andeutung von schlechtem Gewissen dabei. Sie ahnen nicht, dass Gott ihr Leben sieht. Sie ahnen nicht, dass Gott ihr Leben sieht und dass er eines Tages die Bilanz aufmachen wird.
Das sagt die Bibel sehr deutlich: „Es ist dem Menschen bestimmt, einmal zu sterben, danach aber kommt das Gericht Gottes“ (Hebräer 9). Nach dem Gericht Gottes kommt, so hat Jesus gesagt, die Hölle – die ewige Gottesferne. Und das wird schrecklich werden. Das ist die nüchterne Sicht der Bibel.
Und das war bei Petrus nicht groß anders. Er hat auch so gelebt. Wenige Tage vorher hätte er sich noch nicht ausmalen können, dass er so vor Jesus in die Knie gehen würde. Aber jetzt hat er verstanden. Plötzlich hat Petrus erkannt, wer Jesus wirklich ist.
Und schauen Sie, das gilt für uns genauso: Erst wenn wir Jesus Christus begegnen, erst wenn wir es wagen, ihn ernst zu nehmen, erst wenn wir mit Erschrecken feststellen: Mensch, so bist du, erst dann merken wir, wie wir vor ihm dastehen, in seinen Augen.
Erst dann merken wir, dass wir allen Grund haben, genauso zu reden wie Petrus: „Herr, geh von mir weg, denn ich bin ein sündiger Mensch.“ Und wir merken, dass sich daran unser Schicksal entscheidet, wie wir im Licht von Jesus dastehen.
Es entscheidet sich unser Schicksal nicht danach, wie wir im Urteil von Herrn Müller, Herrn Mayer oder Herrn Schulze dastehen. Sondern es entscheidet sich daran, wie wir im Licht von Jesus dastehen und welche Bilanz er zieht.
Die Erfahrung von Ludwig Harms
Einer der berühmtesten Missionare Norddeutschlands, Ludwig Harms, war lange Zeit Theologiestudent, bevor er Christ wurde. Er stand kurz vor dem Abschluss seines Studiums und hatte jahrelang die Bibel mehr oder weniger gekannt. Doch er hatte nie persönliche Konsequenzen daraus gezogen. Er hatte Jesus nie wirklich beim Wort genommen, nie persönlich zu ihm gebetet. Zwar sprach er öfter über Jesus, aber er hatte nie wirklich mit ihm gesprochen. Zudem hatte er nicht verstanden, dass Jesus sein Leben leiten und bestimmen wollte.
Als bei Ludwig Harms schließlich das Licht aufging – das Licht über Jesus –, begegnete er ihm. Er begriff endlich, was er jahrelang gelesen hatte, ohne es zu verstehen: dass Jesus wirklich Gott ist, vor dem er sein Leben verantworten muss. In diesem Licht erkannte er plötzlich auch seinen eigenen erbärmlichen Zustand. In seinem Tagebuch schrieb er: „Ich war ein trotziger Junge und habe Zeit meines Lebens keine Tränen vergossen, das ließ mein Stolz einfach nicht zu. Aber in jener Nacht habe ich geweint wie ein Kind über meine Sünde.“
Und das ist die Frage, die heute gestellt werden soll: Haben Sie sich schon einmal so im Licht von Jesus Christus gesehen? Haben Sie das schon einmal so erfahren? Dabei geht es nicht um eine große Gefühlssache. Sie müssen nicht unbedingt äußerlich in Tränen ausbrechen, das meine ich nicht. Aber ich frage: Haben Sie Ihr Gewissen schon einmal vor dem lebendigen Gott gespürt? Ist Ihnen schon einmal klar geworden, dass Sie dem heiligen Gott, der Sie als Mensch zu seinem Bilde geschaffen hat, der Sie mit unendlich viel Liebe geschaffen und Ihr Leben begleitet hat, wie viel Sie ihm an Liebe, Gehorsam und Dienst schuldig geblieben sind?
Sind Sie schon einmal darüber erschrocken, als Sie Ihr Leben im Licht des Wortes Gottes wie in einem Spiegel sahen und begriffen: Ich genüge ihm nicht? Haben Sie das schon einmal so vor Jesus Christus zugegeben: Ich passe nicht zu dir, Herr? Haben Sie schon einmal einen solchen Schrecken bekommen wie die Männer in Vers 9? „Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die bei ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten.“ Doch das eigentlich Erschreckende war nicht der Fang, sondern was sie anhand dieses Fangs plötzlich verstanden. Sie erkannten, wen sie vor sich hatten.
Und das ist meine Frage: Wie empfindlich ist Ihr Herz gegenüber dem Wort Gottes, gegenüber dem Wort von Jesus? Vielleicht sagen Sie: „Ich kann mich einfach nicht so sehen wie Petrus. Das will mir nicht über die Lippen und schon gar nicht ins Herz. Der Satz ‚Ich bin ein sündiger Mensch‘ klingt mir zu negativ, das kann ich nicht akzeptieren. So tief beugen will ich mich nicht.“ Wenn Sie in dieser Haltung gefangen sind, dann gibt es für Sie nur eine Hilfe: Sie müssen Jesus besser kennenlernen.
Das Kreuz als Offenbarung von Schuld und Liebe
Und wissen Sie, das können Sie nirgendwo so deutlich sehen wie an jenem Kreuz, an dem Jesus gestorben ist. Er hat dort gesagt, warum er gestorben ist. Er hat gesagt: „Ich bin für dich gestorben.“
Er hat erklärt, dass er für dich gestorben ist, weil es nötig war, dass jemand die Strafe für dich bezahlt. Du kannst sie mit deinem Leben nicht mehr bezahlen. Sehen Sie bitte Ihr Leben im Licht des Kreuzes. Dort ist Jesus für Sie gestorben, um Ihre Schuld vor dem lebendigen Gott zu sühnen.
Und genau dort, am Kreuz, zeigt er Ihnen genauso wie mir: Schau hin, so kaputt und verloren ist dein Leben, dass es nötig war, für dich zu sterben. Es war nötig, für dich zu ersticken, diesen grausamen, qualvollen Tod zu sterben und die Strafe für dich zu tragen. So schlimm steht es um dich, so verloren bist du.
Aber er sagt Ihnen und mir auch noch etwas anderes. Er sagt: „Und so sehr, so sehr liebe ich dich, dass ich das für dich getan habe. So sehr sehne ich mich danach, dich zu retten, dich aus dem Würgegriff deiner Schuld herauszuholen, dass ich diesen Weg ans Kreuz nicht gescheut habe, um deine Strafe zu tragen.“
Gehen Sie in das Licht des Kreuzes von Jesus.
Die Vergebung und neue Berufung des Petrus
Als Petrus seinen Zustand endlich einsah, erlebte er die großartige Hilfe von Jesus. Er staunte über die unverdiente Vergebung seiner Schuld. Jesus sagte zu ihm: „Du gehörst jetzt zu Gott. Du passt zwar mit deiner aufbrausenden Art von Natur aus noch nicht zu ihm, aber ich habe dir vergeben. Ich habe dich jetzt so gemacht, dass du passt. Ich habe dich gerecht gesprochen. Ich habe dir all das geschenkt, was du nicht hast, sondern was nur ich habe.“
Petrus war von Herzen dankbar, dass Jesus ihn trotzdem annahm. Der Bericht über diesen dramatischen Tag endet mit einem schlichten Satz in Vers elf: „Sie brachten die Boote ans Land, verließen alles und folgten ihm nach.“ Sie hängten ihr Leben an Jesus.
Für Petrus bedeutete das nicht, dass er sein Fischereigeschäft aufgab. Er ließ das Werk nebenbei weiterlaufen, aber er bekam völlig neue Prioritäten in seinem Leben. Jesus wurde jetzt seine Priorität Nummer eins, sein Chef. Er ging mit Jesus durch die Lande.
Später wissen wir, dass Petrus, als er der große Missionar wurde, auch seine Frau auf die Missionsreisen mitnahm. Die Kinder waren wahrscheinlich schon größer geworden. Er tat dies, weil ihm klar geworden war, dass Menschen nichts Dringenderes brauchen als den lebendigen Gott.
Jesus hatte ihm zuvor gesagt: „Fürchte dich nicht, Petrus, von nun an wirst du Menschen fangen“ (Johannes 21,10). So geht es jedem, der seine Schuld einsieht und sich von Jesus helfen lässt. Er bekommt die Aufgabe, auch andere Menschen mit Jesus bekannt zu machen.
Natürlich wird nicht jeder Christ ein hauptamtlicher Missionar wie Petrus. Aber jeder Christ wird ein Menschenfischer. Jeder Christ wird versuchen, Menschen aus dem vergifteten Gewässer dieser Welt herauszufischen.
Ein Christ kann einfach nicht anders. Er kann nicht anders, als zu Jesus Christus einzuladen, weil er weiß, dass das den Unterschied ausmacht – jetzt und in Ewigkeit. Er weiß, was auf dem Spiel steht.
Die Aufgabe der Christen als Menschenfischer
Und wenige Jahre später hält Petrus im Hexenkessel von Jerusalem eine mutige Predigt. Er ist umringt von vielen Menschen, die dem christlichen Glauben feindlich gegenüberstehen. So wie Jesus an jenem Tag in Kapernaum, verkündet Petrus, dass die Rettung in keinem anderen Namen zu finden ist. Es gibt keinen anderen Namen unter dem Himmel, durch den wir gerettet werden können, als allein den Namen Jesus.
Stellen Sie sich vor, ein See wird plötzlich durch eine Umweltkatastrophe verseucht. Die Fische, die zu lange in diesem See bleiben müssen, sterben. Dann kommen Biologen und Naturschützer und setzen alles daran, so viele Fische wie möglich aus dem tödlichen Gewässer herauszufischen und in Sicherheit zu bringen.
Genau das ist ein Bild für die Aufgabe der Christen. Wir wissen, dass Menschen ohne Jesus im Gewässer ihrer Schuld verloren gehen. Die Bibel sagt uns das ganz klar und unmissverständlich. Deshalb werfen wir Christen das Netz aus. Wir werfen das Netz aus, um andere Menschen aus der Gefahrenzone herauszufischen.
Das Rettungsnetz ist keine Organisation, sondern allein die Botschaft von Jesus Christus. An dieser Stelle passt das Bild plötzlich nicht mehr ganz. Dieses Rettungsnetz kann und darf niemandem zwangsweise übergeworfen werden. Die Menschenfischer haben die Aufgabe, das Netz auszubreiten. Die Menschenfische sollen mit aller Klarheit auf Jesus hinweisen und sagen: „Da ist das Netz, da ist die Rettung, geh dorthin!“
Wer aber gerettet werden will, muss diesen Schritt selbst gehen. Er muss den Mut haben, sich so vor Jesus Christus zu beugen, wie Petrus es an jenem denkwürdigen Tag in Kapernaum getan hat. Das ist heute genauso möglich wie damals. Sie können zu Jesus kommen; er ist nicht weiter von Ihnen entfernt.
Einladung zum Glauben
Als ein Gebet – so sagen wir das oft, und so ist es wahr. Sie müssen keine großen Worte machen. Sie können ihm einfach sagen, was Ihnen klar geworden ist, auch über Ihr eigenes Leben.
Sie können vor ihm zugeben: Ja, Herr, ich bin ein sündiger Mensch. Ich muss mir diesen Schuh, den Petrus sich anzog, ganz genauso anziehen. Ich kann nicht vor dir bestehen, ich passe nicht zu dir. Und wenn es danach ginge, müsste ich verloren gehen.
Aber ich danke dir, dass du retten willst. So bitte ich dich jetzt: Jesus Christus, vergib mir meine Schuld. Ich will dir nachfolgen wie Petrus. Jesus Christus, werde du mein Herr. Dir soll mein Leben gehören – für jetzt und für immer.
Wenn Sie so zu Jesus Christus kommen, wird er Sie hören. Das hat er versprochen. Er wird Ihr zerbrechliches Leben fest in seine starken, guten Hände nehmen und Sie nie wieder loslassen.
Vertrauen Sie ihm. Amen.