Allen Gästen ein herzliches Hallo! Wir befinden uns im Lukasevangelium, genauer gesagt im Kapitel sieben. Letzten Sonntag haben wir eine Reihe begonnen, die sich mit dem Thema Rettung beschäftigt.
Heute werde ich an dieser Stelle einfach weitermachen. Wer also mitlesen möchte und den Text präsent haben will, kann schon jetzt das Lukasevangelium im Neuen Testament aufschlagen. Es geht im Lukasevangelium, Kapitel 7, ab Vers 18 weiter. Für diejenigen, die bereits das Kapitel aufgeschlagen haben, ist das eine gute Gelegenheit, um direkt mitzulesen.
Ich sehe gerade, dass Marco hinten noch einige Bibeln bereithält. Wer also mitlesen möchte, aber keine Bibel dabei hat, kann sich einfach kurz melden. Es gibt Bibeln in kleiner und großer Schrift, sodass es unabhängig von den optischen Fähigkeiten keine Probleme geben sollte, mitzulesen.
Einführung in die Predigtreihe und Überblick über das Thema Errettung
Letztes Mal, also letzten Sonntag, wollte ich euch zeigen, wie Evangelien funktionieren. Ein Evangelium funktioniert selten so, dass es mit einer einzigen Geschichte eine ganze Wahrheit illustriert. Stattdessen nimmt der Autor – in diesem Fall Lukas – verschiedene Ereignisse aus dem Leben Jesu und ordnet sie hintereinander an. So werden unterschiedliche Aspekte zu einem Thema in einem größeren Block behandelt.
In Lukas Kapitel 7 und Kapitel 8 geht es um das Thema Errettung. Die ersten beiden Ereignisse führen uns intensiv in dieses Thema hinein. Das erste Beispiel findet sich in Kapitel 7, Verse 1 bis 10. Dort steht bei mir die Heilung des Dieners eines Hauptmanns im Mittelpunkt. Der Schwerpunkt dieser Geschichte ist: Errettung geschieht durch Glauben. Der Hauptmann glaubt, und Jesus sagt: „Boah, Wahnsinn, das ist ja genial!“
Dann liest man die nächste Geschichte, die Auferweckung des Jünglings von Nain. Ich werde sie hier nicht noch einmal erzählen, ihr könnt sie aber nachhören – sie ist in der Kassettothek verfügbar. Diese Geschichte hat einen ganz anderen Schwerpunkt: Errettung geschieht aus Gnade. Obwohl auch hier jemand geheilt wird, liegt der Fokus auf der Gnade Gottes.
Wir haben gesehen, wie Paulus das im Epheserbrief auf einen ganz kurzen Nenner bringt. Ich lese euch die Stelle noch einmal vor: Epheser 2,8-9. Dort fasst Paulus zusammen: „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.“
Während Paulus diese Wahrheit in nur zwei Versen zusammenfasst, nimmt sich Lukas, weil er Geschichten erzählt, einfach mehr Zeit. Er bringt eine Geschichte zum Thema „Errettung ist aus Glauben“ und hängt direkt die zweite Geschichte an: „Errettung ist aus Gnade“. So entsteht beim Lesen des Evangeliums der Eindruck: Errettung hat etwas mit Glauben und mit Gnade zu tun.
Errettung ist weder ein souveräner Akt Gottes, der über mich kommt, ob ich will oder nicht, noch ist Errettung etwas, wo ich sage: „Streng dich bloß an, und wenn du genug getan hast, kommst du auch in den Himmel.“ Es ist beides nicht. Errettung ist ein Geschenk Gottes, es ist Gnade, sie kann nicht erarbeitet werden. Gleichzeitig ist es ein Geschenk, das im Glauben angenommen werden will.
Das war der Inhalt vom letzten Sonntag.
Errettung: Erwartungen und Zweifel am Messias
Und jetzt gehen wir einen Schritt weiter. Das Thema beim letzten Mal war Errettung – wie funktioniert das? Teil 1.
Jetzt kommt das Thema: Errettung – wie funktioniert sie nicht? Wenn es so einfach ist, wenn ich einfach nur echten Glauben haben muss, wenn ich einfach mein Vertrauen zu Gott hinlege und sage: Herr Jesus, hier bin ich, nimm mein Leben, nimm es so, wie es ist, ich möchte dir von ganzem Herzen nachfolgen, du sollst Herr in meinem Leben sein – wenn das so einfach ist, warum fällt es dann vielen Menschen so schwer?
Und warum dauert es an manchen Stellen so lange, bis den Leuten ein bisschen dämmert, worum es eigentlich geht? Bis sie an den Punkt kommen, wo sie sagen: Jetzt habe ich es, vielen herzlichen Dank, jetzt weiß ich, worum es geht.
Das behandelt Lukas in dem Text, den wir uns heute gemeinsam anschauen wollen. Ich lese Lukas Kapitel 7, Verse 18 bis 23, diesen ersten Absatz.
Wir treffen hier auf Johannes den Täufer. Manche haben ihn den Herold des Messias genannt. Er ist die bekannteste und auch größte Persönlichkeit, die noch zum Alten Testament gehört – der verheißene PR-Manager des Messias, der vorne wegläuft und sagt: Hallo, alle mal herhören, der Messias kommt!
Johannes der Täufer hat eine gigantische Erweckungsbewegung losgetreten. Er muss keine Flyer verteilen, damit die Leute zu ihm kommen. Er stellt sich einfach in die Wüste, und das ganze Land geht in die Wüste, um seine Predigten zu hören. Wenn er dann sagt: Meinst du das ernst? Ja? Dann ab ins Wasser, dann taufe ich dich! So führt er reihenweise Leute zurück in eine Beziehung mit Gott.
Dieser Mann sitzt jetzt im Gefängnis. Das schauen wir uns mal an, Lukas 7, Verse 18 bis 23:
„Und dem Johannes berichteten seine Jünger.“ Also auch Johannes der Täufer hat Jünger.
„Und Johannes rief zwei seiner Jünger herbei und sandte sie zu Jesus und ließ ihm sagen: Bist du der Kommende?“ So spricht man nur in der Bibel. „Bist du der Kommende, bist du der, auf den wir die ganze Zeit warten, bist du der Messias? Oder sollen wir auf einen anderen warten?“
Als aber die Männer zu ihm gekommen waren, sprachen sie: „Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und lässt dir sagen: Bist du der Kommende oder sollen wir auf einen anderen warten?“
In jener Stunde aber heilte er viele von Krankheiten und Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht.
Jesus antwortet und spricht zu ihnen: „Geht hin und verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: dass Blinde sehen werden, Lahme gehen, Aussätzige gereinigt werden, Taube hören, Tote auferweckt werden, Armen gute Botschaft verkündet wird. Und glückselig ist, wer sich nicht an mir ärgern wird.“
Zweifel und Erwartungen des Johannes im Gefängnis
Ich lese diesen Text und bin perplex. Ich bin deshalb perplex, weil – wisst ihr – was mich am meisten stört, ist, dass Johannes der Täufer an dieser Stelle Zweifel hat.
Johannes ist doch mindestens so eine Art geistlicher Überflieger, so ein Supermann. Ja, so jemanden möchte man doch als Schwiegersohn, oder? So einer eben. Und dann sitzt er im Gefängnis und hat ehrlich Probleme.
Auf der anderen Seite beruhigt mich so etwas immer. Wenn solche Leute Probleme haben, dann denke ich, dass es in meinem Leben auch mal erlaubt ist, den einen oder anderen Zweifel zu haben. Und er möchte diesen Zweifel gelöst bekommen. Deshalb schickt er Leute zu Jesus und fragt nach.
Johannes der Täufer ist derjenige, der sich öffentlich zu Jesus gestellt hat. Leute kommen, und Jesus kommt dann auch irgendwann. Johannes tauft ihn, weist auf Jesus hin und redet davon, dass Gott den Messias schicken wird. Und zwar in einem doppelten Sinn: einmal als den Retter und auf der anderen Seite als den Richter.
Wenn wir uns in Lukas 3,9 diese Predigt von Johannes anschauen, dann verwendet er ein Bild. Er sagt: „Schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt.“ Das kennt ihr ja. Er geht in den Wald – also ihr kennt das wahrscheinlich nicht, aber die Idee dahinter ist: Man geht in den Wald und sieht so eine Gruppe Baumfäller rasten. Da ist ein Baum, und an diesem Baum lehnt schon die Axt. Und man denkt sich: Na, wo geht es wohl weiter mit dem Fällen der Bäume, wenn die fertig sind mit ihrem Frühstück? Klar, da, wo die Axt liegt.
Er sagt also: Das Gericht – die Axt – ist schon an den Baum gelegt. Es geht bald los, das war seine Erwartungshaltung.
Ich predige hier Erweckung, und dann kommt der Messias. Der Messias kommt als einer, der rettet – einverstanden, dagegen hat Johannes gar nichts. Aber für Johannes spielt das Gericht eine riesige Rolle. Die Axt ist schon an die Wurzel gelegt. Es wird Gott kommen in Macht und Herrlichkeit, ja!
Und dann ist das Einzige, was kommt: Herr Herodes, der sich das nicht länger gefallen lässt. Johannes wird geschnappt, ins Gefängnis gesteckt, und da sitzt er jetzt und hat ein Problem.
Er hat ein Problem mit seiner Theologie, mit seiner Erwartung. Er hatte erwartet, dass Jesus bitteschön jetzt allmählich mal etwas tut. Ja, es ist okay, wenn Jesus rettet – alles in Ordnung –, aber wäre es nicht an der Zeit, dass Er, der Messias, ihn, seinen Herold, seinen Botschafter, endlich mal hier aus diesem Loch rausholt?
Und was soll das denn? Wäre es nicht an der Zeit, dass Er Herodes einfach mal richtet? Wie kann das sein, dass Jesus der Messias ist? Okay, hier wird mal ein kranker Diener gesund, dort wird mal jemand auferweckt. Das ist schon alles in Ordnung. Aber wir haben doch die großen Themen: Die römische Zwangsherrschaft im Land zum Beispiel, die Wiederherstellung der israelischen Souveränität. Wie ist es mit dem Reich Gottes so im Großen?
Ein Diener hier, ein Jüngling dort – ja, schön und gut. Aber wo bleibt da das große Bild? Wie kann Jesus der Messias sein, wenn er sich damit begnügt, dem Einzelnen in seinen Sorgen beizustehen? Passt das zum Messias?
Das ist der Gedanke, der hinter dieser Frage steckt: Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?
Die Prioritäten Jesu und das Programm des Messias
Wenn ich das so formuliere, merkt ihr vielleicht, dass die Frage, die Johannes hat, eine ganz aktuelle ist. Wie kann es sein, dass Jesus der Messias ist, wenn wir sagen, er ist von weltweiter Bedeutung? Wie kann es sein, dass er sein Augenmerk nicht auf die großen politischen, sozialen und ökonomischen Probleme lenkt? Wie kann das sein? Wie hat Jesus, wenn er das nicht angeht, für diese Welt überhaupt eine Bedeutung?
Die Antwort, die Jesus gibt, ist ganz einfach. Er verweist auf die Wunder, die er tut. Es sind alles Wunder, die im Alten Testament für den Messias vorhergesagt sind. Das Argument geht dann so: Schaut, das sind die guten Seiten des Messias. Da werden Blinde sehend, solche, die nicht hören können, können wieder hören, Lahme springen, den Armen wird das Evangelium gepredigt. Das sind alles gute Dinge.
Das ist die eine Seite des Messias: Er ist der Retter. Und das Argument von Jesus geht weiter: Wenn ihr das seht, dann geht einfach davon aus, dass die andere Seite – dass er der Richter ist – genauso gilt. Nur, und das ist wichtig, noch nicht jetzt. Wir müssen, wenn wir uns mit Jesus auseinandersetzen, das Programm des Messias gut verstehen. In seinem Programm hat die Verkündigung des Evangeliums eindeutigen Vorrang vor der Ausgießung von Gottes Zorn.
Im Alten Testament sind Retter und Richter oft zusammengezogen. Dort ist der Messias Retter und Richter zugleich. Wenn du das durchliest, merkst du, er rettet und richtet. Aber im Leben des Herrn Jesus trennt er diese beiden Seiten voneinander. Johannes predigt keinen Unsinn, wenn er sagt, dass Jesus die einen sammeln wird in seine Scheune und die anderen verbrennen wird mit unauslöschlichem Feuer. Nur gehört das nicht zusammen, sondern zeitlich auseinander.
Im Programm des Messias geht es darum, dass Gott, weil er ein langmütiger Gott ist, Raum schaffen will, Zeit schaffen will – letztlich schon zweitausend Jahre Zeit schafft –, in der Menschen in der Lage sind, Buße zu tun. Wir müssen sehr vorsichtig sein, wenn wir uns wünschen, dass Gott richtet. Ich kann das verstehen, wenn Leute sagen: Warum richtet Gott nicht? Ich kenne wirklich diese Johannes-der-Täufer-Philosophie dahinter, die kann ich gut verstehen.
Da draußen laufen Kinderporno-Ringe, da draußen finden Nahrungsmittelspekulationen statt, da laufen Selbstmordattentäter herum. Wie kann das sein, dass Gott das einfach macht, dass Gott das laufen lässt? Da schreit doch alles in mir nach Rache, nach Vergeltung, wenn ich die Nachrichten höre. Setzt Jesus nicht seine Reputation als Messias aufs Spiel, wenn er das einfach laufen lässt?
Du schaust eine Woche lang Nachrichten auf CNN, und danach hast du doch einfach wirklich gestrichen voll. Da willst du doch nichts mehr hören. Du hast irgendwann keine Lust mehr auf Nachrichten, weil immer wieder noch ein Übel und noch ein Übel kommt. Selbst die guten Nachrichten – ja, die gute Nachricht des Tages ist manchmal so merkwürdig gut, dass du denkst, der hätte jetzt auch als schlechte Nachricht verpackt werden können.
Warum tut Gott das? Und vielleicht hast du auch manchmal Zweifel, wie Johannes, ob Jesus wirklich dieser große Retter ist, für den die Christenheit ihn hält. Deswegen müssen wir die Prioritäten des Messias verstehen und begreifen, dass es ihm tatsächlich nicht zuerst um Sozialprogramme geht.
Und das sage ich, obwohl hinter der Abschaffung der Sklaverei Christen standen. Und das sage ich, obwohl hinter der Gründung des Roten Kreuzes Christen standen. Und das sage ich, obwohl heute noch im Kampf gegen das Kastensystem Christen führend sind. Trotzdem ist Jesus kein Sozialreformer, wenn ich mir ihn anschaue, sondern er ist etwas ganz anderes.
Mich fasziniert das: Jesus hat ein Herz für den Einzelnen, und wir müssen das schlucken, ob wir wollen oder nicht. Bei Jesus geht es nicht um Masse. Bei Jesus ist der Mensch keine Nummer. Jesus ist nicht dann zufrieden, wenn er ein Stadion füllt, sondern bei Jesus gibt es einen. Jesus nimmt sich für den einen Zeit, er sieht den einen und die eine.
Es ist für mich unglaublich, wenn ich über diesen Punkt nachdenke: Jesus wartet und erträgt eine Welt voller Schuld und Sünde, in der ihm jeden Morgen Millionen und Abermillionen Menschen mitten ins Gesicht spucken und fluchen und ihr eigenes, ichsüchtiges Leben führen. Er wartet und erträgt eine Welt voller Gewalt, voller Niedertracht, voller Gemeinheit. Und er streckt dieser Welt jeden Tag neu seine durchbohrten Hände hin und sagt: Ich will dich!
Aus seiner persönlichen Erfahrung weiß er, was es heißt, verraten zu werden. Er weiß, was es heißt, Todesangst zu leiden. Er weiß, was es heißt, grausam behandelt zu werden. Er ist kein ferner Gott, der irgendwo auf Wolke sieben wartet, Däumchen dreht und sagt: Na, schauen wir mal, wann die Zeit des Gerichts ran ist. Ah, jüngstes Gericht, super, jetzt fangen wir an. Sondern er kommt auf diese Erde und macht all das mit.
Er weiß, was hier Sache ist. Er hat mitgelitten und uns gezeigt, worauf es wirklich ankommt. Für mich ist das ein ganz wesentlicher Punkt, den wir nie aus dem Blick verlieren dürfen.
Ich bin auch für Erweckung, okay? Ich bin für die Erweckung von Spandau. Ich hätte gern zweihunderttausend neue Christen nächstes Jahr, das wäre mein Traum. Aber ich weiß, dass wenn ich Jesus frage: Sag mal, Herr Jesus, worauf kommt es dir an? – dass er mir sagen würde: Jürgen, es kommt mir auf jede einzelne Seele an, jede einzelne, jede einzelne.
Und das fasziniert mich. Seine Antwort auf das Leid der Welt ist zweigeteilt: Zuerst kommt das Kreuz und das Angebot Gottes – „Kommt her zu mir, all ihr Mühseligen und Beladenen“. Erst danach kommt das Gericht für die, die das nicht wollten, für Menschen, die nicht Buße tun wollen, sondern Gott mit seinem Angebot stehenlassen.
Das ist das Programm des Messias.
Die Reaktion der Menschen auf Johannes und Jesus
Für die Menschen damals gab es ein weiteres Problem. Es handelt sich um dieselben, die zu Tausenden in die Wüste gezogen waren und dort Johannes begegnet waren (Lukas 7,24-26).
Als aber die Boten des Johannes weggegangen waren, begann Jesus zu den Volksmengen über Johannes zu sprechen: „Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen, um zu sehen? Ein Rohr, das vom Wind hin und her bewegt wird? Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen mit weichen Kleidern angetan? Siehe, die in herrlicher Kleidung und in Üppigkeit leben, sind an den königlichen Höfen. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten?“
Natürlich stimmt das: Du gehst nur hinaus in die Wüste, um einen Propheten zu sehen. Und dann sagt Jesus: „Ja, sage ich euch, und mehr als einen Propheten.“ Sie waren hinausgegangen, weil sie Johannes für einen Propheten gehalten hatten. Johannes war ihre Hoffnung gewesen.
Jesus bestätigt das noch einmal in Vers 27: „Dieser ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird. Denn ich sage euch: Unter den von Frauen geborenen ist kein größerer Prophet als Johannes der Täufer.“
Wenn du im Alten Bund lebst, in dem Bund, den Gott mit seinem Volk am Sinai geschlossen hat, dann kannst du nicht mehr werden, kein lebenswerteres Leben führen als Johannes der Täufer. Er ist die Nummer eins in diesem System, der größte der Propheten. Er hatte das Vorrecht, den Messias den Menschen vorzustellen.
Aber weißt du, was für ein Problem das ergibt? Wenn du glaubst, dass Jesus tatsächlich einen Herold geschickt hat, wenn Johannes der Prophet ist, wenn Johannes derjenige ist, der auf Jesus als den König hingewiesen hat, dann weißt du, was Jesus dann ist? Er ist der König. Wenn du an Johannes glaubst, musst du irgendwie auch an Jesus glauben – an Jesus als den König, den Messias Israels.
Das Drama der Menschen damals ist ein wirkliches Drama. Es ist eine Welle der Begeisterung, und diese Welle schwappt ab. Ich erinnere mich nur noch mit Grauen daran, was ich damals mit Johannes erlebt habe, was mich wohl in die Wüste getrieben hat. Ich brauche eine Erklärung.
Lest noch einmal Vers 28: „Denn ich sage euch: Unter den von Frauen geborenen ist kein größerer Prophet als Johannes der Täufer, aber der Kleinste im Reich Gottes ist größer als er.“
Wenn du größer werden willst als Johannes, dann musst du auf das hören, was Johannes gesagt hat. Und du darfst nicht an dem hängen, den Johannes gepredigt hat – nämlich an den Messias –, sondern eintreten in den neuen Bund und damit größer werden, als der Alte Bund es jemals sein konnte.
Ablehnung und Kritik an Johannes und Jesus
Aber stell dir vor, du verstehst das, du verstehst die Botschaft von Johannes. Du warst einmal innerlich berührt von dem, was damals passiert ist und hast noch diese Erinnerung in dir, wie du mitgeschwommen bist in dieser religiösen Welle der Begeisterung. Doch jetzt möchtest du das wegkriegen aus deinem Leben. Es ist dir peinlich. Mann, was habe ich damals bloß gemacht? Ja, vielleicht in meiner Jugend war ich da auch ein bisschen hip, und ich möchte das vergessen.
Dann fangen Menschen an, sich einzureden, dass Johannes der Täufer dämonisch besessen war. Anders ist ja nicht zu erklären, wie man ihn so auf den Leinen gehen lassen konnte. Ebenso heißt es, dass Jesus ein Fresser und ein Weinsäufer sei, ein Freund von Zöllnern und Sündern, und keinesfalls der Messias sein könne.
Schaut euch das an in Vers 33 und 34: Johannes der Täufer ist gekommen, der weder Brot aß noch Wein trank, und ihr sagt, er hat einen Dämon. Der Sohn des Menschen, also Jesus, ist gekommen, der da isst und trinkt, und hier heißt es: Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern.
Es ist nichts Ungewöhnliches, dass Menschen persönliche religiöse Erfahrungen machen, dann irgendwann ihre Meinung darüber ändern und sich für ihre ehemalige Begeisterung schämen. Mann, was habe ich damals gemacht?
Die Frage ist: Wie kommt es dazu? Im Hintergrund lautet die Frage immer: Was muss ich tun, damit ich nicht gerettet werde? Ich habe hier den größten Athe-Propheten und ich habe den Messias, und ich schaffe es, beiden aus dem Weg zu gehen. Also ich kriege irgendwie das Beste vom Besten und schaffe es trotzdem, die Errettung zu verpassen. Wie macht man das? Um diese Frage geht es.
Die Antwort darauf sage ich noch nicht. Zuerst sage ich erst mal, was passiert ist.
Johannes der Täufer, wenn er predigt – Johannes ist so ein Holzklotz-Prediger, okay? Das ist richtig und das ist falsch. Und wenn du das Richtige tust, kommst du in den Himmel, und wenn du das Falsche tust, in die Hölle. Amen! Er ist ziemlich schwarz-weiß.
Er trifft damit viele Leute mitten ins Herz, die sich das wahrscheinlich schon ewig gewünscht haben, dass ihnen endlich mal jemand wieder sagt: Da geht es lang und da geht es nicht lang.
Vor allem sind es die einfachen Leute, Zöllner und Sünder, und die lassen sich taufen. Die sind auch nicht unser Problem.
Das Problem sind die, die sich nicht taufen lassen, die die gleiche Botschaft hören, aber sagen: Irgendwie hat die Botschaft mit mir nicht so viel zu tun.
Schaut mal die Verse 29 und 30 an: Es heißt, dass das ganze Volk, das zuhörte – gemeint ist Johannes bei seiner Bußpredigt – und die Zöllner Gott Recht gaben, indem sie sich mit der Taufe des Johannes taufen ließen und damit zum Ausdruck brachten: Ja, wir müssen Buße tun.
Die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten machten den Ratschluss Gottes für sich selbst wirkungslos, indem sie sich nicht von ihm taufen ließen.
Die Ursachen für das Verpassen der Errettung
Und jetzt kommen wir zu dem Problem. Es gibt Leute, die hören diese Predigt: „Du musst umkehren.“
Weißt du, nur weil du der größte Prophet bist und hier Dinge versprichst und verheißt, auf die wir alle warten – mal ganz ehrlich: Dieses dramatische Himmel, Hölle, Sünde, Buße – ich bin eigentlich ganz zufrieden mit meinem Leben und mit den Verdiensten, die ich mir angehäuft habe. So, wie ich drauf bin als Pharisäer und Schriftgelehrter.
Ich glaube, Johannes, du siehst das alles ein bisschen zu extrem. Du musst das entspannter sehen. Wenn man sich nur anstrengt, dann wird Gott schon die kleinen Verfehlungen des Lebens durchgehen lassen. Das wird schon irgendwie gehen. Den Zorn Gottes, komm, fahr das alles mal ein bisschen runter, sei ein bisschen entspannt. Das wird alles nicht so heiß gegessen, wie man es kocht.
Ich merke, dass ich im Volk zwei Strömungen habe: Die einen sind ehrlich und lassen das an sich heran. Auf der anderen Seite gibt es Leute, die bei dem Gedanken, dass sie nichts haben, um dem Zorn Gottes entgegenzusetzen, und dass ihre guten Werke lange nicht ausreichen, einfach sagen: „Der spinnt, der hat einen Dämon.“
Das sind die zwei großen Strömungen. Man unterstellt Johannes, weil er sowieso ein bisschen unausgeglichen ist und nicht alles gegessen hat – daran sieht man es ja auch, nicht mal Brot und Wein –, dass da nichts dahinter sein kann.
Ich möchte euch einen Tipp geben, den ich ganz wichtig fand in der Vorbereitung: Wenn du jemals von einer Predigt eines Predigers persönlich getroffen wirst und du meinst, du möchtest dich nicht treffen lassen, dann ist das der ultimative Tipp.
Wenn dich eine Predigt trifft, du aber merkst, du möchtest dich nicht ansprechen lassen von Gott, dann mach das, was die Leute hier tun: Greif den Lebensstil des Predigers an. Hör nicht auf das, was der Prediger dir sagt, sondern greif seinen Lebensstil an.
Wenn du merkst: „Jürgen predigt mir etwas, das mir zu eng geht, das möchte ich nicht hören“, dann musst du dir immer sagen: „Jaha, Jürgen ist auch manchmal unausgeglichen. Ich weiß, er hat sich schon mit seiner Frau gestritten, er schaut manchmal zu viel Fernsehen und trinkt Whisky.“
Dann weißt du sofort Bescheid. Damit greifst du den Prediger an und brauchst nicht mehr auf das zu hören, was er sagt.
Das ist das, was hier passiert: „Der hat einen Dämon. Der isst nicht mehr richtig Brot und Wein, der hat diese komische Insekten-Diät, der muss einen Dämon haben, der lebt nur von Heuschrecken und Honig – überleg mal, so unausgeglichen.“
Greif den Prediger direkt an und seinen Lebensstil, wenn du nicht auf das hören möchtest, was er dir zu sagen hat.
Und das ist das Problem der Leute. Es ist nicht so, dass Gott sich nicht Mühe gegeben hätte, die Leute zu erreichen. Sie verpassen die Chance. Sie verpassen die Chance, weil wenn du mir sagst: „Johannes ist mir echt ein bisschen zu strange, wir sind zu sehr schwarz-weiß, Himmel, Hölle“, dann müsste eigentlich Jesus dein Mann sein. Denn Jesus kommt total mit Liebe rüber.
Du kannst nicht sagen, der eine passt mir nicht und der andere passt mir nicht. Wenn du so vorgehst und sagst: „Egal, ob Gott mir seinen Zorn hinhält oder ob Gott mir Vergebung und Großzügigkeit begegnet – ich will beides nicht haben“, dann weißt du, was du offenbarst?
Dann offenbarst du ein Herz, das eine Vorentscheidung getroffen hat, bevor die Botschaft ausgesprochen wurde.
Vers 34 heißt es: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, der da isst und trinkt und dir sagt: ‚Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern.‘“
Wenn dir Johannes nicht passt und dir eigentlich Jesus passen müsste, aber du schon lange die Entscheidung getroffen hast: „Egal, was von der Kanzel kommt, egal wie Gott mir begegnet, ich will das nicht glauben,“ dann wirst du eine andere Ausrede finden.
Dann hat Jesus keinen Dämon, dann ist Jesus ein Freund von Zöllnern und Sündern – keine Ahnung. Du wirst dir irgendwas an den Haaren herbeiziehen, um nicht glauben zu müssen.
Das Verhalten der Menschen gegenüber Gottes Botschaft
Und Jesus vergleicht solche Menschen, denen man begegnen kann, mit Zorn und mit Güte. Dabei zeigt er, dass man eigentlich machen kann, was man will – ähnlich wie bei kleinen Kindern.
In Vers 31 und 32 heißt es: „Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechtes vergleichen? Und wem sind sie gleich?“ Sie sind Kindern gleich, die auf dem Markt sitzen, einander zurufen und sagen: „Wir haben euch gepfiffen, ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Klagelieder gesungen, ihr habt nicht geweint.“
Kleine Kinder auf dem Marktplatz – man pfeift, sie tanzen nicht; man singt Klagelieder, sie weinen nicht. Das beschreibt dieses kindlich Passive, dieses bockige „in der Ecke sitzen, will jetzt nicht“. Wer Kinder hat, kennt das – das gibt es oft.
Und genau das beschreibt Jesus hier. Solche Menschen verhalten sich wie bockige kleine Kinder. Du kannst machen, was du willst. Willst du einen Apfel? Nein. Willst du Fernsehen? Nein. Gott kommt auf der einen Seite mit Johannes – Zorn und Strafe? Nein. Wie wäre es mit Liebe und Güte? Nein.
Was soll Gott noch tun? Was soll Gott tun, wenn Menschen nicht wollen? Die Antwort ist: Gott kann nichts tun. Er kann nur zeigen – und das ist das, was Vers 35 sagt: „Die Weisheit ist gerechtfertigt worden von allen ihren Kindern.“
Die Weisheit Gottes wird gerechtfertigt durch die Kinder. Wenn du dich wie ein Kind verhältst, wie ein bockiges, kleines Kind, dann liegt der Grund, warum du dich nicht retten lässt, nicht bei Gott. Es ist nicht Gottes Schuld. Es liegt nicht an der Weisheit Gottes. Es liegt nicht daran, dass Gott noch irgendetwas hätte machen können, um dich zu erreichen.
Wenn du dich wie ein bockiges Kind verhältst, dann offenbart Gott durch seine Vorgehensweise den Grund für das Misslingen. Und der Grund liegt in deiner Unwilligkeit.
Zusammenfassung: Gründe für das Verpassen der Errettung
Ich möchte euch zwei Punkte näherbringen. Der Text, den ich ausgesucht habe, ist meiner Meinung nach sehr schön, auch wenn er ein wenig komplizierter ist als andere Texte. Es geht um zwei Gründe, warum Menschen sich nicht retten lassen und warum sie Probleme mit Gott bekommen.
Der erste Punkt lässt sich am Beispiel von Johannes dem Täufer erläutern: Viele Menschen gehen mit falschen Vorstellungen an Jesus heran. Sie projizieren eine Erwartungshaltung auf ihn, in der sie sagen: „Er muss doch so und so sein.“ Ich möchte aber sagen: Nein, das muss er nicht. Ich hoffe, dass wir es genießen, in die Art und Weise einzutauchen, wie Jesus mit Menschen umgeht. Gerade dort, wo er den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt stellt und sagt, dass er noch nicht richtet, sondern das Gericht noch aufschiebt, sollten wir ein klares Ja dazu finden.
Denn eines muss uns klar sein: Wenn Jesus richtet, wenn dieser Moment kommt, dann gnade uns Gott. Dann wird jeder für das bezahlen, was in seinem Leben passiert ist. Wehe denen, die dann keine Buße getan haben. Für jeden Tag der Gnade bin ich dankbar, denn es ist ein Tag der Hoffnung. Ich hoffe, dass die Menschen, die ich liebe, noch zu Gott finden.
Ich habe Menschen, für die ich bete, bei denen ich hoffe, dass wir noch ein paar Tage Zeit haben. Ich merke, dass sich in ihnen etwas bewegt, dass sie anfangen, das Evangelium zu verstehen. Dann sage ich mir: „Komm, Herr, ich brauche noch ein halbes Jahr.“ Es braucht Zeit. Da kommt jemand aus einem strengen, esoterisch-buddhistischen Denken heraus. Das geht nicht einfach so, dass er plötzlich Christ ist – zumindest nicht in meinem Umfeld. Es braucht Zeit.
Ich denke oft: „Noch ein halbes Jahr, das wäre schön.“ Und ich habe noch Verwandte, die noch viel weiter weg sind. Da weiß ich noch gar nicht genau, wie ich ihnen begegnen kann. So sehr ich mir wünsche, dass der Herr bald kommt, so sehr wünsche ich mir auch: Gib uns noch ein bisschen Luft, gib uns noch ein paar Tage, damit wir weiter an den Menschen arbeiten können, die dich noch nicht so weit kennen. Ich wünsche mir das.
Ein Grund, warum Menschen die Errettung verpassen, sind also Vorurteile. Wir projizieren etwas auf Jesus, was er nie erfüllen wollte, und verpassen dadurch das Schöne, das er eigentlich ist.
Der zweite Grund, warum Menschen die Errettung aus Gnade nicht annehmen, ist ein sehr ernster Punkt. Wir werden das immer wieder erleben: Menschen wollen einfach nicht. In Gesprächen merke ich, dass das oft der entscheidende Punkt ist. Wenn jemand mit mir über Gott spricht, ist die entscheidende Frage: „Was willst du eigentlich? Willst du wirklich Gott finden?“
Ihr habt dieses Blättchen, auf dem steht, was wir oft singen – dort steht: „Gott spricht: Ihr werdet mich suchen und finden, denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.“ Das ist eine Verheißung. Wo sich ein Mensch ehrlich auf die Suche macht, wird Gott ihn finden. Da bin ich mir hundertprozentig sicher.
Das Problem ist aber, dass wir Menschen kennenlernen, die in ihrem Herzen eine erste Entscheidung treffen: „Ich will nicht.“ Wenn wir uns dann mit ihnen unterhalten, können wir uns noch so viel den Mund fusselig reden – das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist immer zu fragen: „Was willst du eigentlich?“ Und wirklich auf diesen Punkt zu kommen: „Möchtest du Gott finden? Gibst du Gott eine faire Chance? Oder kann Gott machen, was er will?“
Manchmal sitzt jemand da wie ein bockiges Kind und denkt sich: „Egal, was jetzt kommt, ich will keinen Lolli, ich will kein Fernsehen, ich will nicht Johannes den Täufer, ich will Jesus nicht, ich will das Evangelium nicht, ich will gar nichts.“ Und da müssen wir einfach sagen: Wenn das im Leben eines Menschen passiert, dann kann er nicht gerettet werden.
Zum Thema Errettung: Beim letzten Mal haben wir gefragt: Wie wird man gerettet? Die Antwort lautet: Durch Glauben aus Gnade. Wie verpasst ein Mensch die Errettung? Die Antwort lautet: Durch Unwilligkeit oder durch Vorurteile.