Einführung in das Thema des Richterstuhls Christi
Es geht um den Richterstuhl Christi, und ich lese die bekannten Bibelstellen vor. Ihr könnt diese, wenn ihr die Bibel dabei habt, mitlesen oder euch notieren. Denn wir alle werden vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden. Das steht in Römer 14,10. Dies ist der Richterstuhl Gottes, mit dem Aspekt des Richterstuhls Gottes.
Dann gibt es auch den Richterstuhl Christi. Wir müssen vor dem Richterstuhl Gottes offenbar werden. In den Versen über den Richterstuhl Gottes finden wir also zwei Aspekte: Es ist der Richterstuhl Gottes, aber auch der Richterstuhl Christi.
Jesus selbst hat gesagt in Johannes 5,22: „Denn der Vater richtet auch niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohn übergeben.“ So finden wir bei dem Richterstuhl Christi beziehungsweise Richterstuhl Gottes diese beiden Aspekte: Gott ist der Richter, aber Jesus ist der ausführende Richter. Vielleicht könnte man es so ausdrücken, dass Jesus in den jeweiligen Gerichten, die kommen, als Richter fungiert.
Der Richterstuhl Gottes oder der Richterstuhl Christi ist in 2. Korinther 5,10 für Paulus immer ein wichtiges Thema gewesen. Darüber hat er viel gepredigt und auch in seinen Briefen geschrieben. Vor allem aber lebte und diente er im Bewusstsein dieses Tages beziehungsweise dieses Gerichtes.
Dieses Bewusstsein sollte uns auch ganz persönlich heiligen. Es geht nicht nur darum, über die Zukunft Bescheid zu wissen und zu verstehen, was dort abläuft, sondern auch darum, dass dieses Wissen Einfluss auf unseren Lebensstil hat.
Die verschiedenen Gerichtssitzungen im Neuen Testament
Im Neuen Testament finden wir, dass es drei Gerichtssitzungen gibt, die als der Richtstuhl Gottes oder Richtstuhl Christi bezeichnet werden. Dabei geht es darum, dass verschiedene Menschengruppen vor diesem Richtstuhl stehen werden.
Es ist also nicht so, wie es in vielen Gemeinden und Kirchen in der Vergangenheit – und teilweise auch heute noch – gelehrt wird, dass es nur einen Jüngsten Tag gibt, an dem alle Menschen vor Gott erscheinen und gerichtet werden. Stattdessen gibt es verschiedene Gerichtssitzungen.
Hier wollen wir nur eine kurze Übersicht geben. Einzelheiten könnt ihr beim Roger erfragen, da es zu umfangreich wäre, auf alles einzugehen. Außerdem bin ich für diese Fragen nicht kompetent.
Diese Unterscheidung ist besonders wichtig für diejenigen von euch, die vielleicht nicht in bibeltreuen evangelikalen Gemeinden aufgewachsen sind, sondern in den Landeskirchen oder in manchen baptistischen Kreisen. Dort wird oft nicht zwischen den verschiedenen Gerichtssitzungen unterschieden, sondern man glaubt einfach an den Jüngsten Tag als das einzige Ereignis.
Diese Auffassung wurde in der Reformationszeit vertreten, wird später und heute teilweise auch noch unter bibeltreuen Christen vertreten, die stark lutherisch oder calvinistisch geprägt sind. Sie meinen, dass es nur ein Ereignis gibt, bei dem Jesus wiederkommt und alle Menschen gerichtet werden.
Wir versuchen, das mit Bibelstellen zu erklären, haben aber eine etwas andere Sichtweise. Ich glaube, dass sie sich in diesem Punkt wahrscheinlich irren.
Bei allem, was hier gesagt wird – besonders von mir – bitte ich darum, alles mit Vorsicht zu genießen. Prüft alles an der Schrift. Im Zweifelsfall fragt immer Roger, der weiß das hundertprozentig besser.
Übersicht der drei Gerichtssitzungen
Es gibt also drei Sitzungen, die zu ganz verschiedenen Zeiten und mit unterschiedlichen Personen stattfinden. Eine davon ist das Gericht der sogenannten Lebendigen.
Im Vortrag von Ruchi haben wir bereits gehört, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt, wenn Jesus wieder auf die Erde kommt, ein Gericht stattfinden wird. Dieses Gericht der Lebendigen wird dann abgehalten. Vorgeladen sind alle Nationen, das heißt alle, die zu diesem Zeitpunkt noch leben.
Wir haben gehört, welche furchtbaren Gerichte und Schlachten in dieser Zeit stattfinden werden. Die, die dann noch übrig bleiben und leben, werden zu diesem Gericht der Lebendigen vorgeladen. Jesus selbst wird sie richten.
Dabei werden drei Gruppen genannt. Im Gleichnis in Matthäus 25, Verse 31 bis 46, spricht Jesus von seinem Thron der Herrlichkeit. Dort stehen die Schafe zu seiner Rechten. Die rechte Seite gilt in der Bibel allgemein als die gesegnete Seite, während die linke Seite eher negativ besetzt ist. Die Böcke stehen also zu seiner Linken.
Zusätzlich werden „meine Brüder“ erwähnt, von denen Jesus spricht. Das wurde im Vortrag schon angedeutet, deshalb gehe ich nicht weiter darauf ein. Diese „Brüder“ sind die versiegelten, wiedergeborenen Juden, die zum Glauben gekommen sind. Sie werden in der Drangsalszeit, trotz der furchtbaren Gerichte, weltweit das Evangelium verkünden.
Dies erfüllt auch, was wir in Matthäus 24 lesen: Das Evangelium wird allen Nationen verkündet, und dann wird das Ende kommen. Manche bedenken vielleicht nicht, dass die massive Evangelisation von den wiedergeborenen Juden ausgehen wird, die unter großen Schwierigkeiten das Evangelium weltweit verbreiten.
Das Reich wird verkündet werden, und alle, die glauben, sind die Schafe, die zu Rechten in das tausendjährige Reich eingehen werden.
Diese Zeit wird von großer Verfolgung geprägt sein. Roger hat das bereits angedeutet. Die Gläubigen werden nicht kaufen und verkaufen können und sind auf Gottes Hilfe und Versorgung angewiesen. Viele werden sterben, viele werden im Gefängnis sein.
Jesus spricht davon, wenn er sagt: „Ihr habt mich besucht.“ Die Menschen werden fragen: „Wen haben wir besucht? Wir haben dich gar nicht gesehen.“ Darauf wird Jesus antworten: „Was ihr den geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“
Alle Menschen, die das Evangelium von diesen treuen Zeugen hören und durch sie zum Glauben kommen, werden große Schwierigkeiten erleben. Dennoch werden viele von ihnen unterstützt, obwohl sie selbst in Gefahr sind, denunziert oder sogar getötet zu werden.
Jesus wird diese Treue belohnen. Das ist also sehr wichtig zu wissen beim Gericht der Lebendigen.
Dieses Gericht findet vor Beginn des tausendjährigen Reiches statt, wenn wir es richtig verstehen. Das entscheidende Kriterium wird sein, wie man sich gegenüber den treuen Zeugen in der Drangsalszeit verhalten hat und wie man auf sie reagiert hat.
Diejenigen, die treu waren, geglaubt und vertraut haben und vielleicht sogar unter Lebensgefahr diesen Zeugen geholfen haben, werden in das tausendjährige Reich eintreten. Die anderen hingegen werden als Verfluchte ins ewige Feuer geworfen.
Das Gericht der Toten und seine Bedeutung
Das Gericht der Toten ist das, was viele Christen in den vergangenen Jahrhunderten mit dem Jüngsten Tag gemeint haben. Es ist der große weiße Thron, beschrieben in Offenbarung 20, der Tag des Gerichts. Dabei handelt es sich um die Auferstehung zum Gericht. Vorgeladen werden alle verstorbenen Ungläubigen, die nun auferweckt werden. Sie erhalten einen Auferstehungsleib und stehen vor ihrem Richter.
Das wird eine ganz tragische Situation sein. Alle, die in den vergangenen Jahrhunderten verstorben sind, ohne an Jesus zu glauben, die nicht wiedergeboren sind und kein ewiges Leben haben, werden mit ihrem Leib verbunden und dann gerichtet. Sie werden vor dem Herrn vorgeladen, den sie in ihrem Leben geleugnet haben.
Dieses Gericht sollte uns gut in Erinnerung bleiben: Jeder, der Jesus nicht annimmt und hier in diesem Leben stirbt, wird eines Tages vor seinem Richter stehen. Der genaue Zeitpunkt, wann dieses Gericht stattfinden wird, ist nicht genau zu bestimmen. Wahrscheinlich geschieht es nach der Zerstörung der alten Schöpfung – des alten Himmels und der alten Erde – und vor der neuen Schöpfung.
Ein Zitat von MacArthur fand ich hierbei ganz hilfreich: Dieses Gericht findet statt in der unbeschreiblichen Leere zwischen dem Ende des alten Universums und der Schöpfung des neuen Himmels und der neuen Erde. Also nach dem Tausendjährigen Reich, bevor der Herr den neuen Himmel und die neue Erde schaffen wird.
Möglicherweise oder wahrscheinlich bist du, Roger, hundertprozentig sogar, einverstanden damit. Das ist ein gutes Zeichen, dass es wahrscheinlich dort stattfinden wird. Ich fand diese Formulierung gut: "in der unbeschreiblichen Leere zwischen dem Ende des alten Universums und der Schöpfung des neuen Himmels und der neuen Erde." Wahrscheinlich wird dieses fürchterliche Gericht für die Menschen dort stattfinden.
Das Gericht der Toten ist der große Unterschied zum Gericht der Lebendigen. Letzteres betrifft diejenigen, die nach der Drangsalzeit übrigbleiben und von Gott gerichtet werden. Das Gericht der Toten findet viele Jahrhunderte später statt, soweit wir das verstehen.
Das Kriterium für das Gericht ist, dass sie nach ihren Werken gerichtet werden (Offenbarung 20,12). Wird das dann ausführlich erklärt? Dort gibt es nur diejenigen, die verurteilt werden. Sie sind verflucht und kommen in die ewige Verdammnis, in die Hölle, in die äußerste Finsternis.
Die Lehre, die leider heute auch immer mehr unter Evangelikalen verbreitet wird – in gewissen Kreisen, Gott sei Dank nur –, dass mit dem leiblichen Tod die Seele des Menschen ausgelöscht wird, wird hiermit widerlegt. Es stimmt also nicht.
Adventisten glauben das, und viele andere, auch einige Freikirchen. Die Seelenvernichtungslehre vertreten leider auch einige sehr bekannte Theologen, zum Beispiel John Stott, der unbedingt evangelikal ist und manches Gute geschrieben hat. Er ist der Auffassung, dass die Seele nach dem leiblichen Tod vernichtet wird, also nicht mehr existiert.
Das ist ein sehr humaner Ansatz, manches Ärgernis aus dem Neuen Testament zu entfernen, aber es stimmt leider nicht. Und das wird hier ganz deutlich.
Diejenigen, die ohne Christus gestorben sind, werden auferstehen und in die ewige Verdammnis gehen. Das sollte uns wirklich schrecken und unseren Eifer und unsere Liebe zu den Menschen anfachen, das Evangelium weiterzusagen und ihnen die frohe Botschaft zu verkündigen.
Die Bedeutung der Gottesfurcht und das Buch „Überrascht von Furcht“
Paulus schreibt im 2. Korintherbrief davon, dass er von der Furcht Gottes irgendwie betroffen ist. Er nennt es einen Schrecken, da wir den Schrecken des Herrn kennen – oder anders übersetzt, die Furcht des Herrn. Dabei geht es darum, wie sehr er zu fürchten ist. Ich glaube, dass er daran gedacht hat, dass jeder von uns auch von dieser Furcht Gottes, von dem Ernst Gottes, vom Herrn Jesus als Richter über unser Leben erfüllt sein müsste. Wir müssen von dieser Furcht gepackt werden, um dann auch neu motiviert zu sein, selbst ein heiliges Leben zu führen.
Darüber hinaus soll diese Furcht uns antreiben, das Evangelium in dieser Zeit weiterzusagen, damit viele zum Glauben kommen. Ein Volksgenosse von Roger und Miriam sowie unseren beiden Filmern hat dieses Buch geschrieben: „Überrascht von Furcht“. Der Autor nennt sich „der Natter“, das ist ein Künstlername. Sein wirklicher Name ist denjenigen, die aus der Brüderbewegung kommen, sehr gut bekannt.
Er ist ein YouTuber, der mit seinen Sendungen sehr viele Menschen erreicht. Vielleicht haben einige schon von „Cross Paint“ oder „Cross Talk“ gehört oder etwas darüber mitbekommen. Vor einigen Wochen hat er dieses Buch veröffentlicht: „Überrascht von Furcht“. Wer sich in der Literatur auskennt, weiß, dass es einen ähnlichen Titel von C. S. Lewis gibt, nämlich „Überrascht von Freude“. Das Buch ist praktisch nicht nur eine Ohrfeige, sondern eine echte Alternative: „Überrascht von Furcht“.
Der Autor hat beim Bibelstudium ein sehr interessantes Leben hinter sich. Er hat Erfahrungen mit Drogen und allem Möglichen gemacht, darunter auch Pornografie. Obwohl er in einem sehr strengen, gläubigen Elternhaus aufgewachsen ist, in den Brüderversammlungen, und sogar schon auf Missionsfeldern in Indien war, verstrickte er sich in Pornografie und andere Dinge. Er kennt sein Doppelleben aus eigener Erfahrung.
Im Buch entdeckt er dann wirklich die Furcht Gottes. Dabei erklärt er nicht nur, dass man Respekt oder Achtung vor Gott haben soll, sondern dass man wirklich weiß, wie Gott zu fürchten ist. Er schreibt das vor allem für Jugendliche – sehr provozierend, mit drastischen Beispielen und in einer jugendlichen Sprache. Auch der Stil und der Inhalt sind darauf ausgerichtet.
Das Buch ist so gestaltet, dass es auch für Menschen, die schon lange im Glauben sind, gut zu lesen ist. Ich habe es hier zweimal gelesen. Es gibt ein paar Unschärfen, und manchmal übertreibt er ein bisschen sehr, um etwas deutlich zu machen. Um eine lesefaule junge Generation aufzuwecken, wird er manchmal sehr drastisch in seiner Ausdrucksweise.
Ich finde das wichtig und gut – gerade für die Eltern unter uns, deren Kinder nicht mehr lesen. Das Buch wird von vielen Jugendlichen gelesen, Gott sei Dank. Es behandelt genau das Thema der Gottesfurcht in unserem Leben auf eine sehr herausfordernde Weise. Es kostet 7,20 Euro. Wer es anschauen möchte, sollte das tun.
Der Richterstuhl Christi als Preisgericht
Ja, das ist das letzte Gericht auf dieser Erde. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die chronologische Reihenfolge, denn wir möchten vor allem heute über den Richterstuhl Christi nachdenken. Dieses dritte Gericht wird vor dem Gericht der Toten stattfinden. Es wird auch als Richterstuhl Christi oder Richterstuhl Gottes bezeichnet, manchmal auch als Preisgericht.
Ich lese dazu noch einmal die Verse vor: „Denn wir müssen alle vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nachdem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses.“ Das ist allgemein gehalten und kann auch auf die anderen Gerichte angewendet werden. Es heißt also, alle Menschen müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden.
Dann wird es konkreter in Römer 14, Verse 10-12. Der Apostel Paulus hat viel darüber nachgedacht und geschrieben: „Denn wir werden alle vor dem Richterschuld Gottes gestellt werden. So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.“ (Römer 14,12)
In 1. Korinther 4 schreibt Paulus an die Gläubigen in Korinth: „So urteilt nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Überlegungen der Herzen offenbaren wird. Und dann wird einem jeden sein Lob vor Gott werden.“ (1. Korinther 4,5)
Dieses Gericht soll uns jetzt ganz besonders beschäftigen für die restlichen Minuten. Dort richtet der Stuhl Christi als Preisgericht. Vorgeladen sind alle, die wiedergeboren sind, die zur Gemeinde gehören, also zum Leib Christi.
Der Ort und Zeitpunkt dieses Gerichts liegen mit großer Wahrscheinlichkeit nach der Entrückung der Gemeinde und vor dem Tausendjährigen Reich. Allerdings gehen die Meinungen darüber auch ein wenig auseinander.
Während wir im Himmel im Vaterhaus sind – das Vaterhaus ist ein Thema für sich –, wird nicht sehr viel darüber geschildert, obwohl es für uns von großer Bedeutung ist. Wahrscheinlich wird das Gericht in dieser Zeit stattfinden, wenn wir alle bei dem Herrn sind. Dort gilt es, unsere unerkannten und nicht vor Gott bekannten Sünden beurteilen zu lassen.
Inhalt und Ziel des Preisgerichts
Und zwar wird es vor allem darum gehen, dass unsere Taten, unsere Arbeit und unser Dienst für den Herrn geprüft werden.
In 1. Korinther 3,12-15 heißt es: So wird das Werk eines jeden offenbar werden, weil es im Feuer offenbar wird – Feuer als Güteprobe oder Werkstoffprobe könnte man auch sagen. Welche Art das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.
Dabei wird es auch um unsere Motive gehen, warum wir etwas getan haben. Es wird um unsere Versäumnisse gehen – dazu sprechen wir gleich noch ein bisschen mehr. Jetzt nur eine ganz kurze Übersicht: Es wird auch um die Worte gehen, die wir gesprochen haben.
Wir müssen von jedem unnützen Wort, das Menschen reden, Rechenschaft ablegen am Tag des Gerichts. Das gilt ganz allgemein, aber auch für uns Christen am Preisgericht.
Das Urteil wird entweder lauten: Lohn, Lob, Ehre, Krone, Siegeskranz usw. – oder Beschämung und Schaden. Es geht also in keiner Weise darum, ob man gerettet oder verdammt ist, sondern um das Offenbarwerden.
Nur Gerettete, ewig Gerettete, werden dort vor dem Richterstuhl Christi stehen. Unser Leben, unser Denken und unsere Motive werden dort beurteilt.
Gleich werde ich noch etwas mehr darüber sagen. Jetzt nur noch einmal zum Trost für alle, die vielleicht ein bisschen Bedenken haben: Jesus sagt, wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tod ins Leben übergegangen.
Deswegen sprechen wir auch gerne vom Preisgericht, damit kein Missverständnis entsteht. Es sind Wiedergeborene, die ewig sicher und gerettet sind, deren Leben und Dienst aber geprüft wird.
Ein anderer bekannter Vers ist Römer 8,1: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.“ Darüber gibt es keinen Urteilsspruch mehr – sie sind gerettet.
Beim Preisgericht geht es darum, dass alles offenbar wird zwischen dem Herrn und jedem von uns. Auch ungeklärte Dinge unter uns Christen werden dort ans Licht kommen. Nur so ist ungestörte Gemeinschaft mit dem Herrn und untereinander möglich.
Darüber möchte ich gleich noch ein paar Worte sagen, wenn die Zeit es erlaubt, denn das ist sehr wichtig für unser praktisches Leben, gerade auch in der heutigen Situation.
Dann werdet ihr vielleicht auch den letzten Vers, der jetzt zitiert wird, besser verstehen oder als aktueller empfinden: „Wer wird den Herrn am meisten lieben, dem viel vergeben ist?“
Dazu jetzt noch ein bisschen mehr.
Praktische Bedeutung des Preisgerichts für das Leben der Gläubigen
Ich darf jetzt noch ungefähr zwanzig Minuten sprechen, maximal fünfzig Minuten. Das, was ich heute sage, ist nur bruchstückhaft. Am Nachmittag, so Gott will, möchte ich dann ganz besonders auf unsere Aufgaben und unsere Begabung eingehen. Das spare ich mir jetzt und fasse zunächst kurz zusammen.
Es geht beim Preisgericht nicht um Verurteilung und Verdammnis der Richter. Unser Jesus ist unser Retter und unser Stellvertreter. Als Glaubende sind wir gerechtfertigt, geheiligt, begnadigt und Kinder Gottes. Das ist unsere Position aus Gnade.
Gleichzeitig sind wir aber auch Knechte, Diener und Mägde unseres Herrn, Arbeiter Gottes. Unser Dienst und unser ganzes Leben werden vor dem Herrn Jesus auf dem Prüfstand stehen und offenbar geprüft werden. Darum geht es also.
Man kann es vergleichen mit einem Scanner. Wer viel unterwegs ist, zum Beispiel im Flugzeug, weiß, dass man durchleuchtet wird. Das ist oft eine peinliche Sache, weil alle Metalle und so weiter entfernt werden müssen. Wer eine Prothese oder Schrauben hat, verursacht oft viel Krach im Monitor oder in den Lautsprechern. Man wird gründlich untersucht.
Das ist ein ganz schwacher Vergleich zu dem, was geschehen wird, wenn das Verborgene ans Licht kommt (1. Korinther 4,5). Das, was für andere nicht sichtbar ist, manchmal auch nicht für uns selbst, soll offenbar werden vor dem Richterstuhl unseres Herrn Jesus.
Im Prediger 12,14, dem letzten Vers im Buch Prediger, steht: Gott wird jedes Werk, sei es gut oder böse, im Gericht über alles Verborgene bringen. Das ist allgemein gehalten, aber speziell auch für uns wichtig.
Wenn es um das Preisgericht geht, handelt es sich um ein Gericht über alles Verborgene. Das heißt, um Sünden, die wir nicht erkannt haben, oder auch um vor Gott nicht bekannte Sünden und Schuld gegenüber Menschen, die wir nicht bekannt haben. Diese sollen dort offenbar werden. Das ist meine Sicht und die der meisten Bibelausleger.
Warum? Es gibt mehrere Gründe dafür. Ich glaube, dass erst dann eine völlig ungetrübte Gemeinschaft mit unserem Herrn und Gott möglich ist, wenn alle Dinge in unserem Leben, die nicht bereinigt sind, geklärt sind.
Manchmal wird gesagt, jede Sünde trennt uns von Gott. Das stimmt nicht so ganz. Wenn wir wiedergeboren sind, dann sind wir Kinder Gottes und nicht getrennt von Gott. Aber unsere Beziehung zu Gott ist eingeschränkt oder betrübt. Das betrübt nicht den Heiligen Geist, der in uns ist – das kennen wir.
Unsere Gemeinschaft, unsere innige Gemeinschaft mit dem Herrn, wird durch jede Sünde natürlich belastet. Es ist nicht so, als wäre nichts passiert. Jede Sünde wirft einen Schatten auf unser Leben, und das ist eine ganz ernste Tatsache, die wir wissen müssen.
Es ist wirklich schlimm, wenn wir als Christen sündigen, bewusst oder unbewusst. Ganz besonders schlimm ist es, wenn wir dem Herrn bewusst Dinge verschweigen und nicht bekennen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Grenzen an Sicherheit dort von Christus geklärt werden, ist sehr groß.
Damit wir anschließend in Ewigkeit im Vaterhaus eine völlig ungetrübte Gemeinschaft haben können, muss alles bereinigt werden.
Vielleicht ein zweites Argument: Damit auch ungetrübte Gemeinschaft unter uns Christen möglich ist. Ich brauche euch jetzt keine langen Vorreden oder Ausführungen zu machen, keine Vorträge über den Streit in der Christenheit, auch nicht unter denen, die wiedergeboren sind. Das ist ein trauriges Kapitel der Kirchengeschichte.
Ein paar Beispiele: Wie die Reformatoren im 16. Jahrhundert die Täufer verfolgt, getötet, erdrosselt und im Bodensee versenkt haben. Wann wurde dafür Buße getan? Wahrscheinlich kaum von den Reformatoren selbst. Das ist eine belastende Geschichte.
Ich glaube, dass diese Dinge vor der Berichterstattung Christi aufgerollt werden. Unter den Täufern gab es auch extreme Typen und Irrlehrer, die manches verkündeten, was nicht in Ordnung war. Aber im Allgemeinen waren es treue Leute, die dem Herrn Gott dienen wollten. Sie wurden von den Reformatoren zum Teil sehr brutal behandelt.
Umgekehrt gibt es das auch, vielleicht nicht in diesem Ausmaß. Wenn ich daran denke, wie über Johannes Calvin von bestimmten Autoren und Brüdern, teilweise ehemaligen Freunden von mir, gelästert wird. Ihnen wird jede Gotteskindschaft abgesprochen.
Wenn jemand befiehlt, dass der Servet damals, weil er die Trinität Gottes leugnete, getötet oder bestraft wurde, dann könne das kein Christ sein und nicht wiedergeboren sein. Solche Behauptungen finden sich bis in unsere heutige Zeit.
Es werden Schriften verfasst, die behaupten, Martin Luther oder Johannes Calvin könnten unmöglich Kinder Gottes sein. Das ist verrückt und schlimm. Ich denke, das sind nur extreme Beispiele dessen, was vor dem Richterstuhl Christi geklärt wird. Ich bin ziemlich überzeugt davon.
Lassen wir uns überraschen.
Leider gibt es auch sehr unschöne Trennungen, auch in der sogenannten Brüderbewegung. Roger und seine Familie, einige von uns hier, sind damit aufgewachsen. Wir wissen um diese traurige Trennung, die im 19. Jahrhundert, um 1845 oder 1848, stattfand.
Georg Müller, der Mann des Glaubens mit den Waisenhäusern, weltweiter Mission und großartigem Vorbild, hat sich mit Jonathan Darby, einem Lehrer, der viele Bibelübersetzungen mitverfasst hat, zerstritten. Darby war ein ausgezeichneter Theologe und hingebungsvoller Mann.
Die beiden haben sich leider auf Erden nicht versöhnt. Sie gingen auseinander wegen unterschiedlicher Standpunkte, die meines Erachtens nicht elementar waren und geklärt werden könnten.
Es gab einen Versuch der Versöhnung, als Donosendawi nach Bristol zu Georg Müller ging. Er sagte, nachdem man in Bristol einige Dinge eingesehen und bedauert hatte, was man falsch gesehen und beurteilt hatte, wäre jetzt die Zeit für Versöhnung und Handreichung.
Denn es hatte einen Riss in der frühen Brüderbewegung gegeben. Es gab Tausende Versammlungen allein in England. Es war eine gewaltige Erweckung, aber auch ein Riss.
Die einen hingen an Georg Müller, meist Geschwister mit missionarischem und evangelistischem Anliegen. Die anderen beschäftigten sich mehr mit Theologie, Reformationsgeschichte und dergleichen und bildeten einen zweiten Block.
Jede Trennung hat nur Verlierer. Die, die sich gegenseitig ergänzen und nötig haben, wurden getrennt.
Donosendawi kam also zu Georg Müller, der vermutlich einen schlechten Morgen hatte. Er schaute auf die Uhr und sagte, er hätte keine Zeit für ein Versöhnungsgespräch. Es sei so viel Ärger durch die unsinnige Trennung entstanden, dass er keine Zeit für ein Gespräch habe. Dann verabschiedete er sich.
So gingen die beiden auseinander. Ob sie sich noch einmal gesehen haben, weiß ich nicht. Aber das sind Begegnungen und Trennungen gewesen.
Ich glaube, diese Kapitel werden auch dort noch einmal aufgerollt werden.
So können wir weitermachen bis in unsere heutige Zeit. Wenn ich an die Impffanatiker und Impfgegner denke, wie sie sich teilweise zerfleischen, was für hässliche Briefe geschrieben werden, wenn man dem anderen kleine Zugeständnisse macht.
Dann wird man gleich als Verräter bezeichnet. Zahlen wie 666 spielen eine Rolle, ebenso die Spritze, die Krone, der Reiter mit Pfeil und Bogen und Ähnliches.
Brüder, die dem Herrn wirklich folgen möchten, zerstreiten sich auf beiden Seiten wegen solcher Auslegungen oder politischer Beurteilungen. Sie können es in einer Gemeinde nicht mehr aushalten und trennen sich.
Das ist Wahnsinn, furchtbar und der Feind. Das ist schlimm.
Wir müssen alles tun, um hier auf der Erde schon Frieden zu schaffen. Es muss eine versöhnliche Haltung möglich sein, auch bei Fragen, bei denen man unterschiedlich denken kann, ohne das Heil zu verlieren oder große Kompromisse einzugehen.
Es sei denn, man will das System hinter unserem Staat, unserem deutschen Staat, der Eurozone rechtfertigen. Dann hätte ich natürlich auch Probleme.
Ich denke, diese ganzen Dinge sind eine Dressur, um uns auf viel schlimmere Maßnahmen vorzubereiten. Wenn die Bibel verboten wird, nicken wir dann als brave Deutsche ab und stehen stramm?
Das ist die große Gefahr, nicht die Corona-Spritze ja oder nein. Ich bin nicht geimpft und habe es auch nicht vor. Aber wenn ich Vertrauen zu einer Impfung hätte, würde ich sie machen.
Ich sage immer: Klar bin ich geimpft gegen Tollwut und Masern. Ich habe nichts gegen Impfungen an sich. Wenn sie vernünftig sind, soll man sie machen.
Freunde von mir ließen sich impfen, um überhaupt nach Kuba oder andere Länder zu reisen. Das ist doch kein Problem.
Aber der Teufel schafft es, aus diesen Meinungsverschiedenheiten solchen Zank zu veranstalten, der die Gemeinden auseinanderreißt.
Ich weiß nicht, wie es in der Schweiz ist, aber in Deutschland gibt es viele traurige Beispiele dafür.
Wir müssen wirklich alles tun, damit das nicht so bleibt, sondern dass wir aufeinander zugehen.
Es gibt sicher noch andere Beispiele.
Ich muss jetzt auf die Uhr schauen, um noch ein bisschen weiterzumachen.
Einzelgericht und persönliche Rechenschaft vor Gott
Dieses Preisgericht wird wahrscheinlich keine Massenveranstaltung sein. Das ist eine Annahme von mir. Es wird also kein pauschales Urteil über alle gesprochen. In Römer 14,12 heißt es: Jeder wird für sich selbst vor Gott Rechenschaft ablegen, jeder für sich selbst.
Das kann man natürlich nicht vollständig erklären. In der Ewigkeit befinden wir uns in einer anderen Dimension. Zeit wird dann keine Rolle mehr spielen. Für uns ist es unvorstellbar, wie das genau sein wird. Für Gott ist es jedoch sicherlich kein logistisches Problem, dass jeder von uns – wahrscheinlich doch Milliarden von wiedergeborenen Christen – einzeln vor Ihm treten wird.
Ob wir dann in Gegenwart aller Wiedergeborenen gerichtet und durchleuchtet werden und jeder Einzelne von uns von allen gesehen wird, wie er wirklich ist, oder ob das nur in Gegenwart der Beteiligten geschieht, ist nicht eindeutig in der Bibel beschrieben. Dabi und Müller zum Beispiel, die dann beide dort stehen, werden sich hoffentlich vertragen. Das schreibt die Bibel aber nicht klar.
Ich glaube jedoch, dass alle Beteiligten davon Kenntnis bekommen. Dadurch werden die Dinge wirklich von Gott klargestellt. Wir haben dann die Möglichkeit, die Dinge einzusehen und auch zu bekennen.
Was wird beim Preisgericht beurteilt?
Was wird beurteilt? In den Briefen des Paulus lesen wir, dass unsere Werke beurteilt werden – das haben wir bereits zitiert. Es geht um das, was wir im Leib getan haben, ob Gutes oder Böses. Es geht also um unsere Taten, unsere Lebenszeit und unsere Lebensziele.
Unsere Intelligenz und unsere Begabung sind ebenfalls wichtig. Dazu werde ich heute Nachmittag ausführlich sprechen. Jeder von uns hat mindestens eine Geistesgabe erhalten, für die er Rechenschaft ablegen muss.
Ein ganz wichtiges Thema ist auch, wie wir mit unserem Geld umgehen und wie wir mit unserem Körper umgehen. Unter 1. Korinther 6,19-20 heißt es: Wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt? Ihr gehört euch nicht selbst, sondern ihr seid Gottes Eigentum. Ihr seid um einen Preis erkauft worden. Verherrlicht nun Gott in eurem Leib.
Wenn wir das nicht realisieren und so tun, als hätten wir nach einer angeblichen Bekehrung dem Herrn zwar unsere Sünden gebracht, aber unser Leben weiterhin so leben wie bisher, dann müssen wir uns fragen: Ist da wirklich Wiedergeburt? Hat das neue Leben begonnen? Wird der Heilige Geist im Leben der Betreffenden sichtbar?
Unser Leib ist Eigentum Gottes. Wir gehören nicht uns selbst, sondern sollen vom Heiligen Geist geleitet werden, der in uns wohnt. Deshalb dürfen Alkohol, Drogen, Psychopharmaka, Nikotin, Pornografie und ähnliche Dinge, die uns beschäftigen, begeistern und binden können, nicht unser Leben bestimmen.
Haben wir Verantwortung dafür? Wir können mit unserem Körper nicht machen, was wir wollen, denn er gehört dem Herrn.
Wenn ich nur an Kindesmissbrauch denke, auch gerade in unseren konservativen Kreisen: Was in den letzten Jahren alles ans Licht gekommen ist und welche Dunkelziffern es gibt, weil manche Brüder und vielleicht auch Schwestern nie gelernt haben, ihre Sexualität unter Kontrolle zu halten. Sie haben sich schmutzige Phantasien erlaubt, für die sie verantwortlich sind.
Die Gedanken sind nicht frei, auch unsere Fantasien nicht. Auch dafür werden wir vor Gott Rechenschaft ablegen müssen. Schmutzige Fantasien, die man heimlich pflegt, während man nach außen hin Strenge und Gesetzlichkeit praktiziert – das ist eine traurige Geschichte.
Im vergangenen Jahr erhielt ich einen Bericht aus Übersee von einem Freund über einen anderen Freund, den ich über 25 Jahre kenne. Er war Pioniermissionar, hingebungsvoller, exzellenter Lehrer und Evangelist, ein Vorbild. Sein Dienst war über Jahrzehnte geprägt von Heiligung und der Heiligkeit Gottes in unserem Leben.
Plötzlich kam ein Brief mit zehn Unterschriften aus verschiedenen Gemeinden. Er hatte jahrelang Frauen und Mädchen missbraucht. Wie ist das möglich? Ich frage mich selbst, wie ich das nicht bemerkt habe. Wir haben ihn unterstützt, wir waren Freunde.
Das ist nur ein Beispiel von vielen. Einige von euch haben im letzten Jahr mitbekommen, wer alles in Sünde gefallen ist. Bekannte Autoren, Bestsellerautoren wie Zacharias, Joshua Harris und andere. Viele junge Leute haben nach dem Gericht ungeküsst und doch keinen Frosch gefunden. Und jetzt marschiert einer von ihnen am Anfang einer Lesben- und Schwulenparade und entschuldigt sich bei allen Schwulen und Diversen, dass er jemals etwas gegen sie geschrieben hat.
Ja, liebe Leute, das Böse steckt in uns, wenn Gott uns nicht bewahrt. Wenn wir unsere Fantasie nicht mit Gottes Kraft beherrschen und reinigen und vor dem Herrn offen leben, dann sind das alles Dinge, für die wir vor dem Richter Christus Rechenschaft ablegen werden.
Was mich besonders erschüttert hat: Oft leben gerade Brüder, die die Heiligkeit Gottes betont haben, in diesen sechs furchtbaren Sünden – oft lange Zeit. Es scheint, als wollten sie etwas kompensieren. Das ist wirklich ein Jammer.
Sie sind schuldig vor Gott, manchmal auch vor ihren eigenen Frauen und Töchtern. Über vieles wird eine Decke des Schweigens gelegt. Viele Ehefrauen oder Töchter wagen es nicht, darüber zu sprechen oder es Brüdern zu sagen, um es ins Licht zu bringen. Es wird alles dunkel gehalten. Wie viel Schuld liegt dort verborgen, die eines Tages aufgedeckt wird.
Auch unsere Versäumnisse sind ein großes Thema. Wer weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde. Es geht also nicht nur um das aktive Böse, das wir getan haben, sondern auch um das Gute, das wir unterlassen haben. Auch dafür werden wir Rechenschaft ablegen müssen.
Wenn jemand einen Bruder mangeln sieht und sein Herz verschließt, wie kann die Liebe Gottes in ihm bleiben? Was machen wir zurzeit in der Ukraine und anderen Situationen? Wir sind schuldig, einander die Füße zu waschen. Wenn wir es nicht tun, machen wir uns schuldig vor Gott und den Menschen.
Wir sind schuldig, die Schwachheiten der Schwachen zu tragen (Römer 15). Die Männer sind schuldig, ihre Frauen zu lieben. Wie viel Schuld habe ich in meinem Leben! Das habe ich in den letzten Jahren schmerzlich erkannt, wie ich völlig versagt habe. Ich habe die Bedürfnisse, Wünsche und Pflichten als Ehemann nicht klar gesehen und nicht aktiv daran gearbeitet, auf meine Frau einzugehen und sie zu ehren.
Sie war für mich eine Mitarbeiterin, die ich liebte, natürlich. Aber wir wollten für den Herrn da sein, und gerade unter diesem Vorzeichen kann man sich schuldig machen. Das ist mir klar geworden.
Ihr seid schuldig, eure Frauen zu lieben. Elija, der bald heiratet, denkt daran und wartet nicht, bis du so alt bist wie ich, bis dir bewusst wird, welche Verantwortung und Pflicht du hast und was der Herr von dir und von uns allen erwartet.
Wir sind sogar schuldig, für unsere Brüder das Leben hinzugeben (1. Johannes 3,16). Diese Verse kennen wir gut. Das sind alles Dinge, die der Herr von uns erwartet und die wir zum großen Teil nicht getan haben. Auch das wird am Gerichtstag geklärt werden.
Unsere Motive sind ebenfalls wichtig. In 1. Korinther 13,1-3 heißt es: Alles, was nicht aus Liebe getan wird, ist Sünde. Es können noch so große Heldentaten sein – wenn sie nicht aus Liebe getan werden, sind sie Schuld.
Alles, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde (Römer 14,23). Man kann evangelisieren aus Neid und Streit (Philipper 1,15). Man kann Gott aus Ehrgeiz dienen. Auch dafür haben wir Beispiele im Neuen Testament, wenn Menschen es nur tun, um anderen zu gefallen.
Paulus sagt: Wenn ich auf Menschen gefiele, wäre ich Christi Knecht nicht. Anerkennungssucht – wie viel wurde daraus gemacht! Nach außen hin sieht es wunderbar aus, doch es ging nur um die eigene Ehre, darum, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und gesehen und gehört zu werden.
Das war nicht nur bei den Pharisäern so. Auch der wahrscheinlich größte Evangelist der Kirchengeschichte, George Whitefield, hat einmal seinen Grabstein bestimmt. Darauf sollte stehen: „George Whitefield, hier ruht George Whitefield. Was für ein Mensch er war, wird der Jüngste Tag offenbaren.“
Das war im 18. Jahrhundert üblich. Ihm war klar, was die Menschen von ihm hielten. Er predigte vor Zigtausenden im Freien, Tausende und Abertausende kamen durch ihn zum Glauben. Aber was für ein Mensch er wirklich war, wird der Gerichtstag Gottes offenbaren. Das fand ich sehr gut.
So, der Roland steht schon an der Tür und droht.
Abschließende Gedanken und Zitat von George Whitefield
Darf ich noch ein schönes Zitat von George Whitfield vorlesen? Er wurde im hohen Alter einmal gefragt: „Was ist das Geheimnis Ihres Dienstes für Gott?“
Dann antwortete er: „Es gab einen Tag, an dem ich starb, völlig starb.“ Während er sprach, beugte er sich immer tiefer, bis er fast den Boden berührte. Dann fuhr er fort: „Ich starb für Georg Müller, für seine Meinungen, für seine Wünsche, für die Anerkennung und Urteile der Menschen. Ich starb selbst für die Anerkennung oder Beschuldigung meiner Brüder und Freunde. Und seitdem habe ich danach getrachtet, mich selbst nur Gott gegenüber bewährt zu zeigen.“
Wie schön ist es, wenn ein Bruder oder eine Schwester in diesem Alter so etwas sagen kann! Man hat nur einen Wunsch: sich Gott gegenüber bewährt zu zeigen und daran zu denken, wie Gott über das eigene Leben denkt. Alle andere Anerkennung, alle Wünsche, alle Erfolge spielen dann keine Rolle mehr. Ja, auch unsere Versäumnisse.
Was könnte Gott aus deinem Leben machen, wenn du ihn nur Herr sein lässt? Ganz und gar – das haben wir früher oft als Refrain eines Liedes gesungen: „Was wäre das schön.“
Bei der Menge der Worte fehlt die Übertretung nicht (Sprüche 12). Wir müssen Rechenschaft über jedes unnütze Wort ablegen am Tag des Gerichts (Matthäus 12). Negatives Reden über andere ist ebenfalls zu vermeiden.
Ja, schenke der Herr, dass wir das wirklich mitnehmen und nicht nur aus dieser Woche mit neuen Visionen und Erkenntnissen herausgehen. Vielmehr soll unser Gewissen, unser Herz und unser Leben auf den Tag ausgerichtet werden, an dem wir vor dem Herrn stehen werden.
Dass uns die Liebe Christi drängt und dass der Schrecken des Herrn – wie sehr der Herr zu fürchten ist – uns antreibt, unseren Weg in Gottesfurcht zu gehen.
Vielleicht noch ein letztes Wort von William Macdonald aus dem Buch „Seine Spurfolgen“. Er schreibt in einem Kapitel über unseren Umgang mit Worten: „Niemand hat etwas gegen ein bisschen sauberen Humor, aber die Wahrheit ist, dass zu viel Leichtfertigkeit zu einem Verlust an geistlicher Kraft führt. Der Heilige Geist wurde oft in Versammlungen durch einen Schwall von lustigen Geschichten gelöscht. Unterhaltende Anekdoten haben die Ernsthaftigkeit eines Aufrufs des Evangeliums zerstört. Wir sind nicht berufen, Komiker zu sein.“
Das trifft zwar nur wenige von uns zu, aber es ist eine Tendenz, die man oft bei vielen bekannten, begabten Verkündigern sieht: Sie neigen schnell zu oberflächlichen Witzeleien und ähnlichem Gerede.
Paulus warnt, dass keine faulen Worte aus unserem Mund kommen sollen. Wir müssen darauf achten. Und wir sollten auch die Bitte Davids aus Psalm 19, Vers 15, wirklich mitnehmen: „Lasst die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig vor dir sein, Herr, mein Erlöser.“
Ja, das ist mein Wunsch, dass wir das mitnehmen. Vielen Dank für die Geduld.