Hans-Peter Reuer saß vorher noch hier und da sitzt er jetzt. Ich habe ihn schon gar nicht mehr gesehen, denn er hat seine Jacke ausgezogen.
Entschuldigung, Hans-Peter, du bist vielen unter uns kein Unbekannter. Trotzdem möchte ich ein paar Sätze zu dir sagen, denn manche mögen dich vielleicht noch nicht kennen. Du bist bekannter Jugend-Evangelist und Buchautor. Vorne sehen wir das Bild von dir. Wer das Bild mitnehmen will, kann es gerne tun. Du bist Bestsellerautor.
Deine berufliche Laufbahn habe ich so gelesen: Hans-Peter begann mit einer Ausbildung zum Automechaniker, weil du für den Beruf des Skilehrers noch zu jung warst. Dann bist du staatlich geprüfter Skilehrer sowie Berg- und Höhlenführer geworden. Im Dachstein gibt es sogar eine Höhle, die nach dir benannt ist: die Reuerhalle. Falls jemand noch nicht weiß, was er im nächsten Urlaub machen soll, ist es sicher empfehlenswert, dort hinzugehen.
Du bist in Schladming Direktor eines christlichen Zentrums, dem Tauernhof. Dort bist du Fackelträger – eine Mischung aus christlicher Erlebnispädagogik und Bibelschule. Wir freuen uns, dass du als Österreicher den weiten Weg zu uns gekommen bist.
Ich habe erst letzte Woche gelesen, dass sich Württemberg 1866 mit Österreich verbündet hat, um gegen Preußen zu kämpfen. Du bist also unter Freunden, und die Preußen unter uns haben dich auch ganz arg lieb.
Wir sind gespannt auf das, was du aus Gottes Wort zu uns sagen wirst. Ich möchte noch gern für dich beten:
Lieber Herr, so bitten wir dich, dass du Hans-Peters Lippen auftust, damit sein Mund deinen Ruhm verkündet. Amen.
Begrüßung und Einführung ins Thema
So, danke, Hans Martin, danke für die Musik in Diebmann. Guten Morgen allerseits! Es ist großartig, dass so viele wieder gekommen sind, um auf Gott und sein Wort zu hören.
Es ist beeindruckend, was wir bereits von der Siege und von Job gehört haben. Lebenszeugnisse faszinieren mich oft mehr als reine Botschaften, denn hier wird das Gelebte sichtbar. Botschaften kann man klug formulieren, doch sie haben oft wenig Bedeutung, wenn sie nicht auch gelebt werden.
Deshalb finde ich es toll, besonders Siege. Wir haben ja fünf Jahre miteinander gekämpft – das war eine wilde Zeit, aber auch gut. Dann kam Jens, der Dieb, und hat etwas gestohlen. So läuft es im Leben manchmal. Inzwischen hat er Buße getan.
Das Thema dieses Morgens lautet: In Jesu Leben liegt die Wirklichkeit aller Wirklichkeiten. Als Eingangstext habe ich 1. Thessalonicher 5,24 gewählt, wo Paulus schreibt: "Treu ist der, der euch ruft, und er wird es auch tun."
Heute möchte ich mich auf diese Gemeinschaft, auf das Einssein mit Christus, konzentrieren.
Die Bedeutung der Gemeinschaft mit Christus
Als Christen sagen wir oft, dass der Kern des christlichen Glaubens nicht einfach ein Bekenntnis zu einer bestimmten Lehre oder Religion ist. Vielmehr bedeutet christliches Leben in erster Linie, in einer lebendigen Beziehung mit Jesus und Gott dem Vater zu leben.
Häufig betonen wir den Unterschied zwischen Religion und Christentum: In der Religion geht es vor allem um Glaubensbekenntnisse, im Christentum hingegen um die persönliche Beziehung zu Gott.
Ein Bibelschüler fragte mich kürzlich, wo im Neuen Testament das genau so steht. Ob wir das nur erfinden oder ob es wirklich in der Bibel zu finden ist. Zwei repräsentative Bibelstellen möchte ich dazu nennen.
Im ersten Johannesbrief 1,3 schreibt Johannes: „Wir verkündigen euch Christus, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt, und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“
Oder im ersten Korintherbrief 1,9 schreibt Paulus: „Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus.“
Diese beiden Stellen zeigen klar, wozu wir berufen sind: zur Gemeinschaft mit Gott.
Diese Berufung zur Gemeinschaft mit Gott offenbart sich in der Bibel besonders darin, dass Gott sich immer als Beziehungswesen beschreibt. Zum Beispiel lesen wir sehr oft, dass Gott unser Vater im Himmel ist. Er wird also mit einem Vater verglichen.
Auch lesen wir mindestens zweimal, dass Gott uns tröstet wie eine Mutter. Im Alten Testament wird Gott als verlobt und dann verheiratet mit Israel beschrieben. Im Neuen Testament sind wir als Kirche, die Gläubigen, die Braut, und Jesus ist der Bräutigam.
Außerdem lesen wir im Neuen Testament, dass Jesus unser Bruder ist und im Johannesevangelium wird Jesus auch als unser Freund bezeichnet.
Diese verschiedenen Beziehungsbegriffe – Vater, Mutter, Ehemann, Verlobter, Freund, Bruder – zeigen, dass Gott ein Beziehungswesen ist, das in Beziehung zu uns leben will.
Dabei ist klar, dass man nicht alle diese Rollen gleichzeitig einnehmen kann. Du kannst nicht gleichzeitig Ehemann und Bruder sein, das wäre zumindest problematisch. Ebenso kann man nicht Mutter und Bräutigam zugleich sein.
Deshalb dienen diese verschiedenen Beziehungsbegriffe in der Bibel vor allem dazu, zu verdeutlichen, dass Gott in vielfältiger Weise Beziehung mit uns eingeht – als Vater, Mutter, Bruder, Freund, Schwester, Bräutigam und so weiter.
Übrigens ist Gott nicht geschlechtlich, er ist weder männlich noch weiblich, sondern Geist. Doch Gott offenbart sich uns in diesen unterschiedlichen Rollen, um seine Beziehung zu uns verständlich zu machen.
Für diese Gemeinschaft, dieses Miteinander, wird in der Bibel das Wort Koinonia verwendet. Die grundlegende Bedeutung dieses Wortes Koinonia leitet sich von „koin“ ab, was „etwas teilen“ bedeutet.
Wenn Gott sich mit uns teilt, was teilt er dann in dieser Gemeinschaft? Er teilt sich selbst mit uns – als Vater, Mutter, Bruder, Schwester und so weiter.
Und wie sollen wir in Gemeinschaft mit Gott leben? Indem wir unser Leben mit ihm teilen.
Das „In Christus“ als Ausdruck der Gemeinschaft
Die Frage ist nun: Wie ist diese Gemeinschaft erlebbar? Wie teile ich dieses Leben mit Gott, und wie beschreibt die Bibel das?
Das Neue Testament beschreibt die Beziehung zwischen Christus und Mensch mit einer einfachen, aber sehr wichtigen Präposition – dem kleinen Wort „in“. Ich möchte euch nur ein paar Stellen aus dem Johannesevangelium vorlesen, die zu den bekanntesten gehören.
In Johannes 6,56 sagt Jesus zum Beispiel: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.“ Oder in Johannes 15, der ganz bekannten Stelle, die wir alle auswendig kennen, in Johannes 15,5: Jesus sagt, „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ In Johannes 17,21 lesen wir ebenfalls, dass Jesus sagt: „Damit sie alle eins werden, gleich wie du, Vater, in mir und ich in dir, dass auch sie in uns seien.“
Diese neutestamentliche Formel „in Christus“ – auf Latein „in Christo“ – ist sehr bedeutsam. Es gibt sogar ein kleines Buch darüber, das Gott sei Dank neu aufgelegt wurde. Es stammt von einem deutschen Theologen namens Adolf Theismann, der 1937 gestorben ist. Er hat seine Habilitationsschrift, also seine Professorarbeit, über diese Formel „in Christo“ verfasst.
Er hat alle Belege gezählt: 196-mal lesen wir im Neuen Testament, dass der Christ in Christus ist und Christus im Christen. Davon kommen 160-mal in den Paulusbriefen vor, 24-mal im Johannesevangelium und seinen Briefen sowie achtmal in der Apostelgeschichte und den Petrusbriefen.
Unglücklicherweise wird diese Formel heute in vielen Bibelübersetzungen nicht mehr so übersetzt. Ich habe hier die Lutherübersetzung dabei. Wenn du in neun modernen Bibelübersetzungen nachsiehst, wirst du feststellen, dass dort nicht mehr „er ist in Christus“ steht, sondern „er hat Glauben an Jesus“. Das ist schade, denn Präpositionen, also Vorwörter, bestimmen oft das Verständnis eines ganzen Satzes.
Es macht nämlich einen Unterschied, ob ich an jemanden glaube oder ob ich in jemandem bin. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. An jemanden glauben ist eine Haltung, die ich einnehme. In jemandem zu sein ist eine Position, die ich innehabe.
Diese Formel „in Christus“ charakterisiert die enge Beziehung zwischen Christus und den Christen, dem Schöpfer und dem Geschöpf. Du kannst einem anderen nicht näher sein, als wenn du in ihm bist. Das ist die engste Form von Gemeinschaft, die es überhaupt gibt.
Vielleicht denkst du jetzt: „Hans Peter, das ist ja ganz nett, aber was bedeutet das überhaupt: in Christus sein? Wie kann Christus in uns wohnen und wir in ihm?“ Wichtig ist, dass wir dieses „in uns wohnen“ nicht so verstehen wie ein Mensch, der in seiner Wohnung sitzt, oder wie ein Kleidungsstück, das im Kleiderschrank hängt, oder wie ein Schraubenzieher, der in einen Werkzeugkasten gelegt wird.
Es geht nicht darum, dass jemand physisch oder mechanisch in jemand anderem drinnen ist. Dieses „in ihm sein“ und „er in uns sein“ beschreibt eine enge Gemeinschaft, Koinonia, ein Leben miteinander teilen.
Deshalb mag ich Johannes 15 so sehr, wo Jesus sagt: „Ich bin der Baumstamm, ihr seid die Äste.“ (Im Österreichischen sagt man: „Wir haben nicht so viel Wein, aber ein bisschen.“) Wer in mir bleibt, der Ast, der in mir bleibt, und ich in ihm, der bringt Frucht.
Übrigens geht es ums Bleiben. Der Ast sagt nicht: „Ja, Sonntagvormittag klinke ich mich mal ein.“ So ein Ast wird nicht viel Frucht bringen, wenn er sich wieder ausklinkt. Ein Ast, der am Baumstamm bleibt, und ein Christ, der in der Gemeinschaft, in der Koinonia mit Jesus bleibt, bringt viel Frucht.
Die praktische Erfahrung des „In Christus Seins“
Nun, wie kann man sich diese Vereinigung vorstellen? Das klingt alles ein bisschen theoretisch, zumindest für mich. Im deutschen Sprachgebrauch haben wir ein Problem: Dieses „in jemandsein“ wird sprachlich nicht gebraucht.
Denn Sie, die ich habe, mein bester Freund, der heißt Franz. Aber ich bin nicht befreundet in dem Franz, ich bin befreundet mit ihm. Ich bin auch nicht verheiratet in der Hannelore, ich bin verheiratet mit der Hannelore. Es gibt keine wirkliche Analogie dazu. Aber das gefällt mir an der deutschen Sprache wiederum.
Übrigens, Siegert, dein Deutsch ist schon sehr deutsch geworden – enorm! Ich habe nur noch so geschaut, früher hat sie anders geredet, aber jetzt so normal, weißt du.
Eine Redewendung gibt es im Deutschen, die mir gefällt: Wenn sich ein Junge in ein Mädchen verliebt, dann ist er nicht verliebt mit dem Mädchen, sondern er ist verliebt in das Mädchen. Und das finde ich eine super Ausnahme im deutschen Sprachgebrauch, weil…
Wie verhält sich ein Bursche, der gerade verliebt ist in ein Mädchen? Das kann man leicht erkennen: Er denkt ziemlich oft an sie, meistens Tag und Nacht, sie geht ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er redet stundenlang mit ihr, ob am Telefon oder beim Kaffee, obwohl sie nicht viel zu sagen haben.
Er nimmt lange Reisen auf sich, um sie kurz zu sehen. Sigrid kennt das gut, und der Jens. Eis und Meier sind Holländer am Dauernhof. Der ist von Holland, weil sie ihm eine Reisegruppe brachten. Er war verliebt in die andere Sekretärin, die auch verheiratet ist. Aber er kam von Holland, was weiß ich, zwölf Stunden mit dem Bus. Der Bus blieb eine Dreiviertelstunde hier und fuhr dann wieder zwölf Stunden nach Hause. Dreiviertelstunde, um sie kurz zu sehen; im Büro ist damals nicht viel weitergegangen.
Ein Verliebter, jemand, der verliebt ist in ein Mädchen, erzählt anderen von seiner Geliebten, auch wenn sie ihn nicht danach fragen. Es tut ihm wahnsinnig leid, wenn er etwas sagt oder tut, was die Geliebte verletzt. Er träumt von der Hochzeit und der gemeinsamen Zukunft.
Nun, wie ist es, wenn ein Junge verliebt ist in ein Mädchen?
Wie ist es, wenn ein Christ in Christus ist und in ihm bleibt? Wie merkt man das? Er denkt sehr oft an ihn, oft tagsüber, oft nachts, bevor er einschläft. Dieser Mensch denkt an Jesus und seine Worte nach. Er ist interessiert, was Jesus in seinem Leben zu sagen hat.
Er erzählt anderen von ihm, auch wenn sie ihn nicht unbedingt danach fragen. Ein Mensch, der in Christus lebt, erschrickt, wenn er etwas tut, das seinen Herrn verletzt. Und ein Christ, der in Christus lebt, freut sich auf die gemeinsame Zukunft mit ihm und auf die ewige Vereinigung mit Jesus Christus.
Das ist es, wenn man in Christus lebt.
Das Geheimnis von Christus in uns
Eine der repräsentativen Stellen ist Kolosser Kapitel 1. Der Apostel Paulus schreibt dort auf wunderbare Weise. Ich lese aus Kolosser 1,26-27: „Es ist ein Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Geschlechtern verborgen war, jetzt aber ist es seinen Heiligen offenbart. Diesen wollte Gott mitteilen, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen ist. Und das ist hier das Geheimnis: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
Paulus beschreibt diese Einheit zwischen Gott und Mensch als ein Geheimnis. Das heißt: Wenn Christus in dir lebt, dann trägst du ein Geheimnis in dir – Christus in dir, die Hoffnung der Herrlichkeit. Das ist das Geheimnis.
Wer mit Christus oder in Christus lebt, hat nicht etwas Besonderes an sich, sondern trägt jemanden Besonderen in sich. Ein Geheimnis, das einen Namen trägt, nämlich Jesus.
Seht, Christen haben nichts Besonderes an sich. Wir sind Menschen wie alle anderen. Aber wir haben jemanden Besonderen in uns, nämlich Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Die Tatsache, dass Christus in uns wohnt und wir ein Christus sind, ist einzigartig und ohne Parallele. Diese Wahrheit klingt für manche vielleicht ganz theoretisch. Ich will euch sagen: Sie hat mein Leben wahrscheinlich mehr verändert als alles andere, was mich in meinem christlichen Leben geprägt hat.
Ich bin Christ geworden als Fünfzehnjähriger in unserer evangelischen Gemeinde in Ramsau am Dachstein. Dafür bin ich bis heute enorm dankbar. Ich konnte ein Leben mit Jesus beginnen als Teenager. Aber als Achtzehnjähriger habe ich aufgegeben. Ich habe dieses Christenleben nicht geschafft.
In den Jahren habe ich die Bibel gelesen, damals eine Ausbildung zum Automechaniker gemacht, und ich habe festgestellt, dass ich das, was Jesus sagt und von mir fordert, einfach nicht schaffen kann. So habe ich gedacht, Christsein sei für moralisch bessere Menschen gedacht, als ich es bin, und habe mich im Prinzip über mehrere Jahre von Jesus zurückgezogen.
Mit 23 Jahren habe ich dann Meyer Thomas kennengelernt. Er war der Gründer der Fackelträger und ist inzwischen gestorben, ich glaube vor drei Jahren, im Alter von 93 Jahren. Er hat etwas gesagt, das mir noch niemand gesagt hatte. Er sagte: „Hans-Peter, Christsein ist nicht einfach.“
Er bestätigte: „Ja, das stimmt, es ist nicht einfach, es ist überhaupt nicht einfach.“ Dann sagte er: „Christsein ist auch nicht schwer.“ Da dachte ich: Also du hast keine Ahnung. Doch er fuhr fort: „Christsein ist unmöglich, du kannst nicht Christ sein.“
Wisst ihr was, Freunde? Das hat mir bis dahin noch niemand gesagt. Viele haben gesagt, Christsein ist schwer, manche, es sei okay, andere, es sei schön. Aber niemand hat mir erklärt, dass es unmöglich ist. Er war der Erste.
Am Anfang hat mich das verwirrt. Doch dieser Satz hat eine Lawine in meinem Leben ausgelöst. Ich habe erkannt, dass ich aus eigener Kraft nicht Christ sein kann. Und dass ich es auch nicht muss. Sondern ich darf entdecken: Nur Christus kann Christ sein. Und nur in dem Maße, in dem ich in Gemeinschaft, in Koinonia, mit ihm lebe, kann sein Leben auch durch mich etwas bewirken, das über mich hinausgeht.
Die zentrale Bedeutung von „Christus in uns“
Warum ist es so wesentlich? Jetzt könntest du sagen, Johannes Peter, das sei doch theologische Spitzfindigkeit: Dieses „In“ – nimm’s oder lass’s – ändert doch nichts am Christsein. Nein, ich möchte nur kurz etwas dazu sagen.
Das Wort „Abendmahl“ oder „das Abendmahl“ kommt im Neuen Testament elfmal vor. Ganze Konfessionen haben sich gebildet wegen dieses elfmaligen Vorkommens, weil sie nicht wissen, was es wirklich bedeutet.
Das Wort „Taufe“, ob im Geist oder im Wasser, erscheint etwa dreißig Mal. Christen kämpfen bis heute um das richtige Verständnis davon, und Denominationen haben sich ebenfalls deswegen gebildet.
Die Tatsache, dass wir in Christus leben und er in uns, kommt einhundertsechsundneunzig Mal vor. Doch es scheint sich kaum jemand darum zu kümmern. Dabei ist das die Essenz, die Koinonie, die Gemeinschaft mit Gott, am besten beschrieben in diesem einen Wort.
Warum ist es wichtig, dass Christus in uns lebt? Seht ihr, wäre Christus nur gekommen, um mir meine Sünden zu vergeben – was Gott sei Dank geschehen ist –, dann hätte er das auch vom Kreuz aus zusprechen können.
Wäre Jesus nur gekommen, um mich einmal in den Himmel zu holen, dann könnte er das auch vom Thron aus tun und mich hochholen, auch kein Problem.
Warum kam Christus also? Damit sein Charakter wieder in mir zum Ausdruck kommt. Damit wir in dieser Gemeinschaft, in dieser Koinonie leben – als Vater, Mutter, Bruder, Schwester, Freund – mit ihm beisammen sind.
Darum muss er in uns wohnen, weil es um Gemeinschaft geht. Christus kam, um sein Leben mit uns zu teilen, und deshalb muss er in uns wohnen.
Darum ist Christus in uns die einzige Hoffnung der Herrlichkeit. Das heißt die Hoffnung, dass sein Charakter auch in mir, der ich der schlimmste aller Sünder bin, wie Paulus es gesagt hat, zum Ausdruck kommen kann.
Major Thomas hat immer diesen Satz gesagt: Jesus ist nicht gekommen, um Menschen aus der Hölle in den Himmel zu bringen. Jesus kam, um Gott aus dem Himmel wieder zurück in den Menschen zu bringen – Christus in uns und wir in ihm.
Darum schreibt Paulus im Kolosser 1,28: „Den verkündigen wir, Jesus, und ermahnen alle Menschen und lehren alle Menschen in aller Weisheit.“ Wen verkündigen wir? Christus verkündigen wir.
Die Verkündigung Christi als Lebenszentrum
Ich weiß, aber manchmal geht es mir bei Predigten, die ich höre, ähnlich wie Maria am leeren Grab. Sie stand dort und sagte: „Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“ In manchen Predigten finde ich Christus nicht mehr.
In der Verkündigung des Evangeliums geht es nicht um Selbstverwirklichung. Es geht nicht um Ausgeglichenheit, die wir suchen, oder um zehn Schritte zum Erfolg. Wir verkündigen Christus, weil die Gemeinschaft mit ihm – diese Koinonia – das Wesentliche ist. Sie ist es, die diese Welt verändert und weiterhin verändern wird.
Einen Mann, den ich gerne lese, ist Malcolm Muggeridge. Er hat das hervorragend formuliert. Er war britischer Journalist und ist 1990 gestorben. Er war auch Zeuge des furchtbaren Stalinsregimes und hat Stalin persönlich gekannt. Ursprünglich war er Agnostiker und Zyniker, aber in den sechziger Jahren hat Jesus ihn erwischt. Er war es, der unter anderem Mutter Teresa groß gemacht hat.
Malcolm Muggeridge schrieb rückblickend auf das zwanzigste Jahrhundert:
„Königreiche kommen und gehen, Revolutionen und Gegenrevolutionen. Reichtümer werden angehäuft und verschwinden. Ich blicke zurück auf meine eigenen englischen Mitbürger, die einst ein Viertel der Welt beherrschten. Ich habe einem verrückten Österreicher zugehört, der in der ganzen Welt ein tausendjähriges Reich ankündigte. Ich sah einen italienischen Clown, der unser Kalendersystem erneuern wollte, wenn er an die Macht kommt. Ich traf einen kleinen Mann im Kreml, der von der intellektuellen Elite weise als Salomon bezeichnet wurde. Ich sah Amerika reicher an Militärwaffen als die ganze restliche Welt zusammengenommen.
Alles in einem Menschenleben, alles in einem Leben – alles weg, verflogen mit dem Wind. England ist heute nicht mehr als Teil einer kleinen Insel an der Küste Europas und steht in Gefahr des Bankrotts. Hitler und Mussolini sind tot, ihre Namen heute Schimpfwörter. Stalin ist ein verbotener Name in dem Regime, das er half aufzubauen. Amerika ist geplagt von der Angst, dass das Öl zu Ende geht, mit dem sie ihre Autobahnen füllen, und der Smog sich niederlässt. Alles in einem Leben – aus und vorbei.
Und hinter dem Schein dieser selbsternannten und gefeierten Supermänner der Welt steht die gigantische Figur, jene Person, von der, in der und durch welche die Menschheit immer noch Grund zur Hoffnung hat: die Person Jesus Christus. Ich präsentiere ihn als den Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Der Historiker E. H. Lecky hat ein dickes Buch geschrieben, „History of European Morals“. Darin schreibt er:
„Der Charakter Jesu war nicht nur das höchste Vorbild von Tugendhaftigkeit, sondern auch der größte Ansporn, diese Tugenden zu praktizieren. Sein Einfluss war so groß, dass man wahrhaft sagen kann, dass die einfachen Aufzeichnungen von drei kurzen Jahren seines Lebens mehr dazu beitrugen, Menschenherzen zu verändern und neu zu machen, als alle Aussagen von Philosophen und Moralpredigern zusammengenommen.“
Interessanterweise stammt Lecky nicht aus der christlichen Szene, aber er ist ein guter Historiker. Und als Historiker musste er anerkennen, dass das Leben Christi diese Welt mehr geprägt hat als alles andere.
Vor Kurzem hat John Ortberg das ganz gut formuliert. Ich habe ihn sagen hören: Wenn wir vor zweitausend Jahren gelebt hätten und eine Wette darüber abgeschlossen hätten, wer die Zukunft mehr verändern wird – das römische Imperium, die Weltmacht mit all ihrem Einfluss, oder dieser Wanderprediger aus Nazareth mit ein paar mittellosen Fischern –, dann hätten wir vor zweitausend Jahren, ich zumindest, mein ganzes Geld auf das römische Reich gesetzt.
Aber zweitausend Jahre später geben wir unseren Kindern Namen wie Johannes, Markus, Maria, Ruth, und unsere Hunde nennen wir Caesar und Nero. Das ist ein guter Vergleich, weil er zeigt, wer die Welt wirklich beeinflusst hat.
Darum verkündigen wir Christus.
Das Besondere an Jesus in anderen Kulturen
Der Inder Sunda Singh, den ich auch ganz gerne lese, wurde im Hinduismus als Sikh geboren. Nach seiner Bekehrung zum Christentum wurde er ein Wanderprediger, ein Sadhu. Er ging in die entlegensten Dörfer Indiens und Nepals und erzählte den Menschen von Jesus.
Einmal wurde er angeblich von einem gelehrten Hindu gefragt: „Was hast du im Christentum gefunden, das du in deiner früheren Religion, im Hinduismus, nicht hattest?“ Sadhu Singh antwortete: „Ich habe Jesus.“ Daraufhin wurde der Professor etwas ungehalten und sagte: „Ja, das weiß ich. Ich will wissen, welches besondere Prinzip ihr gefunden habt, das du vorher nicht kanntest.“ Singh entgegnete: „Das Besondere, das ich entdeckt habe, ist Jesus.“
Wisst ihr, Freunde, das mag banal klingen, aber es ist das Tiefste, was du je entdecken kannst: Jesus. Nicht seine Lehre, nicht das Bekenntnis zu Jesus. Ähnlich wäre es, wenn man einen frisch Verheirateten fragt, der gestern geheiratet hat: „Was hast du in der Ehe gefunden, das du vorher nicht hattest?“ Seine Antwort wäre verständlich, wenn er sagt: „Das Besondere an der Ehe ist meine Frau.“ Dann sagt man: „Ja, das weiß ich. Aber was für ein besonderes Prinzip hast du in der Ehe gefunden?“ Er würde antworten: „Ich habe meine Frau gefunden. Sie ist das Prinzip meiner Ehe. Hannelore, meine Frau, ist nicht nur Bestandteil meiner Ehe, sie ist auch kein besonderes Merkmal unserer Ehe – sie ist meine Ehe. Ohne sie wäre ich kein Ehemann.“
Die Ehe umfasst natürlich auch gemeinsame Interessen, Hingabe, vielleicht Opfer oder Erfolge. Aber was ist meine Ehe? Meine Frau. Was ist Christsein? Jesus und meine Koinonia mit ihm – ich in ihm und er in mir. Dieses Wachsen in dieser Verbindung nennt die Bibel Heiligung. Das ist das Reifen als Christ, in jeder Beziehung von Körper, Seele und Geist, wie es der Job vorhin gesagt hat.
Dasselbe gilt für Jesus. So sehr zum Christsein Taufe, Kirchenzugehörigkeit, das Sakrament des Abendmahls, das Studium des Wortes Gottes, Glaubensakte, die Gaben des Geistes und die Werke der Liebe dazugehören – das sind alles wichtige Merkmale und Bestandteile des Christentums. Aber das Eigentliche ist Jesus und die Verbundenheit mit ihm.
Vor kurzem hat Willow Creek, die große Gemeinde in Amerika, eine Bewegung und ein Programm für geistliches Wachstum von Christen entwickelt, im Jahr 2010. Das Programm heißt Reveal. Reveal – das kann man im Internet nachlesen. Was mich fasziniert hat, ist zwar nichts Neues, aber es hat mich doch beeindruckt: Die wichtigste Erkenntnis dieser Studie ist, dass geistliches Wachstum eines einzelnen Christen nicht dadurch gefördert wird, dass dieser Christ regelmäßig zu gemeindlichen Veranstaltungen kommt. Je regelmäßiger, desto geistlicher – das wurde nicht bestätigt.
Gemeindeaktivitäten und geistliche Reife eines Menschen hängen nicht zwangsläufig zusammen. Die Studie untersuchte geistlich reife Christen und stellte vier Punkte fest, die ausmachten, warum diese Menschen so sind, wie sie sind, und warum Christus in ihnen gespiegelt wird:
Erster Punkt: Er hat Christus entdeckt.
Zweiter Punkt: Er ist in Christus geblieben und gewachsen.
Dritter Punkt: Er lebt im Alltag mit Christus.
Vierter Punkt: Er hat Christus im Zentrum.
Das ist das Ergebnis dieser Studie. Nichts Neues, aber eine wunderbare Bestätigung dessen, was die Bibel so eindrücklich lehrt.
Übrigens, nur nebenbei: Viele Christen glauben, dass die Kleinigkeiten des Lebens Gott nicht interessieren. Aber ich möchte etwas sagen: Wenn du Jesus ausschließt oder nicht in die Kleinigkeiten deines Lebens einschließt, dann schließt du ihn zu 95 Prozent aus deinem Leben aus. Denn 95 Prozent deines Lebens bestehen aus Kleinigkeiten. Wenn du glaubst, dass Jesus da nicht hinein gehört, dann ist er für fast alle Bereiche deines Lebens ausgeschlossen. Jesus will in die Kleinigkeiten hinein.
Ich bin jetzt 21 Jahre am Tauernhof. Das ist Wahnsinn, die Zeit vergeht so schnell – sozusagen im vollzeitlichen Dienst. Aber ich muss ehrlich sagen: Manchmal bin ich so absorbiert mit Predigtvorbereitung, Mitarbeiter delegieren, Programme planen, Termine einhalten, dass ich vergesse, warum ich vor 21 Jahren überhaupt in diese Arbeit eingestiegen bin.
Warum bin ich eingestiegen? Ich habe geglaubt, dass die Botschaft von Jesus Menschen verändert und erneuert und sie zu dem macht, was sie sein sollen. Darum bin ich eingestiegen. Oft vergesse ich das, nämlich dass wir Jesus ähnlicher werden und ihn widerspiegeln sollten.
An diesem einen Punkt, Freunde, und es ist völlig egal, ob du schon 50 Jahre Pfarrer bist oder ein neuer Christ: Wir müssen uns hier immer wieder selbst prüfen. Denn seht ihr, Menschen tun sich schwer, die lebensverändernde Botschaft von Christus anzunehmen, wenn sie von jemandem kommt, der selbst nicht verändert ist. Wenn Koinonia, deine Beziehung zu Jesus, dich nicht verändert hat, dann werden Menschen deine Botschaft nur schwer akzeptieren.
Darum müssen wir uns immer wieder selbst prüfen. Und wisst ihr, was die Prüfung ist? Das ist so spannend: Im 2. Korinther 13, Vers 5 formuliert Paulus die Prüfung, der wir uns immer wieder unterziehen müssen: „Überprüft euch, ob ihr im Glauben seid; prüft euch selbst!“
Was ist die Prüfung? Erkennt ihr an euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, ihr seid durchgefallen. Das ist hochinteressant – also die Prüfung.
Warum diese Prüfung? Weil wir uns immer wieder prüfen müssen, ob wir in dieser Gemeinschaft, in dieser Koinonia mit Jesus leben. Sonst wird unser christliches Leben zu einer sterilen Religion. Darum müssen wir täglich zurückfinden zu Jesus, zu dem Leben, zu dem, wofür wir geboren wurden.
Ich werde immer dann müde, wenn ich die Sorgen und Plagen des Alltags und der Zukunft auf mich selbst nehme. Dann werde ich müde, deprimiert, schwermütig. Ich lebe immer dann auf, wenn ich wieder alles in ihn hineingebe, im Wissen: Jesus ist der Herr und nicht ich.
Darum, wie jemand mal gesagt hat: Jesus nötig zu haben, ist des Menschen größte Vollkommenheit. Ein Mensch, der weiß: Ich brauche Jesus, der ist vollkommen. Das ist Vollkommenheit.
Ich möchte schließen mit einem Spruch – keine Ahnung, wer ihn geschrieben hat:
„Wenn der Herr dir viel anvertrauen will, dann führe dich so, dass du bei jedem Schritt sagst: Herr, ich kann es nicht, Herr, es ist unmöglich, Herr, ich schaffe es nicht. Und er antwortet: Geh in meiner Kraft, alles ist bereit, komm, komm zu mir, in die Gemeinschaft mit mir, Koinonia – ich in dir und du in mir.“
Der Eingangsvers lautete 1. Thessalonicher 5,24: „Treu ist der, der euch ruft; er wird’s auch tun.“ Man könnte hinzufügen: „durch dich.“
Noch ein allerletztes: Im Neuen Testament lesen wir nicht „Christus in mir und Christus in dir“, sondern „Christus in uns“. Ich bin viel zu klein, um Christus allein widerzuspiegeln. Da braucht es die Gemeinde, die Kirche, die Koinonia, die Gemeinschaft – Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Ich bete: Lieber Vater, ich danke dir von ganzem Herzen für die klare Botschaft im Neuen Testament, dass du dein Leben in und durch uns leben möchtest und wir in dir geborgen, aufbehalten und bewahrt sind und bleiben. Danke, Herr, für diese Koinonia, für dieses Teilen, dass du dein Leben mit uns teilst und wir unser Leben, das du uns geschenkt hast, dir zurückgeben und mit dir teilen.
Ich danke dir, Herr, für diese wunderbare Botschaft und dass wir aus dieser Gemeinschaft, dieser Koinonia, heraus befähigt werden, zu dienen, zu verkündigen, ein Leben zu leben, das dich ehrt, ein Leben zu leben, das dir Freude macht, weil wir dich lieben, weil wir in dir sind, in dich verliebt sind.
Herr, brenne uns diese Botschaft, das Leben dieser Botschaft, auf unser Herz. Lass uns jeden Tag neu zurückkehren in diese Koinonia. Und Herr, ich bete, dass wir uns immer wieder mutig selbst prüfen. „Prüft euch selbst, oder erkennt ihr nicht, dass Jesus Christus in euch lebt?“
Danke, Herr, für dein gutes Wort. Amen.
Persönliche Erfahrungen und Selbstprüfung
Ich bin jetzt 21 Jahre am Tauernhof. Das ist wirklich beeindruckend, wie schnell die Zeit vergeht – sozusagen im vollzeitlichen Dienst, kann man sagen. Aber ich muss ehrlich sein: Manchmal bin ich so sehr damit beschäftigt, Predigten vorzubereiten, Mitarbeiter zu delegieren, Programme zu planen und Termine einzuhalten, dass ich vergesse, warum ich überhaupt vor 21 Jahren mit dieser Arbeit begonnen habe.
Warum bin ich eingestiegen vor 21 Jahren? Ich habe geglaubt, dass die Botschaft von Jesus Menschen verändert und erneuert, dass sie sie zu dem macht, was sie sein sollen. Darum habe ich angefangen. Oft vergesse ich das: nämlich, dass wir Jesus ähnlicher werden und ihn widerspiegeln sollten.
An diesem einen Punkt, Freunde, ist es völlig egal, ob du schon 50 Jahre Pfarrer bist oder ein neuer Christ – wir müssen uns immer wieder selbst prüfen. Denn seht ihr, Menschen tun sich schwer damit, die lebensverändernde Botschaft von Christus anzunehmen, wenn sie von jemandem kommt, der selbst nicht verändert ist.
Wenn Koinonia, deine Beziehung zu Jesus, dich nicht verändert hat, dann werden Menschen deine Botschaft nur schwer akzeptieren. Deshalb müssen wir uns immer wieder selbst prüfen.
Wisst ihr, was die Prüfung ist? Das ist so spannend: Im zweiten Korintherbrief, Kapitel 13, Vers 5, formuliert Paulus genau diese Prüfung, der wir uns immer wieder unterziehen müssen: „Überprüft euch, ob ihr im Glauben seid, prüft euch selbst!“
Was bedeutet diese Prüfung? Erkennt ihr an euch selbst nicht, dass Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, ihr seid durchgefallen. Das ist hochinteressant: Diese Prüfung zeigt uns, ob wir wirklich in Gemeinschaft, in Koinonia mit Jesus leben.
Denn wenn das nicht der Fall ist, wird unser christliches Leben zu einer sterilen Religion. Darum müssen wir täglich zurückfinden zu Jesus, zu dem Leben, zu dem wir geboren wurden.
Ich werde immer dann müde, wenn ich die Sorgen und Plagen des Alltags und der Zukunft auf mich selbst nehme. Dann fühle ich mich müde, deprimiert und schwermütig. Ich lebe aber immer dann auf, wenn ich wieder alles in Jesus’ Hände lege – im Wissen, dass Jesus der Herr ist und nicht ich.
Jemand hat einmal gesagt: „Jesus nötig zu haben, ist des Menschen größte Vollkommenheit.“ Ein Mensch, der weiß, dass er Jesus braucht, ist vollkommen. Das ist wahre Vollkommenheit.
Schlussgebet und Ermutigung zur Gemeinschaft mit Christus
Und ich möchte schließen mit einem Spruch – keine Ahnung, wer ihn geschrieben hat:
Wenn der Herr dir viel anvertrauen will,
dann führe dich so, dass du bei jedem Schritt sagst:
„Herr, ich kann es nicht, Herr, es ist unmöglich, Herr, ich schaffe es nicht.“
Und er antwortet:
„Geh in dieser meiner Kraft, alles ist bereit. Komm, komm zu mir, in die Gemeinschaft mit mir, Koinonia, ich in dir und du in mir.“
Der Eingangsvers lautete 1. Thessalonicher 5,24:
„Treu ist der, der euch ruft, er wird’s auch tun.“
Man könnte in Klammern hinzufügen: „durch dich.“
Noch ein allerletztes: Im Neuen Testament lesen wir nicht „Christus in mir und Christus in dir“, sondern „Christus in uns“.
Ich bin viel zu klein, um Christus wiederzuspielen.
Da braucht es die Gemeinde, die Kirche, die Koinonia, die Gemeinschaft – Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Ich bete noch: Lieber Vater,
ich danke dir von ganzem Herzen für die klare Botschaft im Neuen Testament,
dass du dein Leben in und durch uns leben möchtest und wir in dir geborgen, aufbehalten und bewahrt sind und bleiben.
Danke, Herr, für diese Koinonia, für dieses Teilen,
dass du dein Leben mit uns teilst und wir unser Leben, das du uns geschenkt hast, dir zurückgeben und mit dir teilen.
Ich danke dir, Herr, für diese wunderbare Botschaft
und dass wir aus dieser Gemeinschaft, dieser Koinonia, heraus befähigt werden, zu dienen, zu verkündigen,
ein Leben zu leben, das dich ehrt, ein Leben, das dir Freude macht,
weil wir dich lieben, weil wir in dir sind, in dich verliebt sind.
Herr, brenne uns diese Botschaft, das Leben dieser Botschaft, auf unser Herz,
und lass uns jeden Tag neu zurückkehren in diese Koinonia.
Und Herr, ich bete, dass wir uns immer wieder mutig selbst prüfen:
„Prüft euch selbst! Oder erkennt ihr nicht, dass Jesus Christus in euch lebt?“
Danke, Herr, für dein gutes Wort. Amen.
