Dankbarkeit für die Gegenwart Jesu und die Gemeinschaft
Und das glauben wir, lieber Vater: Der Auferstandene ist in unserer Mitte. Danke, Herr Jesus, dass du da bist. Danke, dass du auch diesen Nachmittag in deine Hand nimmst, dass du uns begegnen willst und zu uns reden möchtest, ganz wie es dir gefällt.
Wie wunderbar ist es, so einen Hirten, so einen Herrn, so einen König zu haben. Wir sind froh, dass du so bist, wie du bist. Einen besseren Herrn gibt es nicht.
Nun danken wir dir auch für all das, was du heute schon gegeben hast. Wir danken dir für die Gespräche, die Gemeinschaft und das Begegnensein. Wir danken dir für unseren Bruder Winrich Schäffbuch und legen es in deine Hand, dass du durch ihn auch heute Nachmittag zu uns aus deinem Wort sprichst.
Es tut so gut, vor dir zur Ruhe zu kommen, auf dich zu hören, loszulassen von allem anderen und sich auf das Entscheidende zu konzentrieren: auf dich und dein Wort.
Gib uns Spannkraft sowie Ohren und Augen, die hören, sehen und dich erkennen. Lass uns deinem Willen gehorsam sein. Gepriesen seist du, Amen.
Die Zusage des Reiches Gottes an die kleine Herde
Wenn ihr Bibeln dabei habt, dann schlagt Lukas 12,32 auf. Dort seht ihr, dass sich das mit dem verbindet, was wir heute Morgen gelesen haben. Im Vers davor steht noch einmal das Wort, das wir aus der Bergpredigt kennen: „Rachtet viel mehr nach seinem Reich, so wird euch das alles zufallen.“
Nun kommt das Wort, das wir heute Mittag hören wollen: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“
Es war merkwürdig in Gesprächen am Tisch oder wo wir sonst gesprochen haben. Ich glaube, dreimal hat jemand zu mir gesagt: „Wo kommen Sie her? Erzählen Sie mir, was Sie in Ihre geistliche Heimat haben.“ Und dann wurde entschuldigend hinzugefügt: „Wir sind ja nur eine ganz kleine Gruppe.“ Als ob das für den auferstandenen Jesus überhaupt wichtig wäre, wie viele ihr seid!
Das erinnert an unsere moderne Wirtschaftspolitik, wo alles in großen Konzernen zusammengeschlossen wird. Auch der unselige Wachstumsgedanke, der nicht nur unsere Umwelt und Natur vernichtet. Unsere Riesenprojekte – als Stuttgarter möchte ich nicht von diesem Notprojekt sprechen. Da reden wir lieber vom Berliner Flughafen und dem ganzen Wahnsinn, der dort betrieben wird.
Das Reich Gottes muss auch ganz groß sein. Wenn die Kardinäle sich zum Konklave treffen, was steht da für eine Macht dahinter? Warum war der Herr Jesus nur so „dumm“, dass er nie die große Masse gesucht hat? Warum hat er verzichtet, in einer Zeit, als damals die römischen Legionäre ihre riesigen Armeen marschieren ließen? Das große Weltreich der Cäsaren – man muss sich das einmal vorstellen.
Der Herr Jesus ist durch Galiläa gewandelt und hat zwölf Männer um sich gesammelt, von denen einer ihn am Ende verraten und ans Kreuz bringen wollte. Und dann heißt es von den anderen später: „Etliche aber zweifelten, sie waren nicht mehr sehr überzeugt.“ Das war der jämmerlichste Haufen, den man sich überhaupt vorstellen kann, mit dem der Herr Jesus die Ausbreitung des Evangeliums, der Siegesbotschaft, durch die Welt gestattet hat.
Man kann sich kaum vorstellen, wie das in der Apostelgeschichte war, als Paulus nach Europa kam. Von wegen Flaggen gehisst! In Philippi zum Beispiel gingen sie hinaus, da saßen ein paar Frauen am Ufer und lasen die Bibel. Aber der Herr war mit ihnen, und das Wort breitete sich aus.
Die Bedeutung des Geistes Gottes für den geistlichen Aufbruch
Was Hauptsache ist, das ist so wichtig. Da war kein Grafiker, der die Prospekte gestaltet hat, da gab es keine Methode. Es war überhaupt nichts organisiert. Dagegen bin ich gar nicht, das braucht man ja alles. Wir wissen, wie wichtig die Drucksachen sind, und das Image muss wirklich schön sein, wenn man auftritt. Aber das ist nicht entscheidend, das ist so wichtig.
Die entscheidende Sache, die zuerst stimmen muss, ist wichtig. Und das haben wir heute Mittag gewählt, weil ich all die beneide, die bei der Hagai-Freizeit dabei sind. Das ist ja toll, und hoffentlich habt ihr den Hagai lieben gelernt. Dort steht dieses Sätzlein: „Mein Geist soll unter euch bleiben, fürchtet euch nicht.“ Genau das Entsprechende gab es schon damals, übrigens im Alten und Neuen Testament – immer die gleiche Botschaft. Man sieht ja, wie das Hinüber und Herüber geht.
Warum war das damals so? Weil der kümmerlichste, mickrigste Rest zurückgekehrt war aus der babylonischen Gefangenschaft. Und als sie dort wieder anfangen wollten, Jerusalem aufzubauen, war das aussichtslos. Es war eine Trümmerwüste, alles war kaputt. Wir haben heute Morgen schon gesagt, wie die Feinde alles probiert haben, das Werk zu verhindern. Serubbabel war auch nicht gerade eine leuchtende Figur. Man hat sich geniert, zu diesem komischen Haufen zu gehören.
Gott wollte aber etwas Großes tun und sagt: „Mein Geist soll unter euch bleiben, fürchtet euch nicht.“ Ich brauche immer lange, bis ich mich vorbereite, und die ganzen Wochen, in denen ich schon mit diesem Gedanken umgegangen bin, habe ich zufällig bei den Nachrichten gesehen, wie das bei der Berlinale war. Wie die Filmschauspieler da stehen und wie der rote Teppich ausgerollt wird. Und bei Jesus? Sie hatten keinen Raum in der Herberge.
So fängt die Sache Gottes in dieser Welt an, wie beim Hagai. Und das Schlimme ist, dass wir uns bekümmern. Das Lied hat toll gepasst. Wir bekümmern uns um die Sache von Jesus, weil das immer jämmerlich aussieht, zum Verzweifeln. Ob wir dann sagen, das sind ja bloß noch alte Leute, oder ob wir sagen, das ist alles so entleert und gottlos bei uns und hat gar keinen Wert mehr.
Ich muss gestehen, in meinem Leben habe ich oft so gesprochen. Als ich als junge Pfarrerin den Dienst angetreten habe, habe ich gesagt: Von dieser Organisation werde ich niemals mehr eine Rente bekommen, das gibt es bis dahin gar nicht mehr. Aber es ist interessant, dass Gott immer weitermacht und immer wieder Aufbrüche schenkt. Das ist überraschend. Und das ist so toll, dass Gott eine Zusage gibt.
Das ist ja nicht einfach nur ein Wort, das er in den Wind gesprochen hat und sagt: Vielleicht, und wenn es alles klappt und so. „Mein Geist soll unter euch bleiben“ ist ein Gebot, eine Verheißung, eine Zusage. Wenn Gott seinen Geist gibt, dann gibt er seine Gegenwart und seine Nähe. Das kennen wir schon, soweit kennen wir alle das Alte Testament und die Propheten. Wenn Sacharja sagt: „Es soll nicht durch Heere oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.“
Da muss man ja in der Knesset stehen und diese sieben Arme im Leuchter sehen, wo unten in Hebräisch steht: Auch für das Volk Israel. Es geschieht nicht durch Düsenjäger, wenn Israel gebaut wird, und es geschieht nicht durch die Finanzmärkte und durch die ganze Weisheit der Politik. Sondern es soll durch meinen Geist geschehen.
Der Geist Gottes ist, da werden wir heute Mittag noch einiges sagen, etwas ungemein Zartes. Das sanfte, stille Rauschen bei Elija, nicht das Erdbeben, nicht das Große Bewegende, aber das Fürchten: Was können wir denn eigentlich schon tun? Heute hat mich oft der Mut verlassen, wenn ich sehe, wie die Gottlosigkeit in der Christenheit sich ausbreitet.
Die Herausforderung des Glaubens in der heutigen Christenheit
Und ich möchte noch ein Wort hinzufügen. Wenn wir in diesen Tagen oft darüber sprechen, wie groß die Macht des Antichristen sein wird, dann wissen wir als Bibelleser – und das wird auf der Laahöhe großgeschrieben – dass die Deutung des prophetischen Wortes lautet: Der Antichrist wütet doch schon am schlimmsten in der Gemeinde, in der Christenheit.
Habt ihr nicht bemerkt, wie das Christuszeugnis systematisch in der Christenheit zerstört wird? Wie die Gemeinde zerstört wird und wie junge Leute vom Glauben abgebracht werden? Was alles herumläuft und hochgejubelt wird, das ist doch eine Not vor uns. Man fragt sich: Was soll ich da noch anfangen?
Ich denke da an einen jungen Ehemann, der seinen Kaiser irgendwo in der Nähe hatte, der ganz mutlos war. Er sagt: „Ich will doch noch in der Kirchengemeinde mitmachen, ich will noch, aber es geht gar nichts mehr vorwärts.“ Er sagt: „Bleib dran, du hast Verheißung, wie zu Zeiten Haggais.“ Da fragt man sich: Was kommt eigentlich noch dabei heraus? Hat das eigentlich noch Sinn? Ich bin doch bloß ein Einzelner, oder wir sind ganz wenige.
Wir sehen auch, wie gesegnete Organisationen entleert werden. Ich habe ja mit jungen Jahren einen Ruf in die Mission bekommen. Es ist merkwürdig, wie man irgendwo mit sich so eine Gewissheit trägt. Ich habe sehr schnell studiert, war mit 22 Jahren mit meinem Theologiestudium fertig und wollte in die Mission.
Ich bin nach Basel gefahren. Ich kannte nichts anderes als die gesegnete Basler Mission. Dort hat man mir auf einer siebentägigen Freizeit erklärt: „Wir senden keine Missionare mehr aus. Das war im Jahr 1961. Die Zeit ist vorbei.“ Dann hat Gott das Wunder geschenkt, dass ganz neue Missionen entstanden sind. Das hätte ich nie geahnt.
Plötzlich war ich ratlos: Wo soll ich hingehen? In die Kirche wollte ich nicht, ins Pfarramt schon gar nicht. Das war mir verleidet. Bei uns zu Hause gab es immer Streit mit den Pfarrern, und die waren gegen Jugendarbeit, wie das so oft ist.
Auf einmal wird die persönliche Lebensführung anders gestellt. Ich weiß gar nicht, wie es bei euch mit den großen Enttäuschungen eures Lebens aussieht, wo man sagt: Warum ist denn das alles zerstört?
Der große Missionswissenschaftler George Peters, der in Korntal wichtige Anstöße zur Gründung der evangelikalen Missionen gegeben hat und aus Texas kam – einer der größten Missionstheologen –, hat immer gesagt: „Nach 25 Jahren spätestens ist das geistliche Leben erloschen. Wir brauchen neue Aufbrüche.“
Man kann das nicht in Zahlen so exakt fassen, aber wir müssen immer wissen: Mit jeder Generation kann das geistliche Leben nicht vererbt werden. Es muss immer wieder ganz neu errungen und neu erkannt werden.
Dazu ist es ganz wichtig, dass unser Herr das Bleiben seines Geistes versprochen hat. Vielleicht ist heute die größte Verwirrung in der Christenheit, über den Geist Gottes zu reden.
Aber der Geist Gottes ist der, der alles bewegt und antreibt. Wichtig ist, dass wir einfach bei dem bleiben, was Jesus gesagt hat. Was ist denn der Geist Gottes? Er überführt uns von der Sünde und vom Gericht (Johannes 14, Johannes 16) und verherrlicht Jesus.
Das sind die zwei entscheidenden Punkte, die die Jesusgemeinde braucht: dass sie sich von aller falschen, irdischen Herrlichkeit wieder entsäubern lässt.
Wir sind vor Gott wirklich nur Menschen, die durch seine Gnade gerettet werden – nichts anderes – und die den Blick auf Jesus haben, der uns führt und stark macht.
Die Verheißung des Geistes und die Hoffnung auf geistliche Erneuerung
Deshalb ist mir zunächst einmal wichtig: Das Erste – es soll geschehen, es soll geschehen. Das hat der Herr gesagt. Es soll geschehen durch seinen Geist, es sollen Neuaufbrüche kommen.
Wenn wir nach so einem Tag wieder auseinandergehen, möchte ich, dass ihr von einer großen Hoffnung erfüllt seid. Dass ihr sagt: Ich möchte das auch noch erleben – Aufbrüche, geistliche Aufbrüche. Dabei müssen wir nicht gleich an große Massen denken. Ich möchte das erleben. Wie hat Bruder Fülkern in den Karpaten gebetet? „Herr, ich möchte einen zu dir führen, schenk mir das. Ich möchte einen zu dir führen, gib mir die Gelegenheit. Ich möchte ein Zeuge für dich sein.“
Vielleicht ist das ein junger Kerl, der konfirmiert wird, dem möchte ich etwas erzählen. Oder ich möchte einem jungen Türkenjungen aus dem Nachbarhaus von Jesus erzählen, der gegeben ist. Ich weiß nicht. Vielleicht ist da jemand krank, der mit Gott hadert, weil er nicht mehr gesund wird, und Gott dich bewahrt hat. Herr, sende mich, gebrauche mich, es soll geschehen! Das müssen wir ganz neu wissen: Der Fels des Heils wackelt nicht und wankt nicht.
Der Fels des Heils – das ist so ein schönes Wort, das immer wieder im Alten Bund auftaucht. Der Fels des Heils wackelt und wankt nicht. Gott hat noch Großes vor in dieser Zeit. Manchmal fällt es mir schwer, wenn Leute schon aus der Geschichte ansagen, jetzt sei die Zeit der Evangelisation vorbei. Wir waren Schüler mit sechzehn Jahren, da kam auch eine Frau auf irgendeiner Freizeit und sagte: „Jetzt ist die Zeit der Evangelisation vorbei.“ Und trotzdem haben wir noch große Dinge erlebt.
Solange unser Herr noch das Evangelium verkündet, ist das Allergrößte, was uns heute tief bewegt, dass in der ganzen Welt ein großer Aufbruch zu Jesus stattfindet. Gerade dort, wo der Widerstand am größten ist, hat der Herr Türen aufgestoßen. Noch nie sind so viele Muslime zu Jesus gekommen wie in diesen Tagen. Gerade dort, wo der Widerstand am größten ist – ob in Algerien oder im Iran –, ist es unglaublich. Es sind vielleicht keine Massenzahlen, aber im Verhältnis geschieht Unglaubliches. Je größer der Widerstand, desto herrlicher wirkt die Macht des Geistes Gottes.
Zinzendorf hat so einen schönen Vers gedichtet: „Die Sache ist einmal ausgemacht, wo die Menschen sperren, da öffnet Jesus, dass es kracht. Wohl uns des feinen Herrn!“ Da hat Zinzendorf so toll kontrastiert: Das macht Jesus.
Ihr müsst wissen, Zinzendorf hat mit seiner Herrnhuter Brüdergemeinde mit 28 Jahren gesagt: „Ich möchte mal etwas richtig Großes für den Herrn tun.“ Er sagte: „Wir schicken Missionare aus.“ Und zwar suchte er sich die extremsten Stellen aus: die Eskimos in Grönland, Labrador, Feuerland und wo auch immer sie waren. Dann schickten sie Missionare nach China und Persien und überall hin. In dreißig Jahren haben sie mehr Missionare ausgesandt als alle evangelischen deutschen Kirchen zusammen in zweihundert Jahren.
Denn einer sagte: „Ich möchte mal vom Herrn etwas Gescheites tun.“ Und er sagte: „Lasst uns etwas tun.“ Das braucht ihr nicht kopieren, aber was hat der Herr vor? Er hat gesagt: Es soll geschehen – und da war alles zu.
Als er nach Westindien hinausfuhr, mit dem Segelschiff, wurden alle seine Missionare von den dänischen Kolonisten verhaftet. Es war unsicher, wie es weitergehen würde. Sein Freund, der ihn begleitete, fragte: „Was machen wir, wenn jetzt alle tot sind?“ Die Missionare waren schon mit dem Segelschiff unterwegs. Zinzendorf lebte von 1700 bis 1760, das ist lange her. Damals war das ein wagemutiger Sinn. „Dann sind wir da, machen wir weiter.“
Und da gibt es die Sache: Jesus hört gar nie auf. Ich möchte das wissen: Dass ich da bin. Das Ränkespiel der Feinde und vor allem die Macht des Teufels kann das Werk unseres Herrn Jesus nie lähmen – nur die Glaubenslosigkeit der Christen. Das ist das Problem.
Die Macht der Feinde war noch nie für das Reich Gottes ein Hindernis. Denken Sie an die erste Christenheit: Was wurde aus Christen gemacht? Sie wurden in Arenen vorgeführt, zu Tode gemartert, viele wurden umgebracht. Doch das hat nur den Glauben und die Nachfolge an Jesus gestärkt. Das Blut der Märtyrer war der Samen der Kirche. Die Feinde haben die Sache von Jesus nie schwächen können – nur die Christen mit ihrer Glaubenslosigkeit, ihrer Bekümmernis, ihrer Furcht und ihrem kleinen Glauben. Das ist das allerschlimmste Hindernis.
Das müssen wir begreifen, wenn wir nach Hause gehen, wenn wir von hier weggehen.
Deshalb weiß ich auch, wie es immer ist, wenn man weiß, durch welche Finanznöte wir in unseren Gemeinden gegangen sind. Das war oft unvorstellbar. In den kirchlichen Institutionen war es nicht anders. Wir haben gesagt: Wir brauchen mehr Geld, mehr Mitarbeit, mehr technische Mittel. Nein, das ist nicht wahr.
Wir brauchen die entschlossene Hingabe: „Herr Jesus, bei dir ist Silber und Gold.“ Wir wollen nicht an äußeren Dingen hängen bleiben. Wir brauchen dein Ja, deine Führung. Wo willst du uns haben? Bekümmert euch nicht! Es soll geschehen durch seinen Geist.
Bei Haggai heißt es: „Es ist eine kurze Zeit, nur eine kleine Weile, so werden Himmel und Erde, das Meer und das Trockene erschüttert.“ Der Herr hat noch Großes vor.
Wenn er wiederkommen wird, dann wird erst sein Weltreich aufgerichtet und sein Reich sichtbar sein. Es ist ganz wichtig, dass wir das sehen. Wir können mit unseren Augen gar nicht verfolgen, was Gemeinde Jesu in unserer Zeit ist. Auch das Reich Gottes ist nicht mit unseren Augen zu deuten – „siehe hier, siehe da“. Wir wissen, es ist da und es wächst.
Darum ist es so wichtig, dass wir wissen: Es ist Großes noch vor, was der Herr in dieser Welt tun will.
Die weltweite Ausbreitung des Evangeliums trotz Widerständen
Es ist in unserer Zeit, in unserer Generation geschehen, dass das Evangelium durchgedrungen ist – bis zur letzten Nation dieser Welt. In jeder Nation gibt es eine Jesusgemeinde, auch in denen, in denen es absolut verboten ist.
Es hat mich sehr bewegt, wie unser kleines Werk der christlichen Fachkräfte daran beteiligt sein durfte, einen Mitarbeiter an die Staatsuniversität nach Pjöngjang zu schicken. Über diese Dinge wird nicht viel gesprochen. Es ist nur ein einzelner Mann. Draußen gibt es Menschen, die noch gewarnt werden, weil sie bekennende Christen sind. Man sagt ihnen: „Passt auf, ihr dürft nicht missionieren.“ Und sie wissen das. Aber die Sehnsucht, die sie im Herzen tragen – gerade in diesem Land, das oft die Schlagzeilen beherrscht – das ist Reichsgottes Geschichte.
Sie wissen, wie viele heute irgendwo an verborgenen Orten, auch in islamischen Ländern, nur eine Sehnsucht haben: Sie möchten Menschen zu Jesus führen. Der Geist Gottes soll sie dazu befähigen, nicht weil sie es aus eigener Kraft können oder im Machbarkeitswahn unseres Landes etwas leisten, sondern weil der Herr retten will. Der Heiland lässt diese Welt nicht los und möchte so viele wie möglich noch retten, solange es noch Zeit ist – auch in einer verwüsteten Welt, in der Trümmerwüste von Jerusalem.
Mich hat es immer wieder gefreut, und wir freuen uns an jeder Freikirche, an jeder Gemeinschaft. Aber mich hat es bis heute ganz ungemein gewundert, welche ungeahnten Missionsmöglichkeiten auch die Landeskirche bietet. Dort, wo ich sage: „Ich beuge mich nicht und verkünde das Evangelium weiter“, da suchen und kommen viele Menschen.
Ganz klar müssen wir uns von allem anderen trennen und sagen: „Herr, ich will nur dir dienen und dir gehorsam sein.“ Er baut seine Gemeinde auch in diesen Tagen. Er tut das immer wieder mit kleiner Kraft und mit einzelnen Menschen.
Vielleicht kennen einige die Geschichte, wie ich vor vielen Jahren, als ich noch bei Licht im Osten tätig war, in Bulgarien war. Es war auf dem Höhepunkt des Kampfes der Kommunisten gegen die Christen. Wir waren mit einem Bibeltransporter dort. Der methodistische Pfarrer Popow in Schumen war mit einer Schweizerin verheiratet. Man hatte Mitleid mit diesem Prediger, wie er sich überhaupt behaupten konnte. Er war so arm, er hatte nur seine Kleider an einem Nagel an der Wand. Er wohnte in der Sakristei dieser alten Kirche.
Wenn wir ihn fragten, wie viele Leute kommen, sagte er: „Elf alte Frauen.“ Da versuchte man ihn zu trösten und sagte: „Ach, du armer Mann.“ Doch dann leuchteten seine Augen auf, und er sagte: „Aber es wird einmal hier die Kirche sein, die Platz nicht reicht.“ Wir fragten uns, von was er redete. Doch Gott hat es erfüllt mit dem großen Aufbruch heute in Bulgarien.
Mit unserem großen Mediziner, der dort so viel wirkt und die Kinderbibel verbreitet, kam der große Aufbruch. Man kann das nicht aus eigener Erfahrung lernen, sondern nur im Wort Gottes, denn das Wort Gottes kommt nie leer zurück. Das muss man wissen.
Es ist sicher gut, dass wir die Frucht unseres Wirkens nie in dieser Welt sehen. Sonst würden wir stolz werden. Aber wir werden uns im Himmel freuen, wenn wir sehen, dass doch etwas herausgekommen ist – bei den Enkeln, bei den Anverwandten, aus der Jugendarbeit, den Kinderkirchgruppen und all dem, was wir getan haben. Dass es nicht vergeblich war in dem Herrn.
Da steht es geschrieben: Wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn, weil der Herr das sagt. Und wenn es in seinem Namen getan wird, brauchen wir keinen Erfolg. „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“, hat der Herr Jesus gesagt. Darum ist es so wichtig, dass wir uns nicht fürchten – auch nicht wegen unserer kleinen Kraft, auch nicht wegen unserer unreinen Hände, unseres unreinen Mundes und Herzens.
Der Herr hat uns Aufgaben anvertraut, die wir tun dürfen. Und wir dürfen wissen, dass es zu allen Zeiten so war.
Die Geschichte der Mission als Zeugnis des Wirkens Gottes
Mein Herz hängt an der Weltmission. Bei der Freizeit in Braunfels durfte ich abends von der Märtyrerkirche aus über die Weltmission berichten. Dabei brauchen Sie keine Angst zu haben, denn alles muss gut vorbereitet sein. Lassen Sie mich kurz erzählen, wie das war.
Die ersten zwei Missionare, die nach Sumatra kamen, waren Amerikaner. Sie wurden ermordet und hinterließen keine Frucht. Im gleichen Jahr, in dem sie starben, wurde auf Nordstrand, bei Pellworm an der Nordsee, Ludwig Nommensen geboren, der Sohn eines Schleusenwärters. In der Heilsgeschichte Gottes läuft alles oft ganz anders. Gott hat schon jemanden bereit, der das Werk weiterführt.
Ludwig Nommensen stieß auf viele Widerstände. Er wurde schwer von einem Ochsenwagen überfahren. Die ersten sagten, er könne nie mehr laufen. Doch er betete und sagte: „Herr, du hast gesagt, was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun.“ Er erlebte es anders als andere. Als Einzelner ging er hinaus.
Wenn Sie die Geschichte von Ludwig Nommensen noch einmal lesen, werden Sie sehen, wie es war. Man sagte zu ihm: „Du kannst hier nicht bleiben. Wenn du die Nacht überlebst, bist du tot.“ Sie versuchten ihn zu vergiften. Am Ende trat er vor zehntausend ekstatische Lanzenträger, die sagten: „Jetzt muss der weiße Mann sterben.“ Doch sie sagten: „Nein, das ist nicht die Stimme Gottes, das ist die Stimme Satans.“ Daraufhin ließen sie ihre Lanzen fallen. So zeigte sich die Macht Jesu durch seine Boten.
Ich komme aus Stuttgart. Dort sagt man oft, Stuttgart sei eine fromme Stadt. Das war sie natürlich nie. Aber wir hatten in Stuttgart eine Frau namens Charlotte Reilen. Ihr Kind starb mit zwei Jahren. Sie war nicht nur ein bisschen christlich. In ihrer Verzweiflung ging sie in die Leonhardskirche, wo Ludwig Hofacker predigte. Das Evangelium traf sie tief.
Diese Frau bekehrte sich. Ihr Mann sagte: „Ich halte es mit einer geisteskranken Frau nicht aus.“ Es kommt oft vor, dass Männer, wenn ihre Frau zum Glauben kommt, sagen: „Ich reise nach Amerika aus“ und so die Ehe auflösen. Doch Gott holte auch ihn bei einer Zeltevangelisation.
Dieses Ehepaar, zwei Kaufleute, hatte dort, wo heute Bräuninger sein Kaufhaus hat, früher ihr eigenes Kaufhaus. In Stuttgart gründeten sie 50 große missionarische Einrichtungen. Sie riefen viele Projekte ins Leben: Sozialdienste wie Dirk und Nissenhaus, Traktatverteilungen und vieles mehr. Kaufleute taten, was die Kirche nicht schaffte. Sonntagsschule und Kindergottesdienst wurden nicht von der Kirche erfunden. Es waren Menschen wie du und ich, die einfach sagten: „Wir machen etwas.“
Als der erste Heilsarmee-Soldat auf der Königstraße den Kriegsruf verbreitete, ließ der Oberkirchenrat die Polizei rufen und ihn verhaften. Doch kurz darauf war Herr Elsässer, der CVM-Sekretär, der William Bus nach Stuttgart einlud. Das war mutig.
Mein Großvater war ein dreizehnjähriger Kaufmannslehrer, als er sich bei einem Vortrag von William Bus in Stuttgart bekehrte. Was ist die Segenslinie einer Familie plötzlich wieder? Das möchte ich einfach sagen: Herr Jesus, gebrauche mich, damit du mich in deiner Reichsgeschichte gebrauchen kannst. Es ist so wichtig, dass du mich in deinem Dienst gebrauchen kannst.
Fürchte dich jetzt nicht! Das war das Erste. Es soll geschehen – das ist die Zusage.
Die Zusage des Reiches als Wohlgefallen des Vaters
Das Zweite: Eine unglaubliche Zusage. Was ist denn diese unglaubliche Zusage? Es ist das Wohlgefallen des Vaters, euch das Reich zu geben.
Wir haben hier einen Nachholbedarf, denn wir wissen gar nicht genau, was das Reich ist. Adolf Hitler wusste, was das Reich ist. Ja, das hat er von den Christen geklaut, das hat er vom Alten Testament und von den Menschen geklaut. Napoleon genauso. Der Reichsgedanke ist natürlich ein Urgedanke. Gott hat sein Reich in der Welt aufgerichtet, und die Menschen haben es versucht. Sie sagten: „Das wollen wir“, bis hin zum Kommunismus. Wir wollen sozialen Frieden, wir wollen Gerechtigkeit.
Wir wissen aus der großen Heilsgeschichte – und es ist wieder toll, dass auch hier auf der Laahöhe das gelehrt wird – auch das prophetische Wort vom kommenden Reich Gottes, wo es erst sichtbar sein wird in der Herrlichkeit. Das Reich, das kommt, dieses große Gottesreich, dort wird erst alles erfüllt, wonach wir uns sehnen: kein Leid, kein Geschrei mehr, keine Krankheit mehr, wo die Tränen abgewischt werden. Erst dort wird es in der Vollendung dieses Reiches erfüllt.
Die Diktatoren haben uns das vorgemacht. Sie sagten: „Das machen wir.“ Ob das Mao war – weg mit dem Evangelium –, ob das Adolf Hitler war – weg, das brauchen wir nicht mehr. Wer auch immer es war, sie sagten: „Wir brauchen dieses Andere doch nicht, wir brauchen keinen Heiland mehr.“ Doch die unglaubliche Zusage lautet: Er will uns das Reich geben.
Und wem? Diesem kleinen Trüppchen, wie beim Haggai. „Ich will das tun, euch das Reich Gottes geben.“ Liebe Freunde, ihr könnt das gar nicht genug bedenken: Dieses unsichtbare, kommende Gottesreich ereignet sich heute, wo zwei oder drei im Namen von Jesus beieinander sind. Das ist eine ganz, ganz große Sache.
Bevor ich mit Bruder Radlew saß – er ist ein altgedienter Pioniermissionar aus Brasilien bei den Indianern – sagte er einmal: „Da könnte ich drüber reden, was das heute für stabile Leute sind, die selbst Missionen machen, die heute Schulleiter haben, die eine Universität besucht haben.“ Da ist etwas vom Reich Gottes gekommen, fast in der Sichtbarkeit. Da ist Entwicklung passiert.
Aber das Entscheidende war: Jesus hat die Mächte der Finsternis besiegt. Und was das für Mächte der Finsternis sind, das ahnt ihr kaum. Was die Dämonenmacht und der Ahnenkult in Menschen zerbrechen kann – so dass das menschliche Leben nichts mehr gilt! Keine Macht der Welt ist so furchtbar grausam und teuflisch wie die Ahnenkulte und diese ganzen Zaubermächte dieser Welt.
Und Jesus ist Sieger. Das sind doch Tatsachen. Heute erleben wir es bei den Zigeunern, die aus ihrer finsteren Kultwelt kommen – in Rumänien, Pakistan bis hin nach Deutschland –, die sich bekehren. Und das ist für uns eine Sache, dass wir wieder sagen: Ich möchte auch in meinem Ort das wieder erleben, dass das Reich Gottes geschieht.
Die Gefahr der Verwechslung des Reiches Gottes mit kirchlichen Strukturen
Jetzt möchte ich gleich sagen: Die größte Not ist, dass wir das Reich Gottes immer mit unseren Kirchentümern verwechseln, auch mit euren Freikirchen. Und das ist bei uns eine Not.
Dann kommt sofort das Gerede: Mein Taufverständnis und mein Abendmahlsverständnis sind besser als die anderen, und meine Kirche ist die Superkirche. Dabei haben wir alle nur einen ganz kleinen Ausschnitt von diesem Reich Gottes – höchstens den lebendig wirkenden Christus.
Jetzt darf ich ein paar Sachen sagen: Das Reich Gottes ist auch nicht an tote Dogmenschätze gebunden, auch nicht an Rituale. Seit einigen Jahren predige ich ohne Talar, weil mir einfach der Wecker geht, wie überall die Talare immer größer und bunter werden.
Leute, lasst uns doch wieder auf das Wort Gottes hören! Lasst uns doch auf das Entscheidende hören: Dass Christus unser Herr ist und durch sein Wort wirken kann. Lasst uns das begreifen!
Und das ist so eine Not, was alles eingedrungen ist. So hat man damals im Mittelalter die Staatskirche gebaut. Das war doch nicht das Reich Gottes. Aber die lutherischen Kirchen der Reformation sind doch alle wieder hineingekommen und haben sich wieder mit dem Zeitgeist, mit Sozialismus und vielem anderen verbündet.
Das ist ja so erschütternd, dass wir das Reich Gottes immer meinen, dort zu verbinden. Warum denn? Niemand will die Kirche verfälschen, aber wir meinen immer, das Opfer müsse man bringen, um bei den Menschen anzukommen.
Und das ist der große Irrtum, dass wir unsere Botschaft stromlinienförmig anpassen und sogar meinen, wir müssten das Wort Gottes stromlinienförmig anpassen.
Einer meiner Neffen, Schöndorf vom Rolfenschon, erlebte auf dem Schulhof in der Pause folgendes: Ein Mitschüler sagte, er habe immer solche Ängste, wenn er daran denkt, dass wir alle sterben müssen – so wie 16-jährige Jungen das eben sagen.
Der arme Kerl war in seiner Verzweiflung. Mein Neffe wusste nichts Besseres zu sagen als: Jesus hat doch den Tod besiegt!
Und dieser Ralf Altenberger schrieb später: „Endlich eine Antwort, mit der ich etwas anfangen konnte.“ Nein, das hat der Herr benutzt, und er kam zum Glauben, wurde großer Ingenieur und veröffentlichte in der Zeitschrift der Hofhacker-Vereinigung einen Artikel darüber: „Wie mir Jesus die Angst vor dem Sterben nahm.“
Er wurde Christ, las die Bibel, und sechs Monate später raste er mit seinem Porsche auf dem Weg nach München gegen einen Baum. Er war tot, aber im Herrn geborgen. So hat einer zu Jesus gefunden.
Das ist ein schlichtes Zeugnis auf dem Pausenhof. Das ist Recht Gottes. Der Herr hat gewirkt. Da braucht man keine Mitgliedschaften, keine Zeremonien, keine Ämter und was weiß ich.
Und das wissen wir: So haben die Gemeinden angefangen.
Ich habe vorher von der Heilsarmee in Stuttgart erzählt. Mir ist immer noch eindrücklich die Geschichte, wie ein württembergischer Fikar, Eduard Wüst, aus dem Kirchendienst geflogen ist. Er war ein liederlicher Mensch, doch er bekehrte sich.
Bei den hanischen Gemeinschaften in Riedenau bei Backnang wurde er entlassen, weil er zum lebendigen Glauben kam. Der arme junge Fikar schulte um und ging nach Winnenden. Dort war der erste methodistische Pfarrer.
Wie die Landeskirche mit den Methodisten umging, war unglaublich – ein Unrecht ohne Recht. Aber das ist die Geschichte der Christen selbst in Württemberg.
Dieser Müller gab Eduard Wüst Jüngerschaftstraining. Eduard Wüst fand keine Anstellung mehr. Die Kromthaler Brüdergemeinde schickte ihn danach ans Asowsche Meer, wo viele Aussiedler lebten. Sie waren dort ganz allein.
Er wurde der Erwecker in Südrussland. Sogar die Mennoniten-Brüdergemeinden erfuhren durch Eduard Wüst eine Reformation. Er wirkte nur zwölf Jahre mit und half mit, die Mennoniten-Brüdergemeinden zu gründen.
Das ist die Spur nach Konter noch einmal. Wenn man das Reich Gottes sieht und wie die Verbindungen laufen, ist es unglaublich, was da wirken kann.
Wir brauchen es gar nicht immer sehen. Du darfst wissen: Der Geist Gottes wirkt weiter. Aber nie so, dass man sagen kann: Hier oder dort. Sondern dass wir uns mitfreuen können, wenn das Reich Gottes gebaut wird.
Was heißt das? Brich in Satans Reich mit Macht hinein! Entmachte den Teufel im Leben von Menschen und führe sie zu dir.
Das ist so wichtig, dass Gottes Reich weltweit wächst.
Wir sind immer wieder gerührt, wenn wir heute angesichts der großen Notstände dieser Welt etwas tun können. Das bewegt immer wieder. Es gibt so viel Armut und Hunger.
Doch das Entscheidende wird nicht das sein. Das Entscheidende wird sein, wenn Jesus heute noch ein Reich baut, auch in diesen Ländern.
Dann wird auf einmal durch diese Christushingabe der Hunger besiegt. Und plötzlich fangen die Menschen an zu wirken und Segen zu stiften. Da wird die Umwelt verändert.
Von der neuen Mitte her kommt ein ganz neues Leben und neuer Gehorsam.
Das ist so groß! Das Reich Gottes darf wachsen. Es ist das Wohlgefallen des Vaters, euch das Reich zu geben.
Die Geschichte der Verheißungen und der Auftrag an die Gemeinde
Wenn man das einmal verfolgt, waren es immer nur Einzelne, die den Mut hatten, etwas zu wagen und zu beginnen. Ich erzähle sogar Geschichten, damit man sie besser behalten kann. Helmut Thielecke, der große Prediger und später Professor in Hamburg, hat eine unvergleichliche Auslegung des Vaterunsers geschrieben. Diese Predigten hat er einst während des Bombenkriegs in Stuttgart gehalten.
Dabei erzählt er ausgerechnet bei der Bitte „Dein Reich komme“ etwas Erschütterndes: Im Bombenkrieg in Stuttgart war sogar seine Predigtstätte zerbombt. Er stand in Rohrstiefeln und Blößen da, hatte nichts mehr zum Anziehen und trug einen verstaubten Mantel. Vor einer Ruine, in der 50 Menschen ums Leben gekommen waren, weil eine Bombe direkt eingeschlagen hatte, kam eine Frau auf ihn zu. Diese Frau kannte ich, denn sie war später zwanzig Jahre lang als Witwe in unserer Bibelstunde – Frau Amelung.
Sie sagte: „Sie sind doch Herr Thielecke!“ – man erkannte ihn kaum in seinem Outfit. „Mein Mann saß genau dort unten, wo die Bombe eingeschlagen ist. Man hat nur noch seine Mütze gefunden. Aber ich bin so froh, dass er am Sonntag noch in der Stiftskirche dabei war.“ Verstehen Sie? Das Reich Gottes, die Herrschaft Christi, gehört uns. Die anderen Dinge folgen dann alle nach. Die Mitte muss wieder da sein – in unserer Missionsarbeit, in unserer Diakonie, in unserer Sozialarbeit, in unseren Akademien und überall, wo wir als Christen tätig sind.
Aus der Mitte von Jesus, in seiner Vollmacht und seinem Wirken, sollen unsere Evangelisationen diesen einen Ruf verkünden: Du brauchst Jesus! Niemand kann dich aus der Versklavung der Finsternis in deinem Leben befreien. Du kommst nicht aus den Ketten der Sünde heraus, wenn Jesus dich nicht befreit.
Wenn Sie selbst einmal anfangen, in der Geschichte des Reiches Gottes zu stöbern, werden Sie an Ihrem Ort viel findende Missionsgeschichte entdecken. Besonders eindrücklich war für mich, was ich in Äthiopien erlebt habe. Ganz im Norden, ganz oben, in Tigre, traf ich einen Mann, der sagte: „Ich war 17 Jahre alt und wollte aus diesem schrecklichen Land, damals unter der marxistischen Militärdiktatur, weg. Ich saß im Flugzeug und dachte, nie wieder zurück.“ Er war nach Indien geflohen und dort in einer internationalen Gemeinde.
Dort kam ein Europäer herein, Doktor Goernsee, der das Red Sea Mission Team leitete. Er sah das Gesicht des Mannes und sagte: „Mensch, das ist doch ein Abessinier!“ Er ging auf ihn zu und fragte: „Wo kommst du her?“ „Natürlich Äthiopien.“ „Wo genau?“ „Ich kenne deinen Ort, da war ich schon.“ Dann sagte er: „Du gehst wieder zurück.“ Der Mann antwortete: „Nie.“ Doch manchmal sitzt so ein Ruf Gottes tief. Der Mann studierte später noch Theologie in Amerika und ließ sich nicht losreißen. Er ging zurück.
Diesem Mann, einem Tigre-Äthiopier, gelang es, die erste Bibelgesellschaft dort oben zu gründen. Es war ein Ruhestandsmissionar, Doktor Dieter Schmoll, ein Arzt, der mit 80 Jahren noch einmal hinausging. Da muss Gott doch irgendwo eine Tür geöffnet haben.
Man muss wissen: Die koptische Kirche ist sehr verschlossen. 40 Millionen Menschen gehören dazu, und wenn jemand zum Glauben an Jesus kommt, wird er aus der Kirche ausgeschlossen. Es gibt keine Erwägungen seit Jahren. Nur die ägyptische Kirche ist erweckt, aber die äthiopische ist sehr finster. Sie haben 850 Bücher, die die Bibel verdunkeln. Die Bibel selbst ist kaum verbreitet.
Doch plötzlich gelang es, weil es das Reich Gottes ist, das zu bewirken, dass die Bibelgesellschaft gegründet wurde. Wir durften mithelfen, die ersten Hörbücher zu erstellen. Die Bibel wurde neu ins moderne Tigrinya übersetzt und vieles mehr. Dann kam der oberste Patriarch von Addis Abeba und sagte: „Jeder Priester muss das Neue Testament lesen.“ Er forderte, dass Lehrer und Bibellehrer geschickt werden, damit sie das Evangelium von Jesus kennenlernen.
Gebetserhörungen! Die Väter der Mission – Goba, Widiale Haas und Ludwig Grapp – sind alle vertrieben worden. Ihr Werk ist nie gelungen. Doch der Herr gibt es plötzlich. Da gibt es einen. Und da müssen wir beten: Herr, gib auch unserem Ort noch einmal eine Gnadenstunde!
So wie du es getan hast, als die Zewad M gegründet wurde, als Gemeinschaften entstanden, als die Erweckungsbewegung und die Reformation waren, als Mönche in Wittenberg erwachten und Gott ihnen das Reich gab. Plötzlich zitterten Kaiser und Reich, das mittelalterliche Reich, vor der Wahrheit des Evangeliums.
Deshalb ist es so sühn, wenn wir das einfach wieder wissen: Gott will das Reich, dieses für uns gar nicht fassbare, erst am Ende der Zeit sichtbare Reich aus allen Völkern, Nationen und Sprachen. Das will er heute tun, und wir sind daran beteiligt.
Deshalb ist es uns so wichtig. Wir wollen mithelfen, wo das Evangelium gepredigt wird. Unsere Unterstützung soll dort hingehen. Wir wollen uns nicht mit allem anderen verzetteln, sondern unsere Kraft dort einsetzen, wo eine Verheißung liegt. Das soll geschehen.
Ihr kennt das ja, wie es in China immer weitergeht. Am Anfang, nach dem Tod Maos und den ersten Veränderungen, habe ich allein erlebt, wie sich in der Provinz Anhui die Zahl der Christen um das 147-Fache vermehrt hat – noch mehr als das Hundertfache im Gleichnis. In der anderen Provinz Henan waren es in den ersten Jahren immerhin 64 Mal so viele Christen.
Schon im Boxeraufstand, als viele Christen umkamen, war das die größte Tragödie der Weltmission. Damals wurden 130 Missionare umgebracht. 1900 war dieser schlimme Aufstand in China. Doch nachdem der Aufstand vorbei war, verdoppelte sich die Zahl der Christen. So wirkt der Herr. Das ist eine ganz andere Rechenart, als wir sie kennen.
Deshalb ist es so wichtig, dein Leben hinzugeben, damit der Herr dich gebrauchen kann, wo du bist. Auch ich habe gesagt: Auch wir Alten haben keinen Ruhestand. Herr, gebrauche mich! Wenn ich im Pflegeheim bin, möchte ich noch einige zu dir führen. Wenn ich ins Krankenhaus komme, möchte ich Zeugnis sein und beten, dass der Herr die Tür zu ihm öffnet, damit er zum Glauben kommt.
Es sind nicht unsere Gaben, die entscheidend sind. Ich höre das heute oft und bin ein wenig besorgt, weil viele meinen, sie brauchen eine bestimmte Begabung, um etwas zu tun. Natürlich, wenn ich unmusikalisch bin, kann ich keinen Chor leiten. Und wenn ich nicht sprechen kann, taubstumm bin, kann ich kein Prediger sein. Gaben braucht man.
Aber das Entscheidende ist: Der Herr wirkt durch seine wunderbaren Gaben auch mit Unbegabten. Das war schon immer so. Leute sagten: „Herr, ich tauge nicht zum Predigen“ oder „Ich bin zu jung.“ Doch der Herr hat sie gebraucht und berufen.
Das ist so wichtig: Fürchte dich nicht, bekümmere dich nicht! Es ist des Vaters Wohlgefallen, dir das Reich zu geben. Wir dürfen Großes, ganz Großes erwarten.
Deshalb sollen wir uns von der kleinen Zahl nicht entmutigen lassen. Stattdessen sollen wir uns darauf verlassen, dass Jesus uns durch seinen Geist erfüllen kann. Wie bekommt man den Geist Gottes? Ganz einfach! Jesus hat gesagt: Wenn wir wie Kinder Brot von unserem leiblichen Vater verlangen, dürfen wir auch beim himmlischen Vater bitten. Er wird uns den Heiligen Geist geben, wenn wir ihn darum bitten.
Nach der Bibel ist es immer so: Ihr seid neugeboren durch den Heiligen Geist, natürlich aus dem Samen des Wortes Gottes. Der Geist Gottes wirkt durch den Samen des Wortes und kommt kräftig in unser Leben hinein.
Darum ist es so wichtig – und das ist mir heute ganz, ganz wichtig – dass Bibelkreise, Hauskreise, Jugendbibelkreise bestehen bleiben. Bleib über dem Wort Gottes, damit Gott mit seinem Geist erleuchten kann. Das Wort Gottes ist vom Geist Gottes erfüllt und getrieben. Es schafft uns zu Menschen.
So steht es im 2. Timotheusbrief: Der Mensch Gottes sei vollkommen zu allem Guten wehrgeschickt. Das verändert unseren Charakter und macht uns neu. Dafür brauchen wir nichts anderes, denn das Wort Gottes gibt uns diese Kraft.
Das Wort kommt nicht leer zurück, sondern tut, wozu es gesandt ist. Darum wissen wir wieder, dass die Predigt und Verkündigung vom Wort Gottes her deutlich und klar sein muss. Die Menschen hören das, und ihr werdet staunen: Nichts ist so kraftvoll wie das Schwert des Geistes.
Was ist das Schwert des Heiligen Geistes? Das Wort Gottes. Der Heilige Geist ist kein anderes Schwert – nicht die Faxen, die man macht, oder irgendwelche komischen Erscheinungen. Das Wort des Geistes wirkt.
Das dürfen wir wieder wissen. Wo es gebraucht wird, wird etwas geschehen. Wir werden es erkennen und uns freuen, dass der Herr das tun will. Über der kleinen Zahl hat Gott große Verheißungen.
Wenn Sie noch einmal in die Sendschreiben der Offenbarung hineinschauen, merkt man, wie man manchmal meint: „Wir sind eine tolle Gemeinde, bei uns läuft alles so.“ Doch Jesus sagt: „Du weißt nicht, du bist jämmerlich, arm, blind und bloß.“ Das ist nicht schlimm, wenn man wenigstens weiß, wo die Kraft liegt.
Die Kraft liegt im Wort Gottes, im Evangelium und in unserem Herrn, den wir bekennen sollen. Jesus siegt, das ist ewig ausgemacht. So wird die ganze Welt erlöst. Dann wissen wir, dass er uns sendet und gebraucht.
Ihr seid dazu gebraucht. Haltet euch an die Verheißungen, lasst euch senden, geht zurück und wirkt mit, damit die Hauptsache die Hauptsache bleibt. Wir wollen sagen: Da wollen wir dabei sein, da wollen wir uns treffen. Andere Termine können warten. Die sind nicht mehr so wichtig. Wir wollen dort bleiben und arbeiten, wo wir Verheißung vom Herrn haben.
Ich musste gerade auch an meinen lieben Bruder Meier Gerber denken. Wir grüßen auch seine liebe Frau und das tolle, was sie geleistet haben. Da waren ein paar Leute, und der Herr hat sie gerufen. So ist etwas entstanden, das man kaum verstehen kann.
Anderes wurde ihnen aus der Hand genommen. Sie hätten auch gern die Klinik behalten, aber sie sind nicht hängen geblieben. Wie ich heute Morgen sagte: Der Herr kann uns manches aus der Hand schlagen. Aber wir wissen: Er gebraucht uns. Dann schafft er ein Segenswerk, Nachfolger kommen, und sie führen es weiter.
Man kann dem Herrn nur danken. Und das soll auch durch dich geschehen – nicht durch deine Gaben, sondern durch den Herrn, der vielfältig wirkt.
Schlussgebet um Kraft und Segen für den Dienst
Wir wollen noch beten.
Lieber Herr, wir danken dir für die wunderbaren Verheißungen, die du gibst. Es ist für uns als Männer nicht leicht zu merken, dass es nicht unsere Kraft ist, nicht unser Können und unser Vermögen. Es geht auch nicht durch unser Rühmen, dass wir die Prediger und Erwecker der Weltmission sind, sondern dass deine Gnade mächtig wirkt – auch in unserem Leben.
Herr, lass es nicht vergeblich sein. Lass Frucht aufgehen und öffne uns die Augen für dein Wort, damit wir immer mehr erkennen, was du noch tun willst in diesen Zeiten. Wir freuen uns mit an der großen Ernte, die in all den Verfolgungsländern eingebracht wird: in Kuba, in Laos, in Kambodscha, in China, in Zentralasien und überall in den islamischen Ländern.
Wir wollen sie nicht bemitleiden, Herr, deine Märtyrer. Wir bitten dich, dass du sie mutig machst, damit sie auch dort in allem Widerstand dein Reich ausbreiten dürfen. Aber Herr, lass uns das auch bei uns lernen, dass wir mit dir siegen dürfen – mit dem Schwert deines Geistes.
Auch wenn wir jetzt Kranke besuchen, andere aufrichten oder deine Zeugen sein wollen – an dem Platz, wo du uns hingestellt hast.
Wir bitten dich auch für dieses Werk: Allah höre, segne alle, die hier aus- und eingehen. Wehre allem, was irgendetwas zerstören kann, und sei du die Mitte.
Vielen Dank auch für die Väter und Mütter, die das alles einst in Gehorsam gegen dich begonnen haben. Lass du noch viel Frucht dadurch gewirkt werden.
Amen.
