1. Mose 5 beschreibt die Nachkommen von Adam bis zu Noah. Es beginnt mit der Aufzählung von Adams Nachkommen, ihren Lebensjahren und den Kindern, die sie zeugten.
Adam lebte 130 Jahre und zeugte einen Sohn nach seinem Ebenbild, der ihm ähnlich war, und gab ihm den Namen Set. Danach lebte Adam noch 800 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Adam 930 Jahre alt.
Set lebte 105 Jahre und zeugte Enosch. Danach lebte er noch 807 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Set 912 Jahre alt.
Enosch lebte 90 Jahre und zeugte Kenan. Danach lebte er noch 815 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Enosch 905 Jahre alt.
Kenan lebte 70 Jahre und zeugte Mahalalel. Danach lebte er noch 840 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Kenan 910 Jahre alt.
Mahalalel lebte 65 Jahre und zeugte Jared. Danach lebte er noch 830 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Mahalalel 895 Jahre alt.
Jared lebte 162 Jahre und zeugte Henoch. Danach lebte er noch 800 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Jared 962 Jahre alt.
Henoch lebte 65 Jahre und zeugte Methusalem. Danach wandelte Henoch mit Gott 300 Jahre lang und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Henoch 365 Jahre alt. Henoch wandelte mit Gott, und er wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte.
Methusalem lebte 187 Jahre und zeugte Lamech. Danach lebte er noch 782 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Methusalem 969 Jahre alt, was die längste Lebenszeit in der Bibel ist.
Lamech lebte 182 Jahre und zeugte einen Sohn, den er Noah nannte, weil er sagte: "Dieser wird uns trösten von unserer Arbeit und von der Mühe unserer Hände, wegen des Landes, das der HERR verflucht hat." Danach lebte Lamech noch 595 Jahre und zeugte weitere Söhne und Töchter. Insgesamt wurde Lamech 777 Jahre alt.
Noah war 500 Jahre alt, als er seine drei Söhne Sem, Ham und Japhet zeugte.
Das Kapitel zeigt die lange Lebensdauer der frühen Menschen und die genealogische Linie von Adam bis Noah, die für die weitere biblische Geschichte von großer Bedeutung ist.
Die Bedeutung des Geschlechtsregisters und der Neuanfang mit Seth
Unsere Väter haben dieses Kapitel mit den Worten überschrieben: „Der tote Acker der alten Welt.“ Hier betreten wir gewissermaßen einen Friedhof. Ihr habt die Worte gehört, immer wieder wurde gelesen: „Und er starb, und er starb, und er starb.“
Mitten hinein in dieses Kapitel schenkt uns der Herr ein Zeugnis von einem Mann, bei dem nicht steht, dass er starb, nämlich Henoch. Wir werden auf ihn noch zu sprechen kommen. Er ist ein Bild von dem, der den Tod überwunden hat, ein Hinweis auf die Auferstehung Jesu Christi und ein besonderer Hinweis auf die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi.
Wir haben hier einen langen Stammbaum von Adam bis Noah. Es ist ein Geschlechtsregister, eine Genealogie, wie man es auch nennt. Bevor wir diese anschauen, möchte ich eure Aufmerksamkeit auf die ersten drei Verse richten. Wenn wir noch einmal die ersten drei Verse betrachten, lesen wir: „Dies ist das Buch der Geschlechterfolge Adams. An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn Gott ähnlich, er schuf ihn in seinem Bilde, nach seinem Bilde.“
Schon in Kapitel 1 heißt es: „Als Mann und Frau schuf er sie und segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch.“ Der Name Adam ist nicht nur ein Vorname oder ein Einzelname, sondern auch ein Gattungsname für die Menschheit überhaupt, an dem Tag, als sie geschaffen wurden.
Und Adam lebte hundertdreißig Jahre und zeugte einen Sohn, ihm ähnlich, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Seth. Fällt euch hier in Vers 3 etwas auf? Kain und Abel werden hier gar nicht mehr erwähnt. Das ist eine wichtige Beobachtung. Sie zeigt, dass Gott hier quasi noch einmal neu anfängt mit der Menschheit. Dieses dunkle, traurige Kapitel, das wir vor einer Woche durchgesprochen haben, wird hier einfach überwunden, indem Gott Adam und Eva einen neuen Sohn schenkt, nämlich Seth.
Die Linie, die in Abel begonnen hatte, geht hier mit Seth weiter. Die Linie von Seth bis hin zu Noah und auch über Henoch ist die Linie der Glaubenden, die Linie der Verheißungsträger, wie wir sie auch nennen können.
Das Ausschlaggebende scheint mir hier zu sein, dass in Vers 3 steht, dass Seth nicht in dem Sinne nach Gottes Gleichnis gezeugt ist, sondern nach Adams Gleichnis, also in einer ganz anderen Art und Weise. Von dort geht eine ganz andere Linie ab, und das macht sich dadurch bemerkbar, dass es dann auch heißen muss: „Bei sämtlichen Vätern stand geschrieben: Und er starb, und er starb, und er starb.“
Das bedeutet, dass sie nach der Art und Weise gezeugt wurden, wie Adam war, mit dieser Natur, die er hatte, die gesündigt hatte. Nach diesem Gleichnis wurden nun alle Menschen, die nachkommen, gezeugt. Die Folge davon ist, dass dieser böse Kern im Menschen weitergegeben wurde. Der Mensch hat keinen guten Kern, sondern dieser böse Kern im Menschen wird weitervererbt.
Nicht der Kern, der im Menschen sein sollte – nämlich dass wir im Bilde Gottes geschaffen sind –, sondern leider wird das Bild Adams weitervererbt. Wir sind als Menschen fortgeschritten und wieder auf das Bild Adams zurückgefallen, der gesündigt hat.
Das ist das Gravierende in diesem Kapitel. Henoch macht hier eine übliche Ausnahme. Er ist ein Bild dessen, was diejenigen sein sollen, die die neue Natur empfangen haben. Sie gehen nicht mehr nach dem alten Adam oder dem durch die Sünde gezeichneten Adam voran, sondern nach dem neu geschaffenen Menschen durch den Herrn Jesus.
Wir haben eben gesagt, es heißt immer wieder: „Und er starb, und er starb.“ Hier ist tatsächlich die biblisch-theologische Begründung dafür, warum es immer wieder heißt: „Und er starb.“ Denn es ist etwas Gewaltiges, etwas Negativgewaltiges passiert.
Wir haben hier zwischen Kapitel 1 und Kapitel 5 das Kapitel 3, den Sündenfall, den Fall in die Sünde. Der Mensch hat sich bewusst gegen Gott und den Gehorsam entschieden und ist gefallen. Er hat gesündigt, ist getrennt von Gott und ist nun ein Sünder geworden.
Die biblische Lehre von der Sünde und ihre Folgen
Ich verwende jetzt einmal ein im wahrsten Sinne des Wortes Schwarz-Weiß-Bild. Wenn zwei Menschen zuerst schneeweiß waren und dann gesündigt haben, sind sie durch die Sünde pechschwarz geworden. Wenn diese beiden nun ein Kind zeugen, wird das Kind ebenfalls pechschwarz sein.
Wenn wir das so betrachten, dass wirklich bis in die Gene alles schwarz wird, dann wird auch das Kind schwarz sein. Oder nehmen wir ein anderes Bild: Zwei Menschen sind zunächst auf dieser Seite eines Flusses. Durch ein Unglück werden sie auf die andere Seite geschleudert und zeugen dort ein Kind. Dann ist das Kind auch auf der anderen Seite des Flusses, getrennt von dem vorherigen Platz.
Noch ein Bild: Wir sind hier in Mannheim. In Mannheim werden täglich Fahrzeuge hergestellt. Bei Daimler-Benz werden beispielsweise Busse gebaut, gar nicht weit von hier. Stellt euch vor, bei einem Prototyp passiert durch ein Versehen ein Fehler an der Lenkung. Ihr wisst ja, dass immer ein Prototyp gebaut wird, und alle Fahrzeuge, die vom Band laufen, genauso aussehen wie dieser Prototyp. Dieser wird natürlich sehr streng getestet.
Angenommen, es ist ein Fehler an der Lenkung bei einem Bus passiert, der nicht entdeckt wurde – was sicher keine Kleinigkeit wäre – und dieser Fehler wird durch die Kontrollen nicht bemerkt. Dann hätten alle Busse, die gebaut werden, einen Fehler an der Lenkung.
Genau das ist hier passiert: In 1. Mose 1 hat Gott den Prototyp gebaut, Adam und Eva. Durch ihr eigenes Versagen bekamen sie einen Fehler an der Lenkung. Sie ließen sich nicht mehr von oben steuern, von Gott, ihrem Vater. Sie wollten autonom sein. Der Bus wollte hinfahren, wohin er wollte. Und nun haben alle Menschen, die seitdem gezeugt werden, den Fehler an der Lenkung.
Es muss etwas Grundlegendes passieren. Das Fahrzeug muss zurück ins Werk, und der Schaden wird behoben. Manchmal ruft eine Autofirma alle Fahrzeuge bis zu einer bestimmten Seriennummer zurück, um etwas zu verbessern oder zu reparieren. So müssen auch alle Geschöpfe, die diesen Fehler an der Lenkung haben, von Gott zurück ins Werk gerufen werden. Er ruft sie zurück zu sich.
Nur er kann den Fehler beseitigen – nicht irgendein Bastler, der etwas umbauen will, sondern nur in dem Werk, wo das Fahrzeug hergestellt wurde, kann der Fehler behoben werden. Deshalb ruft Gott jeden Menschen zu sich. Dann kommt nicht ein verbesserter Mensch zurück, sondern ein ganz neuer. Dieses Bild sprengt den Rahmen.
Das ist hier passiert, und das sehen wir an dieser Aussage: Adam zeugte einen Sohn, der ihm ähnlich war, nach seinem gefallenen Bild – nicht mehr gottähnlich, wie er geschaffen war, sondern ihm, dem Gefallenen, ähnlich. Er hatte den Fehler an der Lenkung, und nun auch Kain, Abel, Seth und alle weiteren.
Darum heißt es immer wieder, er starb. Wir haben hier also im Grunde die biblische Lehre von der Sünde entfaltet. In 1. Mose 1,27 schuf Gott den Menschen nach seinem Bild. Hier in 1. Mose 5,3 zeugte Adam einen Sohn, ihm ähnlich, nach seinem gefallenen Bild. Das ist das, was manchmal in der Theologie Erbsünde genannt wird.
Dieser Ausdruck kommt in der Bibel nicht vor, und wir sollten ihn eigentlich nicht verwenden. Ich habe nicht die Zeit, zu erklären, wie es zu diesem Begriff kam. Er stammt aus der römisch-katholischen Theologie und sollte daher nicht unbedingt verwendet werden. Aber das, was hier ausgedrückt wird, haben wir eben mit dem Bild versucht zu verdeutlichen: Der Mensch ist nun dem gefallenen Adam gleich.
Vielleicht noch ein Bild, das auch die Jüngeren verstehen: Ich muss mal eine Frage an Achim richten. Achim, jetzt kommt die Zeit, in der die Äpfel auf den Bäumen wachsen. Stell dir vor, du siehst bei euch im Garten – hoffentlich habt ihr einen Apfelbaum – einen schönen roten Apfel und hast richtig Appetit darauf. Du nimmst ihn vom Baum und willst gerade hineinbeißen, da lacht dir jemand aus dem Apfel entgegen: der Genosse Wurm grüßt dich.
Jetzt die Frage, Achim: Wie ist der Wurm in den Apfel gekommen? Viele würden spontan meinen, er ist hineingekrochen. Das stimmt aber nicht. Er ist herausgekrabbelt. Wie kommt das?
Wenn die Blüte noch am Apfelbaum ist, kommt ein Insekt und legt ein Ei in die Blüte – ganz klein, fast nur unter dem Mikroskop sichtbar. Das ist der Keim von dem Wurm, der später daraus wird. Dann wird daraus der Wurm, und der sitzt innen drin. Wenn der Apfel wächst, wächst der Wurm mit. Er lebt da wie die Made im Speck und krabbelt am Schluss von innen nach außen.
(Das sage ich aber gleich in Klammern: Es gibt auch einige Wurmsorten, die von außen hineinkrabbeln. Aber normalerweise krabbelt ein Wurm von innen nach außen, er war schon vorher drin.) Frag mal deinen Biologielehrer, ob das stimmt, was ich sage. Es ist kein Märchen – die krabbeln wirklich von innen heraus.
Der Mensch fragt sich immer, wie das Böse in den Menschen kommt. Er meint oft, es sei von außen hereingekrabbelt: die Umwelt sei böse, die Erziehung, die Politik, die Religion – alles Mögliche sei böse und mache den Menschen böse. Dabei übersieht er die Botschaft der Bibel.
Die Bibel sagt: Nein, da ist etwas innen drin. Schon durch Zeugung und Geburt wird es weitergegeben – der Fehler an der Lenkung liegt schon in den Genen, in dem, was uns später ausmacht. Der Fehler ist schon vorprogrammiert: die fehlende Gottesbeziehung, das Getrenntsein von Gott. Das sollten wir einfach ernst nehmen, so sagt es die Bibel.
Darum nimmt Paulus im Römerbrief diese Lehre auf und sagt in Römer 5,12: Der Tod ist zu allen gekommen, nicht weil Adam einmal gesündigt hat, sondern weil alle gesündigt haben. Es ist also zu billig zu sagen, weil Adam gesündigt hat, bin ich heute ein Sünder. Das trifft es nicht allein.
Der Tod ist zu allen gekommen, weil alle gesündigt haben. Ich habe auch gesündigt, nicht nur Adam. Irgendwann hat jeder Mensch seinen eigenen Sündenfall – nämlich dann, wenn er in dem Alter und der Reife ist, in der er ganz klar versteht, was ein Gebot ist, und es willentlich übertritt. Dann hat jeder auch seinen eigenen Sündenfall.
Wir sind Sünder, und weil wir Sünder sind, sündigen wir irgendwann, früher oder später. Römer 6 fasst das zusammen und sagt: „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ So sehen wir, wie die Sünde in den Menschen kam und als Folge der Tod.
Das ist so sicher wie das berühmte Amen in der Gemeinde oder in der Kirche: Wer sündigt, muss sterben. Die Menschen haben gesündigt, und Gott hatte schon gesagt: „An dem Tag, da du davon isst, musst du des Todes sterben.“ Zunächst trat der geistliche Tod ein – sie verloren die Beziehung zu Gott. Dann kam als Folge auch der physische Tod. Eines Tages mussten sie auch sterben.
Der Erste war Abel, der starb, und dann auch alle anderen – eines Tages auch Kain, der hier nicht erwähnt wird.
Das Geschlechtsregister und die Bedeutung der Namen
Das Geschlechtsregister aus dem Buch Erster Mose einmal auf einen Blick betrachtet:
Wir sehen zunächst Adam, dessen Name „der Erdgeborene“ oder „der Mensch“ bedeutet. Er wird 930 Jahre alt und stirbt. Auffällig ist sein hohes Alter. Bereits mehrfach wurde erklärt, dass dies mit einer Wasserschicht in der Atmosphäre zusammenhängt, einem sogenannten Wassergürtel, der erst bei der Sintflut abgeregnet ist. In einer Woche werde ich dazu noch einmal etwas sagen und eine Folie dazu zeigen.
Der nächste in der Reihe heißt Seth, was „Grundstütze“ bedeutet, und wird 912 Jahre alt. Dann folgt Enosch, „das Menschliche“, mit 905 Lebensjahren. Danach kommt Kenan, der „Metallarbeiter“ oder „Waffenschmied“, der mit Kupfererz umgeht, um daraus etwas herzustellen.
Besonders fällt Mahalalel auf, dessen Name „Gottespreis“ bedeutet. Darin steckt das Wort „Hallel“, was „loben“ oder „preisen“ heißt, wie in „Halleluja“. Inmitten der zunehmenden Dunkelheit taucht also plötzlich jemand auf, dessen Name einen Lobpreis Gottes ausdrückt. Insgesamt geht die Linie der Generationen bergab, aber zwischendurch zeigt sich eine kleine Aufwärtsentwicklung. Kenan scheint erkannt zu haben, dass es nicht alles sein kann, Städte zu bauen, Besitz anzuhäufen, Güter zu sammeln und Waffen zu schmieden. Es bricht eine Sehnsucht nach Gott durch, und so nennt jemand seinen Sohn „Gottespreis“.
Doch schon dieser Sohn nennt wiederum seinen Sohn Jared, was „Niedergang“ bedeutet. Die Namen haben in der Bibel große Bedeutung. Jared zeugt Henoch, dessen Name „rüsten“ oder „üben“ bedeutet. In diesem Namen liegt wieder Macht und Gewalt. Henoch wird nur 365 Jahre alt, und bei ihm heißt es nicht, dass er starb, sondern dass Gott ihn hinwegnahm. Heute Abend werden wir noch mehr darüber hören.
Methusalem, dessen Name „Mann der Kriegswaffe“ bedeutet, wird von Henoch mit 65 Jahren so genannt. Das deutet darauf hin, dass Henoch zunächst wohl auch im Geist seiner Zeitgenossen aufwuchs und nicht mit Gott in Verbindung stand. Er bezeichnet seinen Sohn als „Mann der Kriegswaffe“, einen „Schwertritter“ oder „Mann des Wurfgeschosses“ – ein richtiger Kämpfername.
Dann gab es offenbar eine Wende im Leben des Henoch, worüber wir gleich noch hören werden. Danach folgt Lamech, der „Niederstrecker“. An den Namen lässt sich der Geist dieser Menschen ablesen – es ist das heranwachsende Geschlecht vor der Sintflut, das hier beschrieben wird. Diese Menschen hat Gott in seinem Gericht bis auf wenige hinweggerafft.
Schließlich wird Noah geboren, und an ihn knüpfe ich Trost. So viel zum Geschlechtsregister, zu den Namen und dem Alter der Personen.
Henoch als herausragende Gestalt und sein Wandel mit Gott
Jetzt wollen wir uns mit dem Leben des Henoch beschäftigen. Lesen wir noch einmal die Verse einundzwanzig bis vierundzwanzig aus 1. Mose 5,21-24:
Henoch lebte fünfundsechzig Jahre und zeugte Methusalem, den ältesten Menschen, der je gelebt hat. Nachdem er Methusalem gezeugt hatte, wandelte Henoch dreihundert Jahre mit Gott und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Henochs betrugen dreihundertfünfundsechzig Jahre. Henoch wandelte mit Gott, und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg.
Dabei fällt auf, dass über keinen anderen in diesem Abschnitt so viel gesagt wird wie über Henoch. Adam, am Anfang, wird noch etwas ausführlicher beschrieben, aber danach werden die anderen nur erwähnt. Bei Henoch jedoch wird eine Art Biografie eingeflochten. Er ist die herausragende Gestalt dieses Kapitels, um ihn geht es, und deshalb wollen wir uns jetzt intensiver mit ihm beschäftigen.
Henoch war zunächst wohl Kind seiner Zeit, wie ich eben schon sagte. Auch er war mit dem Rücken zu Gott geboren worden. Jeder Mensch wird seit dem Sündenfall mit dem Rücken zu Gott geboren und geht automatisch in die falsche Richtung – bildlich gesprochen. Jeder Mensch braucht eine Umkehr um hundertachtzig Grad. Sonst entfernt er sich immer weiter, wandert in Wüsten hinein, immer weiter weg vom lebendigen Gott, von der Quelle des Lebens. Jeder muss also um hundertachtzig Grad umkehren.
Mit fünfundsechzig Jahren nannte Henoch seinen Erstgeborenen Methusalem. Der Name bedeutet „Mann der Kriegswaffe“ oder „Schwertritter“. Das deutet darauf hin, dass es im Leben Henochs eine Wende gegeben haben muss. Henoch begann, mit Gott zu wandeln.
Es ist ein wunderbarer Ausdruck: Man kann nur mit Gott wandeln, wenn man zuvor zu Gott gekommen ist, wenn man umgekehrt ist. Nur dann kann man mit Gott wandeln. In dem Ausdruck „wandeln“ liegt etwas sehr Gleichmäßiges, Ausgeglichenes. Henoch ging beständig mit Gott, er hielt Schritt mit Gott. Er lief nicht voraus, wie wir es manchmal machen, wenn wir vorschnell handeln, ohne Gott zu fragen.
Oft beten wir erst hinterher: „Nun, Herr, segne auch das, was ich da jetzt eingefädelt habe.“ Oder wir sagen: „Herr, rate mir, aber rate mir nicht ab.“ Das geschieht, wenn wir vorauslaufen oder hinterherhinken, wenn wir nicht Gottes Wege gehen wollen. Manchmal denken wir: „Du gehst mir zu schnell, ich will lieber hier sitzen bleiben.“ Wie oft geht es uns so. Aber Henoch hielt Schritt mit Gott, er wandelte mit Gott.
Dieser Ausdruck kommt in der Bibel nur bei zwei Personen vor: bei Henoch und bei Noah. Beide überlebten das Sintflutgeschlecht – der eine durch Entrückung, der andere in der Arche. Wir werden noch sehen, was das zu bedeuten hat.
Der Ausdruck wird bei Henoch sogar zweimal verwendet. Wenn die Bibel etwas besonders betonen will, dann wiederholt sie es. Wir unterstreichen es heute: Die Bibel sagt zweimal, dass Henoch mit Gott wandelte. Das wird hier ganz deutlich hervorgehoben.
Da Henoch offenbar ganz allein den Glaubensweg ging, nahm ihn Gott hinweg. Mir ist heute aufgefallen, dass seine Frau nicht mitentrückt wurde. Das heißt, seine Frau ging nicht mit ihm den Glaubensweg. Noahs Frau dagegen ging den Weg mit ihm, sie war mit in der Arche, ebenso die Frauen seiner Söhne. Aber Henochs Frau wurde nicht mitentrückt. Wenn sie mit ihm den Weg gegangen wäre, wären sie zusammen entrückt worden, ganz gewiss. Er ging ganz alleine den Glaubensweg.
Wir können uns kaum vorstellen, was das für ihn bedeutete: 300 Jahre lang in einer völlig glaubensfeindlichen Umwelt zu leben, die vollkommen materialistisch eingestellt war. Städte gründen, Herden besitzen, Waffen schmieden, Völker beherrschen, Güter gewinnen – das war alles, worum es sich drehte. Niemand fragte nach Gott. Und da lebte ein Mann, Henoch.
Henoch hatte die himmlische Welt geschmeckt, er hatte begriffen, dass das Diesseits nicht alles sein kann – dieses Jagen, Raffen, Herrschenwollen und Besitznehmen. Das war nicht alles. Er hatte die Verbindung zu Gott aufgenommen.
Am Ende von Kapitel vier heißt es, dass damals man anfing, den Namen Jahwe, Gott, anzurufen – den Namen des Herrn. Henoch war einer, der den Namen des Herrn anrief und mit ihm in Verbindung war. Er lebte mit dem Herrn, er wandelte mit Gott. Deshalb ging er trotz Verachtung und Spott den einsamen Weg zur himmlischen Herrlichkeit.
Wir dürfen nicht meinen, nur Noah sei verspottet worden, weil er die Arche auf dem trockenen Land baute. Auch Henoch fiel in diesem Klima auf, er war anders. Er wurde sofort zum Außenseiter, zum Fremdkörper in der damaligen Welt.
Henoch ist ein großes Vorbild für uns alle, die wir heute in einer nicht weniger materialistischen, diesseitig geprägten und gottlosen Zeit leben. Wenn wir heute den Weg mit dem Herrn gehen wollen, gebunden an sein Wort und in enger Lebensgemeinschaft mit ihm, dann sind wir Nachfolger eines Henoch, der vom Herrn hinweggenommen wurde.
Mitten in diese Zeit, in das dunkle Sintflutgeschlecht, richtet Gott sein Zeugnis: Ihr Menschen, ihr seid nicht für das Diesseits geschaffen, ihr seid nicht für den Friedhof bestimmt. Ihr seid zur himmlischen Berufung gemacht, zur himmlischen Berufung bestimmt. Henoch war der erste, der diese Berufung erreichen durfte.
Es ist also sehr segensreich, sich mit Henoch zu beschäftigen, dieses kurze Lebensbild, diese kleine Biografie anzuschauen. Da steckt viel drin: Henoch wandelte mit Gott, und darum hat ihn Gott hinweggenommen. Er wurde entrückt.
Die Entrückung in der Bibel – siebenfache Entrückung und ihre Bedeutung
Nun sind wir beim Begriff Entrückung. Hier steht nicht wörtlich der Ausdruck „Entrückung“, aber was hier geschieht, das ist eine Entrückung.
Henoch wurde von Gott weggenommen, ohne dass er sterben musste. Er wurde direkt lebend in den Himmel genommen. Das nennen wir „entrückt“. Die Bibel spricht von einer siebenfachen Entrückung.
Henoch war der erste, der entrückt wurde (1. Mose 5). Ebenso wurde Elisa von dem Herrn in den Himmel gerückt. Nur Elisa sah das, sein Bote sah, wie er mit feurigen Wagen und Rossen in den Himmel geholt wurde. Er musste nicht sterben.
In Matthäus 27, an der Schwelle zum Neuen Bund, lesen wir, dass direkt nach dem Sterben Jesu der Vorhang im Tempel in Jerusalem von oben nach unten zerriss. Dann heißt es weiter: Die Gräber taten sich auf, und Heilige erschienen in Jerusalem.
Was geschah dann mit den Heiligen? Wir lesen nicht, dass sie sich der Gemeinde anschlossen oder in Jerusalem lebten. Wir dürfen mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der Herr sie danach entrückt hat. Das waren Heilige des Alten Bundes, und Gott hat sie wohl zu sich genommen.
In Apostelgeschichte 1, Vers 9, lesen wir von der Entrückung Jesu Christi. Die Himmelfahrt Jesu ist nichts anderes als seine Entrückung. Er wurde vor den Augen seiner Jünger in den Himmel entrückt. Er musste nicht noch einmal sterben, sondern wurde in den Himmel hineingenommen.
In 1. Thessalonicher 4, was für uns besonders wichtig ist, wird die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi beschrieben. Paulus schreibt davon, dass eines Tages der Herr kommen wird und die dann lebenden Christen sowie die schon verstorbenen Christen zu sich in die Wolken nehmen wird. Das nennt die Bibel „Entrückung“.
Das ist keine Sonderlehre von irgendwelchen Sektierern, sondern eine eindeutige Lehre der Heiligen Schrift. Auch wenn das in den großen Kirchen so gut wie unterschlagen wird.
Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal in den Kirchen eine Predigt über die Entrückung gehört haben. In der römisch-katholischen Kirche kommt das generell nicht vor. Ich habe einmal an einem Abend einen Vortrag über die Entrückung gehalten, und da war ein katholischer Priester anwesend, den ich gut kannte und heute noch gut kenne.
Er sagte hinterher: „Mensch, das habe ich in meiner ganzen theologischen Ausbildung nie gehört, dass es eine Entrückung der Gemeinde Jesu Christi gibt.“ Obwohl das in jeder römisch-katholischen Bibel auch drinsteht – in 1. Thessalonicher 4. In der Theologie kommt es nicht vor. Er hat mir das bestätigt, wollte sofort die Kassette haben und war also sehr erstaunt.
In der evangelischen Theologie wird es auch nur stiefmütterlich behandelt. Und wenn, dann wird die Entrückung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben und fällt dann zusammen mit allem Möglichen, wie der Erneuerung von Himmel und Erde am Ende.
Sechstens gibt es die Entrückung des Apostels Paulus. Er wurde nach eigener Aussage (2. Korinther 12) in den dritten Himmel entrückt und hörte unaussprechliche Worte. Seine Entrückung war eine zeitweilige Entrückung. Er war danach noch auf der Erde.
Die Offenbarung bezeugt uns zukünftig, dass die zwei Zeugen, von denen in Offenbarung 11 die Rede ist, auch entrückt werden, nachdem sie gestorben und wieder lebendig geworden sind.
Das nur mal als Überblick: Die Bibel spricht von sieben Entrückungen. Wie kann es anders sein? Immer wieder die Zahl sieben, die heilige Vollzahl der Bibel.
Die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi – biblische Grundlagen
Nun kommen wir zu den beiden wichtigsten Stellen über die Entrückung der Gemeinde Jesu Christi. Wir haben von Henoch gehört. Er ist ein Bild für die Christen, die entrückt werden – für alle, die zur Gemeinde Jesu Christi gehören und weggenommen werden. Darum wollen wir uns heute Abend mit diesem wunderbaren und wichtigen Thema beschäftigen.
Lasst uns zusammen 1. Thessalonicher 4, Verse 13-18 aufschlagen. Wir müssen zwei, drei Stellen lesen, damit wir das besser verstehen können. In der Elberfelder Bibel folgt auf Philippa Colossa der Brief an die Thessalonicher. Wir öffnen also 1. Thessalonicher 4, Verse 13 bis 18. Ich lese selbst, damit es auf die Aufnahme kommt.
Paulus schreibt: „Wir wollen euch aber, Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht betrübt seid wie die übrigen, die keine Hoffnung haben.“ Nichtchristen haben letztlich keine Hoffnung. Das ist ein jämmerliches Bild, wenn Nichtchristen sagen: „Mit dem Tod ist alles aus, 1,80 Meter tief, und dann kräht kein Huhn und kein Hahn mehr nach mir.“ Wenn Menschen keine Hoffnung haben, wenn das ihre einzige Hoffnung ist, dass die Bibel falsch ist, dass die Bibel irrt und es dann wirklich aus ist, und sie nicht vor einem lebendigen Gott erscheinen müssen – das ist die Hoffnung vieler Menschen hier in Mannheim.
Darauf bauen sie ihr ganzes Leben: dass die Bibel falsch ist. Und wehe, sie irren sich in diesem Punkt. Ihre Chancen stehen nur fifty-fifty, und sie wagen es, darauf ihr Leben zu bauen. Wenn sie irren, hängt daran ihr ewiges Verderben. Sie haben keine Hoffnung.
Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, wird auch Gott ebenso die Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen. Denn dies sagen wir euch in einem Wort des Herrn: dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den entschlafenen Christen keineswegs zuvorkommen werden.
Jetzt wird beschrieben, wie es geschehen wird: Der Herr selbst wird beim Befehlsruf, bei der Stimme des Erzengels und beim Schall der Posaune Gottes herabkommen vom Himmel. Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft. Und so werden wir allezeit beim Herrn sein.
So ermuntert Paulus nun einander mit diesen Worten. Das war für die ersten Christen eine wunderbare Ermunterung und ein Trost: Der Herr wird kommen und die Gemeinde zu sich nehmen.
Schauen wir uns jetzt anhand einer Folie an, was da genau vor sich geht. Es heißt, der Herr wird aus der unsichtbaren Welt an den sichtbaren Himmel hervortreten. Das heißt, er wird vom Himmel herabkommen. Wo ist der unsichtbare Himmel? Oben, und unser sichtbarer unten. Er wird einfach aus der unsichtbaren Welt an den sichtbaren Himmel hervortreten.
Christus gibt den Befehl zur Entrückung. Man muss sich vorstellen, wie ein General oder Feldmarschall seinen Befehl an einen Offizier weitergibt. Der General brüllt nicht, er sagt es dem Offizier. Der Offizier gibt dann mit lauter Stimme den Befehl weiter. Der Ordonnanzoffizier – ein Leutnant oder Hauptmann oder wer das ist – gibt dann mit lauter Stimme den Befehl.
So gibt Christus den Befehl zur Entrückung, und der Erzengel wiederholt den Befehl mit lauter Stimme. Dann ertönt eine Posaune.
Die Toten in Christus werden zuerst auferstehen, also die toten Christen, die seit Pfingsten den Herrn Jesus als ihren Erretter angenommen hatten und durch den Heiligen Geist in den Leib Jesu Christi hineingetauft wurden. Diese von Pfingsten an bis zu dem Tag der Entrückung werden auferstehen.
Hier steht: „Die Toten in Christus“ – nur die, die in Christus sind, werden auferstehen. Das nennt die Bibel die erste Auferstehung. Die, die nicht in Christus sind, die nicht den Herrn als ihren Erretter angenommen haben, sind bei der zweiten Auferstehung dabei.
Wehe denen, die bei der zweiten Auferstehung dabei sind! Sie stehen vor dem großen weißen Thron, wo es keine Errettung gibt, weil an diesem Thron kein Blut ist.
Danach folgt die Entrückung der lebenden Christen. Das heißt, die Gemeindegeneration, die zu der Zeit lebt, wenn Christus zur Entrückung kommt – das können wir sein – wird lebendig dem Herrn entgegengerückt in die Wolken. Zusammen mit den toten Christen, die auferstehen, werden sie in den Wolken vereinigt.
Dann bestätigt Paulus es mit großer Gewissheit in Vers 17 und sagt noch einmal: „Und zugleich mit ihnen entrückt in den Wolken dem Herrn entgegen in die Luft, und so werden wir allezeit beim Herrn sein.“ Gewissheit: Wir werden für immer bei ihm sein.
Das ist die biblische Lehre von der Entrückung. Da steht in der Heiligen Schrift, da schreibt der Apostel Paulus. Davon hat auch Jesus gesprochen, wenn er zu den Jüngern sagt: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen, und ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten; und wenn ich damit fertig bin, dann komme ich wieder und hole euch, damit ihr seid, wo ich bin.“
Da spricht Jesus von der Entrückung. Und hier beschreibt Paulus, wie die Entrückung vonstattengehen wird.
Die Verwandlung bei der Entrückung – 1. Korinther 15
Eine weitere Stelle wollen wir hier im Zusammenhang lesen. Bitte gehen Sie zurück zu 1. Korinther 15, Verse 50-53.
Dies ist eine zweite, ganz wichtige und ausführliche Stelle über die Entrückung in den Briefen. Paulus schreibt: „Dies aber sage ich, Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht erben können, auch die Verweslichkeit nicht die Unverweslichkeit erbt.“
Fleisch und Blut bezeichnet den Menschen, der nicht durch Christus erneuert und wiedergeboren ist. Er ist einfach Fleisch und Blut, so sagt die Bibel. Und jetzt Vers 51: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden.“
Interessant ist, dass die Bibel das Sterben der Gläubigen als „entschlafen“ bezeichnet. Dieser Ausdruck wird nur für die Gläubigen gebraucht, die sterben. Sie entschlafen, weil sie nur für eine Zeit lang schlafen und dann zu dem Herrn genommen werden. Die Toten, also die Ungläubigen, sterben wirklich, aber die Christen entschlafen.
Wir werden alle verwandelt werden, und zwar in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune. Denn es wird Posaunen geben, und die Toten werden auferweckt werden, unverweslich. Wir werden verwandelt werden, denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und diese sterbliche muss Unsterblichkeit anziehen.
Das sind herrliche Verse, die oft nur an bestimmten Tagen gelesen werden – viel zu schade dafür. Wir können sie heute Abend betrachten. Fleisch und Blut kann das Reich Gottes nicht erben, sagt die Bibel an vielen Stellen. Deshalb ist eine Verwandlung nötig, bevor der Leib in den Himmel eingehen kann.
Auch der Leib des Christen trägt noch die innewohnende Sünde und kann nicht einfach so in den Himmel. Der Leib muss verwandelt werden. Und das alles soll zur Zeit der letzten Posaune geschehen?
Die letzte Posaune ist nicht identisch mit der siebten Posaune aus Offenbarung 11. Diejenigen, die die Entrückung in die Mitte der Trübsal oder an das Ende der Trübsalszeit legen, berufen sich oft auf diese Aussage hier und sagen, die letzte Posaune sei dann zu der Zeit, in der das letzte Posaunengericht über diese Erde geht. Das wäre dann mitten in der Trübsal oder am Ende der Trübsal.
Das lehrt die Bibel jedoch nicht. Die letzte Posaune betrifft das jüdische Fest der Posaunen, das mit einem langgezogenen Posaunensignal endet. Es ist ganz einfach zu sehen: Wenn wir vom Herrn Jesus hier in den Himmel genommen werden, dann ist es nicht zu unserem Gericht, sondern dazu, dass wir uns bei ihm freuen können. Das ist für uns eine Freudenposaune.
Die siebte Posaune hingegen ist eine Warnung, keine Freudenposaune. Das kann man überhaupt nicht miteinander verwechseln. Diese beiden haben nichts miteinander zu tun.
Jawohl, das kann ich nur unterstreichen.
Der Zeitpunkt der Entrückung – vor der großen Trübsal
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, die wir bereits kurz angeschnitten haben: Wann ist der Zeitpunkt der Entrückung?
Was ich jetzt darlegen möchte, ist das, was mir der Herr offenbart hat, wie er es mir gezeigt hat. Ich kann nicht weitergeben, was Prediger X oder Y darüber denkt, oder was ein Buchautor schreibt. Ich kann nur das weitergeben, was mir der Herr gezeigt hat und wie ich sein Wort verstehe. Dabei stehe ich in der Verantwortung vor ihm.
Es könnte sein, dass der eine oder andere von uns in diesem Punkt anders denkt. Darum sollten wir uns jetzt nicht gegenseitig bekämpfen oder bekriegen. Einige sehen die Entrückung hier, andere dort. Jeder kann sie so sehen, wie er sie versteht. Sicherlich werden wir nicht alle dieselbe Erkenntnis haben. Es wäre schön, wenn wir zu einer einheitlichen Erkenntnis gelangen und aufeinander hören. Wer ernsthafte Argumente aus der Schrift vorbringt, dem will ich gerne zuhören und darauf eingehen.
Ich möchte nun entfalten, dass ich den Zeitpunkt der Entrückung eindeutig vor der großen Trübsal sehe. Dies will ich argumentativ anhand der Bibel belegen.
Vielleicht noch ein Gedanke dazu: Wenn wir, die wir den Geist Gottes in uns wohnen haben, in die große Trübsalszeit hineinkämen, dann müsste Gott den Geist Gottes hier auf der Erde in uns richten. Denn die große Trübsal ist eine Zeit des Gerichts. Es sind Gerichte Gottes über die Erde und über die Gottlosen.
Wir können in keinem Fall den Geist Gottes als gottlos bezeichnen, denn der Geist Gottes ist Gott selbst. Solange er in uns wohnt, kann Gott hier auf der Erde keine Gerichte vollziehen. Das ist vergleichbar mit Lot in Sodom und Gomorra: Gott ließ kein Feuer und Schwefel vom Himmel regnen, solange der gerechte Lot noch in der Stadt war.
Das ist also ganz klar: Es wäre völlig unmöglich, dass Gott Gericht übt, solange der Geist Gottes hier auf der Erde wohnt. Das sehen wir auch in 2. Thessalonicher 2.
Grundsätzlich stimme ich dem zu. Wir müssen aber auch daran denken, dass nach der Entrückung der Gemeinde auf dieser Erde noch Menschen zum Glauben kommen werden. Diese werden dann ebenfalls mit dem Geist Gottes in Berührung kommen. Ob sie ihn in sich wohnen haben werden, ist eine andere Frage, weil sie dann nicht mehr zur Gemeinde Jesu Christi, zum Leib Christi, gehören.
Das, was Franz Josef gesagt hat, kann ich auf jeden Fall so unterstreichen. Eine Parallele gibt es zu Sodom, wo Gott das Gericht zurückhielt, solange der gerechte Lot noch in der Stadt war.
Lasst uns nun diese Argumente hören, denn die Zeit läuft unaufhaltsam.
Die Bibel ordnet die Entrückung der Gemeinde eindeutig vor der großen Trübsal ein. In keiner Bibelstelle, die von der Trübsal handelt, wird die Gemeinde Jesu Christi erwähnt. Das muss ich einfach mal so in den Raum stellen. Ihr solltet das selbst prüfen.
Ihr bekommt das später auch auf dem Ausdruck und könnt die Dinge dort nachlesen, die wir hier an der Folie haben.
Zweitens wird diese Tatsache besonders deutlich in der Offenbarung: Die Gemeinde kommt nur in den Kapiteln 1 bis 3 und in den Kapiteln 19 bis 22 vor. In den anderen Kapiteln, die von der großen Trübsal sprechen, erscheint die Gemeinde kein einziges Mal.
Dort taucht nur der Ausdruck „die Heiligen“ auf, in den Kapiteln 4 bis 18. Heilige sind einzelne Gläubige, die nach der Entrückung der Gemeinde zum Glauben kommen.
Auch nach der Entrückung sind ja weiterhin Bibeln und Bücher auf der Erde vorhanden. So können Menschen auch dann noch zum Glauben kommen, wenn die Gemeinde entrückt ist. Diese letzten sieben Jahre der Trübsal über die Erde werden Menschen zum Glauben führen. Allerdings werden sie es sehr schwer haben, und viele von ihnen werden Märtyrer werden.
Es ist wichtig, daran zu denken, dass in dieser Zeit der großen Trübsal das Evangelium des Reiches verkündigt wird. Das ist vom Evangelium zu unterscheiden, das wir heute verkündigen.
Das Evangelium des Reiches ist, soweit man es eingrenzen kann, die frohe Botschaft vom Friedensreich des Herrn Jesus auf dieser Erde, das er tausend Jahre lang regieren wird.
Das ist noch ein eigenes Kapitel, zu dem wir sicher bei einer anderen Gelegenheit noch kommen werden.
Weitere biblische Hinweise zur Entrückung und zum Schutz der Gemeinde
Eine Stelle würde ich gerne in diesem Zusammenhang lesen: 1. Thessalonicher, Kapitel 1, Verse 9-10. Dort waren wir eben schon einmal, aber diesmal genauer. Es ist nämlich eine sehr grundlegende Stelle, 1. Thessalonicher 1,9-10.
Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten. Diesen Sohn hat Gott aus den Toten auferweckt: Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn, von dem zukünftigen Zorn.
Schaut, das Wort „Zorn“ wird sowohl für Gottes allgemeinen Zorn über die Sünde gebraucht als auch für den Zorn der großen Trübsal, wie es die Spellenlichter angegeben haben. Dieses Wort „Zorn“ wird nie für die Hölle oder den Feuersee verwendet. Davon hat uns Christus bereits erlöst. Christus kommt, um seine Gemeinde vor dem kommenden Zorn der Trübsalszeit zu erretten.
Dem Glaubenden wird die Befreiung vom allgemeinen Zorn und vom Zorn der großen Trübsal zugesagt. Er wird uns von dem kommenden Zorn erretten. Er hat uns am Kreuz von dem allgemeinen Zorn Gottes über die Sünde errettet. Und wenn er wiederkommt zur Entrückung der Gemeinde, errettet er uns von dem zukünftigen Zorn, den die Offenbarung Kapitel 6 bis 19 beschreibt.
Ich kann diese Stelle nicht anders verstehen oder auslegen.
Wir sind im Thessalonicherbrief und gehen nun in Kapitel 5, 1. Thessalonicher 5,8-10. Dort heißt es: „Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des Heils. Denn Gott hat uns nicht zum Zorn bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben.“
Hier spricht der Apostel wieder von der „Hoffnung des Heils“. Er meint das zukünftige Heil, nicht das Heil der Errettung oder der Wiedergeburt, sondern das zukünftige Heil, wenn wir ganz bei ihm sein dürfen. Das betrifft die Errettung des Leibes Christi bei der Entrückung.
Zu diesem Heil ist die Gemeinde bestimmt, nicht zum Zorn, der am Tag des Herrn entbrennen wird. Denn in Vers 2 dieses Kapitels spricht Paulus vom Tag des Herrn. Wer das Alte Testament kennt, weiß, dass dies ein Ausdruck für den Tag ist, an dem eben diese Gerichte Gottes über die Erde kommen.
Und dazu ist die Gemeinde nicht bestimmt zum Zorn, sondern zum Heil.
Offenbarung 3,10 ist ein sehr bekanntes Wort aus der Offenbarung. Dort wird der Gemeinde von Philadelphia gesagt, dass sie bewahrt wird vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen soll.
Die Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen soll, ist die Zeit der großen Trübsal. Das kann man aus der Offenbarung ganz klar ableiten. Die Gemeinde soll aber nicht nur in dieser Zeit bewahrt werden, sondern vor dieser Stunde der Versuchung. Wörtlich heißt es hier sogar „aus“, also „heraus bewahrt werden“ vor dieser Zeit der Versuchung.
Das ist aber nicht so zu verstehen, dass die Gemeinde erst mitten in dieser Trübsalzeit herausgenommen wird. Vielmehr hat das einen temporalen, einen zeitlichen Charakter und meint „vor der Stunde der Versuchung“. Der Herr will uns bewahren vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird. Und das sind eben diese schlimmen Gerichte von Kapitel 6 bis 9.
Wenn wir sagen, der Herr bewahrt die Gemeinde vor dieser schlimmen Gerichtszeit, dann heißt das nicht, dass wir als Gemeinde Jesu gar nichts mit Gericht zu tun haben. Denn wir leben ja in einer Welt, die im Bösen liegt, und wir sind automatisch auch in die Leiden dieser Zeit mit hineingenommen.
Petrus schreibt sogar: „Das Gericht muss anfangen am Haus Gottes.“ Auch wir erleben Gericht mit, das Gott über diese Zeit gibt. Als Gott zum Beispiel das deutsche Volk 1945 gerichtet hat, waren die Gläubigen – einige Ältere von uns – auch mittendrin im deutschen Volk und mussten dieses Gericht über das deutsche Volk nach dessen Hochmut mit erleiden.
Also die Gemeinde erleidet ein Stück Gericht mit, aber nicht das Trübsalsgericht. Das wird ausdrücklich in den Stellen, die wir behandelt haben, gesagt.
Das waren jetzt einige klare Liebestellen, die für meine Begriffe ganz eindeutig sind.
Nun müsste ich viel, viel Zeit haben, um all die Stellen zu besprechen, die von Leuten angeführt werden, die die Entrückung weiter nach hinten in die Zeit der großen Trübsal legen – also in diese letzten sieben Jahre der Geschichte, in denen in den letzten dreieinhalb Jahren der Antichrist auf dieser Erde herrschen wird.
Da gibt es viele, die sagen, in der Mitte dieser Trübsalszeit oder manche sogar am Ende dieser sieben Jahre wird die Gemeinde erst entrückt.
Jetzt bräuchten wir Zeit, um all diese Stellen zu besprechen. Die Zeit haben wir beim besten Willen nicht. Auf eine Stelle will ich gleich eingehen.
Aber vorher noch ein paar allegorische Hinweise, die mir sehr wichtig sind. Allegorisch heißt bildlich.
Wenn wir sehen: Henoch ist ein Bild für die Gemeinde, dann ist Noah ein Bild für Israel. Henoch wurde vor dem Sintflutgericht hinweggenommen, so wird auch die Gemeinde vor dem Gericht der Offenbarung, vor dem Trübsalsgericht, hinweggenommen.
Noah musste durch das Gericht, wurde aber in der Arche bewahrt. So wird es Israel gehen. Israel muss durch die Trübsalszeit, wird aber von Gott bewahrt.
Das dürfen wir nicht verwechseln. Die Offenbarung spricht zum ganz großen Teil von Israel, eben gerade in den Kapiteln 6 bis 19.
Wenn man das vermengt mit der Gemeinde, dann kommt man natürlich zwangsläufig zu der Spätentrückung.
Wir müssen gerade die Endzeitkapitel in Matthäus 24 und 25 und auch die Offenbarungskapitel sorgfältig untersuchen: Wo ist da von Israel die Rede und wo von der Gemeinde?
Dann noch ein anderes wichtiges Bild, das mich besonders gefreut hat, als ich es in einem Buch entdeckte:
Die Sonne ist ein Bild für Israel, und der Morgenstern ein Bild für die Gemeinde.
Denn in Maleachi 3,20 steht: Israel wird Christus erkennen als Sonne der Gerechtigkeit, die aufgehen wird mit Heil unter ihren Flügeln.
Ihr kennt dieses Wort: Im Orient ist vor dem Sonnenaufgang der Morgenstern gut sichtbar. Bei uns schaut kaum jemand am Himmel nach dem Morgenstern, aber im Orient ist er gut sichtbar.
Und in 2. Petrus schreibt Petrus, in den Herzen der Wiedergeborenen wird der Morgenstern aufgehen.
Das heißt: Zuerst kommt Christus zur Entrückung der Gemeinde, dann zur Entdrückung Israels.
Zuerst, bevor die Sonne zu sehen sein wird, bevor Christus sichtbar kommt, um Israel zu erretten, wird vorher ganz dünn am Himmel der Morgenstern erscheinen. Er wird aufgehen in den Herzen der Gläubigen, wenn die Gemeinde entrückt wird.
Das ist eine ganz tiefe allegorische Bedeutung, die die Bibel da entfaltet. So genau ist das biblische Wort bis in diese Details, dass es von Israel im Zusammenhang mit Israel von der Sonne spricht und im Zusammenhang mit der Gemeinde vom Morgenstern. Und der Morgenstern kommt vor der sichtbaren Sonne.
Da ist eine Frage, oder? Ja.
Die Bedeutung von Henochs Leben für die Gemeinde heute
So müssen wir nun mit großen Schritten zum Schluss kommen. Was hat das Leben Henochs angesichts der bevorstehenden Entrückung mit der Gemeinde Jesu Christi zu tun? Was sagt es der Gemeinde, und was sagt es uns?
Ich möchte nicht den ganzen Abend über die Entrückung referieren, als wäre sie ein leeres Thema, über das man wie über eine Maikäferplage spricht, die irgendwo ausgebrochen ist. Entschuldige diesen Vergleich, aber es geht hier um die Entrückung der Gemeinde, und das hat für jeden von uns eine enorme Bedeutung.
Ich fürchte, ich kann nicht jedem von uns heute Abend so deutlich machen, welche Bedeutung das für uns hat – egal, ob wir schon errettet sind oder noch nicht. Wenn wir noch nicht errettet sind, wenn wir den Herrn Jesus noch nicht als unseren Erlöser angenommen haben, dann ist das das Wichtigste, was wir heute Abend hören können.
Auch für uns, die wir den Herrn kennen, ist es sehr wichtig. Ich möchte noch einmal auf Henoch zurückkommen. Henoch war innerlich bereits der Erde entrückt und der Welt gestorben. Darum nahm Gott ihn auch äußerlich hinweg und erhob ihn in das Reich seines Lichts.
Wenn du bei der Entrückung dabei sein willst, dann musst du zuerst innerlich dieser Erde entrückt sein oder, wie Paulus sagt, der Welt gekreuzigt sein – auch deinem eigenen Ich. Es muss etwas in dir geschehen sein: ein Sterben.
Wenn du entrückt werden willst, wirst du dem natürlichen Sterben entgehen. Aber zuvor musst du ein anderes Sterben erlebt haben. Du musst mit Christus gestorben sein. Du musst deinem Ich und deinem lebenssündigen, weltlichen Wesen gestorben sein.
Das war bei Henoch der Fall: Er war innerlich der Erde entrückt und der Welt gestorben. Darum wurde er auch äußerlich hinweggenommen. Ist das in deinem Leben und in meinem Leben der Fall?
Zweitens hatte Henoch es gewagt, Vergängliches zu verlieren. Genau darum gewann er Unvergängliches. Lasst uns nicht im materialistischen Sog unserer Zeit untergehen! Henoch schwamm gegen den Strom. Er machte nicht mit. Er ging seinen Weg einsam und hielt sich an den, den er nicht sah, wie es später von Mose heißt.
Er klammerte sich an das Unvergängliche und gewann es. So dürfen wir es auch halten, wenn wir Henoch nachfolgen, indem wir uns an das Unvergängliche, an das Unsichtbare, an das Ewige halten. Dann verliert das Vergängliche seinen verführerischen Glanz.
Henoch war bereit, in einer völlig glaubensfeindlichen Welt den Weg des Glaubens zu gehen. Dieser Weg erforderte Treue, Kompromisslosigkeit, Selbstverleugnung und Absonderung. Glaubt nicht, dass ihr Henoch überall gefunden hättet, wo seine Zeitgenossen waren. Er ging einsam seinen Weg, zog sich zurück und hatte nicht einmal Glaubensgeschwister, mit denen er zusammen den Weg gehen konnte. Er musste ganz allein gehen.
Wir haben dem Herrn sei Dank noch Geschwister, mit denen wir zusammenkommen können – zum Gebet, zum Austausch, zur Ermutigung, zum gemeinsamen Anbetungsdienst und auch zum gemeinsamen Dienst. Lasst uns Henoch auch in diesem Punkt nachfolgen.
Viertens rechnete Henoch fest mit der unsichtbaren Wirklichkeit Gottes und des Himmels. Das gab ihm Kraft und Hoffnung. So sollten auch wir ganz fest damit rechnen, dass der Herr Jesus bald kommen wird und die Gemeinde zu sich nimmt.
Das wird uns viel Trost geben in den Widerwärtigkeiten unseres Lebens, auch in Leiden – ob es Krankheitsleiden oder Verfolgungsleiden sind. Das gibt den Christen eine große Kraft. Das erleben wir immer wieder und dürfen es in Zeugnissen von Geschwistern aus Verfolgungsländern hören. Das Hoffen auf die baldige Ankunft des Herrn hat ihnen Kraft gegeben.
Das Kennzeichen der rumänischen Erweckungsbewegung war, dass sie viel vom wiederkommenden Herrn gesprochen haben. Menschen haben sich bekehrt, weil ihnen andere gesagt haben: „Der Herr kommt bald, und du bist noch nicht bereit. Willst du in die Zorngerichte gehen oder zur Leibesgemeinde Jesu Christi gehören und mit ihm in den Wolken entrückt werden?“
Die Naherwartung Jesu Christi als Segen für das Christenleben
Letzte Folie: Der Segen der Naherwartung Jesu Christi
Die folgenden vier Bibelstellen sprechen vom unmittelbar bevorstehenden Kommen Jesu Christi. Wenn wir nämlich sagen, dass die Entrückung vor der großen Trübsal stattfinden wird, dann bedeutet das, dass sie unmittelbar bevorsteht und jederzeit geschehen kann.
Ich weiß, dass es Christen gibt, die das als Schwärmerei abtun. Das tut mir sehr weh, wenn Christen so darüber sprechen, denn sie haben grundlegende Dinge nicht verstanden. Das ist keine Schwärmerei, sondern biblische Naherwartungshoffnung. Glaubt mir, Gott wollte, dass alle Christen zu allen Zeiten in dieser biblischen Naherwartung stehen. Das verleiht dem christlichen Leben eine besondere Note.
Wo diese Naherwartung fehlt, herrschen oft Erdverhaftetheit, Weltlichkeit, Lauheit und Trägheit vor. Aber wo ein Christ wirklich in der Naherwartung steht und damit rechnet, dass der Herr heute Nacht kommen kann, hat das gewaltige Auswirkungen auf den Lebenswandel. Verlasst euch darauf!
Wir werden in diese Nacht nicht hineingehen, wenn wir mit einem Menschen unversöhnt sind, so sehr es auch an uns liegen mag. Wir werden nicht in diese Nacht gehen und noch irgendwelchen losen Vergnügungen nachjagen wollen. Stattdessen werden wir in einer ganz anderen Tiefe in der Nachfolge des Herrn stehen.
Das hat Bedeutung für unser ganzes Christenleben, für unsere Hingabe und für unseren Dienst. Viele Dinge unseres Lebens werden klein und nichtig werden. Wir werden immer wieder damit rechnen, dass der Herr heute Nacht kommen kann.
Silvia und ich beten oft, wenn wir abends zusammen den Tag abschließen: „Herr, wenn du heute Nacht kommen willst, dann freuen wir uns auf deine Ankunft.“ Wir bedauern, dass manche Menschen noch nicht beim Herrn sind, aber wir freuen uns mit großer Freude darauf, dass er die Gemeinde zu sich nimmt.
Erstens: Jesus Christus hätte schon in den Tagen des Apostels Johannes zur Entrückung der Gemeinde kommen können. Ihr könnt das zuhause nachlesen in Johannes 21. Dort sagt Jesus zu Petrus: „Wenn ich will, dass dieser bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?“ Jesus hätte also noch zu Lebzeiten des Apostels Johannes kommen können.
Wir sehen, dass Jesus davon spricht, er hätte in jener Zeit kommen können. Es entspricht seiner Weisheit und seinem Plan, warum er damals nicht gekommen ist und warum inzwischen viele Jahre vergangen sind.
Zweitens: Jeder Tag, der hier auf der Erde zu Ende geht, bringt uns dem Tag der Entrückung näher. Das sagt Römer 13,11: Unser Heil ist jetzt näher, als da wir gläubig geworden sind. Jeden Tag und jede Nacht bringt es uns der Entrückung näher.
Jakobus bezeugt das nahe bevorstehende Kommen in Kapitel 5, Verse 7 bis 9. Und die letzten Worte der Bibel, was in diesem Zusammenhang nicht unwesentlich ist, bezeugen noch einmal eindringlich die baldige Ankunft des Herrn. Jesus sagt: „Siehe, ich komme bald, ich komme bald.“ Jesus Christus könnte schon im nächsten Moment kommen. Das kann aber nur zutreffen, wenn die Entrückung der Gemeinde vor der großen Trübsal stattfindet.
Das gefällt manchen Leuten nicht. Manche meinen, Christus kommt wie die Generäle der Bundeswehr. Wisst ihr, wie die kommen? Sie kündigen ihr Kommen mindestens ein halbes Jahr oder ein Jahr vorher an. Ich habe das selbst erlebt: Dann passiert in der Kompanie ein halbes Jahr lang überhaupt nichts. Ein paar Tage bevor der General kommt, verwandelt sich die Kompanie in einen Ameisenhaufen, und alles flitzt durcheinander.
Dann kommt der General und sagt: „Bravo, Herr Hauptmann, machen Sie weiter so, Herr Hauptmann, großartig!“ Wenn der General eine Woche später gekommen wäre, hätte er wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Sie wollen betrogen werden, deshalb kündigen sie ihr Kommen so früh an. Wenn sie plötzlich und unerwartet kämen, würden sie den tatsächlichen Zustand der Truppe sehen.
Verlasst euch darauf: Der Herr Jesus kommt nicht wie die Generäle der Bundeswehr. Er kommt „zu einem Zeitpunkt, wo ihr es nicht meint“, sagt er. Und was ich euch sage, das sage ich allen: „Wachet!“ Das sind seine letzten Worte in Markus 13.
Warum schließe ich mit dieser kleinen Übersicht? Jesus hat selbst gesagt, auch in Matthäus 24, dass nur der Vater den Zeitpunkt kennt. Es wird vorher keine Anzeichen für die Entrückung geben. Die Zeichen, die in Matthäus 24 genannt sind, betreffen Israel und die sichtbare Wiederkunft Jesu für Israel. Das wird leider immer wieder vermischt.
Diese Zeichen sind nicht die Vorzeichen der Entrückung, sondern Zeichen für Israel. Vor der Entrückung wird es keine Anzeichen geben.
Drittens: Der Herr Jesus mahnt immer wieder zur Wachsamkeit – in allen Evangelien. Viele Briefe mahnen uns zur Wachsamkeit und zur Bereitschaft, die Lenden und Gürtel zu haben und dem Herrn entgegenzugehen.
Aber Wachsamkeit heißt nicht, in der Gartenlaube zu sitzen und die frommen Däumchen zu drehen und nur zum Himmel zu schauen: „Ja, wann kommt er denn jetzt endlich?“ Wachsamkeit bedeutet in der Bibel immer, für den Herrn zu wirken.
Das haben wir vorhin auch gelesen: Dienen und Warten auf seinen Sohn von den Himmeln. Wie weise ist die Bibel! Dienen und Warten knüpft sie zusammen. Nur Dienen wird sofort zu Aktivismus, und nur Warten wird zu frommer Däumchendreherei. Die Bibel sagt: Beides, Dienen und Warten, beides Maria sein und Martha.
Dienen und Warten – dazu möchte uns der Herr Gnade schenken. Und das sind wir, die wir heute Abend hier sind. Die Hörer, die das vielleicht noch auf der Kassette hören werden, mögen dieses Zeugnis der Schrift als eine ernste Mahnung annehmen.
Wir sollen bereit sein, uns zunächst erretten zu lassen – das ist das Allerwichtigste. Und wenn wir errettet sind, sollen wir bereit sein, dem Herrn heute noch zu begegnen, wenn er kommen will.
