Grundannahmen für die Predigt
Die Reihen lichten sich, wie immer. Für heute früh bringe ich zwei Voraussetzungen mit, weil ich von zwei Dingen ausgehe, bei denen ich mir vorstellen kann, dass du vielleicht nicht unbedingt mitgehst – egal, ob du hier sitzt oder irgendwann mal bei YouTube reinschaust. Diese Voraussetzungen stehen aber jetzt einfach hinter der Predigt.
Die erste Voraussetzung ist, dass ich glaube, dass mit dem Tod hier nicht alles aus ist, sondern dass es ein Leben danach gibt. Und in diesem Leben danach wird es endgültige Gerechtigkeit geben. Ich gehe davon aus, dass die großen Verbrecher und die kleinen irgendwann die Strafe bezahlen müssen. Ich gehe davon aus, dass Leute wie Hitler, Stalin und Co. nicht ungeschoren davonkommen, sondern vor einem gerechten Gericht stehen werden.
Ich glaube das, weil ich an Gott glaube und daran, dass es Ewigkeit gibt. Und ich bin überzeugt, dass Gott genau dafür sorgen wird. Das ist meine Grundvoraussetzung. Über diese Dinge können wir gerne diskutieren, du kannst gerne auf mich zukommen. Aber für die Predigt heute muss ich diese Voraussetzung als gesetzt annehmen. Warum das so ist, kann ich an anderer Stelle gerne begründen.
Vielleicht fällt es dir schwer, dich darauf einzulassen, oder es ist für dich alter Tabak. Trotzdem möchte ich dich einladen, dabei zu bleiben und einfach mal so zu tun, als wäre es so. Denn wenn es so ist, dann steht eine Frage vor mir – und diese Frage wird mich sehr beschäftigen: Auf welcher Seite werde ich stehen? Wo werde ich sein, wenn es Richtung Ewigkeit geht? Wo werde ich sein, wenn ich hier meine Augen schließe?
Letztes Jahr war ich dabei, als mein Opa gestorben ist. Die Frage, wo er jetzt ist, mündet direkt in die Frage: Wie wird das bei dir aussehen? Angesichts des Todes werden andere Fragen irrelevant. Auf deinem Sterbebett wird die Frage, ob man ein Gemeindehaus bauen oder mieten soll, ob man zum Singen aufstehen oder sitzen bleiben soll, ob der Sänger von vorne singt oder nicht, ob die Freizeit im Haus mit Stockbetten stattfindet oder nicht – all diese Dinge, die uns berechtigterweise beschäftigen, werden keine Rolle mehr spielen.
Ich vermute, da wird mir jeder zustimmen. Damit will ich nicht sagen, dass diese Themen uns nicht manchmal beschäftigen dürfen und dass wir nicht darüber nachdenken sollten. Aber ich will uns die Relevanz zeigen: Auf unserem Sterbebett wird nur eine Frage da sein – habe ich ewiges Leben? Wie bekomme ich ewiges Leben? Und wenn ja, was macht dich so sicher? Was ist die Grundlage, dass du diese Hoffnung hast, dieses Vertrauen?
Was passiert in dem Moment, wo du – wo ich – die Augen schließe?
Die zentrale Frage des Lebens und der Glaube an das ewige Leben
Wir Menschen in unserer westlichen Welt sind sehr gut darin, die Frage nach dem Leben nach dem Tod von uns wegzuschieben. Deshalb bringen wir die Menschen zum Sterben oft ins Hospiz oder ins Altenheim. So müssen wir uns nicht mehr so direkt mit dieser Frage auseinandersetzen.
Wenn wir jedoch ehrlich sind und ein wenig nachdenken, stellen wir fest, dass die Sterberate bei hundert Prozent liegt, wie ihr es oft gehört habt. Diese Frage wird jeden von uns irgendwann treffen. Deshalb gibt es keine Frage im Leben, die mehr Druck ausüben sollte, sie zu klären und eine Antwort darauf zu finden. Die Frage lautet: Wie komme ich zu ewigem Leben? Habe ich ewiges Leben?
Vielleicht klingt das für dich jetzt ganz einfach, vielleicht erscheint es dir als Grundlage, von der du längst weißt. Vielleicht denkst du, man könnte doch eher darüber sprechen, wie man sein Glaubensleben noch optimieren kann, wie man vielleicht noch fünf Minuten mehr stille Zeit herausschlagen kann.
Wir werden gleich sehen, dass Jesus mit jemandem über dieses Thema ins Gespräch kommt. Diese Person war damals eigentlich ein Experte für solche Fragen. Für ihn hätten diese Dinge die absoluten Basics sein sollen. Doch er ist von dem, was Jesus ihm sagt, regelrecht vor den Kopf gestoßen. Er ist verwirrt und verwundert.
Vielleicht brauchen wir es immer wieder, an diese Basics erinnert zu werden, weil wir sonst die unwichtigen Dinge zu den wichtigen machen. Vielleicht brauchen wir es immer wieder, weil diese Fragen die entscheidenden sind und wir oft vergesslich sind. Vielleicht brauchen wir immer wieder eine neue Ausrichtung auf das, was wirklich zählt.
Begegnung zwischen Nikodemus und Jesus
Schlagen wir gemeinsam Johannes Kapitel 3 auf, betreten wir wahrscheinlich einen der bekanntesten Bibeltexte überhaupt. Zumindest traue ich mir zu sagen, dass der wohl bekannteste Vers darin enthalten ist.
Johannes 3,1: Einer der führenden Männer des jüdischen Volkes, ein Pharisäer namens Nikodemus, suchte Jesus einmal bei Nacht auf. „Rabbi“, sagte er zu ihm, „wir wissen, dass du ein Lehrer bist, den Gott gesandt hat. Denn niemand kann solche Wunder tun wie du, wenn Gott nicht mit ihm ist.“
Jesus entgegnete ihm: „Ich sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Eine spannende Situation. Nikodemus, einer der führenden Männer des jüdischen Volkes, ein Pharisäer und ziemlich sicher Mitglied des Hohen Rates – das waren damals die religiösen Anführer unter den Juden – kommt zu Jesus. Er erkennt irgendwo einen göttlichen Ursprung in der Sendung Jesu, weil er einige Wunder erlebt hat und gesehen hat, wie Jesus handelt.
Die Frage ist: Was steckt hinter diesem Besuch? Wir bekommen keine genaue Antwort darauf. Will Nikodemus wissen, wer Jesus wirklich ist? Sucht er mehr Weisheit für sein Leben? Er begegnet Jesus zunächst mit Respekt und nennt ihn „Rabbi“. Das ist spannend, weil Jesus nie eine Rabbischule besucht hat. „Rabbi“ heißt Lehrer, jemand, von dem ich Weisheit lernen kann, der mich unterrichten kann.
Vielleicht könnte man sagen, dass Nikodemus sozusagen die letzte Stufe der Selbstoptimierung sucht – vergleichbar mit einem Personalcoach heute, der dir zeigt, wie du dein Leben noch besser gestalten kannst. Nikodemus, der eigentlich schon ganz vorne dran ist, möchte noch ein bisschen mehr lernen. Vielleicht ist das der Hintergrund.
Dabei steht Nikodemus stellvertretend für die Spitze der Menschen, die ihr Leben im Griff haben und wirklich gut leben. Wenn du damals Rat gesucht hättest, wie du leben kannst – durchaus auch mit dem Fokus auf die Ewigkeit, um eines Tages auf der richtigen Seite zu stehen, wenn du deine Augen schließt –, dann wärst du zu solchen Leuten wie Nikodemus gegangen. Das wäre deine Anlaufstelle gewesen, denn dort war der Experte.
Nikodemus war nicht derjenige, der das Fitnessstudio einmal besucht und meint, damit Sport gemacht zu haben. Nein, er war sechsmal die Woche dort und hat das genutzt – wenn man das auf den geistigen Bereich übertragen will. Nikodemus war vorne dran.
So jemand kommt zu Jesus und erkennt, ganz im Gegensatz zu seinen Kollegen, wie man das später in Johannes 18 sehen wird, den göttlichen Ursprung von Jesu Sendung. Er sieht: Hier ist mehr dahinter, wo Jesus herkommt.
Die Frage ist auch an dich und mich heute gerichtet – ob du Christ bist oder nicht: Warum kommst du zu Jesus? Ich glaube, dass es oft aus ähnlichen Gründen ist. Wir sind irgendwie fasziniert von ihm. Jesus taugt für jeden als Vorbild. So gut wie niemand in der Welt verneint, dass es gut ist, sich Jesus als Vorbild zu nehmen – wie wir miteinander umgehen sollen, wie wir leben sollen.
Jesus ist jemand, von dem wir Lebensweisheit kennenlernen dürfen. So kommen viele Menschen zu Jesus. Und die Frage ist: Warum kommst du, selbst als Christ, zu Jesus? Um zu lernen, wie du dein Leben noch ein bisschen besser hinbekommen kannst? Um es zu optimieren? Um als jemand, der vielleicht schon ganz gut dasteht – wie Nikodemus – noch besser zu werden?
Nikodemus kommt gar nicht dazu, eine konkrete Frage zu formulieren. Deshalb gebe ich zu, dass es ein bisschen Spekulation bleibt, warum er kommt. Denn Jesus dringt direkt zum Herzen von Nikodemus vor – unbestechlich! Das sieht man immer wieder im Johannesevangelium. Das werden wir auch in anderen Gesprächen feststellen, wenn Jesus zum Beispiel mit der Frau am Jakobsbrunnen spricht.
Jesus fackelt oft nicht lange, sondern weiß genau, wo der Kern dessen liegt, was die Person wirklich als Frage hat. Er kommt direkt zum Herzen von Nikodemus und zum großen Punkt und sagt ihm: „Wenn jemand nicht von neu geboren wird, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“
Die Notwendigkeit der neuen Geburt
Bam, das klingt erstmal locker, aber es ist schockierend, was Jesus hier sagt. Die Finsternis von Nikodemus ist nicht nur die der Nacht, in der er zu Jesus kommt, sondern die seines ganzen Lebens. Sie ist tiefer und schlimmer, und das Problem größer, als er je geahnt hätte.
Es ist so, als käme Nikodemus zu einem Trainer und sagt: „Mach ein bisschen was aus mir, wie kann ich mein Leben noch besser hinbekommen?“ Der Trainer schaut ihn an und sagt: „Lass es sein, das Material taugt nichts, da ist nichts rauszuholen. Die Grundlage passt nicht.“
Um Nikodemus zu jemandem zu machen, der ins Reich Gottes eingeht, reicht es nicht, das Leben einfach ein bisschen zu verbessern. Es reicht nicht, noch eine Optimierungsschraube zu drehen. Da muss der Motor raus und neu gemacht werden.
Für uns klingt das vielleicht routinemäßig, aber ihr müsst euch die Brisanz damals vorstellen: Da kommt einer derjenigen zu Jesus, die als die am besten lebenden Menschen ihrer Zeit galten. Wenn du in der damaligen jüdischen Gesellschaft gefragt hättest, wer einmal in den Himmel kommt, dann hätten viele auf Nikodemus gezeigt. Er war der, der gut rüberkam.
Und Jesus sagt: „Sorry, da kann ich nichts mit anfangen. Die Grundlage taugt überhaupt nicht. Können wir wegschmeißen, bringt nichts, brauchen wir gar nicht anfangen.“ Unser Problem ist größer, als wir oft zugeben wollen. Es reicht nicht, einfach etwas besser zu leben.
Du brauchst mit Jesus keinen Personalcoach und keinen Mentor, der dein Leben besser macht. Du brauchst neues Leben – das ist die Aussage, die Jesus hier trifft.
Ich habe ein Beispiel, für das ich Frank nicht um Erlaubnis gefragt habe, aber das haben eh viele mitbekommen: Frank war letztendlich auf dem Heimweg von Ingolstadt. Er lacht, aber sein Motor machte sehr komische Geräusche. Er ist von der Autobahn abgefahren, und das Auto fuhr nicht mehr richtig. Mehr Öl reinzukippen hätte in dem Moment nichts gebracht. Das Ding war durch, das Auto brauchte einen neuen Motor.
So ist es mit deinem und meinem Leben: Mehr Öl reinzukippen, noch ein bisschen kämpfen und optimieren, wird nicht reichen, um in das Reich Gottes zu kommen. Die Verlorenheit unseres Lebens ist viel größer, als wir ahnen. Wir brauchen keine Lebensverbesserung und Selbstoptimierung, sondern eine neue Geburt. Das ist die Aussage, die Jesus hier trifft.
Knallhart. Nikodemus hat noch nicht mal eine Frage gestellt. Es ist das erste richtige Gespräch von Jesus, das uns im Johannesevangelium überliefert wird, und er kommt direkt zur Sache. Direkt zu dem Stellvertreter, dem High Performer, der gut gelebt hat – denjenigen, die bei uns in der Gemeinde ganz oben stehen würden, wenn wir uns fragen, wer in den Himmel kommt, wer ein Vorbild in Heiligung ist und so weiter.
Jesus sagt: „Lass es sein, die Grundlage taugt nicht, da muss etwas Neues werden.“ Und Nikodemus ist verwirrt. Verständlich. Da können wir sagen: „Warum, Nikodemus? Das ist doch völlig klar.“ Nein, wir sitzen eigentlich genauso da. Er sagt auch: „Puh, ich bin halt mal so.“ Kennt ihr diese Antworten? „Das ist halt einfach bei mir so, ich bin halt so geworden, bin halt so geschaffen worden, ich komme halt nicht raus aus meiner Haut.“
Viele andere Sprüche könnten wir nennen, die wir alle kennen. „Ich muss halt zu mir selbst stehen, ich muss halt mit mir klarkommen.“ Wie soll da etwas Neues werden? Das Ding verfällt und geht kaputt, da wird alles andere als neu.
Und die Frage hat Nikodemus auch: „Wie kann ein Mensch, wenn er alt geworden ist, noch einmal geboren werden?“ wandte Nikodemus ein. „Er kann doch nicht in den Körper seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen.“
Das ist uns allen ziemlich klar. Wir haben im Juni ein Baby bekommen. Vier Monate später ist es noch nicht mal so weit, dass man sich vorstellen kann, dass das Baby noch einmal in den Körper der Mutter passt. Nein, das ist durch.
Das ist die Frage, die Nikodemus hat. Jesus erwidert ihm: „Ich sage dir eins: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann er nicht ins Reich Gottes hineinkommen. Natürliches Leben bringt natürliches Leben hervor. Geistliches Leben wird aus dem Geist geboren. Darum sei nicht erstaunt, wenn ich dir sage, er müsste von Neuem geboren werden.
Der Wind weht, wo er will. Du hörst zwar sein Rauschen, aber woher er kommt und wohin er geht, weißt du nicht. So ist das bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.“
Nikodemus kapiert nicht, was „von Neuem geboren“ heißt. Ganz ehrlich, wenn uns das jemand erzählt, sagen wir auch: „What? Wie soll das funktionieren?“ Deswegen spezifiziert Jesus das jetzt und hat wahrscheinlich einiges aus dem Alten Testament im Hinterkopf.
Er erklärt das Neugeborenwerden, indem er sagt, es muss aus Wasser und Geist passieren. Er sagt, es kommt nicht aus dem Fleisch – dazu kommen wir gleich –, sondern aus dem Geist.
Der erste Punkt, den wir einfach festhalten können: Wahrscheinlich geht es nicht darum, wieder in den Körper der Mutter zurückzukehren und noch einmal geboren zu werden, sondern um etwas anderes.
Die Bedeutung von Wasser und Geist
Und wir schlagen mal Hesekiel Kapitel 36 auf. Es ist sehr gut möglich, dass Jesus an dieser Stelle genau das im Kopf hat. Dort wird nämlich Folgendes geschildert, Hesekiel 36,25-27:
„Dann werde ich reines Wasser auf euch sprengen und euch so von allem Dreck und allen Götzen reinigen. Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Das versteinerte Herz nehme ich aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges dafür. Ich lege meinen Geist in euch und bewirke, dass ihr meinen Gesetzen folgt und euch nach meinen Rechtsbestimmungen richtet.“
Manche meinen, Jesus würde hier sagen, die Taufe rette dich. Darauf gehe ich jetzt nicht groß ein, denn ich glaube das nicht. Vielmehr glaube ich, dass Jesus dieses Zusammenwirken und die Bilder aus dem Alten Testament im Kopf hat. Dort steht das Wasser, wie hier in Hesekiel, für das Abwaschen des Schmutzes und der Unreinheit des alten Lebens. Der Geist steht für den, der neues Leben schenkt.
Wasser und Geist werden hier nicht gegensätzlich gesehen, sondern als zusammenwirkend, um das alte Leben zu reinigen, den Schmutz wegzuschaffen und neues Leben zu schaffen. Im Alten Testament war also schon angedeutet, dass mehr notwendig ist als einfach nur Gebote zu halten. Eine neue Grundlage kommt hinzu.
Das Wort, das im Johannesevangelium immer für „neu geboren werden“ oder „wiedergeboren werden“ verwendet wird, ist spannend. Denn es hat eine Doppelbedeutung im Griechischen, mit der Johannes ziemlich sicher spielt. Dieses Wort kann nämlich auch bedeuten „von oben her geboren werden“. Wahrscheinlich meint Johannes tatsächlich beides.
Man muss sich beim Übersetzen entscheiden, wie man es übersetzt. In Deutschland hat das Wort unterschiedliche Nuancen. Im Griechischen steht einfach das Wort da. Was Johannes oder Jesus meint, ist: Du musst nicht wieder zurück in den Bauch deiner Mama, denn da passt du nicht mehr rein, und das hilft auch nichts. Stattdessen brauchst du eine neue Geburt, die aus einer anderen Welt her gewirkt ist.
Wenn du ewiges Leben haben willst, musst du aus der Ewigkeit her neu geboren werden und dieses Leben bekommen. Vers 6: Natürliches Leben oder Fleisch, je nachdem wie man es übersetzt, bringt natürliches Leben hervor. Alles, was wir Menschen hier hervorbringen, ist dem Tod ausgeliefert.
Das klingt jetzt frustrierend. Wir schaffen schöne Sachen, wir bauen schöne Häuser. Jeder, der ein Haus gebaut oder renoviert hat, stellt in den ersten Monaten nach dem Einzug eine Sache fest – und die ist ziemlich frustrierend: Das Zeug geht schon wieder kaputt. Ich durfte schon wieder anfangen zu reparieren.
Ich habe 2021 unser Treppenhaus gestrichen und neu gemacht. Es ist schon wieder ziemlich renovierungsbedürftig, was das Streichen angeht. Es ist vergänglich. Unsere Leben, die wir hier hervorbringen, sind vergänglich. Selbst die Dinge, die wir im Garten pflanzen, sind vergänglich.
Wenn wir diejenigen sind, die ewiges Leben hervorbringen wollen, sind wir verloren. Wir schaffen das nicht. Alles, was wir hervorbringen, ist tot, so hat Jesus gesagt. Es braucht jemanden, der von dieser Ewigkeit herkommt und dieses ewige Leben hervorbringt.
Dieses neue Leben, das du brauchst, diese Qualität von Leben, die über dieses Leben hier hinausgeht, muss von woanders herkommen. Das ist es, was Jesus sagt. Denn die Wahrheit ist: Wenn ich Brokkoli pflanze, bekomme ich mit aller Wahrscheinlichkeit Brokkoli. Wenn ich Erdbeeren essen möchte, muss ich Erdbeeren pflanzen.
Wenn ich ewiges Leben haben will, reicht es nicht, menschliches Leben zu haben. Für ewiges Leben muss ewiges Leben hineingesetzt werden.
Das Wirken des Geistes als neues Leben
Wie kann das passieren? Jesus bringt ein Bild dafür, das uns ein bisschen verwirren kann – oder vielleicht auch nicht. Es sagt uns, dass wir gar nicht wirklich verstehen werden, wie das passiert. Er sagt nämlich: Der Wind weht, wo er will.
Wir sind jetzt im Herbst, ein passender Zeitpunkt. Wir sehen oft den Wind, doch keiner von uns hat eine Ahnung, woher er kommt. Wir sehen ihn auch nicht direkt, sondern nur seine Auswirkungen. Wir sehen, wie er die Blätter bewegt. Wir spüren ihn, wenn wir uns vielleicht dagegenstemmen müssen – zum Beispiel, wenn du mit dem Fahrrad unterwegs bist. Dann kann der Wind dich sehr frustrieren oder manchmal auch motivieren, je nachdem, in welche Richtung du fährst.
Wind ist nicht greifbar. Jesus sagt, dass es genauso ist, wenn ewiges Leben passiert und von oben kommt. Wir sehen nicht genau, wie das vonstattengeht. Wenn du mich jetzt fragst: Wie passiert das, dass jemand dieses ewige Leben bekommt? Wie wird das eingepflanzt in jemanden? Wie läuft das ab? Dann kann ich dir keine genaue Antwort geben. Denn die Antwort von Jesus lautet: Keine Ahnung, woher das kommt. Aber du siehst die Auswirkungen davon.
Dort, wo dieses neue Leben geschaffen wird, verändern sich Dinge. Es werden Dinge sichtbar, die Bezug zu dieser Ewigkeit haben. Es werden Werte sichtbar, die in diesem ewigen Reich zählen – Dinge, die wir als Menschen nur schwer schaffen können: Freundlichkeit, Geduld, Liebe, Güte. Du brauchst neues, ewiges Leben – ein Leben mit einer Qualität, die aus der Ewigkeit kommt. Ein Leben, das du und ich nicht selbst zur Verfügung stellen können, weil uns die Mittel dazu fehlen. Es kann uns nur geschenkt werden.
Dort, wo es aber geschenkt wird, sehen wir die Auswirkungen. Wir sehen, dass sich Menschen verändern. Und wir können darüber staunen – so wie wir im Herbst darüber staunen, wie der Wind die Blätter bewegt. Wir können staunen, welche Kraft und Macht der Wind hat.
Ich weiß heute noch, das ist bei mir eingebrannt: Wie ich glaube, 2001 oder 2002, als dieser große Sturm um Weihnachten herum war – Kyrill. Ich saß damals im Büro am Fenster. Plötzlich kam ein Windstoß, und ich sah, wie auf der Wiese unten ein großer Obstbaum wie ein Streichholz einfach umfiel. Das ist die Macht und Gewalt, die Jesus hier als Bild verwendet für das Wirken von neuem Leben.
Ich möchte dich fragen: Staunst du noch darüber, wie Gottes Geist Menschen verändert und neues Leben schafft?
Ich habe eine Herausforderung für dich: Schau dich hier im Raum um. Schau dir die Leute an, die du vielleicht schon etwas länger kennst. Denk darüber nach, wo die Menschen vor zehn Jahren standen.
Wir sind so gut darin – und ich bin es auch –, zu sehen, wo jemand noch Veränderung nötig hat. Dabei übersehe ich oft, wie Gott Menschen verändert. Gestern saß ich da und habe darüber nachgedacht. Ich weiß nicht genau, was in eurem Leben passiert ist. Ich weiß nicht genau, wie das passiert ist. Aber ich sehe wirklich Veränderung. Und das erstaunt und fasziniert mich.
Wenn ich darüber nachdenke – und ich nenne jetzt mal Namen, die mir spontan einfallen: Benny vor neun Jahren, als Tina schon bei mir auf dem Sofa saß, und wie er jetzt da ist. Wenn ich überlege, wie wir unsere Jugendzeit gelebt haben, Anna, und was jetzt daraus geworden ist. Wenn ich an Tim denke, wo du vor zehn Jahren standest und wie du jetzt hier bist. Curly, Immy und viele andere – wie Jesus unsere Leben verändert hat. Nicht, weil wir irgendetwas selbst geschaffen hätten, sondern weil ich sehe, dass Gott anfängt, in unsere Herzen zu wirken.
Auf welche Wege auch immer – bei jedem völlig anders und unterschiedlich – prägt er sein Ebenbild in uns ein. Da wird etwas anders, wir werden ihm ähnlicher. Das können wir nicht selbst produzieren. Denn das, was wir produzieren würden, würde direkt wieder kaputtgehen. Aber man merkt: Da ist ein Pflänzchen, das eine Sichtbarkeit ist von diesem ewigen Leben, das nur Gott wirken und schaffen kann.
Wenn ich dich jetzt nicht genannt habe, dann gibt es auch bei dir genug Dinge. Die Namen, die ich genannt habe, waren die, die mir als erstes in den Sinn kamen – völlig ohne Bewertung. Ich freue mich einfach darüber.
Und ich möchte lernen, das wieder mehr zu sehen: diese Auswirkungen, die Gottes Geist schafft, wenn er Leben anpackt und verändert, wenn er reingeht und Neues schafft.
Nikodemus’ Unverständnis und die Grenzen menschlichen Wissens
Nikodemus ist weiterhin verwirrt, denn er fragt in Vers 9: „Wie kann das geschehen?“ Jesus antwortet darauf: „Genauso verwirrt bist du als Lehrer Israels. Du weißt das nicht.“ Jesus sieht in Nikodemus tatsächlich den Ratgeber Israels, denjenigen, der die Antwort wissen müsste. Wahrscheinlich erwartet Jesus, dass Nikodemus diese Dinge aus dem Alten Testament kennen sollte. Man kann ähnliche Stellen bei Ezechiel, Jeremia, Joel und vielen anderen finden.
Nikodemus weiß es jedoch nicht. Die damalige religiöse Expertise des Judentums ist nicht in der Lage, Auskunft darüber zu geben, wie ewiges, neues Leben möglich ist. Es braucht Informationen vom Ursprungsort. Das gilt auch für dich und mich, wenn wir wissen wollen, wie ewiges Leben möglich ist. Wir Menschen werden die Antwort nicht finden. Stattdessen brauchen wir die Antwort aus der Ewigkeit. Genau das sagt Jesus Nikodemus jetzt.
In Vers 11 sagt Jesus: „Ich will dir etwas sagen: Wir reden von Dingen, die wir kennen, und von dem, was wir bezeugen. Wir haben es gesehen und bezeugen es. Aber ihr nehmt es nicht an. Wenn ihr mir nicht einmal glaubt, wenn ich über die irdischen Dinge zu euch spreche, wie werdet ihr mir dann glauben, wenn ich über die himmlischen Dinge rede?“
Jesus fährt fort: „Es ist noch nie jemand in den Himmel hinaufgestiegen. Der Einzige, der dort war, ist der, der aus dem Himmel herabgekommen ist – der Menschensohn.“
Jesus steht im Kontrast zu Nikodemus, weil Jesus das Wissen besitzt, das Nikodemus fehlt. Jesus hat die Antwort darauf, wie ewiges Leben möglich ist. Nur derjenige, der aus der Ewigkeit kommt, kann uns den wahren Weg in die Ewigkeit zeigen und erläutern. Das ist die Aussage, die Jesus hier trifft.
Die Menschen tun sich schwer, weil sie ihm nicht einmal glauben, was er über das irdische Leben sagt. Wie sollen sie ihm dann erst über das Reich der Ewigkeit glauben?
Eine Randbemerkung: Jesus identifiziert sich hier mit dem Menschensohn. Das strahlt Göttlichkeit aus und wird in Daniel 7 erwähnt. Ich habe nicht die Zeit, im Detail darauf einzugehen. Aber worum es geht, ist Folgendes: Jesus sagt, er ist der, der aus der Ewigkeit kommt und der dir die Frage beantworten kann, wie du in die Ewigkeit kommst.
Jesus als der Weg zum ewigen Leben
Ich habe heute früh in der Unterweisung schon gesagt: Das ist das eine, wenn dir jemand erzählt, wie eine Geburt abläuft, weil er Bücher darüber gelesen hat.
Derjenige wird dir ziemlich viel erklären, wie das technisch funktioniert, wie das Kind zum Leben kommt. Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, obwohl ich fünf Geburten miterlebt habe.
Aber was dir dieser jemand nicht erzählen wird, was ich dir erzählen kann, ist, was für ein Wunder es ist, wenn du den Kopf des Kindes siehst, wenn das Kind herauskommt, wenn du den ersten Schrei hörst und es in den Arm nimmst. Wow, das ist etwas ganz anderes.
Wenn du wissen willst, wie eine Geburt wirklich ist, brauchst du die Informationen von jemandem, der dabei war und nicht nur irgendwo Bücher gelesen hat – selbst wenn er dir alles herunterbeten könnte, was alle Fachliteratur weiß.
Genauso brauchen wir jemanden, der weiß, wie ewiges Leben ist, um zu verstehen, wie wir ewiges Leben bekommen können.
Jesus erklärt ab Vers 14, wie das passiert, wie der Weg zum ewigen Leben ist. Die Antwort wird sein, dass er selbst dieser Weg ist.
Manche glauben, dass Johannes hier ab Vers 14 kommentiert. Ich aber denke, es gibt valide Gründe, warum Jesus weiterhin im Gespräch mit Nikodemus bleibt.
Wie Mose damals in der Wüste die Schlange erhöhte, so muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, in ihm das ewige Leben hat.
Jesus macht nun deutlich, dass er nicht nur den Weg in die Ewigkeit zeigen kann, sondern dass er selbst dieser Weg ist.
Er bezieht sich dabei auf ein Ereignis in der Geschichte Israels, das wir kurz nachschlagen können in 4. Mose 21.
Das Bild der erhöhten Schlange als Rettung
4. Mose 21, ab Vers 4 lese ich uns das vor, weil dann eigentlich ziemlich klar ist, worum es hier geht. Ich brauche gar nicht mehr viel zu erklären.
4. Mose 21, ab Vers 4: Als die Israeliten vom Berg Hoher weiterzogen, wandten sie sich zunächst in Richtung Schilfmeer, um das Land Edom zu umgehen. Doch auf dem Weg wurde das Volk ungeduldig. Es lehnte sich gegen Gott und Mose auf und sagte: „Wozu habt ihr uns aus Ägypten herausgeführt, damit wir in der Wüste sterben? Hier gibt es weder Brot noch Wasser, und es ekelt uns vor diesem elenden Fraß.“
Mur, mur, mur, gell? So wie gestern gab es Pommes, heute gibt es nur Nudeln. So kommt mir das vor: „Ich will aber jetzt wieder Pommes!“ Ja, wenn ihr das Buch Mose lest, geht es die ganze Zeit so.
Aber da schickte der Herr Saraf-Schlangen unter das Volk. Viele der Israeliten wurden gebissen und starben. Da kamen sie zu Mose und sagten: „Wir haben gesündigt, dass wir uns gegen Jahwe und gegen dich aufgelehnt haben. Bete doch zum Herrn, dass er uns von den Schlangen befreit.“
Mose betete für das Volk, und der Herr sagte zu ihm: „Mach dir solch eine Schlange und richte sie an einer Signalstange hoch auf. Dann wird jeder, der gebissen wurde und sie ansieht, am Leben bleiben.“
So fertigte Mose eine Schlange aus Bronze und machte sie an der Stange fest. Wer nun von einer Schlange gebissen wurde und dann zu der Bronzeschlange aufschaute, blieb am Leben.
Jesus nimmt Bezug auf dieses Ereignis. Die Israeliten wurden einfach deshalb gerettet, und ja, das ist ein übernatürliches Wunder. Sie wurden einfach gerettet, wenn sie zu dieser Schlange hingeschaut haben.
Und Jesus sagt jetzt: Wir werden gerettet und bekommen ewiges Leben, wie es in Vers 15 heißt, wenn wir zu dieser Rettungsmöglichkeit aufschauen, die Gott aufrichtet und mit ihm erhöht. Damals war noch nicht klar oder vollständig sichtbar, dass das Kreuz damit gemeint ist.
Für uns ist das heute sonnenklar, dass Jesus hier davon spricht, dass er wie diese Schlange ans Kreuz genagelt wird und du zu ihm aufschauen musst. Er spricht von seinem Sühnetod, der gleichzeitig aber auch seine Erhöhung ist, weil es die Vollendung seines Werkes ist, das er getan hat.
In der Wüste wurde die Macht der Schlange besiegt, und am Kreuz die Macht der teuflischen Schlange, die umfangreicher und gefährlicher ist. Nebenbei gibt Jesus Nikodemus auch noch Antwort, wer er wirklich ist und wo er die Antwort finden kann, nämlich am Kreuz.
Aber wie in der Wüste dieses einfache Ansehen der Schlange gerettet hat, so rettet jetzt das Ansehen von Jesus. Wir kommen gleich darauf noch einmal zurück.
Du suchst ewiges Leben. Dieses ewige Leben ist nur bei dem Mann zu finden, der am grässlichsten Folterwerkzeug der Geschichte hängt: Jesus Christus.
Wie kann ewiges Leben in dein Leben hineinkommen? Es ist keine Frage des Tuns, sondern des Vertrauens und Glaubens. Du siehst es, wenn du auf diesen Mann am Kreuz schaust. Du findest ewiges Leben in dem Mann am Kreuz.
Wer Jesus glaubt und vertraut, hat ewiges Leben. Wie die Israeliten vertrauen mussten, dass es etwas bringt, zu dieser Schlange hinzugehen — das Lager war groß, wahrscheinlich mussten sie ein paar Meter dahin laufen — und da hinzuschauen, dass es mehr bringt, als sich irgendwelche Salben hinzuschmieren und sonst irgendwas, was ich gemacht hätte, wenn ich von einer Schlange gebissen worden wäre.
So musst du vertrauen, dass dieses Zu-Jesus-Gehen, ans Kreuz gehen und dein ganzes Vertrauen darauf werfen, dass dieses Sterben von ihm für dich reicht, um ewiges Leben zu haben. Wir müssen vertrauen, dass Jesus in der Lage ist, uns zu retten.
Gottes Liebe als Motivation für die Rettung
Wo geht dein Blick hin, wenn Fragen aufkommen?
Wo schaust du hin, wenn du die Schuld in deinem Leben spürst? Wo richtet sich dein Blick, wenn Zweifel an dir nagen? Gehst du mit deinem Blick zum Kreuz?
Ja, wir wissen noch mehr: Es rettet, weil Jesus dort für unsere Schuld starb – und noch vieles mehr. Das werden wir im Fortlauf des Johannesevangeliums noch genauer sehen. Aber zunächst steht die Aussage einfach da: Wer seine Augen dorthin erhebt und glaubt, dass Jesus in der Lage ist zu retten, der hat ewiges Leben.
Was ist die Motivation dafür, dass Gott so handelt? Hier sind wir bei dem bekanntesten Vers der ganzen Bibel.
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt – oder anders übersetzt: Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht (Johannes 3,16).
Jesus öffnet die Tür zu Gottes Herz und erklärt, warum er so handelt. Es ist der Höhepunkt der ganzen Bibel. Gott schafft eine Rettungsmöglichkeit. Und es ist unglaublich, was hier berichtet wird.
Johannes verwendet für „Welt“ ein Wort, das er an anderer Stelle benutzt, um die Feindschaft der Menschen gegen Gott zu beschreiben. Er verwendet hier das Wort „Kosmos“ und zeigt an anderen Stellen, wie dieser Kosmos gegen Gott steht.
Und hier heißt es: Gott liebt diese feindliche Welt, die gegen ihn steht, so sehr, dass er seinen Sohn aufgibt, um alle, die an ihn glauben, zu retten und ihnen ewiges Leben zu schenken.
In Epheser 1,4-5 lesen wir, dass diese Liebe Gottes schon weit vor allem begann – vor Beginn der Schöpfung. Gott hat hier den Ankerpunkt gesetzt, diese Liebe zu zeigen und diesen Liebesweg zu gehen.
Denn Gott wusste von Anfang an, dass unser Problem als Menschen nicht nur eine Verbesserung des Lebens ist, sondern dass wir ein neues, ewiges Leben brauchen. Er hat von Anfang an diese Lösung gesetzt, die wir in Jesus sehen und finden, wie er diese Welt rettet.
Dabei beschreibt der Vers zwei Dinge:
Erstens die Tiefe von Gottes Liebe. Er gibt seinen eigenen Sohn auf. Ich glaube, es gibt nichts Größeres, was man tun kann. Und er tut es für seine Feinde. Hier findet Feindesliebe ihren gigantischen Höhepunkt. Er tut es für Menschen, die eigentlich gegen ihn stehen. Wie viel mehr kann man lieben?
Zweitens ist es das andauernde Zeichen der Liebe Gottes. Seit Golgatha kann es keinen Zweifel mehr geben, dass Gott liebt, dass Gott diese Welt liebt und eine Rettungsmöglichkeit geschaffen hat.
Seit Golgatha steht fest, dass Gott nicht weniger liebt, als seinen Sohn zu geben. Dieses Zeichen ist andauernd. Es überdauert alle anderen Erfahrungen, die wir im Leben machen.
Ewiges Leben wird durch den aus der Ewigkeit kommenden Jesus selbst möglich. Jeder, der seine ganze Rettung von diesem Jesus erwartet, wird gerettet werden.
Das ist die größte Botschaft, die je in diese Welt gesandt wurde. Wenn du zweifelst, ob Gott dich liebt oder ob Gott in der Lage ist, dich zu retten – vielleicht weil in deinem Leben Dinge passieren, die du nicht einordnen kannst –, dann gibt es einen Ort, an dem du Gewissheit finden kannst.
Das ist Golgatha, wo Gott seinen Sohn aufgibt, um dir zu zeigen: Ich liebe dich so sehr, dass ich diese Rettungsmöglichkeit für dich zementiere.
Die Trennlinie der Menschheit und das Urteil über den Glauben
Gleichzeitig machen diese Verse uns deutlich – und wir sehen es auch in den folgenden – dass an diesem Verhalten und an unserer Einstellung gegenüber dieser Person am Kreuz die Trennlinie und Scheidewand durch die gesamte Menschheit verläuft.
Die Trennlinie, ob jemand Ewigkeit, ewiges Leben in Gottes Gegenwart verbringt oder nicht, verläuft nicht an dem, was wir in unserem Leben geleistet haben. Das Gericht erfolgt nicht wegen einzelner Taten, denn dann wären wir alle verurteilt.
Die Trennlinie verläuft an unserer Stellung gegenüber einer Person, an der Frage, wie wir zu Jesus stehen. Später formulieren das Petrus und andere so in der Apostelgeschichte: „Bei niemand anderem ist Rettung zu finden. Unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können“ (Apostelgeschichte 4,12).
Die Frage, an der alles hängt, lautet: Schleppst du dich mit all deiner Schuld an den Fuß des Kreuzes und setzt dein ganzes Vertrauen auf diesen gekreuzigten Mann, der niemand geringeres ist als Gottes Sohn? Er hängt dort, um dir ewiges Leben zu schenken.
In Johannes 3,18-21 heißt es: „Wer an ihn glaubt, wird nicht verurteilt; wer aber nicht glaubt, ist damit schon verurteilt, denn der, an dessen Namen er nicht geglaubt hat, ist Gottes eigener Sohn.“ So vollzieht sich das Gericht an den Menschen.
„Das Licht ist in die Welt gekommen, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, weil ihr Tun böse war. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und tritt nicht ins Licht, damit sein Tun nicht aufgedeckt wird. Wer sich jedoch bei dem, was er tut, nach der Wahrheit richtet, der tritt ins Licht, und es wird offenbar, dass sein Tun in Gott gegründet ist.“
Für alle, die jetzt Fragen haben: Jesus ist doch auch Richter der Welt. Ja, das zweite Kommen wird in Johannes 5 beschrieben, ist aber heute nicht unser Thema.
Nikodemus kommt in der Nacht. Wir können viel spekulieren, warum er das tut. Zur damaligen Zeit war Jesus noch nicht so unbeliebt. Es ist durchaus möglich, dass Johannes das bewusst beschreibt und betont, weil er die Finsternis im Leben von Nikodemus darstellen will.
Nikodemus kommt zu dem Licht selbst, zu Jesus Christus. Er begegnet uns später in der Bibel wieder, und wir können davon ausgehen, dass er sich wirklich diesem Licht ausgesetzt hat und sein Vertrauen auf dieses Licht gesetzt hat. Ich gehe schwer davon aus, dass er sich wirklich auf dieses Licht verlassen hat.
Die Herausforderung, ins Licht zu treten
Nikodemus ist einer derjenigen, die das ewige Leben erfahren haben, möglicherweise bewirkt durch dieses Gespräch. Wer zu Jesus kommt, erfährt etwas, das Jesus als vollkommenes Licht deutlich macht. Dieses Licht leuchtet hell, weil Jesus perfekt ist.
Wenn dieses Licht auf dein Leben fällt, werden deine Sünden überdeutlich sichtbar. Unsere natürliche Reaktion ist es, davor wegzulaufen. Jesus sagt hier: „Mit der Finsternis mag das Licht nicht.“ Der Punkt ist jedoch: Wer dieses Licht wirklich erkannt hat und das ewige neue Leben erfahren hat, hat kein Problem mehr damit, unter das Licht zu treten.
Warum? Weil er weiß, dass dieses Licht gleichzeitig die Person ist, die Schuld und Verurteilung wegträgt. Dieses Licht löscht die Schwachstellen und Sünden meines Lebens aus, trägt sie und vergibt sie. Es schafft Neues und bewirkt Veränderung in meinem Leben. Denn dieser Ort ist der Ort der Veränderung, der mein Leben neu macht. Er ist der Ort des ewigen Lebens.
Hier wird Schönheit sichtbar, die Gott selbst wirkt. Sicherlich keine Perfektion auf Erden, aber das, was ich vorhin beschrieben habe: Stück für Stück sehen wir die Auswirkungen von Gottes Wirken in unserem Leben und vor allem im Leben anderer. Wir erkennen, dass es stimmt, was in Epheser 2,10 steht: „Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken.“
Meine Frage lautet: Hast du Angst, in dieses Licht zu kommen, weil es Seiten deines Lebens aufdeckt, die du gerne verborgen halten möchtest? Wenn dem so ist – und ich weiß, dass das bei vielen der Fall ist – dann frage ich dich: Warum?
Ich glaube, es gibt zwei Gründe: Ist es, weil du denkst, du müsstest die Sache erst selbst in den Griff bekommen, bevor du zu Jesus kommen kannst? Oder ist es, weil dir deine Sünde selbst zur Not geworden ist, weil du an dir verzweifelst und frustriert bist, weil es nicht klappt?
Wenn du denkst, du kannst erst zu Jesus kommen, wenn du alles in Ordnung gebracht hast, dann ist das, mit Verlaub, völliger Unsinn. Denn Jesus ist der Ort, wo die Sache in Ordnung kommt. Er ist der Ort, wo sie gesühnt und ausgelöscht wird. Er ist der Ort des Kreuzes auf Golgatha, wo für deine Schuld bezahlt wurde.
Deshalb brauchst du keine Angst zu haben, in Gottes Gegenwart zu treten, auch wenn in deinem Leben Sünde aufgedeckt wird. Warum? Weil das Kreuz gleich daneben steht. Es ist der Mann vom Kreuz, der dafür bezahlt und gesühnt hat. Deshalb können wir zu ihm kommen.
Dieser Ort schenkt neues Leben, das wirkt wie der Wind: Du weißt nicht genau, wie, und du gibst nicht den Takt vor, wie andere sich verändern – sondern Gott tut es. Hier wird dein Leben verändert.
Deshalb gibt es nichts Besseres, als unter dieses Licht zu treten. Dort erst ist wahre Veränderung möglich, dort ist Sühne möglich, dort wird Schuld gesühnt. Du musst nicht warten, bis alles in Ordnung ist, um unter das Licht zu kommen. An diesem Licht ist auch der Sühneort.
Es gibt aber auch eine zweite Möglichkeit, warum du nicht in dieses Licht kommen willst. Jesus spricht hier sehr stark darüber, und ich möchte das betonen: Wenn du gar nicht kommen willst, wenn du kein Problem mit gravierenden Sünden in deinem Leben hast, wenn du nicht die Notwendigkeit siehst, dass sich etwas ändern sollte, und keinen Retter brauchst, weil du dich selbst für gut genug hältst, dann spricht Jesus hier Gericht aus – ein ewiges Gericht.
Warum? Nicht weil du schlechter bist als andere, die ins Licht kommen, sondern weil du nicht ins Licht kommst. Du kommst nicht zu dem Ort, wo die Sache in Ordnung kommen kann, nicht zu dem Ort der Reinigung, wo das Wasser deine Schuld abwäscht und Neues schafft.
Die Scheidelinie der Menschheit verläuft nicht entlang deines Sündenkatalogs oder deiner Perfektion. Diese sind nur Ausdruck dafür, dass wir Gericht verdient haben. Die Scheidelinie, die einmal durch die Menschheit geht – durch alle Generationen und Völker hindurch –, ist die Frage, wie du zu Jesus stehst.
Ob er dein Retter ist, dein Erlöser, ob du dem Licht vertraust, dich zu retten. Jesus ist die Scheidelinie der Weltgeschichte.
Johannes 3,16 sagt: „Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“
Ich lade dich ein, deine Augen zu öffnen und mit mir nach Golgatha zu gehen, an dieses Kreuz, das Gott vor zweitausend Jahren ins Zentrum der Weltgeschichte gestellt hat. Dort siehst du den Sohn Gottes hängen und rufen.
Das ist der Ort, an dem ewiges Leben gefunden wird. Dort lädt er dich ein, dein Vertrauen auf ihn zu setzen. Dein Vertrauen darauf, dass er dich retten kann, dass er das neue Leben in dir wirkt, das für die Ewigkeit notwendig ist und das du selbst nicht schaffen kannst.
Dort kannst du die unbegreifliche, dauerhafte Liebe Gottes sehen. Ich lade dich ein, in dieses Licht zu treten, wenn du bisher davon weggelaufen bist. Du wirst erfahren, dass dieses Licht dich nicht zerstört, sondern rettet, wenn du dich ihm ganz auslieferst.
Ich weiß, viele von uns haben Schwierigkeiten, zu Jesus zu kommen, wenn sie mit Sünde kämpfen. Ich glaube, der Teufel will genau das verhindern – dass wir nicht zu ihm kommen.
Zum Schluss möchte ich dir sagen: Wenn du damit kämpfst und dir Veränderung für dein Leben wünschst, dann ist das eines der untrüglichsten Zeichen, dass etwas Neues in deinem Leben begonnen hat. Denn Jesus sagt: Wer kein ewiges Leben hat, dem ist es egal, ob sein Leben in Ordnung ist oder nicht.
Du wünschst dir gerade, dass das Böse besiegt wird. Und gerade dann, wenn das der Fall ist, komm zu diesem Kreuz. Dort findest du Rettung, Erlösung und Veränderung.
Manchmal meinen wir, wir müssten alles richtig machen, bevor wir zu Gott kommen können. Was für ein Unsinn! Sonst hätte Jesus nicht sterben müssen, sonst bräuchte es dieses Kreuz nicht. Dann bräuchtest du nur einen Personal Coach und keinen Erlöser.
Jesus ist nicht dein Lebensoptimierer, sondern dein Erlöser und Retter. Er ist der Rettungsort deines Lebens. Die Frage ist nicht, ob du perfekt bist, sondern ob du ihm vertraust, dass er dich wirklich retten kann.
Ob du ihm vertraust, dass er das ewige Leben in dir wirkt. Die Frage ist, ob du ihm vertraust, dass du, wenn du hier deine Augen schließt, morgen in der Ewigkeit neben ihm aufwachst und ein Leben in Fülle genießen kannst.
Er schenkt es dir – das ist seine Verheißung. Und das ist es, was du und ich brauchen, um leben und sterben zu können. Amen.